Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189409025
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-02
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.09.1894
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
j. MW W ÄisiM ÄMt Mi> WM M. W, Zmtilis, 2. Äptmbn W. VII. Verban-stag des Deutschen Seiler- UN- Neepschlägerverbandes. L Lr«»pe«, 31. Allgust Heute fanden hier di« V«rhll»d- lungen de« Vll. verbandStage» de« Deutschen Seiler- und Re«v- schlägrrverbaudeS statt. Mit dem VerbandStage ist eine reichbeschickte FachanlsteUung verbunden, an der sich im Wesentlichen folgende Firmen betheiliaten: Fritz Lohn-Königsberg ikieniheer), Arthur Weiher-Großenhain (handgeknüpsle Schnürschuhe von hervor- rag,oder Leichtigkeit), Georg Kiefer-Köln a. Rh. (Kloben, Kauschen, Flaschenzüge» Rollt» rc.); Wagner ttz Pietmann- Plauen i.B. (Mustercollectionen von Bindfaden ,c.). Sari Zwicker« Ehemnitz (Geschirre, Hecheln, Werkzeuge ,c.), H. Vogel-EiS- feld (korb- und Karrenbänder), A A r n d o I z - Stargard (Lederschuhe mü Holzsohlen), Fried r. Schulze, Roßhaarspinnerei in Neustadt a. O. (KrauShaorvroben), Jacob Reutlinger zun.» Franksurt a. M. (umflochtene Hanf- und Drahtseile für Auszüge), L. Haurwitz L Eo.-Verlin zProben von schwedischem, russischem und polnischem Kientheerl, Schaller L Söhne- Schmölln (Holzschuhe und Pantostcln; Vogt L Eo.-DreSde» (Hans, Garn, Theer), Emmerich kornelly.Augsburg (combtnirte Spinn- und Seilmaschine mit Frictions- und Sailenbetried), Berg- Berlin (Proben von rohen und gehechelten Hansen und überseeischen Faser» rc.), Bernhardt ir. L Eo-Nossen (Bindfäden und Pack- siricke), Mißbach-Lberiieukirch ^Geschirre mit Bock, Spinnmaschinen), Kabelfabrik Landsberg a W. (Muster von Drahtseilen), Herzog, Maschinensabrik-Dresden (Photographien von Web- stichle»), Gerhardt-Dresden Zupimaschinen, Polstermaterial), Dietrich-Eberewald« (Blocks sur Schiffsahrts- und gewerbliche Zwecke) und Dietze-Sberswalde (Leilkauschcii, Eistnlheile für Turn- opvarate). Die Ausstellung wurde von den Theilnehmern zahlreich besucht. Nach der ausgegebenen Präsenzliste sind nicht weniger als 81 Lrte und Städte vertreten, welche zum Theil bl- zu 10 Ab geordnete znm Berbandstage entsandt haben. Es sind dies folgende: Eibau, LderSwalde, Berlin, Mügeln bei Oschatz. Görlitz, Löbau, Dresden, Leisnig, Dessau, Elaßsurt, Taucha, Wilsdruff, Torgau, Wolkenburg, Dohna, Gera, Wernigerode. Potschappel, Roßwein, NeugerSdori, Mohorn, Neu-Ruvoin. Riesa, Zittau, Oberncukirch, Guben, Freiberg, Teuben, Neukirch, Chemnitz, Sorau, kamenz, Halle, Berga a. E-, Grostenhain, Langenberg i. W., Dippoldiswalde, Ottensen, Großenhain, Linz, Weißbuch. Copitz, BrcSlau, Wien, München, Nossen, Pulsnitz, Marienberg, Rochlitz, Annaberg, Bayreuth, Schelleaberg, Oberndorf, Königsberg t. Pr.. Stettin rc. Die Versammlung selbst wurde nach 10 Uhr Lurch den Berbands- vorsitzenden, Herrn Seilermeisier E. Weiland-Berlin eröffnet. Derselbe begrüßte die Erschienenen von nah und fern mit einem herzlichen Willkommen und forderte dann die Anwesenden auf. mit ibin in das Hoch aus König Albert und Kaiser Wilhelm «inzustnnmen. Nach dem lebhaft ausgebrachten Hochruf erklärte der Vorsitzende den Berbandstog für eröffnet. Verschiedene geschäftliche Erledigungen erfolgten durch den Schrift führer Rcdacteur R. Schoch-Berlin. — Hieran reihte das Bor- slandsmitglitd D i e t r i ch - Eberswalde einen eingehenden Bericht des Vorstandes über seine