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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940911013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894091101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894091101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-11
- Monat1894-09
- Jahr1894
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Vez«g».Prei» ß, t« HmlPtexpMtto» oder den kn Et«h», »«irk und d«u Bororten errichteten Aus gabestelle« «bgeholt: »terleljährltch^schO, tei zweimaliger täglicher Zustellung in« Morgen-Ausgabe. hau» >l b.SÜ. Durch dt» Post bezogen kür Peutschlaud und Oesterreich: vierleljSbrltch -I S.—. Direct» tägliche Kreuzbandieadung iw« Ausland: monatlich 7.50. PieMorgen-Aulgabe erscheint täglich '/.7Uor, die Abend-Busgabe Wochentags 5 Uhr. Lrdaclion «nL Lrpe-itioa: Johanne«,asse 8. Dtelkrvedition ist Wochentags ununterbrochen geöffnet ,o» früh 8 bi« Abend» 7 Uhr- Filialen: vtt« Me««,'» Sortim. «Rlfre» Ha-Nlb Universitätsstraße 1, Loni» Löscht. Kutharinenslr. 14, pari, und Könlg»platz 7. EMtr.TllgcblÄ Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ««zetgen^pret- die «gespaltene Petitzeil« 20 Psg. Reklamen unter dem Redactionsstrich (4g», spalte») 50-4, vor den Familtennachrichte» (6 gespalten) 40-4. Gröbere Schriften laut unserem Preis» »erzrichnib. Tabellarischer und Zissernsatz »ach höherem Taris. Extra-vei>a,en (gefalzt), nur mit der Morgen - Ausgabe , ohne Postbesörderuag >l 60.—, mit Postbefürderung 70.—. Iinnatsmeschluß für Anzeigen: Abend-Ausgabe: Bormittags lO Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Sonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annakinestellen je rin« halbe Stunde früher. Anzeigen sind stets an di« Expedition zu richten. Druck und Bering von E. Polz in Leipzig .V 46t. Dienstag den 11. September 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Die diesjährige Michaelitmesse endet mit Sonntag, den 16. Sep tember. An dem darausfolgenden Tage, also am 17. September, sind di« Buden und Stände auf allen Wegen und Plätzen bi» 4 Uhr Nach mittags vollständig zu räumen und in der Zeit vom 18. dis mit 2l. September, jedoch lediglich während der Stunden von 6 Uhr Morgens bi« 7 Uhr Abends, abzubrechen und wegzuschasfen. Bor dem 17. September darf mit dem Abbruche der Buden und Stände auf dem AngustuSplatze nicht begonnen werden. Dagegen ist eS gestaltet, Buden und Stände in der inneren Stadt und auf dem Rohplatze, welche vor Beendigung der Messe leer werden, früher abzubrechen und wegzuschasfen, sofern nicht dadurch Störung des BerkehrS oder Benachtheiligung des Geschäft» in den stehenbleibenden Buden herbeigcsührl wird. Die Schaubuden, sofern sie aus Schwellen errichtet, ingleichen die Carroussets und Zelte sind bis Abend» ll Uhr des l8. Sep tember, die Buden aber, rücksichtlich deren das Eingraben von Säulen und Streben gestattet und eine längere Frist zum Abbruche nicht besonders crtheilt worden ist, bis längste»« den 22. September Abends 8 Uhr abzubrechen und von den Plätzen zu entfernen. Zuwiderhandlungen gegen diese Vorschriften, für deren Befolgung neben den Standinhabern und Schaustellern auch die betreffenden Bauhandwcrker oder Bauunternehmer verantwortlich sind, werden mit Geldstrafe bi« zu 150 ^l oder entsprechender Haft geahndet werden. Uebrigens haben Säumige auch di« Obrigkeit» wegen zu ver fügende Beseitigung der Bude zu gewärtigen. Leipzig, am 8. September 18S4. Der Math der Stadt LetP»^. n. 9629. vr. Georgi. Bekanntmachung. Die Einlösung der am SO. dikskS Monat» fälligen ZinSscheine der 3'/,"/, Leipziger Stadtanleih« von 1887 Serie ll !