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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940731015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894073101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894073101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-31
- Monat1894-07
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ve-»g-4prerr M ß« Hauptr-pedttton oder de» t« Gtadt- »nd de» Bor orten errichtete» Aa«- »bestelle» ad-«h»lt: »irttrtjährt^^läplh ttglicher. di. i»« . bezog»» für ^Hjchl«d »»d Qrsterrrich: viertel,ädrUch X 8.—. Lirertr täglich« Kreuzband,'endung i»« L»«l»»d: «ouattlch ^l 7.Ü0. Pi, M argen-Antg-b« erscheint täglich V»? Uhr, di, Abend-Lns-abe Wochentag« b Uhr. 8e>«rNo» a»L Lrpe-itis«: Jahannesanffr 8. Filiale«: Httn Me»«'» Tarlt». (Alfred Hatz«)» UniverfltLwstrohe 1, Lo»i« Lisch«, Knttzartneustr. 14, part. und Köuig-vlatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd GeschLstsverkehr. A«z»ige«.Preis die «gespaltene Petitzeile SO Pfg. Reklamen »»Irr de« Rrda«ioa«strich (4»» spaltea) SO^, vor de« Familiennachrichic, (egNvalteu) 40-ch. Größere Schriften laut »nserrm Prri«. verzeichniß. Tabellarischer »»d Zifferusa» »ach Hätz«rem Tarif. »rtra«Vellage» (gesalzt), »»r mit der Morgen-«»«gäbe, ob», Postbesörderung >4 Li.—, mit Paßdesorderung ^l 70.-. An«atz«eschl»ß fir Iinzeizea: Nbend-Nnsgab«: Bornrittag« 10 llhr. Marge».>u«g»b»: Nachmittag« 4Utzr. Go»»» »ad Festtag« früh Uhr. Bei de» Filiale» und Annahmestelle» je ei« halb« Stunde früher. Anzeige» find stet« a» dt« Erpedtti«» z» richten. Druck und Verlag vo» G. Pol» in Leipzig ^-388. Dienstag den 31. Juli 1894. 88. Jahrgang. Für und kcmn da- Leipziger Tageblatt durch alle Postanstalten des deutschen Reiches und Oesterreich-Ungarns zum Preise von 4 .Fs bezogen werden. In Leipzig abonnirt man zum Preise von 3 ^8, mit Bringerlohn 3 75 für beide Monate und nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgasse 8, die Filialen: Katharinenstratze 14, Königsplatz V und Universttätsstratze 1, sowie nachfolgende Ausgabestellen: Arudtstrabe 3L Herr R. 0. Rittei, Colonialwaarenhandlung, Beethovenstraste 1 Herr l'keoÄ. keter, Colonialwaarenhandlung, Brühl 8O (Ecke Goethestraße) Herr llerui. Aesslie, Colonialwaarenhandlung, Frankfurter Strafte (Tbomasiusstraßcn-Ecke) Herr Otto Rran/., Colonialwaarenhandlung, Löhrstrafte 15 Herr Riluarä Retter, Colonialwaarenhandlung, Marfchnerftrafte 0 Herr kau! 8elire1der, Drogengeschäft, Nürnberger Strafte 45 Herr 2l. R. Udrevkt, Colonialwaarenhandlung, Zeitzer Strafte 35 Herr V. Lüster» Cigarrenhandlung, in Anger-Crottendorf Herr Rodert Orelner, Zweinaundorfer Stratze 18, in Neustadt Herr Llemeus 8ede1t, Eisenbahnstrabe 1, - Connewitz Frau Llseder, Hermannstraße 23, 1. Etage, - Plagwitz Herr Ll. OrütLinani», Zschochcrsche Straße 7«, - Eutritzsch Herr Rodert ^Ituvr, Buchhandlung, Delipscher Straße 5. - Renvnitz Herr U. Ruxuiunn, Marschallstraßc 1, - Gohlis Herr Dd. Rrltrsedv Xaedfvlxer (Rattdeslus), Mittelstraße 5, - - Herr vernd. IVeder, Mützengeschäft. Leipziger Straße 6, - Ltndenau Herr L. Outderlet, Cigarrenhandlung, Markt 22, - Thonberg Herr R. RLutsed, Zieitzenhainer Straße 58, in Völkmarsdorf Herr 6. 4. Laumrun», Conradstr. 55 (Ecke Elisadethstr.). Peterskirchhof 5 Herr -lax Xlertd, Buchbinderei, Pfaffendorfer Strafte 1 Herr 4. 0. Olassen, Colonialwaarenhandlung, Ranftfche Gaste O Herr Rrleiir. Rlseker, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter Tteinweg 1 Herr 0. Lnxeliurmn, Colonialwaarenhandlung, Schützenstrafte 5 Herr 4ul. 8vdüm1<4ien, Colonialwaarenhandlung, Lvestplaü 32 Herr R. Olttrlod, Cigarrenhandlung, Uorkftrafte 32 (Ecke Berliner Straße) Herr 0. vedus, Colonialwaarenhandlung, Amtliche Bekanntmachungen. Ausschreibung. Die Ausführung der Dachdecker-, Klempner-. Glaser-, Tischler-, Schmiede- und Schlaffer-, vsenletzer, Maler- und Anstreicher- und StfencaustrurtianS-Arvette« für da» B- tttebsgedäude, Wvhnhau» uud Nebengebäude der H. Betriebranloge der städtischen Wasserwerle, westlich vo» Naunhof getegr», wird hiermit zur Bewerbung ««geschrieben. Bedingungen, Masietianschläge und Zeichnungen liege» zur An ficht der Bewerber in der Gcsckckfwstell« für den Erweiterungsbau der städtischen Wasserwerke, Leipzig, Thoma«kirchhof 18, H., au« und können von dort gegen Entrichtung von 1,Ü0 ^ für einen Satz Schriftstück« uud Zeichnungen für die EtsenconstrnctionSarbeiten und 0,K0 ^ für je einen Satz Schriftstücke für di« anderen Arbeiten bezogen werden. Die Angebote find mit entsprechender Aufschrift versehen bi« zum ia. August ds». Js.. L» Uhr vormittag«, bet der Nuntiatur de« Rathe« der Stadt Leipzig versiegelt rinzusenden. Der Rath der Stadt Leipzig behält sich die Wahl unter Lea Bewerbern oder da« Recht vor, sämmtliche Angebote abzulehnen. Leipzig, am 28. Jult 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Lolditz. Lekanntmachung. Wegen Pflasterung wird die Vrdmannstratzc in L.-Plagtuitz in ihrer An«dehnuug von der Nonnenstraße bi« zur Moltkestrah« va« 1. August diese« Jahre« ab für de« durchaetzeudkn Kahrverkedr gesperrt. Leipzig, am 30. Juli 1894. Der Natt der Stadt Leipzig. H. 8308. vr. DrSndltn. Maueck. Lekanntmachung. Nachdem dir öffentlich „„«geschriebene Pflasterung der Aschacher'sche« Strotze In Leipzig-Plagwitz, auf deren Strecken vom Lanol di« zur Markranstädt« Straße und von der Hart Heine- Straße bi» zur Lindenauer Flurgreuze, vergeben worden ist, werdeu dl« uuberücksichttgt gebliebenen Bewerber tzterdurch au« ihren bezüg- Uche» Angebote» entlassen. Leipzig, am 2b. Jult 1894. I«. SÜ78S. 1089 90. Der Nath der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Lolditz. Diebstahls - Lekanntmachung. Gestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine silberne Vhltndrr-Nemantatrnhr mit dopp. Bold- rond, Sec., geriester Rückseite mit Schildchen uud silberner, klein, gltedriger Kette, am 18. d. M.; 2) eine silberne Nemontairuhr mit goldenen Zeigern «nd Ntckeltette mit silberner Münze v I 1841 in der Grüß« eine« Naimorkstücke«, am SS. d. M.; S> eine fUveru« Damen-Nemautatrutzr mit blaue» Ziffern a»d glatter Rückseite, sowie schwarzer, gehäkelter Schnur, am 28. d. M; 4) elue Grauatdrasche, ziemlich groß, rund ««gezackt, ein FraueuNetd mit Taille, von blauem, weißstreifigem Satin, mit Welten Oberärmeln, am 2V. d. M: b) ei« gratzer und ein kleiner Messing-Vierhahn mit Cpritzvorrichtung. vom 18 bi« 19. d. M.; 6) »in Pnrnmattc-Naver, Nr. 94b, mit Lontineatalreisen, ver- rosteier Lenkstange und blauem Vttzkissea mit Monogramm „0. Id.", vom 23. bl« 24. d. M-; 7) ein Ltpsia-Aader, Nr. 4, mit Pnenmaticreisen. weißen Griffen, schwarzem Sattel, brauner defekter lasche mit Werkzeug, Pappschild mit vem Namen Har dkoaer, ohne Laterne, mit Fabrik- u»mm»r 2226k, am 28. d. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Lhäter find »ngesäumt bei unserer Lrimtnal-Abtheilung zur Anzeige z« bringe». Leipzig, de, 30. Juli 1894. Da« Palizetautt der Stadt Leipzig. I. «.: vr. Berger, Pol -Rath. Ml. vir Lismarck-Feier iu Jena. tl>. In«, 24. Äuli. Schon habe» die Glocken von den Thürmeu di« mitter- nwichtige Stund« angrzeigt, aber auf unsere« altehrwürdigen Marktplatze, auf den jene Tbürm« hrradschaurn, sind dir Schläge unbeachtet verhallt. Das Rauschen der hochgehende, Festrlwogen hat de» Klang der eherne» Stimmen übrrtknt de» Glücklichen, die heute hier an geschmückter Stätte «in »aterländtschrd Fest fttrrn, schlägt keine Uhr. viel« Hunderte Männer, Frauen und Kinder, brimisckr ?estgäste und auswärtige au- nahen und auch au» entfernten Orten, sind auf Jena« Markt versammelt, wo Fürst BiSmarck am 31. Juli 1892, umbraust von den tausendstimmigen Jubelrusen der Thüringer, stand, und begehen das Fest der Enthüllung de« zur Sriunerung an jenen unvergeßlichen großen Tag errichteten Bi«marck-Brunnrn«. Alle die weihevollen und erhebenden Momente, die da« »errliche Fest bereit« gebracht bat. vermag der Berichterstatter, der bei der vorgeschrittenen Zeit mitten unter den bewegten Zestarnossen schreiben muß, um heute noch eine Kunde yo,- der Feier n» geben, vorerst nicht zu berühren; er will zunächst über die Hauptmoment« referier». Um L Uhr »ras der glanzvolle Festzug auf dem Markte ein. Nachdem da« einleitende Festlied erklungen war und der Vorsitzende de« EomitsS, Herr Professor Bin-wanger, dem patriotischen Empfinden der Festversammlunz durck ei» mit Begeisterung ausgcnommrne- Hoch auf den Kaiser und den Großhrrzog Ausdruck gegeben Halle, hielt Herr Profefsor Vr. Gortz folgende Festrede: An festlich geschmückter Stell«, unter den Klängen vaterländischer Weisen, haben wir un« heute versammelt, um ein Werk zu weihen, da« di« Erinnerung an einen großen und einzigartigen Tag sür un- und unsere Nachkommen scstznhalten bestimmt «st. An eben dieser Steve, an der wir un- jetzt befinden, hat vor zwei Jahren Fürst Bi-marck gestanden, der große Baumeister de- jungen Deutschen Reiche«, der getsteS- und willen-starke Rathgeber Kaiser Wilhelm'« Le- Ersten, umbranst von den jubelnden Zurufen einer vieltausendköpfigen Menge, dir au« ganz Thüringen zujammengestrümt war. An dies«« Stell« hat Fürst Bismarck jene gewaltige Lied« gehalten, in der er — »in geborener Meister des Worte», dem dt« Sprache in all ihrer Füll«, in all ihrer Kraft, iu all ihrem Glanz zu Gebote steht — dt« vielverschlungenrn Wege historischer Entwickelung rückwärts ver folgte, um daran« abzuletten, wa« un« noth thut in Gegenwart und Zukunst, bald packende vergleich« zur Hits« nehmend, bald die Gedanken hüllend In da« wirkung-voll« Gewand der Ironie, immer aber mit gleicher Macht Herz und Sinn der Hörer bezwingend. Bon eben dieser Stell« au» trat di« hochragend« Gestalt Le« Fürsten au« dem Kreis« Derer, die ihm da« Leben in Treu« zugejellt, heran«, hinein in di« jubelnde Meng», di« sich um ihn drängte; mit er- hobenrm Haupt und weder von der Last der Jahre, noch von der Wucht herkulischer Arbeit gebeugt schritt er dahin; rin Strahl heiteren Wohlwollen» leuchtete au- seinen Augen, denselben Augen, deren drohende« Funkeln der Schrecken der Feinde gewesen war; leutselige Wort« kamen von seinen Lippen, Worte freundlicher Antheilnahme oder munteren Scherze«, durchweht von köstlichem, urdentschem Humor: und Keiner war, der sich dem Zauber seiner edle» Persönlichkeit uud so edlen Wesen« ,« entziehen ver- «ocht hätte. Aber Lt» weihevolle Stimmung, unter deren Bann wir Alle standen, hatte noch ander« Quellen. Der kühn« Steuermann, der bisher La« Deutsch» Reich glücklich durch all« Wogen geführt, hatte da« Steuer au« de» Händen gegeben; er war geschieden von seinem kaiserlichen Herrn ganz ander«, al« wir un« die Möglichkeit de« Scheiden« je gedacht. Eia Sturm war über ihn heretngebroche», dessen Brausen im ganzen deutschen Vatersande vernehmbar war, dessen Dunkel nur gelegentliche Worte de« Un- muth« und folgenschwer« Erlass« gleich grellen Blitzen zeitweilig erhellten. Und dteser Sturm bewirkte, daß e« einsam wurde ring« um ihn her; alle«, wa» Einsluß hatte oder sucht», mied scheu seinen Weg. Lr wurde zurückgewtesen an einer Stelle, an der man th» vordem mit Ehre» überhäuft halt«. Die Freund« staadr« bestürzt zur Seite, und nur der Feinde geschäftiger Lhor s-ad sich zusammen, «m sein« Befriedigung kund zu thun. Doch wenn auch »eich« Herze» verzagten und wenn sie zu er- liegen schiene» unter der Macht de« Sturme«: der Baum, den er am hestigsteu geschüttelt, stand », frech» «od «»gebrochen Der Stoff, au« dem er gebildet, war »» fester Art; bi» Wurzeln, auf denen er stand, war«, z» tief hturlngnvachsru In de« deutschen Volke« Herz. Uugezählt« Tausend« in Nord und Süd, im Süden aber zu allermeist, st« m«s«n di« Frag» a»f, ob denn plötzlich nicht «ehr wahr sei, wa» so lang« wahr gewesen war; di« Tag« vo» Dre«dr» »ad München, von Augtburg, Kissing«« »nd Jena, sie habe» aller Verleumdung seiner Feind« zum Trotz dt« Antwort «nf dies« Frage gefunden, zugleich anch noch aus eine ander» Frag», dir sich Jedem von selbst ans- drängt«: ob nicht Derjenige am beste» di« alt« germanisch« Treue verkörpere, der, jeden Augenblick bereit, sein Leben zu lasten sür seinen Herrn, doch auch sich selber Treu» häli »nd seiner Art. Und Jeder erfuhr an sich di« Wirkung großen, tragischen Schicksals: der Druck, der aus den Gemülhern gelastet hatte, er wurde gemildert unter dem Einfluß der Erhebung, di« echte und wahre Größe in sturmvoller Zeit, ja gerade in sturmvoller Zeit in uns weckt und wirkt. Mit den Empfindungen, die ihre Wurzel In den Ereignissen der Gegenwart »nd der jüngsten Bcrgangenheit hatten, verbanden sich groß« Erinnerungen au» weit hinter na« liegendea Zeiten, Erinne rungen, dt« dieser Platz wie wenige hervorzurnfen geeignet ist. Der Einiger der deutschen Stämme, der hier an dteser Stell« stand und au«jprach, daß er rtngeschworeu sei auf «in« weltliche Leitung eine« evangelischen Koiserthum«, sah sich gegenüber da« Bild eines edle» Fürsten, dessen Unglück in herber Weise an Deutschland» Zerrissenheit gemahnte. Er halte zur Rechten da» Hau-, in dem einst Friedrich Schiller gewohnt, rin Ber- treter von Weimar» großer Zeit, deren Bedeutung sür dir deutschen Einheitsdestrebungen kein Geringerer al« er besonder» hervorgeholien hat. War doch die herrlich erblühte deutsch« Literatur, deren Meister «in hochsinniger Fürst au» den verschiedensten Gauen de« großen Vaterland«» on einer Statte zusainmeiigeführt hatte, damals da» festeste Band, da« die deutschen Stämme zusammcnhtelt, der beste Hort, in dem der Einheitsgedonke seine Stütze saiid. Und selbst die unglücklichen Tage de« Jahre«, In dem die Huse ausländischer Ross» diesen Platz zerstampsten, sie stoffen in der Betrachtung zusammen mit den Togen der Erhebung, mit dem Wiederaufleben de« nationalen Gesühl», La» au» unbestimmter patriotischer Sehnsucht sich allmählich zu bestimmten politischen Forderungen umbildete, di» in dem schwarz- rothgoldenen Bonner ihr on herrlichen wie schmerzlichen Erinnerungen so überreiche« Symbol gesunden haben. Zahlreiche ergreifend« Lieder, Lieder voll «rotziger Kraft und erquickender Innerlichkeit, sind hier zum ersten Male zum Himmel rmporgestiegen, bevor sie Gemeingut der ganze» studtrenden Jugend Deutschland« geworden sind: und auch de» deutschen Liede« werbende und einigende Macht hat beredter Mund mehr al« einmal gepriesen. Aber so groß auch die Zahl Derjenigen war, dir sür de« Bater- lande« Einsgleit erglühten: st« flog un« nicht nl» rin freiwillige« Geschenk de» Himmel» zu, da« wir nur on« Herz zu drücken brauchten. Sie war auch nicht mit Singen und mit Träumen in« Leben zu rufen, noch mit Dulden und mit Klagen. Sie konnte uns nicht al» da» glänzende Ergrimiß gelehrter Forschung übermittelt werden oder al« der Ertrag zündender Rede» vor erregten Massen. Es bedurft« harter, mühseliger und ausdauernder politische» Bor arbeit, wie sie der preußisch« Staat zu leisten befähig« uud be- rufen war; e« bedurfte einer starken mit großen Opfern und unter harten Kämpfen geschaffenen Armer, di« in den Dienst der nativ- ualen Interessen gestellt werden konnte; r» bedurfte klug erwogener und kühn gewagter Thai zur rechten Stunde; r» bedurfte eine« Manne«, der dt« widerstrebenden Element« in gemeinsame Bahnen zu zwingen verstand, «ine» Manne», wie ihn rin deutscher Dichter schon in den vierziger Jahren ta prophetischer Ahnung de« Kommenden vom Schicksal erfleht hatte: «in Mann ist noth, »in Nibelungenenkel, daß er di« Zeit, den tollgewordrnen Renner, mit ehrner Faust beherrsch' und ehrnem Schenkel. Und der vom Schicksal erflehte, vom Schicksal erkoren« Monn, er stand au dteser Stelle, nachdem er die groß« Arbeit seine« Leben« zu End« geführt hatte. Er sprach zu un« von seinem Werke, wie e« geworden war und wie r» Wetter gesührt werden muffe. Da war e« un«, al« leuchte der ganze Glanz einer großen Zeit vor unseren geistigen Augen auf: der Zeit, die In hartem Ringen und gewaltigem Kamps« den Traum der Väter «rsüllt hat, die da« meerumschlllngeu« Land im Norden und da« liedumwoben« Straß- bnrg im Westen der großen Mutter zugeführt, di« da« ueuerstanden« Reich mit der Krone Barbarossa'« geschmückt und hoch erhoben hat u» Rath« der Nationen, di« den Hunderttausend«» von Deutschen, di« über den ganzen Erdball zerstreut lebe», ermöglicht hat, da« Haupt so stolz zu trogen, wie irgend «in andere« Volk. Und Kaiser Wilhelm'» ehrwürdig« Heldengestalt stieg vor »n« auf, wie er, umgeben von seinen Paladinen, geschmückt mit dem Lorbeer de» Siege«, friedvoll seine« Führeramt« waltete und de« inneren Reich«« Bedeutung in eigener ErhabenhAt verkörperte, »ber Kaiser Wilhelm war von un» gegangen, dicht hinter ihm sein hoch- herziger Sohn glorreichen Angedenken«; gegangen war der groß« bchlachtenleaker; gegangen war Graf Roon, der »inst da« Schwert so trefflich geschärft; nur einer war noch übrig, zugleich der Gewaltigste von Allen, der Bannerträger in Sturm und Nolli, um dessen Haupt die ganz« Glorie der vergangenen Periode verrlnlgt chien: wt« sollte ihn nicht brausender Jubel umgeben, Jubel auf- teigend au« dankerfülltem Herzen, au« begeisterter Stimmung heran«, wie sie am schönsten im Lied« ihren Au-drock gesunden hat: Wer hat da» Reich un« anfgrbaut, Daß hoch di« Zinnen ragen? Germania, du Katserbraut, Wer ließ dich Krone tragen? Da« hat mit Macht Der Ein« vollbracht, Boa dem wir singen »nd sagen. Hochverehrt« Festgenoffen i Zwei Jahre sind seit diesem großen Tage vorüber gegangen. Der Jubel, dessen begeisterte Zeugen wir gewesen, er ist verklungen, jrdoch nur, um sich on anderem Orte immer wieder zu erneuern. Der Fürst ist heimgekehrt in seinen Sachsenwold, mit dtffen mächtigen Eichen, die den Stürmen von Jahrhunderten getrotzt, ihn unsere Phantasie so gern in unzertrennliche Verbindung setzt. Und dieseWaldeSriescn, die sein fürsorglicher Blick so oft gemustert, sie haben ihrem Herrn diese Fürsorge vergolten dadurch, daß sie ihm Frieden in» stürmische Herz gerauscht haben. Aber freilich wissen auch sie von gar seltsamer Unruhe zu berichten, dl« au»Z der geschäftigen Welt In ihre Stille dringt. Sobald der Winter sich gelegt und der Frühling in» Land gezogen ist, wenn « den Deutschen sorttreidt vo» dein heimischen Herd, oder auch in Sommerszeit und an den milden Tagen de« Herbste«, da ist es lebendig nnter ihrem Schatten. Da sammeln sich au« allen Theilea de« Pater- lande« zahlreiche Verehrer und Berehrerinnen jeden Alter« und jeden Stande«, um dem geliebten Helden zujnjubeln, wie wir ihm zugejudelt, um ihm zu danken sür da«, wa» er sür Deutschland gethan, schon in ihrer Berschledenhrtt die beredtest» Darstellung seine« großen Wirken«. Einig« Mal« nur hat e« Fürst Bi-marck seitdem üb» sich ver- macht, seinen Fuß au« der ländliche» Abgeschiedenheit heran« zu setzen in di« große Welt. Da« ein« Mal, al« er an altgewohnter Stelle durch den Gebrauch heilkräftiger Quellen Linderung suchte gegen Schmerzen, die ihn quälend übersalleu hatten. Aber statt Erholung zu finden, wie er gehofft hatte, mußte er e« über sich ergeben taffen, daß ihn ein« gefährliche Krankheit aus« Lager niederwarf. Bange Sorge bedrückte die Seinen, bedrückt« da» dentsch« Volk ta Hütten und Palästen, da« angstvoll jeder neue» Nachricht lauscht«, die Kund« bracht» von seinem Befinden. Nur «in Umstand war e«, der geeignet erschien, die Sorge, wenn auch nicht zu vermindern, so doch zu verklären: die Gewißheit, daß diese Sorge im Herzen unsere» Kaiser» nickt minder schmerz lich empsunden wurde. Al« dann die Freudenbotschaft kam. daß die Gesahr beseitigt sei, daß die eiserne Natur Im Bund« mit für- sorglicher ärztlicher Kunst den Steg davon getragen halte, da war «» un», al« seien wir selber erstanden au» tüdtltcher Gesahr. Da» »weit« Mal, daß Fürst Bi«marck den Frieden seine» Walde» verließ, geschah e« aus den Ruf unsere» Kaiser« selbst: e« war an dem von allen Freunden de« Vaterland»« so heiß ersehnten Tage, an dem er al« Gast im Schlöffe zu Berlin wellte, an dem er Aog tu Auge und Hand in Hand mit seinem kaiserlichen Herrn Zwiesprache hielt, von deren Inhalt di« sonst so vielkundige Fama keine Meldung zu bringen gewußt hat. Aber wenn auch Jahr« verflossen sind seit dem Tag», dessen Gedächtnlß wir heut» feiern: gerade da« milde Wort Ver söhnung, da« so viele blutende Wunden gestillt hat, lenkt die Gedanken immer wieder auf ihn zurück. Und unser« Kinder, die wir damal« jubelnd «inporgehoben. denen wir zugerusen hoben: ha lst der Man», der Deutschland einig, der Deutlchland groß und stark gemacht ha», st« werden dl» Erinnerung daran festhaltrn bi« au ihr eigne« End«. Doch nicht nar in den Herzen Derer, die den Tag erlebt haben, soll rin Denkmal errichtet sein: ein sichtbar Zeichen, von Künstler- Hand gebildet, soll auch dann noch daran erinnern, wenn Keiner mehr von Denen, die ihn mitgefelert habe», an dieser Stätte weilt: »ta Angedenken on eine Zell, ln der zwar der Haß ausgehört hatt«, den Fürsten Bi-marck zu fürchten» »ber nicht auf gehört hatte de« deutschen Volke» Liab«. So möge denn di« hülle von seinem Bild« fallen; wir aber, in deren Herzen der Jubel jene« -roßen Tage« «iderklingt und widerklingen wird zu ,eb»r Zeit, wir schließen olle«, wa« wir «tt heißen Wünichen für Deutschland« ersten Kanzler erflehen »n»
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