01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940721013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894072101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894072101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-21
- Monat1894-07
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Set de» Filialen »ud «nnahmesiellea je ein« halb« Stunde früh«. Anzeige» stad stet« »n di, Ggpevttt«« pl richte». Druck und Verlag vo, «. Pelz in Leipzig ^?3«8. Tonnabend dm 21. Juli 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag» den 22. Juli, Vormittags «nr bis '/,v Uhr geöffnet. LxpeÄltton Ä«s I^elprlxer Inxedlattes. AmMche Betanntmachungen. Bekanntmachung. Erhebung über die Tabackfabrikation. von dem König!. Ministerium des Innern mit der Ausstellung einer statistische« Ueöerficht Uber die Zahl der TabacksadrttattoN»- !betriebe unsere» Bezirk- im» Zmnr« I8VR, di« Menge der darin hergeslelltrn Fabrikate und di» Zahl der beschöstiat gewesene« Arbeiter beaustragt, habe» wir allen uns vrkanntrnTaback-Industriellen unsere- Bezirk« (Stadt, und Amlshaupimanns-ast Leipzig) einen aus Grund der von der Regierung ausgestellttn Schemas entworfenen Fragebogen- zugKtellt mit der Aufforderung» denselben (dia »mim ltb. Zoll a. F.) au-gefüllt an unsere Kanzlei — Reu« Börse, Treppe X, l. — »uriickgelangen zu lassen. Diejenigen Taback-Gewervetreibenden unseres Bezirks, welch« bi» >eute noch nicht in den Besitz «ine- Fragebogen» gelangt find, werden ersucht, «inen solchen ungesäumt schriftlich oder mündlich von unserer Kanzlei zu verlangen und ihn dann ebensall- bi» zu dem oben- genannten Termin ansgesüllt an di« »orbezeichnete Stell« zurück- zusenden. Leipzig, den SO. Juli 18S4. Die LanVtlSkammrr. A. Thiemr, Vorsitzender. vr. Pohle, S. de« diesjährigen Reich^gesetzbiatte« Die Stück, 31 «nd 32 find bei «,» ringegangen und werden bi» zu« IS. August »ieie» Jahres auf dem Rathhautsaale zur Einsichtnahme öffentlich au»« hängen. Dieselbe» enthalten: Nr. 2i87. Bekanntmachung, betreffend Ergänzung der dem internattonalen Uebereinkommen über den Eisenbahn- srachtverk«hr beigesügtea List», vom 4. Juli 1894. Nr. 2188. Verordnung, betreffend dt« Paßpflichtigkeit der au» Rußland kommenden Reisenden, vom 30. Juui 1894. Leipzig, den 13. Juli 1894. Der Rath Ser Lt«St Leipzig. vr. Georgi. Hildebrandt. Bekanntmachung. Bei »nserem Stadiorchefter, da» den Dienst tu Kirche, Gewand« hausconcrrt »nd dem Siadttheater zu versehe» hat. soll zum 1. DrtoSer Siese» Jahre« die Sielle für UI. Horn, welche mit einem Ansang-gehalt von jährlich 1800 ^l (1260 vom Theater und 340 ^4 vom Toncert) aasgrstatttt ist und mit Anspruch aus Pensionsbrrrchttguug für den Inhaber smoohl al» auch sür di» Wittwe versehen ist, anderweit besetzt werden. Geeignete Bewerbe, die sich einem Probespiel zn unterziehen beben, wollen ihre Gesuche mit kurzem Lebenslauf (Altersangabe, Eludiengang rc.) und Zeugnissen bis spätestens zum IS. August Diese« Jahre» bei un» einrelchrn. Die Anstellung erfolgt zunächst aus rin Probejahr. Nachdem diese- in befriedigender Weis« zurückgelegt ist, tritt feste Anstellung nach Maßgabe der Satzungen für da« Stadtorchester, sowie die s. Z. uachzusuchende Ausnahme unter die Mitglieder de- Orchester- Pension-fond- in Gemäßheit de» Grundgesetze» sür denselben ein. Leipzig, den 18. Juli 1894. Der «ath Ser StaSt Leipzig, la. 8109. vr. Georgi, Oberbürgermeister. Lichorlu-, Bekanntmachung. Di, öffentlich ausgeschriebene Herstellung der Fußwege vor dem SchulgrunSftücke in Leipzig-Kleinzschocher ist vergeben worden. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werdea daher au» ihren bezüglichen Angeboten hierdnrch entlasse». Leipzig, am 17. Juli 1894. Der Aath Ser StaSt Letsztg. »rgt. Lo Ie.3413. vr. Geoi loldltz. Bekanntmachung. Di« Pilafteruugs- uod Lieferung Sk» Mobiliar» »um schule in Leipzig-Godliö sind vergeben. Di« nicht berücksichtigten Submittenten werde» daher ihrer An geböte enthoben. Leipzig, am 16. galt 1894. Planiruttg»arbetten, sowie die > Erweiterungsbau der XI. vürger- ld. 3082. 8S8. Der Aath her StaSt vr. Georgi. Ddf. Ausschreibung. Die Ausführung »er SrS- u«S AkaurerarSette«, Etetn- metzarSetten «nS Zimmerarbeiten für da« Betrieb-gebäude, Wohnhaus und Rebeugebäude der ll. Betriebsanloge der städtischen .Wasserwerke, westlich von Naunhof gelegen, wird hiermit zur Be werbung ausgeschrieben. Bedingungen, Massenanschläge und Zeichnung«» liege» zur An« sicht der Bewerber in der Geschüst-stelle sür den Erwetterong-ba» der städtischen Wasserwerk« Leipzig, Thomaskirchhof 18, II-, au» und können von dort gegen Entrichtung von 2 „X für einen Sai; Schriftstücke and Zeichnungen für die Erd« und Maurerarbeiten »id 0.7b ^4 sür je eine» Satz Schriftstück« sür di« aaderea Arbeite» bezogen werden. Dt« Angebote sind mit entsprechender Aufschrift versehen bt« zum 30. diese» Monat» 10 llbr Vormittags bet der Nuntiatur de» Rath«» der Stadt Leipzig versiegelt rinzusendrn. Der Rath der Stadt Leipzig behält sich die Wahl unter de« Bewerbrrn oder da» Recht vor, sämmtltch« Angebot« obzulehura. Leipzig, am 20. Jult 1894. Der «alh Ser StaSt Leipzig. Vr. Georgi. Lichoria« Verkauf auf den Abbruch. Der verkauf der auf dem vorm. Fickrr'schen Grundstücke an der Ecke der Elisabeth-Ale« «nd der AwalteU'Stratz« in Lctpzig- Plagwitz anstehenden Baulichkeiten auf den Abbruch soll im Wege de« schriftliche, Angebot» erfolgen Die Abbrnch-bediagungen können bei unserer Hochbau-Leiwal« taug, Rathtzauö, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7 während der GeichSfirftundea ringesehen werden. .. . Do« vorbezeichnet» Grundstück ist am 23 . 24. und 2b. ds». Mt» vormittag« von 11—12 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Bezüglich« Angebote sind in verschlossenem Umschläge bis zum 27. Ss». Mt»., Nachmittag» 8 Uhr partofret bei der oben n« wähnten Geschaiirstelle mit der Aufschrift: „ASSr»« »r» SrnnSstnck« «ücke »er StisaSetS^llte« «S AmuUea^tratze" versehe», »inznreiche». .. . Jeder vteter bleibt bi« zum 11. August ds«. I«. ,» sei" ««bot Dt» Auswahl uuter de» Bietern, sowie dt« Ablehnung aller Na tt» bleibt Vorbehalten. Leipzig, am 20. Juli 18S4. Der Aath Ser StaSt Leipzig. vr. TrönbU». L-lditz- Bekanntmachung, Seneralrevision üSer Sie Droschlea betteffen». Die Generalrevisioa über die Droschken mit utigeraSrn Nummern indet Dienstag, den 21. Ananst er., anf Se« Wege an Ser Tribüne Ser AennSahn statt. E» haben am gedachten Tag« ihre Geschirr« vorzusahren di» Concrssionatt mit den Ansang-buchstaben X—k Vormittags 8 Uhr O—I . S « L-A » »/.10 . kk—S . '.11 . 8ck-2 « ' ,12 « Die Aufsahrt»»eit«u sind Pünetlichft etnzuhalten. Di« Eon« cesstonore habrn bet Vorführung ihrer Nummern zugegen zn sein. Droschken und Gespanne müsse» in Bezug aus ihre Beschaffenheit den in 8. 6, di« Dienstkleidungen der Drojchkcnführer drn in 8. 10 de» Droschken-Regulativ« vom 22. November 1890 gegebenen Be« timmuugen allenthalben entsprechen. Zuwiderhandlungen gegen vorstehende Anordnungen werdea nach b3 de- Regulativs bestraft werden und baden dir Loncrksionare nach Befinden überdies die Außerbetriebsetzung der nicht Vorschrift»« mäßig vorfahrenden Geschirre zu gewärtigen. Leipzig, am 17. Juli 1894- Da» Sottzei-Amt Ser StaSt Leipzig, v. L. 2977. Bretschneider. ist der für Herrn Daniel Safte in Januar d. I. ausgestellt« Reisepaß Laut erstatteter Anzeige Leipzig-Loilnewt- hier am b. Nr. 13L abhanden gekommen. Zur Verhütung von Mißbrauch wird der Paß hiermit für ungiltig erklärt. Leipzig, den 17. Juli 1894. Da» Polizetamt Ser StaSt Leipzig. IV. 4298. . Bretschneider^R. Der städtische Lagerhof in Leipzig lagert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager, scheine werden von den meisten Bankinstituten belieben. Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputation zu« Lagerhose. Der Sleinhauer Gnfta» Kunze, zuletzt in Riesa wohnhas«, an« oeblich nach Leipzig verzogen, ist durch rechtskräftiges Uriheil der Strafkammer de« königlichen Landgericht« zu Halle a S. vom 19. September 1869 wegen Widerstands gegen die Staatsgewalt und Beleidigung zu 20 -X Geldstrafe, im Unvermögenssall« zu vler Lagen Besängniß verurtbrilt worden. Da der Aufenthaltsort d«S Kunz« unbekannt ist, wird um Ein ziehung der Geldstrafe, sowie der Kosten im Betrage von 74 30 Im Nichtbeitreibungssalle um Vollstreckung der sudstituirtcn Freiheitsstrafe und Nachricht zu drn Acten v bt) 88 ersucht. Delitzsch, den 17. Juli 1894. Königliche» A«1»gericht. „Caligula". Wir sind bisher auf dir bekannte Sensationsschrift, die Professor 8. Quid de unter dem Titel „Caligula. Eine Studie über römischen Cäsarenwahnsinn" erscheinen ließ, ab sichtlich nicht ringeaangen. Wir wollten warten, bi« in einer wissrnschastlichen Fachzeitschrift von einem sachverständigen Grlebrten da» Wort zu einer wissenschaftlichen Kritik ergriffen würde. Da« ist jetzt geschehen. In dem neuesten Heft rer „Historischen Zeitschrift" (herauSgegrben von Hrinrich vou Sybel und Friedrich Meineckt, Verlag von R. Oldeubourg in Leipzig und München), finden wir eine ausführlich« Besprechung der Quiddr'schrn Schrift von vr. E. Kleb», Privatdoceot der Geschichte an drr Berliner Universität. Wir können unS mit dem Abdruck dieser Kritik begnügen; jeder Zusatz würde ihre Wirkung abschwächen, vr. Kleb« schreibt wörtlich: »Nus Anlaß de« Zeitungsstreite-, der sich über diese „Studie erhoben bat, Dank dem sie nunmehr in 26. Auflage vorliegt, hat der Berf. in einer öffentlichrn Erklärung behauptet, „daß die Schrift sowohl in Inhalt wie Form durchaus historisch ist und sich ohne Seitenblicke (auf politische Verhältnisse der Gegenwart) streng an da« historische Thema hält." So wird denn auch derRrferent einer wissrnschastlichen Zeitschrift sich zu nächst an diese Erklärung zu halten haben: Ich werde ihre Berechtigung lediglich vom wissenschaftlichen Standpunkt au« vrüfen, gleich unbekümmert um dir „republikanischen An schauungen", in denen Herr Quidde bekundet, groß geworden ,u sein, wie um di« monarchistischen, über derrn Verletzung seine politischen Gegner geklagt habrn. Da« allgemeine Thema, der angebliche Cäsarenwahnsinn, ist ein wissenschaftliche« Unding. Die« wagt auch der Vers nicht ganz zu leugnen, und er beginnt seine Au«einandrr> setzungrn: „man hat sich grwöhnt, von Cäsarenwahnsinn al« einer besonderen Form geistiger Erkrankung zu sprechen" daran schließt sich da« Eingeständniß, daß die Züge der Krank heit sich auch bei anderen Geisteskranken fänden. Indrß trotz dieser Anwandlung einer besseren Einsicht verfällt auch Herr Q gleich darauf jener unberechtigten Gewöhnung und unternimm! e«,«ine Theorie de« „specifischen Cäsarenwahnstnn»" zu entwickeln. Ich glaube ihren Kern nicht treffender bezeichnen zu können, al« wenn ich sage: r« handelt sich um eine Berufskrankheit drr Könige Al« man daraus aufmerksam wurde, wir nach Eisenbahn- Unfälle» bei Manchen ohne jede äußere Verletzung sich Lähmung-erscheinungen in Verbindung mit schweren psychisHen Störungen einstellten, da constituirte die neuere Medicin eine eigene nervöse Eisenbahnkrankheit (niilivay-zpins), die nach der Natur drr Dinge vornehmlich vei Zugführern und Be amten verwandter Art austritt. In ahniicher Weise fand Herr O. bei den Führern der Völker krankhafte Erscheinungen, die aufs Engste mit ihrer Stellung verknüpft sind und die sich ihm zu einem einheitlichen Krankhe.tSbilde z»sa>„mengeschlosseii haben. Und wie die Entstehung äußerer Epidemien nach der Lebre Pettenkofer'S eine gewisse örtliche und zeitliche D:S- Position in einer brstimmten Beschaffenheit von Wasser, Luft, Boden erfordert» so wird nach der Lehre de« Herrn Ö. di« allgemeine Disposition sür die gristige Erkrankung, welch« unter den Monarchen epidemisch ist, geschaffen durch „die moralische Degeneration monarchisch gesinnter Völker". Insonderheit kommt der Wahnvorstellung von einem be sonderen verbältniß zur Goltbeit, wie sie sich bei dielen Herrschern, z. B. auch bei Friedrich Wilhelm IV., findet, „die Anschauungsweise der Massen ir den von eigentlich monar chischer Gesinnung durchtränkten Völkern entgegen". Dazu treten ferner al« prädisponirend« Element» die unnatürlichen Verhältnisse, wie sie an einem fürstlichen Hose notbwendig Kerrschen» „und dann da« Bedürsniß, überall und aus jedem Gebiet zu glänzen, ein Bedürsniß, da« rbensall» durch die eigenartig« Stellung de« Herrscher« krankhaft genährt wird". Wenn i» dieser verderbemcbwangeren Atmosphäre ein solcher ich die Gesundheit de« Geiste« drwahrt, so ist da« eigentlich — der Vers, zieht diese Folgerung ausdrücklich — rin Wunder ju nennen. Ich glaube mich darauf beschränken zu können, diese Grundanschauungen de« Vers, möglichst klar h»rau«grschält zu haben au» den mancherlei Verschleierungen und vrr HUllungen, mit denen er sie unigiebt. So liebt er r«, zu Herrscher" da« Wörtäien „absolut" zu setzen, obwohl er auch den stumpfsinnigsten Leser beständig daraus hinstößt, wa« er eigentlich meint. Da« gebärt zu drn kleinen Künsten, die in der Schrift vielfach verwandt sind; auch Herrn O. bat bei ihrer Abfassung die Vorsicht al« drr Tapferkeit besserer Theit gegolten. Da« typische Krankheit-bild der parauol» mcmurelisti» — ich meine diesen Ausdruck ganz im Sinne de» Vers, zu prägen liefert nach ibm die Gesch ch e de« Kaiser« Gaiu«, grmeiu hin Caligula genannt. Cr ichöpst sie so gut wie ausschließ lich aus Sueion und Dio; cinige andere Citatr, die sich noch finde», sind letiglich dcco.ativ. Auch die beiden Quellen, welche der Zeit am nächsten stehen, Philo und Joseph»« sind nicht verwerlbet, sonder» nur gelegrntlich citirt. Daß e« außerdem für Gaiu«' Regierung brachienSwerth« inschrift lichr Denkmäler gicbt, davon vrrrätb Herr Q. nirgend« Kenntniß. Bon dem, wa« er — angeblich nach den Quellen — berichtet, behauptet er zum Schluß, daß es „nach dem heutigen Stande unserer Quellenforschung in allen wesent lichen Zügen trockene historische Wahrheit ist". Man dürste wohl von einem Historiker, der eine wissenschaftliche Studie schreibt, erwarten, daß er die eingehende und verwerfende Kritik kennt, die Ranke an Suelou'S und Dio « Berichten über Gaiu« geübt hat. Wa» die Berwerthung des QuellenmatrrialS durch Herrn O-anlangt, so wird säst lede Nachricht der Quelle» durch ihn getrübt, gefärbt, oft bi« zur Unkenntlichkeit entstellt. So entsprang z. B. nach Herrn Q. Lc« Kaiser« Reise nach Gallien und Germanien „seiner echt cäsarisch-krankhaften Sucht, auch aus militairischem Gebiet zu glänzen". Wa« sagen die Quellen? Nur ein einzige« Mal, so bebt Sueion ausdrücklich hervor, hat GaiuS sich mit militairischen An gelegenheiten befaßt, und auch dann nickt nach planmäßigem Hanteln (uegue ex ästtivato); nur ei» zufälliger Anlaß brachte ihn aus drn Einsall eines Zuges nach Germanien*) Nach Dio aber brach GaiuS nach Gallien auf, um durch die Plünderung der reichen Provinz seine leeren (Lassen zu füllen — Ebenso war es die Gelknotb, die GaiuS nach Snelo» veranlaßte, in Germanien Centnrionen kurz vor Bolleiitung ihrer Dienstzeit z» entlassen; er schützte ihre Dicnstn»tang- lickkrit vor (causat»«), in Wahrheit wollte er die Geldsummen sparen, aus welche jene nach Vollendung der vorgeschriebenen Zeit al« „preu-mia militiuo" einen gesetzmäßigen Anspruch batten. Herr Q. macht daran« eine „Veriüngung drr Armer!" Nach Herrn Q. litt Gaiu« an „Mißachtung jeder Sachkenntniß und jeder aus Fachbildung beruhenden Autorität". Beweis? Er habe die Wissenschaft der Jurisprudenz und den Stand der Juristen völlig auSrotlen wollen. Wa« aber steht bei Sueton? Sueton führt eine Reihe von Brispielrn dafür an, daß Gaiu« von Haß und Neid gegen alle» Hervorragende, gegen jeden Vorzug irgend eine« Sterb lichen erfüllt war. So war er eifersüchtig auch aus da- ins respouckeoäi der Juristen, d. h. da« Rech», vor Gericht giliige RechtSgutachtrn abzugeben; ein Recht, ta« hervorragenden Juristen seit Augustu« al- Auszeichnung vou drn Kaisern verliehen wurde**). Nach solchen Proben wundert man sich kaum mehr, wenn Herr Q. den fortschreitenden Wahnsinn des Kaiser« dahin auSmalt, er habe Quästoren militairischen Rang crtbcilt oder alte Soldatrn auf wichtige vrrwaltungsposlen gestellt. Herr Q. weiß also nicht einmal, daß sür den Eintritt in die kacsrr licke Verwaltung die vorhergehende Znrücklegung einer mili tairischen Laufbahn die vorgeschriebe»» Bedingung während dreier Jahrhunderte war; er erfindet anderersril« etwa« schlechthin Sinnlose«, wie die Verleihung eine« fiktiven mili tairischen Range« an einen Quästor, rinen Magistrat de« römischen Volkes. Wunder nehmen aber kann doch vielleicht ein-, das ist die Kühnheit, mit welcher der Vers cS unternimmt, den Meister al- EideSbelfer auszurusen. Nach der uuler TiberiuS zuletzt all mächtige Minister (!) und Prätorianer-General, anscheinend al«ba!b beiseile geschoben". Trotz dirsem „anscheinend", welche- nur beweist, Laß Herr Q. hier sich bewußt ist, frei u erfinden und fick den Rücken zu decken sucht, wird jene Seiseiteschicduna gleich darauf al« Thatsache behandelt; er nennt sie in dieser „im Inhalt wir in der Form rein historischen Schrift" geschmackvoll „die Kaltstellung des Macro"; er weiß sogar z» berichten, wie sich in dieser Periode da« persönliche Verbältniß zwischen dem Kaiser und dem gestürzten Minister gestaltet bade; erst später erfolgte Macro « Toktung. Die „Kaltstellung" also schien nach Herrn Q. eine Blenderung der RegierunaSgrundsätze zu bedeuten; „alle Forderungen der liberalen Elemente wurden erfüllt". Dazu die Anmerkung: „Auch Ranke meint in seiner Welt geschichte 3, 9l, daß die Beseitigung de« Präfrcten Makro, die so gewaltige« Aufsehen in der Welt machte, eine Aendr- rung de« Systems zu bedeuten schien." Was sagt aber Ranke in Wahrheit? Er spricht nicht von der „Kaltstellung de- leitenden SlaatSmanne«", von ver Ranke natürlich so wenig wie die Quellen etwa- weiß, sondern von der „Hin richtung des Präfecten Macro". Und die Rückwirkungen dieser Hinrichtung bestehen nicht in Erfüllung liberaler Forde rungen, sonder» nach Ranke in einer Aera rechtloser Ver- olgungrn aus Geldgier, in der „Erschwerung der Knechtschaft". S. 92) Wenn trotzdem Herr Q. den Anschein zu erwecken ucbt, als befinde er sich in Ucdrreinstimmung mit Ranke, so kann man ein solch»- Bcrfabren nur als schweren Mißbrauch eine- jedem Historiker ehrwürdigen Namen- bezeichnen. Onilibet prnagumitur lxmuil Nach dirsem römischen Juristenwort haben wir diese römische „Studie" geprüft unter dem GesichlSpnnct, den ibr Verfasser in seiner öffentlichen Erklärung al- den allein maßgebenden bezeichnet hat. Nach dem voraelegtcn Beweismaterial wird Niemand, dein die politische Heuchelei nickt den Gebrauch de« gesunden Menschen verstaube- verwehrt» darüber im Zweifel sein, wie eS objektiv mit der Behauptung bestellt ist, diese Schrift sei eine rein wissenschaftliche Leistung obne jeden politischen Seitenblick. Den subjektiven Tbalbestand zu erörtern, zu fragen, wir ein Mann, drr bisher aus den Ehrennamen de« Gelehrten vollen Anspruch halte, zu dirsem nach Inhalt und Form gleich jammervollen Machwerk beradsank, zu untersuchen, was beim eigentlich politisch der Vers, bezweckte, die- liegt außerdaib der Ausgaben einer wiffenschastlichcu Kritik. Es mag sein, daß cS ihm mehr darum zu lduu war, seinen anlinionarckischen Gesinnungen im Allgemeinen Lust m mache», als eine Satire aus Zustände der Gegenwart zu schreiben. Wie dem immer sein mag, wir hatten hier nur das Urtheil zu begründen: in dieser vorgeblich historischen Studie ist der Geschickte hebre Muse zur Magd im unwürdigen Dienste einer unwahren Parteischriftstellerei erniedrigt worden." der Geschichtschreibung ah Herrn Q. wurde Macro, *) Ililiriaoi roagii» »enisl »til^it v«gu« »x üeotinato luui cum »ck ttoanclum n«mu, Üunieoqu« Oliluinni Ilovauiam prvcoariittl, aäinonltvz äe »upploncio nuiverc» Hai»vorm», quo» eire» »« kadobat, «xpsäitiovi» Oormanieao cspit. Bgl. über di« Bericht« di« Kritik Ranke s a. «. O.. der sie „fabulos" nennt. ") Nach der handlchrisllichen Ueberlieferung bet Tueton lautet Goius' Aasspruch »e mekereul« «kkocturiim, ne qui-I roRponäere pv^int praotor «um; unter den zahlreichen Berbesierungsvorschlägen erscheint sachlich am anlprechendsien der Lcaliger's. v« qui, i^pon äer« pc»«it. lieber de» Sinn von Sueton's Mttideilnng, wie im Text erläutert ist, herrscht kein Zweifel. Deutsches Reich. —h. Vrrltn, 20. Juli. Ein Theil der norddeutschen Führer der Socialremokratie macht jetzt Süddeutschland, specicll Württemberg, wo demnächst Neuwahlen zum Land tage devorstehen, unsicher. So trat in der letzten Woche Herr Singer in Stuttgart und Herr Vr. Sckoenlank in Geislingen aus. Die Eitelkeit dcS Herrn Singer mag nicht geringe Triumphe gefeiert baden, als er da- drückend volle Local betrat »nd mit stürmischem Jubel begrüßt wurde. Weniger ersrrut waren die Besucher, dir sich unter dem „be rühmten" Führer der socialdeinokartiscben Partei wohl doch eine «IwaS bedeutendere Persönlichkeit vorgeslcllt batten. Wa- Herr Singer sagte, stand weit dinier den Leistungen anderer socialdemokratischrr Größen zurück. Wer ihn im Reichstage hat sprechen hören, wird nickt sehr überrascht davon sein. Denn an absoluter Plattheit der Gedanken wird der socialdemokratische Redner höchsten- noch von Herrn Vo. Lieder erreicht, mit dein er übrigens auch die unermeßliche Selbstgefälligkeit gemein hat. In dieser Stuttgarter Versammlung war e» nicht un interessant, zu sebcu, daß auch hier die sogenannten „Unab hängigen" ibre Anhänger haben. Ein Mitglied dieser Gruppe trat Herrn Singer entgegen und machte dabei da« Zugcständniß, daß er durch die socialdemokratische Schule hin durch zum Anarchismus gelangt sei. Angesichts dieser offenen Erklärung siebt man. was eS mit der Behauptung, daß die Socialdemokralie mit dem Anarchismus nicht« ge mein habe, auf sich hat. klebrigen« zeigte sich in der Ver sammlung der socialdemokratische FreibeitSbcgriff in voller Glorie: da man fürchtete, der anarchistische Redner könnte durch weitere Geständnisse der socialdrmokratischrn Sache schade», ließ man ihn nicht zu Ende sprechen! k Vcrlin, 20. Juli. Der Vorsitzende de« Steuer- aussckusseS der Gewrrdesteuerclasse 1 bat an BermögenS- steuerpstichtige Fragebogen mit solgendem Begleitschreiben versandt: „Um eine zutreffende Einschätzung de« Ihrem Gewerbebetriebe bienenden Anlage- und Belrieb-capital« und eine sachgemäß« Ber- theilung desselben aus die einzelnen Gelchastsinbaber (das uns vor liegend« Schreiben ist an eine vandelsgesellschast gerichcet) sür die Zwecke der Ergänrungssteuerveranlagung zu ermöglichen, ist die Beonlwortung umstehender Fragen wünjchenswerlh. Eine gesetz liche Verpflichtung zur Aukkunst-ertheilung liegt Ihnen nicht ob; dies« würde jedoch inlofern Ihrem eigenen Interesse entsprechen, als dadurch einer irrthümlichen Veranlagung und den hieraus für Sie erwachsenden Weiterungen vorgebeugt wird. Ich ersuche Sie döklichsl, die umstehenden Fragen thunlichst genau zu beantworten und den au-gefuMkN Bogen binnen 8 Tagen zurilckzulenden." Es unterliegt keinem Zweifel, daß dieses Ansinnen an die Steuerpflichtigen mit dem Gesetze, betreffend die Erhebung einer Ergänzungssteuer unvereinbar ist »nd überdies in ausfallender Weise über die Absichten de- Abgeordneten hauses in Bezug auf die Veranlagung der ErgänzungS steurr, wie sie >n Commission und Plenum hrrvorgetrelen sind, sich binwegsetzt. Ter RegiernngSentwurf hatte allerdings «ine besondere Declaration sür dir ErgänzungS- steurr (eine „VermöacnSanzeige") und auch sonst rin sehr complicirleS ErmittelungSversahren in Aussicht genommen. Aber schon in der ersten Lesung wurde der vorgrschlagcne BeranlagungSmotu« für durchaus unannehmbar erklärt; die Commission wies einmütbig die „vermögensanzeige" zu rück unk gestaltete im klebrigen da- ErmittelungSversahren in ein einfacheres, weniger belästigendes um. Da» Abgeordneten haus eignete sich die Beschlüsse der Commission an, hinsichtlich
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