<I. ä. 31. März 1890) erfolgt bereit» vom 1a. diese» Monat» ob bei unserer Stadtcass« in den Stunden von 9 Uhr Bormittag» bi« 1 Uhr Mittags. Leipzig, den 7. September 1894. Der Rath der Stadt Leipzig vr. Georgi. <l. Schulze. Bekanntmachung. Die Schulgeld-Hebestell« Leipzig-Reudnitz bleibt wegea vor- zunehmender Reinigunasarbeiten Mittwoch, den 12. diese» Monat», geschlossen. Leipzig, den 10. September 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Bekanntmachung. Die ärztliche Untersuchung der Ziehlinder detreffend. Freitag, pcu 14. September 1894, , „ Nachmittag» von 2 Uhr an, sollen Kaisers«»!» der «entralhale die ,n den Staditheilen Reudnitz. Rcureudnttz. Sohlt», Eutritzsch, Linde,«an, Plagwitz, Kleinzschocher, Schleutzig. vonnewitz. Lötznig, und Freitag den 21. desselben Monat», Nachmittag» von 2 Uhr an ebenda, die in Alt-Leipzig, sowie den Staditheilen Alt- und Nen-Seller- hansr». A»grr-Erottr»dorf, Nenschonefeld, Neustadt. Thon berg und Voltmarsdorf gegen Entgelt untcrgebrachien außerehelichen, «och nicht schul pflichtigen Kinder ärztlich untersucht werden. Alle diejenigen Einwohner, welche Kinder der gedachten Brl in Pflege haben, werden hierdurch ausgesordert, mit denselben am be- zeichneten Tage im erwähnten Locale, in welchem die Untersuchung durch den Ziehkinderarzt, Herrn Vr wc-ä. Taube, rrsolgen wird, sich eiiizufinden. Es ist da» Eontrolbuch mitznbringen. Uiiriitschuldigtrs Antzrnbieiden »erwirkt neben einer Lrdnuiigsstrase unnachsichtlich die verechtigung zu« Halten von Ziehkinder». Leipzig, den 8. September 1894. Da» Armrn-Amt. X. L. IVd Nr. 1863. Hentschel. Hsr. Gesucht wird die am 17. Oktober 1868 in Forst bei Berlin geborene krllnerS- witlwe Eiara Marie Ada Ludrwtg geb. Mindach, welch« zur Fürsorge für ihre Kinder anzuhalten ist. Leipzig, den 8. September 1894. Der Rath der Stadt Leipzig, Armen-Amt, Abth. IV». X. k. IV», Nr. 843 6 94. Hentschel. Hr. Diebstahls-Bekanntmachung. Bestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine goldene Eravattrnnadrl mit rundem Kopf und darin befindlichem Diamant, während der letzten 10 Tage; 2) eine silberne Ehlinderuhr mit Goldrand, Secunde und den eingravirten Buchstaben „U L" am 3l. vorigen Monat»; 3) eine goldene Herren-Nemontotruhr mit Secunde und dem eingravirten Namen „Ernst Heinrich Kahrweg, 1. 4. 91.", am IS. vorigen Monat»; 4) eine silberne Ehlinderuhr, gravirt: „L. L, 107. Regiment, 2. Comp.", am 5. diese« Monat»; b) ein goldener Damrurtng mit gratze« vrtlant, rin schmaler aol»ener «rmrris mit 8 Nrtne« vriffante«, eia goldener Damrnring mit einem Saphir und verschiedenen Perlen, gravirt: „7/11. 90" und rin g«lde««r Nt«, mit » Wachsperlen, am 4. diese» Monat»; 6) eine golpenr Da»»n-Ne«O«t«tr>hr mit der Bezeichnung „Anna Rasch" am 4. diese« Monat»; 7) eine ozhdirte Damen-Savon.