Thäligkeit während der verflossenen L Jahre. Nach den Ausführungen desselben besteht der Verband feit dem Jahr 1879. Derselbe führte ursprünglich die Bezeichnung „Berliner Seiler-Vereinigung", später „Deutscher Seiler-Verband", und seit 6 Jahren erst „Deutscher Seiler- und Reepschläger-Berband". Ter Vorstand richtete während der letzten Periode seiner Thäligkeit seine Aufmerksamkeit aus die dem Verbände nützlichen Einrichtungen, wie dem Tauzerreißungsversahreu, wie solches in der mechanisch- technischen Versuchsanstalt zu Charloltenburg geübt wird und traf die nöthigen Vorbereitungen, um dasselbe für die Mitglieder des Verbandes nutzbar zu machen. Die weitere Thäligkeit des Vor standes erstreckte sich aus Ermäßigung der Frachten für Stückgüter, Beschäftigung jugendlicher Arbeiter, Erhöhung de» Schutzzolles aus Seilerwaaren rc. Eine ziemlich ausgedehnte Debatte entspann sich über den Vor trag des Herr» Kaniß-Wurzen: „Ausdehnung der Unfallversicherung aus das Kletnhandwerk im Allgemeinen und aus daS Seilerhand werk im Besonderen." Nach einer kleinen Pause von 10 Minuten wurden zwei von verschiedenen Seilen eingegangcne Anträge zur Annahme vorgelegt. Nach Ablehnung des kaniß'schen Antrages wurde mit Majorität der Antrag Dietrich's-Berlin angenommen, welcher nachstehenden Wortlaut hatte: „Der VII. Deutsche Seiler- und Reepschläger-VerbandStag sieht in den Bestimmungen des neuen Gesetzes, betr. die Ausdehnung de« UnsallversicherungsgesetzeS auf den Hand werker und kleinen Gewerbebetrieb, wonach der Anschluß derselben nicht an die bestehenden Berussgenossenschasten zu erfolgen hat, eine selbstständigere Stellung des Handwerkes." Den nächsten Punct der Tagesordnung bildete ein Vortrag und Vorschlag des Herrn Th. Bernhardt z'r. Nossen, daselbst «ine Fachschule für Seiler und Reepschlägerzu er- richten, da sich der dortige Stadtrath für dieselbe inter- essirt und solche zu unterstützen geneigt ist. Nach den über- zeugenden Ausführungen des Redners nahm Herr Stadtrath Wagner-Nossen das Wort, um einestheils die Bereitwilligkeit der dortigen Behörden für die Ausnahme einer derartigen Schule zu constatiren und dann die Anwesenden ausznfordern, sich auSzu- sprechen, ob sie mit dem Vorschläge des Herrn Bernhardt iua. einverstanden seien und ob der Plan überhaupt Aussicht aus Ver wirklichung habe. — Nach einer allseitigen Aussprache über diesen Gegenstand faßte man einstimmig folgenden Beschluß: „Der VII. Be» dandstag der deutschen Seiler und Reepichläger erkennt die Nolh- wendig'eit der Gründung einer Fachschule an und wählt eine Commission, welche die nöthigen vorbereitenden Schritte thut." Ferner wurde »och beschlossen, beim Reichstag und Bundcsratb wegen Beschränkung des Hausiergewerbes vorstellig zu werden. Eine gleiche Eingabe wegen Ermäßigung der Frachten für Stückgüter soll bei der ständigen Tariscommijsion eingebracht werden. Ebenso einigte man sich darüber, beim Reichskanzleramt vorstellig zu werde», daß die Beschäftigung der Lehrlinge auf Heche leien und größeren Betriebe» auf 6 Stunden täglich beschränkt werde. Ter nächste Verbandslag wird in Wernigerode am Harz stattfinden. vermischtes. — Das iirne Rcichsbaiikromptoir für Wrrthpapicrc in Berlin wurde, wie schon mitgetbeilt, am 27. August von dem Präsidenten der Reichsbank wirklichen C)cbcimei> Rath l)r. Koch im Beisein des ReichSbankdirectoriuniS, der Depu- tirten vom CentraläuSschuß, zablreicher Vertreter der Berliner Finanzwelt und sämmtlickicr