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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.08.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940814019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894081401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894081401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-14
- Monat1894-08
- Jahr1894
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Tabellarischer und Zissernjatz nach höherem Tarif. Extra-Beilagen (gefalzt), nur mit der Morgen-Ausaab«, ohne Postbesörderung 60.—, mlt Postbesörderung -st 70.—. Annahmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag- 10 Uhr. Morg«n-Bu«gabe: Rachmlllag» «Uhr. Sonn« und Festtags früh '/,9 Uhr. Bet den Filialen und Annahmestellen ,e ein» halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an di« Expedition zu richten. Druck und Verlag von L. Polz in Leipzig ^-«2. Dienstag den 14. August 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. In Gemäßheit des tz. 1 der Vorschriften für die Ausführung von Anlagen zur Benutzung der städtischen Wasserwerke vom 6. Februar 1888 und der Kß. 2 und 7 des Regulativs für Gasrohrleitungen und Gasbeleuchtungsanlagen in Privatgrundstücken vom 2. März 1883 machen wir hierdurch bekannt, daß der Echlossermeister Herr Hermann Friedrich, Dusourstraße Nr. 9, zur Uebernahm« solcher Arbeiten bei uns sich angemeldet und den Besitz der hierzu er forderlichen Vorrichtungen nachgewiesen hat. Leipzig, den 11. August 1894. Der Math der Stadt Leipzig. X. bSII. vr. Tröudlin. Wolfram. Ausschreibung. Beim Neubau der Abortanlage» an den vereinigten Frei- schulen hier, an der Zöllnerftratzc. soll die AuSiüdrung der nach- verzeichnet»» Arbeiten vergebeu werden: a. der Tischlerarbeiten, d. der Glaferardktten, o. der Asölirungs- und Holzerment- bedachungsardeiten, ck der Schicfcrdrckcrarbeitc», «. der Lchloffer- und Schmirdearbeiten. 1. der Klempner- und Waffcr- leituu,»arbeite». Die Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse können von unserer Hochbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, Ge- schästsstelle der Bau-Jnspection H, gegen porto- und bestellgeldsreie Einsendung von je bO die auch in Briefmarke» erlegt werden können, bezogen, bez. dort nebst den etwaigen Plänen eiugesehen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „vereinigte Freischnlrn brzw. Tischlerarbeiten re." versehen, bi« zu« 20. August d. I.. Vormittag» 10 Uhr, an obengenannter Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich di» Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Lheilung der Arbeiten und dt« Ablehnung sämmtlicher An gebote vor. Leipzig, Len IS. August 1894. Ter Math brr Stadt Leipzig, ' Bau-Deputation. Ausschreibung. Für bl« Armenhäuser in Letpzig-Eonnetoitz, an der Vornolschen Straße, und in Leipztg-Ltndenau, an der Queck-Straße, soll d. b!r Wrb'enauftrich j M"t-r,enfter« vergeben werden. Di«-Bedingungen und Arbeitsverzeichnisse können von unserer Hochbau-Berwaltuna, RathhauS, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, Geschäftsstelle der Bauinspection II, gegen porto- und bestellgeldsreie Einsendung von üO zu ») und 20 ^ M d), di« auch in Brief marken erlegt werden können, bezogen, bez. dort «ingesehen werde». Di« Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Armenhäuser - Winterseustcr - Elaserarbeiten bez. Anftretcherarbetteu" versehen, bis zum 20. August d. I»., vormittag» 10 Uhr, an obengenannter Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung der Arbeiten und di« Ablehnung sämmtlicher Angebote vor. Leipzig, d»u IS. August 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. . , , Vau-Dkputatton. Ausschreibung. Am Neubau ber XIII. Bürgerschule in