-Utzr mit Goldrand und kurzer schwarzer Srtte und eine braunlederne Handtasche mit Messingrtag, darin 4 St<- Fünstraneastäcke, am 3. dies»« Monat»; 8) ein Kinderwagen von starkem Rohrg,stecht, blau an»- geschlagen, am 30. vorigen Monat»; 9> ein Stransz-Rover mit Pnenmatikreiken, Luftpumpe »nd der Finna „Krause, L..Plagwitz". am 6. dirtet Monat». Etwaige Wahrnehmungen über den verblieb der gestohlenen Gegenständ« oder über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Eriminal-Abtheilung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, den 10. September 1894. Da» Poltzeiamt der Stadt Leipzig. vretschnrider. Ml Bekanntmachung, die Anmeldung zum evanarlisch-luthrriichen Eonstrmanden- Unterricht in Ait-Leipzig betreffend. Die Eltern derjenigen Kinder, welche in dem kommenden Winler Conflrmaiiden-Unterricht bei einer der evangelisch-lutherische» Kirchen Alt-Leipzig« empfangen sollen, bez. deren Stellvertreter werden hiermit ersucht, die Anmeldung der Eoufirmanden bei den zum Confirmandrn-Unterricht derechligten Geistlichen, soweit eS nicht schon vorher geschehen, in der Zeit dom 1. bi» S. vetoder d. A., Nachmittags zwischen 4 »nd 6 Uhr und zwar, wenn möglich, persönlich unter Zuführung de» Kinde», auderasall» schriftlich bewirken zu wollen. Die Wahl des Geistlichen steht den Eltern frei. Wo nicht be sondere seelsorgerliche Beziehungen vordaiiden sind, ist eS wünschen»- werth, daß die Anmeldung bei einem Geistlichen desjenigen Kirch spiel« geschehe, innerhalb besten die Eltern wohnen. Bei der Anmeld, ng ist ein Nachweis der Danse deS Kinde», durch ein Tauszeugniß oder eine Bescheinigung im Familienbuch beizubrinae». Die Geistlichen sind gebunden, bei der Annahme von Eonfir manden di» zulässige Zahl nicht zu überschreiten. Diejenige» Confirinanden, weiche bei keinem bestimmten Geist liche» ongemeldet und zur Annahme gelangt sind, werden dem Pfarrer de« Kirchspiel», in welchem sie wohnen, mit dem Ersuchen zugewicsen werden, für ihre Ausnahme bei «ine», Geistlichen de» Kirchspiels Sorge zu tragen. Söhne und Töchter, welche außerhalb Alt-Leipzigs wohnen, be dürfen zur Ausnahme in den Eonfirmanden-Unterricht i» Ait-Letpzig einer von den Eltern zuvor etnzuhvlenden Genehmigungs-Be scheinigung des zuständigen Ortspfarrers. Zur Entgegennahme von Eonfirmanden-Anmeldungen sind bereit und berechtigt: I. hei St. Dhomi: 1) Superintendent und Psarrer ll. Pank. Thoniatkirchhof 22. 2) Archidiakvnus Ine. vr. Suppe, Burgstrabe 1. 3) Erster Diakonus und Divisionsprediger Ine. vr. V. Erieaern, Gottschedstraße 5. III. 4) Zweiter Diakonus vr. Krämer, Burgstrab« 3. . II. hei St. Nievlai: 1) Pfarrer v. Hölscher, Nicolaikirchhof 4, Erdgeschoß. 2) Archidiakvnus Vr. Vtukau, Nicolaikirchhos 3, ll. 8) Erster Diakonus Schuch, Nicolaikirchhos 3, III. 4) Zweiter Diakonus Evrlina. Nicolaikirchhas 3. II. III. bei St. Matthäi: 1) Pfarrer v. Kaiser, im Sprechzimmer der Matthäikirch« skirchenerpedition. 8) Archidiakvnus Pcichcik, Pfarrhaus, Lcssingstrahe 5, II. 3) Erster Diakonus ll. Vuchwald, Pfarrhaus, Lessingsir. 5, III. 4) Zweiter Diakonus Fritzsche, Pfarrhaus, Lessingstraße 5, Part. IV. bti St. Petri: 1) Pfarrer v. Hartung, Albertstraße 38, I. 2) Ärchidiakonus Erst. Atbertstraßc 38, II. 3) Erster DiakonnS Dhirme. Atbertstraße 38, III. 4) Zweiter Diakonus Eckarbt, Earolinenstraße 17, II. V. bei brr Luthrrkirchr: 1) Psarrer H. van Sehdewitz, i» der KUsierel, Hauptmann straße 3, Part. 2) Diakonus vr A. Jerenna». Hauptmannstraße 3, II. VI. dri der St. Anbreasgrmeinbr: 1) Pfarrer Vr. Schumann,, Pfarrhaus, Scharnborststraße. 