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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940831026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894083102
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894083102
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-08
- Tag1894-08-31
- Monat1894-08
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Die wiederholte Aufforderung des freiwillig-gouverncmentalen IBlattes zu einem solchen Zu sammenhalten halten bekanntlich die Blätter von der Farbe der „Kreuzztg." mit Hohn dewantwortct; von anderer Seite war der „Nordd. Allgem. Ztg." entgcgcngehalien worden: „Ten Lrystallisationsvunct für die Sammlung der Parteien gegen die revolutionaire Gefahr kann, wie die Verhältnisse liegen, einzig und allein die Regierung bilde». Sie muß mit einem klaren Programm und einem fest entschlossenen Willen vorangehen. Bisher ist die Anschauung der Regierung namentlich über die der Socialdemokratie unter den heutigen Ver hältnissen beiwohnende Gefährlichkeit ln eine so dichte Unklar heit gehüllt gewesen, daß die dadurch im Publicum entstandene Unsicherheit und Verwirrung mit einigen Andeutungen über mögliche Zukunftsabsichten nickt behoben werden kann. So lange nicht die Regierung mit offenem Bisir den Kampf gegen die revolutionaire Gefahr aufnimmt, sind alle Sammelsignale vergebens. Andererseits aber darf man hassen, daß, wenn wirklich eine solche bestimmte und energiiche Regierungs- actton zur Erscheinung käme, die umgestaltende Wirkung aus das Parteiwesen in der Richtung des erstrebten „neuen Cartels" nicht ausbleibcn würde." Darauf antwortet heute die „Nordd. Allgem. Ztg." bissig: „Der Einwand beruht aus geflissentlicher Blindheit, oder, wenn wir uns höflicher auSdrücken sollen, aus einem Mißverständlich. Man kann versichert sein, daß an allen maßgebenden Stellen der Regierung die Ueberzeuguug besteht, daß ohne eine vorhergehende Läuterung deS Wesens der positiven oder sog. positiven Parteien in dem Sinne, daß der Gedanke an das Gemeinwohl wieder die Oberhand gewinnt, an eine durchgreifend« Zurückdrängung der Socialdemokratie nicht zu denken ist. Ohne diese Voraussetzung können nicht einmal in äußerer Hinsicht die gesetzgeberischen Maß- nahmen, die man für ein Bedürsniß erklärt, durchgesetzt werden. So bildet der Appell an die Ordnungsparteie«, ihr Gezänk untereinander zu däinpscn und vor Allem sich zu der Erkeniitniß aufzu» schwingen, daß mau di« Sociaidemokratie nicht bekämpft, sondern fördert, wenn man in der professionellen Annörgeiung der Re gierung und in anderen zerrüttend wirkenden Bethätigungen mit ihr wetteifert, den naturgemäßen ersten Punct des Actionsprogramms der Regierung, den Punct, dessen hervorragende Bedeutung an der Schwelle scharf zu betonen, ihr Pflicht und Einsicht gebieten. Wer also in Aussicht stellt, daß er der Regierung, sobald sie nur mit einem Programm, mit einem durchdachten Plan und mit der Be- kundung eines bestimmten Willens hervorgetreten sein wird, freudig Folgschast leisten würde, der findet hier, an dieser Stelle, die erste Gelegenheit, seine Worte wahr zu machen." Etwas Zutreffendes ist in dieser Ausführung allerdings. Gewinnt bei den Ordnungsparteien nicht der Gedanke an das Gemeinwohl die Oberhand und fahren sic, besonders in Preußen, fort, ihre Partei-Interessen in den Vordergrund zu stellen, so muß die Regierung gewärtig seiu, daß ihre besten Vorschläge nur vom engherzigsten