Letpzig-Plagwitz, an der Elisabeth-Alle«, soll die Ausführuna der nachverzeichnete» Arbeiten vergeben werden: ». ber Zimmerarbeiten, b. der Jsalir- «nS Hol,rentkntbrdachungsa,beiten, e. der Zirgrl- und Schtrserdrckerarbettru. >i. die Lieferung der Verankerungen re. Die Bedingungen und Arbeitsverzeichnisie können von unserer Hochbau-Verwaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7, Geschäftsstelle der Bauinspection 11, gegen porto- und bestellgeld freie Einsendung von 2 -st »u », je 1 ^l zu b und c, und 80 U ck, die auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen, bez. vrt nebst den etwaigen Plänen eingefehen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „XIII. Bürgerschule - Zimmerarbeiten, brzw. Jsaltr- «nb Holzeementbedachuiigs-Arbeiten re." versehen, bis zum 20. August ». I«., Vormittag« 10 Uhr, an obengenannter Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung fämmtlicher An- geböte vor. Leipzig, de» IS. August 1894. Der Nath her Stadt Leipzig, Vau-Deputatton. Die städtische Lparcasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Läpzig, den 10. Januar 1894. Die Sparcaffkn-Deputatton. Aohlenstationen für die deutsche Marine. Der zwischen China und Japan au- Anlaß der korea nischen Streitfrage entbrannte Krieg hat bisher die europäischen Mächte nicht in Mitleidenschaft gezogen und es steht auch zu hoffen, daß keine Zwischenfälle eintreten, welche bierin eine Linderung herbeiführen. Einstweilen haben die europäischen Kriegsmächte Gelegenheit zu beobachten, welche Wirkungen im Kriege die mannigfachen Erfindungen und Ver besserungen auf dem Gebiete der KriegSschiff-Constructionen, der Geschütze und Torpedo« und der neuesten Gewehrsvsteme bervorbringen. Der AuSbruch eine- Seekrieges im fernen Osten rückt aber doch die Möglichkeit näher, daß europäische Mächte au« ihrer Neutralität herauszutreten gezwungen werden, und läßt dadurch eine Frage in den Vordergrund treten» welch» für eine solche Eventualität von großer Trag weite ist: die Frage der Anlage von Kohlenstationen für die deutsche Marine. Schon einmal, wie die »Hamburger Nachrichten" in Erinnerung bringen, ist diese Frage in Anregung gebracht worden. Die« geschah kurze Zeit vor der Entlassung des Fürsten BiSmarck au« seinen Acmtern. Ein von längeren Seereisen zurückgekehrter Deutscher, welcher während seiner Reisen durch seinen Aufenthalt an verschiedenen der wichtigsten großen Kohlenstationen wie San Vincent!, Madeira re. auf die Wichtigkeit der Sache aufmerksam gemacht worden Wsr, versuchte in einer ausführlichen Denkschrfft an den Fürsten Reichskanzler auf die Bedeutung der Frage hinzu- leukcn, in welcher Weise für den Kriegsfall der Bedarf unserer Kriegsflotte an Kohlen außerhalb unserer heimischen Häfen zu decken sei. Der Fürst maß dieser Frage offenbar eine nicht geringe Bedeutung zu und veranlaßt- den Verfasser euer Denkschrift durch den derzeitigen preußischen Gesandten ,n Hamburg, mit Empfehlungen nach Berlin sich zu verfügen, um dort feine Ansichten in den betreffenden RcichSänitcrn, im Auswärtige» Amte sowie im Reichs-Mariuc-Amte dar zulegen und zu erwägen, in welcher Weise eventuell die Mit wirkung unserer großen rheinisch-westfälischen Kohlcnsyndicate ür die Anlage von Kohlenstationen an einigen der wichtigste» Punctc des großen Weltverkehres zu erzielen wäre. Die Thatsache, daß gerade zu jener Zeit die ersten großen Streiks in den rheinisch-westsälischen Kohlendistricten ansbrachen, ver zögerte die beabsichtigten Unterhandlungen, und als bald nachher Fürst BiSmarck auS seinen Armier» schied, ist die Sache dann wohl in den Hintergrund gedrängt worden. Wahrscheinlich ist es der Altkanzler selbst, der in dem genannten, ihm nahe stehenden Blatte die Sache ausS Neue anregen und durch die folgenden AuSsührungen beleuchten läßt, deren Beberzigung dem jetzigen Reichskanzler ebenso wie dem Reichslage zu empfehlen ist. Darüber, daß beim heutige» Stande der KriegS- wissenschast unsere Kriegs- und Torpekosckisfc auf schnellste Fahrt angewiesen sind und nur mit Erfolg operiren können, wenn ihnen der erforderliche Bedarf an Kohlen überall da, wo sic sich bewegen müssen, unbedingt gesichert ist, kann kein Zweifel bestehen. Man darf sagen, die Koble ist da« wichtigste !