2) Erster Diakonus Drichgräder, Psarrhaus, Scharnhorststraße. 3) Zweiter Diakon»« Schmidt, Arndtsiraße 38, III. VII. bei St. Johanni»: 1) Pfarrer Dranzschel, im Kirchenvorstandszimmer, Johanni» platz 8, I. 2) Diakon»« Ine. Rüling, in der KirchenexpeLition, Johannis- ptatz 8, I. Leipzig, den 10. September 1894. Königliche Snperintcnhentur I. I. V: Ino. vr. Suppe. Die städtische Aparcaste beleiht Löerthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Lpareaffen-Depntattvn. Die Beschränkung des Haustrwesens. -n. Nachdem seit einer Reihe von Jahren von ver schirdenen Parteien eine Beschränkung de- HausirbetriebeS angeregt worden war, scheint nunmehr der Reichstag in dieser Session mit einer entsprechenden Borlage beschäftigt werden zu sollen. Daß da« Haustrergrschaft, inSbesvnrere nachdem e» im letzten Jahrzehnt einen außerordentlichen Auf schwung genommen bat, in vielen Hinsichten schädlich wirkt, wird fast allseitig zuaestanven. Einmal nämlich wird durch den Hausirer dem seßhaften Kaufmann und Handwerker eine gefährliche Eoncurrenz gemacht, zweiten« wird vielfach da« ländliche Publicum, da« am meisten mit dcm Hausirer zu tbun hat, durch die Unrcellität wandernder Händler geschädigt, und schließlich, enthalt da» unstele Lebe», zu dem der Hausirer verurtheilt ist, für ihn selbst eine sittliche Gefahr. Auf der anderen Seite wird aber zugegeben werde» müssen, daß eine ganze Reibt ländlicher Ortschaften daraus angewiesen sind, ihre Waare durch den Hausirer zu beziehen, da sie zu weit von allen größeren Ortschaften entfernt liegen, um dem Bauer auch nur am Sonntag zu gestalten, die ihm nötbigen Waaren in der Stadt zu kaufen. So wird also ein Gesetzentwurf den Hausirhandel zwar beschränken, aber nicht völlig beseitigen dürfen. Allem Anscheine nach wird sich die dem Reich-tag »uzustellende Vorlage eng an den von der bayerischen Regierung im November l892 bei dem Bunde-raibe ein gereichten Antrag anschließen. Dieser Antrag faßte besonder« drei Puacte in» Auge: Ersten» sollten die Detailreisenden, die eine» Wanderscheine- bekanntlich nicht bedürfen, in Zu kunft nur noch bei solchen Personen, welche die von dem Reisenden angebotenen Waaren selbst wieder zu geschäftlichen Zwecken verwenden, Offerten machen dürfen; zweiten« sollten die an einem Orte ansässigen Hausirer innerhalb ihre» Wohn bezirk» derselben Beaufsichtigung unterliegen, wie dir von auswärts herkommenden Hausirer, und dritten- sollte von der VerwaltungSbedörde jede» Bezirk« fcstgestellt werden, ob im Bezirke ein Betürfniß für da» Wandergewerbe vorbanden sei und in welchem Umfange. Die letztere Bcstim mung ist zweifel los dir wichtigste, aber auch die am meisten bedenkenerregende. Wir glauben nicht, daß e» sich rnipfiehlt, den Verwaltungs behörden eine so weitgehende discretionaire Vollmacht z» lassen. E« wird vielmehr gut sein, wenn der Reich«lag selbst fesistellt, von welchen Personen und in welchem Um fange da« Hausircn betrieben werden darf. Znnächst würde das Hausircn ohne jede Beschränkung denjenigen Personen reigegeben werden dürfen, die sich im Verfolg jahrzebnlanger Traditionen damit belassen, gewisse in ibrer HeimathS- legend von iknen selbst oder von Angehörigen hcrgesielllc Gegenstände auf dcm Hausirwcze zu vertreibe». Es ist keineswegs die Lust an vagavonkirenkem Leben, die diese Leute an- ihrer Hrimath binauStreidt, sondern die bittere Nott,Wendigkeit, da rer Boden der Heimath karg ist, uni ganze Bauernfamilien, die nur ein kleine- esitzibum babcn, ernähren zu können. DeSkalb verlegen ich diese Leute darauf, besonders i» den Wintcrmonalen, jcwisse Gegenstände der Handfertigkeit herzusteUrn, die dann nii Lause deS Jahre» von einem Mitglied« der Familie außer halb der HciiiialbSgemeiiide vertrieben werben. In der Heiiiiath selbst ist der Vertrieb ausgeschlossen, da einmal die Bauern viel zu arm sind, sich Gegenstände, die nickt un bedingt »othwendig sind, anzusckaffc», und da zweiten- in s.-deni Bauernhause selbst derartige Gegenstände hergestellt werke». So werde» im säcksiscken Erzgebirge Spitzen, in Westfalen grobe Holzwaaren, im Sckwarzwalde Uhren von den armen Gebirgsbewohner» bergestctlt. Diesen Kenten das Hausireu zu verbieten, hieße sie dein Elende preis geben; eS wäre aber anch in kultureller Hinsicht bedauerlich, weil die Leute durch Vererbung von Geschlecht zu Geschlecht eine derartige Gewandtheit in der Herstellung solcher Gegen stände erworben haben, daß sie wirkliche kleine Kunstgege» stände hervorbringen. die Jedermann um billiges Geld erwerben kann und die den ästhetischen Sinn auch der in bescheidenen Verhältnissen lebenden Kreise der Bevölkerung zu fördern ge eignet sind. Es gebt a»ck nicht an, diese Gebirgsbewohner daraus hinzuweiscn, ihre Fabrikate an Händler aus der Umgegend zu verkaufe». Denn diese Leute werden die Nothlage der Bauern dazu benutze», die Preise auf ein derartige- Minimum herab zudrückcn, daß die Herstellung der Waaren sich kaum «och verlohnen würde. Man würde die Lage dieser Leute auch wesentlich verschlimmern, wenn man, wie c« vom Eeutrum vvrgeschlagen worden ist, de» Frauen daS Hausircn ver> biete» würde. Gerade die Frauen, die wegen ihrer schwäckercn Körperbeschaffrndeit sich auf dem Lande weniger nützlich machen können, können beim Hausircn ihre Arbeitskraft voll verwrrtben. Außerdem eignen sich, wie der nationalliberale Abgeordnete Holtzmann im Reick«tage sehr zutreffend hervor gehoben hat, die Frauen am besten dazu, Gegenstände Weib tichen Sckmucke«, wie z. B. selbstgesertigte Spitzen, an Frauen zu verkaufen. Soll man nun da- Hausircn mit selbstgefertigten Gegenständen, mögen sie nun dem Gebrauche oder dem Sckmucke dienen, nickt einsckränken, so empfiehlt eS sich, um so schärfer gegen den Hausirbandel mit allerlei unnützen Dingen und mit schlechten Waaren, deren Herstellung auch in keiner Beziehung zum Verkäufer steht, vor zugeben. Durch diese Hausirer — die ein Abgeordneter nicht unzutreffend „wilde" Hausirer genannt hat — wird daS kaufende Publicum nicht minder wie da- seßhafte Gewerbe, daS nicht so billig liefern kann, weil eS besser liefern i»»ß, empfindlich geschädigt. Es wird die Sache deS Reichstags sei», gesetzliche Bestimmungen zu treffen, dutch die gewisse Waaren gänzlich vom Hausirbandel ausgeschlossen sind. Wir meine», daß Dinge, die von Hausirer» nicht selbst gefertigt sind und die nicht zum notbwendigen, unter Um stände» sofort erforderliche» Bedarf gehören, vom Hausir Handel völlig auSzuschließsn wären, ausgenommen vielleicht in Gegenden, die so sehr von Verkehrswege» abliegen, daß die Bewohner selbst am Sonntag nickt i» eine größere Ort schaft gelangen und ibr Kaufberlirfniß befriedigen können Wir meinen, daß insbesondere Ellenwaaren u»v sonstige, besonder» dem weibliche» Schmucke dienende Waaren — imnter von selbstgefcrligten Gegenständen abgesehen — vom Hallstrhandel ausgeschlossen sein sollten. Gerade mit der artigen Gegenständen wird der bäuerlichen Bevölkerung viel Gelb au« der Tasckc gezogen, ganz abgesehen davon, daß die den Leuten aufgeschwatzte» Waaren oft genug gcringartig »nd wenig haltbar sind. Die Kaufkraft der Bauer» wird aber durch solche unnütze Anschaffungen oft derartig ge schwächt, daß sie bei dem solide» stattlichen Handwerker und irleiilkanfmann entweder gar nicht- oder nur aus Eredit kaufe» können. Von dem Verbot de- HansirbandelS mit derartigen wenig nützlichen Gegenständen möchten wir indeß jenen eigen artigen Handel in den größere» Städten aiiSgeiiommen wisse», wie er sich namentlich am Abend in Restauration-localen entwickelt. Jene armen Leute, die da auS Mangel a» anker weitem Erwerb mit kleinen Notizbüchern, Streichhölzern, Bleistiften re. hausircn, könnte man wohl ruhig gewähre» lasse». Hier wird der Käufer wenig geschädigt, da da- Ab nehmen der ihm angebotenen Waaren meist nur ein Act beS Mitleid» ist, und auch dem seßhaften Gewerbe geschieht wenig Ab bruck. Auch die noch beniitleidenSwerthere» Leute, die bei jedem Wetter und bi» tief in die Nacht hinein derlei Dinge feilhaltcn, sollte man in ihrem Erwerbe nicht stören, sie auch nicht, wie der Gönner de» „armen Manne»", Herr Eugen Richter, vorgeschlagen bat, schärfer zur Besteuerung heranziehen. Man sieht, daß ein Hausir gesey recht erheblichen Schwierigkeiten begegnet, wenn man ungerechtfertigte Härten vermeiden will. Da» darf jedoch nickt abhalten, ein Gesetz in Angriff zu nehmen, da» geeignet ist, jetzt bestehende sociale Schäden, unter denen insbesondere der Mittelstand leidet, thunlichst zu beseitigen. Deutsches Reich. —k. Verltn, 10. September. Die „Freisinnige Zeitung" bringt jetzt Tag für Tag Mittbeilungcn, nach denen frei sinnige Wablvereine in wohlgeformten Sätzen „ihre volle Uebereinstinimuuz mit dem Programmenlwurse der „Freisinnigen Volkspartei" auSsprcchcn und der Hoffnung Ausdruck verleiben, daß da» Programm den AuSgaiigSpunet einer neuen Blütbeperiode de» Fortschritt» bilden werte" E» werden da nicht nur Kundgebungen an» Nürnberg, Görlitz, Lübeck u. s. w. mitgctheilt, sondern man übermittelt in anerkenncnSwcrtber Bescheidenheit den freudig erstaunten Lesern auch dir Kunde, wie die Freisinnigen von Pankow und anderen Orten von weltbewegender Bedeutung über das Programm denken. In ganz ähnlicher Weise konnte man nach dem 6. Mai l893 in der „Freisinnigen Zeitung" spallen- lange Mittheilungen über Kundgebungen siiitcn, in denen die von Herr» Richter etwas gewaltsam berbeigefübrte Spaltung der freisinnigen Partei höcklich gebilligt wurde. Damals konnte ein naiver Leser annebinen, daß die neugebildete Frei sinnige Volk-Partei tiefe Wurzeln im deutschen Volke gefaßt habe. Und wie verhält eS sich in Wirklichkeit damit ? Bei den Hauptwablen wurde kein einziges Mitglied der Frei sinnigen BolkSparlei gewählt und erst hei den Stichwahlen gelang eS der Partei, Dank der opferwilligen Hilfe der Social- deniokraten und dem Mitleid der übrigen Parteien, eine Reibe von Mandate» zu erlangen. Herr Richter halte sich also >n einer angenehmen Selbsttäuschung befunden, wenn er den Kundgebungen der freisinnigen Wablvercitie emcii Wertk bei legte, und dasselbe ist jetzt wieder der Fall. Wie kommen denn solche Kundgebungen zu Stande ? In den freisinnigen Wahlverrinen sind fast ausschließlich sehr eifrige Anhänger de- Herrn Richter in leitenden Stellungen. Diese Führer der Vereine sind wieder da-Orakel der wenigen Mitglieder, die an den Verein-Versammlungen theilnehmen, und so läßt sich denn leicht ein Beschluß herbeisilbren, der alle-, was Herr Richter will, butbeißt. Wie die Masse der Wählerschaft, die »och an der freisinnige» Partei hängt, Uber Herrn Richter'- Tbalcn denkt, geht aus solchen BereinSbeschlüssen absolut nicht hervor. Daß i» Vereinen, deren Mitglieder ernsthaft die Förderung der volk-parteilichen Sache wolle», keineswegs volle Ucbercin- stimiuung mit Herrn Richter'- Anschauungen besteht, hat Herr Richter erfahren müssen, als er sich neulich im Verein „Waldcck" Uber den Programmentwurf ausließ. Er mußte sich bei dieser Angelegenheit sagen lassen, daß die Freisinmgc Volkspartei für da- Wohl der HandtlingSgehilfen gar nichts, leiste. Und nicht minder wie die Mitglieder dieses Standes empfinden die Angehörigen anderer Berufe, daß sie bei der Freisinnigen Volkspartei sehr schlecht aufgehoben sink. An der Fahnenflucht von der Partei wirb also weder durch den neuen Programmentwurf, noch durch die Kundgebungen gehorsamer Wahlvereine etwa- abgeändcrt. O. II. Verlin, 10. September. In der letzten Zeit hat r» sich gezeigt, daß die socialdemokratische Frauen- Brwegung an Stärke gewonnen bat; massenhaft kamen bei der am 2. September erfolgten Beerdigung der Agitatorin Agnes Wahnitz die sociattenlokratische» Schneide rinnen »nd Mäntelnäkerinnen nach der Pappet-AUee heran-; von einer großen Anzahl socialdemokralischer Frauen-Organi- sationen wurden Kränze niedergelcgt. ES bat freilich viel Mübc gekostet, die socialdciiiokratische Fraueiibeweguiig weiter zu bringe». Nach dem Rücktritt der Guillaumc Schack, der Frau Dr. Hofmann und der Frau Stägcmann, die ein aus gesprochene« organisatorisches Talent hatten, kamen kleinere Geister an die Reihe, die sich fortwährend in die Haare ge- rietben. Die Zetkin in Stuttgart und die Frau Emma Ihrer aus Velten unternahmen unausgesetzt AgitalionSreisen durch ganz Deutschland, aber die Fraueiibeweguiig kam nicht weiter. Erst im vorigen Jahre wurde eS anders. Zu», Kölner Parteitag waten zahlreiche weibliche Delegirle entsendet, die im Anschlnh an den Parteitag eine Eviiferciiz hatte», in der dir Streitaxt begraben und über ein einheitliches, plan mäßigeres Vorgeben in der Agitation eine Einigung erzielt wurde. In Frankfurt a. M. soll wieder eine solche Eon- ferenz siattstnden, von der man sich großen Erfolg verspricht. Zwar haben nach dem soclaldeinvkratischcii Parteistatut be sondere FraucnversaininluNgen nicht mehr das Neckt, Delc- girie für de» Parteitag zu wählen, daS muß vielmehr i» öffentlichen Volksversammlungen geschehen; aber i» großen Städten, wo drei Delegirle zu wählen sind, sind die Genossen so höflich, de» Frauen ein Mandat zu überlassen. In dein Erlaß de« Ministers Eulenburg ist ausdrücklich auf das Um- sichgreisen der Socialdemokralie unter der Frauenwelt hi» gewiesen worden und e» ist zweifellos, daß die Position der iLoeialdemokratie eine wesentlich befestigtere ist, wenn sie die Frauen hinter sich bat. Darum verdient die socialdcnio kaustische Fraueiibewegnng eine ganz besondere Beachtung. * Berlin, 10. September. Zn den wiederholt niilgelheilten Beschwerden Uber den Gesandten Peyer erhalten die „Hamb. Nachr" von angesehener kaufmännischer Seite fol genden Beitrag: „Angesicht- der augenblicklich gegen den Gesandte» Peffer i» Central-Amerika vorliegenden Beschwerden gestatten Sie vielleicht dem Unterzeichneten auch ein Wort über seine mit diesem Herr» geinochten Erfahrungen. Ich war in Cludad Bolivar watirend dreier Jahre 1884 87, wo Deutschland durch genannten Herrn als Minisler- residenten in Caracas vertreten war, und constaiire, daß wir unS in Elndad Bolivar so gut wie uiivertrelen nnd vogelsrei gesühit haben; denn nicht eine einzige der vielfache» Rcclamationc», die durch daS willkürliche Verfahren der dortige» Behörden nur zu häufig bervorgerusen wurden, hat seitens des deutschen Vertreters die Behandlung erfahren, die man mit Fug »nd Recht erwarten durste. — AlS crassestcs Beispiel führe ich nur an, daß bei einer Gelegenheit der deutsche Eoojul Herr Brock- man» (Lhes der dortigen Succursale des Hauses Blohm) von Lcn Behörden in unerhörtester Weise beleidigt worden war. Als seine eigene» Vorstellungen in Caracas keinen Erfolg hatten, sandte die recht zahlreiche deutsche Eoloni« eine Sollecilv-Beschwerdesclirist an Herrn Peper, worin der Fall klargelegt und Genugthuung für unseren Lonsul — welcher als Partei in der Sache La« Schriit- stück nicht mit unterzeichnet« — beantragt wurde. — Diese« Dokument wurde seiten« unsere» Vertreter« gar keiner Antwort gewürdigt. Wenn ich richtig mich erinnere, wurde ihm einige Wochen später ein Duplicat desselben etrgesandt, ohne besseren Eriolg, und die ganze Anaelegenbeit verlies im Sande, wahrlich nicht zum Vortheil de« deutschen Ansehen« an einem Platze, dessc» Handel reichlich zur Halste, wenn nicht zu zwei Drittel, in deutsche» Händen liegt oder doch damat« lag. — Die Empörung darüber war allgemein, und es gereicht mir zur Genugthuuna, derselben »och nachträglich Ausdruck geben zu können. — ES scheint, daß Herr Pener sein in Venezuela beliebtes Vertuschung«, und Todt- schwtigungSsysiem auch in seinem jetzigen Wirkungskreise fortgesetzt bat. Keiner der damals in Ciudad Bolivar lebenden Teultchen — und vermuthiich auch keiner der in Caracas ansässigen — dürste darüber im Zweifel sein, daß die sitzt gegen genannten Herrn vor liegenden Beschwerden in ihrem weitau» gröhten Theile — wenn nicht voll und ganz — begründet sind." 2-- Verlin, lO, September. (Telegramm.) Ein Tele gramm de» stellvertretenden Gouverneur» a»S Dar-eS- «alaam nieldet, daß am 7. d. M. aufrüherische Mawutji versucht haben, Kilwa zu überfallen, jedoch zurück-
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