parteipolitischen Standpuncte aus betrachtet und zerpflückt werden. Ander seits ist aber auch eine Sammlung der Parteien nicht möglich, wenn nicht ein ganz bestimm tesZiel aufgerichtet wird, nach dem sie gemeinsam streben sollen. DaS Schlagwort „Be kämpfung der Sociaidemokratie" ist ein viel zu allgemeines, als daß es die verfeindeten Parteien einigen könnte. Auf das Wie der Bekämpfung kommt cS an, und die Frage, die in diesem Worte liegt, kann nur die Regierung antworten, wenn sie den unter dem alten Curse so oft und so erfolgreich betretenen Weg betritt, mit den Parteiführern in Verbindung zu treten und mit ihnen über das sich zu verständigen, wa» zu erstreben und was erreichbar ist. Wird dieser Weg nicht betreten und fährt die Regierung wie bisher unthätig fort, den Parteien die Pflicht der Initiative zu einer Sammlung und Ver ständigung in die Schube zu schieben, so kann die „Nordd. Allg. Ztg." sich auck nicht wundern, wenn die „professionelle Aunörgclung" der Regierung immer weiter greift und die Parteien zu keiner anderen übereinstimmenden Ansicht kommen, als baß es an der berusensten Stelle au der rechten Initiative fehle. Die letzten Berichte aus Köln über den „deutschen Katholikentag" lassen die Beschlüsse dieser Versammlung in immer bedenklicherem Lickte erscheinen. DaS Denkmal im Kölner Dom für den Erzbischof Clemen» August, Frhrn. Droste zu Bischering, soll das Andenken an den Kölner Kirchcnstreit und an einen fanatischen Kampsprälaten erneuern, bei dessen Bestätigung als Kölner Erzbischof 1835 durch König Friedrich Wilhelm III. der kluge Papst Gregor XVI. spöttisch sagte, er verstehe nicht, wie man dem König zu dieser Maßregel bade rathen können. Dafür, daß der Telegraph den Erzbischof Clemens August auch noch zum „Kur fürsten" deS weiland römisch-deutschen Reiches gemacht hat, kann freilich der Kölner Katholikentag nickt-. Noch ärger aber ist der Glückwunsch deS Katholikentages an die Adresse der ungarischen Ultramontaneo wegen des dortigen Civilehekampfcs. Der Beantrager dieses Glück wunsches, Herr vr. LingenS, bat sonst immer für einen besonnenen Mann gegolten: wenn aber daS Telegramm an den Grafen Ferdinand Zichy die ungarischen Klerikalen zu fernerem Widerstande gegen die Politik ihrer StaatSrcgierung ausfordcrt, dann ist daS ein gefährlicher internationaler Eingriff, der nicht bloS in Pest energische Verwahrung Hervorrufen wird. Die Ungarn sind auf ihre wieder- hergestellte nationale Unabhängigkeit überaus eifersüchtig und nehmen auswärtige Einmischungen in ihre Partei- verhältniffe sehr empfindlich auf; ganz besonders aber gilt daS von Einreden der deutschen Ultramontanen, denen sie noch Anklänge an die frühere großdeutsche Gesinnung, eben damit aber auch Antipathien gegen den österreichisch-ungarischen Ausgleich vom 8. Februar l867 Zutrauen. UcberdieS ist Ungarn, abgesehen von den persönlichen Gesinnungen deS Kaisers Franz Josef, der stärkste Pfeiler der mitteleuropäischen Bündnißpolitik im österreichisch-ungarischen Reiche, und daS hätte man auch in Köln wissen können. Aber vielleicht wollte man die bereits dem Vatikan in der sogenannten „römischen Frage" gemachte Verbeugung noch einmal besonder» nach drücklich wiederholen. Die «stafrtkanische Politik Italien» scheint mit der Besetzung Kaffala's keineswegs ihren Abschluß gefunden zu baden. Wenn auch die bisher mit Bezug auf die nächste Etappe der colonialen Action Italiens verlautbarten Mel dungen