öebenöclemcnt für jede Flotte; ohne sie ist alle BewegungS- säbigkeit der Kriegs- unbTranSportschisse, sowicterTorpedobcole gehemmt, unsere Schiffe müßten wie rodle Körper auf dem Wasser ruhen, ebenso als wenn ihre Maschine» zerstört wären. Der Mangel an Kohlen würde verhängnißvoller werden, als der Mangel an Lebensmitteln im Landkriege. Letztere lassen sich im Nolbsalle von überallher beschaffe», Kohlen aber unter Umständen weder requiriren noch durch andere Stoffe ersetzen. Während die Fürsorge unserer Heeresleitung seit Jahren und unausgesetzt darauf gerichtet ist, die BewegungSsähig» keil unserer Truppen zu steigern und große Vorräthe an Lebensmitteln und AuSrüstungSgegcnständen für den Augen blick einer Kriegserklärung bereit z» halten, ist für die Be schaffung de- Kohlenbedars« für solche Schisse unserer Marine, welche an entfernten Punkten der Erde zu operiren oder i» die Heimatb zurückrnkhre» hätte», i» keiner oder doch völlig unzureichender Weise Vorkehrung getroffen. Kohle wird im Falle de« Ausbruche« eines Kriege- als Contrebaiidc an gesehen, und die Kriegführenden würden cS bei jeder dritic» Nation als eine Verletzung der Neutralität betrachten, wen» jene gestatten wollte, daß die Kriegsschiffe einer ber am Kampfe betheiligtcn Nationen ihren Kohlenbedars aus neu tralen Häsen oder Kohlenstaiionen entnehmen. So wie die Dinge zur Zeit liegen, kann aus die Frage: Wo wird sich die deutsche Marine im Kriegsfälle mit Kohlen versorgen? eine befriedigende Antwort nicht gegeben werden, denn wir besitzen leider keine eigenen Koblenstationcn an irgend einem entfernten Punkte de« großen Weltverkehrs. Leider ist der Verbrauch an Kohlen ans den Schiffs kolossen ein so gewaltiger, daß größere Schiffe ihren Bedarf nur auf kurze Zeit auS den heimischen Häsen selbst mit an Bord zu nehmen vermögen, sie sind stet« darauf angewiesen, in fremden Häfen und auf besonderen Kohlenstationen de» Kohlciivorratb zu erneuern. In Zeiten deö Friede»- hat das auch keine allzu große Schwierigkeit, und unsere Admiralität wird durch zeitige Abschlüsse unter der Mit wirkung unserer Consulate Fürsorge treffen, daß unsere Marine nicht durch Mangel an Kohle in ihren Bewegungen gehemmt »st. Ganz ander« würde sich daS bei einer euro päischen Verwickelung gestalten, denn Deutschland ist i» diesem Punkte bei weitem ungünstiger gestellt, als jede andere der großen Seemächte. Frankreich hat, zumal durch seine jüngsten Colonial-Erwerbungen, so ziemlich auf allen Puncle» deS Weltverkehrs eigenen Colonialbesitz. In Algier, Tunis bis rum Rothen Meer, ferner Siam, Cochinckina, Madagaskar, Neu-Caledonien, an der Westküste Afrika- — selbst am amerikanischen Continent, in Guyana u. s. w., all überall könnten seine Schiffe Unterkunft finden und sich mit Proviant, Munition und Kohlen versorgen, wenn die französische Admiralität vorsorglich Anstalten dafür trifft, und England ist, wie zur Genüge bekannt, »och weitaus günstiger daran; denn die englische Flagge webt in allen Meeren, seine Colonien sind über die ganze Erde, aus der nördlichen und südlichen Halbkugel, im Osten »nd Westen auSgebreitet, seine Schiffe können nie in Verlegenheit kommen; in Canada wie in Australien, in Indien wie in Hongkong, in Neu-Seeland wie auf den Falklanb-Jnseln, am Cap der guten Hoffnung wie in Egypten weht England» Flagge, und die Flotten England« fühlen sich dort überall wie dabcim als die Herren und Gebieter. Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, daß in einem europäischen Kriege, wenn er doch einmal unvermeidlich würde, wir England nicht im feindlichen Lager ehen würden; dennoch wird England so lange als möglich eine Neutralität zu wahren suchen und folglich behindert ein, den deutschen Kriegsschiffen seine Häfen zu öffnen, resp. zu gestatten, daß diese dort ihren Bedarf an Kohlen decken. Wenn die« aber auch ander« wärt, so bliebe doch unsere ganze Marine sozusagen auf den guten Willen einer be freundeten Nation angewiesen; unsere Unabhängigkeit und Actioii-sreiheit wäre gehemmt. Es ist natürlich nicht anzunrbmen, daß der kaiserlichen Admiralität Erwägungen ähnlicher Art, wie diese, nicht längst vorgeschwcbt haben und daß man nicht der Frage näber getreten ist, aus welche Weise unsere Marine hinsichtlich der Versorgung mit Koble außerhalb der heimische,> Häfen sicher gestellt und von dem guten Willen einer dritten Nation unabbängig ae macht werden kann. Al« die Eingang« erwähnten Be sprechungen stattfanden, erschien dem ReichS-Marineamt die Schaffung eigener deutscher Kohlenstationen an verschiedenen Hauplpunctcn de- großen Weltverkehr« wegen der damit ver- knüpsten beträchtlichen Unkosten als schwer ausführbar. E« soll auch nicht geleugnet werden, daß eine solche Organi sation nur unter erheblichen Opfern durchzusübren ist. An paffenden Plätzen wie die Azoren, die Cap Vertuschen Inseln u. s. w. ist auch kein Ueberflnß; endlich sind solche Dinge nicht über Nackt in« Leben zu rufen. Wenn man aber nickt gegen die Tbatsache sich verschließen will, daß unsere deutsche Flotte binsichtlich ibreS Bedarf» an Kohlen nickt auf eigenen Füßen steht, dann sollte man doch seitens der Regierung de» Versuch macken, durch besonderes Uebcreinkommen mit den Nöcinisch-Weslfäliscken Kohlensyndicalen an einigen der wich tigste» Puncle de« Weltverkehr« eigeneKohlciistalionen in« Leben zu rufen, auf welchen unsere Dampfer ihren Bedarf an Kohle» decken könnten. Unsere eigenen Colonien biete» leider keine günstigen Pnncte für die Anlage von Kobleiistalione» dar. Leicht ist die Aufgabe sicher nickt, und ohne Opfer nicht zu lösen, aber unmöglich ist ibre Lösung nicht, und wo unter Umständen so große nnd wichtige Interesse» ans dem Spiele sieben, sollte e- für da« kaiserliche Mari»c-Amt kein „un möglich" geben. Deutsches Reich. * Berlin, 13. August. Wir haben vor einige» Tagen eine Miiiheilung über die Erregung gebracht, welche durch die neue» ZeiiungS-Gründungen in der conservative», agrarischen, antisemilische» :c. Presse hervorgerufen worden ist. Jetzt klagt der „Reich-bolc": „Auch für die neue Zeitung de« Bunde« der Landwirthe, die sich „Deutsche Tageszeitung" benennt, wird jetzl die Werbe- trommel gerührt, und es gebt dabei genau so, wie wir e« voraus- geiagt haben: man wendkt sich vor Allem an die conservative» Bolkskreise, um Leser zu werben, d. h.. man sucht den com'e» vativen Zeitungen die Abonnenten obsvensiig zu machen. Daß das bei der „Bolksrnndschnu" (dem Ableger der „Tagt. Rund- schau") so ist, welche sich, obgleich sie dem Lbrisien- tbum vielleicht »och seindieliger gegcnüberslebt, a!S die Jude np resse, doch an die Geistlichen wendet und ihnen zumltthet, das Blatt verbreite» z» helfe», haben wir bereiis mil- getheiit. Es ist aber auch bei der Tageszeitung des Bunde» der Landwirthe so, daß sie sich in erster Linie an die konservativen Vereine wendet. Wie das „Volk" mitlbeilt, haben sich die Herren, welche die Zeitung des Bundes der Landwirthe herausgebcn, in