Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189408192
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940819
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940819
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-19
- Monat1894-08
- Jahr1894
-
-
-
5960
-
5961
-
5962
-
5963
-
5964
-
5965
-
5966
-
5967
-
5968
-
5969
-
5970
-
5971
-
5972
-
5973
-
5974
-
5975
-
5976
-
5977
-
5978
-
5979
-
5980
-
5981
-
5982
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.08.1894
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vez»g-.Prei- hßtzEl! IRO DEN VBkBNtU N!L»h»k»t> UlkO» Achcke» .»,r-,lt: diäte,jährlich ^4L<X bei ^oeüueüia« ti»lich«r Zustellung in» >l iUL Lurch di« Post bezoaeu für HIaad u»d Orstrrreich: virrtellährllch X 1.—. Dtrrctr täglich« kreuxbandieudiw, tu« »uslaud: «ouütltch ^l 7.59. Li« Vtorgru-Uurgab« erscheint täglichV«? Uh^ dt« »beud-AuSgab« WocheatogS 5 Uhr. Rütctto« «»d Lr»editt<»: -*tza»»e»g«G« 8. Lie Expedition i! -eöffuet vo. FiNkle»: vtt» ««»»'» Lorti«. «Ufre» HaH»^ Universität«strotz« i, L.ui« L-fthe, Euthuriurustr. ich pari, uud KSuigSplatz 7. 'ripMerTagtlilM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Änzeigen-PreiS ^ie 6gespaltmr Petitzeile 20 Pfg. Reklame» unter d«u> RedacttonSstrich (ä^> spalten) 50^, vor d«u Familieuuachricht«, (6 gespalten) 40-ch. Vrötzrr« Schriften laut unserem Preis- derxeichniß. D-bellarischer und Zifferajatz »ach höherem Tarij. Grtr»-Veila,e» (gefalzt), »ar «N de, Morgen-AuSgabe, ohne Postbesördekuag 60.—, mit Postbesörderuug 70-—. < AmmhMschluß str Attzeize»: >brnd»Aa«gabr: Vormittag« N) llhr.l Morg« »-««»gab«: Nachmittag» 4 Uhr.' Sonn- »nd Festtag« früh VF Uhr. vei de» Filialt» und «naadmeftellea je «im halb« Stund« früher. U»retgnt sind stet« an di, ErPedttiau »» richt«. Druck und Verla» von L. P alz in Leipzig Sonntag den 19. August 1894, 88. Jahrganz. Amtliche Bekanntmachungen.! Bekanntmachung, die Sanutag«ruh< im HandeXgewerb« während der dietjährigeu MtchaeiiSmefie brtr. Di« Stunden, während deren an den Sonntagen der diesjährigen Michaelt-messe (26. August, 2., v. und 16. September) der Handel betrieben werden darf, sind festgesetzt wl« folgt. Der Handel ist gestattet: a. für vrad »ad weit« Vackmaare oha« Beschränkung hin- sichtlich de« Beginne« di» Abends V,S Uhr, d. für Milch mit alleinigem Au-Ichlub der Stunden von S bi« 11 Uhr Vormittag« unbeschränkt. o. sür Material- und Etztnaaren, insbesondere auch Fleisch und Kleischwaaren, Fische und Aischwaaren, soweit sie in ständigen VerkausSIäden und Nicht in Mebbuden oder Meßstäaden seilgehalten werdea ft. unten aud e), von L bis S Uhr Morgen», V.1L bi» 1 Uhr Mittag« und 5 bi» V.» Uhr Abend», ck. für Ta back und Cigarren, soweit sie in ständigen Berk-uifS- läden und Nicht in Mebbuden oder Meßstinden verkauft werden ft. unten «ud. e), von 7 bi» 9 Uhr Morgen», 1t bi» 4 Uhr Nachmittag» und s bi» 9 Uhr Abend», s. für alle übrigen Waaren — auch die unter o und ä ge nannten, wenn sie in Mebbuden oder Meßstünden »um Verkaufe gelangen — von V.tt Uhr Vormittag» bi» V,9 Uhr Abend», soweit der Hansel im kleine» betrieben wird bezw. auf den Ver kauf von «injklftückrn gerichtet ist. dagegen von 8 Uhr Morgen« bi» S Uhr Abend», soweit er im Große« betrieben wird. Alle diejenigen Personen, die sowohl Großhandel betreiben als auch Etnzelwaare verkaufen, dürfen ihr Geschäft «ach ihrer Wahl von 8 Uhr Morgen» bi» 6 Uhr Abend« oder von V,11 Uhr vormittag» bi» V,9 Uhr Abend» betreiben, aber aus jeden Fall nur 19 Stunden lang und mft Festhaltung einer der vorstehend geordneten Fristen. Zuwiderhandelnde verfallen nach Z§. 