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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940730013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894073001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894073001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-30
- Monat1894-07
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l«-t» tß. Es wird ei, g,r»heit«gratz von ?L Pro«»» garvttlrt. 1 Vorläufig ist der Artikel nur schwach gefragt. Lceidevborpdate. Ei» iw Preis« wohlfeiler Artikel, der ln I gröbere» Mengen gekauft worden ist. Knochen und Knochenmehl. Di» Nachfrage nach au!-! ländische» Product»» ist bedeutend. wogegen inländisch« Product» slart vernachlässigt sind. I» de» Preise» lerne grobe» Veränderungen. Organische Dünger. Nachfrage üb-rstrigt beinah« dar An-1 gebot. Besonders ist Blut stark gesncht bei hohen Preisen. Aach für FrühjahrSliefernng zeigt sich schon Meinung, indeb lößt sich hinsichtlich der Preis« für solche seht »och keine recht« Eiaigaug zwischen Verkäufer und Käufer erzielen. Hering-guano. Dieser dieat alr Ersatz für den etwa«! knappe» organischen Dünger, wenngleich er in Deutschland »och I weuig eingebürgert ist. In Nordsrankreich dagegen ist Hering«, guano ein sehr beliebte- Düngemittel und der Eonsum dari» sehr 1 bedeutend. ReiSstärke-Abfakk. Die- ist rbenfallr »in neuer Dünge«! niittrl^krsatz. Er wird au« Belgien eingesührt. Da» Product kommt in gedarrtem, al» auch t» gepreßtem ungetrockueteu Zustande ^ i» d« Handel. Die Erfindung der Zündhölzer. 8. Der Tulturmensch. der in alle Segnungen der Eivllisaklon hineingeboren und hineingewachsen ist, hat in der Regel nicht dar Bewuhlsein vom Werth dieser Güter, da er dieselben für selbst verständlich hält und glaubt, er könne gar nicht ander- sein, e- hätte nie ander« sein können, wenn es ihm überhaupt in den Sinn kommt, darüber nachzndenken. Die Vortheile, welche eine Entdeckung oder Erfindung gewähren, werden nur bei ihrer Erscheinung gewürdigt; von langer Dauer ist dieser dankbare Gefühl nicht. In der Regel lernt man den Werth der Dinge erst kennen und würdigen, wenn man ihrer verlustig gegangen ist. Man vergegenwärtige sich nur einmal den Zustand, der eintreten würde, wenn wir plötzlich der Zündhölzer beraubt würden. Mittag- kein Feuer im Heerd, Abend« kein Licht, und nun gar im Winter — wir würden hilfloser sein al« die Wilden, die doch aus ihre Weise, wenn auch mit großer Müh« und vielem Zeitverlust, durch Reibung Feuer hervorzndcingen wißen. Unsere ganze Lultnr, ja unsere Existenz, unser Leben würden aus- Ernstlichste bedroht sein, denn wir müßten auf di« Erlangung dieser unentbehrlichen Leben«« dedingung soviel Zeit verwenden, daß für den Erwerb und di» Beschaffung deS Leben-uaterhalte- nur wenig übrig bliebe. Und Loch gehört di« Erfindung der Zündhölzer zu den allerjüngsten. E« lebt noch ein» gute Anzahl Meirichen, die in ihrer Kindheit keine Zündhölzer gekannt haben, denn ihre Erfindung fällt in daS Jahr 1833. Dar Hauptmittel, mit dem man vor diesem Zeitpunkt Feuer machte, war Stahl, Stein und Schwamm (Zunder). Hatte man Feuer geschlagen, d. h. den Schwamm in Gluth versetzt, so erhielt man eine Flamme, wenn man «inen Schweselsaden damit in Berührung brachte. Damit konnte man dann Stroh, Papier bezw. Holz oder eine Kerze anzünden. In welche Zeit die Erfindung dieses primitiven, aber immerhin praktischen Feuer zeuge- fällt, ist nicht bekannt. Mao nimmt in der Regel da« Ende de- 13. Jahrhundert« an. weil »« um diese Zeit urkundlich erwähnt wird; e< ist jedoch al« sicher anzunehmen, daß die alten Römer, wenn nicht viel früher schon die alte» Egypter, rS gekannt haben. Diese verstanden sich schon vor länger als 500(1 Jahre» auf da« Behauen harter Gesteine, wie Granit und Syenit, wa« nur mittelst eiserner (oder gor stählerner) Instrumente möglich war. Dabei kann «r diesem scharfsinnigen Bolk» nicht entgangen sein, daß bei dieser Arbeit oft Feuerfunken zum Vorschein kamen, und daß sie diese Entdeckung denn auch nutzbar gemacht haben, ist ebenfalls al- höchst wahrscheinlich anzunehmen. Bei diesem Feuerzeug blieb eS jedenfalls, bi- endlich da» Jahr 1812 eine Neuerung auf diesem Felde brachte, nämlich die Erfindung deS TunkseuerzeugeS, da- aber keineswegs geeignet war, lene- zu ersetzen. ES bestand auS einem Gemenge von Schwefel säure mit Albest. War eS frisch hergerichtet, so gab ein an der Spitze mit chlorsnurem Kali versehener, darin «ingetauchter Schweselsaden eine Flamme. Nach einigen Tagen hatte aber die Schwefelsäure, nach ihrer bekannten Eigenthümlichkeit, viel Wasser au- der Lust angezogen, daß di« Mischung versagte und mau also keine Flamme mehr erhielt, weshalb di» MAftr» Mieder zu Stahl, Ste-n und Schwamm zurück kehrten. Elf Jahre später, also 1823, erfand