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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940804017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894080401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894080401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-04
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BezttgSPreiS W t« Hanptexpeditto» oder de» im Stadt- ä»trk «d de» Vororte, «richtet», «>» -abestellea atgeholk: viert»1iährlich^4LL hei iwetm-li-« ttgltcher 8»strUu»g tu« Durch dt« Post bezogen für jintschlaich »ud Oesterreich: vierlrstährlich F 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandsrudunz iM» AnSlaud: mouatllch 7.50. MeMoeaem-AuAgab» erichei«t täglich'/,? llyr, dt» Ad«»d U,«gabe Wochentag» b Uhr. Uröacttoa uud Erve-itto»: JotzcnineSgnssr 8. Die lrpedition ist Wochentag» unanterbroche» ^»eet mm früh 8 dt« «beMX ?Ur. Filialen: vtt» Me««'« Gerlt«. (Alfred Haha)- UnidersitätSstraße 1, L-«t» Lösche. Knthmctnenstr. r«, »,«. »»d Ks»tg«vl»tz D Morgen-Ausgabe. MMerTaMall Anzeiger. Drgall für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Anzeigeu-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reclame» uat« dem Stedaction«strich (4g»> spalte») 50^. vor den FamiUeuaochrtchie» (6 gespalten) 40 ^ Größer« Schriften laut „irrem Prei«. verzrichuiß. Tabellarischer und Ztff«r»satz »ach höhere« Lartf. Ertva-Veilaae« (gefal»t), aur mi» de, Morgen-Ausgabe, ohne Postbesvrdernag W —, mit Poftbesürdernng ^4 70.—. Änuahmeschlvß fir Anzeigen: Abend-AnSgab«: vormittag« 10 Uhr. Morgen-Nu-gab«: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn» nnd Festtag« früh '/,9 Uhr. * Bei den Filiale» a,d Aanahmestelle» je eine halb« Stunde früh«. A»»1«i«e« find stet« a, dt» Grprdttt»« »» richten Druck »nd Verlag von L. Polz in Leipzig Sonnabend dm 4. August 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Leachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 5. August, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeäMon Sen L-elprlxer l'Lxeiilattes. Amüiche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Nachdem die öffentlich au«gefchriebenen Eisen- und Steinmetz- ardeitra für die Aufstellung von SchutzgklLndrrn in dkl Rikbcck- itrntze tn Leipzig-Reudnitz vergebe, worden sind, werden die unberücksichtigt gebliebenen vrwerber hierdurch au« ihren bez. An geboten entlassen. Leipzig, am 28. Juli 1694. I«. LTOü. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Lröudlia. Ttz. Ausschreibung. Die Audführunq der nachverzeichneten Arbeiten und Lieferungen om Neubau der XIII. Bürgerschule in Leipzig-Plogwitz an der Gltf»detd»A>e«, und »war ». de« I. Looses der Stcinmetz- ardette«, d. der »alzeisernrn Träger, soll vergeben werden. Di« Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse können von unserer Hochbaa-Verwallung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, gegen porto« und destellaeldfreie Einsendung von bO zu n und 1 zu d, di« auch tn Briefmarken erlegt werden können, bezogen, bez. dafelbst nebst den etwaigen Plänen dort eingesehen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Llll. Bürgerschule — Gteinmetzardrtten de». «alzriserue Träger'^ versehen, ht« ,«« 1«. Au,»f» d. I-, B»r»tttag« 1» Uhr. an obengenannt« Stelle portofrei einzureichen. Der Math behält sich die Au«wahl unter den Bewerbern, bez. dir Lheilnag der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher An gebot« vor. Leipzig, den 3. August 1894. De« Math« der Stadt Leipzig vaudeputatian. Valicanisches. Leipzig viertel. gehörigen bez. halb- vermiethungen. In de» nachgenannten, der Stadtgemeind« Grundstücken sind folgend« Miethräume gegen jährige Kündigung anderweit zu veriinelhen: 1) Nathhau», Gewölbe Sir. 20 — nach dem Naschmarkte —, 2) Gri»>maischc Straße Sir. 1 eine Wohnung im 3. Ober geschoß — nach dem Hofe —, ») Neichgftratze Sir. 1 — Leiter « Hof — s. »ine Wohnung im lll. Obergeschoß, d. «Ine dergl. im IV. Obergeschoß, 4) >etch«ftr»tze Nr. 7 ein Berkaussgewölbe im Erdgeschoß recht« neben dem Hauseinganae, k) N«««artt «r. 11 ». eine Wohnung im III. Obergeschoß, b. ein« klein« dergl. im V. Obergeschoß, 6) Rupfergassc Nr. 1 — Sramerhaus — ein «ellerraum, l) Brühl Nr. 80 — Geargenhalle — ehemal. Niederlage der Tasanstalten, 8) Petersfteinwr, Nr. 17 — „Grüne Linde" — «ine Wohnung im II. Obergeschosse de« Hintergebäude«, 9) Ge«ei»dea»itSstratze Nr. 4 in Leipzig Ltndenau da« ganze Grundstück zu Niederlagszweckea, datte. Latz aber der Papst so yannamg an der 1V Ge«ei»deamt«strabe Nr. « in Leipzig-Ltndenau zwei Zurückerstatlung de« Kirchenstaate« sesthalt und Nein« Wohnungen im II. Obergeschoß, I Versöhnung mit Italien nicht« wissen will, ist gescho 11) Kurze Stratze Nr. '12 — ehemal. Nathhau» — in Leipzig - Plagwitz die jetzigen KirchenexpeditionS- räume im Erdgeschoß, 12) Aeitzenhatner Stratze Nr. 122 in Leipzig-Thsnkerg «tue Wohnung >m I. Obergeschoß linl», 13) «ettzenhainer Stratze Nr. 1^4 in Lechzt,-Th«»her, eine Wohnung im Erdgeschoß, 14) Bindet Nr. 4» in Lechzig-Bolkmar«darf zwei kleine Woh. nungen im I. Obergeschoß, 15) Elaraftratze Nr. 18 in Lechzt,-Neuschünefeld 5 Keller. abtheilungen, 18) Surzeurr Stratze Nr. 85 in Letpzig-Neuselerhausen eine Wohnung im H. Obergeschoß links, 17) Markt Nr. 1 — ehemal. Nathhau« — in Lechzt« Gutrttzsch eine Wohnung im 11. Obergeschoß recht«. Die Miethräume unter bd, ü, 7, 9, 10 und 1b sind safart, diejenigen unt« 1, 2, 3d, 4, b», 8, 11—14, 16 und 17 vom 30. Sedtemder lsd. IS. und diejenigen unter 3» vom 81. Mär» 1808 ab zu vrrmtethen. Miethaesuche werden auf dem Rathhause, I. Obergeschoß, Zim mer Rr. 8, «ntgegengenommen. Leipzig, am 26. Juli 1894. Der Math der Stadt Leipzig vr. Lröudlia. Morch«. Der städtische Lagerhof in Leipzig lagert Maaren aller Art zu billige» Tarifsätzen. Die Lag«, scheine w«rd«« von den meisten Bankinstituten beliehea. Sechzig, den 26. April 1894. Die Deputatian »«« Lagerhaft. Erledigt hat sich der am 27. Iull 1894 bint« dem HaodlungSrriseaden Iotzuuue« Aldert Leaatzard erlassen« Steckbrief. Lhemuitz, am 1. »ngnst 1894. Der N»«tgl. Staat«a«»alt. vr. Hubert. Für di« Dau« der diesjährigen Herbstübungen wird vom unter zeichnete» Bataillon ein Marketender gesucht. Hieraus Re. slerttreud« wollen sich daldmägltchft, »der spätesten« dt« 8. h. M tm Gelchäst«zimmer Baracke 6 tu der Zeit vou 10—12 Uhr vor- mittag« melden. Leipzig, de» 2. August 1894. Sa««a«da de« «önigltchen 2. vatat»««« 18. Aafaaterta-Negt»»»«« Nr. 184. X X. Die Politik der römischen Curie ist eine Sphinx, deren Nätbsel schon so mancher Staatsmann vergebens z» löse» versucht bat. Um so dankcnSwertber ist eö dabcr, wenn ein Mann wie G. Berthelet, der zu dem päpstlichen Hose in engen Beziehungen steht und einen Einblick in geheime Acten- stücke gcthan hat, auf Grund seiner Erfahrung durch die ver schlungenen Wege der päpstlichen Politik einen Ariadnefaden bieten will (in der Broschüre: »Muß der Papst ein Italiener sein? DaS Italienertbum der Päpste, seine Ursachen und seine Wirkungen." Leipzig, Rcnger 1891). Und daß sein Uriheil richtig ist, bat ihm der Papst selbst bescheinigt durch dir Aufnahme seiner Schrift in den Indes der ver botenen Bücher. Man kan» in der Politik Leo'» XIII. zwei Perioden unter scheiden. In der ersten Zeit seiner Regierung mußte eS ihm darauf ankommcn, die durch die RücksichtSlr-siqkcil seines Vor- gängers zerrissenen politischen Fäden wieder an,»knüpfen, und durch sein verbindliches, entgegenkommendes Wesen gelang ihm diel in ganz außerordentlicher Weise. Selbst hinsichtlich derWiedercrlangunz LeSKirchenstaaleS zeigte er zuerst ein gemäßigtes Verhalten, und seine von Zeit zu Zeit wieder holten Proteste gegen die Bereinigung Rom» m:t dem König reich Italien waren eine reine Formsache. AlS man ibm aber von allen Seiten immer mehr Hochachtung entgegen brachte und eine erzprotestantischc Macht ihn sogar als Schieds richter anrief, da begann er seiner Sache allmählich sicherer zu werden, und von nun an ist die Wiedererlangung des Kirchen staates der Angclpunct seiner Politik, die Faia Morgana, der er unablässig und unermüdlich nachjagt. Diese» Wechsel seines Systems nahm er nach und nach vor, und seine Haltung wurde, zunächst vermittelst der verschiedenen Katbolikenversammlunge», deren Resolutionen ja lediglich von Nom bestellte und in Rom gemachte Arbeit sind, und sodann durch mehr oder minder durchsichtige Meinungsäußerungen seiner Staats kanzlei, immer entschiedener. Tie weltlichen Interessen ge wannen im Batican immer mehr den Borrang vor den kirchlichen. Seine aus den ungeheueren politischen Horizont gerichtete Tbätigkeit ließ den Papst gar nicht bemerken, daß gerade in seiner nächste» Nähe, in Italien selbst, durch den zunehmenden Priestermangel der kirchlich« Nothstand sich immer mehr verschlimmerte. So klagt Berthelet, und, wie er versichert, tbeilen manche Cardmäle seinen Schmerz DaS ganze Leiden der Kirche rührt von dem Gedanken an die weltliche Herrschaft deS Papstthums her, welcher die geistliche Herrschaft sowohl, wie die einzelnen Bedürfnisse der katholischen Religion nach wie vor in die zweite Linie rückte." In der ersten Zeit träumte der Papst davon, die euro päischen Mächte durch das Anerbieten seiner Tbeilnabme an der Lösung der socialen Frage sich günstig stimmen zu können So erließ rr denn gelehrte und wohlgefeilte Rundschreiben, in welchen aber nicht das schlichte, erhabene Evangelium, sondern die Tagespolitik redet. „Die Theorie, nicht die Praxis leuchtet hervor. Man könnte meinen, der Papst fürchte sich, die ganze, volle Wahrheit zu sagen." Die Ne gierungen ließen sich diese Rundschreiben wohl gefallen , aber dabei blieb eS. So mußte der Papst mit anderen Möglich keilen rechnen, und eS ist ein offenes Geheimniß, daß man im Batican auf einen Weltkrieg speculirt, der den ent schwuntenen Kirchenstaat wieder rmportauchen lassen soll. Eigentlich müßte der Papst, wie auch PiuS IX. später öfter im vertrauten Kreise gethan, den Verlust des Kirchenstaates als ein Glück ansrhcn; denn daß cr z. B im Cullurkampfe ungestraft eine solche kecke Sprache führen durste, verdankt er lediglich dem Umstande, daß er nunmehr keinen angreifbaren weltlichen Besitz batte. Daß aber der Papst so hartnäckig an der Forderung der von einer »amentlich den Umtrieben Frankreichs zu verdanken, ebenso wie anderer seilS nunmehr der Papst daran schuld ist, daß die Be Ziehungen zwischen Frankreich und Italien so unfreundlich als möglich geworden sind. Die Angriffe de- BaticanS auf Italien wnrden immer deftiger, je schwieriger die politischen und ökonomischen Verhältnisse dieses Lande« wurden. Durch die Enthaltung der Katholiken von den Wahlen will der Papst dem Eintritt conservativer Elemente in daö italienische Parlament Vorbeugen und damit eine Slaatsumwälzung de schleunigen. Er hofft, dann seine Dienste der italienischen Regierung möglichst tbeuer verkaufen zu können. Einstweilen aber baut der Papst aus Frankreich und- — Rußland. WaS das Papsttbum für Frankreich getban bat, hat e< noch für keine andere Macht gethan, und doch hat keine Nation die Kirche und da- Papstthum so bekämpft wie dir französische. PiuS IX. war kein Freund der Franzosen, und e« ist kaum glaublich, aber doch unbestreitbar wahr, daß 1870 die ersten Siege der Deutschen im Batican mit der größten Freude begrüßt wurden. Ander- Leo XIII. Der sranzösische Botschafter findet im Batican alle Thüren offen, und wenn ernste Fragen aus der Tagesordnung stehen, werden sie unmittelbar zwischen dem Papst und dem französischen Botschafter besprochen. Gerade Frankreich hat aber namenl lich nach Abschluß de» Dreibundes ein lebhaftes Interesse daran, den Papst gegen da» Königreich Italien auSzuspieleu. Und ebenso wie der Papst sich gegen das atheistische Frankreich überaus geduldig zeigt, behandelt er den antern Feind deS Dreibünde«, Rußland, mit aller erdenklichen Schonung. Mil leichtem Herzen opfert er die katholischen Polen, und er hat nicht geruht, auf die polnischen Bischöfe einzuwirken, bi- diese selbst zu der Ansicht gelangten, daß die Nachgiebigkeit gegen Rußland da« kleinere Ucbel sei. Diejenigen Bischöfe, welche anderer Ansicht waren, als der Papst, wurden aus ihren Sprengel« entfernt. Papst Leo XIll. hat in politischen Kreisen viele Be wunderer. Aber diese Verehrung, diese platonische Liebe hört sofort auf, wenn der P^st bestimmte unzeitgemäße politische Forderungen, wie die Rückgabe de» Kirchenstaates, erbebt. Gerade durch seine politischen Absichten stellt der Papst seine bisher errungenen Erfolge in Frage und sägt selbst den Ast ad, aus dem er sitzt. Wäre Leo XIII. noch >m Besitze der weltlichen Macht, so würde er nicht die Hälfte de« Einslussc haben, den er heute auszullben vermag. Mit Recht meint Bertbelet von seinem katholischen Standpunct auS: „Der Papst, der erhabenen Geiste» ausschließlich an der geistigen Gewalt sestbäll, wird derjenige Papst sein, der seine Hand über alle Fürsten und Völker der Erbe (unter denen Katholiken wohnen) auSstrccke» kann, denn sie alle bedürfen seiner wegen seiner Alleinherrschaft über das christliche (d. h. katholische) Gewissen der Welt." Deutsches Reich. k Berlin, 3. August. Die ablehnende Haltung der Conservativen im preußischen Landtag gegenüber den Canalvorlagcn war im Verlaufe der Berathungcn eisrigst mit sachlichen Gründen erläutert worden. Man hat niemals den Eindruck gewonnen, daß die sogenannten Gründe irgendwie überzeugende gewesen wären, aber eS konnte de» Conservativen a»«l> nicht bestritten werden, daß sic ihrerseits nur sachliche Gründe vortragt» ließen. Der Schein der Beschränkung auf die Sache selbst war bis in die neueste Zeit hinein leidlich gut gewabrt. Nun sind seit dem Ende der LandtagSscssion deceiiS zwei Monate vergangen. Tie Conservativen hätten, wenn daö überhaupt ihre Gepflogenheit wäre, hinreichend Zeit gehabt, unterdessen mit ihren Wählern sich ins Benehmen zu setzen und vor den selben die Ablehnung der Canalvorlagen zu rechtfertige». Aber das ist nirgends geschehen und, soweit die Stille an der Oberfläche zu Schlüssen berechtig«, auch nirgends verlangt worden. Temnach tonnte man wohl glauben, baß eö, blö »ach dreißig, vierzig Jahren einmal die Memoiren-Likeratnr bcsseren Ausschluß geben würde, für die TageSgcschichlc bei den „sachlichen" Gründen sein Bewenden haben werde. Da treibt mitten im Hochsommer das Mißgeschick der „Fronde den Herrn von Ploetz nach Leipzig, und während seine Unlerl>e»te>ianl- in Gotha und anderwärts in Thüringen durch ein unbezwingbare» Versammlung-- nnd Rcdcbedürsniß der von ihm geleitete» agrarischen Bewegung schaden, redet cr die conservative Fraclion sozusagen in den Sumpf hinein! Er bezeichnet die Ablehnung de« Dortmund Nheincaiialö als die „erste Quittung" der Conservativen über den angeblich der Lantwirthschast versetzten schweren Schlag der Handelsvcrtragöpvlilik. Da« ist ja von danken«wrrthestcr Offenherzigkeit. Daß die Aeußcrung des Herrn von Ploey als unbegründete von der conservativen Parteileitung zurück gewiesen werden sollte, ist nickt anzunchmen. Herr v. Ploetz ist Mitglied der conservativen Fraction im Reichstage und im prcnßlschen Abgeordnetenhaus«, er muß doch wissen, wie die ablehnende Stellung der Fraction zu den Canalvorlage» gemeint war. De»» eS bliebe sonst nur noch die Annahme übrig, daß er selbst etwa diese Ablehnung als „erste Quittung' durchsetzen wollte und zu diesem Zwecke dir Partei genossen mit sogenannten sachlichen Gründen dupirt bätte Doch braucht man diese» Gedanke» nur anzudeutrn, uni ihn als unmöglich charaklerisirl zu haben. Tie Conservativen selbst haben ja im Reichstag wiederholt dagegen protcstir« daß man dem Herr» von Ploetz die Bedeutung eines parla mentarischcn Führer« beilege; um wie viel weniger werde» sie geneigt gewesen sein, sich von ihm hinter- Licht führe» zu lasse». «Lo bleibt nur übrig, die Leipziger Aeußerung atS eine dankcnSwertbe Offenherzigkeit — von unserem Srand- puncte aus — aunusassen, und cs wird kann auch ange bracht sei», den Conservativen die Frage vorzulcgcn, wie sie nun über die taktischen Wege denken, die ibnen im letzten Winterhalbjahrsv probat erschienen. DaS e ine WortdeS Herrn von Ploetz cnlwerthcl ja nicht nur alle stenographisch so getreu ausgezeichneten Versicherungen der Conservativen, daß ihr Nein nur durch die Rücksicht aus die Deficit« seit 189l, bezw. nur durch da-Bedenken betreffs der Rentabilität der Canale cingegeben sei, sondern cs entwcrthet auch die wiederholte Bclheucrung von der Anhänglichkeit an de» Grundsatz von 1879: die Gemeinschaft der productiven Interessen in allen wirthschaftlichen Fragen vorantreten zu lassen. ES ist nicht einmal eine einteilige Betonung agrarischer, geschweige denn eine Berücksichtigung der land- wirthschastlichen und industriellen Interessen gewesen, die zur Ablehnung der Canalvorlagen trieb, sondern eine lediglich parteitattische, vom Geiste der Rache eingegebcne Erwägung, wobei noch ununtersucht bleiben mag, wie hoch hinaus diese- Nein seine Wirkung lhun sollte. v. 6. Berlin, 3. August. In Bezug aus^ den mit Ge spannen auSgeübten Gewerbetrieb hat ber Fericnstrafscnat de» Kammergerichts in der Revisionsinstaiiz anläßlich einer gegen die Gebr. Bolle (Leiter der bekannten hiesigen Molkerei) erhobenen Anklage eine wichtige grundsätzliche Eiit- scheidung gefällt, welcher folgender Thalbestand zu Grunde liegt. Bekanntlich können die Kutscher des betreffenden Unternehmen« von 7 Uhr Vormittag» bis 10 Uhr Vor mittag» und 12 bis 2 Uhr Nachmittags die Milch auS- bieten, worauf sie sich mit ihren Gefährten nach Hause begeben. Die Slnklagebehördc ist nun aber der A» sicht, daß die Kutscher dadurch, daß sic die Wagen mit den Milchresten während der GotleSbicnststunden nach Hause fahren müßten, in einer dem tz. 105 b der Gewerbeordnung nnd tz. 1 der Polizeiverordnung vom 20. Juni 1892 zu widrrlausenden Weise beschäftigt würden, und veranlagte darauf wegen zweier ContraventionSfälle die Anklage gegen die Herren B., welche in erster Instanz zwar freigesproche», von der Straskammcr aber im Sinne der Anklage zu je 3 -4t Strafe verurtheilt wurden. Die hiergegen eingelegte Revision, welche aus die Widersprüche in Len einzelnen Bestimmungen und daraus hinwie«, daß ein vom Wagen bis zu einer bestimmten Frist gestatteter Verkauf doch die selbstverständliche Voraussetzung habe, daß der Wagen dann nach Hause gebracht werden müsse, und daß darin nickt mehr die Ausübung eine» Handels Gewerbebetriebe» läge, wurde nach längerer Berathung vom Senat zurückgcwicsen. Der Senat »ahm an, daß die betr. Kutscher Gehilfen, bezw. Arbeiter im HandclSgcwerbe seien und also an den Sonn- und Festlagen nicht länger als fünf Stunden beschäftigt werden dürsten. Andererseits seien die Wagen nicht von diesen, sondern von anderen Personen zurückzubesördern. L. Berlin, 3. August. (Privattelegramm.) Die „N. A. Z." meldet: Die zur Zeit an der amerikanischen Westküste befindlichen Kreuzer „Alexandrine", „Arcoua" und Marie" haben den Bcfebl erhalten, sich, sohald sie seeklar ink, ,um Schutze »er deutschen Interesse« «ach »e« «ft- astatischen «rrrn-schauplatze zu deaeöen. L. Berlin, 3. August. (Privattelegramm.) Die „Nat.-Ztz." schreibt: Nachdem bis aus wenige in der Um gebung von Berlin belegen« Betriebe die narddeutschen Brnuereieu es abgclebnt haben, die socialdemokratische Partei in ihrem Kampfe gegen die hiesigen Brauereien zu unterstützen, muß eS um so auffallender erscheinen, daß sich bayrrischr Brauereien hierzu bereit finden. Wir au» einer uns vorliegenden Zuschrift hervorgeht, liefern die Actien- brauerci „Union" und die Acticnbrauerei vormals Gebrüder Angermann in Hof allwöchentlich größere Quantitäten Bier an die Herren Reichenkron in Charlottenburg und Lel'iuann (Brauerei WilhelmSböbe) hier, deren Biere bekanntlich den socialdtmkratischcii Genoffen tagtäglich im „Vorwärts" alö boycotlfrei empsohlen werden, und welche da- bayerische Gebräu zweifellos zur Complctirung ihrer aus die Neige gebende» Vorräthe benutzen. Wir glauben annehmen zu können, daß diesen Hofer Brauereien, die, wie uns berichtet wird, mit der dortigen Socialdemvkratio keinerlei Fühlung haben, unbekannt ist, zu welchen Zwecke» ihr Fabrikat hier benutzt wird, und eS wird daher wodl nur einer Anregung de« Verein« der diesseitigen Brauereien bedürfen, um auch diese Quelle» sür die Berliner Socialdemokralie zu verschließe». V. Berlin, 3. August. (Telegramm.) Laut einer Trahtinclduug an da« Obereommando der Marine bat beim „Mmen-Exerciren" der 3. Matrosen-Ärtillcrie-Abtbeilung in Lehe am l. d. M. ein Unglückssall slattgesundcn, bei welchem der MatrosenartillerlstAntoniak ert run ken und dcrMatrosen- arlillerist Mariak schwer verwundet worben ist. — DaS Schwänzen der Vorlesungen wüsche in Berlin gerade vor einem Iabr von de» Professoren Gneist nnd Echmoller mit schärfsten Worten gerügt. Schmoller bat auch jetzt wieder beim Schluß seiner volkswirthschaftlichen Vorlesung, die von >1—l Uhr dauerte, !die seltenen Gäste krästig abgcfertigt. AlS diese Herren Punct 12 Uhr zum „Abtestircn" mit dem Vorlesungsbuch erschienen, erklärte der Gelehrte: „Ick werde erst um 1 Uhr abtestircn, damit die Faulenzer Gelegenheit haben, auch einmal eine Vorlesung zu hören." — Der neue Bauernbund will, wie man der „Freist Ztg." mittbeilt, auch eine eigene Zeitschrift herau-gcben. * Prlpliu, 2. August. Die Agitation in Sachen de» polnischen Religionsunterrichts in Westpreußen bat der Abgeordnete v. CzarlinSki in die Hand genommen. Cr zeigt im „Pielgrzym" an, daß rr aus das Verlangen von Geistlichen und Laien Petitionen an den UnterrichtSministcr und den Bischof l)r. Redner entworfen habe, und bittet um Zusendung von Unterschriften. * Barmen, l. August. Die kiesige Stadtverordneten- Bcrsammlung beschäftigte sich in ihrer gestrigen Sitzung mit neuen Gemeindesteuer-Entwürfen. Von der städtischen Verwaltung waren voracschlagcn eine Umsatzsteuer von 2 Proc. cvent. > Prcc. beim Erwerbe von Grundstücken mit eincni mulhmaßlicheu Ertrage von 75 000 die Erhöhung der Hundesteuer von 10 -F auf 20 .-e mit einem Er- ^ebniß von 18 000 eine Erhöhung der LustbarkeitS- lcuer mit 11 000 -6, die Erhebung der Baupolizei» gebühren mit 13 000 .6, sowie die Einführung einer Llavierstcuer von 10.6 mit einem Ertrage von 25 000 -6 Von der Einführung von Luxussteuern soll zunächst abgesehen werden; doch werden durch die städtische Verwaltung über die Besteuerung von Equipagen, Reitpferden, Fahrrädern, Dienstboten bereits die erforderlichen Erhebungen gemacht. * Franksurt a. M., 2. August. Die socialdemokratische „BoUsstimmc" veröffentlicht da« folgende amtlichc Schrcfl- tück: Bezirk der verhandelt Kaiser'.. Ober - Posldirection im Amtszimmer de» Kaiser- Franksurt (Main). lichen Postamt» I in (Diese Worte sind im Ori- Frankfurt (Main), ginal mittels Stempel farb los geprägt.) TS ist die Wahrnehmung gemacht worden, baß von PosthIIfS« boten vorzeitig und ü bereilt Heirathen geschlossen werden, welche nach den gemachte» Erfahrungen geeignet sind, später die Quelle wirlhschasllcchcr Verlegenheiten zu werde», zumal auch die Tagegelder der Postftilfsboten auf die Bestreitung der Kosten sür die Begründung und Unterhaltung einet eigenen Hau-stande- nicht berechnet sind. Dem wird deshalb hiermit eröffnet, daß sein Aus scheiden au« dem Postdienste u. U. iu Frage kommen müsse, wenn er sich vorzeitig als Poslhiissbote verhciralhen sollte. Vorgelesen, genehmigt, »nterschrieben: Geschehen wie oben. tk. Jen«, 3. August. (Privattelegramm.) Fürst Bismarck spricht in einem Schreiben an den Oberbürger meister Singer seinen Dank für die erwiesenen Auszeich nungen au«. * München, 2. August. Der ehemalige Okerstlicutenan? Slevogt wehrt sich seil Iabren dagegen, daß ihm ein Ehren gericht ohne Angabe der Gründe die Osficicr-qualilät ent zogen hat. Es batte sich dabei um Beschuldigungen ge bandelt, die Slevoal gegen seine Vorgesetzten Generale wegen deren amtlichen Verhaltens gegen ibn erhoben hatte. Er hatte sich mit seiner Beschwerde auch an den Landtag in dessen lüttgst vergangener Session gewendet, beite Kammern lehnten die Beschwerde ab, ohne ans den eigentlichen that» sächlichen Sachverbalt »aber e»,z»geben. Slevogt verlangte nun vom OberlandeSgerickt München Einleitung der DiS- eiplinar-Untersuchung gegen den Referenten der Abge ordnetenkammer, Landgerichtsratb Lern» in Weiden, weil er der Kammer actenwidriz nnd wider bessere« Wissen falschen Bericht erstattet habe. DaS ObcrlandeSgericht bat diesen Antrag abgelebnt, indem eS betonte, daß dir Abgeordneten immun seien. Die Bcbauptungcn der Beschwerde über Lern» seien wahrscheinlich auch gar nicht zutreffend. Zu gleicher Zeit mit der Eingabe an da» OberlandeSgerickt hatte sich Slevogt a» da« Präsidium de« Landgericht- Weiden ge wendet, Mittbeilung von seiner Beschwerde an da« Ober- lante-gerickt gemacht und erklärt, daß Landgerichtsratb Lern» durch die Art seiner Berichterstattung seine und de» Richter»
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