146a und bezw. 151 der Reichrgewerbe-Ordnung in eine Geldstrafe bi- zu 600 ^l, welch« im Falle de» Unvermögen» in Haftstraft za verwandeln ist. Leipzig, am 18. August 1894. „ 5778. Der «ath der Stadt Leipzig. Bekanntmachung. Wegen vorznuehmender Pflasterung wird vom 99. diese» Monat» ad die «ojzftrahe in L.-Lindena«, auf der Strecke von der Kreuzung mit der Augustenstratze bi« »ur Kreuzung mit der kirchstratze, während der Tauer der Arbeit für allen Fährverkehr aesperin. Leipzig, den 17. August 1894. Der Math der Stadt Leipzig. IX. 8967. vr. TröndItn. Stahl. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Steinmetzarbeite« (LooS 1) sowie die Lieferung der Träger und Anker für den Neu- bau der 19. Bürgerschule in Leipjtg-Plagwttz vergeben worden sind, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch au« rhren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 13. August 1894. Der Math der Stadt Leipzig. Id. 8866. vr. Tröndiin. Edle, Res. Nachdem Herr öaco. iur. Werner Heinrich Theodar Müller heut« als Referendar bet dem unterzeichnelen Amte in Pflicht ge nommen worden ist, wird Solche« andurch bekannt gemacht. Leipzig, am 16. August 1894. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. In Stellvertretung: v. k. 3443. vr. Schmtd. D. 2028 vr. Tröadli». Lampe. Bekanntmachung. Da» unter der Collatur de« Unterzeichneten Rathe« stehend« Pfarramt Sommerfeld mit Pauu»d«rf (Ephorie Leipzig II), mit welchem neben freier Dienstwohnung ein Slelleneinkommen nach Llasse III verbunden ist, kommt in Folge von Emeritirung de» der zeitigen Inhaber« mit dem 2. Januar 189L zur Erledigung und soll anderweit besetzt werden. , lich^Z-uanisft"^ ! mächMchvon'lM und dis zu« 8. September laufenden Lahre« bei un» einreichen. Bemerkt wird noch, daß der neue Stelleninhaber voraussichtlich wird vinkulirt werden, der Abtrennung von Paunsdorf, fall» solche beschlossen werden sollte, und der daraus sich ergebenden EinkommenS- beschränkung seiner Zeit vorbehaltlos znzustimmeu. Leipzig, am 15. August 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 8881. vr. Tröndlin. Ass.Wirthgen. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme aus unsere Bekanntmachung vom 17. Juli 1889 bringen wir zur allgemeinen Kenntniß, bah in diesem Jahre die Grundilücköbesitzer in der Luthrrftratz«, zwischen der äußeren Tauchaer und der Lonstantinstraße, in der Kronprinz-, kuchen- aarten-, Seneselder-, ComentuS- und Actdstratze in Leipzig- > Nendnttz, sowie in der Martinftraße, zwischen der Zweinaun-! dorser und der Felixstraße, und in der Frlirftratze in Letpjtg- Anger-Crottendorf die Fußwege vor ihren in diesen Straßen gelegenen Grundstücken, soweit die« noch nicht geschehen ist, nach den in jedem einreinen Falle hierüber von uns einzuholenden Vor schriften mit