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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940801011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894080101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894080101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-01
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Bei den Filialen und Annabmeslelle, je ein« halbe Stund« früher. Anzeigen sind stet« an die Tr»<viti-N zu richte». Druck und Verlag von E. Pol» k Leipzig ^388. Mittwoch den 1. August 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Sekanntmachung. D« am I.Angnst V.A. filige »»eite Termin der LtookS- ^»»Sftener ist uach »»«1 Pse«n1,e» von tever ktenereiuheit »» «ttrtcht»«. Di« Steuerpflichtige» werden daher hierdurch aufgefordert, ihre Steuerbetruge nebst Der städtische« Enrndstener, welch« nach - de« Regulativs für dt« Semrindeaalagrn der Stadt Leipzig vom 2Ü. Mir» 1879 Mit Gm« »om Tausenh de« 1« Kntafter etnaeftedten Grundwerthe« « demselben Lage fällig wird, von aenanatem Tage ab bi« späteste»» 14 Lag« »ach demselben an die bekannte« Zahlstelle» zu bezadlen. Nach Ablauf dieser Frist tritt da» gesetzlich« Beitreibungs- Verfahren «io. Gleichzeitig sind i» Gemäßheit der Bekanntmachung de« König, liche» Ministerium« de« Jnuern vom 3. Jauuar d. 5. (S. 2 de« Gesetz- uud verordmmgrblatte«) »nr Deckung de» vednrs» de» La«de»t«lturrath» von den Besitzern tzter»« dettr«,«dßtch- tiger l»»d»tr»dsch«stlicher «rundftücke »»et Zeünttzeil Psenuig ans jede veitra,«einheit für obengeuannten Termin mit z» entrichten. LeWg. de» 80. Juli 1894. Der »attz der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Frenzrl. Lekarmlmachung. Di» evangrUsch-Iut-rrische Kircheuaulag» vom Grundbesitz für Gefammt-Leip-ig auf da« Jahr 1894 ist a« 1. Augnst d. A lb« beträgt: stk de» verband der evangelisch-lutherischm «irchengemetudeu i» All-Leipzig 18,5-4 stk di« «irchragemetnde Anger-Trottru- »«s 14 - « » Kkchengemeiud« C««»e»i« , . 19 - » » Kirchengemeinde Gntritzsth . . 15 » » - Lkchrugrmriud« Gadtt» ... 1? » » - Ktrchengrmeind« «tet»»sch*cher »ttSchlentztg 21 - « » Kircheugemetnd» Linde»»« . . 12 - « - Kirchengemeinde Liltznl« ... SO - » » Kirchengemeinde Neustadt «it Nenschänefeld 12 - - » Kirchengemeinde PlogWitz . . 29 » « « Ktrchengemeinde Nendnttz . . 18 - « » Kirchcngemeinde Sesterhausen Mt Nr«fe>ertza«se» . . . . Ilch - - » Kirchrngemeiadr Ttzaußerg «it Neurenduitz 81 - « » Kirchengemetnde BolkmarSSors »it v«Ik«ar»darfer Slrastrn- Hänfer« 14 - Sind die Besitzer unbeweglichen EigenthumS Mitglieder einer anderen, eia eigene« Gotte«hau« in dem betreffenden Steuerbezirke, d h. Parochtalbezirke, besitzenden anerkannten Religion«» oder Con- ftssionSgemeinschaft, so hauen sie nur den dritten Theil de« sonst aus ihren Grundbesitz bezw. aus ihren Autheil entfallenden Beitrag» zu den Parochial-Anlagen zu entrichten. Die Steuerpflichtigen werden deshalb aufgefordert, ihre Steuer» beträgt von dem obenbezeichnetea Termine ab bi« spätesten« 14 Tage nach demselben an dir bekannten Zahlstellen zu bezahlen. Nach Ablauf dieser Frist tritt da« gesetzlich« Beitreibung»««» fahren ein. Leipzig, am SO. J»l« 1894. Der Natt der Stadt Leipzig. vr. Tröndlin. Frenzel. Verkauf von 8 Geschoß Treppen. I» dem Gebäude der 84. vezirkSichnl« in Leipzig-Plagwitz, an oer Eltfabrtb-Allee, werden 2 Geschoß Treppen au« eichenem Holz« mit je 24 Stufen bet 4,00 w Geschoßhöd« verfügbar, sie sollen deshalb im Wege de« schriftliche» Angebote« auf den Abbruch v«rka»st werden. Die AbbruchSbedingungen könne» bei »nserer Hochtau-Ver- »altnng, Mattztan», 8. Obergeschoß, Zimmer «r. 7, während der GeschäftSsiunden etnaesedea werden. Dir Besichtigung der Treppen ist am 2., 8. »nd 4. August d. I.» Bormittag« von 11 bi« 12 Uhr gestattet. Bezüglich« Augebot« sind in verschlossenem Umschlag, dt» zu« 4. Augnst t. I-, vormittag» 10 Uhr bet der obcnbezetchuke, Geschäftsstelle, mit der Aufschrift: „verkauf ,Meter Treppe«' verfehea, «inzureichen. Jeder Bieter »leibt bi» zum 20. August d. I. an fein Gebot gebunden. Die Aurwahl unter den Bietern, sowie di« Ablehnung »Her Angebote bleibt Vorbehalten. Leipzig, de» SO. Juli 1894. Der «attz der Sta« Leipzig. Da» Koutor der Reich-Hauptbank für Werthpapiere bleibt wegen Umzug« in neu« Geschäftsräume — Berlin 6, HauSvogteipla» 14 — während der Zeit vom 20. bi« 25. August d. I. für den Brr- kehr geschlossen. Während dieser Zeit durch die Post eingehend» Auf träge können, soweit nicht Gefahr im Verzug» ist, erst uach dem I 25. August zur Ertedlguag gelangen. Neue Depot- werdeu erst vom I. September ab wieder angenommen werden. Berlin, den 6. Juli 1894. Aeich-dank-Direltoriu«. vr. Koch, vr. Gallenkamp. Lekanntmachuilg. Zmn Behuf der gegen Ende jede« akademischen Halbjahre« zu haltenden Revision der UniversitätS-Bibliothek werden di« Herren Studirenden, welche Bücher au« derftlben entliehen hoben, auf- grfordrrt, diese am S». In», 1. «nd 8. August gegen Zurückgabe der Empfangsbescheinigungen abznllesern. Die Ablieferung wird in der Weise zu gescheden haben, daß diejenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben X—8 ansange», am SO. Juli, di», deren Namen mit einem der Buchstaben ä—K beginnen, am I. August, und die Uebrigea am 3. August (stütz zwischen 10—1 Uhr) abliefern. Alle übrigen Entleiher werden aufgefordert, die an sie verliehenen Bücher am 6.-8. August zurückzugeven. Während der RevisioaSzeit (SO. Juli bi» 11. August incl.) können Bücher au Benutzer, die nicht Docenten der Universität sind, nur ouSnahmrweis« nach Hause verliehe» werden. Der Lesest»! ist während derselben Zeit nur Vormittag« geöffnet. Leipzig, den 25. Juli 1894. Die Direktion »er U«i»ersttSt»-vibtt-t-«k. aus rsae städtisch« Steuereinheit — IMS ^ Grundwerth. Id. 8872. vr. Tröndlin. lolditz. Lekailittmachung. DK LtesernnU der zur Erneuern«» de« Fahrdahndeiag« der vdertzatzlaner Mnldendräcke (zwischen den Bahnstottonen kau und W vtlkau soll an lei . . Diese Pfosten, zusammen 28,k odm, und in parallele», vollkantig aesiftnnten, au« dem Kern» zu schneidenden Stücken von je S,SO Ltn-e, 7 om Stärke und 12 dt« 25 em Breite zur Baustelle zu liefern, und zwar zu '/, bi« E»d« August, V, bi» zum 15. Sep tember und bt« Lud« September d. I. Der Vret« ist für Kubikmeter ,» stellen; auch ist tm Preisangebot anzugeben, ob die zu lieserud«» Pfosten au« Holz der Stetnetch« oder au« solche« der gewdhaltche» Et che bestehe». Preisangebote auf Ltrseruug dieser Pfosten siud »erschloflen »nd «it der Aufschrift „Lieferung von eichene» Pfosten znm Oberhab- lauer Muldenbrückenbau" versehen 4t« zn« 4. A»,»st 1844, varMttdD» 11 Utr au dk «ituntrrzeichnrtr Pauverwaltrrei rinuirrichen, woselbst zu dieser Zeit dt« Er»ffa»ug der riugegaugeur» Offerten der etwa erschienene» Bewerber erfolge» soll. DK A»«««hl «»kr den Bewerber», bk bi« zum 18. August d. I. »u ihr« Gebvt« gebunden stud, »ud die Ablehnung stimmt- ltcher Augebot« bleibe» Vorbehalte«; hie bt« »u dem letztgedachte» Trant»« »ubeautworkt gebliebenen Offerte» siud at« abgelehut zu ^^wicka», am 28. Jul« 1894. ' Straßen- »nd Ktntgltche vanurrwalteret. »Nintpeetla». Voigt. DdhnerL Aocialpolilische Umschau. e. Eine der größten und schwierigsten Aufgaben der heutigen Socialpolitik ist der weiter« Ausbau der Arbeiter- Versicherung. Während iu Deutschland für dieselbe durch die bekannten Gesetze über Kranken-, Alter»- und Invalidität» und Unfallversicherung. bereit« ein« breite Grundlage ge schaffen ist, steht «an in einigen anderen Staaten noch völlig am Anfänge der großen Aufgabe. So bat jetzt auch endlich da« industriell sich seit einem Jahrzehnt verhältnißmäßig schnell entwickelnde Spanien den Weg der Socialresorm betreten. Die Regierung bat der Volksvertretung einige Gesetzentwürfe vorgelegk, die den Zweck baben, die Arbeiter en Betriebsunfälle zu schützen und die Frauen- und Kinder ärbeit in Fabriken zu regeln Die Frauen und unmündigen Kinder der im Betriebe getödteten Arbeiter erhalten einr ein malige Entschädigung; bei beschränkter Arbeitsfähigkeit wird eine laufende Unterstützung gezahlt. Kinder von 10 bis 13 Jahren dürfen industriell nicht länger als täglich 5, Per> fonen von IS—17 Jahren nicht länger als täglich 8 Stunden beschäftigt werden. Den Unternehmern ist es verboten, Arbeiterinnen von 16—18 Jahren während der Nacht zu beschäftigen, auch darf die Arbeitszeit der Arbeiterinnen von 16—23 Jahren lO Stunden täglich, mit 1»/, ständiger Ruhe, nicht überdauern. Arbeiten unter der Erde und solche Be schäftigungen, die nach den Erfahrungen den weiblichen Organismus schädigen, sind für weibliche Arbeiter gänzlich verboten. Diese Gesetzentwürfe bedürfen noch der Zustimmung der spanischen Volksvertretung, in der die spanische Industrie einflußreiche Vertreter besitzt, und werden daher wahrschein lich noch beschnitten werden. Auch dem norwegischen Storthing ist ein schon seit fünf Jahren zwischen diesem und der Regierung vielerörterter Gesetzentwurf über die Unfallversicherung der Fabrikarbeiter jetzt endlich zugestellt. Der Entwurf will die Arbeiter gegen alle Betriebsunfälle versichern, soweit diese nicht vom Arbeiter absichtlich herbrigrführt sind. Auch wo eine Unvor sichtigkeit de» Arbeiter» vorlieat, tritt dir Entschädigungspflicht ein. Diese beginnt jedoch erst mit Ablauf der vierten Woche nach dem Unfall, da für die angegebene Zeit die Kranke» Versicherung Schutz gewährt. Die Entschädigung wird nach dem Arbeitsverdienst berechnet und, so lange die Unterstützung» bedürstigkeit dauert» im Todesfall an die Hinterbliebenen bezahlt. Die Kosten der Versicherung sollen lediglich von den Arbeitgebern aufgebracht werden. Wird der Gesetzentwurf vom Storthing angenommen, so soll er bereits am 1. Juli 1895 iu Kraft treten. Eine ziemlich ringreifeude Socialreform bringt auch lene Commission in Vorschlag, die 1890 von der boliändischen Regierung zur Untersuchung der Lage der arbeitenden Elasten eingesetzt ist. Nachdem diese Commission etwa 2700 Zeugen und Sachverständige vernommen hatte, wurde sie 1892 mit der Aufgabe betraut, Vorschläge zur Besserung der Vor gefundenen mißlichen Verhältnisse zu machen. Auch diese Commission ist der Ansicht, daß die Kinderarbeit erheblich zu beschränken» die Arbeitszeit in einzelnen Gewerben auch für erwachsene männliche Arbeiter zu regeln und zu verkürzen und der Betrieb von mechanischen Kraftmaschinen an Sonn tagen^vberhaupt »inzustellen ist. Arbriterschutz-Bestimmungen Man glaubt, daß der schweizerische BundeSratb diesem An träge gern Nachkommen wird. Ob ein derartige» Vorgehen gegenwärtig praktischen Erfolg hat, bleibt jedoch zweifelhaft, da bisher ähnliche internationale Verhandlungen nur zu sehr bescheidenen Ergebnissen gesührl haben. Wäbrend die deutsche Alters- und JnvaliditätSvcrsicherung im AuSlandr mebrfack als nackabmungswerthcS Vorbild dient, empfindet man bei nn» ihre Mängel nack wie vor. Unter den zahlreichen Vorschlägen, die zur Verbesserung und Er gänzung in letzter Zeit gemacht wurden, geht ein vor wenigen Tagen von der Versammlung der Brennerei-GerusSgcnossen- schast angenommener Antrag am weitesten, der eS für sehr erstrebenswert!, ansiebt, eine einzige allgemeine Genossen schaft zu bilden und in diese gleichzeitig dir Alters- und Invalidität»- und die Krankenversicherung einzudeziebcn. Derartige Wünsche sind bekanntlich auch schon an anderen Stellen hervorgetrcten, und sie baben für den ersten Augen blick etwas Verlockendes Aber die NeichSregicrung bat zur Zeit schwerlich Neigung, auf dieselben rinzugehen. Sehr llar bat sich in dieser Beziehung der StaatSsecretair de» Innern, Or. von Boetticher, in der letzten in Dresden abgcbaltenen Versammlung de» „Verbände- der Deutschen BernsSgenossen- sckasten" ausgesprochen. Nach de», stenographischen Bericht des Verbände» sagte er damals: „Mir ist sehr wohl bekannt, daß, wie cs nicht ander- sein kann, in unseren Tage», die so reich erfüllt sind von Ideen, Plänen und Vor>chlägcn darüber, wie man die kranke Zeit heilen kann, innerhalb der social politischen Kreise sich die Anschauung Bahn gebrochen bat, einr neue Organisation an die Stelle der bisher gewählte» »>> schaffen und namentlich für da- gesammte Gebiet der Arbeiterfürsorge eine ein beit liche Organisation ins Leben zu rufen. So sebr ich davon überzeugt bin, daß Das, was wir gemacht haben, verbesserungsbedürftig ist, so kann ich doch nicht dazu rathcn, daß man solche Grundlagen verlaßt, von denen man schon heute weiß, daß sie sich bewährt baben und daß sie, wen» man auch an sie die bessernde Hand legen muß, doch bei Weitem nicht verdienen, bei Seite geschoben zu werden. ES würde meine» Erachten- ein Fehlgriff sein, wenn man in diesem Momente, in welchem man die Erfolge der säst zehnjährigen Wirksamkeit der Gesetzgebung vor sich hat, dazu übergehen wollte, eine völlig neue Grundlage zu schaffen, von der man noch gar nicht weiß, ob sie sich in gleicher Weis« bewähren wird. Ich würde mich enthalten müssen, für einen solchen Vorschlag einzutreten." — Die Anschauung der ReichSrcgiernng über eine Zusammenfassung der aesammtcn Arbeiterfürsorge ist damit klar gekennzeichnet Auf einem andern Gebiet de» Arbeiterschutzes, dem der Regelung der Arbeitszeit, hat die RcichSregierung jetzt denEiuzelregierungen die vom BundeSrath für die Saison industrie getroffenen AuSnahmebestiminungen vom Verbot der Sonntagsarbeit mitgetheilt. Der Entwurf gestattet nur für verhältnißmäßig sehr wenige Erwerb-Zweige Ausnahmen von der Sonntagsruhe, indem er im Wesentlichen davon auS- geht, daß die Beschäftigung an Sonntagen überall dort niä't zu gestatten ist, wo durch Heranziehung von Hilfskräften die vorhandene Arbeit an Wochentagen fertig gestellt werden kann. Auch wird iu dem Entwurf mit Recht daraus bi» gewiesen, daß die Saisonarbeit bisher vielfach lediglich auf gewisse Gewohnheiten deS kaufenden PublicumS zurückzusühre» sei, aus die der Gesetzgeber absichtlich keine Rücksicht ge nvmmen habe, da sie zur Ueberanstrengung der Arbeiter wesentlich beitrügen. Bon einer strengeren Durchführung der Sonntagsruhe erhofft man eine Beschränkung derartiger Gewohnheiten. Im Dortmunder Kohlenbezirk dürfe» zu selbstständigen Hauerarbeiten in der Grube fortan nur solche Personen zu- gclasscn werde», die 2l Jahr alt sind und eine dreijährige Lehrzeit durchgemacht haben. Damit wird eS künftig ver hindert, daß die Werk-Verwaltungen beliebige ungelernte Ar beiter zur Grubenarbeit anfahrea lassen, worüber von den Bergleuten in mehreren deutschen Bezirken in den letzten Jahren wiederholt geklagt ist. Deutsches Reich. iesenbura gelegen) «rsorderltchrn eichene« Psuften I zur Sicherung gegen BetrirbSnnfälle sollen erlassen und eine «srhig.^n^m«^e^n we,d.n. ^ ^ s Zwangsversicherung gegen derartiae Unfälle einaeführt werden. deren Kosten auch m Holland lediglich der Unternehmer zu tragen haben wird. Auch wird voraeschlagen, eine AlterS> und JnvaliditätSverficherung der Arbeitrr nach den Grund, züaen der deutschen zu schaffen, dir Zahl der Gewerbe, tnspectoren zu vermehren, Einigungsämter zn errichten und noch einiae kleinere Bestimmungen zum Schutz der arbeiten, den Class« einzuführen. Auch in Frankreich geht man schrittweise mit der Social, rrform vor. Der französische Senat hat jüngst einen Gesetz rntwurf angenommen und der Deputirtrnkammer überwiesen, ,» die Lohnrablung in verständiger Weise geregelt, dir t» Gegenwart I Zahlunggzeiten festgesetzt, da« LobnzurückbrhaltunaSrrcht be- I schränkt und eS verboten wird, die Löhne in Schanklocalen ^ oder in DetailverkausSlädea auSzuzahlen, waS auch in Deutsch land noch häufig geschieht. Zur Anbahnung «iner internationalen Lrbeiterschotz- grsetzacbusg hat kürzlich wieder die Schweiz die Initiativ« ergriffen. Im schweizerischen Nationalrath wurde der An ' trag gestellt, den BundeSrath rinzulaven. mit den Haupt säcklichsten Industriestaaten zur Herbeiführung einer inter- ! nationalen Fabrikgesetzgebung in Unterhandlungen rinzutretrn. ss. Berlin, 3l. Juli. Der freigesprochene römische Bank schwindler Tanlongo will also zu Bußübungen aus eine Weile in ein Kloster sich zurllckziehen. Die näheren Umstände seiner geistlichen Zurückgezogenheit sind seine und de- Prior» Privatangelegenheit. Woraus aber die Oeffent- lichkeit gespannt sein darf, ist die Beantwortung der Frage, ob die Kirche den Einfluß auf ihren getreuen Sohn dabin geltend machen wird, daß er seinen Raub, soweit er ihn noch besitzt, wiedererstattet. x Berlin, 3l. Juli. Die ,^kreuzzeit»ng", die so viel im Osten zu thun hätte, wendet ihre Blicke nach Westen, wo sie sebr wenig zu suchen bat. Obwohl Herr Ablwardt reckt- der Elbe schon sehr greifbare Ergebnisse auf Kosten der Eonser- vativen erzielt hat und auf dem besten Wege ist, dort noch weit größere Eroberungen zn machen, kümmert sich dieses Blatt um die Nationalnberalen, die in Rheinland und West falen Herrn Ahlwardt „mit den Ultramontanen um die Wette gehuldigt" haben sollen. Bisionen ähnlicher Art hat die .Kreuzzeitung" auch vor den letzten Landtagswahlen gehabt. Damals sah sie die christlich-socialen Wanderprcdiger, di« zum Unterschied von dem undankbaren früheren ProteaS ihre Freunde geblieben sind, gleichfalls SiegeSrüge durch den Westen, insbesondere am Niederrhein, untcrnebinen, umdrängt ven jubelnden Nationalliberalen, die sich von ihrer Partei ab- gekrhrt batten; der Fall der mittelvarteilichrn Hoch burgen bei den Wahlen wurde al« besiegelt gemeldet. ES war rin Traum, die Wablziffern weisen keine Spur von dieser gloriosen Bewegung aus. Von derselben luftigen Art, wie da» mittelparteilicke Gefolge der Extremconservativen, sind dir national-liberalen Ahlwardt-Echwärmer, die von den Spiritisten der »^kreuzzeitung" ritirt werden. Da« Ce nt rum allerdings bat gegründeten Anlaß, von den Jagdzügcn de«, wie die .^kreuzzeitung" nachträglich gefunden hat, „nicht ein- wandsfrrien" Herrn Ablwardt zu fürchten, und seine Organe machen daraus auch kaum ein Hehl Den Grund be drohenden Abfall- von der CentrumSpartei zu dem eigentlich doch nur nock nebenher Antisemitismus treibenden T^itator sucht aber di« „Kreuzzeitung" kaum mit Recht in dem Treiben der Juden. Das Centrum hat durch eine Jahrzehnte bindnrch betriebene maßlose Agitation, die lange Zeit auch bewußt und geflissentlich die Ausbreitung der Socialdemokratie begünstigte, die Mafien seiner Anbänger reif für den Schnitt durch die skrupelfrciesten Demagogen gemacht. Daß gerade die „Kreuzzeitung" diesen Zusammenhang nicht erkennt,mujrWunder »ehiiitn. Hat doch ihre Tivoli-Politik eS in unvergleichlick kürzerer Zeit dahin gekrackt, eine conservative und dabei viel weniger temperamentvolle bäuerliche Bevölkerung als die rheinische eS ist, Herrn Ablwardt in die Arme zu treiben. Wenn iin Osten der Junker neben dem Juden als der Erzfeind figurirt, warum soll sich im ultramontanen Westen der Spieß nickt gegen Diejenigen kebren, die bisher ihre Herrschaft durck eine grundsturrende Volksaufreizung aufrecht erhalten haben? Die natioiialliberalc Partei, um die sich die „Kreuzzeitung" sorgt, hat sich durch Maßbalten in Agitation und Verheißungen davor bewahrt, von enttäuschten Wählern im Stiche gelassen zu werden; das Eentrum muß, um seine Stellung zu be haupten, znm Gegcntbeil seiner bi-berigrn llebung greifen, eS muß beschwichtigen, und WaS die Eonservativen anlangt, so eröffnet ihnen die „Germania" eine Perspective, indem sie den ostclbisckcn Großgrundbesitzern zürnst: „Ahlwardt'S Programm ist für da» Land brauchbarer als das der Socialdemokratie I" L. Berlin, 3l. Juli. (Privattelegramm.) AuS Beuthen wird von der „Oberschl. Grenz-Ztg." gemeldet: Bcrg- werksdirector Kunitz au» Scharlcy und der Mühlenpächter Nesckka aus Donibrowkamübl« waren am 28. d. M. damit beschäftigt, den durchgerisseneil Damm an der Brinitza zu besichtige»; bei dieser Gelegenheit hatte Dirrctor Kunitz ganz übersehen, daß er aus russischem Gebiete angrlang: war. Plötzlich sprang rin russischer Grenzsoldat, der in unmittelbarer Nabe im Graben gelegen batte, auf und erklärte den Herrn für verhaftet. Tfirector'Kunitz suchte dem Russen klar zu machen, daß er sich nur von dem Schaden an Ort und Stelle babe überzeugen wollen; jedoch alle Vorstellungen halsen nickt», an der Grenze siel ein Signalschuß nach dem andern, und in kurzer Zeit waren 6 Fuß- und 5 berittene Grenzsoldaten zur Stelle. Herrn Reschka, der gegen die Festnahme protestirte. wurde mit ^uß tritt«n und Faust sch lägen russische Höflichkeit klar gemacht und auch da» Ersuche» de- anwesenden Gendarmen Gregor auö Groß - Doinbrowka an den russischen Wacht meister um bessere Behantlnna hatte keinen Erfolg. Fort ging- zur Wache nach Ezrladz. Director Kunitz hatte nur noch Zeit, seinem Kutscher zuzurufen, er möge sofort zum Bergverwalter Triebs sabren, damit dieser die nötbigen Schrille zu seiner Freilassung einlcitc. Herr Triebs telcphonirlc sofort den Vorfall nach Scharlev, und die Vertreter der dortigen Behörde »lachten alle crdcnl liehen Anstrengungen, um Director Kunitz und