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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940723017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894072301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894072301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-23
- Monat1894-07
- Jahr1894
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AZW-SR »rtzAttr, m> Lr»eMr,r TKLÄ/^MLSV" FiN»1e«: Vit« M«»»'s Gart»». (Alfred V«H»> -*«<« -Asche. KKßariaonstr. 14, paK. und Ksntasdlatz A Morgen-Ausgabe. MMerIaMaü Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Rnzeige«.Preis die 8 gespaltene Petitzeile SO Psg. Reklame» unter dem NedactlonSstrich st«»» spalttn) bO-4, vor dr» FamNtrnnachrtchie, (6 gespalten) 40 Größerr Schriften laut »airrem PrKs« verzeichntß. Dabeklartscher und Ufsmusutz uach höherem Darts. Optra-Bet laye« (gefalp), »»r ack» ßev Morgen-AnSaab«, »hu« Postbesörderuug SO.—, mit Poftbessrdrruu, ^4 70.—» Jinnahmeschlaß str Jinzrißr»^ Uhend-Nusgabe: vormittags 10 Uhr. Morgen - Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn« »uv gestwa« früh Uhr. Vrt dru Filialen »ud Rnuahmestrlleu je «tue halbe Stnnd« früher. U»»et,»» sind stets »» di« Ganena»» »» richte». Druck «uv Verla- vo, L Polz k» Leipzig ^?37l. Montag dm 23. Juli 1894. 88. Jahrgang, Bestellungen auf Reiscabonncnients nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus üle LxpvÄltton Ses I^etprlxer Dßxedl»ttes, Johannisgasse 8. AMiche Bekanntmachungen. Lekarrnimachurrg. Wir habe» beschlossen, die Kohlgartenstraße i» Leipzig-Reudnitz i» der »achrrfichtliche» Weise und zwar mit deu geraden Zahlen aus der rechten Seit», mit deu ungerade» Zahle» auf der linken Seit» »e» zu »nmertreu: Kaßlsartenstratzr, »au der äußern Dauchaer- und Neudnttzer« Straße au«, link« Veite: recht« Veite: Alt« Straßen» Nummer 1 1a Id » b 6 7 8 V 10 11 I» , ILb 1» vrand- Kat.«Nr. «bth. S. 11» L 1 11» S 118» 5 117 7 IIS » 11b 11 114 S 1» 114 » Itz 114« 17 114 V 1» 114 » »1 114 83 114L 8Ü „ 118 87 s^gt i ian^antinstra^e " 83 I 31 folgt Luttzerstraße 17/18 I 80 81 ! 83 1» I 7» I 8S folgt «tsaftraße 21 77 37 22 78 8» ?L 84 74 Reu« Straßen« Nummer 41 43 2? 28 29 30S1 32 83 34 8b 38 SV 71 »7 70 SS «8 «7 62 SS 84 folgt Bergstraße 4b 4? 4» b1/b3 bb b? b» S1 >lt» Sttaßeu« Nummer 1070 d Brd.«» «bth. L In Alt-Leipzig folgt SS «4 « SS ei bSd b» b7 bS Lk/b4 L» b8 5LS1 folgt Rath «usstraße Br»»d« K»t.«Nr. «bth. v. Neu» Straßen» Nummer » a/ib folgt ««»stfche »er -!l 82 83 84 85 86 folgt Gemrtudestraßr l8b 28 18« »0 188 38 18» 84 1V0/1SS SS 1»1 38 1S8 40 194/1»» 48 IS tratze 18 80 SS 84 LS 37 folgt Lilieuftraße 63 S5 40 40d 40 o Leipzig. Io. 8290. 34 88 8? 67 SS 71 48 47 folgt Tomeutnsftraßr 46 4L 44 43 4L 40a/41 LOS 231 863 864 LSS LS4/L7L 44 46 48 bO bL b4 LS/üS folgt dir Sßauffeestraße. 20. Jult 1894. Der «atß der Stadt Leidet,. vr. Drsudtt». Sumpert. Lekannlmachunz. Wir habe» beschlösse», bi« Seitenstraße tu Leipzig^ruduttz. die Fortsetzung der^trrnzstraße in «lt-ttttpztg, zue letzt»»» », «rftrerr liegenden Oruud» r mit den »»geraden . lr, anf der fildNch«, traßrasrite — neu zu »umertren: vie Fortsetzung orr »rrnznrnne in eui-^ripzit schlagen, sowie tm «nschtaß biera» die a» ersten stücke t» der nacherfichtliche» Weis« — und »war Zahle» auf der nördliche», mit den gerade» Zahl, HW«!' °"tt.'