Granttplattrn und nach Befinden mit Schwellen und Mosaikpflaster zu befestigen haben. Denjenigen Grundstücksbesitzern in den vorstehend aufgerufenen Straßen, di« bis End« diese« Jahre« die Fußwege vor ihren Grund- ! stücken vorschristSgeinätz Herstellen', werden wir, soweit nicht neue Anbaue tm Sinne von Abschnitt 1 de- Regulativs, die neuen städtischen Anbau« rc. betreffend, vom 1b. November 18671 bez. im Sinn« de- 2. Nachtrag« hierzu vom 5. März 1877! oder Neubauten in Frage kommen, oder nicht gegcntheilige Verträge mit der Stadtgemeinde vorliegea, zu den Kosten der! Fußwegherstellung einen Beitrag von 5 ^1 für jeden Quadrat-! meter Granitplatten und Granitschwellen gewähren unter der Be dingung, daß dagegen die Fußweganiagen an di« Stadtgemeinde ausdrücklich abgetreten, letzterer auch die aus den Fußwegen etwa bereit- liegenden Pflasterstein« oder Platten eigenthümltch überlassen werden. De« Ansprüche» auf diesen Beitrag gehe» diejenigen Grund«! stückSbesitzer verlustig, die bis zum Schluffe diese« Jahre« die Fuß wege nicht in der vorgeschriebenen Weise gut hergestellt haben. Außerdem behalten wir uns ausdrücklich vor, nach Ablauf diese»! Jahre» mit ZwangSmatzregeln gegen die Säumigen vorzugehen. Leipzig, am 14. Juni 1894. Io. 2599. Der Nattz Per Stadt Letpzt«. vr. Georgt. Coldttz.! Ausschreibung. Di« Glaser-, Tischler-, Schlosser-, Maler- und di« vlttz» ableitUN»»-Arheiten zu dem Neubau der 3. Realschule am Schleußiaer Wege sollen >e an einen Unternehmer verdungen werden. Die Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können von unserer Hochbau-Berwaltung, Rathhau», 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, gegen porto- und besiellgeldfrei« Einsendung von 1 ^l für je rin Exemplar, di« auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen, bez. mit den etwaigen Plänen dort eingesehen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: „Kostenanschlag üder Glaser- dezw. Tischler-, Schlosser-, Maler-, Vittzapleitunas-Ardeite« für Pie 9. Realschule" versehen, bt« zum 29. Pf». Mt»., Vormittag» 19 Uhr, I obenaenaaote Stell« portofrei «iuzureichen. Der Rath dehält sich di« Auswahl unter den Bewerbern, bez. di« Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtiicher Angebot« vor. Leipzig, den 15. August 1894. Der Rath her Stadt Leipzig vr. Tröndlin. vr. Drf. Bekanntmachung. Der Thetl der Schulstratze, aus dem Sonntag» di« Musik- aufführungen stattfinden, wird während der Dauer derselben sür allen durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 16. August 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. M. 78S8. vr. Tröndita. Stahl. Bekanntmachung. Tie Gewerbe-Kammer zu Leipzig hat beschlossen, zur theilweisen Deckung ihre« BerwaltungSauswanbe« für da- laufend« Jahr auf jede Mark de- für da« Einkommen in Spalte ä de« Einkommen- steuer-Kataster« (Einkommen au» Handel und Gewerbe) entfallenden Steuerbetrag» einen Zuschlag von 2 Pfennigen erheben zu lassen. Dieser Zuschlag, welcher mit dem auf den 30. September d. I. fallenden Hebetermine der staatlichen Einkommensteuer erhoben werde» soll, ist von den zur Gewerbe-Kammer wahlberechtigten Ge werbetreibenden de» Kammerbezirk» (Leipzig, Markranstädt, Taucha, Zwenkau