einet» „vertraulichen" Schreiben an die Berliner conservative» Bürgervcrcine geweidet, — und sie werden sich sicherlich erst recht auch an die coniervativen Vereine im Lande gewendet haben —, in welchem sie genau wie die „Bolksrundschau" so thun, als hätte es bisher gar kein Blatt gegeben, welches für den Mittelstand ein getreten wäre, und hatte inan erst ans diesen neuen Propheten ge- wartet. Wenn der Streich dieser Blätter in vollem Maste gelänge, so würde die kleine conservative Presse vom Erdboden verschwinden, — und die conservative Partei könnte sich Lasur bei de» Herren vom Bunde der Landwirtb« bedanken. Das ist der Dank datür, dast die conservative Presse mit grSstter Selbstver- leugnung für den Bund der Landwirthe eingetreten ist. Gelingt es dieser Presse, die konservativ gerichteten Bolkskreise in Beschlag zu nehmen, dann ist es auch mit der conservative« Partei vorbei. Die richtige Antwort aus die Unverschämtheiten dieser neuen Zeitungsgrnndungen, die da ihn», als sei die ganze conser vative Presse Lust und gäbe es gar keine conservative» Zeitungen, bie ernsthast sür das wahr« Wohl unjere» ganzen Volke», ins besondere auch des Mittelstandes eintreten, wäre, daß alle Conier- vativen im Lande mit Entrüstung diesen Ansturm gegen die conser vative Presse zurückwiesen." Ueber die parteilose Presse macht daS conservative Blatt folgende treffende Bemerkungen: „Es ist Mode geworden, die Parteilosigkeit der Presse zu preisen. Es giebt ja eine Parieibeschränkldeit und Engherzigkeit, die verwerflich nnd verächtlich ist; aber ganz parteilos kann weder ein Mann, »och eine Zeitung sei», die überhaupt cllva» ist. Er kann vielleicht formell nicht zu dieser oder jener Partei gehören, aber lhatfächtich wird sich je,» Denken immer in der Züchtung irgend einer Partei bewegen. Blatter, die dieser Tendenz der Parteilosig keit huldigen, helfen unser Volk geistig entnerve» und ver flachen, so Last es sich schließlich sür keinen grosten Gedanken mehr begeistern und keinem bösen mehr mit lkrast und Energie eutgcgen- trcten kann. Mali mache nur daS Volk parteilos, dann wird die mit fester Gcschlossenbeit arbeitende Socialdemokratie leichtes Spiel mit ihm haben! Denn nur die mit ge'tgosjcner Bestiimnt- beit ansgesproctienen Gedanken mache» Eindruck »nd haben Wirkung. Eine mit der ansgelangien Brühe ber Parteilosigkeit genährte VvllS- masse ist widcrstaiidsnnsähig gegen die Stürme, die die geistige Atmosphäre unserer Zeit durchbräusen." * Berlin, 13. August. In der letzten Jnliwoche stat unter Betheilizung zahlreicher Vertreter säst aller Cnlturstaaten zu Antwerpen der Internationale criminalistische Con- grcß stattgcfunden, an Len die fünslc Generalversammlung der Internationalen criminalistischen Vereinigung sich anschloß. Während der Congreß in drei Sektionen n„t der Schuy- sürsorge sür verwahrloste Kinder, für entlassene Sträflinge und für Bettler, Landstreicher und Geisteskranke sich be schäftigte, wurde von der Internationalen criminalistischen Vereinigung außer einigen Reformfragen auS dem Gebiete der Strasstatislik über die unbestimmten Str afurtheile und über die Frage der Verschärfung der Freiheits strafen bcratben. DaS Ergebniß hinsichtlich der beiden letzteren Gegenstände war mehr negativer Art. Die unbestimmten Strasurtheile fanden diesmal so wenig Anklang wie auf der vorjährigen Versammlung, und die Debatten über die Verschärfung der Freiheitsstrafen gestalteten sich zwar zu den lebhaftesten de« ganzen CongresscS. aber zu e»d- gilligen Beschlüssen kam es nicht. Gegen die Nothwendizkeit von Verschärfungen erhob sich kein Widerspruch, jeder schlug aber andere Mittel vor, und man hielt es sür ausgeschlossen, die Frage international gleichartig zu