regelmäßig von einem DeSaveu ereilt wurden, so liegt es doch in der Natur der Dinge, daß Italien in Afrika nicht auf halbem Wege stehen bleiben kann, sondern seine erythräische Colonie zu einem organisch ab gerundeten Ganzen erweitern muß. Dabei thut eine gewaltsame Beschleunigung deS Ganges der Entwickelung durchaus nicht noth, um so weniger» als auch ohnedies die Dinge ihren Weg finden. Zu den interessanteren Episoden der italienischen Asrikapolitik dürfte per Besuch zu rechnen sein, den der italienische Major Piano dem Könige Menelik von Abessynieu abgestattet hat. Major Piano war vor einigen Monaten aufgebrochen, ohne daß über Ziel und Zweck seiner Reise Näheres verlautete. Der UnterstaatSsccretair deS Auswärtigen, Graf Antonelli, erklärte damals auf eine bezügliche Anträge in der Deputirtenkammer, der Major, welcher längere Zeit mit dem Grasen Salimbeni Gefangener RaS Alula'S war, reise als einfacher Privatmann, ohne irgend einen amtlichen Auftrag, und wolle weiter nicht«, als den Stätten seiner Gefangenschaft einen Besuch abstatten. Jetzt erfährt man, daß Ma;or Piano am Hofe Mcnelik'S mit allen sonst nur einem Gesandten erwiesenen Ehren empfangen worden ist, was um so bezeichnender erscheint, wenn man erwägt, daß Menclik, seitdem er von dem Vertrage von Ucciali, in welchem er die italienische Schutzherrschast anerkannte, zurückgetrrten, mit Italien aus gespanntem Fuße lebte. Man muthmaßt nun, daß der Auftrag deS MajorS Piano in der Herbeiführung eines freundschaftlichen Ausgleiche» bestehe und selbst eine Gebietserweiterung, natürlich auf Kosten der Mahdistcn, nicht auSschlöffe. Natürlich würde in diesem Fall dafür gesorgt werden, daß die italienischen Interessen unter keinen Umständen dabei zu kurz kämen. Schon die bloße Tbatsache der Aussöhnung mit Menelik würbe der italienischen Position in Afrika einen bedeutsamen Macht zuwachs sichern. Allein e» ist nicht unwahrscheinlich, daß noch weit mehr im Werke ist, und daß, nachdem die Besetzung von Kassala durch Italien im Einvernehmen mit Gngl«ntz geschehen ist, jetzt ein gemeinsames englisch-italienische» Vorgehen gegen daS Reich des Mahdi vorbereitet wird. In politischen Kreisen Kairo» wird mit aller Bestimmtheit behauptet, die große Action zur Wiedercroderung de» Sudan werde bereit» im November beginnen. Ihr Vor spiel solle ein im September, längstens Octobcr, zu eröffnender Angriff einiger von Suakim aus mit Waffen und Munition versehener Beduinenstämme gegen die Haupt stadt der Provinz Berber bilden. Inzwischen werde ein englische» ExpedilionScorpS, daS au» gegenwärtig in Egypten stehenden und von Cypern herangezogenen Truppen bestehen werde, in die Provinzen Berber und Dongola eindringcn und, von gleichzeitig vorgehenden italienischen Truppen unter stützt, aus Khartum loSgehen. Mit diesen, vorläufig nur als Gerücht ru betrachtenden Meldungen wird die etwa« aus fallende Reise CriSpi'S nach Turin zu König Humbert in Zusammenhang gebracht. Die Veranlassung dazu sollen internationale Plane bezüglich der afrikanischen Fragen ge wesen sein. So sehr eS nun auch im Interesse der Cultur zu wünschen wäre, daß die Macht deS Mahdi endgjltig ge brochen würde, so darf man sich doch nicht verhehlen, daß, wenn thalsächlich derartige» im Zuge ist, Frankreich und Rußland nicht verfehlen werden, den Sultan, dem die Ober hoheit über den Sudan zusteht, zu einem bestimmten Protest zu veranlassen, was sehr leicht zu internationalen Berwicke- lunzen führen könnte. Zum griechischen Staatsbankerott ergreift jetzt ein Landsmann TrikupiS', T. Genn adioS, in der „Times" da» Wort zu einem heftigen Angriff aus den Ministerpräsidenten. In ernsten Worten wird dieser darin ziemlich unverhohlen deS BudgetschwindelS angeklagt: Seine Budget» sind stet- erdichtet gewesen; und wenn die jetzigen Verhandlungen scheiterten, so geschah dies nur, weil er fürchtete» durch ein Zugeständniß seine Stimme in der Kammer und damit sein Portefeuille zu verlieren. Die Hrirath de» griechischen Thron folgers und der Schwester des deutschen Kaiser» benutzte er, um zwei neue Anleihen herauSzubringe». Bekanntlich wurden die Vertreter der Gläubiger in Athen gesell schaftlich förmlich grbohcvttrt und in der Presse mit Räubern, Geiern und Schurken verglichen, die TrikupiS glücklicherweise abgefübrt habe. TrikupiS ließ sich diese» Lob gefallen; und wenn auch sein eigene» Blatt in die Schimpfereien nicht ein stimmte, so that e» anderseits auch nicht», um dies« Gemein heit gebührend zu brandmarken. Daß er sich der auswärtigen Finanzconlrole widersetztc, geschah gleichfalls nur auS AmtS- und Machtgier; eine solche Aufsicht hätte seinem eigen mächtigen Schalten und Walten ein Ende gemacht. Im Uebrigen ist GennadioS sowohl wie der Vertreter der „Timet" in Athen, wie überhaupt jeder unbefangene Beurtheilrr der Lage, davon überzeugt, daß nur eine Finanzcontrole, welche die Einziehung der verpfändeten Staatseinnahmen überwache, wirklichen Werth habe; als daher die Vertreter aufTritupi»' Drängen von der Forderung der Finanzcontrole abstanden, hätten sie die einzige Gewähr für da» Gelingen ihre» Plane» au- der Hand gegeben. GennadioS bemerkt darüber wie folgt: „Nur Diejenigen, die an der Fortdauer der Mißbräuche ein Interesse haben, glauben, daß eine weise eingerichtet« Finanzcontrole etwa« andere» als die Mehrung de« Wohl stände« zur Folge haben werde. Wenn dazu noch eine solche auS Griechen und Ausländern bestehende Controle unter der unmittelbaren Oberaufsicht des König» gestellt würde, so würde ihr sogar der Stachel der Demüthigung genommen^ denn der König, der der fähigste und weitest- jehendste Staatsmann in Griechenland ist, und dem eigentlich die vou andern beanspruchten Erfolge in der griechische» Politik zuzuschreiben sind, hat e« auch verstanden, da» Ver trauen der Bevölkerung sich zu erwerben. Aber leider hat bis jetzt noch Niemand den Mutb gehabt» offen da» zu ver lange», was neun von zehn Grieche» glauben und Wunsche». Nur die wenigen verhärteten Schuldigen, die für unsere augenblickliche Herabwürdigung verantwortlich sind, hoffen und wünschen nickt eine bessere Zukunft für unser arme» Land." Die englischen Gläubiger haben noch Zeit, dieser vernünftigen Meinung Gehör z» geben; mit einem Souder- abkornmcn mit TrikupiS, zu dem ein Theil derselben neigt, erzielen sie absolut »ichlS als Versprechungen, deren Erfüllung ihnen Niemand garanlirt, oder eine Lappalie al» Abfindung. In dem Kampf um Korea ist immer noch keine e»t^ scheidende Wendung «ingetreten. Die letzte» Zusammenstöße zu Land, welche von chinesischer Seite zu großen Siegen aus gebauscht wurden, waren thatsachlich nur Gesallhkk'IM» geschobener japanischer Truppeuadtheilungrn mit der Borhut der von Norden her verrückenden chinesischen Landarmer nördlich vouSLul, bei denen die stärkeren Verluste aufSeiteaIapan» waren, und deren Folge da-Zurückweichen der japanischen Detachement» war. Die« dürfte der Kern der Nachrichten a»S chinesischer Quelle sein. Hätten keine Zusammenstöße stattgefunden, oder wären sie für die Japaner siegreich gewesen, so läge» gewiß Berichte auS Tokio vor, der Umstand, daß man dort völlig schweigt, macht e» als wahrscheinlich, daß da« japanische Prestige zu Lande jedenfalls nicht gewonnen hat. Der erste tactische Fehler, den die Japaner machten, und auf den wir schon hinwiesen, war der, daß sie den Sieg bei Asan nicht auSnutztcn, daß sie die geschlagenen chinesischen Truppen nicht bis zur Aufreibung verfolgten und es nicht zu verhindern wußten, daß die zersprengten Reste der chinesischen Südarmee sich nach Norden durchschlugen und mit der Abtheilung de» Generals Ito sich vereinigten. DaS Wesentlichste dürfte zu diesen Mißerfolgen die jetzt bekannt werdende Thatsache bei- getragen baden, daß die Koreaner, obwohl ihr König sich auf «eite Japan- geschlagen hat, wenigstens zum Theil, heimlich mit den Chine>en conspiriren, da sie sur Japan nur tiefe Abneigung, für Cbiaa seit alter Zeit große Sympathie habe«. Dieser Umstand wird die japanischen Actione» zu Lande fortgesetzt aus» äußerste erschweren und womöglich den Chinesen den cnd- L5, Femillet-n. Sei» Weib. Roman frei nach dem Englischen von Emil Bernfeld. (Fortsetzung.) Nachdruck verboten. Es war der einsamste, entlegenste Platz des Hauses — offenbar ihr gewohnter Zufluchtsort vor dem Weh und den Mühen deS LedenS, wenn ihr bedrücktes Herz sie trieb, einmal allein zu sein, fern von allen Menschen und deren Getriebe, um nur sich und dem eigenen Kummer anzugebören. Als sie eS erreicht hatte, sank sie kraftlos auf einen Stuhl an dem kleinen Dachfenster nieder, die eine Hand krampfhaft auf ibr Herz gepreßt, die andere schlaff an der Seite des Stuhle« berniederhängend, den Kopf matt auf die schwer wogende Brust gesenkt. Jane, welche durch die offen gebliebene Thür leise nach ihr eingetreten war, kniete an ihrer Seite nieder. Ihr weib liche» Gemüth verstand nur zu wobl, was die Aermste in diesem Augenblicke dulden mußte. Sie nahm sanft die herab- bängende kleine weiße Hand und drückte einen Kuß daraus. Annette, die sich allein geglaubt hatte, fuhr zusammen und blickte empor. „Jane!" rief sie. „Ob, Jane, Sie!" Jane drückte ihre Hand, die sic noch hielt, an ihre Brust. „Oh, Jane, theure Jane!" schluchzte Annette, die Hand aus ibr Herz gepreßt: „Hier bin ich getroffen — in'S Herz, tief in'S Herz!" „Still, still!" mahnte Jane, ihre Hand einen Augenblick sanft auf Annetten » Lippen legend. „Sprechen Sie nicht — sprechen Sie e« nickt au», eS ist zu schrecklich!" „Sie haben gehört — Alle» gehört?" „Ich habe es gehört und — und verstanden! Still, sprechen Sie eS nicht auS — ich weiß, ich verstehe Alle-!" „Nicht Alles! Sie können nicht Alle- wissen — da« Schlimmste ist Ihnen fremd!" schluchzte Annette. „Angeboten — einem Manne angeboren al- Weib um Gelbe« willen — Sie wissen diesen Schimpf zu erfassen. Sie vermögen al« Weib die Schmach mir nachzufühlen. Aber Sie vermögen nicht zu abnen, daß ich durch diese That meine» Vater« be schimpft, beschämt bin vor den Augen deS Manne-, den — oh, mein Gott, deS Manne», dea ich liebe, Iaue — auS der ganzen Tiefe, mit der ganzen Inbrunst meine» Herzen« Jane fühlte ihr Herz von einem schmerzhaften Stich durchzuckt, sie konnte Annetten- Worte nicht ander» deuten als auf Falconer. DaS volle Bewußtsein ihre« eigenen Elends lehrte ibr jäh zurück, sic fühlte, es konnte kein zweite- Weib auf Erden so unglücklich sein, wie sie eS selbst war. Ihr Körper neigte sich tiefer aus den Fußboden nieder, sie senke den Kops auf Annettens Schooß und brach in laute», heftige» Weinen aus. „Jane", sagte Annette nach einigen Augenblicken im Ton leiser Verwunderung über diesen stürmischen Ausbruch de» Schmerzes. „Jane, wa« ist Ihnen?" Jane konnte nicht antworten, noch emporblicken, aber sie fühlte, daß Annettens Blicke aus sie geheftet seien und hörte am Klang ihrer Stimme, daß sie gefaßter geworden. „Thun Sie Ihren Thränen Einhalt, Jane!" fuhr Annette sanft fort. „Wie seltsam — nein, wie gut von Ihnen, daß mein Leid Sie so erschüttert. Sie edle Freundin! Und doch thut e» mir wohl, daß eS so ist, gewährt mir Ihr Mitgefühl einen lieben Trost!" „Versprechen Sie mir Eine», Annette", bat Jane mit gepreßter Stimme, noch immer ohne ihr Gesicht zu erheben. „Ick weiß, daß ich Ihnen Alle» versprechen kann, wa« Sie verlangen werden", cntgegnrte Annette bewegt, in einem Gefühl, als sei ihr eigene« Weh plötzlich von dem gewaltigeren, erhabeneren einer Anderen überwältigt worden. »Mas soll ich tbun?" „Versprechen Sie mir", sagte Jane langsam und fast feierlich, „daß Sie vertrauen zu mir haben wollen — daß, was auch geschehen möge, sie überzeugt sein werden, baß Ihr Geheimniß in meinem Herzen verschlossen geblieben bi» zum Tode — daß ich Sie verstanden und erkannt habe, wie Sie sind» und Sic geliebt und geachtet habe über alle anderen Frauen der Welt hinauSk versprechen Sie mir, daß Sie so von mir denken, so an mich glauben wollen, und Sie werde» einem Herzen unvergänglich woblgethaa haben, dem stet« nur Weh^ unendliche« Wehe hier auf Erden zu Theil geworden!" „Ich verspreche e« Ihnen!" versetzte Annette und blickte erschüttert und voll Verwunderung auf Jane nieder. „Oh mein Himmel, wieviel Leid bietet doch da» Leben und wie viel davon ist mit uo» in diesem kleinen Raume hier bei sammen !" XXIII. Jede» Wort, da» Annette gesprochen, bestärkte Jane in dem Entschluß, den sie gefaßt. Sie verließ die Freundin mit Worten der Zärtlichkeit und der Ermuthigung und kehrte in ihr kleine« Heim zurück, um DaS, wa» vor ihr lag, in ihrer eigenen Weise in» Auge zu fassen. Eines, da« ihr zur Gewißheit geworden, gewährte ihr einen leisen Trost in ihrem unsäglichen Elend. Annetten'« Herz und ihre Denkweise hatten offen vor ihr gelegen, und sie hatte sie al» gut und edel, al» rechtschaffen, reinen Ge- mütheS und liebevoll erkannt. Annette war ein Mädchen, da« zur Gattin zu besitzen jedem Ehrenmann« ein Glück sein mußte, jedem ehreohafteu Manne zum Stolz gereichen dürfte. Da« gewährte Jane einige Genugthuung, ;a; aber e« war ihr zugleich auch eiu Grund, da» Ende, da» sie herbei- zuführen sich entschlossen, al- um so unvermeidlicher, um so dringlicher zu erachten. Was Falconer und seine unglückliche Gattin betraf, so war ihr Urtheil rin für sie nicht minder unerschütter liche». Falconer'- ungemessene Verachtung der Frau, welche sich um äußeren VortheilS willen so leicht zu dieser Heirath batte bestimmen lassen, hatte sich mit tiefen, flammenden Zügen in ihr Herz gegraben. Zwar war sie zu klar blickend, um nicht zu erkennen, daß Falconer'« schroffe, ver achtungsvolle Haltung in dieser Hinsicht ein zweite« Unrecht von seiner Seile war, da» au» dem ersten Unrecht, dem Schließen dieses Ehebündnisse» und dem verleiten jener Frau zu demselbeo resultirte; allein die« konnte sie nicht bindern, mit unerbittlicher Strenge ihr weit verdammend««» Urtbeil über seine unglückliche Gattin zu sprechen, die ihren weib lichen Stolz so weit hintan gesetzt, zu diesem Schritt ihre Haud zu bieten, schwach und schlecht genug gewesen zu glauben, baß ärmliche Geldverhältnisse ihr in der Begehung einer unwürdigen That zur Entschuldigung gereichen könnten. Oh» sie hatte die Verachtung verdient, in vollem Maße ver dient, die Falconer gegen sie empfand! Und wenn e» wirklich geschah, daß er ahnungslos aus sein Weib traf, sie lieben lernte, ohne sie zu kennen, ohne zu wissen, daß sie sein Weib war — wa» that'S? Wenn er erfuhr, daß «» sein Weib sei, die er liebe — jene» verhaßte, verachtete Geschöpf, drrr» frühere Handlung sie jeder Spur seiner Achtung be raubt, sich ihm zum Werkzeug für sein eigene» Unrechte» Thun hergegeben, wegen dessen er sich fast bi» zur Selbst- verachtung anklagte — mußte nicht nothwendig die kaum entstände»« junge Lieb« erlösche», vergiftet, erstickt von jenem anderen Gefühl? E» mußte so geschehen, sagte sie sich, e» konnte nicht ander» seiu! Nein, nein, nein, — es gab auf dieser Welt leine« Platz für Falconer Thrale'S unglückliche« Weib! Im Laufe de» Nachmittags wandelte sie hinaus auf stillen, einsamen Fußpfaden in die ländliche Umgegend hinein. Weiterhin nordöstlich vom Dorf veränderte sich der Charakter der Landschaft; sie körte auf, die anmutbige, selber- und wiesenreichc Ebene zu sein und wurde steil und bergig, waldig und wilder im Anblick. Der Wechsel behagte Jane; sie wanderte einsam so lange umher, daß endlich ein leichte» Straucheln über eine Baumwurzrl sie wahrnebmcn ließ, wie müde sie sei. ES war auf dem Gipfel eine« ziemlich steilen Hügel», von wo sie einen weiten freien Rückblick auf die Landschaft hinter ibr mit dem darinnen liegenden AlderS- wry und seinen Wiesen und Feldern batte, vor sich den wieder beginnenden Laubwald, durch dessen einen Flügel sie auf den Fußsteigen hierher gelangt. Seitwärts vom Wege befand sich der Doppelstamm einer alten Eiche, deren einer Stamm gefällt, nur noch einen Stumpf bildete, während der andere erhalten geblieben war. Erschöpft nabm sie auf dem Baumstumpf Platz und lehnte Kopf und Oberkörper müde an den noch ausrecht stehenden Stamm, um ein wenig zu ruhe». Der Fußsteig kreuzte sich hier mit einem breiteren Land wege, den sie, zwischen dem Gcbölz hindurch, da» ihn auf beiden Seiten einsaßte, entlang sehen konnte. In kurzer Ent fernung von ihr rieselte ein kleiner flacher Bach, über de» ein einfache» Brett gelegt war, da« als Brücke für Fußgänger diente; Reitern war cS überlassen, ihre Pferde hindurch- schreiten zu lassen, eine Wahl, die in Anbetracht de« schöne», klaren, silberhellen Wasser« auch so manche ländliche Fuß gänger für ihre nackten Füße vorzuzicbcn pflegten. Nöthlich« Abendwolken standen am Himmel, und im Tbale hier und da dampften die kleinen Gewässer von den ausstcigenden Dämme» runaSnebeln. Jane war müde, sehr müde. In Gedanken, in Träum« versunken, schloß sie einen Moment die Angen. Ob sie ge schlafen, geträumt habe, vermochte sie kaum zu sagen, aber al« sie dieselben wieder öffnete, zeigte die intensivere Färbung der rotben Abenbwolken, da» stärkere Wallen der leichte» Wasserncbel im Thal und die beginnende Dämmerung im nahen Gehölz, daß eine gewisse Zeit verstricken sein mußt«. In einiger Entfernung aus dem Landwege nahte sich ei« Reiter auf schönem Grauschimmel.
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