und die zur König!. AmtShauptmannschast Leipzig ge hörenden Landgemeinden), deren bezügliche» Einkommen 600 .4 übersteigt, zu entrichten. Leipzig, den 19. August 1894. wie Gewerbe-Kammer. D. A. Oehler, Vors. Herzog, Secr. Aufforderung. Der Privatmann Johann Carl Hermann Lethhold hat den Alt- und Nen-Lrtplig ein Ber- den hiesigen Schrroervereinen ein solche- von 19,999 ^ auSaesetzt. Ktnderanftalten und Schreherpereine, welch« Anspruch auf Berücksichtigung bei der — am 30. dsS. Mt«, durch den Unter zeichneten erfolgenden — Auszahlung dieser Vermächtnisse erhoben, wollen, soweit die» nicht bereit» geschehen ist, hiervon bis zum 28. ds». Mt», dem Königlichen Amtsgericht Leipzig, Abtheilung V, Section 3, oder dem Unterzeichnelen unter Legitimation der zur Erhebung berechtigte» Personen Mittheilung machen. Rechl-anwalt Rudert, Leipzig, Gcwandgäßchen 5, HI. Dienstag, den 21. August 1894,11 Ühr 30 Min. Vorm., findet auf dem Turnplatz in der Plrtßknburg die Versteigerung eine» dienftunbrauchbaren vssirter-rettpsrrde» statt Leipzig, den 18. August 1894. König!. I. Batl. 8. Jnf.-Regts. Nr. 107. Die städtische Sparkasse beleiht Werthpaptere «ater günstigen Bedingung«». Leipzig, de» 10. Januar 1894. Die Sparcaffen-Deputatton. Städtische Gewerbeschule. Der Unterricht tm Winterhalbjahr beginnt Montag, den 1. Oktober. Anmeldungen für die Tagesschule, Abendschule und den offenen Zetchensaal werden vom 19. bis 25. September, Nach mittag« 4—5 Uhr, «ataegenaenommen tm Schulgebäude, Wächterstr. 13. Leipzig, den 17. August 1894. Der Direktor: . Architekt P. Schuster. Wie erst jetzt zur Anzeige gelangt ist, hat tn der Zeit dom 1. bi- 8. Juli 1894 rin Unbekannter im Aller von ungefähr 27 Jahren aus dem hiesigen rothe» Vorwerke ein Hochrad ein gestellt, ohne dasselbe bi-je-t wieder abzuholen. Da vorerwähnte« Rad ollem Anschein nach irgendwo gestohlen worden ist, wird die« hierdurch behuf» Ermittelung de« Eigenthümer» bekannt gemacht. Stadtralh Grimma, den 15. August 1894. Lobeck, Bürgermeister. Kgl. Aauqewerkenschule zu Klauen i. V. Beginn de« Unterricht» - Halbjahre» am 2. vklober. Anmeldungen sind bis zu« 29. September zu bewirken. Prospekt« mit den Aufnahmebedingungen durch Atv VIrvvtl«». au Vas Dynamitgeseh in Deutschland. vr. V. Die kühle und zurückhaltende Stellung, welche Deutschland gegenüber den bald von Spanien, bald von Frankreich und bald von Italien au« angeregten Plänen einer diplomatischen Gcsammtaction gegenüber den Gefahren de- Anarchi-mu» bi« in die neueste Zeit herein beobachtet, hat dazu geführt, daß die nach dem Lyoner Blutattentate unter dem Zeichen der ersten Erregung von berufener und unberufener Seite in Fülle ausgetauwteo Vorschläge zur internationalen Bekämpfung de» Anarchismus sich meyr und mehr au» dem Vordergründe der Oefsrntlichkrit zurückgezogen baden. Je weiter somit die Au-stcht auf eine internationale Verständigung dahinschwindet, desto mehr wird sich der Blick de» einsichtigen Bürger« — er mag über die Zwre'mäßigkeit eine» internationalen Vorgehen« denken, wir er wolle — auf die Frage rickten müssen, ob di« heute innerhalb de« Reich» bestehenden Gesetze sich im Falle der Noth al« stark genug erweisen, um einem