Dübereiner einen chemischen Zündapparat, der aber so kostspielig war, daß nur wohlhabende Leute ihn anschaffen konnten. Bon wirklich praktischem Werth waren erst die Zündhölzer; ja dieselben können al- die volk-thümlichste von allen Erfindungen bezeichnet werden, Lena sie sind, wie Licht und Lust, in der Hütte de« ärmsten Manne« ebenso onzutreffen wie im Palast de« Millionair« oder Fürsten. Der Name de- Erfinder« und besten Leben-schicksale sind daher zum Mindesten wertd, allgemein bekannt zu werden. Leider ist über diese Leben-schicksale — wie e- ja bei den meisten Erfindern der Fall ist — nicht viel Erfreuliche- zu melden. Um so mehr ist Pflicht der Nachwelt, ihm «in ehrendes Andenken zu bewahren. Ter Student der Ehemie Johann Friedrich Kämmerer auS LudwigSburg in Württemberg war wegen Theilnahin« an dem revolutionairen Hambacher Fest, 27. Mai 1832, zu einem halben Jahr Gesängnißstrase verurtheilt worden, die er aus dem HohenaSperg verbüßen sollte. Der Gesängnißdirector. ein alter Oberst, war ei» menschlich fühlender Herr, der seinen Sträflingen da« Schicksal zu erleichtern suchte, soweit e- sich mit seiner Amtspflicht vereinbaren ließ. Al- er den jungen Chemiker näher kennen lernt«, gestattet» er ihm gern, in seiner Zell« ein kleine« Laboratorium zu errichten Kämmerer hatte schon auf der Universität Versuch« zur Verbesserung de» oben erwähnten TunkseuerzeugeS gemacht, war aber zu keinem befriedigenden Eraebniß gelaugt. Besseren Erfolg hatte er bei seinen Versuche» mit Phosphor. Gegen End« seiner Hast fand er die richtige Mischung. Durch Reibung an der Wand entzündete sich der damit getränkte Span; mit dem allereinsachsten Handgriff entstand augenblicklich Feuer. Alle Vorzüge einer guten Erfindung: Geschwindig. keit, Wohlfeilheit und Zuverlässigkeit, Ware» vorhandeo. Man kann sich denken, welche Freude den jungen Mau» über diesen Erfolg erfüllte. Ohne Uebrrschwenglichkeit konnte er seine» Gewinn noch Tausenden berechnen. Die Gesängnißmouern erschienen ihm jetzt ia einem ganz anderen Lichte. Kein Zweifel: er war ei» gemachter Mann. Voll froher Hoffnungen begab er sich nach seiner Vaterstadt LudwigSburg und begann Reibzündhölzer und Reibzündschwamm zu fabriciren. Leider aber folgt« Enttäuschung aus Enttäuschung. Bor allen Dingen konnte er die wichtigste Vorbedingung zu seinem er hofften Erfolg nicht erreichen, da er im Jahr« 1833 ia Deutschland noch kein Patentgesetz gab. Die nach ,u«wärt» versendeten Reib- seuerzeuge wurden von Lhemikern untrrsucht, da« Geheimnth war bald entdeckt und wurde nachgeahmt. Muthig kämpft« der Erfinder gegen die immer mehr sich fühlbar machende Loncurreuz. Da traf ihn 1835 der härteste Schlag, sein« Fabrikate wurden vom Bunde«tag al« .Höchst gefährlich" verboten. Natürlich wurde da» Verbot auch in de» Einzelftaateu wiederholt. Der Luriosität h theileu wir de» Wortlaut de« im Königreich Hannover erlösten«» ver- Kote- im Folgenden mit. Da heißt e«: „Da die ueuerdinq« ia Ge brauch gekommenen Reibzündwerkzeuge sich al« feuergefährlich er wiesen haben, so wird hiermit verfügt: Der vertrieb der sogenannten Reibzündhölzer. de- Reibzündschwamm«- und aller Zündwerkzeuge, welche sich durch Reiben an einer rauhe» Fläch« entzünde», wird bei Vermeidung der EonfiScatio» und einer Geldstrafe von 5 bi« 10 Thalern untersagt. Diejenigen, welche sich bi«her mit dem Ver trieb dieser Gegenständ« befaßten, habe» bei gleicher Strafe ihre» Borrath binnen einer vorzuschreibenden Frist au- dem Königreich zu schaffen und, daß solche« geschehen, nachzuweisen. Dir con- fi-cirten Reibzündwerkzeuge sind zu vernichten. — Auch dir letzte Hoffnung Kämmerer'« sollte schwinden, al« er di» vom deutschen Boden verbannte Erfindung im Au-land verwerthea wollte. Man macht« dort sein Fabrikat ebensall« schon nach, ja eia Apotheker zu Stockto» in Englaud, Namen» Walker, maßt« sogar da« Verdienst der Erfindung an. Al« die deutschcn Regierungen gewahrten, daß Li« praktischen Engländer dir „FeaerSgesahr Reibzündwerkzeug«" gering achtete», gäbe» sie allmählich den Ver trieb wieder frei — leider zu spät für den Erfinder. Sein ver möge» war im Lauf« der Jahre geopfert, seine Gesundheit durch die beständigen Kämpf» und Widerwärtigkeiten untergraben. Unter den harten Schlägen, die sein« Hoffnungen zerstört hatten, sollte auch »och sein« Geiste-krift« rinbüße». Der Urheber der Volk«, thümlichstea aller Erfind»»»«» starb 185? im Irrenhaus« LudwigSburg I — Heute ist di« gündholzindnstri« zn einem Zweig der Großindustrie geworden, der wenigst»»« 150 000 Menschen beschäftigt, aber fünffach« Anzahl ernährt. Di« größte Zündbölzerfabrik ist die von Jönköpiug i» Schweden. Die Fabrik beschäftigt 900 Arbeiter stellt täglich 45—50 Millionen Zündhölzer der. Von den 1500 Millionen Menschen, di« aus der Erd« leben, sind sicher 1000 Milk, am Zündholzvrrbranch mit betheiligt. Rechnet mau ans den Kops und Log 4 Stück, so «rgiebt da» «inen täglichen verbrauch von 4000 Millionen Zündhölzern. Argentinier, als WeizenproLucenl. (Nachdruck vom Verfasser verboten) . ES ist offenkundig, daß fett der zweiten Hälfte dc< Jahre« 1893 bi« in den Juli 1894 hinein Argentinic» de» Weltmarkt»!