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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.07.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-07-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940731025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894073102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894073102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-07
- Tag1894-07-31
- Monat1894-07
- Jahr1894
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Mittel be-angr», so stab bk» kllmmtklche» Thrllnehmer (Thäter. Un- sitster, ckehitie«, Begünstiger) strafbar und »5 siuku alU dieselben die Pocichrlsteu der Art. «9 dis 72 de« Bundesstrasgeietzes vom 4 Februar I8L3 keine «nivendung. Legen den Begünstig» kaua aus bloß« Geldbube rrluuut werde». Mil außerordentlichem Eifer und Erfolg geht der <««>»» ftaa» den Araber» zu Leide uad sorgt für Sickerung und Erweiterung seiner Grenzen. So lieg» jetzt au- Kassongo ein die kurzen telegraphischen Meldungen ergänzender hoch interessanter Bericht de- Eroberer- von Manyema, de« Eapitain» Dhani«, vor. Danach sind ganz Manyema und da« bi- zum Taoganyikasee reichende Gebiet in den Händen de« Eongostaate«. Siachdli» Rumaltza, Hecht e« ia dem Bericht, bei Kalambarre entscheidend besieg» uad diel« Acabersesiung von den Congolruppen geuommeu worden war, marschirtea di« lürutenanl« liothaire und De Äouter» mit starker Truppenmacht nach dem Tanganqikasee zu und vereinigten sich ia Miketo, 12 Meilen voa dem See entserut, mit dem Ehej der Aatisclavereitruppeu, Eapitain DeScauips. Man tum überein, datz Descainps Älbertville uad Klbauga, Lieutenant Lange mit congojiaalliche» Truppen die Rorduser und Nordgebiet« de« See« besetzen sollten. Lolhair» uad Wouters zogen nach Saijongo zurück, aber der Letztere erlag dem Fieber. Inzwischen hatte Eapitain Lhauis mit der ltinverteidung Manyema« begonnen: jeder Bezirk wurde einem belgische» Lsjicier mit Truppen zur Besitznahme und Verwaltung überwiese», uad «L gelang ihnen, sich die Mitwirkung der eingeborenen Häuptlinge zu sichern. Me Araberhäuptlinge, welche di« Ermordung Emin Pascha«, der Mitglieder der Hodister'schen HandetSmissiv» und congostaatlicher Agenten mitveranlatzl hatten, wurden gefangen genommen. Sech- Araberhäuptlinge. Said den Abed» I-mail-, Mamba, Ehenga, Ntambwr, Piani Kitima wurden wegen direkter Theilnahme an der Ermordung Emin Pascha« vor da« Kriegsgericht gestellt; nur der erste wurde frei- gesprochen; dir übrigen wurden gehängt. Raschid, der Nesse Tippu-Tipp'« und frühere Gouverneur de« FaUsbezirk«, mußte sich ergeben; der Delegirte Tippu-Tipp«, Ahmadi, der Häuptling Adjadi wie der Häuptling Nserera und sein Sohn Amici, welche beide auf da« Grausamste die eougostaatlichea Vertreter in Niba-Riba ermordet hatte», wurden gefangen — rin strenge« Strafgericht folgte. Die gefangenen Arabersührer wurde» säinnitlich nach Bumda im Bangolabezirk geschasst, von wo au« Eapitain Dhani« sie selbst nach Boma fuhren wird. Erst hier wird über ihr Schicksal entschieden werden, bevor Dhani« sich nach Belgien einschifft; Dhani» wählt für seine Heimkehr die Eongostraße über dir Fall-station; seine Hauplerrungrnschaft jür den Eougostaat ist neben der Besitzergreifung Manyema« und der Vernichtung der Araber die hergestellle Verbindung zwischen dem Eongostaate und dem Tanganvikasee, alle Haupt punkte der Straße: Fallsstativn, Kibonje, NyanznS, Kassongo, Kabambarrs, Albertville sind in den Händen de- Eongostaate« uud vor Uebenumpclungen geschützt. Deutsches Reich. * Verlin, 30. Juli. Die „Post" schreibt: .Daß Ruhe, Besonnenheit und Objektivität die Voraussetzungen einer gedeihlichen Gesetzgebung sind, wird der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" ohne Weitere« zuzugebe» sein. Ebenso, daß die allpreußische Bureaukralie gesetzgeberische Arbeiten von hoher l»ate>>eUer wie sormeller Vollrudung geleistet hat. Aus der andern Seite wird man nicht verkennen können, daß die Gesetzgebung de« alten Beamteustaate« bei rascherem Pulsiren de- öffentlichen Leben« den Bedürfnissen der Zeit nicht gerecht zu werben vermochte und daß sie deshalb eine» nicht unerheblichen Antheil an der Katastrophe von >848 aus ihre Rechnung setzen lassen muß. Ohne verkennen zu wollen, daß auch aus dem Gebiete der organische» Gesetz gebung rm Reiche mitunter ein Zurückgreisen aus dir legis latorischen Traditionen der preußischen Bureaukralie sehr an- gezeigt sei» könnte, wird man in einer von mächtigen socialen und wirthsckaftlichen Strömungen kräftig de- ivegten Zeit doch damit nicht auSkommen können, >ü»bern uian wird nelhwendig den neu hcrvortretenden gesetzgeberischen Bedürfnissen gerecht werden müssen, bevor ernstlicher Schaden geschieht und wir wieder mit einer Katastrophe bedroht werden. In der Thal hat die Reich«- regierung auch in de» letzten Jahren keineswegs immer nach dem Vordilde de« alten SlaatSrathe« gesetzgeberisch gearbeitet, sonder» sie hat. wo eine dringliche uninittelbar zu lösende gesetzgeberische Ausgabe hervortrat, ihre Lösung entschlossen und rasch in die Hand genommen. Man denke nur an die Akdeiterschutzvorlage von 1890, von der lox Heinze gar nicht zu reden! Nicht« Andere« aber wird letzt verlangt. Dir anarchistischen Frevelthaten haben auch für den minder Einsichtigen ein scharfe- Licht aus die Gefahren geworfen, von denen der Staat und die Gesellschaft bedroht ist; sie lasten in Verbindung mit der Auffassung derselben seiten» der Socialdemokratie keinen Zweisel darüber, daß die Hoffnung, der Umsturrpartei ihren revolutionairen Eharakter zu nehmen und sie zu einer Bourgeoispartei zu erziehen, eitel war, die Socialdemokratie vielmehr nach wie vor der Todfeind der bestehenden Staat«- und Wirksame Bekämpfung eine Existenzfrage ,.>g auch für die Monarchie ist. Wenn zu diesem Ende di« Ge setzgebung angerusen wird, so verlangen auch wir nicht« Andrrr« al« rin ruhige-, besonnene« und objektive«, zugleich aber rin kristiae« und entschlossene« Vorgehen; Ruhr und Besonnenheit, Kraft und Entschlossenheit sind keine Gegen- sätze, die Zeit verlangt beide« und, so bedenklich e« Ware, wen» Ruhe und Besonnenheit fehlten, so wäre e« doch mindesten« rbruso bedeuklich, wenn sie nicht mit Kr«st und Entschlossenheit gepaart wären " * verlin, 30. Juli. Wie der Bierboykott und die Art seiner Handhabung vielfach Erbitterung in die Reihen der .Genossen" selbst trägt, dafür liefert folgender, von der »Berliner Zeitung" gemeldeter Vorgang einen deutlichen Beweis. Für eine der am Freilag abgehaltenra Gewerk schaftsversammlungen war auch da« in der Adalbert straße 8 gelegene Restaurant von Sauermann aulersehen, in dessen Saal jedoch laut polizeilichem Verbot die Versamm lung nicht abgehalten werden durste. Boa den Erschienenen, die nun unverrichteter Sache vor dem Saale umkehren mußte», blieben etwa fünfzig Arbeiter im Garten und ließen e« sich an Weißbier und einem Glase .Bayrisch" wohl sein. Doch nur zu bald sollte dieses Idyll grausam zerstört werden. Der Herr Reichs- tagSabgeordneie und Stadtverordnete Zubeil war, auf seiner InspectionSreise begriffen, auch nach de», Sauer- mann'schen Restaurant gekommen und, die Situation ver wundert betrachtend, heischte er in einem Tone, der einem Höchstcommandirenden wohl anstebt, Aufklärung. Kaum ist ihn, diese pflichtschuldigst und aeborsanist erstattet, da geht ein Donnerwetter lo«. Seine Rede gipfelt in der Beschul digung, daß der Wirth Sauermann mit dem Wachtmeister unter einer Decke gesteckt und so da« Verbot selbst herbei- gesührt habe. „Und Ibr", damit wendet er sich an die Arbeiter, .und Ihr, Genossen,sitzt noch hier und trinkt bei diesem Wirthe »och Bier? Ke in Tropfen mehr wird ge trunken!" Damit verläßt Herr Zubeil, von dem größeren Theil der Arbeiter begleitet, den Garten. Nur ein Rest war zurückge blieben, der eS aber, al« man sich von seinem Erstaunen er holt, nicht mit dem Schweigen hielt. Mit explosiver Gewalt machte sich der Zorn über ein solche« Vorgehen laut. Da« Weißbier verschwand von den Tischen. ,B>er wollen wir haben! Boycottbier!" tönte e« von allen Seilen. Und al- der erste Grimm verflogen war, da erging man sich in allerhand Reflexionen gefährlichsten Ebarakter«. „Schase sind wir, nichts weiter!" hieß e« u. A. „Wir sind blo« dazu da, die Leithammel groß und dann fett zu machen." „Ich danke für den ZukunslSstaat!" sprach ein Anderer, „in dem Staat werden wir au« den Socialistenaesetzen gar nicht mehr herauS- kommen." So ging die Kritik fort. — Zu dem bekannten Angriff der „Nordd. Allg. Ztg." gegen den Finanzmmister vr. Miguel bemerkt die „Franks. Ztg.": .Gegen wen der ... Vorwurf der Anwendung „markt schreierischer Reclame-Mittel" gerichtet ist, kann ein Blinder mit dem Stocke sühlen, und Herr Miguel wird sich am wenigsten darüber unklar sein, „daß hier die Diener ge zaust werden, der Herr aber gemeint ist." — Ganz unsere Ansicht! — Elsaß-Lothringen hat schon seit Jahren keine ständige Vertretung mehr im BundeSrathe. E« wird nun da» Gerücht verbreitet, daß diese Stelle wieder besetzt werden soll. Und zwar soll für diesen Posten der Wirkt. Geh Rath Hoseu« au«erschen sein. Hose»« war s. Z. Mitglied de« Reich«kanzleramteS für Elsaß-Lothringen und ist jetzt Vor tragender Rath beim Statthalter für Elsaß-Lothringen, dem Fürsten Hohenlohe, und gleichzeitig Kurator der Universität Straßburg. — Nach den neuesten Veröffentlichungen betrug bi« znm 1. Juli d. I. die Zahl der zurückgewiesenen Ansprüche auf Alter«re»te von der Gcsammtheit der angemeldeten l3,5 Proc., die der zurückgewiesenen Ansprüche auf In validenrente 2l,5 Proc. — Die gemeinsame Sitzung de« Oberkirchenrath« mit dem Generalsynodal-Vorstand am 27. Juli hat die Annahme de« Entwürfe« zum Einführungsgesetze für die Agende zum Ergebniß gehabt. Demnächst dürste dem Kaiser Vortrag darüber gehalten werden; dann erst ist die Angelegenheit bi« zur Vorlage für die Grneralsynode ab geschlossen. Der Druck der Agende ist dem vernehmen der „N. Pr. Ztg." nach beendet. — Zahlreiche akademisch gebildete Organisten und Chordirigenten haben eine Bittschrift an den preußischen CultuSmiuister gerichtet, worin sie, nach der „M Z", zur Hebung ihre« Stande« im Wesentlichen Folgende« befürworten: t) An allen Haupt- und Pfarrkirchen, die über tüOüO Gemeindcmitglieder haben, sind Fachmusiker anzu- stcllen, die auf einer Hochschule oder durch Prüfung seiten« einer besonderen Commission die Befähigung erworben haben. 2) Die an Kirchen angestellten Fachmusiker haben Anspruch aus ein auskömmliche- Mindestgehalt und ein Ruhegehalt nach der für Geistliche bestehenden Ordnung. 3) Der Fachmusiker wird vom Gemeindekirchenrath zur Be- rathung zugezogen bei Verhandlungen, die sich auf die Musik, die Orgel, den Chor a. s. w. beziehen. 4) Die Fachmusiker erhalten obne Rücksicht auf ei» größere« Maß von Fähig keiten und Fertigkeiten die gleich« Amtsbezeichnung. — Offen- bar ist diese« Gesuch veranlaßt worden durch die bekannte Verfügung de« evangelischen Oberkirchenrath«, welche die Kantore» und Organisten den niedrren Kirchenbeamten, wir Küstern, Glöcknern, Todteugräbern, beigesellt. Dies« ist in zwischen allerdings wieder aufgehoben worden. — Wie die „B. Z." erfahrt, hat der Lommand»»r der 1. Gard«- Jusanterto-Dtviston, Generalltrntenant Blecken ». Schmeltug, vor Kurzem seinen Abschied erdete». — Minister v. Heyden und Unterstaatlseeretatr vr. v. Rotten« barg sind hier wieder eingetrvsfea. — Minister grhr. v. Berlepsch ist nach Tirol abgerelst. — Der verstorbene Geheime Hofraih Bölsiug war der älteste Beamt« de« tleutral« und Deprschen-Bureaus de» Auswärtige» Amt». Lr gehört« dem auswärtigen Ressort seit dem Jahre 1863 an und war wahrend jeiuer mehr als dreißigjährigen Dienstzeit daselbst säst aulichlleßlich in dem veraiiiwortuiigsvvlleii und anstrengenden Dienste Le« Eentrol-Dureau» thälig. Im Jahre 1870 folgte er dem damaligen Bundestauzler Grase» von Bi-uiarck-Vcho»hau>e» tu das Hauptquartier. — Ahlwardt bestreitet, daß er ein Gnadengesuch etugerelcht habe, um der jüngst gegen ihn erkannten Gesängiiißstrase zu ent- gehen. Er werde die Straf« nach der Aussorderung sofort antreten. — Der Deutsche Bauernbund, der seiner Zeit dem Bund der Landwirthe mit seiner ganzen Mitgliederzahl bei- getrelen war, hat sich bekanntlich seit einiger Zeit wieder abgezweigt, weil im Bund der Landwirthe zunächst die Jmeressen de« Großgrundbesitze« vertreten würden. Wie die „Köln. VolkSztg." mittheilt, suchen neuerding« die Anti semiten mit dem Deutschen Bauernbund Fühlung zu ge winnen. — Heute Bormittag wurden ln den Toncorbia-Festjälen di» Verhandlungen der 13. Wauderversaminlung de« deutschen Tapezierer-Bunde« eröffnet. Anwesend waren 48 Delegirte und 3t Lheilnehmer, die 18 Innungen mit 1613 Mitglieder »er- lrelen. Ter Bund umfaßt 38 Innungen mit 1920 Miiqliederu »nd außerdem 20 Sinzelmilglieder. Nach Erstattung dr« Geschäfts, bericht» und Feststellung des Haushallp'.aur« für die beide» nächste» Jahre aus 2950 ^1, hieß Obermeister Beutel-Berlin Namens des hiesigen Jauungsausschusie« die Theilnehmer de» Ber. band-iage» willkommen, die eigentlichen Beralhungen begannen zunächst mit Aeudcrung der Staiule» der Sterbecasj« de« Bunde». * Hamburg, 30. Juli. Die Polizeibehörde verbot Ver- samilllungcn zwecks Gründung eine« Verein« jugend licher Arbeiter, weil man darin eine Fortsetzung de« aufgelösten anarchistischen Freidenker -Jugenbduude« erblickt. (B. T.) * Dortmund, 28. Juli. Wie die Pastor Schulze-Nölle in Lütgen Henkel seiner Mutter zugesührt. * Essen, 30. Juli. Wie die Zeitung" mittheilt, tagten heute in Essen die Vertreter der bedeutendsten am Dortmund-Rheincanal interessirien Städte. Bezirke und wirthschastlichen Körperschaften. Ein stimmig wurde beschlossen, nach wie vor an der Südemscher- Linie (Proftet 4) sestznhalten und in einer Denkschrift der Eingabe von Dortmund, welch« sich für die Lippe-Linie au«- spricht, enlgcgenzutreteo. " Bonn, 30. Juli. Al« der Fürst von Cchaumburg. Lippe, der mit seiner Geinahti» aus Kreuznach zui» Brioche seines Bruders, des Prinzen Adoli, hier eingelrossen war, uul dem Prinzen Adolf eine Rundfahrt durch die Stadl machte, stet der Wagen beim Eliibiegen in die Wilhelnislraße um. Der Fürst und der Prinz, die beide au- dem Wagen geschleudert worden waren, blieben unversehrt. * All« vadell, 30. Juli. In Lörrach fand am Sonn abend eine socialdemokratische Bersammlung statt, in welcher der Abgeordnete Stegmütler, wie die „Fr. Z." berichtet, ein einstimmiges BertrauenSvotum erhielt, so daß er sein Mandat bei behält. Stegmüller war bekanntlich von der Offenburger Parlei-Conserenz zur Mandat-uieder- legung aufgefordert worden. * Nürnberg, 29. Juli. Die Gemeindekrankencasse hat sür 1893 ein Deficit von 46 800 »ck! aufzuweisen. In der MaglstratSsitzling wurde als Ursache einerseits die miß lichen ErwerbSverhälliiisse, die eine „durch KrankhrilS- Simulation brthätigte Ausdeutung der Lasse hcrbeiführen", andererseits dir in Anbetracht der Häufigkeit der Erkrankungen weiblicher Mitglieder zu niedrigen Versicherungsbeiträge der Arbeiterinnen bezeichnet. E« werden an Wocheabeiträgen sür Arbeiter unter l6 Jahren 15 ^s, über diese Altersgrenze 27 und für Arbeiterinnen 12 ^ und 18 erhoben. Der Magistrat wählte eine Commission, die Vorschläge zur finan» ciellen Gesundung der Krankencass« auSzuarbeileu hat. (F. Z.) Oesterreich-Ungar«. * Wien, 30. Juli. Oesterreichische Polenblätter behaupten, in Lemberg solle ein deutsche» Cousulat für Galizien und die Buckowina errichtet werden. * Wien, 30. Juli. Wie verlautet, findet die Ueber- führnng der Leiche de« Erzherzog« Wilhelm von Baden nach Wien am Mittwoch statt. Die Beisetzung wird wahrscheinlich am Donnerstag «rsolgeo. Aus dru >m Palai« „Tremonia" meldet, bat -Dortmund den Knaben „Rheinisch-Westfälische de« Erzherzog« Wilhelm auflirgnidr» voge». zeichneten sich im Lause de« Tage« außer zahlreichen Hof- und StaalS- würdeaträgrra auch die hier anwesenden Mitglieder de« diplomatischen Corp« ein. Der Minister de« Au-wLrtigrn Graf Kalaoky ist anläßlich der Trauerseirr heute Nackmitlag von seiner Besitzung in Mähren hierher zurückgekehrt. * Pest, 30. Juli. In allen Kreisen der Bevölkerung herrscht lebhafteste Theilnahme über den Tod dr« Erz- Herzog« Wilhelm. Italic«. * Mailand, 30. Juli. Als rin Bataillon Brrsag- lirri heule durch den Wald zwischen Gallarate und Busto- Arsizio marschirle, schuß der Trompeter Marracchioti aus drei Soldaten und einen Lieutenant und verwun dete sie leicht. Sodann schoß er aus einen «aderen Soldaten, den er schwer verletzte, und tödtete schließlich sich selbst mittel« eine« Gewehrschüsse«. Die Thal war wahrscheinlich die Folge eines Anfall« von Irrsinn. (Nack anderer Dar stellung hätte Marracchioti aus dem Hinterhalt vier Bersag- licri und einen Lssicier schwer verwundet. Er habe früher in den Marniorbrücyen von Carrara gearbeitet, und ein Bruder desselben sei wegen der bekannten Unruhen in Carrara zu 12 Jahren Zuchthaus verurtdeilt worden. D. Red.) * Livorno, 30. Juli. Der Anarchist Lucchesi, welcher der Ermordung de» RedacteurS Baudi verdächtig ist, tras heute Abend an Bord der „Palcstina" hier ein und wurde alsbald in das Gesängniß gebracht und dort vor den Unter suchungsrichter geführt. Großbritannien. * Lonbon, 30. Juli. Da- Oberhaus nahm dt« Budget, btll in dritter Lesung au. * London, 30 Juli. Der Parlament«untersecretatr de« Au«. wärtigen.Grey, erklärte im Unterhaus», daß die euglilche Regierung «in« Vermittelung zwischen Ldiua und Java» nicht aiigeboten Hab«, sie Hobe nur in Uedereinsliminung mit anderen Machten tu Peking und Tokio ün Interesse des Friedens freunolichen Rath er- theilt. Der Schatzkanzler Harro urt kündigte an, er werbe morgen eine Resolution zur Beschleunigung der Berathung des Gesetzentwuri», betreffend die aasgrsetzte» Irischen Pächter beantragen. — Grey erklärte ferner, daß di« Unter. Handlungen mit Stußland. Pamir betreffend, einem befriedigenden Abichluss« nahten, und daß mit Japan inuerhalb der letzte» 14 Tage «tn Handelsvertrag unterzeichnet sÄ. Di« Unter- Handlungen mit Frankreich bezüglich des englischen Per- trage» mit den, Eongostaate hätten noch nicht das Stadium erreicht, in welchem eine Erklärung nothwendig sei, doch Hab« die Regierung nie gezögert, auf irgend etwa», da» innerhalb der voa Lord Salisbury gezogenen Einflusssphäre liege, Anspruch zu erheben. Der » vouto-Credit wurde darauf ohne Abstimmung bewilligt. Schweden und Norwegen. * vergrn, 30. Juli. Kaiser Wilhelm ging heute vormittag 8»/, Uhr an Land und erstieg den Gipfel de- Flöifjeld. Das Wetter ist schön. Dänemark. * Kopenhagen, ZO.Juli. Prinz Heinrich von Preußen bat beute Vormittag um 9 Uhr 30 Minuten au Bord S. M. S. „Sachsen" die Heimreise angetretrn. — Der König verlieh dem Hofmarschall de« Prinzen Heinrich von Preußen, Capüain zur See Freiherrn v. Seckendorfs, das Grvßkreuz de- Danebrog-Ordeii- und dem persönlichen Ad jutanten de« Prinzen, Eapitaiiilieutenant v. Eolomb» das Ritterkreuz desselben Orden». Orient. * Vnkareft, 30. Juli. König Carol ist heute von Sinaia in- Ausland abgereist; da» Thronfolgerpaar begleitete den König bi« Predeal. * Sofia, 30. Juli. Gestern fanden in mehreren Städten Municipalwahlen statt; überall wurden die Caudidaten der Nationalpartei gewählt. * Au« ktonftanttnopel wird der „Nordd. Allg. Ztg." ge schrieben: „Be, den Erdbeben, welche da« goldene Horn am 10. d. M. beimgesucht haben, batte die deutsche Colo nie, Gott sei Tank, Berluste au Menschenleben nicht zu beklagen, auch sind Mitgliedern derselben gehörige Häuser nicht zerstört worden. Dagegen entstanden nicht unerheb liche Berluste durch nothwendig gewordene Umbauten sowohl, al« auch durch die eiugetretene allgemeine G«schäft«stockung. Die ohnehin nicht wohlhabende deutsche Gemeinde befindet sich daher leider nicht ia der Lage, gegenwärtig größere pecuniäre Opfer für gemeinnützige Zwecke zu bringen, zumal da die wenigen hier lebenden le>stung«sadigeren Deutschen durch Stellung, geschäftliche Be ziehungen re. genöthigt sind, sich an den von türkischer Seite für solche Zwecke eingeleilelen Sammlungen zu betheiligen. Für rein deutsche Zwecke ist daher jetzt Geld in nennenö- wertheui Betrage hier nicht zu beschaffen, letztere« ist jedoch dringend erforderlich, weil der Um- resp. Neubau der hiesigen deutschen Schule zur zwingeliden Nothwendigkei» geworden ist. Unter den durch da-Erdbeben stark beschädigten Gebäuden be findet sich auch das Hau« der deutschen und Schweizer höheren Bürgerschule, in welche« wir bei seinem gcge»- im Angesicht de« Tode«, sondern al« Heldin, al« Christin dahinzugehen. An edlen, weiblichen Vorbildern, welche heldenhaft den Tod erlitten, fehlt« r« in dieser Zeit nicht. Den blutigen Reigen sübrte die Gestalt Marie Antoinette'« an, ihr folgte da» Heldenuiädchen von Rouen, Charlotte Eorday — die geniale und beredte Manon Roland, mit der letzten, patrio- nscken Klage auf den Lippen: ,O Freiheit, welche Verbrechen begebt man in Deinem Namen!' Obne sich diesen Vorbildern an Berühmtheit gleichstellen zu wollen, hoffte Adrirnne sich ihnen doch ebenbürtig zu erweisen in der schrecklichen.Stunde, dl« ihr brvorstand. Vierzehnte« Capitel. Die beiden Frauen hatten sich auf Adrienne'« Gnrtenbett niedergelassen. Dicht aneinander geschmiegt saßen sie da. „Neige Dein Obr an meine Lippe", batFanchon, Adrienne'« Nacken fest umschlingend. „Niemand darf uii« hören. Ich habe Dir Wichtige« mitzutheilen — höre mick an und unter, brick mich nicht! Du darfst nickt sterben, Adrienne, Du, so ,una. so sckön . . . Mutier eine« unerzogenen Kinde«! Du mußt leben sür Ieanne. Da« Leben ist Dir noch viel schuldig! Du hast Schwere« erduldet, Adrienne, aber Thränen trocknen. Du kannst. Du sollst noch glücklich werden " „Mutter!" schrie Adrienne gellend aus. .Wa» bestimmt Dich, mir noch einmal den Glanz de« Leben- im Lichte meine« letzten Tage« funkeln zu lassen '? Den bunten Leben«- reppich vor mir auSzubreiten. welchen mein Fuß nie mehr beschreiten soll? Ta« Leben ist so schön, trotz all' seiner Schrecken, daß ich wieder leben möchte ... o wie gern, so gern sür Dich uad . . . mein Kind . . . und auch sür mich selbst I" „Du gestebst es. Adrienne, Du willst leben ... Du wirst leben — ich. Deine Mutter, welche jeden Deiner Wünsche erfüllte, verspreche »« Dir!" „Aber Mutter, arme Mutter, Du täuschest Dich und mich", rief Adrienne händeringend. „Täusche Dich nicht durch Vorspiegelungen Deiner Phaniasir, denen jede Begründung seblt. Hoffst Du noch auf Lagnerre? Er ist mitleidlos gegen mich, wie t,c Lcidcuschast, welche ihn grausam zerstört, e« gegen ihn ist." „Laguerre?" Fancbon lächelte bitter. „Er. welcher Dich verratben? Ans ihn setze keine Hoffnung. Adrienne! Vom Haß ist nicht« zu boffen, dock Alle« von der Liebe! Adriciiue ... wir wechseln dir Kleider ... Ia meinem verhüllenden Anzug, welchen ich nicht ohne Absicht gewählt, da« Tuch tief in die Stirn gezogen, da« Taschentuch vor da« Antlitz haltend, verlassest Du statt meiner da- Gesäugniß. Sollte man Dich ansprechen, dann erkauft Dir dieser Deutel mit Gold ... den Durchgang." „Und wie folgst Du »nr, Mutter?" rief Adrienne, deren bleich« Züge schon dieser eine Hoffnungsstrahl in rosigen Schimmer tauchte. „Ich?" . . . Fanchon drehte verlegen wie ein junge« Mädchen dir Zipfel ihre« Busentuch« um die Finger. „Nun, ich bleibe eben hier, an Deiner Stelle, Adrienne. Die Zabl muß ja stimmen am nächsten Morgen, die Zahl ist natürlich die Hauptsache. Die Persönlichkeit wird keiner so strengen Beobachtung unterzogen, r« geht ja Alle- so rasch . . . und so Viele sind abzusertigen. Zum Glück hat die Zeit, die mir so Biele« geraubt, mir mein schwarze«, lange« Haar gelaffen, welche« dem Deinigen so ähnlich ist. Sieb, e« hüllt mich noch immer wie in einen Schleier ein. E» soll mir Augen uad Stirn decken ... vor unberufener Neugier." Adrienne blieb bei Fanchon'S Anerbieten sprachlos. Dann sank sie vor ihr in die Kniee und bedeckte ihre Hände mit glühenden Küssen. „Du Gut«! Heilige!" rief sie schluchzend au«, „Du wahre Mutter, die mir zum zweiten Male da« Leben geben Willi Aber Du vergissest, daß ich Dein Opfer nicht annebmen dars, nickt will. Er,« in diesem Augenblicke fühle ich ganz meinen einstigen Undank gegen Dich, meine hoffäbrtige Selbstsucht. Aus diese hast Du gerechnet, al« Du Deinen Plan er sannst Allein ich bin doch nickt so Nein, Fanchoo, so erbärmlich, um mein Leben zu fristen auf Kosten de« deinigen." „Weil ich Deinen Widerstand vorhergesehen Deine Ab wehr gefürchtet," entgegnrte Fanckon, „nahm ich Dir jenen schrecklichen Eid ab, welcher Dich bindet, binden muß, sofern Du eine Christin bist, Adrienne. Der Kampf und Schmerz de« Leben« hat Dich geläutert, und Dein Kind wird unter Deiner klugen, energischen Leitung den richtigen Weg finde«. In dieser Stund«, wo jede Täuschung fällt, erkenne ich klar, daß ich an Dir gesündigt durch meine allzu tbörichte Nach sicht und Liebe Adrienne. vergieb mir dir«! Und lebe . . . sür Drin Kind, sür Dich selbst . . . die« sei Dein Dank. Und beeile Dich!" fuhr Fanchon sort, indem sie hastig ihre Kleider abstreiftr und Adrienne zwang, «io Gleiche« zu «bun. „Wer weiß, wie kurz nn« die Zeit zugemeffen ist. Der Tyrann soll an Schlaflosigkeit leiden — vielleicht fällt c« ihm bei, die Gefängnisse zu inspiciren, jetzt bei Anbruch der Nacht." Vergeblich versuchte Adrienne, sich Fanchon'S Ansinnen zu widersetzen. Wir umgcwandelt schien Fanchon, durch die opser- inutbige That gestählt, welche sie zu vollbringen den Entschluß gefaßt hatte. Mit vor Erregung zitternden Händen vollzog Fanchvn die Umkleidung, hüllte Adrienne in ihr Tuch, löste sich selbst da« schwarze Haar und ließ e« über Stirn und Antlitz fallen gleich einem verdrillende» Schleier. Fast willen los, unter strömenden Tbräne», unter leisen Gebeten, nieder gedrückt durch die Scelciigröße dieser einfachen Frau, ließ Adrienne Alle« an sich vollziehen. Wie Trarime-slimmung kam e« über sie. Die Tage ihrer Jugend und Kindheit stiegen in ihrer Erinnerung empor, die friedlichen Stunden, wenn Fanchon mit sorglicher, weicher Hand sie entkleidete, ihr da« Nachtgebet vorsprach, nachdem sie ibr die Händchen gefaltet und sie hierauf in ihr schneeweiße« Bettchen trug, in dem sie selig entschlummerte zu neuem, lieb lichem Erwachen. Krampsbast anfschluchzend, fiel sie, von ihren Gefühlen und Erinnerungen überwältigt, vor Fanckon in die Knie und barg ihr glühende« Angesicht in ihrem Sckooß. Da öffnete der Schließer die Thür. „Bürgerin Bonterre, Deine Zeit ist um!" mahnte er, dock in mildem Tone, denn Fanchon'S reiche Ge schenke machten ihn ihr gegenüber gefügiger. Wie betäubt, rathlo«, angewurzelt am Boden, der unter ihr zu schwanken schien, stand Adrienne. „Denk Deine« Eide«!" flüsterte ihr Fanchon in« Obr und drängte sie von sich. Der Schließer führte die Verhüllte, die ihm der Unterstützung bedürftig schien, selbst hinan«. Da« große Thor fiel hinter der Enteilenden, wie von Furien Gejagten, dröhnend in« Schloß. Der fromme Betrug eine« ausopserung»fähigen Frauenhrrzeo« war gelungen. Fünfzehnte« Capitel. Wieder daheim! Und mit welchen Gefühlen! Da« schmerzende Haupt in den Händen geborgen, den zarten Körper von krampfhaftem Schluchzen geschüttelt, lag Adrienne vor Fanckon « verödeter Bettstatt auf den Knieen uad barg da« tbränenüberftrömte Antlitz in den Kisten. Go ganz ibrer Verzweiflung bmgcgcben, hörte sie den Schritt eine« Eiatretenden nicht. „Fanckon, ich trage die Einsamkeit nicht länger — laßt mich mit Euch verzweifeln!" ü« war die Stimme Laguerre'«. Alle Vorsicht vergessend, hob Adrienne ihr Antlitz au« den Kissen — Ang' in Auge standen sie einander gegenüber. Laguerre starrte Adrienne leichenblaß, mit emporgesträubtcm Haar an. „Geist der Gemordeten! Wa« willst Dn von mir?" schrie er laut, als ob er sich durch den Klang der eigenen Stimme überzeugen wolle, daß er nicht träume. „Faßt Euch, Laguerre, ich bin kein Gespenst!" sagte Adrienne mit trübe»» Lächeln. „Und durch welche« Wunder ist e« Euch gelungen, den Kerkermauer», dem Uber Euch verhängten TobeSurtheil zu entfliehen?" fragte Laguerre athemlo«. „Durch da« größte aller Wunder, durch dir Mutterliebe!" rief Adrienne, in Thränen auSbrechend. „Und wo ist Fanchon — sprecht, ich beschwöre Euch!" rief Laguerre außer sich. „Sie ist dort» wo ich sein sollte!" rief Adrirnne. „Sie erduldet TodeSanast und Tod für mich, au« unendlicher Liebe zu mir. Begreift Ihr da«, Laguerre, Ihr, deffro Liebe tödtet?" Laguerre taumelte bei dieser unerwarteten Enthüllung zurück. „Sie bat mich vorher schwören lassen, zu thun, wa« sie von mir fordern würde — ich hatte keine Ahnung, wa« e« seil" erzählte Adrienne in fliegender Hast, die Berge-last von der Seele schüttelnd, welche sie »u ersticken drohte, aanz ver gessend, daß sie einem Todfeinde ior Herz eröffne. „Ich mußte mit ihr die Kleider wechseln, sie forderte die« gebieterisch von mir, und ich durste meinen Eid nicht brechen. Aber die zu fällige Begegnung mit Euch macht Alle« wieder gut. Tout Eure Schuldigkeit, Laguerre, bindet mich, schleppt mick zurück in« Gesängniß. Fübrt Fanckon, wenn e« fein muß, mit Gewalt fort. Sie soll, sie muß leben l Wa« liegt an mir? Ich bin nickt halb so gut wie siel" Bi« in sein innerste« Mark getroffen fühlte sich Laguerre. Go gab e« doch noch eia gedeimnißvollr« Etwa«, welche« dem starren Gesetz de« unerbittlichen EgoiSmu« widersprach, da« er für die nimmer rastende Unrub« im Uhrwerk de« Welt- ganzen hielt, uad welche« die Triebfeder all' seine« Handeln« gewesen? Heiß wallte e« auf w seine« engen Herzen. (Fortsetzung folgt.)
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