Beamten der ReickSbank feier lich eröffnet Tic (.Käste batten sich in der Börsenabtheilung des Comptoirs versammelt und wurden hier von dem Präsidenten der Reichsbank begrüßt, der eine Schilderung der Entwickelung des Comptoirs entwarf. Präsident Or. Koch bemerkte, daß da» Comptoir nicht nur eingerichtet sei. um dem Publicum eine sickere AusbcwahrungSstcllc für seine Wert papiere zu liefern, sondern um auch minder gescbäflSgewandtcn Besitzern von Wertpapieren die Sorge uni die zweckmäßige Verwaltung ihres CapitalS zu erleichtern. Am 26. Mai 1873 sei mit einem Personal von elf Beamten da» Comptoir er öffnet worden. Ende 1573 waren dem Comptoir bereit« 5769 Depot- im Nennwerth von l23st. Millionen Mark anvertrauk, und jetzt befinde» sich in den Comptoirs 235 77? Devot» im Nennwerthe von 2649 Millionen Mark in Ver wahrung. Die Zahl der Deponenten betrug zu Ende des Jahre» 1875 3414 und ist jetzt auf 52 815 angcwachsc»; da« Jahr 1891 (in welchem durch die Concurse Friedländer, Sommerfeld, Wolf n. s. w. so viel« Leute zu Schaden kamen) führte dem Comptoir allein 3805 neue Deponenten zu. — Landesbauinspector Hasst besprach dann die Beschickte de» Baues, der zwei Jahre in Anspruch genommen und ohne da» Mobiliar, die elektrische Beleuchtungsanlage und die Heizanlage zwei Millionen Mark gekostet bat. Für Mobiliar. Heiz- und Beleuchtungsanlagen sind weitere 750,000 Mark verausgabt worden. Bei dem Bau ist unter Benutzung aller neuen Errungenschaften auf dem Gebiete der Technik auf die Herstellung eines vollkommen diebes sicheren Tresor», auf eine zweckmäßige Verbindung de» Tresor« mit den Geschäftsräumen, aus Beschaffung übersichtlicher Geschäftsräume und guter ArbcitSräume und auf unbedingte Fcuersichcrbeit besonderer Werth gelegt worden. Um den Tresor diebessicher zu machen, hat man den Fußboden au» einer mit Stahlschiencn durchzogenen Cementlage von »/, Meter Stärke hcrgcstellt, wodurch ein Unierminiren un möglich gemacht wird. Tie Wände sind gleichfalls unzerstör bar, die Fenstergiltcr auS Gußstabl bergestellt, die Läden au» undurchbvhrbarrn Panzerplatten; Buüdogzbolren und Rammen sind, wo erforderlich, zur Erhöhung der Sicherheit gegen DiebeSgefahr angebracht. Zwei nach den neuesten Erfahrungen gebaute Thürcn, bestehend aus Stahlpanzerplattcn, führen zu dem Gewölbe und sind mit schwersten vorspringcndcn Bolzen versehen, die in die Tbürrahmcn eingreifen. Die Schlösser, deutsches Fabrikat, gewähren absolute Sicherbeit. Die Decke ist, wie der Fußboden, au« Ccment angescrtigt, verstärkt durch eiserne Träger. AuS dem Gewölbe, in dem die Depots ausbewabrt werden, führen keine Fenster aus die Straße, somit ist eS unmöglich, von der Straße auS Gegenstände in da» Gewölbe zu werfen. An diese Erläute rungen schloß sich ein Rundgang. AuS der Börsenabtheilung, deren schöne« Tonnengewölbe von 22 Säulen »nt vergoldeten Capitälen getragen wird und auf dessen GcschäftStischen mächtige vergoldete Candelaber mit den Glühlichldirnen stehen, während im Mittclgang Schreibtische dem Publicum zur Verfügung stehen, gelangt man durch einen geschmack vollen Bogen aus Schmiedeeisen zu den Treppen nach dem Gewölbe. In diesem Gewölbe befinden sich 393 hellgestrichene Trcsorabtbeilungen mit ihrem Milliardenschatz. Außer der Börsenablbeilung befindet sich im Erdgeschoß noch das Direc- torat. Zm ersten Stockwerk ist der Zinscnsaai und in dem nach rer Kurstraßc gelegenen Flügel die Registratur; »n zweiten Stock des Neubaues befindet