«« sür Weizen bestimmen konnte; die nordamerikanijch» Union, Indien und auch Rußland mußten da« bitter empfinde». Ganz erstaunlich groß» Mengen Weizeu sind in dem angegebeuea kurze» Zeitraum« von Argentinien nach Europa geliejert worden; derartige Riesen- mengen wurden von dort der nicht erwartet, sie stellten all, Be rechnungen über di« Versorgung auf den Kops. Ter Weizenstrom schwoll zujrbend» an und druckte den Prei« anderer Waare ia «tner ganz unerhörten Weise. Die südamerikanische Republik Argentinien bedeckt «ine» Flächeu- rauni von 2 894 000 qlim, da» deutsche Reich dagegen nur 540 504. Bi« 1877 hatte Argentinien Weizen eiuge führt; 1878 gelaugte eia« geringe Menge zur Ausfuhr, 1879 wäre» e« jcho» 360 700 bl. 1880—1882 niußle Argentiniru in Folge schlechter Ernten wieder Weizen eiiiführeo , 1883 begann die Ausfuhr wieder, die 1886—1889 durch Fehlernlen abermal» eine Unterbrechung erlitt, und von 1890 au stieg sie wieder derartig, daß dir Republik 1893 de» dritten Platz unter den Weizen aursührendeu Ländern der Welt einnahi». 1875 wareu 110000 d» mit Weizen bestellt, 1884 275 000, 1888 335 000, 1892 bereit- 1350000, und im Teccmber 1893 bezw. Januar 1894 sind nicht wcniger al« 2 500000 k» abgeernret worden. Der Weizen ist nicht schlecht; »« wird thatsächlich viel Sorgfalt aus die Lultnr gewendet. Ter Ertrag wird regierungsseitig wie folgt angegeben: 1890 91 aus 11500 000 kl. 1891 92 aus 10600000 1.1 und 1892 93 aus 20000000 KI. Ha»delSse>tige Angaben bewege» sich jedoch viel höher, uud zwar sür 1893 aus 25 700000 kl. Die Aus fuhr an Weizen betrug in den Monaten Jauuar-März 1394 nach Europa 5 900 000 kl, gegen 3 500 000 im erste» Vierteljahr 1893. JnSgesammt sind auSgelahren 1892 470 100 t Weizen, 445 900 t Mais, 42 300 t Leinsaat; 1893 dagegen 1008 100 t Weizen, 84 500 Tonnen Mais und 72 200 t Leinsaat. Neben der WeizeiiauSjuhr steigt natürlich auch die deS Mehle-. Argentinien kam 1871 erstmalig in die Lage. Mehl auSführrn zu können und zwar 160 D -Etr.; 1878 waren es 29 211; 1882 dagegen nur 5500, 1890 stieg die Ausfuhr aus II0 300 und erreichte 1892 188 690 D.-Elr. Für 1893 erscheinen 380 000 D.-Ltr. Tie Mühlen, sntnstrie hat also auch große Fortschritte zu verzeichnen; das Mehl gebt hauptsächlich nach Brasilien und verdrängt dort daS öster reichisch-ungarische und nordamerikanische, wie folgende Zusammen stellung erkennen läßt. ES gelangten in Rio znr Ausfuhr auS 1^8 1802 I8V1 Nordomerikanischer Union 412 235 441 892 290 888 Faß Mehl Argentinien 119 848 44 211 II533 - Lrslerre ch-U»garn . . . 3 628 4 501 8139 « » Im Jahre 1890 setzt» Ungarn noch 17 040 Faß Mehl ab. Ter We zen Argentinien« ist sehr kteberreich, er sieht dem besten ungarischen »ich: nach. Die meisten Sorte» sehen ziemlich duukel- roth auS, etwas rötder als der auch in Deutschland bekannte nord- amerikanische ro de Winterweizen. Der Samen ist 1857 von der Lombardei nach Algenlinien gelangt, wo er jetzt unter dem Namen Barlettawkizen bekannt ist. Dieser Weizen har sich im Lause der Jahre dem Klima und Boden jo angepaßt, daß er nicht nur gute Ernten zeitigt, siud.rn auch über den höchsten Klebcrgehalt (eine Probe gab 20 Proc. Lrockeukieber, guter deutscher Weizen nur 11'/, Proc.) verfügt. Vermischtes. Leipzig, 29. Juli. 0. Die Industrie deSLeipzigrrWcstende-im Sommer 1894. Im Allgemeiner» wird man die Lage der Industrie wie zur Zeit wohl überall, so auch hier als eine beionderS günstige nicht bezeichnen können, wenn auch ohne Frage im Ganzen «in Fortschritt z»m Besseren, in einzelnen Zweige» «ia unverlennbarer zu ver zeichnen ist. Jedoch die Erwartungen und Hoffnungen, die bei Be ginn der FrühiahrS-Saison bez. nach Abschluß des ruifijchen Handels- Vertrags an rin slottercS Geschäft geknüpft wurden, sind nicht in dem Maße in Erfüllung gegangen, zu weichem inan nach den An sätzen im April berechtigt zu sein glaubte. Den Gründen zu dieser langdauernden, aber auch allgemein verbreiteten Flauheit im GeschästSleben »achzngehen, ihre Ursachen zu erforschen, ist selbst für ältere erfahrene Fachleute schwierig. Man kann sie nicht zurück führen auf die Unsicherheit der äußeren politischen Lage, denn gerade diese gab seil vielen Jahren so wenig Anlaß zu Vst filrchtungen wie gegenwärtig, — »nd doch nirgends rasch pui sirendeS Leben, nirgend- kräftige Bewegung, überall Klagen, daS Capital liegt zu fest, der Spekulation «st kein Feld geboten. Schwache Ansätze zur Besjernng scheinen sich allerdings in der letzten Zeit unter der Oberfläche gebildet zu haben, — ob sie der koiitmenden Saison genügend sri)cheS Blut zuzusühren im Stande sein werden, läßt sich schwer schon jetzt sagen. Was nun die einzelne» Zweige selbst anlangt, so ist eS dar Baugewerbe, das unzweifelhaft zur Zeit am meisten leidet und wohl noch länger» Jahre laboriren dürfte; hier hat dt« Uebcrprodnction der früheren Jahre die meiste Schuld und für die Sünden, welch» im zweiten Lustrum der 80er Jahre gemacht wur. den, muß di« Gegenwart büßen. Trotzdem glaubte man im ersten Bierteljahr 1894 annehmen zu dürfen, Laß auch da» Baugewerbe einen Fortschritt zn verzeichnen haben werde, und die Anmeldungen sür die Neubauten waren zunächst auch nicht als ganz unbefriedigend anzusehen; doch ist eS wieder still geworden und von Anzeichen zur Besserung wenig zu spüren. Unter dieser Ungunst haben selbstverständlich die mit dem Baugewerbe in Ber- bindung stehenden Branchen zu leiden, wie Bauschlosserci, Eisen- constructiou, Dachpappensabriken u. a. WaS namentlich die Eisen- constructionen anlangt, so wird un« versichert, daß jetten ein Jahr so wenig Aufträge gebracht hat, wie daS heurige; ja eS ist au der Tagesordnung, daß selbst größere Firmen sich mehrfach An schläg« und PreiSnotirungen senden lassen, ehe sie einen Austrag, oft von minimalem Umfange und zu sehr gedrückten Preisen, «rtheilen. Bester sieht e« in der Texiil-Jndustrie aus, worin freilich viel noch hier von dem Gang vnd der Entwickelung in der Zollgesetzgebung der Bereinigten Staaten abhängen wird. In der Baumwollspinnerei arbeitet man voll und stark und die «ingegangenen Aufträge ver bürgen schon jetzt einen langen flotten Betrieb. Wenn auch di« Mod» sich jetzt mit Borliede den Eheviot» zugewandt hat, so ist doch in der Kammgarnspinnerei der Betrieb «io recht guter und zufrieden- stellender zu nennen. Die Sächsische Wollgarnsabrik war schon in dem letzten Jahre wieder besser beschäftigt uud hat im Allgemeinen die Besserung angehalten, wenn auch zeitweise mit verschiedenen vorübergehenden Schwankungen. War nun die Eisenindustrie betrifft, so hat in der Herstellung landwirthschastlicher Geräthe im abgeiaufenen Vierteljahr rege Thätigkeit geherrscht, die mit Be- sriedigung aus di« Periode zurückblickcn läßt. Hat auch der Bedarf am Ackerpflügeu nicht den anfänglichen Erwartungen entsprochen, wa« zumeist ans die sür Bestellungen vorgeschritten« Saison zurück geführt werden muß, so ist der Umsatz in Süemaschinen um so lebhafter gewesen; auch für die Zukunft hofft man in dieser In dustri« auf einen lebhaften Betriedsgang. Ja Bezug aus die Fabri katto» von Maschinen im Allgemeinen kommt «S beiBeurtheilnng der Lage viel aus di« Specialität an. Einen großartigen Aufschwung hat die Herstellung von Holzbearbeitung-maichinen erfahren und sie siebt ia dieser Hinsicht wohl mit au erster Stelle. Aber auch sonst geht «S in der Herstellung wenn auch nicht besonder« lebhaft, so doch im Allgemeine» zufriedenstellend zu, und man hofft auch hier, daß der komniende Monat noch reichlich Bestellung bringen wird. Di« Gießereien zeigen im Allgemeinen keinen ungünstigen Stand, freilich hängt ja auch hier wieder von den einzelnen Artikeln der stärkere oder schwächere Betrieb ab. Einen großen Umsang hat dir Gmnmi- waarensabrikatioa angenommen; sie, ein Kind der neueren Zeit, hat e« verstanden, mit ihren Erzeugnissen sich überall Eingang zu ver schaffen, und namentlich die Herstellung chirurgisch - medicinischer Artikel ist ganz bedeutend. Ia der Rauchwaarenindustrir wird man die MichaeiiSmeffe abwarten müssen, »he sich ein bestimmtere- Ur- theil gebe» läßt; bekanntlich hatte di« Lstermesse nicht gehalten, wa« sie versprochen hatte. Ter Käufer große Zahl ergab damals nur eine gering« Aurbeute an realen Aufträgen, man hoffte aus Seite der Käufer auf rin weiteres Sinken der Preiie, wahrend die Fabri kanten rin Heruntergehen sür unmöglich erklärten. Nachbestellungen sind wohl erfolgt, ober sie bedeuten gegen die früheren Jahr« ver- hüitnißmLßig weuig. Dem llhromopopier ist die Zeit bester gesinnt; seine Herstellung ia den besten LejsinS sichert auch der Plaawiyer Fabrik den alten Ruf und da« große Absatzgebiet. Zum Schluß sei noch der Bemerkung Raum gegeben, daß di« Zahl ver Betrieb« im Leipziger Westen von 163 im Jahre 1893 aus 176 in 1894 ge- stiegen und di« Zahl der Arbeiter »benio voa 10307 — 6581 männ- lich. 4226 weiblich — in 1893 aus 11455 — 6954 männlich, 4501 weiblich — im Jahre 1894. *- Rauchwaaren-Zurichterei vorm Walter in Markran städt. Tie Dividende für da« am 1. August zu End« gehend« Geschäftsjahr wird ans 5—6 Proc. (5'/, Proc. im Vorjahr) geschätzt. *— Zuckerfabrik Döbeln. Nach 42 267 ^1 Abschreibungen ergiebt sich für 1893 94 eia Reingewinn von 247 452 >1 Ta« Actirncavital beträgt 690 000 X X Alt« Dem vogtlandr. 29. Inli. Die Tbatsach», daß die Kammgarnwebrreie» de« Vogtland»« wieder besser» Auf träge für Li« Vereinigten Staate» anSzusübrea haben al« il-h«r. erregt allgemeine Freud«. Wen» man vielleicht auch anuehm«» kann, daß di« Bestellungen dadurch veranlaßt wurden, daß die neue ZvllbiU gerade sür Wollwoaren wesentlich, Ermäßigungen bringt, so küßt sich doch auch audererseit« nicht verkennen, daß di» Lager drüben fast völlig geräumt sind, «nd daß der Bedarf sich bald noch in regerer We»e geltend mache» muß. Zwar sind di» in den letzten Jahre» drüde» entstandene» »eue» Kamnigarnvebereie» schon so weit eiugerichtet, daß sie die ga»g- barsten gewöhnliche» Kammgarnstoffe Verstelle»; aber di« fei»«» Waare» werden doch nach wie vor au« Teutschiand bezog«» werde» wüsten. Die Zollerhöhangeu t» Spanie» machen sich allerdiug« jetzt schwer fühlbar; auch der Handel«v»rtrag mit Rußland hat di« erwartete» reichliche« Aufträge »tcht gebracht; aber wenn man da« Belsviri Frankreich« hernimmt, so laste» sich nicht alle Hoffnungen aus spätere günstiger« Geschäftsverbindungen mit Spanien und Ruß land abschneldea. Frankreich ha« >«tzt fas» noch mehr Stoffe bezogen ai« vor der Zollerhöhung: vielltlcht soigeo andere Länder seinem Beispiel. k. Frankenber-, 28. Juli. Bezüglich der anläßlich der von der ReichSregieruiig veranstalteten Tobak-Enquete vo» Seiten der Ehemnitzer Handel-- und Gewerbekammer auch an die hiesigen Tabakindustriellen gelangten Fragebogen hat der hiesige Tabok- verein io seiner gestrigen Versammlung beschlossen, die erwähnten Fragebogen soweit auszusülleu, als dieselben die Anzahl der Arbeiter betreffen. vo. Gera, 28. Juli. Die Greizer, Glauchauer, Meeraner. Neichenbacher, Nctzschkaner und Geraer Färbereibesitzer haben soeben einen Ring geschloffen. Der Hauvtzweck d»S FärberrrngeS ist, bessere Preise zu erzielen. ES haben sich säst sämmttichr Färber der genannten Texlilcentrcn dem Ring angeichiostea. Wie eS beißt, ieien die Färb«rpreisc in der letzte» Zeit aus ein« so niedrige Stnse herabgedrückt worden, so daß säst ohne jeden Nutzen gearbeitet werden mußte. Die Preise, die der Ring al- Richtschnur an genommen dat, sollen iheilweise ein» Lrbüdung von 15—20 Proc. auSmachen. Die Theilnedmer de- Ringe- sind bei boden Conventioiial- straft» gehalten, nicht unter den festgesetzten Preisen zn arbeiten. Tie« Wollenwaaren-Webrreidesitzer müsst» in Folg« der Preis- steigerung der Färber «beiiioll« mit den Waorenpreift» in die Hohe gehe». In den Comptoir« der Webereien hat man tüchtig zn th»n, um der Kundschaft so schnell wie möglich die Preissteigerung niil- ziilheilen. Man darf gespannt sein, ob die Mitglieder de« Ringes dauernd die Grundsätze desselben rejpectiren. *— Die Erstattung für verdorbene ReichSstempel« wertb Zeichen kann nach Ziffer 40 der AuSführungSvorschristen zum ReichSstemvetgefttze vom 27. April d. I. nur dann ersolgen, wenn der ErstattungSanjpruch innerhalb dreftr Monate, nachdem der Schaden dem Berechtigten bekannt geworden ist, unter Vorlegung der verdorbenen Werlhzeichen bei der zuständigen Behörde on- gemeldet wird. Diese Bestimmung ist in den bctheüigten Geschäst«- lreiien offenbar noch nicht hinlänglich bekannt und soll deshalb von den StrucrbebörLen io zweckmäßiger Weis« zur Kemitniß jener kreij« gebracht werden. *— Platzkarten. Wie der „Berl Act." hört, ist von dcm preiißischc» Minister der öffentlichen Arbeite» eine Ermäßigung der bei den TurchgangSzügen (sogenannten V.-Zügeu) zu entrichtenden Platzgeduhren dahin ,n Aussicht genommen, daß vom I. Ce» Icmber d. I. ab im Falle der Benutzung dieser Züge auf Strecken von nicht mehr als 150 Irm die Platzgebüdren ans di» Hälfte herab gesetzt werden, d. i. aus 50 sür die 3. Slaff« und aus 1 sür di« 2Hund 1. Elaste. *— Amerikanische LebensversicherungS - Gesell schakten in Deutschland. Anläßlich de« verzichte« der Eq»i- table-Gesellschast aus idre Concejstvn sür Preußen wurde von ver schiedencn Seilen behauptet, daß auch die übrigen amerikanischen BerstchcrungS-Gesellschasten ihre Concejsionen in di« Hände der Re gierung zurückiegen und keine neuen BersicheriingSabschlüsse in Preußen mehr machen werden. DaS ist unzutreffend. Wenigstens gelangt heute ein Schreiben deS Berliner Generaibcvollmächligten der Mutual zu Kenntniß der „Frks. Ztg ", worin derselbe erklärt. Laß die Gesellschaft gar nicht daran denke, den Geschäftsbetrieb im Königreich Preußen einzlislellen; vielmedr sei sie bemüht, die Bor schristen der preußischen Negierung in jeder Beziehung zu erfüllen. E« wäre rrwünicht, daß auch die übrigen in Preußen arbeitende» amerikanijchen Gesellschastcn sich darüber äußern, ob sie sich dem Beispiel der Equitablr