Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940905011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894090501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894090501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-05
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
««ns liche Anstalten zur technischen Unteesuchung von Nahrung«- und Genußniilteln gelten die chemische Leulralstelle für öffentliche Gesundheitspflege in Dre-ven und das bygieinische ZiistUul a» der Uuwersitäl Leipzig. Denselben werden die lanvwirlbschastliche UnlersuchungSslation zu Möckern und die agricuilurchemische Versuch-slation zu Pommritz gleichgestellt. Kür den Zeitraum eine» Jahre- vom l. October l894 ab zelten folgende Uebergangodestimmungen: Den al« Leiter taatlichcr Anstalten zur Untersuchung von Nahrung«- und Genußniilteln eingestellten Sachverständigen wird der Be- jähigungsauswei- unter Verzicht aus die Prüsungen und deren Vorbedingungen rrtheilt, den Leitern anderer als staat licher Anstalten der vorbezeichnetea Art jedoch nur, sofern sie nicht mit ihrem Einkommen ganz oder zum Tbeil aus die Einnahmen aus den Unlersuchung«gebiibren angewiesen sind. Hinsichtlick anderer al« der vorgenannten Sachverständigen ist die Ertheilung de« BefähigungsausweiseS unter gänzlichem oder tbcilweisem Verzicht aus die Prüsungen und deren Vor bedingungen davon abhängig, daß dieselben nach dem Gut achten einer der für die Prüfung von NahrungSmiltel-Ebemikern eingesetzten Eommissionen nach ihrer wissenschaftlichen Vor bildung und praktischen Uebung im Wesentlichen den Anforde rungen genügen, welche die neuen Bestimmungen an geprüfte NahrungSntiitcl-Ebemiker stellen Personen der vorgenannten Art haben ihr« Gesuche um Ausstellung de« Äesähigung«- auSweise« mit den erforderlichen Nachweisen bei dem Ministerium des CultuS und öffentlichen Unterricht- einzu reichen. Die Chemiker, welche den BesähigungSauSweiS erworben haben, sollen vernehmlich bei der öffentlichen Be stellung von Sachverständigen für NahrungSinittel-Cbeinie, ferner bei der Auswahl von Gutachtern für die mit der Handhabung de« NahrungSmiltelgeseye» in Verbindung stehenden chemischen Fragen, sowie bei der Auswahl der Arbeitskräfte für die öffentlichen Anstalten zur technischen Untersuchung von NahrungS- und Genußmitteln eine vor zugsweise Berücksichtigung finden. 2.' Dresden, 4. September. Heute früh nach 4 Uhr wurde die Feuerwehr durch die Meldung „Großfeuerinder Lithographischen Anstalt und Steindruckerei von Ziller L Co.!" alarmirt. Dieselbe griff mit den bereits eingelrossenen Feuerwehren von Plauen und Löbtau den Herd des FeuerS mit nicht weniger al« fünf Schlauch leitungen so energisch an, daß wenigstens da« Erdgeschoß de« Gebäudes erhalten werden konnte. Die Stockwerke brannten vollständig aus Nach der übereinstimmenden Aussage mehrerer Personen lohte die Flamme schon vor dem AuSbrnch deS GrcßseuerS in dem Contor de« genannten Etablissements aus, wurde aber sofort unterdrückt. Dieser Um stand sowohl, als auch da« kurz daraus in allen Sälen gleichzeitig aujtretenbe Großseuer lassen daraus schließen, daß im vor liegenden Falle vorsätzliche Brandslijlnng vvrlicgt. DaS Feuer ergriff auch das Dach des Fabrikgebäude- und zer störte d>c;es, sowie die FabrikalioiiSräumc der ersten Etage mit ihren wcrlhvollen Ma>ch>ncu und den Waarenvorrälhen. Entscheidungen -es Reichsgerichts. (Nachdruck verboten.) l-. Leipzig, 3. September. Kartenkunststücke zu machen ist gewöhnlich eine Vcjchaftiqung derienigen, die anderen die Feil aus angenkhnie Weise vertreiben wollen. Der Oelonon» Xaver Grober in nonzenderg benutzte, um da- Angenehme mit dem Nütz lichen zu verbinden, seine Fenigkeiien in dergleichen Kuiistsliickcheu nicht nur zur Unlerhallung seiner lieben Zechgeiiosje», sonder» gleich zeilig zum bequemen Erwerb. Er kam aber hierbei i» Eviiflicl uni dem Straige'ry und balle sich später vor dem Landgericht Augsburg zu verantworte». Wahrend Lle Anklage ursprünglich aus Grund de- 8.234 (gewerbsmäßige« Glücksspiel) erhoben worden war, wurde Grober schließ- lich wegen Peinige» zu einem Monat Gesüngniß oerurtheitt. Der Sachverhalt war ivlgrnder. Zn «nein WirlhShaus« zeigte der An- geklagte allerlei jturlenkunslslucke. Einer der Aaweienden, »in gewisser E. bezweiielle. daß Grober eine Karte, die in seiner Abwkienheit berührt werde, derauSfinden könne. Grober be hauptete dagegen, er sei hierzu im Stand». E. schlug nun vor, sie wollten beide einen Einsatz mache«, und wen« Grober die berührte Starte errathe, so solle ihm der Einsatz zusallen, andernfalls dagegen ihm, dem E Grober legte drei Häuschen Karten aus den Tuch und versichert», er werde ichou veriiiüge seine« sehr gut ent wickelten Geruchssinnes die berührte Karle herauSsinden. Merk würdigerweise sand er die berührte Karte heraus und strich den Ein satz eia. Sein Partner E. sand die Sache interessant und machte abermals einen Einsatz. Grober gewann wieder und batte schließlich, da E. hartnäckig aus der Wiederholung de« Kunststück«« bestand, schließlich dem E. 60 abgenomme». Wie hatte nun Grober säst zedesmal die besührte Karte errathen können? Er hatte eiiisach unbemerkt Uber zwei der karlenhüuscken «in Kopf- haar gelegt und au» der späteren Lage desselben gesolgrrt, welches der beiden Häuschen berührt worden war. Lag da« Haar noch an derselben Stelle, so folgerte er daran«, daß das dritte Häuschen bs- ruhrt worden war. Zn der Hauptverhandlung vor dem Landgericht« erklärte E, daß er sich bei Kennlnlß dieser Manipulation gar nicht ans das Spiel eingelassen habe» würde. — Grober wnrde wegen Betrug« verurlheilt, weil er ein« besondere Fädigkeit, berührte Konen zv errathen. vorgrsplegel« und die wahre Tdatlache. daß er sich eines Haares bediene, unlerdiückt und sich unter Schädigung de« Vermögen- Lei E. einen widerrechtlichen vermögenSvorlhetl ver- schasst halte — Zn der von ihm gegen da« Urldeil eingelegten Revision behauptete der Angeklagte, E. sei selbst tchuld daran, daß er so viel verloren habe. Dertrlbe sei über da» Errathen der Karle» immer so sehr »n Elser gerathe», daß er immer mehr setzte. ES habe sich überhaupt gar nicht um ein Glücksspiel, sondern nur um eine Welte gebandelt, deren Ausfall nicht vom Zufall, sondern von seiner Ge schicklichkeit abgebaiigen habe Sein Gehtimniß zu offenbaren, habe er gar keine Veranlassung gehabt. Ueberdie» hätte, so meint« der Revident, die Vernunft ledem lagen müslen, daß e« sich hier um einen ttunsigriss bandelte. — Da» Reichsgericht konnte jedoch dein Manne nicht Helsen. ES verwarf die Revision al« unbegründet, La der Betrug einwand-srei seslgestellt «nd »4 gleichgiltig sei, ob Glucktspiel oder Wett» Vorgelege» habe, denn durch leinen Kunsl- grifs sei der Angeklagte von vörnherrk» td eiaer günstigere» Lage gewesen. L»nA und Wissenschaft. - Oliveiro M-etin«. Mit dem Tod« des k«r»ltch i« »S. LebenSiahr, z» Lissabon verstorbenen Dom Pedr» I. Olivelr» Martin« b-i Poriagal «in» seiner yrrvarrageiidsita und pvpul-efte» Persönlichkeiten verlöre». Vlivetra Martin« genoß «ls Politiker wl» al« Schriftsteller im ganten Laub«, in der parlameuiortsche» edeniowodl »>e in d«r liierarilchen Welt. In der hohen G«,«>jch,st nicht minder al« in den «nteren BolkSschichte» nngetnöhvtich«» Ansehen. Seine ganz« Lebenlih-tiqkrit trug da« Gepräge der lauterste» Neblich- keit und edelsten Hingrbnng an ident« Ans,ob«, der Aufklärung nn» de» Patriotismus. Ein Mann von anberorteakticher UrbeitSkrni«, bethäliate er sein« bebentend« Begndnng »ns »«rschteden«» Gebieten de« öffentliche« Leben« »ob »er Literntur. Sein« »ublieistiich« Lhätigke» begann er in Oporto, wo er durch «in« Reih» non Jahren «in Blatt heraulgab. Io die Eorte« wurde et vom watbeziek« Darr» «nllendet Mitte» in einer eitrigen »artamenlarischea uud »ndiieiftiichea Bkichastigung sand er auch Mu»»,, größeren literarisch«, SchNpsnnge», uiiler weichen seine Schrisien aber Lamoen'S Lusiadeo, „Porlagat »,ß der Soc>ali«muS", „Geschichte der iberische« Einillsiti««", „Der Helle« nisniu« und die christliche Eivillsation" und die „Geichichte Partuaal«' erwähnt sein mögen Bi« zum Lode hatte» th» liternrisch« Pt仫, welche historiiche Fragen zum Gegenstand« ha«»», beschäftigt. Ltiveira Martins war Gebeimrath de- König«, der ihm grob« Ver ehrung und nnbeschränkieS vertrauen eulgegenbrachte und auch an seinem Krankenbett« erichien. Der Hingang de« hervorragenden Manne- wird in ganz Portugal tief betrauert. Bei seinem Leichen- begängnisj, waren der Hos, die Eorte«, politische, wissenschaftlich« und industrielle Körperschaften, Ardelter-Genossenschafirn n. s. w. vertreten. An seiner Bahre sprachen n. U. auch zwei Arbeiter, welch« der Verdienste, dl« er ihrer Elast» geleistet, mit wann«» Worten gedachten. Sport. s Der Leipziger vlcycleclub „Sturmvogel". Vo«dt»vereln de- deutschen Radsahrer-Bunde-, feiert Sonnabend, den 8. und Sonntag, den 9 d. Ml-, sein zehniährige« Ltistnng-fest. Nach den getroffenen umfangreichen Borbereltungen dürste diese Judelseier auch in weiteren Kreisen Interesse erwecken; die Mit- gliedrr deS deulschen R-B. versammeln sich am Sonnabend, den 8. d». im Saale Bonorond zu einer Feslseier mit aoschlt,hendein LommerS, während am Sonntag II Uhr ein Preircorjo durch bi« Straßen (laut Placatanschlag) statlfiudet. Nach den bi- zur Stund« ringelausenen Meldungen verspricht derselbe ein prächtige» Schauspiel zu gewähren. Am Sonntag Nachmittag finden sodann noch die großen Herdjttvelljahren de» Sparlplape« statt. sknßei t» etnem schwedischen Heilgymnasten »nd einer schwedische» Heüghmnnsti» ihr« vertreluug. Frsquea» in den vider» »nd Lnrnrt«» »ach den oenestea Evrllstea: Herrmann-bad Lnnsigk 56S Personeu: Vtajewitz KM Parteien; Loschwt» 5L6 Parttlen; Weißer Hirsch 1589 Varieie» mit MOV Personen; vtihln» 1L4 Pnneien; Klotzsche 580 Pnrteien «ft ILOI Personen; Gottlenb, 845 Parteien mft 4L? Personen; Pär«»h,r> 96L Parteien mit 1848 Perionen; Schon»«» 8914 Enrgäst» nn» 18089 Personen mit vorüber- gehende« Insenthalt; Bad I l ft «r 8016 Parteien mft 4WS Personen und 1L9I Personen «U norühergehen»«« Anseuthalt; Snlaa 1861 Lnrgäft«; «armisch 4888 Perlon»»; Schrei»,rh«, VI88 Per- so,«,; Heltzdi«»» 9S86 Persdnin; Snrlßbnh »»918 Pees,»«,; M.rienbn» 16888 Parsone». Lader, Sommerfrischen und Reisen. * Zu den mit Vorliebe ausgesuchten vaterländische» Eurorten gehört unstreitig das in dem ro,nautische» Zichopauthal« gelegene Wlesenbad, dessen Quelle schon seit dem Aussage de« sechzehnten Jahrhundert« zu Heilzwecken dient. Während aber ln den früheren Jahrhunderten nur vie nähere Umgebung der Heilquelle Leidend» zuiüvcle, suchen deute bei der Bequemlichkeit de» Verkehr« au« den enllrgknsten Theilen Deuischland« Krank» und Erdolung«bedürstige dieie« idyllische Gebirgsbad auf, um hier durch entsprechende Badecur und Auseiilhalt in der herrlichen WalLlust Genesung und Stärkung zu fiiibrn. Der ringsum von bewaldeten Bergen eingeschlosteoe Eurort bietet Schutz gegen rauhe Winde, so daß trotz der Höhenlage von ca. 450 »> über dem Spiegel der Osstee in Wlesenbad ein relallv milde» Klima vorherrschend ist. Dabei bat man Gelegenheit, schön« Spaziergang» »u unternehmen. Bei ungünstiger Witterung bieten Lesezimmer, Billard und kleiner« Zimineripial« genügend« Mittet zum Zeitvertreib. Di« Quell« (S>. Jod»- oder Sophien- quelle) ist 23 Grad 6. warm und bat selbst während de« vorjährigen trockene» Herbstes in der Ergiebigkeit keine Einbuße erlitten. Die Hauptbestandlheil« de« Wasser« sind: Kohlensäure, Kochsalz, kohlen- saure« Natron, kohlenlaurer Kalk, schweselsaure» Natron und kohlen- lanre« Elsenoxydut. Dt» Eurzett währt blS End« September, jedoch finden Recoavale-centen oder chronisch« Krank« auch außer dieser Zeit Aasnabme und Behandlung. Da« mit Post- und Telegraphenaint, sowie Fernsprecher nach Aauaberg, Edemnitz, Leipiig. Drelden, Berlin rc. autgestattet« Eur'wtet, Besitzer, Herr vr mell. Ioslonek, bietet in drei verschiedenen Gebäuden comiortabel eingerichtet» Wohnräum«, und der Pächter de« Etablissement«. Herr G. Hajeloss, ist bemüht, seio« Säst« ans