lösen. Der Schwer punkt de« ganze» CvngresseS lag in den Sectionen, die sich mit der Schutzfürsorge beschäftigten; die betreffenden Ab- theilungcn hatten sich mit ihren BerathungSgegcnstäiiden bereit- auf dem im Jahre 1890 zu Antwerpen abgehaltenen Congresse befaßt. Aus Grund der damaligen Beschlüsse war unter Führung de- früheren belgischen JustizministcrS Le Jeune in Belgien eine sehr ausgedehnte, amtliche wie freiwillige Kräfte in Anspruch nehmende Organisation von Schutzsürsorgc-ComilöeS (Oomitös äs tatronngo) in- Leben gerufen worden, die ihre Spitze in einem besonderen ComitSe baden, daS direct unter deni Justizniinister steht. Aus dem diesjährigen Congreß handelte eS sich zunächst rarum, sestzustellen, welche Durchführung die da mals gefaßten Beschlüsse in der Praxis gefunden und welche Erfolge die getroffenen Maßregeln erzielt haben. Die ge gebenen Ausschlüsse haben ein sehr erfreuliche- und nur sür Deutschland i» gewissem Sinne beschämende- Ergebnis geliefert. Ta« System der Schutzsürsorar, wie e« in Belgien und ankeren AuSlandSstaaten zur Durchführung gelangt ist, befindet sich in Deutschland eben noch i» den bescheidensten Anfängen. Der Grund liegt darin, daß bei un« die staat liche und die private Fürsorge noch ganz getrennt marschiren und sich nicht gegenseitig in die Hände arbeiten, wie e« sei» müßte, um greifbare Resultate zu erzielen. In seiner Eröffnungsrede des CongresscS bemerkte der belgische Justirmiiiister sehr treffend, daß die Zukunft des Strafrechts und der Criminalität nicht unter die rein regressiven Maßregel» gehöre. Unser Slrassystcm habe sich als unwirksam zur Bekämpfung de- Verbrecher- thumS erwiesen. Der Schwcrpunct des staatlichen Vorgehens sei in Zukunft in die präventiven Maßregeln zu legen, dazu sei aber vor Allem ein planmäßiges Zusammen arbeiten der staatlichen Einrichtungen und der organisirten privaten Schuysürsorge erforderlich. Am Schluffe de- Con- gresseS kam eS zu folgendem, einstimmig angenommenem Beschlüsse: Es soll eine permanente internationale Commissiou für alle Interessen der Schntzfürsorge gebildet werden; dieselbe soll periodisch zusammcnlrelen; in längeren Abschnitten sollen außerdem regelmäßig große internationale Congresse wie der gegenwärtige tage». Ter Vorsitz in dieser Commission gebühre Belgien, weil diese- zuerst und am wirksamsten daö Schntzsürsorgc-System auSgcbiltct habe. Ter Antrag zu diesem bcffenllich folgenreichen Beschlüsse ist von dem Geheimen ObcrregierungSralh von Massow zu Potsdam auSgegaiigen, der in der letzten allgemeinen Sitzung de- Congresseö de» Vorsitz führte und zum Mitglied«: der Unter- nalivnalcit Schutzsürsorge - Commission (sür Deutschland) gcwäblt worden ist. (Schl. Z.) v. Berlin, 13. August. (Privattclegramm.) Die „Rordd. Allg. Ztg." schreibt zu den Mittheilungen von Aeußerungc» ihres leitenden RedacteurS zu einem Corre» spontenteii, sie habe die Angaben ohne Widerspruch gelassen, weil sie iu der Hauptsache corrcct seien, nämlich in der Betonung des Gedankens, daß der Reichskanzler Aussührunge», die wirklich gegen Miquel gerichtet wären, sicher nicht billigen, vielmehr scharf zurückweisen würde. Im Uebrigen seien diese Auslassungen aber so wenig vollständig und genau wiedergegeben, daß die „Nordd. Allg. Ztg." die Verantwortung dafür ablehnen müsse. Ti« Worte seien zu den, Publicisten nur gesagt worden, weil er sich als Correspondenl eines sehr bekannten Pariser Blattes vorgestellt habe, ohne aiizudruten, daß er auch einen Verschleiß an deutschc Blätter beabsichtige. (Der Herr Reichs kanzler erhält immer mehr Ursache, aus sein Leibblatt stolz zu sein. Erst greift eS,den Minister vr.Miguel in einer Weise an» von der e« weiß, daß sic wenigstens ihrer Form halber dem Reichskanzler mißfallen muß, und dann erklärt es obendrein, cS habe den Kanzler von dem Verdachte, diesen Angriff veranlaßt oder gar fvrmulirt zu haben, nur ganz heimlich einem Franzosen gegenüber rein gcwascben. Fürst Bismarck würde einem Blatte, das Solches leistet, sicherlich schleunigst die Gelegenheit zum „Verschleiß* seiner Worte und Anregungen genommen haben. D. Red. d. „Leipz. Tagcbl.*) U. Berit», 13. August. (Privaltelegramm.) Daö „Berl. Tagebl.* will von unlerrichleter Seite erfahren haben, daß die Aclcn gegen den Kanzler Leist nach Be endigung de« gegen ihn schwebende» DiSciplinarversahrenS der Staatsanwaltschaft übergeben werden sollen. Die Anklage gegen Leist dürfte sich danach unter Anderem auch mit dem nach H. 174 Nr. 2 de« ReichS- slrasgesetzbucheS mit Zuchthaus bis zu 5 Jahren bedrohten Verbrechen, sowie mil dem Verbrechen de« TodtscklageS (?) zu befassen haben. Zugleich will daS Blatt erfahre» baden, daß der iu der Kamerun-Angelegenheit vielgenannte vr. Ballen tin bezüglich seines Wiedereintritts in den Colonialdienst mit dem Auswärtigen Amle noch in Unler- bandlung siehe. Uebrigen« seien dem vr. Pallcnlin auch von englischer Seile vorzügliche Ancrbielungen gemacht worden. I>. Berlin, 13. August. (Privattelegramm.) Wie in Westfale», sind jetzt auch in SchleSwig-Holslci» die ein- lettenden Schrille zur Errichtung einer Lanvmirthschasta- kaiuiucr gcthan morden. Die Regierung hat die Direktion des schleswig-holsteinischen landwirthschasllichen GencralvcreinS aufgesordert, den Entwurf der Satzungen für die Landwirlh- schasiskanimer vorziiberatben uno auch die einzelnen landwirth-- scha llichen Vereine zu gutachtlichen Aeußerungen zu veranlassen. -5- Berit», 13. August. (Telegramm.) An den Justiz minister vr. v. Schelling war, wie s. Z. gemeldet wurde, vom LankeSvercin preußischer BolkSschuIlchrer eine Eingabe ein- aereicht worden, die ihn ersuchte, darauf zu wirken, daß die Bestimmungen über die Ltrasbarkrtt Jiigcndlichrr durch Hinaufsctzung der Strafmündigkeit auf das vollendete t4. Lebensjahr, sowie durch Einführung der Zwangserziehung jugendlicher Verbrecher und vcr wahrloster Kinder abgcändcrt werden. Diese Eingabe bat nach Angabe eine- parlamentarischen Berichterstatters amtlicherseilS Beachtung gefunden. An« Anlaß der Zunahme der Verbrechen Jugendlicher waren seit längerer Zeit schon Erwägungen über eine wirksame Abhilfe gepflogen worden. Schon zur nächsten Tagung dcS Reichstage« arbeitet daS ReichSjustizaml einen Gesetzentwurf auS, der im Wesent lichen den Vorschlägen der Eingabe entspricht und mithin den Schwerpunkt aus die Erziehung der mit verbrecherischer Anlage belasteten Kinder legt. V. Berlin, 13. August. (Telegramm.) Ter öster reichisch - ungarische Botschafter am diesseitigen Hose, v. Szögyeny, wird sich am Donnerstag, den 16. d. M., von Westerland auf Sylt, wo er gegenwärtig weilt, nach Berlin begebe», um am 18. August, dem Geburtslage des Kaiser« von Oesterreich, ein Galadincr zu veranstalten, dem voraussichtlich auch der Kaiser anwobnen dürfte. Kurz »ach dem 18. d. M. wird der österreichisch-ungarische Bot schafter Berlin wieder verlassen und sich mil seiner Familie zunächst nach Kärnlhen und später auf seine ungarischen Güter begeben, wo er den Nest seine- Urlaube« zuzubringen gedenkt. D Berlin, 13.August. (Telegramm.) AliSWürttem- berg wird dem „Berl. Tagebl.* gemeldet, daß der com- mandircnde General des XlH. ArmeecorpS, General der Infanterie v. Woelckcrn, nach den Manövern um seine Verabschiedung »achsuchen werde. (-) de»Itn, 13. August. (Telegramm.) Der „Krcuz- zeituiiz* zufolge ist eer Generalmajor z. D. Freiherr von vainincrfttiN'ÄeSniold, 67 Jahre alt, in Hildesheim
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