ouschließka »der nicht. *— Große Berliner OmnibuS-Gesellschaft. In der General-Berjammlung wurde der Geschäftsbericht genehmigt, die Dividende aus 8 Proc. festgesetzt und Dccharge ertheilt. Zu dcm Geschäftsberichte führte der Vorsitzende au«, daß die Gesellschaft aus ihren 6 Linie» im abgeiaufenen Geschäftsjahre 10 450431 Per sonen befördert und eine Einnahme vo» 1 153 214 erzielt hat. Die durchschnittliche Einnahme pro Tag und Wagen hat sich aus 4l,4l gestellt Abzüglich der Betrieb«, und Verwaltung«, kosten bleibt ein Nettogewinn von 249 314 wovon zu diversen Abschreibungen 178 207 verwendet, 3555 » dein Reservefonds überwiesen , 1500 >4 dem Beamten - UnterftützungS« fand« zngetheiit und 8 Proc. als Dividende vertheilt werden. Die restirenden 2051 wurden aiS Tantieme bewilligt. Aus Antrag eine« ActionairS wurde beschlossen, da- Agio » covto in Höhe vo» 46 246 X dem Reservefonds zu überweisen. Ueber die Aussichten im laufenden Geschäft-iahr sprach sich der Vorsitzende sehr zuver sichtlich au«. In Folge der billigen Preise sür Mais, Haler, Stroh und Heu werden sich die Ausgaben dafür um ca. 60000 niedrigcr stellen alS im abgelaufenrn Geschäftsjahr. Hieraus genehmigte die General-Berjammlung den vo» der Verwaltung vorgenommenen Ankans de« Grundstücks Liegnitzer Straße 15. Der Ankaufspreis beträgt 750000 *— In ihrem Jahresbericht für 1893 wersen die Aeltesten der Kauft»ani>schaft zu Magdeburg «inen Rückblick auf die allgemeine WirthschastSlag», wobei hervorgehoben wird: „Wenn daS Jahr 1892 im großen Ganzen als ein recht ungünstige- GeschästS,ahr bezeichnet werden mußte, so gilt dies in kaum geringerem Maße von dem Jahre 1893. Zwar ist in manchen Geschäftszweigen eine Besserung wahrnehmbar gewesen; allein dieselbe war mehr oder minder vorübergehend. Von einer Andoner besserer Verhältnisse kann nur bei sehr wenigen Geschäftszweigen gesprochen werden, und auch da waren eS zumeist besondere Umstände, welche trotz der fortdauernden wirtbichastlichen Depression gerade drin betreffenden Zweige eine günstigere Lage verschafft Hallen Abgesehen von dem ganz und gar darniederiiegenden Baugeschäste, da- viel« Industrie- und Handelszweige, wie insbesondere den Eisen- und Holzhandel, die Ziegeleien, «inen Theil der Maschinenindustrie, in Mitleidenschaft zog, hatten auch die meisten anderen Industriezweige, wie der Exporthandel und die Schiffsahrt über die Fortdauer »ine« schlechten Geschäftsganges zu klagen. ES gilt die« ebenso von der Spiritus dranche, deren Erwartungen einer Besserung sich nicht erfüllten, den Brauereien, der Cdocolade-, Lacksirniß-, Terpentinöl-, Chemikalien Industrie, vom Getreide- und Mehlbandel, vom Tüngemittelhaiidel, vom Petroleumhandel, zum Tbeile von der Maschineniiiduslrie, dem Colonialwaaren-, dem Tabokhandel. Die Elbschiffsnhrt litt unge mein unter dcm außergewöhnlich niedrigen Wasscrstande und den gedrückten Frachtsätzen. Etwa« günstiger gestaltete sich daS Ge schüft ia der Zuckerbranche, im Farbwaorenhandel, im Kleie- handel, in einzelnen Maschinenfabriken, im Vankgeichäste. Ein geradezu günstiges Ergebniß hat nur der Garnbandei zu ver zeichnen kn Folge der ungünstigen Flachsernten Rußlands, Oester reich-, Belgiens, welche »ine wesentliche Preissteigerung der Leinen garnr zur Folge hatten, im Papierhandel, weil Holzstoff knapp wurde und durch eine Bereinigung der Erzeuger im Preise gehalten worden ist, in dem Handel mit einzelnen Düngemitteln, deren Angebot eia beschränktes ist, jo daß dir Nachfrage weit überwiegt, wie bei Thomasmehl, in der Baumwollspinnerei in Zusammenhang mit den großen Streik» in Lancostsire. Endlich fanden die Erzeugnisse von Svecialindiistrien, wie der Saccharin-, ferner der Nähmaschinensabrikation steigenden Abiatz. Tie Gründe diese« im großen Ganzen noch immer matten GeschästkgangeS sind nebst den allgemeinen ungünstigen Ercignissen de» Weltmarktes, der Silberkrise und den finanziellen Mißsiänden ia mehreren amerikanischen nnd südeuropäiichen Staaten, welche in einzelnen dieser Staaten zum Staatsbank»»«« oder hart an den Rand desselben geführt haben, in der nock immer mangelnden UntcrnebmiingS lusi und der zn geringen Consumsähigkeit weiter Bevölkerniigsschichlen zu suchen, Umstände, welche eine rriolgreiche Ausdehnung der Pro duction und de« Handel« verhinderten. Hierzu traten al« sür viel« Geschäftszweige schädliche Ereignisse der Zollkrieg mit Rußland und die einzelne Branchen bedrohenden Cteurrproiecte, welch« «in« au dauernde Beunruhigung de« Geschäftsganges in dielen Bronchen zur Folge hatten. Auch der außergewöhnlich niedrige Wasserstau» der Elb« und anderer Ströme schadete — abgrsede» von der Schiffsahrt — vielen Handelszweigen durch die hierdurch hervokgeruftne Er höhung der Tiansvortkosten und Verzögerung der Transporte. Mit der Besserung der haiidelSpolilijchen Lage LcS Reiche« durch den Abichluß de« HandeI1vertr»g»S mit Rußland, wie durch weitere BertrogSabichlüffe mit den beiden, noch nicht im dauernden Brr traa-verdältniss« stehenden Staaten Spanien und Portugal, mit der Besserung der Währung-Verhältnisse, insbesondere durch die Voll »ndung ver österreichischen vaiularegnlirnng, mit der endgiltigen Negtluttg brr Stenrrfragei» dürft, auch «in« Bessern», d«r all gemeinen Geschäftslage ia unserem Laterlonde zu erwarten sein." *— Dir Abltedt-SchellerterZuckersabrik schließt da« ab gelaufene Beschäst-jahr mit 4636 Gewinn ab b«i 495 Olv Gruadcapital. Krankfttrt «. M.. 28 Juli. Die Mitteldeutsche Cribtt- bauk giedt bekannt, daß sie im Anstrag der New-sstorker Eoatineatal- Trust - Eompany Lriginalboad« wie coavrrtirdarr Script und Dedenture« sür da« Reorganisation« - Agreement der Western N«w- V»rk und Pensylvania rnlgrgeanimmt. *— Belgischer Gruben- und Hütten-Beret». Eine außerordentliche General-Versammlnag har zu deschiießeo über die weiter« Herabsetzung de« Grundkapital« durch Umwandlaag «tue« Thrill de« Staniin-Actien^lavital« in zusammengelegtr Vorzugs- »ctten unter entsprechender Wiedererhöhung de« herabgesetzten, bezw jusanimeugelegtea Lorzugr-Actien-Lapltal« und Abänderung d«« den Rückkauf von Stammactte» betreffenden Beschlüsse» der General- Versamiiilung vom 15. November 1893. *— Essener Bergwerk«.Verein König Wilhelm. >a« einer abgehaltenen Aussicht-rath-sitzung wird der „Köln. Ztg." mit- geldeilt, daß mit Rücksicht auf dir vom Vorstand vorgelegre Abrech nung für da- erste Halbiahr 1894 und aus die vorliegenden KohIenliesrrungSverträge ein befriedigende« Betrreb-erorbarß für da« lausende Jahr erwartet werden dürfe. Bestimmt« Ziffernaugabe», die dieser allgemein lautende» Mitttzeilaag vorzaziÄtze» gewesen wären, werden nicht gemacht. *— Elsässische Maschkarabau-Gesellschaft Mül- Hausen.Grosenstaden-Belsort. Da« Jahr 1893/94 erbrachte bei 9 600 000 Actiencapital «inen Gewinn von L128 000 ^4 Hiervon werden 768 000 .ckl al» Dividend« verlheilt, 102 400 dem Dispositionsfonds zu Gunsten alter Arbeiter zagesührt and 560 000 ^l zu Extraabschreibungen verwendet. *— Contanten-Einsuhr in Hamburg, von den Laaari- schen Inseln wurde 1 S. Eontaatea sür Stüde» L Lo. und 1 E. do. an Ordre zugesührt. *— Stettiner ElektrieitLtktverke. Der AufsichtSrath hat in der Sitzung vom 23. d. M. beschlossen, der am 22. Srvtember tagenden Generai-Bersammiung die Verlheilung einer Dividende von 6 Proc. sür da« Geschäftsjahr Juli 1893 bi« Juli 1894 vorzu- schlagen. Dem in derselben Sitzung von der Direktion erstatteten Bericht ist zu entnehmen, daß di» Anschlüsse aa di» elektrische Centia station, sowohl sur Stromentnahme für Licht, wie auch sür Molintiizwecke, im letzten Jahre sich wiederum bedeutend vermehrt haben. An HauSaiiichlüsscn sind 43 zngrkommen, ferner worden neu eingerichtet 1648 Stück Glühlampen, 96 Bogenlampen und lS Motoren. Im ganzen bezifferten sich am 30. Juni 1894 dir An schlüsse aus 8390 Giühlaiiivkn, 397 Bogenlampen und 29 Motoren, letztere mit einer LeislungSsähigkeit von 55 Pierdekräften. lvrauiihetM, 28. Juli. Die Actien-Geiellichast für Chemisch« Industrie hat eine bedeutende Erhöhung de« Actiencapital« de- Ichlossen; ferner wurde die Einsühruog der Actteo aa der Frank furter Börse in Antsicht genommen. Tie Oesterreichijch« Ländrrbaak, welche bekanntlich da« österreichisch - ungarische Patent für die Erzeugung von Larborundum erworben hat («in auf elektrolytischem Wege ge wonnene« Product, welche« dem Härtegrade nach dem Diamant nabczu gleichkommt und zum Schleifen und Schneiden von Stahl, beziehungsweise Gla» verwendet wird), hat in den letzten Tagen diese« Patent sür da« ganze übrige Europa (mit AuSschlnß von Deutschland, England, Dänemark und Schweden und Norwegen) käuflich aa sich gebracht. Die genannte Bank geht nun daran, die aus ihrer Domaine Benatek sür diese Fabrikation errichtet» Probesabrik bi« aus 250 Pserdekräste zu erweitern, und trtfft gleichzeitig alle Vor bereitungen, um auch in Frankreich eine zweit« grotze Fabrikanlage sür die Carboruiidum-Erzeugung zu etablirea. Diesem Erzeugnisse wird allgemeine« Interesse entgcgengebrocht, und von vielen Seiten lausen Ansragen, beziehungsweise Aufträge «in, denen di« bisherige Fabrikation nicht mehr Genüge leisten kann. Zum Leiter De« Unternehmen« ist Herr Wilhelm Kaufmann au» Prag berufen worden. 1VD8. Ptttröblirg. 28. Juli. Ueber die Lag« de« Peter«, burger Getreidemarktes wird osficiell unter dem 14. Juli geschrieben: Die letzten zwei Tage sind aus unserem Getreidemarkt ohne Belebung verflossen. Tie Stimmung sür alle« Getreide ist schwächer geworden und die Preise beginnen zu sinken. Da- Sinken der Getreidevreis« im AuSIande fördert hauptsächlich da« sich ver stärkende Angebot de- Getreide« neuer Ernte au« den russischen Häsen de« Süden« zu Preisen, die bedeutend billiger sind al« dt« sür in Petersburg vorhandenen Waaren. »— Die Geldplethora im letzten Jahrzehnt. Die Au«- weise der großen englischen Actienbanlen sür die ersten sechs Monate des Jahre« 1894 geben ein deutliches Bild der Geldüberfülle nnd de« niedrigen DiScontosatzcS in den letzten 10 Jatzren. Der durch- jchnittliche Bankdiscont war bioS 2,4 Proc., aus dcm offenen Markte gar nur 1,10 Proc. und sür tägliche« Geld noch geringer. Die nach, siedende Tabelle des „B. L -A " soll die Gcidverhältnisse im Ver- gleiche mit anderen Jahren klar vor Augen führen. Di« Discont- so. Juni L Bankrate V «> r Privat DiSconI » «L 1894 . , 4 8 i 5 8 1893 . 2 16 4 i 1? 2 1892 . G 2 13 I i 9 3 1891 . 3 11 i; 14 11 1890 . , 4 4 8 3 0 9 1889 . 3 0 I 2 2 0 1888 . 2 12 6 i 11 11 188? . , 3 4 I 2 0 0 1886 . . 12 5, i 12 0 1885 . 3 9 7 2 12 3 1884 . . 16 5 2 5 b Am 18. Juli d. I. wurde aus der Larl'schen Werft kn Hüll ein für Rechnung der Great-Eastern-Eisenbahn neu erbauter Dampfer vom Stapel gelassen. Es ist dieses der vier!« neue Dampfer, welcher für den Dienst der im vorigen Jahr« er- öffneten und so schnell beliebt gewordenen Linie Hoek van Holland- Harwich bestimmt »s». und ganz in deiuielben Stile erbaut, wie Li« am I. Mai d. I. auf der Hoek-Ronte in Dienst gestellten Schweslerschiffe „Berlin" und „Amsterdam"; diese drei Schiffe sind die größten Schrauben-Dampser, welche täglich zwischen dem Fes!- lande und England verkehren. Ter neue Toppel-Schraubcu-Schnell- Lamvker, weicher in der Taufe durch Ladh grederick Scager Hun: den Namen „Bienna" crhieit, ist ganz au» Stahl erbaut, 302 Fuß lang und 36 Fuß breit und besitzt zwei vollständig von einander getre-inie dreilache Verbund - Ma)chi»en, weiche 5000 Pserdekräste entwickeln und eine Fahrgeschwindigkeit von 18 Knoten in der Stunde ermöglichen. Dir innere Einrichtung der „Bienna" ist mit dem gediegensten, >a luxuriösen englischen Louisort auS- gestattet, da« Schiss hat in allen Räumen elektrische Beleuchtung und sind beim Baue des Dampfer- alle der Neuzeit entsprechende» Verbesserungen zur Anwendung gekommen. Für über 200 Per sonen sind comsorlable Letten ia der ersten Elasse (Salon) vor- Händen. *— Der Kamps nm die amerikanische Tarif-Bill.' Der Conslict, welcher zwischen dem amerikanischen Präsidenten und dem Senate anSgebrochen ist, bat sich in den letzten Togen immer mehr verschärft und die Echutzzüllner scheinen es in der Frage der Taris- resorm aus eine Kraftprobe ankominen lassen zu wollen. Um d:e Lage im Senate zu verstehen, schreibt dir „N. Fr. Pr.", muß man sich die gegenwärtigen Parteiverhältnisse im amerikanischen Ober- Hause vor Äugen führen. Tie Demokraten haben in beiden Häusern de« Congresscs die entschiedene Majorität und die Republikaner bilden auch im Senate ein» Minorität, welche sür sich allein nicht« ausjurichtcn »nd keine demokratisch« Maßregel zu verhindern ver- mag. Tie Situation wäre demnach eine sehr klare gewesen, und in Europa wie in Amerika betrachtete mau die Wahl Cleveland'S a>S gleichbedeutend mit der baldigen Aushebung der Mac Kinleh- Bill. Die amerikanischen Cchichzöllner. insbesondere die Vertreter der Eisen- und Zuckcrindustrie haben jedoch »ine gewaltige Agitation eiUwickclt, um das Zustandekommen der sreihaadleriichen Wilson schen Taris-Bill zn vereileln; mit all»» möglichen, zum Theil« unlauteren Mitteln wurden eine Anzahl demokratischer Senatoren und die Mit glieder der VolkSpartei bewogen» gegen di« Taris-Bill zn stimme» und wenigsten« die Schutzzölle sür Eisen, Kohl« und Zucker ausrecht zu erhalten. In amerikanischen Blättern wurden verschiedene demo kratisch« Senatoren offen a>« von den Sch»tzjöllnern bestoch«« b«. zeichnet, und der Führer dieser demokratischen secessionistea-Grupp«. der bekannt« Senator Bormann» fand e« am letzte» Montag für notbwendig, sich gegen den Borwurf, zn verthcidigen, daß er vom Zucker.Trust Grld genommen hätte, um sür den Zuckerzokl zu stimmen. So wird die Debatte fast ausschließlich von den beiden Fractionen der Demokraten bestritten, während di« Repnblikaner vergnügt znichanen und sich über den Bruderzwist im demokratischen Lager in« Fäustchen lach«», llleveland selbst hatte vor der Aus nahme der letzten Senatssitzung »ine Unterredung mit Gormann, welche jedoch resultallo« verlies. Gormann hielt unmittelbar darauf eine zweistündige Rebe, welche von Angriffe gegen den Präsidenten slro' 'e und ib» der Uniudigkcit und Unverläßlichkeit beschuldigt». D . Führer der demokiotischen Schutzzöllner erklärte rin Nachgeben (« der Frage der Eisen- und Kohlenzöll« für »maöglich »ad «er-
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