sich die schöne Dienst wohnung des Direktors. In allen Theilen ist der Neubau von gediegener Pracht, ohne jede Ucberladung; nur das beste Material bat Verwendung gesunden, und es ist auch dafür gesorgt worden, daß der Neubau für lange Zeit hinan- den wachsenden Erfordernissen der Zukunst genügt und in keinem seiner Thcile gar so bald einer den Verkehr störenden Aus besserung oder Umänderung bedürfen wird. — Wien, 30. August. Tte „Vision" aus »er Tchmelz. Man meinte bisher, daß die „Vision" auf dein Schmelzer Friedhose, welche an den letzten Abenden Taufende herbcilocktc, von Niemandem selbst gesehen worden fei und nur nach dem Hörensagen geglaubt werde. Das stellt sich nun aber doch anders heran». DaS Ge rücht, weiches die Bevölkerung in der Nachbarschaft der Schmelz in so große Aufregung versetzte, hat irgend einen Grund, der aber noch nicht aufgeklärt ist. Boin Glauben an eine Uundererschei- nung ist jedoch nicht viel zu merken. Wer sich die Müh« gab und mit dem Nachmittags-Publicum des Schmelzer Friedhofes ein Stündchen verplauderte, konnte sich überzeugen, daß »ine Anzahl Leute vorhanden ist, welche die „Vision" nicht blos vom Hören sagen kennt, sondern sie gestern mit eigenen Augen gesehen hat. Darunter sind Kinder, welche iy ganz derben Worten davon sprechen und bei jedem Worte verralhen, daß sie zwar gern beim Zuhörer den Glauben a» das Wunderbare erwecken möchten, selbst aber durchaus nicht zu den Blindgläubigen gehören. Die Stelle, an welcher die sonderbaren Vorgänge sich an mehreren Abenden wieder holt haben, ist an der Plankenemiaffung des Friedhofes, wo sie sich links vom Eingangsthor bis zur Märzstraße zieht. An der Planke stehen dicht neben einander Lcbeiitbäunie und allerlei Sträucher, spcciell an der fraglichen Stelle zwei schlanke Tannen. In der dritten Grabreide aber in gerader Linie mit den, Baume der Er- scheinung ist ein Grabstein, welcher heute vor acht Tagen die Ursache eines bedauerliche» Unglückssalles war. Ein kleines Mädchen, dessen Mutier mit einer Nachbarin sprach, führte seinen blinde» Bruder von Stein zu Stein »nd los ihm die halb verwitterten Inschriften vor. Bei einem höhere» Steine stieg sie aui den Sockel, hielt sich am Steine fest, und dieser, wie tzundert ander« aus dem Schmelzer Friedhöfe an der Basis gelockert, stürzte aus da» Kind. Die auf da« Geschrei de» blinden Bruders herbeigeeilten Frauen zogen das verunglückie Kinde unter dem Steine hervor — das Mädchen hat sich oder im Epital erholt und wird demnächst als genesen entlassen werden. Am Steine aber klebt noch ihr Blnt. Nun sammelte sich täglich um diese Unglückssielle ein Häuslein Menschen und besprach mit einem gewissen Grauen, wie leicht hätte das Kind getvdtet werden können. Tie ganze Umgebung trägt zu einer schauerlichen Sliinmung bei, denn der Schmelzer Friedhof hat längst seinen früheren geregelten Lharakter verloren. Die Wege zwischen Gräbereihen sind von den üppig wuchernden Sträuchern ganz überwölbt — und inan gebt im grünlichen Dunkel unter ihnen hinweg, wädrend der starke Geruch der Lebensbaume die heiße Luft erfüllt. Tie Leute flüstern einander aus den verlassenen Hügeln zu, und die Stimmung ist geschaffen, um auch dem Wunderbaren eine leichte Ausnadmc zu gewähren. Vielleicht hat man von den Fenstern der obersten Stockwerke in den Häusern der Märzstraße die Ansammlungen um den blutigen Grabstein beobachtet und sich eine» Scherz machen wollen. Wenigstens wird versichert, daß »L de» letzlen Abenden gegen '/,9 Uhr jedesmal im Wipfel einer an ver Planke stehenden Tanne «in glänzendes Lichtbild gesehen wurde, in dein man eine Mutter mit dem Kind erkennen wollte. Gestern Abend nun erstiegen einige beherzte Knaben die Planke, und zwei kletterten aus die Tanne, deren Wipfel sic abbrachen, um zu sehen, ob das Bild nun verschwinden würde Es war aber unmittelbar darauf im Wipfel des dahinter stehenden HollundersiraucheS sichtbar. Nun ging der Sturm loS — die Buben und mit ihnen halbwüchsige Burschen sprangen von der Planke in den Friedhof und erkletterten auch den Hollunder, der übrigens nicht hoch ist und gleich unter der Last znlammenbrach — die Lichtrrschcinung schwebte noch einen Augenblick zwischen den Bäumen hin »nd her und entschwand dann. Tie große Meng«, welche sich nach und nach anfammelte, hatte sie nicht ge- sehen Heute saßen die Kinder schon Nachmittag- aus der Plante. „Ich bleib' da, biS sie erscheint I" ries ein Ichwarzäugiger, ab- gebrannter Bub' mit nur den nothdürftigsten Fetzen am Leib. Ein anderer ries wichtiathuend: „Wir wissen ja schon, wie » war — a» amerikanischer Student mit oner großen Lampen in an Boden fenster, der macht'»." Line alte Frau, groß, hager, die aus einem Grabhügel steht, sagt: „Himmlisch'» Licht war « kein'», es war «der elektrisch." Eine Andere mit dein Slricksnumpf kalt im Stricken inne und meint: „Wenn s fo was ist, dann ist 1 ein Frevel." Die „Marie von der Schusterin" hat gewagt, die Er- lcheinung so lang« anzuschauen, als st« sichtbar war, und sagt, sie sei durchsichtig gewesen, ober „beten Hab' ich nicht zu ihr können". Ein kleiner Bub' sagt in die plötzlich eingelretene Stille hinein: „ES soll auch ein Stern vom Himmel »'sollen sein." Eia größerer Bub' erwidert aber daraus: „Waßt net. daß im August die ineisiea Ster»' fall'» — der Herr Lehrer bat'» geiagt." Di« meisten solchen Gespräche werden von einzelnen Gruppen geführt, die sich entweder um die ihrer Kronen beraubten Bäume, uni die von den stürmenden Burschen umgeworsenen Grabsteine oder um daS Grab, an dem das kleine Mädchen ver- unglückt ist, bilden. Gewöhnlich hat eine solche Gruppe einen Mittelpunct, entweder eine Person, welche die Erscheinung gesehen hat, oder eine, die durch verständige Reden rin gewisse- Ueber- gewicbt erlangt hat. So stand aus einem Grabhügel ein hübsch ge kleidetes Fräulein, da- bei einer Arbeilerversammlung zweifellos al- Genoisin angesprochen worden wäre, und meinte: „Ich hätte den Friedhof langst gesperrt; nachdem das Unglück mit dem Kinde ge schehen war, hätte er sollen gesperrt werden. Dann war' keine Mutter- gölte« erschienen und es hätte die ganzen Geschichten nicht gegeben." — Auch beute Mittwoch) Abend fanden ähnlich wie gestern und vorgestern größere Anjammlunae» vor dein Schmelzer Friedhöfe statt. Da» Gerücht, daß die Muttergottes an einem bestimmt bezeichncten Platze des Friedhoses mit dem Jesuskinde auf dem Arme plötzlich im Lichterglanze erschienen sei, um bald daraus wieder zu ver- schwinden, erhält sich immer noch. Schon bei »intretender Dunkel heit kamen niedrer« Hundert Menschen — Frauen, Kinder und auch Männer — aus ollen Richtungen herbei und postirten sich vor dem großen eisernen Gitterthore de« FrieddoseS, von dem auS man den Ausblick nach jener Allee genießt, in welcher die Wundererjcheinuiig gesehen worden soll, mit bewundernSwertder Ausdauer ihr« Blicke nach jenem Pmicl« richtend. Hinter diesen großen Gruppen standen gleichfalls mehrere Hundert Personen, in kleinere Gruppen gclheilt, welche da» Gerücht lebhaft discutirten. Man hörte hier di» seltsamsten An sichten aussprechen: „TS muß wohl richtig sein, denn die Leute Haben'S ja gesehen", sagte «ine untersetzte, ältere Frau, welche ff r während sprach und keinen Widerspruch zu dulde» gewohnt s hien. — ,Lch glaub « erst dann, wen» ich « felbst aesehen habe", beiuerki« »ine zweite Frau, welche die erster« länger« Zeit ruhig an- gehört hatte. In diesem Augenblicke tritt anscheinend ein Fabril- arbeiter an die Gruppe Hera», belehrt die Leute über die Un möglichkeit solcher Wundererscheinungen und ermahn! sie, daran nicht zu glauben. — „Und cS ist Loch so", erwiderte die ersl- angeiührte Sprecherin, „die Leute Haben'S ja gesehen." — „Wer hat es gesehen'?" fragte nun schon ausgeregt der Fabrikarbeiter. — „Ich!" rief «in gut gekleideter Buriche von etwa zwöli Jahre». — „WaS hast du gesehen ?" — „Ich sah Sonntag Abends um 8 Uhr die Muttcrgottes mit dem Jesuskinde im weißen Gewände aus einem Baume der FriedhotSalle« sitzen und bald daraus ver schwinden, und mit mir haben e« »och andere Leute gesehen. Gestern ist sie nicht erschienen, aber heute wird'» gewiß wieder kommen." — Nun war die Geduld de» Arbeüers erichüpft. Eine Fluth von Echiinpswor e > über Alle, welche solche unsinnige» Geruchle, um sich wichtig zu mache», ausstrruen oder weiter verbreiten, folgte der kurzen Erzählung des Bursche», der wohl daran tdal, in der Menge zu verschwinden. Hcute hatten sich auch viele Neugierige aus der Stadt und den anstoßenden Bezirken vor dem Friedhöfe ein- gesunden, wohl nur, um sich persönlich zu überzeugen, ob Gerüchte solcher Art thatsächlich unter dem Bolle Beachtung und Glauben suchen können. Erst nach halb 10 Uhr löst« sich der Mcnschcnknöucl vor dem Friedhöfe aus. Die Leute traten Len Heimweg an, ohne heute di« „Wundererscheinung" gesehen zu haben. Literatur. Die Natur. Zeitung zur Verbreitung uaturwiffenschastlicher Kennlniß und Naluranschauung für Leser aller Stände. Organ de» „Deutschen Humboldt-VereinS". HerauSgegeben von Or. Karl Müller. G. Tchwetschke'scher Verlag. Halle (Saale). 43.Jahr- gang. Nr. 37. Inhalt: Der bayerische Wald nach Lbersorstrath von Raesfeld. Von llr. Karl Müller. — lieber Mimikry im engere» und weiteren Sinne. II. Von Hermann Rceker. — Tie Beutelratte. Von l)r. Theodor Peckolt in Rio Janeiro. — Manse- nester. Von Eduard Rüdiger. — Der Aal. Von vr. Karl Müljcr. — Todtenbuch. — Vücherbeivrechungea. — Theorie und PraxiSv— Edronik. — klein« Mitthrilunge». — Leffeutliche Besprechung. — Bibliographie. Amtlicher Bericht über die in der Ltädtischen Markthalle zu Leipzig am I. Lrptrmbrr 18S4 i« Kleinhandel verlangten Preise. BtNtNNUNg der krbrnSmiNel Preise Mr ho» fte X'ä nie drig- sie X ^ häu figste Benennung der Leben-mittel Vr.i,. Illr ei ste K 7^ Ulk- dil.i- flt ä. 2» tz.u- sigste X r Slck 0 3bO 8 KO >0 o! 7 bO 8 I 7L 2bO 1 7'. I i I 1 30 1 30 70 h. bO '.tzp I 1 i Iv 1 i 1 I i l - -e> i -b.> -ff» - 7ä> i! - 1 1 Ü0 1 00 3 8 » Sckck 20 8 >2 — 6 b - »bo 8 3 — '»tzc 8b0 tt » 2 2b 2 2 I 00 1:40 1 30 2 > 7b I 7t. 70 - lK» I 40 >0 1 90 7'- >0 4" 4i. — :Z0 2it 2t> 8» - -o '2:. 2" 2'. 9" il«. - io — :ie» 'i-tzsi b - 3 — 4 3 3 -o -! 8LI. — i" 27, 1-tzK - - - - - - - l > 1 ÜO ÜO :>> - MN 2 1 I 1»tzK i 80 30 '^tzsi 1 40 1 80 1 :r>, '.tzft 70 Ü0 .L, '-tzft l lü > 1 9( OL MdI. i 2( 1 i >0 «0 Mdl. l 2i 1 -ick 27» 2i 20 Mtl v: 4b Lick N .9. '-tzll I i 1 '.K 7^ Slck 7ö 40 2b 10 kiier 2> >: 17. 2.' 2:. 20 .0 * - ll> 10 10 , b, >t ib x 8( 2b ('Oer - 7b 00 «.0 - - '2t 2t, X 20 Mkl 8 7t ü- kick I -- ;» - 9t. 4. - 8l 4' t4i — - 2. >-2b Benenminz der Leben-mitte! Preise fitr höch ste drig- ste häu figste XI^ Fleisch. ». triiche*. skotr »>>i!» Me-swk'i, tilumrNtat . . . «c»ii,hch («ruft, vuut X.) Km«« KÜN'ftkii,!': eiu0a,i»äli, »«ule iAricaiä ) Schnitzel jieule - Soit'geiiS' IS-ruft, »auch ic.> Sesweinefteh»- Nucken »iaibanad») . , . Keule, Vruft KrebiieUch (Bauch »c.)> . , Keule, Niicken Koit-sieo» (Brust, «auch ic.) Lebweineinachen . « > < . NaNxrurfl Lfteriammer. ..».»» b. geräucherte» »tzer ael-t,,ne«. iMnb»jNN,>e r«»s(»mteii, IM Ganeen . , to. au»ailchmttrn . Schinken, rob'r, im Gannn . da. . au»»elchi»tten d>>. gelochter, - Kchwansteijch .»»»»» Speck Echweinstnoche» keberirurft Binlwnrft Schireineielt ....... Wurftkell . . Wild n»d Geflügel. Wild. Notbwild: Vtu-§eschäll, Keule (Kricanb.) Vtii^en mit Lende . . . do. ohne - . . . . Blutt »,«««,«» Kochfleisch . Damwild: Keule »,«»»,»» Rlichen Blatt ........ Kochfleisch ....... Nedwild: Keule ........ Rücken Blatt «,».»... Kochfleisch ....... Renntbierfleisch: Keule Nucken ........ Wildschweine: Keule Rucken ........ Blatt Kopt Kochfleisch NebcNättser und Frischlinge Hasen, nn flcU do. gestreut Kaninchen . . Wildg eflügel. Fasanenl'ähne Fasanenhennen ...... Auerbäbne. . . . . . . AuervUhner Wildenten Waldschnepfen Birkhähne Birkhühner (chneebübner Baselhähne Rebhühner, alte . . . . . d». jun,e Krammeierogel Zadme» Sefliigel. » letzende». Stufe Ente» Hühner, alle tun»« landen d. »«ichiachlete». Sanse do. jung« Enten Karaunen l M I - - 70 L I 70 «ick '-l-ir -70 -80 >1- I Iv - w, - (ik> .»> -Ul. 7v I Iv I (»1 2- > — I 00 I dv I - I so I 20 i-s -7V IN -70 — Ix» — 00 I N 1 N - Ok, -Ob —„b -Ob - L sö 70 - 80 I bo I 80 UO ->-r IM -b" I« - 8» - M - 80 -Üb l L(> l 2V l — M -8V l I bO I 80 - 80 I M I 00 - 80 80 — 40 -80 — !«0 - 70 Sick -90 1 2, - 00 2 - - 00 - 80 l - I - > -Mis I - - bO -!80 IM I M Sick. 40 l - >!- — M — 80 -« l!- - o» -80 l 00 I 80 - M - 80 80 « 00 4 - 80 -80 st- -00 - 40 20 I - 2- :> 2 2b - 7b 4 M 2 Paa, Sick. > 80 80 70 ibO 4 8 - 2 l bO 70 I - 1 bo 4 bO 2 - I 80 7b l — 2bo 8- 2bO 2b0 2- I bO -40l-b0 I 80 I 2Ü '«L 8 - 2bO -'Ob - W 8 b» »!- 2bO 2 2L 2 80 2>bO Pulen Perlbiitzner Paulartzen Hiitzner, alte do. junge do. Bieriänter , . . . Tauden Fische »nd Schalthtere. X. lebende. Lditgeikarvien Schurrenlarpsen , . . , . Schleie Hechte Barjckie Bunie gische Welse «ale yarellen ........ Hummern Kreds», große do. minier» do. kleine d. srilitze i» Eiarackung. Rdemiaeds Siiderlachs Slemduli S«e,ungca Schleie Zander ......... Hechle Scholle» Kadliau Schellsisch........ forsch ......... Slockftsch Seehcchle o. geräuchert,. Rtzeinlach» . ^siieeiachs giunteru Polling,. Kisten- do. A»rb Sprotten, Kieler- , . , » , do. «Id- «ale Stär Schellsisch Dorsch Matreele» Seelach» ck. gesaijene. Heringe Sardellen «utter. Tafelbutter Landdulter L Stück . Koch- und Backdutter . . . Kunftbutter (Margarine) . . vier. Landeier ........ Kisteneier »Sse. Banernkäse Tbüringer Kümmelkäse, ^ Harzer Käse .... Altenburger Ziegenkäse . . . Echwcizerkäse, (Lmmcnthaler , Schwei,rrkäse, Bayerischer . . Limburger Käse Imitirter Limburger Käse . . Lbst. Lüd- lind tCurteuIrüchtr. Aepfel, inländische do. au-ländische . . . . Birnen, Tafel- ...... do. Koch- Kirschen, süße do. saure Pflaumen (Lrdberren, Wald- . . . . do. Garten- ... Himbeeren Stachelbeeren . . . . . Johannisbeeren Heidelbeeren Prcihelbeeren Pfirsiche Aprikosen ycigen. frische do. Kranj- Weintrauben, inländische . do. ausländische . Tomaten Russe, inländische, grüne do. - trockene do. ausländische . . Haselnüsse...... Apfelsinen dttronen Melonen, Zucker- . . . do. Wasser- . . , Vackobst. A'kf'I Birnen Pfiaumen Prftnellen Kirschen, süße .... do. saure .... Npril.Ien Pstaumenmu« ...» MdI. 20 er 2»er Dyo. 'atzit - bO 7b l 20 -!bo -!bo i 40 «emüse. Spargel ...... Rhabarber Schwarzwurzel .... Blumenkohl ..... Rosenkohl, inländischer . do. ausländischer. Grüne Bohnen .... Wachsbohnen .... Schoten Larotten ...... do. ...... Kohlrabi Gurken, Salat- .... do. (tmlege-, saure . Eens- Pfeffer- do do Wirüngkoh! Rotbkobl Weißkohl Grünkohl ..... do Spinat...... Sellerie Tellower Rüben . . Möbren ..... Kohlrüben .... Rotbe Rüben . . . Meerrettig .... Perlhwiedeln.... Zwiebeln Porree-Zwiebeln . . Petersiliknwurzel . . Knoblauch Artischocken .... Salat, Blatt- . . . do. (Lndivien- . . Radie-chen .... Rettiqe Kartoffeln, inländische do. - do. ausländische Sauerkraut .... ->-K But Kap« Liter Schck Lite-. Bub. Mtl. Ick Md, -lck. Litrr Kopf MdI b 1 Mdl Liter Mdl -4. - N - bO -jUO - il» - - N P' — 4" - k — - '_*> - 1" 1i iL - 2k. -2!, 1 7 I - - 4<» — 2ä -40 - I'> 1.'. - II. 'Xl - 20 40 Pilre. . frische. Steinpilze. Pfefferlinge ...... (IbampignonS Morcheln d. getrocknete. Steinpilze Morcheln ....... Brav u»V Mehl. Weizcnbrod Roggenbrot», I. Corte . . ro. 2. - . . Weizenmehl. KaiserauSzug l do. - II Weizenmehl Vir. 00 . . . Roggenmrhl, l. Sorte . . do. 2. - . . Hülscusrüchte. Erbsen, gelbe, geschälte . . . do. - ungeschälte . . do. grüne Bohnen, weiße, Perl- . . . Linsen, große do. kleine....... Re»- lyrieS, Weizen- Rudeln, Band' do. ^adcn- do. Fa^on- . . . . Die Inspektion Ser Ltävtischkn I. V.: Bertschinge L(tNg Liter MdI Mdl 'lnlle Sick Kopf Bnb Slck. 5. 1 ÜOlie Lltrr 'atzt-' ('Oer Nler -tzx I 20 - 40 — 80 — 80 - 2b -80 !> - I — 2.'» - lb - - k — 10 - 10 2" - W 1 - —'25. — 2'' - l — 2" - 20 — U - 40 '8. - 2" -10 - l.'tz I.w 20 20 lb 1 — -1^ -10 -30 :r - - i:. -'U -2'. 2 Ü0 - 2k, -llf. I lä) — ik. -,20 -20 .1 -I r» - 10 - c. -s k» - 2l. tt - -10 - 20 -10 I' - - .'ä> 1 20 - 40 - '/) 1 20 -Ick -!Ik. -10 - V -!22 - 1>> 16 - N ->lr- —,l^ - 15 -85 -2l - 40 -40 - 4l. -:re. - 3b - —I v —! 8 15 l0 8 l«r 20 ii i, :r. 24 t.» > > 21 45 - Markthllltc. r. Man verbrenne ein Mütterchen schwarzen Seidenstoffs, von dem man kaufen will, und die etwaige Verfälschung tritt sofort zu Tage: Echte, rein gesärdte Seide kräuselt soiort zusammen, verloscht bald und hinterlastt wenig Aiche von ganz bellbräunlicher Farbe. — Verfälschte Seide (die leicht speckig wird und bricht) brennt langsam fort, namentlich glimmen die „Schußiäden" weiter, (wenn ickr mit Farbstoff erschwert), und hinterläßt eine dunkel- braune Asche, die sich im Gegensatz zur echten Leide nicht kräuselt, sonder» krümmt. Zerdrückt man die Asche der echten Seide, io zerstäubt sie, die der veriälschien nicht. Tie retVen-Favrtk von <4. Ille-nn«!»«-»'« K u k Hoil.1, Ltztzi-t«l>, versendet gern Muster von iliren echten Seidenstoffen an Jedermann und liefert einzelne Roben «nd ganze Stück« porto- und steuerfrei in» Haut. heiprix» xrö88tk8 SpeeiLl-lTvSlS-kezMll HÜNSlvIN, ÜLtHSlrLSSS 19, 1 Drvppv. üvvksllv , IlloiüorstoLf-, LsttLsuK- a. kLrülv-v-Ilosts von Iv Mir., SV—78 kroovvt milvi' l-Läonprsls. "Wl
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder