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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.09.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940906021
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894090602
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894090602
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-06
- Monat1894-09
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S4S0 wurde Alle« kurz und klein geschlagen. Der Schade» wird aus 8V0 000 Drachmen geschätzt. ^1» dem Gediud« desandea sich blo» vier Angestellte. Die Verwiiiluag dauerte eiue goaze Staude, aber di» Polizei und soustige Behörden erschiene» erst, al» Alles vorüber war, und nu» beqabeu sich die Lssiciere, uagesttirt und aemeivschastllch, nach ihrem Klubhaus«. Di« Ursache de« Ueber- sallcS waren hestige Aufrisse der ,,'Akropolt«" gegen die Osficier« wegen der gewaltsamen Handlungen, die sie sich iu Athen zu Schulden kommen lassen; e« soll bei diesen Angriffe» überhaupt gegen die Armee losaeschlaaeu worden sein Der Ueberiall uuo war io dem militmrilchen Club von allen Lificiereo, di« sich »ur Zeit i« Athen befinden, in aller Form vorbereitet worden. Die Regier ang hat erklärt, sie wolle den wilden Zuständen, die im Heere hrrrschea, ein Ende bereiten. Ja der Stadt herrscht große Aus- regung und die Einwohner äußern sich scharj gegen dt« Bemalt- »hat,» der Lfficiere. Dagegen sind die Stimmen der Presse getheilt. Die Bl Itter, die zu TelyanniS halten, suchen aus Angst oder Bedürsniß der Armee zu schmeicheln, die That zu entschuldigen. Andere Blätter sprechen sich abiällig aus und erklären, weit ent fernt, der Armee eine Genualhuuna zu verschaffen, habe ein« solche Handlung einen Flecken aus die Ehre des griechische» Heer,« ge- worseo. Eiu «ndgitlige» Unheil in dieser peinlichen Affaire jetzt schon abgeben zu wollen, wäre verfrüht, jedenfalls muß man erst Genaueres über die Vorgeschichte derselben abwarten. Indessen scheint es, daß die Schuld aus beiden Seiten zu suchen und daß auch die Regierung von einer ideellen Mitschuld nicht sreizusprechen ist. Daß in der griechischen Armee Zu stände Kerrschen, die mildem militairischen Geiste, wie wir den selben verstehen, nicht in Einklang zu bringen sind, ist schon langst bekannt: brutales, gewalttbätigeS Austrelen der Civil- bevolkerung gegenüber und Mangel an Diöciplin in den eigenen Reihen, das sind so einige Zeichen der regierungs seitig selbst zugestanvenen „Verwilderung". Andererseits aber muß zugegeben werden, daß in Griechenland, wo der Parteigeist das ganze öffentliche Leben durchdringt, unterwirft und tyrannisirt, e« für den militairischen Factor doppelt schwierig ist, sich neutral zu verhalten, zumal da es an Provo- caliouen nicht zu seblen pflegt. Letztere stehen namentlich aus dem Conto der Presse, die in ihrer Kritik einzelner Ausschrei tungen über baS Maß de» Erlaubten weit hinausgegangen zu sein scheint und die gesammle HeereSorgainsation und deren Träger in beleidigender Weise zur Zielscheibe gehässiger Angriffe gemacht hat. Diese» Mißständen hat die Regierung offenbar zu lange untbätig mit zugesehen, weil sie e« mit keinem Theile verderben wollte. Die Maßregelung de« Generals KaraiSkaki und de« Platzcvmmandanten von Athen kommt zu spät, viel mehr hätte bei Zeiten für Abhilfe der Uebelstände in der Armee und gleichzeitig für ei» energische« Vorgehen gegen die verlotterte griechische Presse Sorge getragen werden müssen. Aber die Untergrabung des Sinnes für Gesetzlichkeit und Schicklichkeit in weiten Schichten des Volkes ist eben ihrer seits wieder mit verschuldet durch da« schlechte Beispiel der Regierung selbst, die es über sich bringt, leichten Herzen« ihre ausländischen Gläubiger zu berauben und so der Welt ein arg verächtliches Schauspiel zu geben. E- trifft sich unglück