Herrn Reschka auö der russische» Gcsangenschaft zu erlösen, jedoch ver geblich. So blieb nichts übrig, als sich an den Landrath Or. Lenz zu wende», dessen Vcrinitielung den» auch de» Erfolg batte, daß von SoSnowicc aus die Freilassung der beiden Deutschen angcordnct wurde. Erwähnt sei »och, daß der Grenzsoldat, ehe er alarmirte, von Director Kunitz 8 Mark forderte. (Wir Hallen eS sür selbstverständlich, daß die russischen höheren Behörden, die an sich sür die schmähliche Ausschreitung des Grenzsoldaten nicht ver antwortlich sind, den beiden Deutschen die gebührende Genug- lhuung verschaffen. Red. de« „Leipz. Taget'!.".) L. Berlin, St. Juli. (Privattelegramm.) Zur Vci- selzuua dc» Erzherzog» Wilhelm wird de», Vcrncbmcu nach eine Abordnung deS ostpreußischen Fcldartillcric-NegimentS „Prinz August von Preußen", dessen Ehcs der Verstorbene war, sich nach Wien begeben. Die Ucberführulig der Leiche de« Erzherzog- von Baden nach Wien findet morgen statt. Die Beisetzung wird wahrscheinlich kommenden Donnerstag erfolgen. 6. II. Berlin, 3l. Juli. (Privattelegramm.) Die drei ältesten kaiserlichen Prinzen baben Lieutenant v. Rauch zum zweiten Militairgouverneur erhalten. — Zu der Spannung zwischen ReichSversichcrungS- amt und Reichöanit drSJnnern wird der „Voss. Zig." geschrieben, daß diese vor zwei Monaten wegen der drei Ent würfe sür da» UnfallvcrsicheruiiaSgesetz neue Nah rung erhalten babe. Diese Entwürfe solle» im Reichsamt des Innern auSgearbeitet und mittelbar von dort au« der Presse bekannt gegeben sein, obne daß da« RcickSversichcrungS- amt dabei überhaupt gefragt oder irgendwie zugezogcn worden wäre. 8. Schlawe, 3l. Juli. (Privattelegramm.) Ter Fürstin Bismarck geht e- wesentlich besser. Sie hat sich von dem OhnmachtSanfalle, der sie jüngst betroffen, fast gänzlich erholt. Ihr Unwohlsein war jedenfalls auf die Strapazen der Reise zurückzuführen. * Helgalanh, 3l. Juli. (Telegramm.) Das Marinc- geschwader, welche» gestern Abend hier vor Anker gegangen war, hat sich beute Vormittag wieder in See begeben, um dem Kaiser cnlgegenzufahren. * Hannover, 3l. Juli. Der hiesige sorialdemokratischc „Volk-Wille" veröffentlicht folgenden Erlaß de» Regierungs Präsidenten Grasen Wilhelm Bismarck an den Polizei präsidenten von Brandt: „Hannover, den 13. Mat 1893. Geheim. Nach Inhalt b«S gefälligen Berichtes vom 8. d. M., Pr. No. — 2235 —, haben Ew. Hockwohlgeboren den Anhängern der social- demokratischen Partei zn ihrer Maifeier die Genedmigung zu einer öffentlichen Versammlung unter freiem Himmel und zu einem öffentlichen Tanzvergnügen ertheilt. DieieS Verfahren steht mit der dor tigen Haltung gegenüber den welstschen Vereinen, denen iowohl die Erlaudniß zu östentlichen Auszügen abgeschlagen, al» auch die Zu ziehung von Frauen rc. zu den PereiiiSsesllichkeiteri nnierjagt worden ist. nicht tm Einklang. Allerdings bandelt »S sich tn den letzten Fällen um Unternehmungen unter der Firma eine» politischen Vereins, während hier offenbar ein besonderes EomitS die Feier leitet». Thatsächltch scheinen indeffen diel» Veranstaltungen gleichfalls von einem politischen Vereine, nämlich dem Locialdemokratischen Wahlverrin« de» 8. Wahlkreise«, auSgegangen zu sein lvergl. meine die Feier de« Geburtstage» der Königin Marie btlressende Verfügung vom 8. v. MtS. — I 7l58>. Tollte solche» aber auch nicht der Fall sein, so würde eS sich keineswegs rechrsertigen. «iner staatlseindlichen Partei für ihr« Temoo»
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