ür!'M bl 5 6 7 8 » 10/11 18 IS 14 Leipzig, le. 3290. ILO NS 118 11? 116 llb/111 IlS IlL 111 f» ,t di» Leipetger-Straße SS Sü 3? 89 41 43 4L 47 49 Ü1 28 L7 42 21 s 74 44 20 IL1 4« IS 122 48 folgt di» Seurfelderstraßr 18 17 I« lü folgt die Gemeiudrftraße. am 20. Juli 1N4 ver Math der Stadt vr. reöudit». 148 149 IbO Ibl SO b2 b4 ü« vr. Vampert Alte Rr. Brand« »°t.«Nr. «bth. S. Nen« Rr. «ltt Nr. Brand« Kat-Nr. Abth. S. Neue »r. 1 IlSS 1 — — 2-4 2 113 6 3 folgt dtt Lntßer -Straß« S 1130 b 18 SS 6 folH dl e Lnttzer-Etrahk 12 SS 8 4 112 7—19 11 94 10 » 111 81 10 Sb 12 9 96 14 8 97 16 7 98 18 (6) — 20 Leipzig , o« 20. Jnli 1894. !s. 3290. Der »atß der Stadt Letpziy. Alt« Straßen» Nr. Brand« Kat-Nr. Abih. 4. Nene Rr. «ltt «r. Brand« Kat.«Rr. «bth. -1. Nen» Straße». Rr. 1 1Ü 12 sL folgt dl« Grenz strafte 2 bS 29 24,231, SOLL 38 3 b2 31 23 56 40 Erledigt bat sich »usrr, «ek-natm-chn«, vom 1». Iauuar ds. Ir«., Franz »ttmann vch»rt, betreffend. Leipeia, de» »0. Juli 1894. Der «atß der «ladt Leipzig >r»e»->«t. ch. ». ll. I. 88«. Ladwtg.Walf. Sekanntmachung. Wir habe» befchlvfsru, di» Tan stau ttu - Straße k, Leipzig« Reudnitz i» der uachrrsichtliche» Weise, und zwar mit deu geraden Wahlen auf der rechten Grit», «tt den ungrredrn Zahlen aus der »ttu Sette, neu zu numrrtnn: ttn-Gtratz« von der Kohlgarten-Strahe ans: »te Sette. «echte vr.Dröudtt». Vr.Sumpert Bekanntmachung. Wir habe» beschloflen, die Luttzerstraße in Lripzig-Reudnt- ia der »acherfichtlichen Weife, und zwar mit den geraden Zahlen auf der rechten Seite, mit den uugeradeu Zahlen aus der Nuten Sette »»» ,, uumertrru: Luttzerstraße. da» her äußeren Tauchaer vlrdtze au», auf der linken Tritt: rechte« Seite: «ltt Sttaßeu» Nr. 13 vrand- Sat^tr. «bth. L. 112« 118» folgt «elanchttzanstratze uud Reue Straße». «r. 's 8 1» 16 17 18 »ft», Oarkartstratz« 112 VS »18», 118» 1 118» » 7 » 11 und folgt Tanstanttustrahk Sartta-Areal RS^^r Rohigarttu» Leipzig, am SO. Juli 18S4. Der 1°. SSM. «lte Straßen. Nr. 11 10 9 8 7 6 » 4 8 » vraud« Tat.-Nr. «bth. L. -mr- 116 114« 114! 114L 1I4V 1140 11SL H8S 118» Neue Straßen« «r. 2 4 6 8 10 '12 14 »6 18 20 1 NS« L2 olgt Tonftantinftraße und das Sarten-Areal bis zur Nohlgarttn« sttaß» >«ttz der vt«dt -eidzt». vr. rrsudliu. vr. Sumpert. Politische Tagesschau. . ^ * -etdzi,. 22. Juli. Der Netchsstnonjahfchluß für 1893/94 wird, was sehr brachlrnswrrth ist, m freisinnigen jkrrisrn verschieden deurtheil». Dir „Freisinnig, Zeitung" ist natürlich dr« Jubel« voll: „Dir Thatsachet» zerschlagen Hit Gtrurrvrosecte schon im Entstehen." Da drt Re,ch-schatzsecretair für das nächst« Ltatsjahr rin Deficit von tö Millionen in Aussicht gestellt habe, nach dem Finanzabschlüsse di« Einnahme» aber di« Schätzung um 10 Millionen überstiegen, so handle es sich nur noch um «in Deficit von etwa 8 Millionen. Dies« Summe aber käme einem Etat von l bvv Millionen gegenüber gar nicht in Betracht, sie ließ« sich übrigen« auch zum Dheil dadurch decken, daß man einzrlnr Strüern, wie Galzsteuer und Vierstruer, mit höheren Erträgen in Anschlag bringe. Dir „Freis. Ztg.* räth deshalb de« Reichsschatzsecretair in allem Ernste, doch erst gar nicht neue Struervorlagen in der nächsten Session riuznvringea, da ihre Ablehnung mit großen Majoritäten »on vornherein feftstrh». vielleicht mindert sich diese stolze Hoff nung des Organs de« Herrn Richter angesichts der That- sacht, daß man selbst in srrisinnigro Kreisen dir finanzielle Lage wesrntlich anders beurtyeilt. Das „Berliner Tageblatt' warnt nämlich mit einer beachtenswerthen Entschiedenheit davor» die Situation alliurosig anzusehen. Es meint» daß man ähnliche Manipulationen, wie in der vorigen Session, nicht mit dem Etat anstellen dürfe, da Traf Posadowskh selbst dir vom Reichstage an- groommioen höheren Einnahmeziffrra in seine Berechnung eingestellt Hab«. Nun fielen di« lO Millionen Mebreinnahm« dadurch wieder weg, daß bei dem Ertrage der Virsenstruer gegenüber dem Voranschläge von 24 Millionen in den ersten Jahren wenigstens rin Ausfall von mindrstcn» zehn Millionen anzanrhmen sei, so daß dir Höhr des Deficits nach wie vor aus 18 Millionen zu veranschlagen sei. von dieser Voraus setzung ausgehend, sagt da« „Berliner Tageblatt" der „Frei sinnigen Zeitung" — aUerding« ohne sie zu nennen — einige gründliche Wahrheiten. Ernsthafte Politiker müßten danach frage«, wie dieser Fehlbetrag zu decken sei. E« gäbe nur zwei Wege, entweder Erhvbung der Matricularbeiträar, wobei bann die Unsicherheit der finanziellen Lage der Einzelstaaten »«stehen bleiben würde, oder Be willigung »euer Reichssteuern. Wrgdisputiren oder wegescamotirru ließen sich dies» Thalsachen nickt. Welchen Weg man ,,ch «i,schlage, keinesfalls sei es übrrslüsfig, zum mindesten einen Weg zu suchen. Wir stimmen der energischen Kritik de« leichtfertiaen Grbahrrn« der „Freis. Ztg." durchaus zu. Herr Richter aver sieht aus der Haltung des „B. T.', daß er nicht einmal der Tesammthrit der Freisinnigen für seine öd« verweigrrungs- volitik sicher ist. Daß «in Theil der Erntrumspartri der Erhöhung der Einnahmkquell«, des Reiche« nicht absolut abhold ist, steht insbesondere «ach den Aeaßrrungen des Herrn Schädler ans dem pfälzischen Parteitage fest. Also ganz so sicher, wie Herr Richter zu glauben vorgisbt, ist di« große Majorität gegen neue Steuern nicht. Anläßlich der Reise de« «n,arische« Ministers des Innern Hieronhmi nach Siebenbürgen seien di« Forderungen und Beschwerden der Rumäne» Siebenbürgens hier kurz zusammengrstellt: 1) Herstellung der Autonomie Siebenbürgen«. Der Zweck dieser Idee wäre auaenschejnlich di« Bildung einer rnmänisch«» Provinz, da von den 2,3 Millionen Einwohnern Siebenbürgens di« Rumänen Millionen, etwa bS,7 Procent, ausmacven. 21 Da« Wahlgesetz vom Jahr« 1874 und das alte sirbenbürgisch« Wahlgesetz vom Jahr« 1848 machen eine quantiteti» gerecht« parla« mrniarischk Vertretung des rumänischen Volks unmöglich. I» magyarischen Bezirke» kommt os« aus je 10000 Seelen rin Deputirter, in den rumänischen Bezirken werden 100000 Bewohner durch »iaea Abgeordneten vertreten. 3) Der rumänischen Intelligenz ist es beinah« unmöglich gemacht worden, öffentliche Remter zu erlangen. Obwohl dir Rumünen von brr Sesamintbevülkrrung Ungarn« 17 Pror. ausmachrn, so betrügt di« Zahl der angesiellteu Rumänen in den Ministerien nur 1 Pror., unter den Richtern S.L Proc.; ia den vierundzwanzig Comitatrn, wo di« rumänische Bevölkerung zwischen 11 und SO Proc. variirt, gttbt es unter de» 6-9S Beamten nur 40b, also »ur 6,1 Proc. Rumänen. Diesem Zustande sei es »nzulchrriben, wenn viel« intelligente Rnmünra, weich« tdr« Uaioerfitütsftudtta in Ungarn absolvirr habe», nach Rnmüniru auswandern, dort Stellungen erhalten und dann de» agitatorischen ttera der Jrrrdrata bilden. 4) Das Rationalitüteugesetz vom Jahr« 1868 besteh« nur mehr aus dem Papier. Der Pflege der rumSntichen Sprache werde überall «ntgraengetretrn, dagegen die Magyariflrung im Wege der Schule und Verwaltung versuch«. Die rumänische Sprache sei nicht einmal all „Protocollsprache gestattet; Bescheid« und Urtheilr werden »ur in ungarischer Sprach« rrthrilt. b) In Siebenbürgen gelt» noch das auf dem Patent von 18L8 beruhende, als» aus absolutistischer Zeit herrüdrend« Preßgesetz. Dir Prrßprocrff« nehmen immer mehr zu, dtt Seschworeuea bestehen zumrisl aus den magyarischen Stadtrbewohnrrn, dt« empfindlichsten Verunheilungea bilden dtt Regel. 6) So lange dies« Zustände dauern, sehe» sich dt« Rumünen ge zwungen, vom Reichstag» t» Pest fern zu bleiben »nd an der poli tischen Passivität feslzuhallen. Diese Zusammenstellung enthält, wie zugestaudrn werden muß, eine ganze Anzahl mehr oder weniger begründete Be schwerden, »her auch riuzrlue Forderungen, welch« unter keinen Umständen Aussicht auf Erfüllung haben. Di« Reise des Minister« hat den Zweck, den Rumänen ia friedlichem Sinn« de« Standpunkt dahin klar zu machen, daß berechtigte Wünscht berücksichtigt werden sollen» daß aber den ans di« 8 oslösnag Siebenbürgens von der Union mit Ungarn uud auf di« nationale Organisation de« Rumänen» gebiet es abzirlenden Agitationen mit schonungsloser Strenge entgegengetreten werden müsse. Dir von rumä nischem Boden aus in Siebenbürgen betrieben« Agi tation wird von der ungarischen Regierung nicht geduldet. Wenn nun rumänische Blätter aakündigen, daß das Bukarest«! nationale Studeutencomits eine Deputation nach Sieben bürgen entsenden werde, damit sich dieselbe mit den Mit gliedern des aufgelösten Nationalverein« ins Einvernehmen setze, und wenn eben erst wieder eine Flugschrift von der Xoaclswi» kowana veröffentlicht worden ist, die die ungarische Regierung auf das heftigste angreift, so wird man sich nicht darüber wundern dürfen, wenn der Bukarest«! Professor Brrnzru» der wrgea seiner Agitationen im Bade Borszek verhaftet worden ist, bisher ungeachtet der Bemühungen des rumänische» General - Eonsuls in Pest nicht frei» «lassen wurde. Indessen verkennen riuzelne ungarische -lättrr die Sachlage, wenn sie den Minister des Aeußern in diese Angelegenheit hineinzuziehen suchen und ihm zumuthrn, diplomatische Schritte bei der rumänischen Regierung zu thuu. Es bandelt sich um Vorgänge, die nur Ungarn angrhen, insbesondere da es meist au» Ungarn nach Rumänien gekommene Leute sind, dir von dort aus di« Auf reizung betreiben. Ohne Noth wird Kalnoky sich zu keinen diplomatischen Actione» gegenüber einem Nachbarstaate ver leiten lassen, mit dem Oesterreich-Ungarn im Allgemeinen in guten Beziehungen steht. Immer noch nicht vermag die tzänisch« Presst über die Ausweisung der Schauspieler au« Haderslebeu zur Ruhe zu kommen und die „Politiken" halten an der Be hauptung fest» die Demission te« Bürgermeisters Chemnitz sei schon seit einiger Zeit als Genugthuung für Dänemark in Aussicht genommen gewesen für den Fall, daß fest stünde, die preußischen Beamten seien willkührlich ausgetreten und hätten dir friedlichen Unterthaneu eine« Nachbarlandes ohne jeden Grund beleidigt. Wir haben dem gegenüber schon darauf hingewiesen, daß Bürgermeister Chemnitz lediglich krankheitshalber demissionirt hat. Sein Rücktritt stand aller dings schon einige Zeit fest — darin bat die dänische Presse Recht — aber nicht erst — und darin irrt die dänische Presse — seit der Haderslebrner Affaire» sondern seit langem schon, lange vor der Ausweisung der dänischen Schauspieler. Er wurde nur deswegen immer hinausaeschoden, weil der Bürgermeister bei freiwilligem Rücktritt keinen Anspruch auf Pension hatte. Wenn dir Stadtverordneten in Hadersleben ihm jetzt auf Antrag der sckleswiger Regierung ohne Verpflichtung 4000 Pension bewilligten, so bedarf dies keines Eommen- tar«. klebrigen« wird die aus Rücksichten ans dir unvolitische Kunst entrüstete Kopenhagener Presse sehr wohl wissen, daß den deutschen Schauspieler», wrlch« ,n demKönig- lichen Schauspielhaus« in Kopenhagen aufzutretrn dir Absickt hatte», bisher immer der Gebrauch der deutschen Sprache in ihren Rollen verboten worden ist. Wenn endlich von der Kopenhagen«! Presse be hauptet wird, daß Preußen durch seine nvrdschlrsivigsch« Politi! die dortige politische Gesinnung „künstlich" aufrecht erhalle, so ist das nicht richtig. Au« .Privatmittel,' de« „König reiches" wird ia Nordfchlrswig «in« Agitation erhalten, welch« dort nicht blo« für die Bewahrung der dänischen Sprache rintritt oder sich auch nur an der Vorspiegelung der Aussicht au' di« „Rückkehr^zu Dänemark genügen läßt, sondern >n versamm lungrn und ia der Presse wrrdeu sämmtliche deutsidprrußischen Verhältnisse in der gehässigsten Weise behandelt» beute vom radikal-freisinnigen morgen vom mecklenburgisch-recbtspartei» licken. Übermorgen vom rlfäsfisck-protestlerisckea oder schwäbisch- voiks-parteilichen Slandpunct. So lange diese wahrhaft vergiftete Presse mil ihren Grschichtslügeu von der Herrlichkeit dr« „alten Dänemarks"', da« seil der Katastrophe Waldemar s ll. stet« rin mehr oder weniger precäres Staats»«?«» gewesen ist, und mit ihrer gröber» Verhöhnung der schleswig-holsteinischen Empfindungen chr Treiben fortsetzt. wird dort niemals innerer Friede herrschen und die preußische Regierung stet« zu einer iraffrn Handbabung ihrer Befugnisse genothigt fein, schon allein um Über die friedliebende Mehrheit der nordfchleswigschen Be völkerung den gewaltsamen Terrorismus einiger weniger Streber nicht ru arg werden zu lassen. Immerhin, meint dir „Post", gehl a»S jenen Aeußerungcn der Kopenhagener „Linkenprrffe" hervor, daß auch sie die .dänische" Bewegung in Nordfckleswig für überwiegend „künstlich" hält, wenn sie auch die Ursache au der verkehrte» Stelle sucht. Das Amendement der französische» Radikal- Socialisten zum Anarchistengesetz, daß die Auf reizung der Soldaten zum Ungehorsam in Frirdens- ritrn nicht als anarchistische« Delikt angesehen werden olle, hat die Entrüstung und Erbitterung aller staats- rhaltenden und patriotischen Elemente der Kammer und elbst der Gegner der Vorlage hrworgerusen. Royalisten und Eonservativ«. wie Graf Berni«, Vicomte Monfort, Demarcay und Msgr. Hulst, und gegnerisch« Republikaner, wir Chapuy, Deputirter von Nancy, beeilten sich, den un patriotischen Erklärungen der internationalen Saciaiisten Kouanet, Charprntier und Avez gegenüber entschieden Protest zu erbeben. Die Majorität, wrlchr am Freitag den meist umstrittenen Artikel l, durch welchen anarchistische Prrß- drlicte den Zuchtpolizeigerichtru überwiesen werden, zum Be schlüsse erhob, war deyn auch um acht Stimmen stärker als jene, welch« am Dienstag da« Eingehen ia di« Special- Debatte votirtr: der Thril des Artikel« 2, welcher die aus anderen Wegen als dem der Presse begangenen ver gehen der Aufreizung ebenfalls vor die Zuchtpolizeigerichte verweist, wurde mit der erheblichen Majorität von 230 gegen l?6 Stimmen, der die Verherrlichung des Anarchismus mit Strafe belegende Thril desselben Artikels mit der bedeu tenden Mehrheit von 309 gegen lS6 Stimmen angenommen, und für die Bestrafung der anarchistischen Agitation in der Armee, im Frieden wie im Krieg, sprachen sich sogar 466 gegen nur 28 Stimmen au«. Das sind unbestreitbare Erfolge der Regierung. Aus der anderen Seite aber steht fest, daß die Regierung doch von ihrem ursprünglich zäh sest- gehaltenro Standpunct, keinerlei Amendement« anzu- nrhmrn, in letzter Stunde abgrgangen ist. So wurden zwei von ihr gebilligte Abäudrrungsaotrag« angenpmweo. von denen der eine bestimmt» daß eine Verurtheiluiig nicht lediglich auf die Angabe einer einzigen Person bin erfolgen könne, der andere aber festsetzt, daß Preßerzcugnisse, in denen Raub, Mord »c. gelobt und rmvfoblen werden, nur dann vor da- Zuchtpolizeigericht verwiesen werden dürfen, wenn sie zum Zwecke der Berbrritung de- Anarchismus gesckrieben wurden. Diese letztere Cvncession ist durchaus nicht unbedenklich, denn dir zahllosen ZuständigkeilSstrritigkeiten, welchen in Folge dieser Bestimmung rntgegengesehen werden muß, werden jedenfalls zu der Wünschen-werthen Beschleunigung de- Verfahrens gegen anarchistische Verbrecker nicht beitragen. Die heftigsten Kämpfe dürften übrigen«, wie schon hervorgrhoben wurde, um da« von dem Au-schuffe ab- aelehnte Amendement betr.die zeitliche Beschränkung der Giltig keit des Gesetzes entbrennen, und man will selbst in gut republikanischen Kreisen alle Anstrengungen aus diesen Antrag concentrirrn. Es wird hierbei Alle» auf die Haltung der Regierung ankommen, die allerdings biSber wenig Neigung an den Tag gelegt hat, die Dauer de- AuSnahmSgesetzes be schränke» zu lassen. Deutsches Reich. LeipztD, 22. Juli. Der „vorwärts" bringt in fettem Druck folgende Depesche: Etettin, 21. Jot«. Streik der Stettiner Steinsetzer, kömmt« lich« 14 Lehrling«, die heute ihre Lehrzeit beendete», erklärten sich mit den Streikenden solidarisch und legten sofort die Arbeit nieder. (Ein Hoch den Braveal Red. de« „Vorwärts".) Daß da« socialdemokratische Ceutralorgan an dem „kin dischen, aber göttlich schönen Einfall" seine „Freude hat", ist sehr beareislich: Halbwüchsige Burschen stellen bekanntlich die beifallsfreudigen Schaaren für socialdemokratische Versamm lungen — kein« Frage daher, sie müssen hofirt werden. Wir begnügen uns damit, die« festzustellen, und überlassen es im Ueorigen dem bewährten Ober-Quartaner Karlchen Mitsznick, den Ruhm der Stettiner „Braven", dir weit unter dreiund- , g Jahren soviel „für die Unsterblichkeit gethan", der it- und Nachwelt zu verkünden. * Berlin, 22. Juli. Major von Wissmanu hat einem Berichterstatter der „Post" eine längere Unterredung gewährt. Da« genannte Blatt berichtet über dieselbe: „Zu nächst sei ausdrücklich betont, daß da- vorzügliche Ausseben de« Herrn von Wlssmann alle jene Berichte Lugen straft, die da von schweren körperlichen Leiden u. A. noch zu melde» wußten! Die Uniform des 2. Garde-Regiment« zu Fus; ließ in ihrem Träger kaum den langjährigen „Afrikaner" vermuthen. „Freilich der ungewohnte steife Kragen", so be klagte sich der Major, „will Einem noch nicht wieder so recht sitzen!" Die jüngst unternommene Cur ist Herrn von Wissmann vorzüglich bekommen; er wird sich — diese Mitteilung muß alle Colonialsreund« mit Genugthuung er füllen — auch sernrrhiu der afrikanischen Sache widmen und sich der deutschen Reichsrrgierung trotz hier und da vorgrkommrnrr Mißverständnisse zur Verfügung stellen. „Wenn man 14 Jahre lang Afrika bereist, trennt man sich nur schwer davon. Das Afrikarrisen ist ja mein Beruf geworden Was au« dem Menschen wirdl Nie hätte ich mir als Berliner Cadett träumen lassen, jemals nach Afrika zu kommen. Ja, noch während meiner zweiten Afrika-Durch- ourrung dachte ich nicht daran, das Afrikanern zu meinem Lrbrnsdrrusr zu machen. An eine deutsche Eolonialpolitik »acht« ich auch damals noch nicht; zu meinem freudigen Er staunen erfuhr ich von Jaaugurirung derselbe« bei meinem Turchpassirrn durch dir englischen Stationen." Herr von WiPmann gedenkt, sich bi« gegen Ende dieses Monat» in der Reichshauptstadt aufruhalteo, um sich dann zu feiner in Lauterburg wohnenden Mutter zu begeben, und etwa im Januar oder Februar nach Afrika zurück,«kehren, während seine« europäischen Aufenthaltes in der deutschen Hrimath ist rin Besuch beim Fürsten Bismarck in Varna ,n «»«sicht genommen; auch von Sr. Majestät dem Kaiser dürste der Major emvfangen werde». Um seine Meinung über da« gegen-
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