lich, daß der König, augenblicklich der beste Staatsmann Griechenland«, sich gerade aus Reisen befindet und den Streit nicht persönlich schlichten kann. Aber vielleicht nimm« er Anlaß aus dem unerhörten Vorkommniß, einmal gründlich Wandel zu schaffen und sich namentlich von einer Regierung zu trenne», die seiner nicht würdig ist. Insofern hätte der Scantal dann doch zum Guten gewirkt. Deutsches Reich. Berlin, ä. September. Gegenüber den immer wieder von freisinniger und klerikaler >seite verbreiteten Unter stellungen, daß die ReichSregicrung sür jetzt aus die Durch führung der NeichSsinanzreform verzichte, möchten wir die Worte des Reichskanzlers in seiner Schlußrede bei Ver abschiedung des Reichstags in Erinnerung bringen: Tue ver bündeten Regierungen Hallen mit aller Entschiedenheit an der Auf fassung fest, baß c» im nationalen und finanzpolitischen Interesse des Reiches und der Bundesstaaten geboten ist, zur Erhaltung eines geordneten Finanzwesens die Sicherstellung vor der wechselnden Einwirkung der Ansprüche der ReichSverwaltung a» die Bilndcsstaaren herbeizuführcn. Zu diesem Zwecke läßt sich der Plan, die eigenen Einnahmen de« Reiches in größerem Umsange nach Maßgabe t«S Bedürfnisses zu ver mehren, nickt ausgtben. Die Regierungen werden deshalb nach dem Wiederzusammentritt des Reichstags von Neuem mit entsprechende» Vorschlägen hervortrete» in der Hoffnung, daß tan» eine Verständigung über die Reform und die Be schaffung der dazu nvlhigen Mittel erzielt werden wird. Q Berlin, 5. September. Auch die „Kreuzzeitung" erhebt keinen Emwand, daß der Bund der Lanbwirthe den Prosessor Friedberg bei seiner Wiederbcwcrbung um da« Mandat m Bernburg ohne Ausstellung eines eigenen Eandidaten unterstützen werde. Sic hebt zu seinen Gunsten hervor, daß er sich als Gegner de« russischen HanvclSoertragS und Anhänger der Silberwährung ge- eigt habe Unter diesen Umständen sind die AuS- lchten ans eine Wiederwahl FricdbcrgS nicht ungünstig, ob- chon die Socialdemvkraten bei der vorigen Wahl über 9000 Stimmen ausgebracht Hallen. Daneben fällt nur die freisinnige VollSpanei noch einigermaßen ins Gewicht, ver mochte aber bei der vorigen Wahl auch nicht zu verhindern, daß Herr yriedberg im ersten Mahlgang mit übe» tausend Stimmen Mehrheit durchdranz Seine Wiederwahl in Halle sür da» Abgeordnetenhaus erscheint ganz gesichert. tt Berlin, 5. September. Wenn der Buude«rath nach Wiederaufnahme seiner Berathungeu mit der Frage der Ab änderung der Gewerbeordnung sich beschäftigen wird, so dürste dabei auch eine Neuerung zur Erörterung gelangen, dir be stimmt ist, einer Härte ein Ende zu machen, welche die Gesetz geber gar nicht beabsichtigt hatten. Unter den durch die Ge werbeordnung der Einwirkung der Polizeibehörde unterworfenen GewerbSzweigen g>ebt e« zwei Kategorien. Die eine, welche hauptsächlich Ertheilung von Tanz-, Turn» und Schwimmunterricht, den Trödelhandel, Kleinhandel mit Textilerzeugnissen und de» Handel mit Sprengstoffen umfaßt, unterliegt dieser Ein wirkung so. daß die Polizei unter bestimmten Voraussetzungen die Einstellung des einzelnen Betriebes anordneo kann. Die andere, bei der die Möglichkeit der Gefährdung öffentlicher Intereffen in höherem Grade vorliezt, z. B. da« Schank- gcwerbe, ist der Polizeiaufsicht in der Weise unterworfen, daß der Beginn de« Gewerbebetriebes von einer Erlaubniß abhängig gemacht wird, die unter bestimmten Voraus setzungen entzogen werden kann. Wenn nun bei der letzieren Kategorie von GewerbSzweigen die Voraus setzungen sür die Entziehung der Erlaubniß in Wegfall ge kommen sind, so kann die Polizeibehörde aus einen ent sprechenden Antrag jederzeit die Erlaubniß zum Betriebe erneuern. Bei der erstcren Kategorie dagegen ist mit dem einmaligen Verbot des Betriebe« dessen Wiederaufnahme unmöglich geworden. Dadurch ist aber bewirkt worden, daß diejenige Kategorie von GewerbSzweigen, bei welcher die Gefährdung öffentlicher Interessen viel weniger möglich ist, harter behandelt wird, als die andere, die einer schärferen polizeilichen Aufsicht unterworfen ist. ES ist ohne Weiteres klar, daß die Gesetzgeber mit der vor genommenen Regelung der Materie eine bahinzielende Absicht nicht haben verknüpfen können. Es war denn auch schon im vorige» Jahre dem BunteSralhe der Antrag unterbreitet worden, durch einen Zusau zum tz. 35 der Gewerbeordnung dem jetzigen gesetzlichen Zustande, der sich mehrfach empfindlich fühlbar gemacht hat, ein Ende zu bereiten. ES darf wohl al- sicher angenommen werden, daß sich dieser Zusatz in der nächsten Novelle zur Gewerbeordnung vorfinden wird. — DaS Handschreiben, das der Kaiser am 2. d. o» den Geh. Rath Professor CurtiuS gerichtet hat, lautet wörtlich: „Der heutige nationale Feiertag hat sür Mich »nd Mel» Hau» »och eine besondere Weihe dadurch erhalten, Laß an demselben da« Mausoleum in Tharlottenburg, durch die trefflichen Sarkophag« Ihrer Majestäten Meiner in Bott ruhenden Großeltern verschönt, al« Stätte de« Frieden« »ad der Andacht wieder feierlich eröffnet ist. An diesem Tage, welcher Mein Herz in Erinnerung an die hinter uns liegende große Zeit und ihre hehre» Bestalte» höher schlagen macht, auch eines Manne« zu gedenken, der allezeit treu zu Meinem Hanse gestanden und vor Allein Meinem in Gott ruhenden Herrn Bater ein erprobter Berather und väterlicher Freund gewesen ist. gewährt Mir herzliche Freude. Sie, Mein lieber Geheimer Rath, vollenden heul» durch Gölte« Gnade Ihr achtzigstes Lebensjahr und dürfen zurückschauen aus rin Leben reich an Müde und Arbeit, aber auch köstlich durch die Erfolge, mit welchen Ihre Tdätiakeit gesegnet worden ist. Indem Ich von Herzen wünsche, daß Ihnen noch ein langer und schöner Lebens abend in Glück und Zusrledenheit beschieden sein möge, kann ich «S Mir nicht versagen. Ihnen alt erneute« Zeichen Meiner Au- erkennllng und Dankbarkeit die beifolgend« Decoratlon d«< könig lichen Kronen-OrdenS erster Llaffe zu verleihen. Neue« Palais, den 2. September 18SS. Wilhelm." — Prinz Alexander zu Hohenlohe.SchilltngSfürst hat Bertin wieder verlassen und sich noch Brobowo begebe». — Der „Reichl-Anz." meidet amtlich die Ernennung d«S LegationSratb« vr. Freiherr» «on Baertnrr-Briebeuo« zum Beneralcanlul für Britisch-Indiea und die Lolont« Leyion mit dem Amtssitz in Talcutta. — Ter französische Botschaster in St. Petersburg, Tourte de Moutebello, ist au» Petersburg hier angekommen. — Der hiesige japanische Besandt«, Bicomt« Aokt, ist noch Berlin zurückgekehrt und hat dle Geschäfte der Gesandtschaft wieder über- nommen. — Der Erzbischof KoSlowSky ist nebst Begleitung zu mehr- tägigem Aufenthalt auS Rußland hier eingetroffeo. — Der Iustizminister von Schilling sist von seinem Urlaub »ach Berlin zurückgekehrt. — Das Befinden de« EultuSministcrS Ilr. Bosse, der gegenwärtig in der Schweiz weilt, ist nach der „Post" durchaus zufriedenstellend. Er dürfte Mitte dieses Monat« hier eintreffen. — Der Land- witthschajtSminisler v. Heydcn-Cadow wird am 18. d. M., der HandelSministcr Freiherr von Berlepsch, seit Ende Juli aus Urlaub, um die Mitte dieses Monat« hier wieder eintreffen. — Die Etat« der preußischen Ministerien und sonstigen selbstständigen Behörden sind nach der „Kreuz-Ztg." in dieser Woche den, Finanzministerium zugegangen. Im nächsten Monat werden die Berathungen zwischen den Com- mifsarien de« Finanzministerium« und den betreffenden Be hörden beginnen. — Wie verlautet, ist die Ausarbeitung de« Entwurf» eine« Lehrerbrsoldung«gesetze« in, preußischen Cultu«- ministerium so weit vorgeschritten, daß drffen Einbringung «»mittelbar «ach der Einberufung de« preußischen Land tag« Milte Januar nächsten Jahre« nunmehr al- gesichert gellen kann. * Kö»i>«ter> t/Pr., 5. September. Bei der heutigen Paraderafel erhob sich der Kaiser zu folgeudem Trinkspruch: „Da« erst« Gla« trinken Wir dem glorreiche» Führer der Man«, arme«. Unserem hohen durchlauchtigste» Gast», dem letzle» Ritter des eiserne» Kreuze« erster Lioff« m:l dem Graßkreuz, dem Lhrs de« Ostpreußischen Dragoaerregiment« Nr. 10. Sr. Mai. dem König Albert von Sachse». Hurrahl hurrahl Hurrahl" Der König von Sachsen erwiderte: „Ich jage Ew Maj. den tiesgesüdltesten Dank sowohl für die eben gesprochene» Worte al» für die Autzeichnung, die Ew. Maj. Mir and Meinem Regiment deute wieder haben zu Theil werden lasten. Meine Herren, Ich fordere Sie aus, Ihr Gla« zu leeren aus da« Wohl Sr. Ma>. de« Kaiser«. Er lebe hoch! hoch! hoch!" Der Kaiser brachte sodann noch folgende« Hoch au«: „Mein zweite« Gla« gilt dem erste» Armeecorps, das aus der heutigen Parade den Prüfstein seiner Ausbildung im Frieden abgelegt und sich glänzend bewährt hat. verkörpert ist die Geschichte unsere« Lande« und Heere- in den altehrwürdiaea Regimentern, die heute an un« vorbeigezogen sind; ruhmvoll ist die Vergangenheit, die sich an die zerrissenen Feldzeichen und an die verliehenen Fahnen- bänder knüpft. Möge da« Lorp« stet» dieser hohen Geschichte seiner Regimenter eingedenk und stet« bestrebt sein. Meine Zufriedenheit im Frieden wie im Krieg« zn erwerben. Ta« erste ArmeecorpS Hurrahl Hurrahl Hurrahl" AbentS >/,8 Uhr begaben sich der Kaiser und die Kaiserin, der König von Sachsen und Prinz Albrecht von Preußen zu der Festvorstellung nach dem Theater. Bei dem Eintritt der Majestäten in die Loge wurde die VolkSbymne iutonirt, während da« Publicum sich von den Sitzen erhob. Al-dann begann die Darstellung lebender Bilder, welche allseitige Anerkennung hervorrief und vollendet durchgeführt wurde. Nach dem dritten Bilde wurde eine halbstündige Pause ge macht, während welcher die kaiserlichen Majestäten die Vor stellung verschiedener Damen und Herren entgegeiioahmen. Nach der Schlußapotbeose, bei welcher die VolkSbymne ge spielt und den Majestäten eine abermalige Huldigung dar gebracht wurde, verließen dieselben, sich nach allen Seilen huld voll verneigend, um tlU/, Uhr da» Theater. Auf der Ein fahrt zum Theater, sowie auf der Rückfahrt bcgrüßte die Volksmenge die Majestäten mit endlosem Jubel. * Branden». 5. September. Jetzt soll auch hier, und zwar vom 1. October ab, eine dreimal wöchentlich erscheinende olnische Zeitung unter dem Titel „Gazeta Grudziadzka" erauSgegeben werden. Da« neue Organ wird von dem polnischen Parteiführer Victor Kulerski au« Zoppot, der nunmehr nach Graudenz übrrsiedelt. im ultramontaueu Sinne redigirt werben. * vromterg, «. September. Bor einiger Zeit erzählte der Graudenzrr „Gesellige" eine Geschichte aus dem Kreise Mogiluo, wonach »in Propst seinem Aerger über mangel- daft« Fortschritte der Schüler im Polnischen dem betreffenden Lebrer gegenüber Luft gemacht habe. Der Lehrer habe kurz erwidert: „Meine Vorgesetzte Behörde ist die königliche Regierung, und nur diese allein ist befugt, mir Vorschriften zu geben, nicht aber der Herr Propst." Dadurch sei der Propst so in Zorn geratben, daß er dem Lebrer ein Paar Ohrfeigen gab und bemerkte, ein Propst müsse stets resper- tirt werden. Wie daS „Pos. Tagebl." erfährt, handelt eS sich hierbei um den Lehrer KarazrnSki in Niestronno und den Propst Ludwiczak. Ersterrr habe die Darstellung de« „Geselligen" als richtig bezeichnet. Nach der „Ostd. Pr." haben in der Angelegenheit amtliche Ermittelungen stallgefunden, deren Ergebniß bald werde bekannt gemacht werden. * Esten, 2. September. Die mit der Abfassung der Sta tuten de« Gewerk-Verein» christlicher Bergleute beauftragte Commission setzte »n ihrer gestrigen Sitzung da« Statut in seinem Wortlaut fest. Diesrr Enlwurs wird, wie die „Köln. VolkSstg" berichtet, in den nächsten Tagen sämmt- lichen christlichen Arbeiter- und Knappen-Vereinen, sowie den jenigen sog gemischten Arbeiter-Vereinen zugehen, die durch polizeiliche Bescheinigung aachweisen, daß sie keinen social- demokratischen Bestrebungen huldigen. Die constituirende Versammlung de« Bergarbeiler-Gewerk-VereinS wurde aus den 28. October festgesetzt. * Htrschbrr» t. Tchl., 5. September. Kürzlich war hier von eine, Bllrgerversammlung eia auS 5 Mitgliedern be stehende- ComttS zur Feststellung de» Wortlaute« einer in der Versammlung beschlossenen Resolution gewählt worden. Da« ComitS fand sich nach einigen Tagen gelegentlich zu sammen und vereinbarte dm Wortlaut der Resolution, deren Spitze sich zum Theil gegen den Magistrat kehrt wegen eine» von demselben an die Hausbesitzer gerichteten Schreiben«. Nunmehr, nachdem srit jener Besprechung de- Eomitö» circa 6 Wochen vergangen sind, hat, wie da« „Hirsch- beraer Tageblatt" erfährt, der Herr Erste Bürger meister Richter jedem der fünf Mitglieder des Comitu« ein Strafmandat in der Höhe von l5 zustelle» lassen, weil jene Zusammenkunft de« Eomits« nicht polizeilich an gemeldet war. Herr Richter betrachtet also die Zusammen kunft eine- ComitS« als eine Versammlung, die nach dem Versammlung«- und VereinigungSrecht vom 1l. März lbüO polizeilich anzumeldeu ist und der polizeilichen Ueber- wachuag unterlieg». Die Betroffen» habe« gerichtlich» Entscheidung beantragt * München, 5. September. Eine Untersuchung wegen einer in Mur »au vorgekommenen figürlichen Besch im pfn ng de« Prinzreaeuten ist hier eingrleitet worden. Der ver antwortliche Rebackeur der „Neuesten Nachrichten" wurde al« Zeuge vernommen. (Frkf. Ztg.) Oesterreich. Ungarn. * LantzSkron, 5. September. Da« heutige Manöver endete mit der Einnahme de« DefileS von Triebitz durch die Slltpartei; die Nordpartei zog sich gegen LandSkron zurück. Wegen Mittag« eingetretenen heftigen Regen» wurde da« Manöver abgebrochen. Der Kaiser und die Erzherzoge kehrten um I Uhr zu Wagen nach Land-kron zurück. * Lemberg, 5. September. Ter rumänische Minister de» AuSwäriigen. Lahovary, ist hier eiagelroffcn, um den Kaiser zu begrüßen. Italien. * n«m, 5. September. Nach dem amkliche» Blatt soll da- Decret, betreffend die Generaldirectroa der öffent lichen Sicherheit auf Sicilien biS zum 3l. Dccember 1896 in Kraft bleiben. k. 6. Nom. 5. September. Hier verlautet, daß vor dem usammentritt der Kammer eine Reibe von weiteren nadenacten de« König« mit Bezug auf die von den Kriegsgerichten in Sicilien und der Provinz Luni- giana verurtheilten Personen zu erwarten sei. Grohbrttamiie«. * -knrwtch, 5 September. Der Congrrß der Arbeiter- syndicate nahm beute mit 256 gegen 5 Stimmen eine Resolution an, durch welche die parlamentarische Commission ausgefortert wird, ein Gesetz vorzuschlagcn, durch welche« der obligatorische achtstündige Arbeitstag für alle Gewerbe eingefüh.t wird. Ferner wurde in einer Resolution baS Be dauern darüber ausgesprochen, daß der Schatzkaazler Har- court im letzten Buvget keine Diätenzahluag für die Mitglieder de« Unterhauses vorgesehen habe. Rußland. V. Warschau, 6. September. (Privattelegramm.) Wie in hiesige» bestunterrichteten Kreisen versichert wird, wird der Zar nicht nach Warschau zur Grundstein legung der russischen Katbedrale kommen. Die von aus ländischen Blättern verbreiteten Nachrichten von der Er richtung de« Postens eine« Civilgouverneur« in Con» greßpolen neben Gurko sind vollständig grundlos. Gestern und vorgestern haben wiederum zahlreiche Verhaftungen stattgefuaden. Orient. * Belgrad, 5 September. Die Regie»ung wird demnächst über die Neubewasfnung de« HeereS entscheiden. Tie Waffensabrik in Steyr bot da« Mannlichergewebr zu "S FrcS. da« Stück an. * T«fia, 5. September. Vorgestern wurde dem .Pest er Lloyd" der Postvertrieb iu Bulgarien entzogen, an geblich wegen eines Leitartikels in einer der letzten Nummern. Nachdem allen russischen ZeiXingen der Eintritt in Bulgarien gestaltet, und manche den Fürsten, sowie die Regierung schmähende Artikel keine Maßregelung oon Seiten der bul garischen Regierung zur Folge hatteu, ist LaS Verbot einer ungarischen Zeitung eine in weite» Kreisen sehr abfällig besprochene Thatsache. * Nach einer der „Pol. Corresp." au« Kanftantinopet', 5. August, zugebenden Meldung wird die auffallende Nachricht, baß zwischen der englischen Regierung und der Pforte Verhandlungen behusS Austausche« der Inseln Kreta und Cypera angeknllpft worden seien, eine Nachricht, welche in den diplo matischen Kreisen der türkischen Hauptstadt sofort al« un- glaubwürdig bezeichnet wurde, an der maßgebenden Stelle entschieden bestritten und als der bloße Widerhall einer von der .Pall Mall Gazette" gebrachten Meldung angesehen. Asien. * Tan Aranrt-k». 5. September. (Meldung de« .Reuter'- schen BureauS" ) Nachrichten auS H«»gk«n> vom l. August zufolge erließ der Kaiser von China ein Dccret, in welchem bekannt gegeben wird, daß er sich zur Vertbeidiguug gegen den japanischen Angriff gezwungen sehe. Dieselben Meldungen berichten, daß eine kleine ZUttheilung chinesischer Truppen gegen die überlegene japanische Macht an der Grenze von Korea entsandt worden sei; die Chinesen seien beinahe aufgerieben worden, doch wäre es nachfolgenden Mannschaften gelungen, die Japaner in die Nähe einer Mühle zu locken, durch deren Esplosioa 500 Japaner gelobtet worden seien. Die chinessche Nachhut habe darauf die Japaner angegriffen und völlig in die Flucht geschlagen. (?) Afrika. * Brüssel, 5. September. Diebelaische Antisclaverei» Gesellschaft hat auf der Conzo-Noute eine Meldung de« zierung angebracht waren, einen solchen, der beweglich war, ganz entsprechend einer ähnlichen, wenn auch anders geformten Vorrichlung a» dem Bücherstanv. Nach den bestimmten drei Drehungen nach link«, wie dies auch bei letzterem der Fall war, ließ sich der Knopf Niederdrücken, als ob er aus einer Feder rüde; Falconcr verstärkte den Druck etwa-, da« leise Knacken eine« Schlosse- erscholl, da« Bild mit dem Rahmen bewegte sich um seine Achse, wie eine Thür in den Angel», und flog auf — cS diente als Verschluß eine« liefen, ge räumige» Wandschrankes, der dahinter sichtbar wurde und jetzt geöffnet vor Falconcr lag. Er rnibielt Kästen und znsammcngebundenePacketeSchriften, einige Weinflaschen und einige kleinere Fläschchen anscheinend mit Essenzen darin — er enthielt aber auch etwa« Andere«, daS Falconcr mit dem höchsten Erstaunen wahrnahm und bei dem er >m ersten Moment seinen Augen nicht traute: «inen ganzen Vorralh von geöffneten und noch ungeöffneten Karten- spiclen, einige größere Roulette«, einige vollständige Talon« r>» Roulette und anderen Spieltischen, Croupier-Gerath- schastcn, selbst eine Anzahl von Würscln und Würfelbechern — der ganze, umsasscnd auSgestallete Apparat eine» Spieler« und einer Spielhölle lag vor Falconcr — kein Zweifel war mehr möglich, sein Vater Haiti daß Leben eines Hebtimen Spieler» und Cpielhalter« geführt, hatte da« Geschäft eine» solchen betrieben! Das also war der Zweck seiner mysteriösen Reisen ge wesen, die er. bei seine», häufig langen Ausbleiben, vermuthlich zum Tbeil in« Ausland hin unternommen, vielleicht bi- nach zencn Ländern, wie Rußland, Egyplen, Frankreich, die al« die vassionirlesten Spielländer bekannt waren! Da« war die Er klärung jener gebeinien nächtlichen Besuche und Zusammenkünfte in dem alten Herrenbause Old Hall, von denen da» Gerücht in der Gegend niuiikelte und an denen Falconcr, der da« Geheimniß de« verborgenen Eingänge« kannte, im Grund« nie gezweifelt, obwohl er sich ben Zweck derselben wie so manche» andere Dunkel im Lebcu und Wesen seine« Vater- nie batte rnträthseln können, — da» endlich war die Er klärung de» jeweiligen Geize- »nd der jeweiligen Brrschwendu,,- seine« ValcrS, da« Unsichere. Schwankende in, Besitze eine« Spieler«, der je nach de» Launen de- Glücke«, da- idn be günstigte oder ibn verließ, beute reich und morgen vielleicht ruinict od?r -,'n Rande cc« Ruui« war! Sobald fit» Falconrr von dem überwältizentrn Ein drücke, den jeine Entdeckung aus ihn gemacht, soweit erholt batte, um handeln zu können, ging er un eine vorläufige eiligere Durchsicht der Papiere. Wie ein leuchtender Blitz zuckle die Erwägung in ihm aus, daß e« im Leben und in den Geheimnissen eine« Spieler« nur zu leicht Dingt geben konnte, die eine« seiner Opfer oder selbst einen seiner Verbündeten zu unau-löschlichem Haß, zu mörderischer Rachsucht gegen ihn ausgestachelt. Bisher hatte Falconcr keinen Beweggrund. sür den sich nur der geringste Anhalt bot, zu dem Morde entdecken können; jetzt stellte sich die Sache ander« dar. Mit neu erwachter Hcffnung forschte er unter den Papieren nach irgend einer Spur, die ihn weiter leiten könne, doch obne den gewünschten Ersola zu erzielen. Er fand seine Vermulbung von den Reise» leine« Vater« in« Ausland bestätigt, fand bestätigt, daß sein Vater nicht nur selbst Spieler, sondern mehr noch Spielbalter und unter nehmender Veranstalter geheimer Spielgesellschaftea und zeit weiliger Spielhöllen gewesen; er ersah, daß eben au« letzterem Grunde sein« -elegcntlichen, bi« zum Ruin gehenden Verluste im Großen und Ganzen doch immer wieder durch seine un geheueren Gcwinnste al« Spieluuternebmer überboien worden waren, so daß trotz Allein sein Vermögen stet« wuchs, statt sich zu vermindern; er ersah, daß der verschwundene Raw- linsou der langjährige vertraute Gehilfe und Emissär seine« Vater« gewesen, der di« Plätze und Localitäten zur Veran staltung de» Spielzirkel« in dessen Austrage au«findig machte, die Theilnehmer anwarb, die Vorbereitungen traf u. s. w. — aber irgend Etwa«, da« ein Lickt aus die blutige Thal de« Mordes warf oder den geringsten Schluß auf die Person de« ThätrrS selbst ziehen ließ, entdeckt« er nicht. Ebenso wenig Erfolg hatte er mit dem zweiten beißen Verlangen, da« ihn bei der Durchsicht der Papiere leitete: irgend «,n»n Aufschluß über di« Angelegenheit bezüglich jener unseligen Ivan Brow- nell, oder auch selbst nur eine Erwähnung ihre« Namen« zu finden. So weit er dir Papiere auch durchforschte, war der selbe doch nirgend» genannt: Etwa«, da« seine Frau betraf, umschloß sein« unerwartet« Entdeckung offenbar nicht. Immerhin war dies» Entdeckung >«doch von großer Wichtig keit. und galconer begriff, daß die Ergebnisse derselben im Falle einer Anklage und Untersuchung -egen ihn zu seine» Gunsten sprechen mußten; demgemäß sichtet« und ordnete er die Papiere sür seine Zwecke und unlerdrachte sie theil« m dem «beiinei, Lchrank, theil«, soweit er st» sofort zur Hand zu abea wünichte, ,i> jemem Schreibzimmer. H>erb«, mach«, «r jedoch HD s,i,rr Ü»h«tt«schu»- na« aea, Wahraehvuag. welche weniger günstig war, al« die vorangezangene, und ihn vielmehr höchst unangenehm berührte und mit Kummer und Selbstvorwürfen erfüllte. Er hatte das noch uneröffnete Päckchen, da« ihm Jane gesendet, eben in diese« Schreibbureau gelegt, in dem Wunsche, e« nicht so fern von sich zu wissen, sondern e« jederzeit leicht hervornehmen zu können, um bei dem Anblick« desselben gleichsam aus da« ihm so theure Band de« Vertrauen« zwischen ihm und Jane zu blicken, und be merkt» jetzt, daß e« von seinem Platz verschwunden war. Ueber den Grund diese« Verschwinden« hegte er keinen Augen blick Zweifel. Sicherlich halte e« der ewig ipionirende Detectiv Simpson hiaweggestohlen, um e« demnächst wieder an seinen Platz »u legen, »achtem er seinen unschuldigen Inhalt au«- gekundschaslet. Falconcr hatte immer vorau«gesetzt, daß da« Päckchen einige klem« persönliche oder Familienheiligthümer Jane« enthalte, und sein scheinbarer Eigenst»», e« ihrer erste» Forderung gemäß ausbewahren zu wollen, entsprang eben nur au« srinem geheimen innigen Wunsche, ein solche« greifbare«, sichtbare«, hochzuhaltende« Zeichen de« vertraulichen Lünduiffe« zwischen ihnen vo» dem geliebten Mädchen zu besitzen. Er bereut« jetzt, et an sich genommen und e« da mit der Gefahr auSgesetzt zu haben, von einem der ihn umgebenden Spione in da« Bereich ihrer Machinationen und spähenden ForsHungen gezogen zu werden Er beschloß, so bald er wieder im Besitze de« Päckchen« fei, aus die Freude, die ihm di« Bewahrung dr«sclben grwährle, zu verzichten, und e« ihr zurückzugeben, ohne sie durch die Mittheilung de« Geschehenen zu bekümmern Er hatte seine Durchforschung der Papiere mit großer Vorsicht und Heimlichkeit angestellt» da er sich de« lästigen steten Beobachtetwerden« seiner Person und seine« Thun« bewußt war, und be-halh den Abend bierzu gewählt, wo die geschloffenen Fensterladen «in Hereinsehen von außen un möglich machten, während er sich durch da« Verschließen seiner Thür vor zudringlichen Ueberraschungen in seinem Zimmer schützen konnte Auch am folgenden Abend kebrte er «tsrig zu seiner Beschäftigung mit den Schriften zurück und dir riogetretene Dunkelheit hatte kaum da« Schließen de« Krnsterl«ben« gestattet, al« er voll Emsigkeit sein Werk «iedrrnadm Er halte noch nicht lang« damit zuzebracht, al« er plötzlich stitzend aufsuhr — e« war ihm, al» bade außen in dem geheimen Gang» eine Hand l»ise an die verborgene Thür getzschl- Sich r«sch erhebend, warf «, die Papiere hastig in den geheimen Schrank, schloß die von dem Porträt gebildete Thür desselben, und dann wartete er und lauschte. Nach einer kurzen Pause börte er deutlich da« Tasten einer Hand außen an der Thür hinter dem Bücherstand, als tappe sie nach einem Tbllrgriff oder einer Vorrichtung zun, Spielenlafsen de« Mechanismus. Dann wiederholte sich bas Pochen, diesmal lauter, gleichsam entschlossener und dringlicher. Falconcr schritt rasch aus die Thür zu. drückte aus den Knopf, sie drehte sich um ihre Achse und öffnete sich. Eine schlanke weibliche Gestalt schlüpfte auS dem Dunkel des Gange« da hinter hervor und glitt in da» Zimmer, dicht in einen Mantel gehüllt und eine Kupuze üben den Kopf gezogen, die sie zu- rückwarf, indem sie rintrat. „Jane — Sie sind eS — Sie in dem geheimen Gange?" rief er erstaunt. Er sab, wie ihr Mantel, den sie zurückschlug und aus den nächsten Stuhl warf, mit Erde beschmutzt war und Spuren von Enllangstreisen an einer Mauer oder Wand an sich trug; ibr Gesicht war geisterblcich »nd sie sank erschöpft aus den Stuhl nieder, au« den sie ihren Mantel hatte fallen lassen. „ES war der einzige Weg, unbemerkt zu Ihnen zu gelangen", erklärte sie albemlo«, „cS blieb mir kein anderer. Ich wußte von Ihnen, daß der Gang an der Seit« de« Hause« hinter de» Büschen mündete, e» mußte sich also dort «ine Thür befinden. Ich zwängte mich hinter den Büsche» hindurch an der Mauer entlang und suchte. E« gelang mir, «inen unscheinbaren Knopf in der Mauer zu entdecken, der wir der Rest einer abgebrochene», dort einst angebrachten Verzierung erschien. Ich zog, ick drückte, ich drehte daran und macht« endlich die richtige Bewegung damit: Da« vermeintliche Mauerwerk öffnete sicy, und der Eingang wurde sichtbar. Ich wußte, daß er hierher führte und ichlüpfte hinein. Ich war halbtodt. Sie muffen meine Erschöpfung verzeihen. Ich batte mich schon mehr al« eine Stunde im Gebüsch dem Hause gegenüber verborgen gehalten, um die Dunkelheit abzuwarten, die Simpson « Späher io da« Hau« zurück» scheuchen mußte." „Sie Lermst«, Sie Veste. Sie Edelste!" murmelt« er gerührt. (Fortsetzung folgt.)
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