da» Beste zu verpflegen. tz. Di« oene Wasserheilanstalt de» Hotel« and Cur- Hause» Lt. Blaste«. „St. Blasien dal keine anderen Hellquellen alt Lust. Wasser und Taunendüft», allein die« ist dlnreichead kür seine Gegenwan, und «» wird auch sein« Zukunft haben", also loutat« vor bald dreißig Jahren die Provdezeinng eine« bewahrten Schwarz- waldkenner- bezüglich der Zukunft St. Ltasiea». Und fürwahr, seine Vorou»sag, ist in Erfüllung gegangen. Immer mehr drängt« dt« Entwickelung de« Lurortet zur Schaffung von Gast- und Wohn häusern zur Unterkunst jür bl« Gäste, immer mehr gelang w, durch I Verbesserung der Einrichtungen die mächtigen Heilsactoren eine« »»«gejprochenen Höhen- und Waldkllma« in au-gikbigsler Wels« zur Wirkung zu bringen. Aber noch fehlt« di« Mögllcdkett tiner au«- gedehnleo Verwendung de« Wasser». Wohl waren bi- zum Jahre >892 zwei guteing,richtet« Douche- und Badedänser im Orte vor handen. auch fehlte e« tu einzelnen Häusern nicht an Badegelegen beit, allein dem von Jahr zu Jahr in immer gröberem Maße sich steigernden Bedürfnisse de- größeren Publicum- war damit kein«»- weg« Genüge gelaistet. E« muß daher ai» et» glücklicher Gedanke bezeichnet werden, daß da« „Hotel und Lurhou« Dt. Blasien" sich lm Spätjadr 1883 entschloß, an einem seiner ichönsten Plätze hinter dem Lurdaus ein« vollständig neue, den wissenschaftlichen Anfor derungen der Neuzeit in jeber Weise «ntlprechend« Wasserheil anstalt zu erbauen Dieselbe, ein »weistöckige-, 28 m lange», 80 oa breite», vlllenartlqe- Gebäude, ist durch gedeckte Gänge mit dem Eurbaus-An- und Hauvlbau und durch diese Gebäude wieder mit der Friedrich-Luisen-Ruht verbunden. Di« Anstalt steht unter Oberleitung de- Lu» und Hotelarzte« Vr Determann, sie enthält eine Herren, und Lamenabtdellung und ist mit einer größere» Anzahl von Sool« und elektrischen, medicamentölen und anderen Badern, darunter Moorbäder und Touche», sowie Apparaten der verickiedenslen Art versede». Schwedische Heilgymnastik und Massage kommt in «iaem besonderen Saal« znr Ausführung »nd Vermischter. Heber einen freien Di-c«Isto»-ab«ntzt» Anarchist« n- rkntz, wie er nach dem „koc." jeden Sonnabend Georgenkirchstraße Nr. 6» in Berlin «bgebalte» wecdan soll, lchreibt ein verichierstaiter: ..Da» Elnbloeai ist «in« Destillation nieder«» Range» im Erdgelchoß de« Hause». Ich »rat am letzte» Sonnabend in da« Local ein an» sroglr, w, wdhl di, Ver;«mmlu»g wäre „Bei mir findet kein« Neriammlnng statt" verletzte der mit blauer Schürz» und Holzpantoffeln angethaue Alrth, mich von oben bi» unten inißtroulich musternd. Ich zeigt» ih« die Anzeige im „Soc." nn» versichett« idm, daß ich kein „Spitzel", ioadern «in harmloser verichlerstaiier sei. Der gut, Mann schien mir zu glauben, denn «r »>,t mich nach einem kleinen Hlnlerzlmmer. I» diesem saßen etwa 30 zumeist noch sehr lugendliche Männer theilt um «inen Lisch brrn», theil» u»s danebenliedenden VLnke«, ttanken vier, rauchte» Ligarren und unterhielten sich Dir Unterdallung dredi« sich, al» ich elntrat, um bi» Verhaftung der Anarchisten SLLiv«. Dröger nud Genoffen. Ein junger, sebr nett gekleideter Mann, erzählte gerade, wie ihn drei Geheimpolizisten, mu Revolver bewaffnet, aut dem Bett berau» verhaftet däftea. Einig» ;unge Leu» waren fast stutzerhaft gekleidet. Sie trugen goldene Pincr-nez und goldene Ring« an den Fingern, ihr» Svrache war sehr gewählt, so daß man sie weit eher für „Bourg»oi».Löh»chen", al« für weltumstürzende Redolutio»air« halten konnte. Unter de» Anwelenden bemerkte man auch ein» »och ziemlich jung» Frau, augenscheinlich die Göttin eines der „Lliidimtglieder", wenn man sich jo auSdrilcken dort. Da» Bier. lelbstverstänbllch verrufsrele-, credenzte ein bübiches, geschmackvoll gekleideie« junge« Mädchen, wadrscheinlich die Tochter des Wirihs, da- vennulhei« ich, weil die junge Dame ei» kleine- Trinkgeld, da» ich idr geben wollte, mit freundlichem Lächeln ab- lednt«. Rech» vortheilbaft unterschied sich da- Benehme» der zumeist noch sehr jungen Arbeiter gegen den Tan, den man lonst wohl ln Berliner Kellnerinnenkneipen beobachten kann. Obwohl an den Wänden de- Local« außer einem Blldniß Laffalle'- seuerroid» Plakate «u einem Stiftung-fest »nd zum Tanz «niluden, so lagerte »in gewisser Ernst aus allen Gesichtern. Ernst war auch die U»l«r- haltung, ebenso ernst auch «Ine Besprechung über den Anarchismus und dessen Verwirklichung. Al« dabei einige Mal die Anrede „Herr" gebraucht wurde, bemerkte eia blutjunger Anarchist, dem Redetalent nicht abzulprechen war, daß laich» Anrede mit Lea nnarchisiilchen Grundsätzen durch»»« nicht zu vereinbare» sei. Dieser „Ruffel" wirkte, und sofort war die gegenseitig, Anrede: „Genosse" und „Du". Ich erinnerte mich diekbri lebhasi an den »n August >888 aut dem .,Platte», berg" zu Zürich siatigesundknk» international«» Anarchist«,ironoreß, aus dem man selbst die Berichterstatter der „Bourgeois-Zeitungen' mit dem traulichen „Du" oder „Du" anredeie. Die Frage drehte sich am Sonnabend bauvisächlich darum, »d die Arbeiter in sr«,«n Gruppe» oder in iestgeichlossenra Organisationen sich zum ökono- iniichen kompie vereinigen tollen. Einig waren die Redner in der Verwerfung der „Propaganda der Tdat". Wen» Jemand au« Hunger zum „Mundraub" seine Zuflucht nehme, so sei dagegen nichi« einzuweiiden. e« sei aber et» Wahnsinn, wenn sich ein Einzelner für die Menichdeil ausovirre, zumal di» große Masse den „Märtyrer" nur deschunvse. Auch sei e» zu bedauern, daß dem Heuter eine Anzabl Genossen veriallcn wäre», di« durch idr» Thaten nicht« er- reich», wen» sie ober ain Leben und iu der Freiheit gebiiebrn wären, bedeuten» nützlicher hält«» wirken könne». In dieiar Weis« zog sich di» Debatte ol« gegen Mitternacht — und vielleicht noch lange darüber hinan- — hin. Die Atmosphäre ln dem kleinen, von Menschen überfüllte» Zimmer wurde so entsetzlich schlecht, daß ich kurz vor Mitternacht dem Berliner Auarchiftenctub den Rücken kehrte." vtnge«, 8. September. Elm gestrigen Sedantage war der Niederwald und da« Nationalreukmal aus demselben bei dem schönen Wetter zwar zahlreich besucht, aber patrio tische Kundgebungen an dem Denkmal fanden nur ganz ver einzelt statt, so z. B. durch Absingen eine» vaterländischen Liede» durch einen gemischten Chor und durch Niekrrlegung eine- einzigen Kranze« seiten- eine« älteren Herrn, an scheinend au- Norddeutschland. Kriegervereine und ähnliche nalionale Verbindungen scheinen gänzlich gefehlt zu haben. — Angesicht« der von einem Pester Blatte verbreiteten Gerllchte über die ungünstigen Bermögen-verbält- nissr de» Maler» Munkacsy bat dir Gemahlin desselben an den „Pester Lloyd" eia Schreiben gerichtet, in welchem sie mittdeilt, daß diese Meldungen jeder Grundlage entbebren, da Munkacsy immer nur so viel au<gegeden habe, al« er verdiente, und daß er auch in Zukunft diese- Princip zu Besitze in Luj Thierleichen und Trümmern angefillt. Man befürcht« zahlreiche Verluste an Menschenleben. befolgen gedenke. Außer dem Luxemburg verfügt P „ - . . , Munkacsy noch über drei Immobilien in Frankrei Munkacsy befindet sich gegenwärtig zur Feier der diamantenen Hochzeit seiner Schwiegereltern in Colbock. Er arbeitet egenwärlia an einem neuen großen Bild, welche- «inen lre>k darstellt. — Landau, 4. September. Nach hier eingetroffenen Drahtnachrichten au» San Antonio haben die Flüsse Leons, Sabina und Saco infolge heftiger Regengüsse die Dämme durchbrochen unv in ganz Texas furchtbare Ueber- schwemmungen verursacht. In San Antonio angekommeur- Zug-personal schildert di« Verheerungen al« jeder Beschreibung spottend. Die Ueberschwemmung erstreckt sich volle 100 Meilen zu beiden Griten de- Leona. Da- Wasser reicht heute ki ll de» Spitzen der höchsten Bäume: selbst hohe Prairie- lateaux steheu lies unter Wasser. Die Flutheo sind mit — New-York, 4. September. (Telegramm.) Li« Zabl der bei den Wald branden in Minnesota um Wisconsin ulngekommeneu Menscheo wird nach dem letzter t. Da« Feue, chaften find den umschläa». M«, illiger Hand ge- ndstifter entdeckt letzter Dradtberichtt aus 1200 bis 1500 geschätzt Da« Fem, wülhe« fort, und noch viel« blühende Ortschaften find den sicheren Unlerganz« geweiht, wenn der Win» umschlägt. M», glaubt, baß der ungeheure Brand von böswillig legt worden sei. Zn Washdurn sind 5 vrandst ^ und verbastet worden. Man befürchtet eia Lynchen in großem Maßstabe. --- Eine ehrliche Hnnl ist e«, von welcher der Stadt- Magistrat Hof in Bayern mit einer Einlage von 7V ^ f,l> grnven Brief erhielt: .Kempten, 21. August 1894. Hoch- wohUöblicher Stablmagistrat! Einsender Liese« bittet gutigst um Entschuldigung, den Hochwodllöblichen Magistrat mit Angelegenhcitei, (da Einsender nickt weiß, ab dieselben rer Magistrat oder Polizei-Amt gehören) zu belästigen. seover war im September 1872 (!) al- Handwert-bursche i, Hos, blieb damals sein Nachtquartier schuldig im Letraz von 2V Kreuzer. Einsender diese- kam bi- jetzt niihi dazu, tbeil- au- Nachlässigkeit, theil« au- Nichtkönnee, seinen Verpflichtungen nachzukommea, will» nun jezi thun. Die Wirthschaft war «in Verkehr für reisende Han», werk-burschen, lag, voa Bayreuth kommend, an der Straß« links, an einem größer» sreien Platze, der Besitzer war schc, ein älterer Mann, mit Namen, wenn ich nicht irre — Dchmik — oder hieß der Platz Sckmidplatz. Sollte also dieser Heu oder eine- seiner Angehörigen nock dort sein, bitte ich de Briefmarken an Zahlung-statt zu übergeben, wenn nicht, da«, für dir Armencaffe zu verwenden. Einsender möckte sein, Schulden loS sein. Bitte nochmal» um gütige Nachsicht um danke zum voraus für die Erfüllung meine» Wunsche« Hochachtungsvoll N. N." Da der Eigenthümrr jener Wiriß- schasl nicht zu ermitteln war, siud dl« 70 Pfg. der Armem cass« zugewtesen worden. Literatur. Der Wat-mann. Blätter für Jäger und Iaghfrennd». verly von Paul Wolis in Blaiewin-Dre-den. XXV. Baad. Nr. 48. Inhalt: Krnka-Hcbler S absolut günstigste- Hohlaeichoß. Bo» v. Hohenderq. — Nekrolog. — Bereln-nachrichten. — Mannlg- faltige». — Illustration: 3 Figuren zu dem Artikel: „kriika- Hebler'» absolut glmsiiasle- Hoblgeickoß". — 8 Rehgehörne, de», Träger Herr Leverku-.Leverkuieu auS Bonn aus brr H,cr;ch«st GM, Nieber-sierreich, im Mai 1894 erlegt«. Nach einer Pdotograplne. — Jagdlckloß Iaidbos der Herrschaft Gsöhl i» Riederösielreicki Nach einer Photographie. Nach Schluß -er Nedactiou etngegangen. -8- Leipzig, 5. September. Hatte man anfangs geboffk. da« Leben de», wie an anderer Stelle gemeldet ist» gestern durch die Hand dcS Meuchelmörder» schwer verwunde!«» Direktor» der Leipziger Baumwollspinnerei Herrn Peger zu erbalten und war auch durch die Bemübungen der Aerzle alle« Mögliche geschehen, um da- Schlimmste von dem Be- dai ern-wertben adzuhalten, so erwiesen sich doch alle Be mühungen al- nutzlos: noch in der 10. Abendstunde ver starb Direktor Peger an einer durch den ihm beigebrachten Schuß bedingten Herz- und Lungen- l ä h m u « g. * Berlin, 4. September. Die „Nationalliberale Eorre- spondenz" sagt, man scheine nunmehr den November Zeit der Einberufung des Reichstag» i» Autscki genommen zu baden, nachdem noch vor «inigen Wochen, w» sie bestimmt wisse, «in frühzeitigerer Termin beabsichtigt war * kinig-berg, 4. September. Nach der Enthüllung de« Kaiser Wilhelm-Denkmal« fand heute im königl Schlöffe die Nagelung und Weihe der dem 1. Leib- Husaren-Regiment Nr. 1 verliehenen Standarten statt. Bei der Nagelung schlug Sr. Majestät der Kaiser den ersten, die Kais, rin den zweileu Nagel eia, den dritten Nagel schlug der Kaiser Namens der kaiserlichen Prinzen ein. Weitere Nägc! wurden von dem Kricgöminister, dem GeneralstabS-Ehcf, dem Brigake-Commanveur, dem Negiments-Commandeur, sovie dem Waldmeister und Gtandartenträgrr eingeschlage«. Hieraus hielt Le. Majestät eine kurze Ansprache, auf welche de: Regiment--Eommandeur unter dem Ausdrucke des Dankü erwiderte. Die kirchliche Weihe vollzog der Oberpfarrer dct I. Armeecorp» v. Heine. * Köntg-derg, 4. September. Der König voa Sachse, traf um 7 Uhr 37 Minuten hier «in und wurde vem Kaiser in der Uniform seine- sächsischen RegimeutS Nr. lül auf dem Bahnhöfe empfangen und nach dem Schlofft geleitet. Da» Publicum begrüßte die Monarchen begeistert auf dem ganze» Wege. Zm Schloff« empfing di« Kaiserin de» König von Sachsen auf da« Herzlichste. Um 8 Uhr war Tafel, um 9 Uhr im Schloßhofe Zapfenstreich. Die Stadt ist herrlich illuminirt. städtckrnl Aber wir werden noch andere Wunder in diesem Sckwaben erleben. Erinnern wir bicr nur nock daran, daß in Marback einer der gefeiertsten Reckl-lehrer Deutschland«, Karl Georg Wächter, l?9? geboren wnrde, der mit 23 Jahren schon Proseffor der Rechte in Tübingen ward und zuletzt unserm Leipzig die Ekre angelhan hat, bier di- zu seinem Tode im Zabre 1888 mit unverwüstlicher geistiger Frische zu wirken. Wir dürfen nickt verschweigen, daß sich Marbach auch rübmt, die Schriftstellerin Ottilie Wildermuth in seinen Mauern zwar nicht geboren, aber dock aufwachsen gesehen zu haben; manche ihrer Erzählungen, sagt man, wurzeln >n dortigem Grund und Boden Freilich bat sie ,m Lande viele Gegner, die ibr die unliebsame Schil derung schwäbischer Pfarrhäuser al- eine Schmähung vor- wersen , ihre Freunde sagen zu ihrer Entschuldigung, es gebe wohl bier und da ein Vorbild zu solchen Gemälden, sie habe aber verallgemeinert und übertrieben. Zu all meinen Studien und Wanderungen im Städtchen batte ich die Freude und Ebre, in dem Herrn Stadt» sckiiltbeiß Haffner den gefälligsten Fübrer zu haben. Mit unermüdlicher Sorgfalt waltet dieser Herr nickt nur der Interessen der Stadt, sondern auch de« Eultu« Friedrich Schiller», wie er auch an der Spitze de- am 18. Juni 1835 gestifteten Schillerverein» steht. Herr Haffner kann sich wabrdast glücklich und stolz schätzen, unterzeichnen zu können „Stabt- und Schillervereinsvorstand zu Marbach". Beglückt fühle ick mich selbst noch, wenn ick der bald weihe vollen, bald Keilern Stunden gedenke, dir ick in der Gesell sckaft de» Herrn Vorstand» bier verlebte. Auck der Humor sollte ibnen nickt schien und, ganz wie in Nürnberg, au« meiner sächsischen Hcimatb derüberweben. Wir saßen am Abend in inunterem Gcspräck »in der Post" bei einem Glase guten, schwäbischen Deine», es war Markttag gewesen, wozu natürlich auch „musikalische Unterbaltung" dergewandert war. .Ein wantcrnd Leben gefällt der freien Sängerbrust, d,c Kunst, die mir ein Gott gegeben, sie sei auch vieler Tausend Lust", so sprach Arion, der Töne Meister, so meinte auch di« Sängerinnen-Gesellschaft, die eben in die große Gaststube nebenan eintrat. Nun, wa« „Kunst" und „Lust" betraf, so wollen wir da» nicht so ernst nebmen, aber die vorgetragenen Lieder brachten Leben in die Gesellschaft, unter der sich diel andel-reisende befanden, und al« nun unter Harfen- und Zeigrnspiel die Sängerinnen in vollen Tönen den Refrain „Der Fritz! der Fritz!" erschallen ließen, da fielen die Gäste draußen alle jubelnd mit ein: „Der Fritz! der Fritz!" Die Sängerin trat darauf mit ihrem Notenblatt zu un« herein, um wie Uriva „mit Schätzen reich beladen", beimkebren zu könneo. „Wo sind Sie denn der, Fräulein?" fragte ich. „Au- Annaberg in Sachsen", war die Antwort. Also eine Landsmännin und nock dazu eine, die nickt „Bliemchen- deitsch" sprach, denn st« war au» dem Erzgebirge; welche Ueberraschung im fernen Marbach! Aber ich sagte schon, e« besteht eine gebeimnißvolle Sym pathie zwischen Sachsen und Schwaben, von dem Liede batten wir nicht« verstanden, aber der Refrain, mochte er sich beziehen auf wa« und wen er wollte, «r Var kein bloßer Zufall. Es -lebt keinen Zakakl; Und wa» uns blinde» Odnaeftlbr nur dünkt, Gerade da- steigt au» de» tiefste» Quelle». Wer sagt da»? Der Fritz in seinem .Wallenstein". Ja, der Fritz, so wurde der Dichter de« .Wollenstem' in diesem Marbach gerufen, al« er noch, rin zarte» Kind, auf Mutter- armen getragen wurde, al« er. mit deu kleinen Händchen, wie die Kniker zu tbua pflegen, sich an dem Kleid« der Mutier sesthaltend, an ibrer Seite durch diese Straßen ging Der Fritz! Sein Name übertönt dock Alle- hier. Trete, w,r ein >o da« kleine Hau-, >a dir kleine Stube, wo er mit seinem erste» Schrei deu Eintritt in di» Welt bekundete. Unwillkürlich ersaßt un- ein frommer Schauer. Keine- der damals Anwesenden bat auch nur leise geahnt, nr welch' wundervollen Harmonie», zu welch' erhabenen Gesängen und Dichtungen sich einst dieser Schrei gestalten würde. Und nun ist Alle- erfüll». Alles vollendet, wa« „damals noch im Zeitenschooße ruhte", und wir sieben dank bar und begeistert an der Stelle, wo «inst die Wiege de« Gottbegnadelen stand und da- Auge der Mutter beglückt aus dem kleinen Fritz weilte. Mich aber trieb es bin zu der zufällig — e» giebt leinen Zufall! — offenen Kirche und. seinen Namen sprechend, taucht« ich die Finger in da« Taus decken, au» dem er ,hm «inst gegeben wurvr. Bei einer anderen Gelegenheit will ich von all den Reliquien sprechen, die jetzt da» Geburt-bau- birgt, und von der schönen jährlichen Feier am Geburtstag« de« Dichter«. Nur Eine», da- ich versprochen habe, will ich noch mittheilen. Zm Jahre I69Z hatten die Franzosen alle Glocken aus dem Thurm der Alexanderkirche geraubt bi- auf eine, zu dieser hat sich nun die sogenaante Schillerglockr gesellt: st« wurde zur Feier de- lvviährigeu Geburt-feste- von dem Comit- dr äu« Deutschen bestehenden Schillerverein« in Moskau gestiftet. Zm August 1860 kam sie in Marbach an und wurde am 11. November z»m ersten Mal« eine Stunde geläutet. E« ist der Wunsch de- Eomits«, daß dieselbe an Schiller« Geburt», und Todc«taa je ein» Stund« geläutet werde. Dieser Wunsch wird treu erfüllt. Ehe wir nun Marbach verkäste», begrüßen wir ibn selbst noch. Denn er ist wieder erstanden in der vollen Wahrbeit seine« Wesen». Unfern der Stadt steht dir Schillerhöbe, e,n freier Platz über dem Neckar, und auf derselben, um» rabmt von Platanen und gärtverisckrn Anlagen, da- wohl schönste Standbild de- Dichter«. Ti« Errichtung desselben bat der Stadt viel Sorgen gemach«, es ist eine Art Leiven-geichichtr, wie auch di« de» Erwerbe- de- Hause«. Genug, es ist ja Alle- erreicht Der Bildhauer Raa, der es schuf, ist nn geborener Württemberg»; bald nach Vollendung seme- MeisterwerkcS starb er, jung noch, an einem Hirnschlag am 24. August 1875, er konnte die Einweihung de- Denkmal-, die am 9. Mai >876 stattfand, nicht mehr erleben. Gegossen, wurde eS von Pclargu- in Stuttgart. Wir sagten, es sei wohl da- schönste. Herr A. Kautter nennt es „eine wunder- bare Verbindung voa Dabrbeit und Dichtung, von Zeeal und Leben". Und so bingestellt aus den schönen Platz mil der Aussicht über den Neckar hinüber nach Ludwig-burg und weiter hin, lockt eS die Bewobner zu sroher Feslseier uud in stillen Tagen den von fernher kommenden Wandrer zu sinnender Betrachtung. Za diesem Denkmal ist auch der Krieg-gräurk von 1693 gesühnt! E« ist auS französischem Kanonenmrtall gegossen, der Siege-beute von 1870. Der deutsche Kaiser bat letztere« geschenkt, der Prenßenkönig, der in demselben Schlöffe von Versailles, von wo Ludwig XIV. seine Blutbesehle an seine Feldherren nach Deutschland abgeschickt batte, sich dir Kaiser krone al- da« Symbol der deuticben Einheit und Machtfüüe auf da» Haupt gesetzt hatte. Ueber die Wort« „Welche Wen dung durch Gotte« Fügung" lächeln die Franzosen al- Jünger Voltaire-. Schiller, der bier oben über der Stadt steht, die voa den Soldaten Ludwig- verwüstet wurde, sagte: ,T e Weltgeschichte ist das Weltgericht!" Wollen die Franzosen auch da« leugnen? Mögen sie r« Wohl erwägen! Sir besitzen eine au»ge- zrichnete Uebersetzung der Werke Schiller« von Regaier, darin steht auch die „Jungfrau von Orleans". Wollen sie denn niemals erkennen, daß zu der Zeit, al- Schiller seine Ehren rettung ihrer Märtyrerin dichtete. Niemand in Fraakreit. selbst nicht in Orlean« mehr ihrer gedachte? Uud am 23. August diese« Jahre« bat man in Domremy bei dem großen Wallfabrt-frste neben den französischen Fadaen an» russisch» ausgestellt! Franzosen, denkt an Sch'llrr und wall fahrt nach Marbach U
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder