Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189409161
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940916
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940916
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-16
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.09.1894
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug-Prel- ft> der HauptexpediNon oder den im Stadt, beliri und den Barart»» err-chtet», <»«. oavestrien ab geholt: vinteljahrlich^Is.Sd rrt zweftnaliaer täglicher Zastell«ng ins Lau- ^l 5.50 Durch die Post bezogen für Teutschload und Oefterrnch: vterielindrlich ^ 6.— Directe tägliche tdreuzdaudieaduag t»» Antlaad: monottich ^l 7.SV. LieMorgen-AuSgabe erscheint tiglich '/»? Uhx, dt« Adead-Anegav« Qocheulagl 5 Uhr. Ledarlion und Lrpeöitio»: JahanneSgaftr 8. TftErvet'tioa ist Wochentag- „»unterbrach«» geöfsaet vo» früh 8 bi» Abend« 7 Uh^ Fttiote»: Ott« M«»«'« E*rtt». Untverfft-tSsteaft» 1. Laut« e-sch«. . , Maiharinenstt. 14. pari «ab »Snt««r>la» A. KipMtr.Tasckaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. «uzeigeuePrei- die 6 gespaltene Pttitzeile SO Psg. Reklamen unter dem Redaction-strich (4«»« spalten) 50-C, vor den Aamilirnnachrtch«» tSgelpatle») 40-^. Grvster» Schriften laut nuferem VwiS» verzeichn ist Dabellarifcher und Ztffrrnsatz »ach höherem Tarif. Ertra.Beilage« tg'salzt), a»r »V st« Morgen, «»«gäbe, ohne Poftbeförderaag ^4 Sv.—, mit Postbefdrderung >l 70.—. Annahmeschlnß für Jinzeigenr »baad.Ln-gab«: vormittag« 10 Uhr. Marge».>ll-gad«: Nachmittag« «Uhr. Sonn- und FesttaaS früh '^9 Uhr. Vei den gillalr» und «nnahmesteüe» je ein« halb« Stund« früh«. Nnzeigrn find stet» an di« GzDeftitta» »» richten. Druck and verloq von C. Pol» tn Leivzig Sonntag den 16. September 1894. 88. Jahrgang. / s » Amtliche Bekanntmachungtu. Oefftnlliche Sitzung -er Stadtverordneten. Mit»t»«ch. den IS Srvte«drr 18V4, Atzend» 6'/, Uhr, t« Titzuogsfaale am Raschmartte. Tagesordnung: I. Bericht de-Bauau-fchusse- über: Einführung der Ea-leitung in da- Leipzig.Plagwiher Krankenhaus und Neufärbung der Jnnenriiuink desselben. H. Bericht des Bau-, Lekonom «. und Finanzausschusses über: ». verkauf de» an der Schwagrichen-Straste gelegenen Bau. plahe« Nr. 22; b. Ankauf der Grundstücke Nr. 19, 21 und 28 der Mognziiigasse; v. Wetterführung der bereit« tm Gehöfte de- Ntttergute- Lüstnig befindlichen Wafierleitung. III. Bericht de« Bau- und Finanzausschusses über: a. Aufstellung einer sogen. Lauigewichl-waage und «ine- Hakenradmen« in der Näd« de« -küdldaufr- aus dem Bied- und Schlachihofe; d. Uebernahiu« der von dem Leipziger Gä tnervereia in da« Suhthuringrundstück gelegten Wasserleitung rc IV. Bericht de« Oekonomieau-ichusic» über: a. Pflasterung der Nirchslratze zwischen Markt» und Roßstraße in Leipzig- Lindenau mit Schlackensteinen 2. El. anstatt mit Bruch, steinen; d. Herstellung der Fußwege vor dem an der Martin- slraße tn Leipzig-Anger-Ürouendorf gelegenen Grundstücke der 11. Bezirkrjchule; o. ein Abkommen mit Herrn Kauf- mann Montag wegen Arealerwerdung au« Anlaß der Fest- feyung der Baust,ichttinien für die »tochstraße in Leipzig- Connewitz; ä. ein Abkommen mit Herrn Schmiedenieister Hentschel wegen Verdreiiecung de« Schleußigec Wege- in Leipzig-Kleinzschocher vor dem Grundstücke Nr. 29; «. Er- döhung der Positionen 8 und 38 in Conto l« det dies jährigen HauShallpIaaeS; k. ein Abkommen mit der Künigl. Eisenbohndireclwn zu Magdeburg wegen Herstellung einer Fußwegunterführung in der Telitzicher Straße; Herstellung der Anlagen um die heilige ktreuzkirche tn Leipzig-Neustadt (Conto 12, Pos. 23); I>. Umbau und Berbreiterung de« am neuen Spritzenhaus« über die Fluthrnlne führenden Holz- st«ge« (Conto 9, Poj. 2ü). Äuclions-Lekamitmachung. Montag, sten 17. st. M.. vormittag» »«« S Uhr a« sollen im Ltadthause, Eingang Mühlgasj« Sir. 1, verschiebe»« Wirihjchasi-aegenstände. Kleidungsstücke, Taschen- nhren, l Rßtsepelz, 1 Tuba, l Trift«, 1 Petroleumstäader und verschiedene and«» Gegenständ« an den Meistbietenden gegen sofortige haare Verästlung üffent- lich versteigert werden. Leipzig, am 11. September 1894. Der stiath ster Stadt Leipzig I cl. 18W2 II. u. s. w. ve. Georgi. Hübschmonn Lekannlmachnng. Sn »ermirthen ist »ine große Wohnung nebst reichlichem Zubehör im III. Ober geschoß de- städtischen Hau-gruadslück« Grimmaische Straße Nr. 3 vom l. Oktober l. I. eventuell l. Januar I8S5 ab. Im Einvernedmen mit der gegenwärtigen Inhaberin und dem Bermietder würde die Uebernahme der Wohnung auch vor dem 1. Oktober erfolgen können. Mietbgesuche werden auf dem Rathhaul«, I. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Leipzig, den 12. Septemb« 1884. Ter Rattz der Stadt Seist,tg. In. 3863. Or. Georgt. Morch«. Lekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebene» Glaser-, Tischler-, Schiofter- und Malrrarstrtte». lowt« die Herstellung der Hittz- ablritnngS - Anlage für den Neubau d« 8. Realfchnle am Schlcußiger Wege hier vergeben worden sind, werden die unberück- sichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch au« ihren bez. Angeboten entlassen. Leipzig, am 10. Septemb« 1894. 4214. Id. 2081. Ter Rath der Stadt Leist,tg. vr. Georgt. Colditz. Bekanntmachung. Die öffentlich ausgeschriebene Herstellung von gepflasterten Auft- weqübrrgängrn in Letstjig - Lindenau und Letstztg - Klein zschocher ist vergeben. Tie unberückfichtigt gebliebenen Bewerber werden daher aut thrrn bezüglichen Angebote» hierdurch entlassen. Leipzig, den II. September 1894. 48o.. Der stiath »er Stadt Letstii«. 2090.I)r. Georgi.Colditz Io. Gesucht wird der am 23. September 1864 in Zwenkau geborene Markthelfer Friedrich Ott» Liebold, welcher,ur Fürsorge sür sein Kind au zubalten ist. Leipzig, den 14. September 1894. Der Rath der Stadt Leipzig. - . >r«»u-Amt, stlstth. IV» X. k. IV » Nr. 728. 94. Hentschel. Hr. Anderweit gesucht wird der am 9. Juli 1842 in Frohburg geborene Handelsmann Friedrich Hermann Wirprig, welcher zur Fürsorge sür seine Kinder anzudallen ist. Leipzig, den 8. September 1894. Ter Rätst »er Stad» Leist»«,, «r»en-A»t. «sttst. IVa. L. k. IVn Nr. 1393. Hentschel. tzr. Erledigt hat sich die unterm 30 August l. J-. erlassene Bekanntmachung, den am 29. vor. Mt«, im Pleißenfluß unweit de« Psal»baurestaurant« outgesundenen unbekannie» Leichnam betr., durch deffea inzwischen ersolgte RecognoScirung. Leipzig, am 13. September 1894. Ta« P»l,,et««t ster Stadt Letst,«^ IV. 5207. vretschneider. P. Lkkanntmachung. Di« Au-gab« von Svnogogenkarlcn findet Sonntag, den 16. September, Uormillag« ll—12 Uhr »ad Montag, den 17. September, Nachmittag« 3—4 Uhr in der Gemeindekanzlet (Synagogenoebäude, eine Trepv« doch) statt. Wir bitten, bei Abholung der Karlen die stt«steri,en Harte» »,d die »teslästrt,e« Gemetnstefteneranitt»«,»« mti,nbria,»a Leipzig, den >4. September 1894. Der Vorstand ster A»r«e1tttsche« Nett,ton«,rmetnst« ,n Leistit^ Städtische Gewerbeschule. Der Unterricht im Winterhalbjahr beginnt Monta,. den I. Lktoster. Anmeldungen sür die Tagesschule, Abendschule und den offenen Zeschensanl werde» vom 19. bi« 2ö. September, Nach- mittags 4—ü uhr, rntaegengenommen im Schulgebäude, Wächterslr. 13. Leipzig, den 17. August 1894. Der Direktor: Architekt P. Schaft er. Die städtische Sparcaste steleiht Wrrtststastterr unler günstigen Bedingungen. Leipzig, de» 10. Januar ItÄ4. Die Svarraffrii-Dkstutattan. Bei der hiesigen städtischen Berwaltung sind 1) «in Expedient sür RechnungSprüsung bez. Control« mit einem Geballe von lbOO—16L0 ^l, 2) ein Cassenasfistent mit einem Gehalte von 1000 g) medrere Copisten mit einem Gehalte von 600 ^i obald als möglich anzustellen. BewerbungSgesuch« mit Zeugniflea find bi- zum 26. September 1891 bei dem Unterzeichneten Sladtrath« einznreichen. Borslellung ist zunächst nicht erwünscht. Wurzen, den 14. September 1894. Der Stadtrath. Mühle, Bürgermeister. Lkkanntmlichung. Etwa 4700 le-au-gesonderte Dienftartrn, Rechnungen, Rrch- nung-delägr, Drucksachen u. s. w. sollen freihändig zum Ein- stampfen verkauft werden. Kausangebote erbitte ich unter Angabe de« zu zahlenden Kauspreises kostenfrei di- 8. Octob« d. I«. Merseburg, den 12. September 1894. Der Lande«haustt«ann Graf von Wintzingerode. Die Erweiterung -er Aufallversicherung im Handel und Kleingewerbe. 6-^. Unnütze Last trägt Niemand gern. Daß eS sich bei der Ausdehnung der Unfallversicherung aus den Handel und die Erweiterung derselben im Kleingewerbe um eine solche Last handelt, ist in jenen rrwerbSthäligen Kreisen eine weit verbreitet« Anschauung. Man braucht diese letztere nicht ohne Weitere« zu «heilen, aber e« ist immerhin nvthwrndig, daß man sie zum Wort gelangen laßt. Bekanntlich verlangt der am 2l. äuni d. I. veröffentlichte Gesetzentwurf über die „Er weiterung der Unfallversicherung", daß nicht uur da- gesammtc Kleingewerbe, sondern auch da« Handelsgewerbe dem Bersiche- rungSzwang unierworsen werden, soweit die in den betreffenden ErwerbSzweigen beschäsligten Gehilfen und Arbeiter nicht mehr als jährlich 2000 verdienen. Im Handwerk sollen nur einzelne, nach Ansicht der ReickSregierung nicht gefährliche Gewerbe, wie Schuhmacherei, Schneiderei, Handweberci rc., von dem BersicherungSzwange nicht unbedingt betroffen werden. Die Entscheidung hierüber ist den Landesregierungen anhcimgestellt. Erörtern wir zunächst dir Gründe, welche man im HandelSgewerbe gegen jene Erweiterung der Unfall versicherung geltend zu machen sucht. Es kann ohne Weiteres zugegeben werden, daß die wirtbschaflliche Lage de» HandrlS- aewerbe« in den meisten Zweigen desselben seit geraumer Zeit eine gedrückte, in einzelnen eine halbwegs gute und nur in sehr wenigen eine glänzende und wirklich befrie- digende ist. Auch in den neuesten Handelskammerberichten kommt diese schwierige wirlhschastlichc Lage der meisten Zweige des Handelsgewerbes zum Ausdruck. Es wird in den Be richten — wir erwähnen nur jene der Handelskammern in Elberfeld, Dresden und Köln — darüber geklagt, daß der Nutzen stet» geringer, der Mitbewerb und die Einengung der Geschäfte durch Eonsum- und WaareneinkaujSvereine, Rabatt, sorderungen und zahlreiche Unkosten aber immer größer werden. „Wenn gleich", so heißt e- im nencsten Bericht der Dre-tner Handelskammer über da» Geschäst in Eolonial- waaren, „die Schädigung durch Epidemien in diesem Iabre glücklicherweise erspart blieb, so war doch die allgemeine Depression, der Mangel an Unternehmungslust, die Berminderung der Kaufkraft, besonders der Lanbwirthe in folge der niederen für ihre Producie erzielten Preise, im Berichtsjahre in gesteigertem Maße fühlbar. Da man sich bemühten mußte, die Umsätze zu vergrößern, wurde der Nutzen, der an den einzelnen Artikeln verblieb, immer geringer. Namentlich haben manche kleinen Geschäfte ganz aufbören müssen oder sind dem Concursr verfallen. Dazu kommt die Schädigung durch die zahlreichen Eonsumvereine und ähn liche Einrichtungen, denen man vergeblich entgegen zu arbeiten suchte". In einzelnen Zweigen ve» HandelSgewerbe» bat man daher die Ueberzeugung gewonnen, daß die Ausbürdung des VersicherungSzwange« die wirtbschaflliche Lage derselben noch verschlimmern und namentlich die kleineren Geschäsle unangenebm treffen werde. Aber man bestreitet auch im HandelSgewerbe, daß die Gefahr, einen Unfall zu erleiden, so groß und so allgemein sei, daß, wie der genannte Gesetzentwurf will, ein allge meiner BerficherungSzwang eingesührt werden müsse. Zur Begründung jene« Gesetzentwurf» ist von der Reichs regiernng darauf hingewiesen: Bei vielen Zweigen de» HandelSgewerbe» spiele der WaarentranSport durch Mensche» oder Pfcrdrkraft eine Rolle, woran» eine große Menge von Unfällen erwachse. In anderen HandelSgeschästrn, wie in Droguerien und Colonialwaarrnhandlungen, befasse man sich mi« der Lagerung von Kisten und Fässern in Höfen, Kellern, Speicherräumcn und anderen Localitäten. Die Beförderung solcher von einem Rann, in den ankeren oder von den aus der Straße harrenden Wagen in den Lagerraum oder umgekebrl, da» Bewegen, Heben und Tragen schwerer Laste», zu»ial unter Anwendung von Fuhrwerken, Fahrstühlen rc., sei nicht gefahrlos. Ueberhaupt fehle die BorauSsetzung de- Ber» sichrrungSzwange- nur bei Bank-und Agenturgeschäften, bei denen wegen der rein burraumäßigen ThaNgkeit Unfälle selten seien. Ja allen anderen Eontoren und Läden aber komme r» vor, daß im Nothfall auch einmal ein HandlungS- aebilse Hand mit anlege, um dir Fortbewegung einer Last zu beschleunigen, ja, daß er von seinem Ehcs sogar dazu ange halten werde. Bei der Ausarbeitung jene« Gesetzentwurfs ging die ReichSrrgierung außerdem von der Anschauung au», daß der Bersicherunb-zwang im HandelSgewerbe den Principal vor den Entschädigungsansprüchen etwa verunglückter HaudlungS- aebilsen befreie. Diese Entlastung von einer immerhin großen Verantwortung falle um so mehr ins Gewicht, da die Gerichte geneigt seien, in zweisclbasten Fällen zu Gunsten des Geschädigten, des wirthschastlich Schwächeren, zu ent scheiden. Diese Begründung de- BersicherungSzwange- läßt man im HandelSgewerbe keineswegs gelten. Es wird daraus hin- gcwiescn, daß man bei der Ausarbeitung de- Gesetzentwurf« vollständig die drrizehnwöchige Krankenunterstützung übersehen habe. Nun bestehen aber, wie man in wetten Kreisen de« HandelSgewerbe- überzeugt ist, in diesem nur Unsallgesabren, die »» Allgemeinen derartig sind, daß ein etwaiger Unfall wohl regelmäßig in l3 Wochen wieder geheilt ist. Es hat die Anschauung Play gegriffen, daß solche Handels geschäfte selten sind, in denen die Unsallgcsabr größer al« im gewöhnlichen Leben ist; dieselben sollen die Au-nahme bilden. Die Inhaber derartiger Geschäfte werden, so setzt man voran-, gerne an einer staatlichen Zwang-Versicherung «heilnehmen, zumal dieselbe wenigsten» nicht «heurer als eine private Ver sicherungsgesellschaft arbeite. Im Uebrigen aber wird die Anschauung vertreten, daß sür die desooterS acsährlichen HandelSgewerbe — dir HandelSlagereien — die Bestimmungen der Novelle vom 28. Mai 1883 genügen, die diese dem Ber- sichrrungSzwang unterstellt. Auch ,n Kleingewerbe bestreitet man, daß es noth- wenvig sei, den BerficherungSzwang mebr auSzudehnen, als e« durch die Novelle vom ll. Juli 1887 bestimmt wurde; dieselbe regelt die Versicherung-Pflicht der Bauarbeiter. In beiden hier in Betrachtung kommenden ErwerbSzweigen ver- mißl man sür den Gesetzentwurf die genauen statistischen Unterlagen. ES wird verlangt, daß der statistische Nach weis darüber erbracht wird: Welche weiteren Zweige deS Handel- und der Kleingewerbe besonderen und mebr Gefahren al- jeder im Erwerbsleben stehende Mensch auS- gesetzl sind; weiter verlangt man einen statistischen Nachweis varüber, in welchen der betreffenden Berufe ein Bedürsniß nach einer Bersicherung gegen Unfälle auf der Seite der Ge hilfen sich kund gegeben habe. Man betont, daß man sich so lange von der Nothwendigkrit der geplanten Zwangsversiche rung nicht überzeugen könne, so lange die statisiischen Beweise für das vorhandene Bedürsniß nicht geführt seien. Eisrig bekämpft wird die ZwangSversichrrung im Handel und Kleingewerbe besonder« auch durch die Handelskammer in Stuttgart. Deren Sccretair, vr. Huber, unterzieht de» Gesetzentwurf einer Besprechung, in der er darauf binweist, daß die Unfallstatistik, ans welche sich die Motive berufen, schon deshalb ungenau sei, weil sie nicht in das Wesen der Handelsgeschäfte und deS Kleingewerbe- einbringe. Vr. Hu be r führt zahlreiche Kleingewerbe auf, in denen eine nenncnSwertbc Unfallgesahr nicht besiehe. Wolle man von ihnen neben dem Bei trag sür die Krankenversicherung auch noch einen solchen für Unfallversicherung zwangsweise eintrriben, so sei dieses geradezu als eine unbillige Belastung zu bezeichnen. Ebenso werde man bei einer Umslbau in den Handelsgeschäften finden, daß sich auch bei ibnen nach der Unfallgesahr eine bestimmte Zahl abbebe, auf die eine der Prämie nach entsprechende Gegen leistung entfalle. Aber diese Geschäfte könne man nicht, wie der Gesetzentwurf, als Regel betrachten, sondern sie seien zur Gesammtzahl in keinem Bcrhältniß stehende Aus nahmen. Zurückgewiesen wird von den hier bethciligten ErwerbS- kreisen der Gedanke, als ob jede-Gewerbe dein BersickerungS zwange gleichsam tributär sei. Dieser Gedanke sei vom Reichstage niemals gebilligt. Wenn eine solche Tributpslichlig- keil jede« Gewerbe- wirklich 1884 „als Eckstein des Un- sallversicherungSgeseyes" ernsthaft in Frage gekommen wäre, so würde die Mehrheit de- Reichstages, wie man an nimmt, einer derartigen Forderung bei der damaligen An- »ahme jene- Gesetze- keineswegs zugestimmt haben. Schon heule sei in den kansmannischen Kreisen, und zwar auch bei den Gebilscn, da- Gefühl vorherrschend, als ob ihnen mit der Kranken- und InvalilttälSversicherungSprämie eine Extrastcuer aufrrlegt sei, die eine entsprechende Gegenleistung nicht zur Folge bade; e« sei bei ibnen da« Gefühl vorhanden, al» ob sie lediglich zur Unterstützung von ihnen aanz fern siebenden Berufskrcisen beizutragen Hallen. Da- Ziel aller Zwang-Versicherung bilde der sociale Friede — da» Gegen lheil aber werde erreicht, wenn da» Gesetz eine Sleucrleislung auszwinge ohne eine ihr entsprechende Gegenleistung zu geben. Deutsches Reich. -t>. Berlin, 13. September. Die »Bossische Zeitung" de spricht im Zusammenhang mit der Rede des Kaiser- in Königsberg den Umstand, daß die Reichsleitung sowohl al- die preußische Regierung gegenwärtig nickt da« Anseben genießen, La» einer kräftigen Regierung rukomml. Da» freisinnige Lraan meint, daß die Duldung oppositioneller Strömungen innerhalb de» Kreise» der RegierungSbcantten der Grund zu der Schwäche der Regierung sei. Würde die StaatSleitung kräftiger gegen die Beamten auftreten, die Ke» Anschauungen der Regierung offen entgegenzutreten wagten, wie z. B. eine Anzahl vo» Regierung-präsitenlen und Land- räthen in der Frage der Handelspolitik, so würde sich un zweifelhaft da- Ansehen der Regierung wieder heben. Das ist nicht unrichtig, aber e- liegt darin eine zu obersläch- liche Auffassung der Sache. Die Regierung gebt gegen die opponirendcn Beamten nicht mit der wünschen-werlhen Ent schiedenheit vor, weil die leitenden Männer sich selbst über die Ziele, die sie verfolgen, nicht vollkommen klar sind und weil sie darum da« Gefühl haben, daß sie nicht da« Maß von Autorität besitzen, da» sie ihrer hervorragenden Stellung nach haben müssen. Sie sind von der gar nicht so un richtigen Ueberzeugung geleitet, daß e« nicht viel belscn würde, wenn ein Dutzend widerspenstiger Regierung-Präsi denten oder Landräthe gemaßregelt würde. Damit würde die offene Opposition allerdings voraussichtlich beseitigt werden, weil viel« der Beaoilen schon au» pecuniären Rück sichten sich nicht der Gefahr der Maßregelung würden au- seyen wollen und weil sie darum Len Mund Hallen würden; die viel gefährlichere stille Opposition aber würde fort- bcsteben bleiben Denn ber Respect der deutschen Beamten schaft vor den leitenden Staatsmännern hängt, wir möchten sagen: glücklicherweise,nicht von der Anwendung derDiSciplinar- niitlel durch jene ab, sondern von der Ueberzeugung, baß festen, großen Zielen nachgcstrebt wird. Haben die Bcamlcn dies Gefühl, so denken sie nicht daran, der StaatSleitung Opposition zu macken. Die Zeit de» Fürsten BiSmarck ilt der Beweis dafür. Der greise Kanzler zeigte den Weg zu feste», klaren Zielen, und darum folgten die Beamten mit Freuden ihrem großen Führer. Daß die heutigen StaatS- leiler großen, bestimmten Ziele» »achstreben, wird Niemand bebauplcn wollen. Deshalb sind eben die Zustände so, wie sie sind, und wir zweifeln sehr stark daran, daß sie sich in Bälde ändern werden, wenn nicht dir Politik der Eompromisse „ach allen Richtungen hin ausgegcben wird. Dazu aber ist leider erst dann Aussicht vorhanden, wenn die gegenwärtige Politik in einer auch äußerlich sichtbaren Weise «chiffbruch gelitten haben wird. * Berlin, 15. September. Der bekannte Mitarbeiter de» Pariser „Figaro", Herr Rosenthal, genannt IaqueS St. Eöre, bat von seinem Blatte den Auftrag erhalten, in Karlsbad den Reichskanzler Grasen Eaprivi zu inter viewen. Boi» Reichskanzler nicht empfangen, ver öffentlicht er nunmehr auf Grund ihm angeblich von einem Loben deutschen Hof- und Staatsbeamten in Karlsbad gemachter Miltbeilungcn einen langen Artikel über dir angeblichen Ziele der deutschen Politik. Bo» Eaprivi persönlich wird gesagt, er kalte sein ver sprechen, unter ibin werde die Politik langweilig werden; er tdue, was der Kaiser beseblc oder wünsche, und kümmere sich weder ui» Jntrigucn von Ministercollegen, noch um den Haß der Eonservaliven. Für ib» gebe <S nur eine brennende Krage: die socialistiscke. Die Politik de« Kaiser- Wilhelm wird wie solar charakterisier: Der Kaiser will im Friede» mit aller Welt, vornehmlich mit Frankreich, leben: er hat volles Vertrauen zur Armer, aber auch das volle Bewußtsein der Verantwortung, die auf ihm ruht. Er wird nie einen Krieg provociren. Der Brief an Frau Earnot, die Be gnadigung der französischen Officiere, namentlich die Wahl de» Termin- der Begnadigung, sind seiner Initiative ent sprungen; aber an die Frage, betreffend Elsaß-Lothringen, wird er niemals rühre» lassen. Nicht ein Oluadralmeier der ursprünglich deutschen, mit deutschem Blut ge tränkten Provinzen wird zurückgegeben werden. Deutsch land und Frankreich werten sich in diesem Punct nie verständigen; aber aus anderen Gebieten ist eine An näherung und ein Hand-in-Hand-Gehen sehr wohl möglich, nämlich auf comiiiorzicllein und indnslriellci», sowie bei der Bckämpsung der Svc>altcnivkratic. BielGulcS lann in dieser Beziehung die koniinende Pariser Weltausstellung wirken. — Herr IaqueS St. Efire nennt den Namen de« »bohen deutschen Hof- und Staatsbeamten", der ihm diese Mitthcilungen ge macht bat, nicht; cS war auch nicht »ölhig, denn aus dem Mitgetyeiltcn geht klar hervor, daß Herr IaqueS St. ELre daS ganze Interview — geträumt hat, nachdem er am Abend mil einigen Kannegießern beim Pilsener über deutsche Politik sich unterhalte» halte. tt. Berlin, 15. September. (Privattclegramm.) Der Kaiser bat, wie bereit« mitgelbeitt, unter Anderem dem KöniqSberger Fort X den Namen „Fort Kanitz" bei- gelegt. Es sind nun in Folge widersprechender ZeitungS- meltnngen Zweifel tiilslanken, ob die Verleihung an dir Faiiiilic Kanitz später al« die der anderen Fort- an die oslpreußische» Fam.lie» erfolgt sei. Die „Oftprenß. Ltg." bemerkt dazu, paß diese Berleihnng zu demselben Zeit- puncte und in derselben Weise slattgefunren habe, wie die übrigen. P. Berlin, l5. September. (Privattelegramm.) Wie die „Kreuzzeitung" ersährl, wird der Krieg-minister Bronsart v. SchcltriiSors, der zur Zeit »och in Ostpreußen we-lt, ain 15. und lli. d M. dem Grasen v. Mirbach auf Sorquittcn einen Besuch abstalten. (Schwerlich in Prival-Angelegenhcilen. Ta der Name de- Grafen Mirbach von dem Kaiser von der Liste der zu tei» KönigSbcrgcr Provinzialriner Einzulateiiden gestrichen worden war, so wird der Hcir Krieg-minister ohne besondere Genclunigung den Herrn Grasen gewiß nicht besuchen. D. Red. d. „Lcipz. Tagebl.") L. Berlin, l5. September. (Privattclegramm.) Dir Dame, mit welcher der deutsche Gesanrie in Stockholm, Graf v. Wrdrl, sich vermählen wird, ist, wie die »Boss. Zlg." hört, die Besitzerin von Stora Sundby in Soedermanlant, die verw. Gräfin Stephanie v. Plate». Sie ist eine Tochter des verstorbenen SlallhallcrS von Slockbolni, des Grafen Hamilton, und machte, al» sie in Stockholm lebte, viel von sich reden wegen ihre» glanzvollen Auslretens; namentlich erregte sie durch ihr prachtvolles Geschmeide Auf seben. Es ist die« in den lehien 25 Jahren die sünsie Heirath eine« auswärtigen Diplomaten mil einer Schwedin. II. Berlin. l5. September. (Privattelegramm) Der zum Flaggschiffe de« KreuzergcschwadcrS bestimmte Kreuzer dritter Elasse „Gesion" wirv, wie der „Boss. Zlg." ans Kiel gcmelvet wird, voraussichtlich noch Ente diese- MvnalS die Reise nach Ostasirn antreie», um sich in Yokohama mit den übrigen Geschwaderschiffen, „Arcona", „Alepandrine" und „Marie", zu vereinige». It. Berlin, l5. September. (Privattclegramm.) Nachdem vor einiger Zeit die Schleuß«:» des Nordaftsrr- Canals zu Holtenau mtt Wasser gefüllt worden sind, ist seit Dienstag, de» II. d. M., auch i» die Schleußt,« zu Brunsbüttel theilweise La» Wasser allmählich cingelasscn worden. T Berlin, >5. September. (Telegramm.) Der Eor- vettencapilain a. D. und Stalionsvorsteber in Friedrich- WilHelm-Hasen, Rüdiger, ist von der Neu-Guinea-Eoni- pagnie zum Stellvertreter deS LandeShauplinannc« im Falle von dessen Abwesenheit ober Verhinderung ernannt worden. — Ter Premierlieulciianl a. D. Rauck ist mit dem 30. Sep tember d. I. au- der Sckutzlruppe sür Deulsch-Ostafrika auSgeschicden. — Ter Feldwebel eer südwest-asrikanifchcn Schutztruppe Hattwett ist zum StationSchef und Hafen meister in Angra Pequena ernannt worden. — Der bis herige Landeshauptmann der Marschall-Inseln, Dr. EchmtH^
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite