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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.07.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940711023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894071102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894071102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-11
- Monat1894-07
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102«, 0720 I03.so 06.75 102 7t 1027t 100,20 Iis.ro I 10.50 27.— «s.— 112.50 103.— ISO— OSLO 270 50 106- 154 25 137.50 305.50 325 — SS.LV so.— os.— 120.— 104.50 SS.LV 107,- 385,50 100.— IS«.— 81.— 134- 110.— 0735 , 340 — SS.LV 35.75 03.— SO.— 7. SOLS. 1. 8. 8. 1. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. L a. 8. 8. 8. 8. 8. 8. 8. > 8. 8. > 8. 3. ' 8. > 8. 8. 8 8. 8. 8. 8. > 8 8. riuotii 5 8 - 8 0 8. 0 8. 5 8 0 >» — 8. >0 8. — 8. O 8. 50 8. — 6 50 i i. - 8. - 8. 5 8. 5 8. 15 8. — 8. — 8. 50 0. — 5, - 8 - 8 — « — li. — 8. — 8. — 8. — 8. — 8. — d» — 8. — V. — l». — 8. >ro Lttict. >» — r. 154 > ^ 103H d 528'« 52« 427 302 d . «4« '» 13'. ^ 08-. 4,. Bezugs.Preis Hauptexpeditton oder den Im Stabt« tqirt und den Vororten errichteten Aus- Astellen ab geholt: vierteljährlich.^4.50, Li zweimaliger täglicher Zustellung ins ^ ü.bO. Durch die Post bezogen sür Aitjchland und Oesterreich: vierlel,ädrlich 4 8.—. 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Bei den Filialen und Annahmestellen >e eia« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an die Ex-evttton zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig Mittwoch den 11. Juli 1894. Politische Tagesschau. * Leipzig, 1t. Juli. AuS dem im heutigen Morgenblatte mitgetheilten Berichte »es »Reichs-Anzeigers" über die vorgestrige Sitzung des YuiidcSrathS geht hervor, daß die hohe Körperschaft von der Wirkung deS zunächst in Kraft bleibenden Jcsuitcngrsctzcs nicht nur die Redemptoristen, sondern auch die „Priester vom Heiligen Geiste" ausgenommen und also die der letzteren Congregation ertheilte Erlaubniß, in Trier eine Erziehungsanstalt für ihre in die deutschen Colonien zu ent sendenden Angehörigen zu errichten, verallgemeinert hat. DaS Jesuitengesetz ist dadurch noch mehr durchlöchert worden, als man anfangs befürchtete. Warum mau den Vätern vom Heiligen Geiste — einstimmig — ein so großes Wohlwollen enlgegengetragcn hat, wird man ja Wohl erfahre», denn ofsiciös wird eine Motivirung des BundeSrathsbeschlusses in Aussicht gestellt. Die Redemptoristen verdanken ihre Wiederzulassung dein bayerischen Andrängen und dem Wunsche der meisten übrigen Staaten, einen möglichst einstimmigen Beschluß gegen die Aufhebung deS Jesuilengesetzes herbeizusühren. Aus diese Einstimmigkeit, die übrigens, wie verlautet, durch taS sür die Aufhebung deS Gesetzes abgegebene Votum von Rcuß ä. L. eine Lücke bekommen hat, legen denn auch die Lfsiciöseu besonderes Gewicht. Jetzt, schreiben sie, könne das Centrum .nicht mehr daran denken, daS Jesuiten- gesctz jemals aufgehoben zu sebcn. Der Bundesrath habe gerade durch die Aufnahme der Redemptoristen und der Väter roni Heiligen Geiste bewiesen, wie viel ihm an der Ausrecht erhaltung des Haupttbeile« des Jesuilengesetzes gelegen und daß er nie in die Aufhebung desselben zu willigen geneigt sei. Das müsse dem Centrum über die Zwecklosigkeit seiner Agitationen sür die Wiederzulaffung der Jesuiten die Augen öffnen und es zur Einstellung dieser Agitationen veranlassen. Wie eitel diese Hoffnungen sind, geht jedoch deutlich aus der Sprache der ultramontanen Blätter hervor, die sammt und sonders in demselben Sinne schreiben, wie die „Germania": „Ter Beschluß des Bundesrath«, das Jesuitengese» aufrecht zu erhalten, ist eine neue schwere Verletzung der staatlichen Gleich- berechtigung der Katholiken und ihre- religiösen Bewußtseins. Das wird seine Folgen haben; die beschlossene Nichtanwendung des Geietzes auf die Redemptoristen und Väter vom Heiligen Geiste dagegen mißfällt den Katholikenfressern, während sür uns dieser Beschluß bedeutet: es bröckelt das Jesuitengesetz und wir werden es schon noch zum Zusammenbruch bringen." Diese Steigerung der SiegeSboffnunge» des Mtramon- tanisinus ist die beklagenswerthcstc «Folge deS Bundesraths- beschlusses, dem selbst die »Köln. Ztg.", die doch sonst dem neuen Curse nach Möglichkeit huldigt, keine gute Seite ab zugewinnen weiß. Das rheinische Blatt schreibt nämlich in einem längeren Artikel: „Mit dem Beschluß, die Redemptoristen wieder zuzulasse», huldigt der Bundesrath von Neuem einem Brauch, dessen Bruch mehr ehrt als die Befolgung. Wir haben die Rechtsfrage der Verwandtschaft der Redemptoristen mit den Jesuiten in Len letzten Jahren wieder holt besprochen und können sie heute um so mehr unerörlert taffen, als ossenbar taktische Erwägungen den Ausschlag gegeben haben. Es hat dem Bundesrath nicht beliebt, dem stetigen Zurück weichen vor der kulturfeindlichen Macht des Ultra man- tanismus ein machtvolles Halt zu gebieten. Die deutsche Mion hat sich daran gewöhne» müssen, in dieser Beziehung vom ttiNichen Reichstag nichts oder vielmehr weniger als nichts zu er warten. Und so lange der einfältigste Knecht im letzten Torfe genau dasselbe Wahlrecht besitzt wie der kenninißreichste und erfahrenste Staalsmann, wird sich die halbreactionäre, halb- radicale Physiognomie des Reichstags wohl noch immer scharfer ausvrägen. Unter diesen Umständen könnten sich die Regie rungen in dem Bewußtsein der Nation eine stolze Macht- stell ring erringen, wenn sie sich der hohen Ausgabe treu be- wußt blieben, die edlen Güter der menschlichen Gesittung gegenüber den Rückschrittlern zu pflegen und zu bewahren. Wir verlangen keineswegs einen Angriffskrieg gegen de» Klerikalismus; wir ver langen nur, daß inan dem friedlosen Ultra inontanismus nicht Jahr für Jahr neue Eroberungen, neue Einbrüche tn das deutsche Geistesleben gestattet. Fänden die Re gierungen die Kraft, den reaktionären Forderungen die ruhige Sicherheit einer überlegenen Weltanschauung entaegenzusetzen, so würden sie damit gerade dem Frieden einen wesentlichen Dienst erweisen." In den tollen Wirrwarr von Behauptungen darüber, ob internationale Maßnahmen gegen die anarchistische» Ninsturzbestrebungen und ob außerdem in Deutschland noch besondere gesetzliche Maßregeln gegen diese Be- trebungen getroffen werden sollen, kommt allmäblich etwas Klarheit — freilich keine erfreuliche. Zunächst ist auf ei» internationales Abkommen nicht zu rechnen, weil Frankreich die Anregung nicht geben mag und die Regierungen der übrigen Staaten deshalb von ihren etwaigen Anregungen kein Ergebniß erwarten. Den einzelnen Staate» soll cs überlassen bleiben, sich selbst zu helfe», und unter diesen Staaten haben Italien, Spanien und Fr an kr eich daS ihnen nötbig Erscheinende bereits in die Wege geleitet, während Deutschland noch nicht weiß, was eö machen soll. Wahrscheinlich will eS abwarten, was in den drei genannten Staaten hcrauSkommt. Dies der kurze Sinn der neuesten Berliner Information des „Hamb. Corr", die folgender maßen lautet: „Man will hier wissen, die französische Regierung halte es nicht sür anaczeigt, internationale Maßregeln in Vorschlag zu dringen, vor Allem mit Rücksicht darauf, daß die einzelnen Regie- rungeii sich damit anderen Staaten gegenüber binden würden, ohne eine Garantie sür ihre übereinstimmende Mitwirkung zu erlangen. Daß die deutsche Reichsregierung in dieser Beziehung, wie hier und da vorgeschlagen wird, die führende Rolle übernehmen sollte, ist um so weniger wahrscheinlich, als man hier den Miß- erfolg einer solchen Initiative nicht auf sich zu lade» wünscht. Auch der Vorschlag der Errichtung eines internationalen Nach richtenbureaus, etwa in Bern, kommt demnach praktisch nicht in Betracht. Die Hauptsache ist, daß die Regierungen sich unter einander möglichst in Kenntniß halte» von den ihrerseits ergriffenen oder beabsichtigten Maßregeln. Der Kampf gegen den Anarchismus wird also seitens der Negierungen innerhalb ihres Staats gebiets, sei eS mit gesetzgeberischen oder anderen Maßregeln geführt werden. Daß auch deutscherseits Erwägungen in der Richtung, ob die bestehenden Geietze dem Bedürfniß einer wirksame» Abwehr entsprechen, cingeleitet sind, ist bereits vor einiger Zeit signalisirt worden. Die Vorschläge „zur Abwehr revolutionären Treibens", von denen ein hiesiges Blatt gesprochen hat, gehöre» einer früheren Zeit an und kommen, wie es scheint, jetzt nicht mehr in Betracht. Angeblich sind diese Vorschläge im preußischen Justizministerium aus- gearbeitet worden. Inwieweit sonst das Strafgesetzbuch oder das Dhnamitgesep »ach der Ansicht der Regierung einer Ver schärfung bedars, bleibt abzuwarten." Man versteht nun wenigstens den Grund jenes tollen Wirrwarrs: man hoffte in Berlin aus eine internationale Verständigung und ging selbst an die Ausarbeitung einer Vorlage für den Reichstag; aber die Verständigung blieb auS und die Vorlage fand an irgend einer Stelle Widerspruch — daher die widerspruchsvollen Meldungen der Herren, die jeden Tag elwaS Anderes über den Stand der Dinge er fuhren. Rach diesen Erfahrungen wird man am Besten thu», auf das, was über innere Maßregeln in Deutschland ver lautet — internationale Bereinbarungcn stehen ja nicht mehr auf der Tagesordnung —, nicht viel zu geben, da eS neuen Vorschlägen ebenso gehen kann, wie den vom preußischen Justizministerium auSgearbcitetcn. Die Wälschtyroler sind scbr nnzusrieden mit dem österreichischen Ministerium, weil eS den Kaiser nicht dazu vermocht hat, bei seiner Anwesenheit in Trient eine Denk- chrift niil den bekannten aulonomistische» Wünschen der National-Liberalen entgegenzunehmen Sie lehnen Len Wieder eintritt in den Innsbrucker Landtag ab, wenn es sich bewahr heiten sollte, daß man ihnen als Zugeständniß nichts weiter anbietet, wie die Theilung deS LandeSauSschusseS in zwei nationale Abtheilungen. Schmollend erklärt ihr Organ, der »Alto Adige": „Wir haben eine zu hohe Meinung von der Geschicklichkeit und dem Ernst des gegenwärtigen Ministeriums, als daß wir glaube» könnten, es werde zu einem so ärmlichen Auswege greisen und einen so ernsten und bedeutsamen Streit aus diese seltsame Weise lösen." Die Regierung möge sich nicht einbitden, mit einer geringen Be- willigung die Trentiner Frage lösen zu können. Tie Trentiner eien viel zu praktische Leute und taffen sich keine Täuschung vormachen. Ei» Trentiner Landesausschuß ohne einen Trentiner Landtag gleiche einem Gebäude ohne Fundament. Man könne sich auch gar nicht denken, wie eine und dieselbe gesetzgebende Körperschaft zwei executive Organe besitzen könnte, und das um so mehr bei einer Küiperschaft, in der ein unvermeidlicher Zwiespalt zwilchen der Mehrheit der Deutichen und den zur Minderheit ver dammte» Italiener besteht. Mit Rücksicht ans die »olhwendige Reorganisation der Gemeinde» und die sinanzielle Frage erscheine der Vorschlag nicht annehmbar. Ties gelte auch von der Schulfrage. Es bleibt also im Trento bei der Abstinenz vom Landtag; aber die italienische Partei thut nicht klug damit, daS Ent gegenkommen deS Landtages und der Negierung von vorn herein abzulehnen. Ein zu straff gespannter Bogen bricht leicht und am Ende wird eine tauscndjäbrige Ge meinschaft doch nickt mit einem Federstriche beseitigt. — In Ungarn ist die Opposition noch eifrig an der Arbeit. Trotz seiner Niederlage läßt der katholische KleruS nickt ab, gegen das Civilehegesetz zu Wülsten; man Hiebt sich den Anschein, als hoffe man aus die Krone, die in letzter Stunde dem Gesetze ibre Sanclion versagen werde. Worauf sich diese Annahme stützt, ist ganz unbegreiflich, und darum hüten sich auch die besonnenen Elemente der hohen Geistlich keit, vor Allem der FürstprimaS, den verzweifelten Feldzug mitzuinacken. Von der andern Seite bat Gras Apponyi in dem seinen Wählern in Jaszberenyi erstatteten Rechen schaftsberichte zwar betont, daß nunmehr jede Opposition gegen die Kirckcnpolitik der Regierung aufhörcn müsse, er hat aher erklärt, jetzt seien alle Kräfte den nationalen Aufgaben zu widmen; er kündigte zugleich schärfste Oppo sition gegen die VerwaltungSrcform an, bis die Reinheit der Wahlen und der ungarisch-nationale Ebarakter der centralen Staatsgewalt gesichert sei; die liberalen Gedanken dürften nicht aus Kosten der nationalen Politik durchgefübrt werden. Damit bat Apponyi, der Führer der anfänglich conservaliven, jetzt aus Liberalen, Junkern und Ultramontane» zusammengesetzten Nationalpartei, die Schwenkung ;uräuß:rsteii Linke» vollzogen; er will alle oppositionellen Parteien bei der Reform der Verwaltung gegen die Regierung zu heftigster Befehdung vereinigen. Angesichts der imposanten Stellung deS Cabinetü Wekerle, die in dem Vertrauen der enorme» Mehrheit deS Abgeordnetenhauses ibr Fundament bat, wird diese neueste Schwenkung des Grafen Apponvi mehr für diese» als für die Regierung von Bedeutung sein. Die Holländer haben wieder einmal eine überseeische Expedition aus dem Halse. Dieselbe ist gegen den Radschab von Lombok gerichtet. Lvmbok, eine der kleine» Sunda-Inseln, etwa 108 Ouadratmeilcn groß, hat eine theilweise auS niokamedanischen Malaien bestehende Be völkcrung von >00 000 Seelen und wird unter nomineller nieder ländischer Oberbobeit von einem eingeborenen Fürsten regiert. Der gegenwärtige Radschab hat es verstanden, eS sowohl mit den Holländern, als mit seinen eigenen llntertbanc» zu verderben. Er bat, wie seinerzeit der holländische Eolonial- Minister in der Kammer erklärte, der niederländischen Regierung Beleidigungen ins Gesicht geschleudert, seine wegen Waffen-Einsuhr gemachte» Zusagen absichtlich verletzt, vertragswidrige Beziehungen mit dem AuSIande angekiiüpsl und seine llntertkanen jahrelang bedrückt, bis diese sich nach Batavia um Schutz wendeten. Die holländische Neaierung ließ daraufhin durch ihren Residenten in Bali dem Fürste» von Lombok ein Ultimatum überreichen, und als dasselbe unbeantwortet blieb, ging ein ErpeditionScorps unter General major Vetter ab, welches am ü. d. auf Lombok gelandet ist. Die Holländer rechnen auf die Unterstützung der Eingeborenen, und in der Tbat haben siä> die Landung der Truppen und die ersten Slrciszüge unter Mithilfe derselben vollzogen. Tie Gegner haben inzwischen uni eine Verlängerung der Ulti- matuinSsrist gebeten. So ganz leicht ist daS Expeditions- Unlernebmen nicht, denn die Bevölkerung ist kriegerisch und wenn auch den Holländern bis jetzt ein ernstlicher Widerstand nicht entgegengetreten ist, so sind dock Ucberraschuiigcn — der Aljeh-Krieg hat die» bewiesen — in solchen Fälle» nicht aus geschlossen. Bekanntlich ist eS der sehnlichste Wunsch der «oiwcgffchrn Radikalen, die Union mit Schweden zu lösen und Nor wegen als besoudereu Staat zu elablircn. Um dies durch- zuführcii.strebcn sie mit allen Mitteln dahin.eincn eigenen Minister für auswärtige Angelegenheiten zu erhalten, und wiederum, ui» dieses Ziel zu erreichen, planen sie, zunächst ein eigenes norwrgischeSEonsulatS wesen zu schaffen. Beide Pläne stoßen auf de» bestimmten Widerstand des Königs, aber je näher der Schluß der Session bcrankommt, um so heftiger treten die Radikalen mit ihrer Forderung ans, anscheinend, um sich für de» bevorstehenden Wablkamps einen besonderen Piedestal zu schaffen. Verweigerung deS diplomatischen Budgets war in dem ganzen Kamps das Losungswort, und auch der zur Bebandlung der Consulalsangelcgenbcit »iedcrgese'tzle Großthing-AuSschnß hat vorgeschlagen, den betreffenden Etat sür die gemeinsamen Consulate nur vom i. dS. MtS. bis 3l. Dccember d. I. zu bewillige» und zwar nur unter der Bedingung, daß die Regierung den schwedischen Instanzen un verzüglich die Kündigung der bisherige» consularen Gemcin- schast für den >. Januar l895 anöspricht; von jenen« Datum an sollen Bewilligungen mir sür ein selbstständiges nor wegisches ConsulatSwesen erfolgen können. Diesem Vor schläge ist, wie gemeldet wurde, das Odclstbiiig gestern beigctrcten. Dafür waren die Stimme» der Linken, dagegen die der Rechte» und der Gemäßigten. Schon taS vorjährige Storlhing batte beschlossen, den Gesaiidlcnposle» in Wien »orwegischerscitS nickt mehr ;» doliren, worauf der schwedische StaalSrath sich dahin resolvirtc, den Posten ausrecht zu er kalten und die ganze Dotirung desselben auS schwedischen Mitteln zu bestreite». Ob der schwedische StaalSrath dem umfassenderen Beschluß des Ldclstbing gegenüber sich ähnlich verhalten wird, bleibt abzuwarlen. Uebrigens werden die Aussichten der Radikalen sür die in den Herbst fallenden Slortbincswablen immer zweisclhaster. Durch das Liebäugeln mit der «ocialtcniokratie ohne den Muth zum Abschluß eines Wahlbündnisses hat man sich zwischen zwei Stühle gesetzt, und »ach der betreffende» Enttäuschung arbeiten die sociat- deinokralischen Organe in der leidenschaftlichsten Polemik gegen die bürgerliche Linke; ja sie droben »nt dem Eintreten sür die conservaliven oder moderaten Eandidaturen. Wenn auch diese Drohung nur ein Schreckschuß sein kann, sind dennoch durch jene Wendung die Wahlan-sicklen des Radikalismus sehr verschlechtert worden und ist von einer ZwcitriltelSmebrheir zu weiterer Rabicalisirung deS StaatSgrundgeseycS sür sie keine Rede mehr. DaS giebt sich auch in der eigenen Presse der Partei kund, in welcher sich der unvermeidliche Herr Feuillrtsii. Die alte gute Zeit. Eine Erzählung aus NicLcrjachsen von Greg. Sarnarow. L2j Nachdruck »erdeten. (Fortsetzung.) Er sab daS Pferd beranrasen und erkannte die entsetzliche Gesabr des gestürzten Reiters. Lhne sich zu besinnen bog er seine nervige Gestalt zu sammen und sprang mir einem wcblberecknetcn Satz auf daS Tbicr zu, mit festem Griff den am Halse herabhängenden Zügel nsaffend. Ta« Pserd wehrte sich mächtig gegen da« neue Hinderniß. 8 riß Haarbrandt mit sich sort und tras ihn, der sich mit aller Gewalt entgegenstemmte, mehrmals in seinen Schenkel: er aber dielt tapfer a»S, und endlich gelang eS ihm dennoch, daS zitternde Tbicr zum Stehen zu bringen. Lbne den Zügel loszulassen, befreite er Hilmar'S Fuß vom Bügel, einige Bauern eilten binzn und nabinen dem erschöpft zusammenbreckenken Haarbrandt das Pferd ab. »Dort, dort", sagte er, »kümmert Euch um den da. an dem armen Herrn wird wobl nickt mehr viel ganz sein." Er hinkte weiter, vermochte aber das Gehen nicht auS- zubalten. „Ibr werdet mir später", fuhr er fort, sich an den Rand der Straße niedersetzend, „wohl einen Wagen geben müssen, der mich nach Hause bringt — um mich hat'S keine Notb, sorgt erst für den Baron." Mehrere Bauern eilten heran und hoben Hilmar auf, der bewußtlos am Boden lag. Sein Gesicht war mit Blut überströmt, daS auS einer breiten Kopfwunde floß, seine Augen waren geschloffen, er be wegte kein Glied. Ter Dechant batte die entsetzten Hilfrufe gekört und eilte zu der Unglücksstätte. „Welch ein Tag deS Schreckens!" rief er, die Hände lallend und fast vorwurfsvoll zum Himmel aufblickend. „Aber hier gilt eS zu helfen unk zu retten, wenn noch Rettung möglich ist. Bringt den armen Herrn in mein HauS und wer ein Gespann übrig bat, der fahre so schnell, wie die Pferde laufen wollen, nach Angrrsum und schaffe den Toctor Mendel der." Sein Befehl wurde schnell befolgt. Einige brachten daS Pferd in den Stall eines großen Bauern, andere eilten, ui» die Fuhre zu bestelle» und Hilmar wurde nach dein Psarrhause getragen. Als man ib» aushob, stieß er einen dumpfen SchmerzciiSlaut au-, ebne die Augen zu öffnen. „Ta wird wohl wenig noch zu helfen sein", sagte einer der Bauern mitleidig, indem er den wie todt herabhängenden Kopf deS Verwundeten sorgsam stützte. Ter Dechant war vorauSgecilt. Tic alte Johanna stand händeringend in der Gartcntbllr. Anna saß noch wie gebrochen und starr vor sich binblickend in dem Zimmer, sic halte die Unruhe auf der Straße kaum gehört. »Schnell", rief der Dechant, »hier gilt'- nickt heulen und jammern — macht ein Zimmer zurecht, der Baron ist gestürzt, macht Alles bereit, daß wir ihn betten können!" Die Alte bekreuzte sich und eilte die Treppe hinauf. Anna stieß einen durchdringenden Schrei auS. »Allmächtiger Gott!" rief sic, des Dechanten Hand er greifend, »Hilmar ist todt? Und ich, ich bin schuld daran!" »Davon ist nicht die Rede", rief der Dechant heftig, »daS alles sind Nebensachen, hier gilt'S ein Menschenleben zu retten. — Forlgebrackl kann der Arme nickt werden und anderSwo findet er keine Unterkunst hier — also eilt — jammern und klagen könnt Ihr nachher!" AlS Anna noch wie von Schreck gelähmt dastand, wurde Hilmar ins HauS getragen. Bei seine», Anblick sank sie auf die Knie nieder, faltete die H2"^t und rief: ,,O rette ihn, allmächtiger Gott, nimm mein Leben sür daS seine." An ihr vorbei wurde der Verwundete unter des Dechanten FübrUng die Treppe binausgekrage». In einem freundlichen Giebelzimmer, Anna « Wohnung gegenüber, war bereit» da» Bett ausaedeckt. Die alte Johanna brach beim Anblick LeS Verwundeten in laute« Jammern au«. Der Dechant fuhr sie heftig an und befahl ihr, Wasser und Leinenzeuz zu bringen. Hilmar wurde entkleidet. Ter Deckau! selbst wusck ihm da- Blut au- dem Grücht und gab ibm seine eigene Wäsche. Einen Augenblick öffnete er dir Augen bei der Berübrung mit dem kalten Wasser, aber er schloß sie sogleich wieder, und als man ihn endlich in daS Belt gebracht hatte, lag er bleich und regungslos wie ein Todter da. Ter Deckant wie- die mitleidig Umherstehendcn auS dem Zimmer und rief seine Nichte heran. »Hier ist Tein Platz", sagte er, »bewache den Kranke» und kühle ihm die Wunden — etwas anderes können wir jetzt nicht tbun." „Und Sie", befahl er der alten Johanna, »sorgen Sie sür Wasser, sür Schwämme, für Lcincnzcug — der Doctor wird daS Alles brauchen, wenn er kommt." Anna beugte sich über den Verwundeten, sab in sein bleiches Gesicht und eine Tbräne siel auf seine blutige Stirn. ES war, als ob ihre Nähe ihn stärkte und beruhigte. Er öffnete die Augen. Leise wie ein Hauch klang eS von seinen Lippen: »Anna, meine Anna, da bist Du, ich weiß eS ja, Du konntest mich nicht verlassen." Dann siel er wieder in die todtenähnlichc Erstarrung zurück. „Verlassen!" flüsterte Anna, »o wie klingt das Wort so furchtbar, wen» der Tod »nS seine Hand enkgcgenstreckt!" Sie setzte sich neben daS Bett, trocknete daS auS der Kopfwunde fließende Blut und legte immer neue Umschläge auf die immer heißer brennende Stirn. Tie alte Jobanna saß in einer Ecke deS Zimmer«, zerpflückte ein Stück Leine» zu Eharpie und sah den Ver wundeten mit entsetzten Blicken, wie in abergläubiger Furcht an. Der Deckant ging in seinem Zimmer auf und nieder, in banger Ungeduld de» Doctor erwartend. Von Zeit zu Zeit trat er an das Fenster, blickte mit ge falteten Händen zum Himmel auf und betete, daß Gott nicht sein HauS zur Stätte eine- so furchtbaren Geschickes machen möge. Nock lange konnte der Toctor nicht von Angersum kommen. Da fubr der Tbierarzt vor. Er batte von Feldarbeiten: die schnell verbreitete Kunde de« Unglück« vernommen. Bleich und atbemlos trat er in de« Dechanten Zimmer »Lassen Sie mich den armen jungen Herrn sehen", sagte er »bin ich auch nur ein Thierarzt, so kann ich dock vielleicht sür den Augenblick tbun, was nötbig ist. — In solchem Fall kann ja Alle« vom Augenblick abbängen — es ist ja meine Schuldigkeit zu bclfen, wo eine Erealur Gotte« leidet, und Wund« ist Wunde bei allen Crraturen von Fleisch und Bein. — Dem alten Grasen Bcrgbol; bin ick- wobl schuldig, mich wegen Meticiiialpfuscherci verurtbeilen zu lassen, wenn eö gilt, das Leben seines SvbncS z» retten." „Sic mögen reckt baden", erwiderte der Deckant, den Alten die Treppe bmauftülnend, aber um GotteSwiUen tbun Sie nichts, was Gefahr bringen könnte — bedenken Sie die Veranlworluiig, die auf mir rubt." „Seien Sic ohne Sorgen", murrte der Tbierarzt. mancher Professor der Medici» bat wobl leichtsinniger mit Menschen leben gespielt, als der alte Bergen tbun möchte. Der Graf von Bergbolz weiß wohl, daß ich sür seines SobneS Leben das mcinige geben würde." Er schickte alle binauS und untersuchte de» Verwundete». „Teufel", sagte er, „daS ist ein böser Riß am Kopse, er gebt biS aus die Schätcldeckc Doch daS hat wobl Zeit, bis der Doctor kommt." Er band die klaffende Wunde fest zu, befeuchtete sie mit kaltem Wasser und untersuchte dann den übrigen Körper. „Einige Ouetschwundeii am Arm und an der Brust, daS hat wenig zu sagen, aber hier taS Bein, o weh, zweimal gebrochen, daS darf nickt so bleiben." Er eilte in die Klicke binab, nabm ein Beil und schlug von einem Tische zwei Beine ab. Mit diese» schiente er durch feste Binden den gebrochenen Unterschenkel so fest und sicher, daß keine Bewegung und Verletzung desselben möglich war. „So, nun ist Alle- in Ordnung — Sie können rubig noch eine Stunde warten, oder zwei, ich aber werde sogleich nach Berzholzbausen fahren, mein braver Gaul muß bis Hildes bei», schon noch auSbalten, und dem Grasen die Botschaft bringe», damit sie nicht entstellt und vergrößert zu ihm dringt." Er ries Anna herein und ließ sic ihren Platz wieder am Krankenbett rinehmen. Ter Dechant begleitete ihn bi- zum Wagen. „Ist LebenSgesabr verbanden?" fragte er den Tbierarzt. „In dem Fuß nickt", anwortete Bergen, ,. aber an der Kopfwunde wird der Arnie schwer zu leiden haben, da kann eS immer an einer scharfen Ecke vorbeigeben Der arme Graf", sagte er vor sich bin, »sein einziger Sohn! — E- wäre ein schreckliche- Verhängnis, wenn nun dock sein HauS erlöschen sdllte, dem er so schwere Opfer gebracht." Er ließ da- Pserd schnell davon traben. Ter Dechant kebrte gelenkten Haupte« in daS HauS zurück. Zum ersten Mal in keinem Leven zitterte «s wie ein leise»
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