anarchistischen Ansturm Widerstand zu leisten, ob sie der Justiz und Polizei die Mittel an die Hand geben, nicht nur, um anarchistische verbrechen nach begangener That zu sühnen, sondern auch, um solche im Keime zu ersticken und die Gesellschaft vor deren Ausführung zu schützen. Wir wissen vollständig die Gründe Derjenigen zu würdigen, welche Gegner jeder AuSnabmcgesetzgebung sind und besonder- gegen Ausnahmemaßregeln fick sträuben, die darauf abzielen, anarchistische Doktrinen durch ein Gewaltverfahreu in ihrer Entstebung und Ver breitung zu hindern, Gesinnungen statt der Thaten zu verfolgen und damit bedeuiung-lose Leute mit dem gefährlichen Schein falschen MärtyriumS zu umgeben. Deswegen halten wir eS aber doch für eine ernste Pflicht, die bestehenden Gesetze einer eingehenden Durchsicht zu unterziehen und das unter dem neuen Zeichen der „Propa ganda der Tbat" Verbesserung-- und Ergänzung-bedürftige herauSznsuchen. Da- Beispiel England- zeigt, zu welchen gewalnhäligen Verirrungen sich eine pseudo-nationale Prahl- sucht, jene- laisser luire in polizeilicher und strafrechtlicher Beziehung, welche- mit der „Asylsreiheil" politischer Ver brecher beginnt und mit der völligen Schutzlosigkeit gegen anarchistische Verseuchung endet, zu steigern vermag. In Deutschland wird die Anreizung zu anarchistischen Schandlhalen, mag sic sich als Aufreizung zum Classenhaß, als Anstiftung zum Hochverrat!,, oder als Aufforderung zur Begehung eine- TynamitvcrbrechenS darstellen, in gleicher Weise mit schwerer Gesängniß- oder Zuchthausstrafe bedroht, und die jüngste Zeit hat gezeigt, daß die deutschen Richter von den ihnen zur Verfügung gestellten Strafen keinen allzu sparsamen Gebrauch machen. Demjenigen, der zu Dynamit- verbrechen uomitlelbar aussordert, wenn auch ohne Erfolg, droht nach 8- 10 de- Gesetzes vom 9. Juni 1884 in gleicher Weise da- Zuchthaus, wie Demjenigen, der zu solchen Thaten dadurch anrcizt, daß er begangene oder zu begehende Ver brechen als rühmlich darstelll. Wenn insoweit auch der anarchistischen Hetze durch Straf gesetze ein genügender Tamm vorgeschoben zu sein scheint, so zeigt doch gerade das Sprengstoff-Gesetz vom 9. Juni 1884 nicht unbedenkliche Lücken, wenn wir die anarchistischen Ver brechen selbst in ihrer Vorbereitung und Entstehung betrachten. Nach 8- 8 de- Gesetzes, welcher in den Motiven als der wichtigste, als der Kernpunkt de- ganzrn GesetzeS drzeichnet ist, wird mit Zuchthausstrafe bi» zu 5 Jahren be traft, wer „Sprengstoffe" herstelll, auschafst, bestellt, wissent lich im seinem Besitz hat, oder an andere Personell überläßt „unter Umständen, welche nicht erweisen, daß die- zu einem erlaubte» Zwecke geschieht." WaS unter dem Begriff „Spreng toste" zu verstehen ist, darüber giebt da» Gesetz selbst keine Aufklärung. Nach den Motiven sind unter Sprenastoffeu alle explosiven Stoffe zu verstehen, welche bei der Entzündung eine gewaltsame An-dehnung von elastischen Flüssigkeiten oder Gasen Hervorrufen, rS ist bei den Verhandlungen im Reichs tage bestätigt worden, daß demnach nur solche Stoffe darunter allen, die, fertig zur Explosion unmittelbar zu dieser sich eignen. Es würde also nicht unter da- Gesetz fallen der verdäcktige Besitz von Einzelmatcrialien, veren Verbindung den Explosivstoff erst perfect macht. Der Anarchist, der in einem Raum Glycerin, in einem anderen Salpetersäure, im dritten Kieselerde verwahrt, kann nicht zur veranlwortung gezogen werden, er ist uur verdächtig. Eine unzweideutige Ausdehnung de- Gesetze- nach dieser Richtung hin ist unter den heutigen bedrohlichen Zeichen dringend zu wünschen, ebenso wie auch der reinigende Beweis de- „erlaubten Zweckes" lediglich dem Angeklagten ausrricgt werden müßte. Ein in der Praxis bereit- öfters bemerkter Mangel de- Gesetze» besteht ferner darin, daß eS in demselben vollkommen au Strafbestimmungen gegen Denjenigen fehlt, welcher den be rechtigten Besitz von Sprengstoffen nicht ausreichend über wacht, insbesondere gegen Entwendung geschützt hat. Bei Verbrechen von solcher Gefährlichkeit und Tragweite darf auch Fahrlässigkeit und Unvorsichtigkeit nicht ungestraft bleiben. In Frankreich ist eine hierauf bezügliche Ergänzung de- Gesetze« nach den Attentaten Baillant und Henry beantragt und von der Kammer genehmigt worden. Man wird bei uns nicht erst „Ereignisse" abwarten wollen, um au eine Ausfüllung dieser Lücke zu gehen. ES wird endlich zu erwägen sein, ob die bedeutenden Strafmilderungen, welche nach 8- 57 des Strafgesetzbuchs denjenigen Verbrechern zugebilligt sind, die bei Begehung der That da- 18. Lebensjahr noch nicht vollendet, aber bereits das zur Erkenulniß der Strafbarkeit erforderliche Be wußtsein gebabt haben, auch auf diese Spezies von Ver brechern ausgedehnt werden dürfen. Bedenkt man, welche aesährliche Rolle gerade halbwüchsige Burschen in dem Anarchistengefolge spielen, welches Bild von Verrohung und Verwilderung un- die Prager Omladina aufgerollt hat; be denkt inan ferner, welche abgesonderte verbrecherische Spezialität wir in diesen Attentaten vor un- haben, so wird man kein Bedenken tragen können, die Grundsätze, weiche eine rationelle Criminalpolitik sonst der verbrecherischen Jugend gegenüber in ihren Straf- und Besserungsmitteln anruwcnden ver pflichtet ist, den jugendlichen anarchistischen Vervrechcrn gegen über fallen und gerade diese die ganze Strenge der Gesetze fühlen zu lasten. Wie sollte auch der anarchistischen Rotte gegenüber von Sentimentalität, ja auch nur von zager Unschlüssigkeit die Rede sein? Einer Partei gegenüber, deren Lehre da» Gcgen- theil jeder Art von Ordnung und deren Mittel deshalb der Meuchelmord ist, der sein Opfer wehrlos und wahllos trifft, wird der Staat den festen Beweis zu liefern haben, daß er eS ernster Mühe für werth hält, alle ihm zu Gebote stehenden Mittel innerhalb der gesetzlichen Schranken zur thatkräftigen und zielbewußteu Ausgestaltung und Anwendung zu bringen. Die Anarchisten in Berlin. Unter dieser Ueberschrift schreibt der „Berl. Loc.-Anz." „Seit ungefähr zwei Jahren hatte die politische Abtheilung de« Polizei-Präsidium- die Bewegungen der hiesigen Anarchisten sorgfältig überwacht und auch Kenntniß davon erhalten, daß die Berliner Anarchisten ständig Fühlung mit den aus- wärtigea Gesinnungsgenossen in Frankreich, England, Italien, Oesterreick rc. haben. E» war der Polizei ferner gelungen, dir Namen sämmtiicher Anarchisten, die in Berlin und Umgegend sich aufhalten» festzustellen, und e« wurde gleichfalls iu Erfahrung gebracht» daß die Gesellschaft ihre Versammlungen in einem Locale in der Nähe des Schlesischen BaynhofS im Winter abhielt, wogegen die Sommer-Versammlungen in einer Gartenlaube stattfanden, die eine Frau W., deren Ehe mann im Gesängniß sitzt, auf einem von der Stadt ge pachteten Ackerland- in der Nähe de- städtischen Vieh- Hof S errichtet hatte. In dieser Laube, von dea Anarchisten die „Kamerun-Laube" genannt, fanden auch die Ver- thcilungcn der Druckschriften statt, die theil- hier aogefertigt wurden, theils von außerhalb hier cingingen. Bei allen in auswärtigen Ländern vorgekommencn anarchistischen Attentaten rnl altete sich auch unter den hiesigen Anarchisten eine größere Thatigkeit und die Zu sammenkünfte fanden fast täglich statt. Hielt die socia- listische Partei Versammlungen ab, so waren die Anarchisten ebenfalls anwesend, und wiederholt har der Eine oder der Andere der Anarchisten in solchen Versammlungen da- Wort ergriffen und versuche gemacht, Anhänger der socialistischcn Partei für die Sache der Anarchie »u gewinnen. In einer Socialisten-Versammlung im Böhmftchen Brau hause am 18. März dieses Jahres, in welcher der Abgeord nete Singer sprach, war der am Montag verhaftete Sch ewe anwesend. Nach Schluß der Versammlung beschwerte er sich, daß die Arbeiter nicht stramm genug vergingen und ihre Forderungen auf schärfere Weise durchsetzen müßten. Die Anarchisten, etwa 30 an der Zahl, hatten keine Ahnung davon, daß jeder Einzelne von ihnen schon seit längerer Zeit auf Schritt und Tritt beobachtet wurde. Am letzten Montag Nachmittag hatten die Criminal- beamten Busse und Zachau die beiden der Polizei wohl bekannten Anarchisten Sch ewe und Träger zu observiren. Sic folgten denselben auch durch die Elisabethstraße, als die beiden ausS Korn Genommenen merkten, daß man hinter ihnen her sei. Sie gcricthen dann mit den Beamten in Wortwechsel, der bald in Thällichkeitcn auSartete, wie wir schon geschildert haben. Während Sckewe, wie bekannt, ver haftet werden konnte, gelang eS dem Träger, zu entfliehen. Er war aber den Beamten bekannt, ebenso wußte man, daß er sich bei seiner in der Langenstraße 17 wohnhaften Mutter aufhielt. Noch in derselben Nacht erhielten mehrere Beamte den Auftrag, den Träger zu verhaften. Die Beamten observirten während der ganzen Nacht da- HauS, ohne irgend etwas zu bemerken. Morgen- argen 4 Uhr wurde die Mutter des Träger geweckt. Auf Befragen nack ihrem Sohne gab sic die Erklärung ab, daß derselbe am Abend vorher gegen >/»iO Uhr nach Hause ge kommen sei und noch scklafe. Es war somit erwiesen, daß Träger sofort nach dem Attentat in der Elisabethstraße nach Haute gegangen war. Tragender in Selow geboren, etwa 25» Jahre alt und von Profession Mechaniker ist, erhob sich auS dem Bette und kleidete sich ruhig an. Während dieser Zeit, in der jede seiner Bewegungen von einem Beamten be obachtet wurde, hielt ein zweiter Beamter Haussuchung im Zimmer ab und fand hinter einem Spiegel versteckt einen sechsläufigen geladenen Revolver, eine große Anzahl Drucksachen, ein Mitglieder-BerzeiLniß der an archistischen Partei und Sammellisten der Anarchisten. Gefesselt wurde Dräger nach dem Polizei-Präsidial-Gcbäude übergcsührt, wo er sich sehr frech benahm, aber sonst jere Auskunft verweigerte. Zu derselben Zeit war eine Anzahl anderer Beamten in der in der Frankfurter Allee 183 befindlichen Wohnung des etwa 3l Jahre alten, vielfach vorbestraften Schlossers Schewe mit der Haussuchung beschäftigt. Außer einer großen Zahl an archistischer Schriften, Drucksache» und anderer Sckiriflstücke von großem Werthe fand man hier in einem Koffer, sorg fältig verpackt,zwei etwa zehnC ent im et er imDurch- schnitt messende, gefüllte Bomben. Unter Anwen dung größter Vorsichtsmaßregeln wurden die gefährlichen Proseclile zunächst nach dem Polizei-Präsidium und dann nach dem Artillerie-Depot zur Untersuchung übergcsührt. Welchen Inhalt die Geschosse haben, ist noch nicht fest- gestellt worden. Schewe verweigerte jede Auskunft darüber, zu welchem Zweck er die Bomkcn in seiner Wohnung führe, ebensowenig konnte ermittelt werden, wo und durch wen dieselben an- aesertigt worden sind. Man nimmt an, das Dräger der Verfertiger der Geschosse gewesen ist. Zweifellos war von den Anarchisten in diesen Tagen eine öffentliche Demonstration beabsichtigt, bei welcher die Bomben eine Rolle mitspieleu sollten. Än dieser Beziehung hat man ermittelt, daß Dräger und Schewe die Absicht gehabt hatten, am 14. August nach Wien zu reisen, woran sie durch ihre Verhaftung ver hindert wurden. Außer Schewe und Dräger befinden sich noch 20 Anarchisten in Haft, die sämmllich bestreiten, irgend einen öffentliche» Act beabsichtigt zu haben. Auch die Frau W., die Inhaberin der sogenannten „Kamerun-Laube", wurde verhaftet; man hat dieselbe aber, da sie kleine Kinder hat, wieder sreigelassen." Diese Mittbeilungen werden in der nächsten Ausgabe de- Blatte- durch folgende Einzelheiten ergänzt: „Der Anarchist Adolph Schaewe (nicht Schewe) ist am 23. August 1863 zu Samter geboren und wohnte seit dem l. März 189l Friedcnstraßr Nr. 61, Hof, Ouergebäudr 4 Treppen, bei dem Schlosser Werner. Seit dem Mai d. I. war Schaewe, der bi« dahin in einer Schlofferwerkstatt in der Gitschiner Straße gearbeitet hatte, ohne Beschäftigung, in Folge dessen er seinen Wirlh-leutcn die 10,50 betragende MonatSmiclhe inclusive Kaffee seit dieser Zeit schuldig geblieben ist. Seine Wirtbs- leute hatten keine Ahnung davon, daß Schaewe der anarchisti schen Partei angehört, ebensowenig wußten sie, daß die unter dem Bette de- Schaewe in einer Kiste ausbcwahrten Granaten wirkliche Geschosse waren. Sehr oft hat die Wirthin beim AuSfegen de» Zimmer- mit dem Haarbesrn an die gefährliche Kiste ge stoßen und bezeichnet e« al- «in große- Glück, daß nicht durch eine zufällige stärkere Bewegung der Kiste eine Explosion erfolgt ist. UebrigenS hat sich herausgestellt, daß nur die eine Granate gefüllt war. Seit Schaewe sich außer Stellung befand, verkehrte er viel mit dem 26 Jahre alten Mechaniker Träger, in dessen Gesellschaft er auch am Montag Abenv da« Attentat in der Elisabethstraße auSführte. Mil diesem „Genossen" besuchte er auch die Versammlungen, und wahrscheinlich hat auch Dräger die Granaten angefertigt, wa«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht