Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189408050
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940805
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940805
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-05
- Monat1894-08
- Jahr1894
-
-
-
5642
-
5643
-
5644
-
5645
-
5646
-
5647
-
5648
-
5649
-
5650
-
5651
-
5652
-
5653
-
5654
-
5655
-
5656
-
5657
-
5658
-
5659
-
5660
-
5661
-
5662
-
5663
-
5664
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.08.1894
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug-Preis G b« Haoptexprdition oder «mfick ,»d de» v»roet»n « ,«brfiellr» «bgeholt: «i«rl»l._„..,_,-, Kt ,»et«alL>«, tüglicher Zofiellune h«,1 öckä Duech hie Post bezog» Leotschland »nd Oesterreich: vtertelio deu im Stadt. — «onchteUn riu»» vierteljährlich ' »llung in» »gen für Mdriich 6.—. Direct, tägliche Kreuzbandiendung t»h UnSlanb: moaatUch »l 7.K0. Ltevroe^»-«a»gabe erschein« täglich '/,7Vtz4 hi» «dend.»»«gabe Wochentag« h Uhr. Ltdarttlm und Erpeditio«: Jotzaune«i«ff» 8. UrErpedition ist Wochentag« nnnnterhroche» geöffnet vo, früh S bi» Ab«ch« 7 Uhr. Filiale«: vtt» ««»»'« Terti«. (Alkrop Hähnl. UniversttLttstrah» 1, Laut« Lösche. Wathariuenstr. 14. pari, und König«platz 7. ttinigtr.Tagcklalt Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Nnzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Reklame« not« demRedacti«a»ürich (4a»> spalten) ÜO^ä, vor den FamtUennachrtchte» ka gespalten) 40^. Gröbere Schriften laut unserem Pret«. verzetchnitz. Tobeflariseher nnd giff«»satz »ach höherem Darif. Extra-Bei la«eu (gefalzt), ns, mit her Morgen-Aut,abe. ahn» Posidesürdeeuug ^l Ä.—. mit Posldesorderuug ^h ?L—. Ännahmrschluß fSr Anzeigeu: Abend.Autgabe: vormittag- 10 Uhr. Morge u.Uutgobr: Nachmittags 4 Uhr. Sonn» und Festtag« früh V,9 Uhr. Vei de» Filialen und Annahmestelle» je eln» Halde Gtnnd« früher. U»««ri,»« find stet« an die Erp»psti«n Pt eichte». Druck «ud vorlas von E. Pol» tn Lolpjlg Sonntag den 5. August 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Da» 8. Stück de« die«iährigen Gesetz- und ver«rvnung«- dlatte« für da« Königreich Sachsen ist bet un« Angegangen und wird bi« zum LI. August diese« Jahre« auf dem Rathhautfnal« «ur Einsichtnahme öffentlich auöhilngen. Dasselbe enthalt: Nr. 4L. Verordnung, dir Unterbringung von Kranken in Privat-Jrrenonstalteu betreffend; vom SO. Mat 1894. Nr. 44. Bekanntmachung, eine Anleihe der Oelsnitzer Bergbau- Gewerkschaft betreffend; vom 18. Juni 1894. Nr. 4L. Verordnung, die Enteignung von Brundeigenthnm für Erweiterung der Badnhostanlagen zu Freiberg be- treffend; vom 19. Juni >894. Nr. 4L Verordnung, die Errichtung einer Lommissiou zur Erhaltung der Knuftdenkmäler betreffend; vom 29. Juni 1894. Nr. 47. Verordnung, die weitere Ausführung de« Einkommen- steurrgesetze« betreffend; vom SO. Juni 1894. Nr. 4L Verordnung, dir Enteignung von Grundeigenthum zur Herstellung von Schneeschuhanlagen an der Bahnlinie Kieritzsch-Lhemnitz betreffend; vom 13. Juli 1894. Leipzig, de, L August 1894. Der Nath der Stadt Leipzig. Ve. Tröudltn. Hildebrandt. Lekanntmachung. In der Zeit vom 7. Juli bis mit 3. August dieses Jahre» gingen ,» freiwilligen Baden bei un« ein: KO ^ll Sühn« tn Hachen K. '/. Frau P., durch Herrn Friedensrichter ThebuS in Leipzig-GobliS, 20 » Sühne in Sachen M. '/. A. P. durch Pohle, 8 e . - » W.H. /.G.L. durch Herrn Friedens- rlchter Littmann in Leipzig-Thonberg, außerdem 500 - von der Schühengesellschgst hier in Anbetracht der regen Betheiligung von Seiten der hiesigen Bevölke- rung an dein von ihr veranstalteten Schützenfeste, 572 ^l in Sa., worüber hierdurch dankend quittirt wird. Leipzig, den 4. August 1894. Da« Armeuaml. Ludwig-Wolf. Balla. Lekanntmachung. Nachdem der öffentlich au«geschriebene verkauf der auf dem dorm. Ktckersche« Grundstück an der Eck» der Elisabeth-Allee und der Amalien-Straße in Leipzig-Plagwitz anstehenden Baulichkeiten auf de» Abbruch vergeben worden ist, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch an« ihre» brzüglichen Angeboten entlassen. Leipzig, he, 38. Juli 1894. Dar Nath der Stadt Leipzig. Id- 3653. vr. Tröndli». De. Bumpert. Lekanntmachung. Wegen ASphaltlrung wird dt» Ltedigftraste in ihrer Au«, behnung vo» der östlichen Grenze der Frauenklinik bi« zur Johanni«, alle« »a« 8. diese« Mauat« ad aus di» Dauer der Arbeite» für »e« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am L August 1894. H 8K0L Der Nath per Stadt Leipzig. a. M« vr. Lrvndlia. »aneck. Lekanntmachung. Dir Grp- und viaurrr», sowie die Zimmerarßeiteu für die Ausstellung der Berieselungöcondensatore» auf dein städtischen Schlachthof« sind vergeben, weshalb die nichtberückfichtigte» Be- Werber ihres Angebote« hiermit rnilaffeu werbt». Leipzig, am 1. August 1894. . 3627. Der Nath per Stadt Letp«t«. 11K7. 'vx. Tröndltn. Liudner. Lekanntmachung. Nachdem die Maurer-. Steinmetz- und Zimmerarbeiten an der Adartaulage der vereinigten Freischule zur Vergebung gelangt sind, werden di« nicht berücksichtigten Bewerber ihrer An geböte hierdurch enthoben. Leipzig, am 1. Sagust 1894. Id 86M Ter Nath der Stadt Leipzig. 1144. vr. Trvndlin. vr. Drf. Ausschreibung. «m Neubau der Xlrl. vürgerschule tu Leipzig-Plagwitz an der Elisabeth-ANee soll di« Aulsührung der Maurerarbeiten vergeben werden. Die Bedingungen und Arbeit-verzeichniffe können von unserer Hochbau-Benvalinug, Rathhau«, 8. Obergeschoß, Ziminer Nr. 7, gegen porto- und bestellgetdfreie Einsendung von 4 di« auch in Brief, marken erlegt werden können, bezogen, bez. daselbst nebst den etwaigen Plänen dort «ingesehen werden. Du« Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „XHI vürgerschule — Maurerarbeit««" versehen, dt« zum 1«. August d. I-, varmtttag« 1V Uhr. an obengenannte Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. dir Dhrilung der Arbeiten und di« Ablehnung sämmtlicher An gebote vor. Leipzig, de» 4. August 1894. De« N«th« »er Stadt Letp»t« vaudrputatiau. Lekanntmachung. Die Stadtgemeinde Lhemnitz beabsichtigt, die am Hedwigbad unter Nr. 2 hier gelegene unter Vorbehalt de« Eigenthum« an der Wasserkraft und an dem Mühlgrabenarealr, so weit letztere« nicht von den Klostermühl, gebiinden bedeckt bez. innerhalb ve« Klostermühlengrundstück« gelegen ist, wieder zu verkaufen. Die Ausnutzung der Wasserkraft, wozu eine zur Mühle gehörige Turbine von 40 Pferdestärken vorhanden ist, soll unter gewissen Beschränkungen gegen einen entsprechenden Pachtzins aus b Jahre unkündbar und von da ab unter Einhaltung einer einjährigen Kündigungsfrist dem Käufer überlassen werden. Für den Betrieb der Mühle ist weiter eine im Jahre 1892 neu beschaffte horizontale Tanden^Eomvound-Dompsmaschtne mit Londensation für eine Normalleistung von 80 bi« 100 rffectivea Pferdestärken, sowie eine Siederohr-Dampfkeffelonlage von 7K,9 qm Heizfläche »nd S Atmosphären Ueberdrnck vorhanden. Die Mühle ist nach den nenrsten Erfahrungen der Mühlentrchnik für Weizen- und Roagenmüllerei eingerichtet. Die monaliichr Leistung hat »ach Angabe de« bisherigen Be fitzrr« seither 37 bi« 40 Doppelwogen zu je 200 Sentner betragen Die vorhandenen Gebäude, Lprlcher, Stallungen, Wagen remisen >t. befinden sich in bestem bauliche« Zustand«. Mit der Müht« ist ferner et» sehr gut gehende« Beschäft für Eknoeloerkaus verbunden. Kauflustige werden ersucht, ibre Angebote bi« späteste«« Lanuaben». Pr« II. August ps«. I«.. «tttag« 1, Ahr bet her nnterzrichaeten Verwaltung «tnznreichen. Themnttz, den 12. Juni 1894. Dte Gtabtbauvermaltung Per Stutzt Ltzemuitz. Hechler, Lkadtbauratd. Die städtische Zparcasse »eletht Werthpuptrre unter günstigen Bedingungen. Latpzig, de» 1L Januar 1894. Dte Spurcasseu-Deputativ«. Gefunden oder al« herrenlos angemeldet res», abgegeben wurden in der Zelt vom iS. bl« 31. Juli 1894 folgende, zum Thcil auch schon früher gefundene oder von verübtem Diebstahl herrührende Gegenständ«: Geldbeträge von 7 und 5 Mark, ein Portemonnaie mit Lotterieloosen, eine silberne tzerren-Eylindrrnhr mit Kapsel, «ine silberne Cyltnber - Nemvnt. - Uhr mit Kette, eine »erntckelte und eine neufiiberue Herren-Nemvntoir-Uhr, einige Leihhaurscheine, eine Brille, ein Perluttittrrsächer mit Carton, 8 golbene Trauringe, einer mit Gravirung, ein Vrillantrina, ein goldener Manschettenknopf, ein goldener Ohrring, ein goldene« Kreuz, ein« Eifenbeinbrosche, 1 Land- wehr-Dienstautzelchnung, ein Paar Herren-GIocö-Handschuhe, ein grauseid. Hatötuch, ein rother Niias-Pompadour mit div. Inhalt, eine Kiudennütze von blauem Sammet, ein Packet mit Hemden und Taschentüchern rc., 3 verschiedene Schürzen, 6 gezeichnete Taschentücher, ein Damciihütcheu (llapotte). ein wollene« Laillentuch, ein bunter Domcnihawl, zwei verschiedene Achsetkragen, ein brauner Kindermantel, «in weiber und blauer desgleichen, eine zugcschaitten« Stoffwefte, rin neuer Herren-Promenadenschuh, ein Paar Echaftsttesel, einige Schirme und Stöcke, eine neu« Wachstuchdeckr. 3 Stück Rovtücher, mehre« Schlüssel, rin Packet mit Mundharmonikas, rin« eiserne Schubleerr, »in Fleischcrbeil, neusilberner Wagenthürgriff, eine größere ge- oogene Blechfirma eine« Colonialwaarengcschäst«, vier neue Wagenräder, ein Sack mit gedörrtem Gemüse und ein ^.> grflog. Tanarienvogel. Zur Ermittelung drr Eigenthümer wird die» hierdurch bekannt gemacht. Gleichzeitig fordern wir auch Diejenigen, welche vom April bi« mit Juli 1893 Fundgegenstände bei uns abgegeben haben, auf, dies« Gegenstände zurückzusordern, andernfalls hierüber deu Rechten gemäß verfügt werden wird. Leipzig, den 3. August 1894. D«« Pplizei-Awl Per Stadt Leipzig. I. A.: vr. Berger, Pol-Rath. Ml. Lau-Areal, in nächster Näht de» Bahnhöfe« und der Harthwalduug schön legen, hat billig zu verlausen Per St«tztrattz »» Zwenkau. Lultur un- Locialismus.*) - Bekanntlich fordert der SocialiSmuS seinem entscheidenden Grundgedankra nach di« Umwandelnng alle« bisherigen Privateigenthum« an Grund und Boden, Naturkräften und Werkmitteln jeder Art in Gesammteigenthum de« Staates, die staatliche Leitung der gesammten Production und die Verwandlung jeglicher Arbeit und aller privaten Dienst leistungen in Socialberufe. Durch eine solche Umwandelung sollen — so verheißt der Soriali«mu« — nicht nur jede ungenügende Entlohnung der Arbeit, die unwürdigen Mittel der Concurrenz, dir Arveit-lostakeit u. ä. beseitigt, sondern e« oll auch die Menschheit auf ein ganz neue« sittliches Niveau gestellt werden. Mit anderen Worten: Die neue sociale Organisation al- solche wird die Menschen wie mit Wohnung, Nahrung und Kleidung so auch mit sittlicher Tüchtigkeit versehen. Eine unmögliche Sache. Denn jede sociale Organisa tion kann nur gewisse äußere Bedingungen herbeisühren, welche die Sittlichkeit — im weitesten Sinne de« Wortes wohl zu erleichtern, aber niemals selber zu schaffen vermögen. Denken wir un« eine socialistische Organi sation auf dem Grundsätze unbedingter Solidarität aufgebaut I Würde nicht gerade sie mit den ernstesten Anforderungen an den Einzelnen herantreten müssen? Sittlich« Durchbildung der Persönlichkeit in Bezug aw Arbeitsamkeit, Selbstbeherrschung, entsagungsvolle Hingabe an da« Ganze würde in noch weit höherem Grade gefordert w«rd«n müssen al« gegenwärtig. Und ob die Grundlage drr materiellen Existenz nun Arbeitslohn, Gehalt, Honorar. Rente oder Antheilschcin an der Nationaldividend« heißt immer würde der Satz wahr bleiben, daß nur derjenige für sich und sür da« Gemeinwohl sorgt, welcher nicht mehr ver braucht, al« er verbrauchen darf. Ist denn dir heutige Gesellschaftsordnung au allen Verbrechen schuldig und nicht weit mehr der Leichtsinn, der Jähzorn, die zügellose Begierde, die Gedankenlosigkeit, die Trägheit de« Einzelnen? Wenn wir die Eollectivschuld mangelhaster socialer Einrichtungen, von welcher heut« mit Recht, aber oft zu viel gesprochen wird, auf ein Minimum verringert denken, würden dadurch allein schon die Menschen auch sittlich vollkommen und sür die Anforderungen de« aesellschaitlichen Leben« durchaus brauchbar werden? Gewiß nicht! Und ebenso wenig könnte in einer socialistischen Gesellschast, selbst angenommen, laß gewisse Formen der Unsittlichkrit durch die veränderten Em richtungen ausgtschlossen würden, auf sittliche Erziehung ver zichtet werden; der alte Adam >m Menschen wirk, auch wenn e« gelingen sollte, ihm hundert Wege zu verschließen, hundert neue zu finden wissen. Werden diese neuen Wege nicht noch abschüssiger sein, all die früher begangenen, die jetzt ver schlossen sind? Wird die Verwirklichung de« socialistischen Programm« nicht Folgen haben, welche der Sittlichkeit, der *) Val. bierzu den Aun'atz. den der bekannte Ethtker Friedrich Jodt, Professor an Lcr Piager Universität, im 8. hes« de« 8. Jahr- gange« der „Mitiheilungcn der deutsche» Gesellschaft sür ethische Cullur" veröffentlicht hat. Wohlsabrt und EntwickelunaSsäbigkeit de« Menschen gefähr- 'icher sind, als die jetzt beklagten Schäden unserer (Lultur? Wen» der Kamps ums Dasein dem Einzelnen abgenommen und aris die Gesellschaft übergcwälzt wird, so sind damit noch nicht alle Kräfte, welche >etzt im Ringen mit der Nvth aufgezehrt oder sittlich geschädigt werden, für die Bervoll- ommnung des persbnlichen Lebens und für den Dienst an esellschastlichen Aufgaben frei geworden. Die menschliche iatur und die ungeheuere ArbcitSsorderung unserer ent» wickelten Eivilisation stehen dem als unüberwindliches Hinder« niß entgegen. Eine sociale Organisation, in der alle Arbeit GesellschastSbetrieb ist, mag immerhin Jedem Arbeit garantiren. Kann aber die Gesellschaft Jedem die Arbeit garantiren, durch die er seine eigentbiimliche Befähigung am besten be- thätigt? Nein. Freilich, auch beute thun viele nicht die Arbeit, die sie tbun möchten und könnten, sondern die, welche ie um de- Leben«»nterhalteS willen thun müssen. Aber Tausende sind heute in der Lage, die Art ihrer Arbeit frei ^u wählen. TaS Brachliegcn der Kräfte würde also auch in der socialistischen Gesellschaft nicht verschwinden, nur andere formen annehmen und entweder zum Ansturm gegen die neue Ordnung oder zur Verkümmerung führen. Wie viele Zweige der feinsten und originellsten menschlichen Thätigkeit müßten verdorren, wie viel der schassensfrcudigsten Initiative würde erlahme», fall» jeglicker Impuls erst einem un geheueren Beamten- und Eontrolapparate unterworfen wäre, ehe er sich in Arbeitspraxis umsetzt! Und wie viel Arbeiten, die weitblickende Staatsmänner für unabweis- lich erklären, würde» unausgeführt bleiben, weil da« ouveräne Volk von ihrer Bedeutung sich nicht überzeugen laßt! Ist e« doch heute schon schwer, nothwendig« Maß regeln, die bestimmte Interessen verletzen, durchzusetzen, um wie viel schwerer wird e« sein, wenn durch Mehrheits beschlüsse nicht blo« Steuern, sondern Arbeiten, harte, auf reibende Arbeiten, ohne die keine Cultur au«kommt, verhängt werden sollen. Au« dem Allen ergiebt sich der Schluß, daß das socialistische Ideal die Entwickelung der Gesammtheit schädigt. „Heute weiß Jeder, der durch Arbeit erwirbt, daß er sein Beste« thun müsse. Hundert Andere warten nur aus einen Platz, welcher frei wird, »m mit gutem Können und redlichem Willen für den Lässigen, Untücktigea einzutreten. Wenn aber die Gesellschaft unter allen Umständen jedes ihrer Mit glieder ernähren muß — wird dann der fern« und abstracl« Gedanke an da« Gedeihen der Gesammtheit sie zu treiben vermögen, ihre Kräfte so anzuspannen, wir sie heute im Dienste de« eigenen Wohles thun? Und wiederum: wenn wir durch gesellschaftliche Einrichtungen selbst den höchst- begabten Individuen unmöglich machen, ihre eigenen Wege zu gehen, sich ein Dasein nach ihrem Sinne frei und groß zu gestalten, zu schassen, wa« Niemand ihnen ausgetragen, zu genießen, wie Niemand außer ihnen zu genießen versteht — dürfen wir hoffen, nur auf dem Wege der allgemeinen Dienst pflicht, des socialen Gehorsams, die Kraft aufzubringen, welche nothwendig ist, um unsere (Lultur nicht unheilbarer Mittel mäßigkeit, schleichender Au-zehrung zu überantworten? Weil es schwer ist, jene Unterdrückung ru hemmen und abzu- schwächen, welche einzelne bevorzugte Individuen und herr schende Claffen, welche das Verlangen nach Reichthum und Macht, nach Rubin und Genuß zu allen Zeiten über die Schwächeren, Spätergekommenen, Untüchtigeren auSgellbt haben — soll man darum auf diese gewaltige Triebkraft verzichten? Wollen wir die Berge abtragen und da« Welt meer zuschütte», weil jene die Lawinen und Muhren ver heerend zu Thal senden und dieses gierig an unseren Küsten nagt, statt Dämme zu bauen und den schützenden Hochwald auszurichten?" Deutsches Reich« 6. H. Berlin, 4. August. Da nunmehr die drei deutschen Krieg«sckisse „Alexandrine", „Arcona" und „Marie" nach dem ckinesisch-japanischen Kriegsschauplatz geben werde», dürsten einige Mittheilungen über diese Schiffe interessiren. Die drei Schiffe sind Kreuzer 3. Elasse (die Kreuzer sind i» vier Elaffen eingetheilt); Kreuzer 1. Elaste giebt e« zur Zeit in der deutschen Marine nicht. „Arcona" und „Alexandrine" sind ganz gleich große Schiffe, sic haben beide ein Deplacement von je 2373 Tonnen, je 2400 indicirte Pferdekräftc und je 268 Man» Be satzung. „Marie" ist etwa- kleiner, hat nur ein Deplacement von 2l69 Tonnen und 2l00 indicirte Pferdekräftc und einen BesatzungSetal von 269 Mann. (Lommandant de« Kreuzers „Arcona" ist der Capitain zur See Hofmcier; er wird der Höchstcommandirenkc des Geschwader- sein, sein erster Officier ist Eapitaiiilieutcnaiit Walther. Die „Alerandrine" commandirt Eorvettcncapitain Schmidt, erster Officier ist Eapitainlieutenant Stein, an Bord befindet sich auch der Lieutenant zur Sec Herzog Friedrich Wilhelm von Mecklcn- burg-Schwerin. Den Kreuzer „Marie" commandirt Eor- vettencapitain Crednrr, der erste Officier ist (Lapilain- lieutenant Krause. Berlin. 4. August. In der herkömmlichen Weise ist vor einigen Tagen der amtliche (im „Leipz. Tagebl." mit- gethcilte Halbjahresbericht über die bisherige» Ergebnisse der Alter-- und Jnvaliditätsversicherungverössent» licht worden. Man erfährt, wie viel Anträge auf Renten gewähr seit Inkrafttreten dieser Versickerung gestellt, zurück- gewirsrn, berücksichtig« und noch unerledigt sind, und wie viel vo» diesen Anträgen auf den Verwaltungsbezirk der ein zelnen Versicherungsanstalten entfallen. Weiteres aber erfährt man aus dieser amtlichen Kundmachung nickt. Bessere Be ledrung gewährt demnächst der jährl-cheBericht, den da«Reich«. versichernngSaml erstattet und der dem BundeSrath und Reichstag zugeht. Aber auch dieser Bericht läßt noch viele« Wichtige zu wünschen übrig Wer einen vollen Einblick in diese» größte» Zweig de« BersichernngSbetrieteS gewinnen will, ist darauf angewiesen, die Geschäst«berichte der einzelnen Bcrsicherung«ans«alten zu sammeln und vergleichend zu ver arbeiten, wobei aber wiederum ein erschwerender Umstand sich in Ken Weg stellt, daß nämlich jeder dieser Be richte über seinen eigenen Leisten geschlagen ist, einzelne« minder Wichtige in aller Breite bebandelt, andere«, woraus es »»kommt, ganz übergebt und dergleichen mehr. Noch schwieriger wird die Orientirung aus diesem Gebiete, da« doch sür die breitesten Schichten der Bevölkerung Interesse hat, da hie, sozusagen jedweder Deutschs sein Scherslcin mit beiträgt, durch die vollendete Regellosigkeit der Termine, zu welchen die Berichterstattung erfolgt. Beispiels weise finden wir am letzten Donnerstag im „Reich«anj«iger" den Bericht der Mecklenburgischen Versicherungsanstalt für das Jahr 1893, während acht Tage vorher bereits über da« erste Halbjahr 1894 Bericht für da« ganze Reich erstattet wurde. Wir glauben nur einem weit und breit gehegten Wunsche Ausdruck zu geben, wenn wir eine Reform dieser Berichterstattung dringlich eiupfehlc», und wir sind sicher, daß auch von diesem scheinbar so nebensächlichen Puncte au« noch ein Beträchtliche« ge schehe» kann, r»il die Einrichtung selbst volk«thümlicher » machen. Es kommt unsere« Erachten« für die amtliche Berichterstattung, wie sie durch die Presse ihren Weg nehme» soll, nicht so sehr aus alle die Einzelheiten an, die sür die Registratur von entscheidendem Interesse sind, sondern - auf die Kcniitniß derjenigen großen Zahlen, die über die Wirksamkeit de-Bersicherung«bclriebeS im Ganzen und über die Wirkung der einzelnen Ver- sicheruiigSzweiae belehren. Bor Allem wäre da zu wünschen, daß zu der Zahl der Rentenempfänger auch die Höhe der bewilligte» Altersrentensätze mitgelbeilt würde, und nickt nur im Durchschnitt der vier Lohnclasien, wie eS jetzt geschieht, sonder» unter Ausweis der auf jede Lohnclasse entfallenden Rentner und Rentenbeträge. Warum man diese Zahlen nicht mindesten« halbjährlich einmal der großen Masse Derjenige« >u Gemüthe führt, die über das „Kledegesetz" raisonniren, ist un« schlechterdings unverständlich. Mit Mühe muß man erst er» Mitteln, ui» bei dem Beispiel de« Mecklenburger Bericht« zu verweilen, daß im Bereich dieser Anstalt die AttsrSr.«nt» i»i Durchschnitt rund 130 .«t jährlich beträgt. In den« Bericht selbst ist nur gesagt, daß Ende 1893 ein Bestand von 4317 Altersrenlnern mit 333 674,2 .«l jährlichen Rentenantheilen aus« Jahr 1894 überschrieben ist. Das macht also zu Lasten der Anstalt aus de» Kopf des Rentners rund 80 .F, wozu dann KO .6 „ReichSzuschvß" hinzukomnien. Nun wäre e« doch von Interesse, zunächst zu erfahren, wir viel stärker die Theitnedmerzabl in den oberen Lohnclassen geworden sein muß, wenn die Altersrente seit t892 im Durchschnitt um 6 -«l sich erhöbt hat, und e« wäre ins besondere erwünscht, den gehässige» Au-streuungcn der Social demokratie über diese Äeseyeüeiurichtung rntgegenhalten z» können, wie dort, wo die Dreißig-Psennig-Rent« „zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel" sein soll, thatsächlich auch «ine böhere Rente bezahlt wird, während auf dem platten Lande eine Rente von 30 di« Sommer und Winter gleichmäßig bezahlt wird, im Bergleich zu dem früheren Nicht« eine ganz erhebliche Besserstellung der alten Arbeiter bedeutet. Aber noch ein« andere Kategorie der Ziffern dürfte mit Nutzen an die Oeffentlichkeit gebracht werden, das sind die Ziffern der Berwaltungöko ste». E« hat bei der Unfall versicherung jahrelang sehr böses Blut gemacht, wenn allemal die hohen Kosten der Verwaltung an die Oeffentlichkeit gebracht werden mußten. Schließlich hat «S jedoch den guten Erfolg gehabt, daß Überall auf Beremfachung der Verwal tung und auf billigeren Betrieb gehalten wurde, so daß gegenwärtig Wohl die Kosten so weit heruntergedrückt sind, als eö bei dem verbesserungsbedürftigen Organismus über haupt möglich ist. Bei der Alter-- und Invalidität-Versicherung sind es aber nicht »ur die Arbeitgeber der Industrie, auf deren Kosten die theure Verwaltung ging und in deren Interesse die Verbilligung lag, sondern hier zahlt Groß und Klein in Stadt und Land seine» Beitrag, au« dem die Verwaltung mit bestritte» wird. Wir sind der Meinung, daß die Reform der Organisation diese« Versicherungs betriebes desto gebieterischer sich al« nothwendig erweist, je mehr sich die Erkeiintniß verbreitet, wie verschieden einstweilen »och die Berwallung-kosten sind. E« liegt uns fern, zu sagen, daß sie unverhältnismäßig hoch sind; darüber läßt sich nicht mit Sicherheit urtheilen, weil eben die genaueren Unterlagen fehlen. Aber wir ersehen doch auö der Vergleichung der Berichte z. B. von so nahe beisammen liegenden Anstalten, wie die von Lübeck und Schwerin, dag die Koste» für di« Berwaltung zwischen 4K und über 70 auf den Kopf der Versicherten schwanken können! Ob diese Verschiedenheit in solchem Unifailge durch die Verschiedenheit der Verhältnisse im Verwaltungsbezirk geboten ist, dürste mindesten« einmal erörtert werden. De» Hauptwerth möchten wir aber darauf legen, daß übersichtliche Ziffern über diejenigen Puncte drr Versicherung, die sür den zahlenden und den ansprucherwrrbenden Interessenten von belehrendem Werth sind, nach einheitlichem Muster und zu bestimmten Terminen an die Oeffentlichkeit gelangen. V. Berlin, 4. August. (Telegramm) Der hiesige japanische GcschästSträaer hat im Aufträge seiner Regierung dem Auswärtigen Amte amtlich notificirt, daß Japan an Ehina den Krieg erklärt bade. 8. Berlin, 4. August. (Privattelegramm) Der „Kieler Zeitung" zufolge werden die Krenirr „Arcona", „Alexandrine" »nd „Marie" die Reise von Rio de Janeiro nach Ostasten am 6. d. M. autretm. V. Berlin, 4. August. (Telegramm.) Dir „Narp- peutsche AUpemeine Zeitnn«" legt in einem längeren Artikel dar, daß die Eoctallrmakratte gleich wie der Anar chismus bereit seien, den Weg de« Umsturzes zu beschreiten, sobald sie de« Erfolges sicher seien. Die bestehenden Ge setze seien zur Bekämpfung der socialrevolutionairen Agitation nicht au«reichend. In Preußen würde man vielleicht weiter kommen, wenn da« Ve re in« recht dein in anderen Bundesstaaten, z. B- Sachsen, gültigen Rechte conform ge staltet würde. Die ,N. A. Z " glaubt annebmen zu dürfen, daß die Absichten der Regierung auf Abänderung de« preußischen Versammlung-recht- gerichtet seien, so da« eine praktisch brauchbarere, mehr den Bedürfnissen der Gegen wart entsprechende Gestalt gewonnen würde. Eine solche Gesetze-vorlage bürste in Preußen vermuihlich ans bereit willige« Entgegenkommen de« Landtage« hoffen. V. Berlin. 4 August. (Telegramm.) Der?„>rtch«- anzriger" dementirt die von verschiedene» Zeitungen gebrachte Nachricht, daß die Umbrwaffnung der Armee mit einem neuen Gewehr berorstehe. V. Berlin. 4. August. (Telegramm) Die „Nord deutsche Allgemeine Zeitung" theilt mit, Majar Veultvet»
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht