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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940822026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894082202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894082202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-22
- Monat1894-08
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§ois wird«» entrissen werde» sollte. Luch der übrige Inhalt der Not« wird, wie vo« unterrichteter Seite verlautet, in keiner Weise die Grenze einer formellen Erklärung »ur Wahrung der Rechte der Pforte auf den Sudan überschreiten. Deutsches Reich. 6. ll. Berit«. 21 August. Die Berliner batten heute rin eigenartige» Schauspiel. Aus dem weiten Paradefelde vor dem Halleschen Thor, wo sonst die Garden ihre Hebungen abzuhaltrn pflegen, manöverirten die brandeuburgischen Infanterie.Regimenter (8., 12., 48,52). Bei dem ge waltigen Zündstoff, der immer in einer solchen Stadt wie Berlin anzehäust ist, bei der hohe Wellen schlagenden social- demokratischen Bewegung und bei den anarchistischen Erschei nungen wäre «S vielleicht doch nicht richtig gewesen, jetzt, nachdem die Garden Berlin verlassen, die RcichShauplstadt ohne genügende militairische Besatzung zu lassen. Die genannten Infanterie-Regimenter sind de-halb hierher gezogen worden. Sie recrutiren sich zum Theil au» Berliner»,, wa« insofern von Wichtigkeit »st, als dieser Theil von Mann schaften »n den so verschlungenen Straßengewirr Bescheid weiß. Jedermann in Berlin kennt das wenig erhebende Schauspiel, daß, wenn die Regimenter in die Stadt wieder oinrückeu, eine unheimliche Eskorte von allerlei Gesindel der Musik voraufmarschirt; heute halte sich beim Ein- rllcke» der brandcnburgischen Infanterie-Regimenter da« Bild Wesentlich verändert. Verschwunden war da« Gesindel zwar nicht, aber unendlich lange Schaaren von Handwerksmeistern und kleinen Beamte» begleitete» die Truppen; e» waren die Väter von Söhnen, die in Reih und Glied so stolz daher- marschirten. Es findet eine Art Fraternisiren zwischen Militair und Civil statt, wie eS zwischen der Garde, die sich aus »er gesainmten Monarchie recrutirt, und den Berliner Bürgern unmöglich ist. Der militairische Geist wird bei den Vätern, die mit diesen Regimentern 1864, >866, 1870 — 11 von Sieg zu Sieg geeilt,, wieder ausgesrischt; bei den zahlreichen Festlichkeiten, die zu Ehren der „blauen 1»randenburgischen Jungen«" geplant sind, wird dies zum volle» Ausdruck kommen, zum großen Leidwesen der Socialdemokratie, der diese Feste ein Greuel sind. So verseucht von der Social demokratie, wie die Herren Singer und Liebknecht es hinzu- stelleu pflegen, ist Berlin znm Glück noch lauge nicht. er VcrU»«. 21. August. Eine wichtige Arbeit der bevor stehenden ReichStagSsesstoo wird die Entscheidung über die ungewöhnlich große Zahl angesochtener Wahlen sein. Diese Wahlen sind »n Reichstag bereits mit ganz vereinzelten Ausnahmen zur Verhandlung gekommen und e« ist, dem Antrag der WahlprüsungScommission ge mäß, Veranstaltung von amtlichen Ermittelungen beschlossen worben Das Ergcbniß derselben dürfte bei dem Wiederzusammentritt de« Reichstages vorliegen und dann bald die Entscheidung erfolgen. Es befinden sich dar unter mehrere Wahlen, die mit knappster Mehrheit von wenigen Stimmen erzielt wurden, und man wird sich daraus gefaßt machen müssen, daß manche Ungiltigcrllärungen er folgen. Nachdem der Reichstag bereit- die Wahlen der Herren Gras Moltke (Pinneberg) und v. Polen; (Plauen) für ungiltig erklärt, bleiben nach einer von uns ent worfenen Zusammenstellung noch folgende vom Reichstage beanstandete Wahlen zu erledigen: Wamhoff (Osna brück). v. Benda (Wanzleben), Rothbart (Gifhorn), Bantleon (Ulm), Möller (Dortmund), Siegle (Stuttgart), vr. Böttcher (Walvcck) von den Nativnalliberalen; Gescher (Wesel), Will (Stolp), v. Saurma-Ieltsch (Brieg), v. Gcrlach (Cöslin) von den Conservativen; Krupp (Esten) von den Freiconservativen, auch Gras BiSmarck (Ierichow); Pichler (Pasta»), Greiß (Köln) vom Centn»»; v. ChlapowSki (Fraustadt) von den Polen; Görtz (Lübeck). Eastelmann (Eisenach), Lüttich (Rudolstadt) von den Freisinnigen. Von den Socialdemo Iraten dürste Äerisch (Plauen) binzukommen. * Verlt,i. 21. August. Die „Nat.-Lib. Corresp." schreibt heute: Unsere Mittheilung über Verhandlungen wegen Er richtung einer katholisch-theologischen Facultät an der Universität Straßburg wird von verschiedene» Seiten bestritten Wir halten sie aber ausrecht, der Wider spruch bezieh» sich auch »n Grund nur auf kleine Aeußerlich leiten. Tie Lache liegt nach unfern Informationen so: Ver handlungen zwischen weltlichen und geistlichen Behörden haben in jüngster Zeit thatsächlich stattgesunden, wie auch klerikale Blatter zugeben; sie mögen für einige Zeit »nterbrochrn sein, werden aber wieder ausgenommen werden und sind trotz dcS WiderstandeS der katholischen geistlichen Fanatiker keineswegs aussichtslos. Daß die Errichtung dieser Facultät bereit- ge sichert sei, hatten wir nicht behauptet. — Bet de», tn LariieHurg ,,n Harz weilenden RelchScommlssar Moior v. Wissmann wird in de» nächsten Tagen der Reichs- commissar vr. Peter» zum Besuch etntressen und auch vr. Bu Miller, der langjährige Begleiter Wissinau»'», wird, wie die „N L Z." iniltheilt, in nächster Zeit dort erwartet. — Wissmanu arbeitet an der Geschichte seiner letzten Expedition, lieber seine früheren schwarzen Diener theilt er mit, daß Saukurru, der ältere, schon seit Jahren als strebsamer, tüchtiger Mensch in Ostasrika an jassig und Liest tzer mehrerer Häuser sei, sowie daß dieser im Eon sulatsdieust beschäftigt werde; Moansa aber, den der ReichSconiinissar erst von »atro ou» »urtlcksaaLt», sind« »ls «tue Art Depescheurelt« Verwendung. — Der Ssterrelchtsch-ungartsche Botschafter ln Petertburg, »ras ,n Wolkensteta-Troslburg, ist heute früh au« Petersburg hier elngetrosseu. — Der Bischof vr. Redner hat nach mehrtägigem Aufenthalt Hierselbst Berlin wieder verlassen und sich nach Frankfurt o. M. begeben. — Ein Congreß der Baptisten (Wiedertäufer) tagt gegen- wärt!» in Berlin. Er wurde «m Montag Mittag dnrch ein gemeinsame« MiltagSesten, der au« allen Staaten de« ContiueutS und selbst au« England und Amerika herbeigeeilten Delegirten im Bühmische» Brauhaus«, «sugeleitet. Mehr alt 400 Detegirte, darunter auch eine Anzahl Damen, »ahmen an dem Evugreß Thell. — Wie der „Vorwärts" mittheilt, ist dem im sechsten schleswig-holsteinischen ReichStag-wablkreise Elm-Horn-Pinnr- berg gewählten socialdemokratischen Abgeordneten v. Elm am Somiabcnd vom WandSbeker LandrathSamte die Bescheinigung zngestellt worden, daß er Preuße und somit auch zum Reichstage wählbar ist. — Die Zahl der SerichtSassessoren hat in Preußen ln der letzten Zeit etwa« abgenominen, hauplsächltch weil die nicht unbeträchtliche Vermehrung der Richlerstelle» und ein ziemlich be deutender Abgang älterer Richter einer großen Zahl von Assessoren zur Anstellung verholte» hat; auch ist die Zahl der Ernennungen von Reserendare» zu Assessoren etwa» geringer geworden. Zu An fang August dieses Jahre- waren in Preuße» »ach der „Bost. Ztg." 1784 Assessoren vorhanven gegen >855 »u Anfang August 1893 und 1925 zu Ansaug August 1892. ES hat also i» den letzten zwei Jahre» eine Abnahme vo» I3l stattgesunden. Besondere Hoffnungen aus eine Besserung der Aussichten in der juristische» Laufbahn dars man au- diesen Zahlen nicht schöpfen; den» die Zahl der aus Anstellung wartende» Assessoren ist »och immer so grog, daß, wen» nicht de- sondere Verhältnisse eintrelen, lange Jahre vergehen werden, bi- der tleberfluß an Assessoren allmählich schwindet und wieder vor male Verhältnisse eintreten. — Die gestrigen Beschlüsse der CHolera-Com Mission werden den einzelnen Bezirksregierungen mitgelheilt werden; im klebrigen sollen sie geheim gehalten werden. — In einer abermaligen Aeußerung über den Plan, das preußische VereiuSgesetz umzugestallc», wendet sich die „Nordd. Allg. Ztg." an das Centru», und beschwichtigt die Besorgniß eines BlalleS dieser Partei, daß das beab sichtigte Gesetz sich gegen da« Centrum richten könnte, mit der Beinerlung: „Mau wird ohne Zweifel aus eine weit gehende Bereitwilligkeit rechnen dürfe», den Wünschen, die darauf abzielen, diese» Befürchtungen den Boden zu entziehen, Cutgegenkoinmen zu beweisen." — Dein Vernehmen der „Schweidn. Tgl. Ndsch." nach geht die Regierung mit dem Plan um, eine Reihe von städtischen Baugewerkschulen, und zwar zunächst die jenigen in Eckernsörde, Denlsch-Krone, Buxtehude, Höxter und Idstein, zu deren Unterhaltung die Sladtaeineinden jetzt feste Zuschüsse leisten, im nächsten Jahr in StaatSanstalten umzuwanbeln. — Wie der „Vorwärts" erfährt, haben dir drei Stu denten, zwei Russen und ein Bulgare, die in diesem Jahre anS Berlin ausgewiesen wurden, in ihren Abgangs zeugnissen vo» der Universität die Anmerkung erhalten: „AnSgewiescn wegen hervorragender Betheilignng an der internationalen Umsturzpartei." Dieser Wink habe nicht nur sür Rußland Geilnng, sondern auch in Deutschland seine Wirkung ausgeübt, denn in Folge der Anmerkung sei kein AuSgewiesener an irgend welcher Universität angenommen worden. * Hamburg, 20. August. Der Landwirthschaftliche Verein in Hiitseld bei Harburg bat ein Gesuch an die preußische StaalSregiernng um Einsübrung erhöhter Schutzzölle auf lebendes Vieh und Fleisch angeregt. * Altona, 20. August. Gestern fand eine von reichlich lOO Personen besuchte Anarchistenvcrsammlung in der „Herberge der fremden Maurer" in der FriedrichSbaderstraße hiersclbst statt. Nachdem der Anarchist Krüger-Hamburg einen längeren Vortrag über Zwecke und Ziele des Anarchismus gehalten, wurde beschlossen, einen „anarchistischen Lese- und DiScniirclub" inS Leben zu rufen. Derselbe soll den Namen „Freiheit" erhalten. Die Versanimlung war polizeilich über wacht, doch trat kein Zwischenfall ein, der zu einem Ein schreiten der Polizei hätte Veranlassung geben können. * Bochum, 20. August. In der Generalversaniinlung des hiesigen socialdem okratischen BolkSverein» constatirte der Vorsitzende bei Verlesung deS Jahresberichte- einen Rück gang der socialdenivkratischen Bewegung. Der BolkSverein zähle nur noch lOO Mitglieder. Im verflossene» Jahre seien Abmeldungen a»S dem ganzen Judnstriebezirke zu vermerke» gewesen. Manche Vereine zählten nicht einmal mehr 20 Mitglieder. Auch die Agitation ans dem Lande habe sehr geringe Früchle gezeitigt. Augenblicklich sei auf dem Lande im Wahlkreise Bochum sür socialdemokratische Ver sammlungen kein Local zu habe». BenierkenSwerlh sei eS, daß die jetzt noch vorhandenen Mitglieder des Verein- nur dem kleinen Handwerkerstände angehörten, während die Fabrik- und Bergarbeiter sich vollständig der Bewegung fern dielten. Auch die GewerkschaflSbewegiing mache keine Fort schritte. In manchen Bezirken habe auch diese an Boden verloren. L» D»h»»«r«, »1. August. Gestern wurde hier von Mainzer Criminalbeamten ein angeblich französischer Spion ver haftet und nach Mainz übergeführt. Die Angelegeaheit wird sehr geheim gehalten. * Lasfel, 20. «ugufl. Gestern trat hier unter dem Vorsitz de« Abg. Zimmrrmana der Ausschuß der Deutschen Rrformpartei zu einer Berathung zusammen. Al« erster Punct der TagrSorduuna wurde die Einigung mit den Deutsch-Socialen auf Grund der zwischen den Abgeord neten vr. König und vou Liebermann riurrseil« und Zimmermann und Werner andererseits getroffenen private» Vereinbarungen erörtert. Der ParleiauSschuß billigte im Wesentlichen dir Abmachungen und sprach sich für möglichste Beschleunigung de« EinigungSwerkeS au«. Der Parteitag der Reformpartei wird verschoben bi- nach der gemein schaftlichen AuSschußsiyung der verschiedenen Richtungen, deren Ergebniß sür die Revision deS Partei-Programm- von Bedeutung sein wird. Seil«»- der hessischen Abgeord neten und Delegirten wnrde in Folge einzetretenrr Personen- änderungen in dem hessischen Landesverbände der Deutsche» Resormpartri eine Resolution eingereicht und vom Partei- auSscvuß gebilligt, laut welcher sie die Organisation in Hessen mit allen Krästrn fördern werden. In den Parteivorstand wurden gewählt die Abgg. Zinimermann, Lotze und Werner. Einen lebhaften Meinungsaustausch veranlaßlen verschiedene neue Blättergrüiidunge», deren Parteirichtuna eine durcharr« unflchere ist. Eine demnächst erfolgende Kundgebung de« Parteiausschuss«- soll die erforderliche Klärung darüber bringen. * Au» Botze», 20. August. Unter der Ueberschrift: „Ein badische- Seiteustück zum Fall Steck?" schreibt die „Bad. L. Z ": Am l4. August erhielten wir eine Mittbei- lung, daß am 9. August der katholische Pfarrer vo» Buchholz nach Denzlingen in« Schulbau« kam und den dortige» Lehrer bat, eine lO Jahre alte Schülerin, welche katbolisch getauft ist, aber seit ihrer Geburt bei protestantischen Ellern erzogen wird und auch den evangelischen GotleSdienst besucht, ihm einen Augenblick folgen zu lasse». Der nicht-ahnende Lehrer entsprach dem Ersuchen, und seitdem wird das Kind ver mißt. Von dein betr. Pfarrer sei weder dem Lehrer, noch den Pflegeeltern, noch dem Vormund, noch der OrlSpolizei- behördc Auskunft über den Aufenthalt deS Kinde« gegeben worden. * ktnttgart, 2l August. Der König begiebt sich am 4. September nach Westpreußen zur Theilnahme an den Kaisermanövern. Er reist zunächst nach Riesenburg und wird später mit dem Kaiser in der Maricnburg Aufenthalt ukbuirn. AnS Westpreußen kehrt der König nach FriebrichS- basen zurück, wo da- Hoflager bi- gegen Ende September bleiben wird. * Ans Oberbaheru, 20. August. Die Bauernbunds bewegung kommt noch immer nicht zur Ruhe. Gestern fand in dein bekannten Wallfahrt-- und Gnadenort Alt öl ting aus Einladung der Vorstandsmitglieder deS ober- unb niederbayerischen Bauernbund- eine zum Theil au« weiter Entfernung äußerst zahlreich besuchte Versammlung statt, in welcher die bekannten Bauerndündler Wieland, lw. Gäck, vr. Kleitner, Jehl »c. in bekannter drastiscber Manier sür den Bauernbund und gegen da« Centrum loS- zogcn, aber diesmal auch an zwei Angehörigen de« letztern, dem Oekonomen und Landtagsabgeordneten Huber und dem Cooperator Unold, heftige Gegner fanden. Beiderseitig sagte man sich in bajrrwarisch-kraftadcliger Weise Wahrheiten und Liebenswürdigkeiten in- Gesicht, die an Derbheit nicht» zu wünschen übrig ließen und zum Oestern eine» sörmlichen Tumult bervorriefen, über den die Glocke de« Vorsitzenden, Kaufmann« Hoser-Altötting, kaum Herr wurde. Wären, wozu gar nicht mehr viel fehlte, noch ein paar Maßkrüge unrher- geflogen und einige Stuhlbeine auf die Köpfe niedergesaust, so halte mau da» getreue und vollständige Bild einer alt bayrischen WirthShauSrauserei gehabt. Der Zweck der Zu sammenkunft, neben der allgemeinen Propaganda sür die BauernblindSsache die Gründung einer Section Alt- und Nenötting de« oberbayrischeu Bauernbund-, wurde aber erreicht. Oesterreich. Ungar«. * Lemberg, 2l. August. Der hier abgehaltene Congreß der polnische» Handel-gewerbetreibenden wurde heute geschlossen. — Am 8. und 9. September wird hier aus Anlaß des Saiserbrsuchr» «in polnischer Schützen- tag stattfinde». * Pro«. 2l. August. Die bevorstehende jungtschechische Parteiversaminlung wird sich auch mit der kirchlichen Frage der EinsübrunA de-slawischen Gottesdienst eS in den Ländern der böhmischen Krone befassen. Ein Blatt schlägt vor, eine Deputation an den Papst zu entsenden, um die Wiedereinführung der slawischem Liturgie und die Er neuerung der nationalen Autonomie der Kirche io die Wege zu leiten. * Lemlin, 21. August. Herzog Adolf Friedrich von Mecklenburg-Schwerin traf heute Abend, begleitet von seinem Adjutanten, dem deutschen Geschäftsträger in Belgrad und dem serbischen Rittmeister Mirkowitsch, hier ein Der Herzog macht die Reise von Semlin nach Pest zu Pserde Frankreich. * Port«. 21. August. Der „Estafette" zufolg« sprach Ministerpräsident Dupuh die Absicht au«, vor dem Zu- sammentritt der Kammer zurückzutretr», da sei» Gesund- hrit«zustaad ihm die Fortführung der Staat«geschiste verbiete. Belgien. * Brüssel. 2t. August. In hiesige» Hofkreisea spricht man neuerdings von dein Plan einer Berhrirathung der Prinzessin Clementine, der Tochter de« König«, mit den: Kronprinzen von Italien. Die Ankunft de« Herzogs von Aosta, welcher in Schloß Laekea absteigt, wird damit in Verbindung gebracht. Niederlande. Amsterdam, 2t. August. Die Königin und die Königin-Regentin sind auf der Reise nach Blissingen zur Einweibung de« Ruhtrr-Drukmal« heute Mittag l2 Uhr 10 Minuten in Middelburg, der Hauptstadt Zee- land», eingetroffe» und von den Behörden und einer be rittenen Ebrrngarde empfangen worden. Die Bevölkerung begrüßte die Königinnen aus da« Herzlichste. Italien. * n«m. 2l. August. In Parma wurden mehrere Anarchisten verhaftet, die dabei erwischt wurden, als lr auf die Wände von Häusera schrieben: „Caserio wird gerächt werde»." Großbritannien. * London, 22. August (Telegramm.) I» U»t«r-aus« wurde der Berich» über de» Aulaaben-Etat erörtert. Der Antrag Dalziel, die Posten der Behälter der Beamte» Le« Ober- dauseS nicht zu genehmigen, wurde mit 76 gegen 45 Stimmen abgelehnt. Im Laufe der Debatte erklärte der Ehefsecrrtair für Irland, John Mvrley, Angesicht» de« Leuste- und der Wichtigkeit der Frage, betrefft der Stellung de« Oberhaus««, lehne die Regierung es ab, sie gelegentlich der kleinlichen Frage der Beamtengehätter aus. zuwersen; dt, Regierung werde die Frage während der Ferien er wägen und darüber schlüssig werden. Rußland. * Petersburg, 22 August. (Telegramm.) Der Zar hat gestern Abend entschieden, daß die Manöver bei Smolensk ausfallen. („B. T") Orient. * Dofla, 2l. A„gust. Stambolow richtete an den Fürsten eine Beschwerde, daß sein Hau« von 10 Uhr Abend« di- früh Morgens sür jede» Verkehr ab gesperrt sei. Vor deni Hause postirte Gendarmen ließen während dieser Zeit Niemanden hinaus oder herein. Dir Polizei-Behörde be gründete diese Maßregel mit der Nothwendigkeit de« persön- iche» Schutzes Stambulow'S. * Die Berliner „Kr.-Ztg." meldet a»S Bek>ratz. 2l. August: Die Wiedereinsetzung de- Exkönig- Milan als regierenden König- soll dem Vernehmen nach in Serbien unmittelbar bevorstehe». Da« ,B- T." bringt dieselbe Meldung und fügt binzu, der Cabinetlchef Nicolajewitsch verweigere hierzu seine Mithilfe, und eS hängt damit die letzte Ministerkrisis zusammen. Milan habt mit dem früheren Führer der Radikalen, Pa fitsch, Fühlung genommen. Asten. * London, 22. August. (Telegramm.) Der „Times" wird aus Shanghai gemeldet: General Tio telrgraphirte, daß die Chinesen am Freitag die Japaner bei Piug-Iang augriffen, sie »uriickwarfen und ihnen große Verluste zu- fügten. Am Sonnabend griffe» die Chinesen die Japaner wieder an und vertrieben sie au« Ebungho. Auch hierbei erlitten die Japaner große Verluste. Di: chinesische Flotte ist im Besitze de« GvlsS von Petschi-8i. Zwei deutsche Missionare der katholischen Mission in Siningchu (Sbantnng) wurden von Briganten gefangen genommen. Die Briganten fordern ein Löscgeld sür dieselben. Tie Polizei hat die Räuber noch nicht fasten können Amerika. * Washington, 21. August. Die Berathung der Anti- Anarchisten-Bill ist von dem Repräsentantenhaus« sür die gegenwärtige Session fallen gelassen worden. Militair und Marine. * Al« bet der deulscht» Infanterie da« Gewehr 71/84 ein- geführt wnrde und damit da« biSbeng« System de« Einzellader« durch da« de« Mehrlader« ersetzt war. ging Frankreich unter gierch- z«it>g«r Herabsetzung de« bisher üblichen > I-Millimeter-Kaliber« an di« Herstellung »ine« nenen Gewehr«, da« 1886 at« Lebelgewehr — nach dem französische» Obersten Lebet alt Erfinder so bruunnt — auSgegeben wurde. Dasselbe wurde al« da« denkbar best« Gewehr hingrstelll. Aber bald traten doch mancherlei Mängel zu Tage, von denen ein sehr empfindlicher die Belästigung de« Schü-en durch die Pulvergase und den Feuerstrahl war, welche beim Schüsse nach rück, wärt- autströmten, sobald bei der Patrone ein vodeureißer einlrat. „Bitte, lasten Sie meine Hand loS!" sagte sie kaum hör bar, sich von ihm abwendenb. Er gcborchte unverzüglich. Sie zog ihre Hand zurück. „Ich wnßie, daß sie so sei", fuhr er finster fort, aber ich War gezwungen, sie zu heirathen. Ich ließ nnch dazu zwinge» au« Trotz, weil ich den Sieg damit über meine Gegner er rang, und indem ich mir vornahm, diese Ehe nur als lobte Form zu behandeln, meine Frau nie zu sehen, nie mit ihr zu leben Der Grunv, weshalb sie mir ausgedrLngt wurde, ist mir selbst ein Gehennniß — aber ich hasse und verabscheue meine Frau — um de- Zwanges willen, den sie ans mein Leben warf, um ihrer Persönlichkeit und ihre- Cbarakter» willen, um der Bereitwilligkeit willen, mit der sie aus taS Arrangement einging — sür Geld — sür eine Versorgung — sür «ine Pension, die sie damit erzielte!" Jane schrak zusammen und ließ den Kopf sinken. „Ich hcirathete sie a»S Trotz, au- rachsüchtigem SiegeS- verlangen, — au« Selbstsucht, Jane! Ab, ich will, daß Sie sich nicht über mich täuschen!" fuhr er plötzlich säst rauh fort „ES soll wenigsten» Ein me»schliche» Wesen geben, das mich ganz kennt, wie ich bin Sie sollen es sein. Jane, die Sie mir nie werden nahe stehen können — hören Sie wohl, Jane: nie nahe stehen können! Verschwende» Sie kein unverdiente« Gefühl, keine Theilnahm« an mich! Hasten Sie mich — e« ist Haß, Verachtung, die ich verdiene, nicht Theilnahme, oder ...» gleichviel welche andere sanstere Empfindung. Verächtlich, wie ich mich Ihnen hier entdüllt, bin ich noch weit schlechter, als Sie e» jetzt wissen. Kein Verbrecher vor dem Gesetz, bin ich eS doch vor dem Tribunal nieincs eigene» Gewissens. Ich habe »leinen Vater nicht ermordet, aber ich bin schuld an seinem Tod." Ihre Augen blickten ihn einen Moment traurig an. dann senkten sie sich; aber sie schrak nicht v«r ihm zurück Ihr unerschütterliche- Vertrauen rührte ibu tief und erfüllte ihn mit schmerzlich süßem Gcsübl; dennoch drängte e» chn, sich Weiler vor ibr anzuklagen. männlich entschlosten, diese« arme schöne Mädchen von sich zurückzuscheuchen, daß sie ihn fliebe und vor dem Elend bewahrt bleibe, da» seine Nähe aus sie herabbeschwöre» mußte „Fort mit jeder Täuschung, der Sie sich über mich hin- gegeben oder biugeben könnten, Jane!" sagte er streng und fest „Meiden 2>e mich, wie ich Sie meiden werde. Leben Sie mich, wie ick> bin, und weisen Sie jede Regung der Theilnahme, de- Mitgefühl« von sich! Ich bin kein unschuldig Leidender, ich bi» eio Schuldigerl Wa« über wich gekommen ist und noch kommen wird, ist Gerechtigkeit. Bewahren Sie meine Geheimnisse, aber meiden Sie mich — ich habe Sie in diese Gebeimnisse «ingeweiht, weil ich Ihne» vertraue — aber nicht »in Sie sür mich zu gewinne», sondern damit Sie mich stieben. Lebea Sie wohl, Jane, unsere Lebenswege gehen auScinauder." xvn. Falconer überwachte seit dieser Unterredung sein Be nehmen gegen Jane streng. Er suchte die Begegnungen mit ihr nicbt mehr, er bot seine ganze Willenskraft auf, da- juiigr Mädchen zu meiden, und er begnügte sich damit, der schöne», graziösen enisigen Gestalt, in webmülhige Träume versunken, von Weitem mit den Augen zu folgen, wenn sich ihm Gelegenheit bot, eS von ihr unbemerkt zu th»n. E» war die einzige Freude, die ihm in seiner Vereinsamung ge blieben. Er hatte ii» Stillen gefürchtet, sie werde Dem, wa« er ihr gesagt, so weil Ausdehnung geben. Old Hall zu verlassen und nicht wieder dahin znrückzukebren, allein da» war zu seiner geheimen, unendlichen Erleichterung nicht geschehen. Was Jane bei jener Unterredung mit Falconer empsunten haben inocble, wie tief seine bittere» Selbstanklagen sie auch erschüttert ballen, ihr Glaube an ihn war nicht wankend geworden, und sie schrak nicht vor ihm, vor dem Anfenlbalt in seiner Nähe, vor dem vervehmten Hause, da- sein Eigen- Ibuni war und in welchem sie für ihn wirkte und schaffte, zurück. Ihr lag e« fern, den sich immer mehr verbreitenden, immer ausgesprochener bervortretenden Verdacht gegen ihn zu theilen, sie war von seiner Unschuld überzeugt wie von der- ieiiigen ihre» eigenen Herzen«, und sie wollte, daß in all' dem llnbeil, da- um ihn braute» in all' der Feindseligkeit, all' dem Mißtrauen, das ihn umgab, wenigsten« Eine befreundete gläubige Seele ibm nabe sei, die mit ihm fühle und zu ihm »lebe, und sollte sie selbst darüber zu Grunde gehen. Sie war ihrer Ausgabe aus Old Hall treu geblieben und verrichtet« ihr tägliche« Werk dort in ihrem ruhigen, sausten Selbst, mit dem Eifer ihrer stillen, Gute« stiftenden Geschäftigkeit wie zuvor. Indessen sollte Jane sehr bald zu der Ueberzeugunz gelangen, daß sie auch auf diesem entsagungsvollen, bescheidenen Wege nicht werde von Angriffen verschont werten. ES gab ausmerkl'ame Augen aus Old Hall, und Jane - Wirken daselbst, d»e A»erle»»ung, d>r sie bei dem Herrn de« Schlöffe« sand, und da« geheime Interesse, da« er rhr zuzuweudeu schien, »ar nrchl unbewe kt und nicht »»erörtert geblieben. Die Wirkung davon begann wenige Tage nach dem im vorigen Capitel Erzählten vor MrS. Clarke'« junger Helferin aufzugeben. Jane befand sich eine- Nachmittag« etwa« früher al« sonst auf der Rückkehr von Old Hall nach ihrer Wobnung, al« sie an einer einsamen Stelle der Landstraße von einem Reiter eingeholt wurde, in welchem sie vr. Newbolt erkannte. Da derselbe sie nur einmal und nur al« Auswärtcrin bei de», Diner gesehen, so glaubte sie, unbeachtet von ihm zu bleiben, und war daher nicht wenig überrascht, als er ihr, nachdem er sie scharf in« Auge gefaßt, zurief, sieben zu bleibe»; er habe mit ibr zu sprechen. Jane, die sich von dem Manne abgestoßen füblte und der die ersichtliche Aufgeregtheit nicht entging, die sich in seinem grrötbete» Gesicht und in seinem ganzen Wesen zeigte, schwankte einen Augenblick, wa« sie tbun sollt. Unbekannt mit dem geheimen, schlimmeren Reizmittel, da- er anwcndete, um sein ruinirle« Nervensystem in diese gewaltsame Aufregung zu versetzen, hielt sie ibn für betrunken und wäre am liebsten geflohen. Allein hier bot sich ibr keine Gelegenheit, ihm zu entgehen, und zudem wagte sie nicht, un- respectvoll gegen einen Gast de« Herrenhauses, gegen irgend Jemand zu handeln, dt" zu den Freunden Thrale « gebö'te So gehorchte sie zögernd und blieb stehen, vr. Newdott hatte inzwischen sein Pserd gleichfall« angebalten, schwang sich au» dem Sattel und trat, den Zügel über feinen Arm gezogen, auf sie zu. „Sind Sie nicht ei» Mädchen vom Herrenhause?" fragte er, sie scharf fixirend. Sie nickte stumm mit eioem schwache» Versuche zu de», üblichen Dienerinntnknix. Der Doktor starrte ibr in« Gesicht, halb zornig, halb neu gierig, und ließ musternd seine Blicke über »bre ganze Er scheinung schweifen. Entrüstet wendete sie den Kops halb ab, während sie ein unterlkkckte« höhnische« Lächeln aus feine» verzerrten Zügen zu bemerken glaubte. „Sind T»e dort engagirt, wohnen Sie dort?" fragte er brüsk weiter. „Ich wohne im Dorfe", entgegnet» sie. „Pahl Ich will von Jbrru Wohnunasverbältniffen Nicht wissen I" rief er grob. „Wie Sie z. Old Hall stehe», will ich hören. Wa« sind Sie in dem Herrenhaus», wa« habe» Sir dort zu Idun?" „Ich gehr «agiübrr dorthin, um Mr. Elark Beistand zu leisten, ihr u, d«« tzä«»<lich«a Verrichtungen z« helfen, so gut ich kann." „Ah. sieh da. welche« niedliche Zngeständniß!" knirschte der Doctor, mit der Reitpeitsche zornig seinen Stiefel schlageiw. „Sie lausen täglich hin, ui» dort ibr Werk zu betreibe»! Al« Dienerin, sagen Sie, de? Reden Sie da- einem Ander» vor, Mädchen! Sie sind keine dienende Person, Sie sind eine Jntriguantin, eine schlaue Hexe, die ga»z gut weiß, wa» sie will, und geschickt ihre Pläne verfolgt, verstehen Sie wobt?" Jane erkannte mebr und niehr, daß der Mann betrunken sei oder unter dem Einfluffe einer ähnliche», künstlich erzeugten Aufregung stehe, die ihn moralisch und körperlich degradirr, aber mit der Gefahr, der sie nicht auSzuweichen vermochte, wuchs auch ihre Festigkeit und Entschlossenheit. Sir richtete sich empor, sah ihm voll in« Gesicht und hielt seinen Blicken Stand. „Sie sollen mich hören, sage ich!" ries er Wütbend au- und trat noch einen Schritt weiter vor in ihren Wea,al« fürchte er, sie werde ihm entflieben. „Eine Dienerin? Thorheit! Eine GlückSjägerin sind Sie. die ihre geheimen Zwecke verfilzt. Auf de» blinden, gewissenlosen Narren und Schurken dort —' er deutete mit der Reitpeitsche nach der Richtung, in welcher da« Herrenbau« lag — „baden Sie e« abgesehen! Ist da« der Fall, Mädchen, so würden Eie bester thu», ans meinen Rath zu hören und die Sache fallen zu laßen, verstehen Sie mich wohl? Ich habe jenen Burscht» i» meiner Gewalt — ganz in meiner Gewalt, merken Sie da« — und Ihre Pläne dazu, die ich samuit jenem mit Blindheit geschlagenen Patron dort in meiner Faust zerdrücken kan», unter meinem Fuß zer treten, wenn ich will! Sie müssen sort von Old Hall und den Weg sür mich freigeben! Wenn Sie zwischen mich »nd meine Wünsche treten, ist e« Verderben für ihn — Verderben für ihn. hören Sie wohl, den Sie gern schonen möchten! Lasse» Sie meine Bahn frei sein, und er soll geschont werden; wagen Sir mich zu hindern, und bei allem Bösen in der Welt, r« ist Vernichtung für >b»!" Jane« Herz schlug deftig in ihrer Brust. Ihr reiner Sinn, die fieberhafte Angst und Erregung, in der sie sich be fand, ließ sie den Mann nicht ganz verstehen, aber sie be griff so viel, daß für Falconer eine schwere, noch verborgene Gefahr von dieser Seite drohe, von deren Natur sie nicht« zu rrrathen vermochte, und von der Nähere« zu wissen, u» ibn warnen, ihm vielleicht in der Bekämpfung derselbe» bei- stehen zu könue», sie eine Welt gegeben habe« würde. (Fortsetzung folgtJ MMMMWWWWWMMWWMWWM WWWW
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