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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940806011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894080601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894080601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-06
- Monat1894-08
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Äannhmeschlnß fiir Anzeige«: Abend-L»«gabe: vormittag 10 Uhr. Morgen-Ansgab«: Nachmtttag« «Uhr. Sonn- »nd Festtag« früh Uhr. vet den Filialen und «anahmestrllr» je »btt halb« Stande srüher. >«1«i,e« stad stet« an die Erdedttt«« zu richte». Druck «ad Verlag vo» E. Bolz t» Leip»ig ^-397. Montag den 6. August 1894. 88. Jahrgang. Bestellungen auf Reiseabonnements nimmt entgegen und führt für jede beliebige Zeitdauer aus Sie Lxpeältlon Ses l^lprlxer 'rngedlntteo, Johannisgasse 8. Amtliche Bekanntmachungen. Lekailnimachung. Znm Behuf der gegen Ende jede« akademischen Halbjahre« zu haltende» Revision der UniverMlt-Bibliothek werden dt« Herren Sludirenden, welch» Bücher an« derselben entliehen haben, auf- gefordert, IN» ra. L«lt. 1. »nd t. >»,«ft gege» Narvckgab« der Empsangsbescheinigungen abzuliefer». Dt« Kbiiesernna wird in der weise zu geschehen haben, daß diejenige», der«» Name« mit «iuem der Buchstaben X—8 anfangea, am 90. Juli, die, deren Namen mit einem der Buchstaben 1—U beginne», a« 1. August, und di« Urbrtgeu am 3. August (früh zwischen 10—1 Uhr) abliefern. All« übrigen Entleiher werden ausgefordert, die an sie verlieh«»«» Bücher am Ü—8. August zurückzugrbeu. Während der RevtstonSzett (90. Juli bi« ll. August incl.) könne» Bücher an Benutzer, die nicht Docenten der Universitöl sind, nur ,u«»ah«-weise »ach Hans« verliehen werden. Der Leiesaal ist während derselben Zeit nur vormittag« geöffnet. Leipzig, den Lü. Juli ISS«. Die Dtrectt«« de» UniorrsitätS-vibltattzel. PoMische Lagesschau. * Leipzig. L. August. Drr „Reichsbote" bringt eine Korrespondenz au» Posen, Worin die Aertfchritte de« Palenttzum« besprochen werde» BielNeue« enthält diese EorreSspondenz nicht, höchsten«die Mit- lheilung, daß jetzt in der Provinz Posen die Kleidungsstücke nach polnischem Schnitt, der polnische Nock und die charak teristische polnische Mütze, dir „Confederalka", wieder viel zu sehen seien. Warum auch nicht? Wen» der Erzbischof von Posen bei einer feierlichen Rundfahrt durch die Provinz seinem Wagen polnisch geNeidrle Lancier« voraufreiten läßt, so können sich Privatpersonen da- Vergnüge» polnischer Kleidung erst recht gestatten. Viel interessanter al« die Zu sendung aber ist drr folgende Thril de« Artikel«, der eine Kritik de«selben an der Hand amtlichen, von „zustän diger Stelle" ringezogenen Materials enthält. Da die« Material die Regierung entlaste» soll, so glauben wir, daß e« thatsächlich amtlich ist. Hören wir also, wa« zu Gunsten der preußischen Regierung und ihrer Polenpolitik in der Hauptsache angeführt wird! Da heißt e« zunächst, daß von der Regierung über Demonstrationen Ermittelungen angestellt werden. Diese Ermittelungen scheinen aber recht selten zu Ergebnissen zu führen. So haben wir z. B. nicht gehört, daß die preußisch« Regierung dem Erzbischof StablcwSki wegen der bekannten Rundfahrt Vorhaltungen gemacht habe. E« wird dann weiter gesagt, die Regierung siebe den Verhältnissen, dir zu einer Stärkung de« Polentduin« sübrten, machtlo« gegenüber. Es sei eine wirthsckastliche Noth- wendigkeit, polnische Landarbeiter nach drr Provinz Posen kommen zu lassen, da die deutschen Arbeiter nach den west lichen Jndustriebrzirken auSwanderten. Ersten« befinde» sich unter den Auswanderern nach den Ändustrirgegenden, nach dem Rübenlante (Sachsrngänger), und nach rein AuS- lande ebensoviel Polen wie Deutsch«, zweiten« sind ja zur Stärku»g de« deutsche» Bauernstände« da« AnsiedlungSgesetz und da« Rrntengütrrgesey vorhanden, und dritten« wird gar nicht behauptet, daß dir polnischen ländlichen Arbeiter dir Stärkung de« Polenihum« bedeuteten. Es ist von nationaler Seite immer betont worden, daß die Gefahr nicht bei dem fügsamen polnischen Bauernstände liege, sondern bei dem polnischen Adel und dem polnischen Klrru«. Da« sind die Faktoren, die da« Polentbum stärken, und diesen Verhältnissen steht die preußische Regierung allerdings auch machtlo« gegenüber, aber lediglich durch ihr Verschulden. Wenn dann weiter gesagt wird, r« müßten alljährlich viel« deutsche evangelische Schulen geschlossen werden, weil keine evangelischen Kinder mehr vorhaubeu seien, so liegt in diesem »mehr" eine so schlagende Selbstkritik, daß wir nichts hinzuzufügen haben. Dann wird den Deutschen der billige Rath gegeben, sie sollten ihrer eigenen Kraft eingedenk sein und nicht Alle« von der Regierung erwarten. Die Deutschen in der Provinz Posen sind opferwillig genug, »um nicht Alle« von der Re gierung zu erwarten", aber sie wollen allerdings auch nicht erwarten, daß die Regierung durch fortgesetzte Conecssionen an di« Pole» den polnische» Bestrebungen geradezu Vorschub leiste. Schließlich citirt die unglückliche .zuständige Stelle" noch Gustav Frehiag'S „Soll und Haben" und meint, die Deutschen sollte» sich ihre Land«leutr in diesem Roman zum Vorbild nehmen. In .Soll und Haben" müssen die Deutschen schließlich militairische Hilfe requi rier» — «rscheiat da« drr .zuständigen Stelle" al- höchste« Ideal? klebrigen« rathen wir dieser Stelle, sich einmal bei Gustav Frrylag zu erkundigeo, wie er über dir gegenwärtige Polenpolitik denkt. Nein, derartige lahme Entschuldigungen werden Niemand von der Richtigkeit der gegenwärtigen Coacrsflon«politik überzeugen, sie lasse» »ur de» Schluß zu, daß mau k«i»r Aeadrruog ei»tr«tr» lassen will — und da> ist allerdings sehr traurig. Wen» e« »och eine« Beweise« dafür bedürfte, daß die „Frankfurter Seit»«," z»r afsirttsen Preß« «etzitrt, so wäre er h«»te geliefert Word«». Unsere Leser wissen, wie rückhaltlos da« genannte Orgaa drr süddeutschen Demokratie de» be kannten Angriff der .Nordd. Allg. Ztg." gegen den Finanz minister vr. Miquel al» ofsiciöS kcnnzeichnete. Jetzt druckt dasselbe Blatt eine spaltenkange Berliner Korrespondenz, die da« Gegentbeil behauptet und verficht, ohne irgenk welche einschränkende Bemerkung ab. In Nummer 213 schrieb die „F. Z": „Die „Nordd. Allq. Ztg." will e» nicht gelte» lasten, bah ihr« ühilivpiko über Preßlreibrreiea au« dem Miquel'schen Lager gegen >rn Reichskanzler dem Finanzmiaister selbst gegolten habe. Wen» ich jemals «ineDeckadresse klar erkennen und au« dieser Erkenntniß «tu Schluß auf de» eigentlichen Adressaten ziehen ließ, so war r» hier der Fall; da« bewies sofort die allgemeine Ueber- einstimmung, die in der Presse über den Charakter der Beschwerde und Rüge herrjchle. Mit dem Versuch, tcn eigenen Konen eine harmlose Deutung zu geben und glauben zu machen, es habe den Sack, aus den e« lo»geich!age», auch wirklich gemeint, wird da« osficiöje Blatt wohl kein Glück hoben; die Mittel, mit denen er unternommen ist. verdienen sammt und sonders das Prädikat: »»tauglich." Heute ist in Nummer 215 der ,H. Z." u. a. Folgende» zu lesen: „Die „Norddeutsche" ist mit der Zeit ein recht langweilige« Blatt geworden, da« nur einen veitzaltnißmaßig kleinen Leserkreis besitzt. Die Thaisache — wenigsten- baden wir osi genug Ge legenheit gehabt, st« seftzustellen —, daß die „Norddeutsche ' im Stroßenvrriauf an ihrem Erick'einung-ort nicht erhältlich ist, kann in dieser Beziehung al- kennzeichnend gelten. Tie ZeitungSredoclionen iud ihre treuesten Abonnenten, aber nur de-hald, weil inan ihren osfieiösen Charakter kennt, weit sie in Fällen, wo e« sich nicht umvificieUe Kundgebungen handelt, al« Sprachrohr der Regierung gern benutzt wird. Bo» solchen gelegentlichen Diensten kann aber keine Zeitung ans di« Dauer leben, zumal wenn «in Fürst Bismarck nicht mehr der leitend« Mann ist. Di» „Norddeutiche ist finanziell zuruck- >»ga»gea, »nd dirlem Umstande verdankt ja auch Herr Pindlrr einen Abschied. E« ist also klar, daß der Rcdactivn-wechsel zu- leich nn Shstrmwechsrl sein wurde, ein Lystemwechset io der itchtung, das Blatt, dem sein« osficiöien Beziehungen bisher allrin Werth gab«», oo sich zu einem angesehenen Organ der >ouvrrn«m«ntal»n conjervaiiven Partei zu machen, die n dem Reichskanzler ihre» döchsteu Vertreter sieht, ält man daran fest, so erklären sich auch di« Artikel de- latta« über di« officiöj« Presse. Die neu« Leitung will offenbar eine «msangrrich« eigen» Lhatigkeir entfalte»; sie hat da» Be- dürsntß, ihr Programm, da« „den Kaiser und da« monorchisti'.oie Prineip in ds« Mitielpu-iet ihre» politische» Denke»« und Zählen« stellt", i» aller Ausführlichkeit darzulegen und di« jetzig« rille Hsmnierzstt, in der di« Vorbereitungen iür die kommende parlamentarüche Campagne in alle» Ministerien betrieben werden und in der die Meldungen der Blätter über da-, was dieser und wa« jener Minister beabsichtigt, wirr durcheinanderlausen und jeder, der einmal eine vielleicht aus den Sitzung«. oder Comiiiisiton«. berichten ausgesrischte Mittlieilung bringt, für officio« verschrien wird, mochte ihr geeignet erscheinen, einmal auch dieses Thema zu erörtern. Wenn dabei der Gegensatz, wie er Lurch die Karle „Miquel-officiös" und „Caprivi-vssiciüS" schon angedeutet wird, «beniallt zur Sprache kam und die tendenziöse Verhiimneinng des preußische» Finanzminifter« durch sein« übereisrigen Parteigänger dabei etwa- stark mitgenommen wurde, so ist da- »ur natürlich. An sich möchte darum gegen die Auseinandersetzung der „Nord deutschen" nicht- einzuwenden sein, und wenn dieselbe al« «in Zeichen etwa dafür hätte angesehen werden können, daß sie sorlan n dir Reih« der unabhängigen Blätter treten wolle, so wäre Alle« in Ordnung. Di» „Norddeutsche" will aber jedensalls bleiben, wa« sie ist: «In ossiciöj«« Blatt drr Reichsregierung, deren Spitz« derselbe Reichskanzler ist, dessen Hinianjeyung neben den, preußischen ginanzmiuister dir „Norddeutsche" nicht dulden will. Ta- war natürlich für dir Pariei, die den Sturz Le- Reichs- kanzler- erstrebt, eia «rwünjchler Anlaß, gegen di»,,» Hagen loS- ugehen, drr dem im Bade weilenden Siegfried hinterlistig den speer in den Rücken schleudert. Weil inan sich nicht denken kann, daß »in ausgesprochen officioje« Blatt in der Weis«, wie e» die „Norddeutsche" gethan hat. einen Minister in Gegensatz zu seinem College» bringen sollte; weil man noch nicht vergessen hat, dag 'ür den Fürsten BiSmarck der Prrßangriff aus einen Minister m» bequemste, wenn auch „unehrliche" (um mtt den „Hamb. Nachr." zu reden) Mittel war, sich seiner zu entledige»; durum hat sich auch in liberalen Blättern dir Meinung festgesetzt, La» die bewußten Artikel nicht ohne Fühlung mit dem Auswärtigen Amte geschrieben seien. Nichts dürste falscher sein. Man sollte meine», daß Graf Caprivi in den vier Jahre», di« er nun an der Spitze der Regierung steht, genugsam bewiesen habe, daß er eine ehrlich«, offene Soldateiiaaiur ist und auch durchaus nicht so au seinem Amt« hängt, daß er gleich seinem Vor gänger in jedem stark hervortreienden Minister einen Nebenbuhler erblickt, der aus so kleinliche Weis«, wie inan es ihm an der zzand der Artikel der „Norddeutschen" zuschreibi. beseitigt werden mußie. Gras Caprivi ist durch da« Vertrauen de« Kaiser« aus seinen Posten berufen worden, und er genießt diese» Vertrauen auch heute noch in vollem Maße; da« beweist, um nur da« jüngste Beispiel herauSzugrrise», auch die überaus herzliche Ausnahme, die der Kaiser seine», Kanzler vorgestern in Wilhelmshaven bereitet hat, und die sich u. A. auch darin kundgab, daß er ihn »inlud, dle Nacht mit ihm aus dem Panzerschiff „Kurfürst Friedrich Wilhelm' zuzubringen. Die Arlikel der „Norddeutschen" sind ein« Privat» arbsit der Redaction, dir e« jedensalls gut gemein,t hat, aber dem Reichskanzler damit kein» Freude bereitet haben wird." Auch dieser Versuch der »Franks. Ztg.", dem Artikel der N. A. Z." eine „harmlose Deutung zu geben", wird — um mit der „Franks. Ztg." zu redrn — „wohl kein Glück haben". Denn „die Mittel, mit denen er unirrnommen ist, verdienen — immer mit den eigenen Worten der ^Franks. Ztg." gesprochen — sammt und sonder« da« Prädicat: un tauglich." Auf die Einzelheiten dieser osstciösen Muster- leistung «inzugehen, ist überstüssig — sie spricht für sich selbst. Daß der „unehrliche" bürst BiSmarck mit trm „offenen ehr lichen Soldaten" Eaprivi in angenehmen Gegensatz gestellt wird, ist nicht neu und gehört zu den „specifijchen" Neigungen de« Sonnrmana'schrn Organ». Die Versicherung endlich, Gras Eaprivi genieße da» Vertrauen de« Kaiser» „auch heute noch in vollsrn Maße", wird wohl beachtet, aber vielleicht nicht überall in glrichrr Weise au-gelegt wrrden. Die ürl«tsche Antisclaverei-Gesellschast hat mit der letzten Post vom C»n>« rinrn Brief de« Hauptmann« De«- camp» au« Sungula erhalten, der ihr dir am 20. Frbruar dasrldst erfolgte Vrrciaigung seiner Efvedition mit der bcS Baron« Dhaoi« melket. Wen» dieser Bericht auch schon einige Monate alt ist, so ermangelt er darum keine-weg« de« aktuellen Interesses. Derselbe girbt zunächst Einzelheiten über die Vereinigung drr von DeScamp« geführten Expedition der Antisclaverergesellschaft, welche von der asritanischrn Ost küste, den Zambesi auswärl«, gen Westtu vorrückte, mit der Avantgarde drr Expedition DhaniS, welch' letztere vom Eongo- strom auS die östliche Richtung nach dem Tanganhika rin- chlug und charakteristrt diese Vereinigung sodann als einen wichtigen Adsckinilt im Wege der Erschließung BinnenafrikaS. Noch nicht zwanzig Jahre, nachdem Stanlev den schwarzen Erdlheil als erster Forscher qucrte, durchzögen jetzt nicht mehr vereinzelte GelegeiiheitSreisendc da« Land, sondern gan^c ExpeditionS-Eolonnen mit Geschütze», welche, von beiden Küstenregionen ausbrechend, im Herzen Afrikas sich treffen und auf ihrem Marsche eine Postenkette zurücklassen, welche durch Sicherung der Straße» dem Werke der Eivilisation wichtige Dienste leiste». Die Streilmacht de- EapitainS De-camp- betrug nach der Vereinigung mit der Expedition DbaniS über 500 Mann und sollte vor Ablauf des Jahres auf lOO» gebracht werden, alle« wohldi-ciplinirte und woblgeübte deute. DaS von Eapitain DeScamp« errichtete UebungSlager war in voller Thätigkeit. E« ist als Excrcirplatz für die freiwillig sick» meldenden jungen Leute der umwodnenden Stämme gedacht. Dieselben machen dort einen mehrmonatigen Eiirsn« durch, erhalten während der Dauer ihrer Militairdienstzeit Nahrung, Obdach, Uniform und Löhnung, und werden, nach Absolvirung ihrer Uebmig. durch andere Rekruten abgelöst. Aus solche Art hofft (iapitain DeScamp« nach und nach die ganze Be völkerung militairisch zu swulen und zur Leistung wertbvvUer kriegerischer Dienste zu befähigen. Man sieht hieraus, daß den Franzosen ei» eventueller Versuch zur Vergewaltigung de« EongostaateS übel bekommen könnte. Die achte Kammer de« Pariser ZuchtpolizeigerichtS hat den Schwindler und Erpresser Cornelius Hcrz iu cuutu- maolaiu zu dem in diesem Fall höchsten zulässigen Strafmaß von süns Jahren Gefängniß verurtbeilt. Dem „Zuckerkrankeu von Bournemoutb" wird diese Eontumaz- verurlheilung ziemlich gleichgillig sein, denn »och immer erklären die „fünf namhasten englischen Aerzte", daß Cornelius Herz gefährlich krank, jedenfalls nicht tranSportsähig sei. In Frankreich glaubt kein Mensch a» diese geheimnißvolle Krankbeit, und das zu Beginn d«S jetzigen ProcesseS ver breitete Gerücht, Cornelius Herz würde zu drr Verhandlung erscheinen, um sich persönlich zu dertbeidigen, wurde vielfach geglaubt- DaS Gerücht war unzweifelhast falsch, denn Herz denkt nicht daran, seine Haut in Paris zu Markt zu tragen, aber die Tbatsache, daß jene- Gerücht Glauben finden konnte, beweist wiederum, wie man in Frankreich über den Einfluß des Cornelius Herz denkt. Man hält eS s'iir möglich, daß dieser zehnfach übcrführte Verbrecher die Stirn habe» könnte, mit der ruhigen Sicherheit eine» Un- chuldigen vor einem Pariser Gerichtshof zu erscheine», sich in Frankreich öffentlich blicken zu lassen, ohne befürchten zu müssen, daß er sofort verkästet wird, weil er mit „Ent hüllungen" droben kann. Der Glaube an eine geradezu verheerende Wirkung der Enthüllungen des Doctor Cornelius Herz scheint unerschütterlich; er ist unzweiselhaft ei» blinder Glaube, aber doch ist er nicht völlig grundlos. Ging doch auS den Verhandlungen des ProcesseS schon hervor, daß Herz über den Liquidator der PananlagrsrUschast, den Baron Ncinack, eine ganz ungewöhnliche Macht besaß. Einzig und allein durch Drohungen hat Herz ia kurzer Zeit mei>r als elf Millionen Franken von den» Baron Reinach erpreßt, er bat ihn in den Tob getrieben und seine Faiuilie säst an den Bettelstab gebracht. Tie Drohungen ergingen unausgesetzt in kurzen Telegrammen an Neiuach. AuS Vcuedig depcschirtc der Erpresser: „Wenn ich beule nickt ein befriedigende« Telegramm erhalte, werde ick allen Widerstand zu brechen wissen", und au« Frankfurt: „Wenn ich nicht bis morgen « Uhr im Best« drr beiden unveränderten Docu- cumente bi», so werde ich sofort weitere Schritte tbun. An Ihnen ist'S, über Ihr Schicksal zu entscheiden." Solche uub ähnliche ErpressunaStelegramme lagen dem Gerichtshof in großer Zahl vor. Sir alle haben ihren Zweck, den Baron Reinach zur Hergabe von Geldsummen zu veranlassen, nicht verfehlt. Aber Cornelius Herz begnügte sich nickt damit, bloS den Liquidator der Paiiamagrsellschast einzuschüchtern, auch gegen Minister, Senatoren und Abgeordnete richtete» sich seine Drohungen, und noch immer scheint der Unfug nicht beendet zu sein. Wie ein Pariser Telegramm der „Voss. Ztg." meldet, spricht da« Organ de« alten ScandalmacherS Paul de Eassagnac, die „Autoritö", bereits vo» neuen „Enthüllungen", die Corneliu« Herz in Folge seiner Verurlheilung vorbereite. ES scheint sich zu bestätigen, daß in dem Krieg zwischen Japan und China das KriegSglück sich bereits wieder den Japanern zuaewendet und daß ihr General Scheins am 30. Juli bei Asan glücklich gejochten hat. Die Meldung, daß drr König von Korea durch seinen Verwandten Dankumo die geplanten Reformen durchführen und auch die von Japan gewünschten, sofern China zustimme, freiwillig in« Werk setzen wrrde, lasten darauf schließen, daß immer noch ver mittelnde Versuche gemacht werden, deren Aussichten freilich nur sehr geringe sind. — In England beruhigt sich die öffentliche Meinung gegen die Japaner, seit sich herau«stellt, baß diese nicht jene Barbaren bei der Ingrundbohrunz de« „Kowshing" waren, wie sie die ersten Berichte hinstellten. Nach den beglaubigten Aussagen de« englischen EapitainS und de« ersten Ofsicier« de« .Fowshing" ergiebt sich ein von den bisherigen Darstellungen über da« Seegefecht sehr ab weichender Sachverhalt: DaS japanische Panzerschiff „Naniwa" signalitte dem „Kowsbing", anzuholten. Der „Kowshtna" »hat »«. Ll« di« „Naniwa" darauf weqfuhr, fragil drr „Koivibing": ich auch weqsahren?" Die „Nancwa" antwortete: „Lege bet oder trag« die Folgen I" (Diele- Signal war jedoch nicht für den „Kowshing" bestimmt, iondern für et» chinesische« KrtegSichisf, da» di« chinesstch« Flagge und di« wetße Flagge sütztte.) Di« „Naniwa" sandte einen Ofsicier auf den „Kowshing", um di« Papiere de« Schiffe« zu prüfen. Unter anderen Fragen, die der Ofsicier vorlegt,, war die. ob der „kowshing" der „Naniwa" folgen werde. Der Lapitain erwidert»: „Wir sind In Eurer Gewalt." Daraus kehrt« der Ofsicier zurück. ES wurde aber noch einmal ein Boot aulgefetzt aus da« Erkochen de« Capitain«, perfünltch sich zu spreche». Drr Capitain de« „kowshing" er klärte, daß die chinesisch«» Generale ihm verboten dättr», der „Naniwa" zu folgen. Nicht«» der japanisch« Ofsicier alle Aus- rinandersetzungen schweigend «»«»dörr hatte, kehrte er auf fein Schiff zurück. Di» „Naniwa" sign,listet« dem Capitain daran«, er dad« da« Schiff augenblicklich zu räumen. Der Capitain erwiderte, er dürfe e» nicht Tann hipi« die „Naniwa" eine rothe Flagge auf dem Vorder»,ast aus und wiederholt« da« Signal, der Capitain mäste dal Schiff loforr verlassen. Drr Capitain befahl den Ingenieure» und anderen Ausländern, sich aus Deck zu begeben. Nach einer Weile schoß der „Naniwa" dann einen Torpedo lo« und feuerte. Der Capitain de- „kowshing" sprang darauf nebst etntgen A»-la»dkrn über Bord. Die chinesischen Truppe» feuerten vom Schiffe au« aus den im Wasser befindlichen Capitain, der schließlich nebst dem ersten Ofsicier vo» einen, Boote der „Naniwa" ausgefischt wurde. Der Capital» erklärt», sein Leben sei von dem chiiiestschen General bedroh« worden, al« er da« Schiff zu verlassen versucht Hab«. Der erste Ofsicier fügt hinzu, daß der japanisch« Lssicier de-hald zum zweiten Male aus de» „Kowihing" gekommen sei, um di« an Bord desselben befindliche» Europäer ans di« „Naniwa" zu nehmen, ehe das Feuer begann. Diese gute Absicht wurde aber von den Chinesen vereitelt. . In der central-amerikanischen Revublik Tan Taltzakar ist bekanntlich in der letzten Zeit ein Aufstand auSgedrochen, welcher den Präsidenten Ezeta und dessen Bruder General Antonio Ezeta zur Flucht qenoihiqt und eine neue Regierung ans Ruder gebracht bat. »achkeni Vir Heiden Herren, um sich zu behaupten, die verzweifeltsten Anstrengungen gemacht und Alle- batte» nieterschießen lassen, wa« ihnen in die Hände fiel. Schließlich rettete» Beide sich und ihre Millionen-„Er- sparnissc" i»S Ausland. Die Brüder Ezeta haben eine haar- sliäubeiibe Mißwirtbschasl geführt. Ihre Amtshandlungen bildete» eine sorltausente Kette von Verbreche» gegen Leben, Ecgenthum und Freiheit ihrer Mitbürger. Ia der Hauptstadt wobnictiii spaiiischerKausmann.der den Unwillen de« Präsidenten, erregt hatte. Dieser verurlkrilte ihn zur Zahlung einer ^ZwangSsteuer von 50 000 Pesetas innerhalb 24 Stunden, sonst würbe er erschösse». Nu» wendete sich der Bedrängte um Schutz an seinen Eonsul, und dieser begab sich zum^ Präsidenten, um ihm Vorstellungen zu mache», händigte ihm aber zugleich lO OOO Pesetas als Abschlagszahlung auf die 50 000 ei». Ezeta verlangte die ganze Summe in solchen Rate» innrrhalb fünf Tagen, andernsaUS werde er den Spanier »lilsainmt seine», Consul erschießen lassen. Inner halb dreier Tage batte Ezeta das Geld. Der Consul wurde natürlich bei seinem Minister in Guatemala vorstellig, und dieser beorderte ein Kriegsschiff nach San Salvador. Tie jetzige Regierung wird weht b,e erpreßte Luinmezitrückerstatte» müsse». Auch durch seine wahnwitzigen Fi-calge^etz« machte sich Ezeta verhaßt. So verbot er die Einfuhr vo» «Aber, eine Maßregel, die ein schuelle« Sinken des WecüselcourseS un Lande zur Folge hatte. Diese» Umstand machte er sich daun zu Nutze, indem er AllcS an Wechseln aujlauste, dessen er habhaft werden konnte. Tie Scheine verlauste er dann i» Panama, Guate mala und anderSwo mit 20 und 30 Proc. Gewinn, und mit Baargcld versah er sich wieder, indem er SilderpesclaS rin- schmuggelte, und zwar als „Munition". Im März vorigen Jahre«, also zu einer Zeit, wv die Kaufleule ihre Kaffee- Ankäufe abgeschlossen und die Waare zum Versandt fertig halte», legte er plötzlich einen Ausfuhrzoll von drei Pesetas auf jeden Ecutner. eine Steuer, die ihm zwei Millionen ein- brachle. Dir neue Regierung hat diesen Zoll klugerweise bereits abgrscbafft. In den letzte» Tagen seiner Bedrängniß war Carlos Ezeta offenbar dem Cäsarenwaknsinn versauen, denn er ließ au einem Tage nicht weniger al« siebzehn an gesehene Bürger erschießen und erklärte den Staaten Guate mala, Honduras und Nicaragua zugleich den Krieg. Deutsches Reich. * Leipzig. 5. August. Im Briefkasten de« AugustbefteS der „Schweizerischen Blätter für WinbschastS- und Social- Politik" cBasel, Verlag von l)r. H. Müller) lesen wir nach stehende ckiaralteristische Notiz: Herr» Prof. I. Platter tu Zürich. Sehr ge«hrter Herrl Sie frage» a», weshalb d>« von mir beabsichtigte Anzeige Ihre« Werke- „Kritische Beiträge" in der wisie»ich-istl,che» Revue der deutschen Sociaidemokratie, „Neue Zeit" »och immer nicht erfolgt sei. Ich erlaube »ur Ihnen als Anlwort den folgende» Schristenwechsel init den, Verleger der „Neuen Zeit", Herrn ReichSIagSabgeordneten I. H. W. Dietz in Sluligart zu unterbreiten. Herrn I. H. W. Dietz in Stuttgart. Sehr geehrter Herr! Ich erlaube mir, Sie wiederholt »in AuSkulifl zn bitten, unter welchen Beduigungeu Sie buchhändiertsche Anzeigen aus den Um schlag der „Neuen Zeit" ausnchmen. Wie ich Ihne» bereit« mil- theiiie, beabsichtige ich, da- kürzlich in meinem Beriag erschienene Werk von Prof. Platter, „Kritische Beiträge" zu anaonciren. Ta Sie auch Prospekte beilegen, bitte ich gleichfalls um Mittheilung, zu welchem Preis« Sie derartige Beilagen machen und wie vie> Exemplar« Sie brauchen Basel, den 10. Juli 1894. Hochachtung-vollft vr. h. Müller. Hierauf erhielt ich die folgende Mittheilung: Herrn Vr. H. Müller, Basel. Nach Rücksprache mit der Redaktion sieht sich der ergebenst Unterzeichnete veranlaßt, Ihren Inserat.Auftraq für di« „Neue Zeit" ahzniehue». Stuttgart. IS. Juli 1894. Hochachtungsvoll I. H. W. Dietz. Sie sehen an« dieser Antwort, daß der Redacleur der „Neuen Zeit", Herr K. Kantsky, die Leser seiner Revue vor der Lectüre Ihre« Werkes möglichst zu bowahren sucht »nd da- Bekanniwerden Ihrer Arbeiten in den Kreisen seiner Genossen nach Kräften zu verhindern bestrebt ist. Gerade dal, was eia einsicht-voller Reeeusent im hiesigen sociaidemokratischcn „Vorwart»" Ihrem Buch« nach- aerühmt hat, nämlich daß e» mehrsach mit der soctaldenio- rratischen Orthodoxie in» Gericht gehe, scheint Herrn Kauirky offenbar so geiährlich, daß er die „Kritischen Beiträge" schleunigst aus den Index der für jede» gläubigen Genoffen ver botenen Bücher gesetzt hat ... . Diese pfiffig« Unterdrückung der bloßen Ankündigung eine« anständigen focialpolttifchen Buche« im Jnserotenthell der „Neuen Zeit" giebt uns einen seinen Vorgeschmack von der Sorte „Geiste-ireiheit", mit der Li« Propheten de« MorxiSmu« un« vielleicht einmal (?) beglücken werden. Mit freundlichem Gruß« Ihr ergebener vr. H. Müller. ff Berlin, 5. August. Die im „ReichSanzeiczer" am Frei tag erschienene Abrechnung über die auf Grund der lex Hiiene an die Eommunalverbände vertheilten Ue Ver weisungen au« den Erträgen der Getreida- und Viehzölle für >893/94 (die übrigen« gegen den EtatSansatz um etwa« mehr a>« 4 Millionen zurückgeblieben waren) wird die vor letzte ihrer Art sein. Nur noch für da« laufende EtatSjahr, für welche- ebenso wie für 1893,94 der EtatSanschlag der an
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