Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.09.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18940920012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894092001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894092001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-20
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vez«g<.Pre«H ff» >» HempttMdttto» od« de» t« vtadb- tr»kk «d da» Vororten errichtete» dl»», aabestellen «bgeholt: vierteljährliche««^ »et >w«tmaliaer täglicher Zastellong in« Ha*s » -ckL Durch die Posi bezogen kür Deatschlaad und Oesterreich: oierkestährilch ^ 4.—. Direct« täglich« Krenzbandienduag i»s Nntland: monatlich 7.50. Dtevrorgen-Nusgade erscheint täglich'/,? llyr. Wi Adald-AaSgad« Wochentag« 5 Uhl. Rüactio« und Lrirditio»; Z*h«mie«,ass» 8 Dt» Lr-editto» ist Wochentag« uunaterbroche» »öffnet von früh 8 bl« Abend« 7 Uhr. Filialen: vtt» Me»«'» Lorti«. <»lfre» H«3»1d UrttvrrstlatSstraße 1. . Laut« Lösche. Mttharinrnstr. I«, pari, und König-Platz 7. Morgen-Ausgabe. MMerTlMlilatt Anzeiger. Srgan für Politik, Localgeschichte. Handels- un^eschäftsverkchr. ^^8l. Donnerstag den 20. September 1894. «»zeige» Preis 1>le 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. »eclamen unter dem Redaettonsstrich (4g>, spalten) 50-H, vor den AamilieniiachrichtrU lögeipaltent 40 >4. Größere Schriften laut uuierem Preis» nerzeichnih. Tabellarilcher und Zifierniatz »ach höherem Tarij. Ertr«»veilagni (gesalzt), nur mit de, Morgen-Ausgabe, vdne Postdeiördernng » KV—, mit Postdejorderung -äl 70.—. ^nnalfMkschlnk für Anzeigen: Abeud.Aufgabe: Vormittag« 10 Udr. Marge n-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh ' ,9 Uhr Bet de» Filiale» und Annahmestellen re riu« halbe Stunde früher. Nttieiße» sind stet« an die Ertzrdittan zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Wie in den letzten 2 Jahren, so soll auch in diesem Jahre in allen Parochialkirwen der Lpt1 orte Leipzig I eine Atzentzmatzlsfeter »tt den rinbrrufcnen »eeruten und ihren Angehörigen, an welcher jedoch auch die Gemeinde ttzeiinrtzmrn kann, ia Verbindung mit dem Hauprgott»«dienste oder dem Abend- gotteldieuste a« Sannla,, den 23. diese« Monats abgehatten werden. Da« Nähere ist aus den amtlichen kirchlichen Nachrichten zu ersehen. Tie im Stadtbezirke wohnenden jungen Männer evangelisch» lutherischen Bekenntnisse«, welche in diesen Tagen zum Dienste der Wasjen berufen werde», ihre Angehörigen wie die Gemeind« werden hiermit zu dieser Abendmadlsseier herztichst geladen. Leipzig, am 11. September 1894. Tee Luperiutendent, t. V. läc. l)r. Suppe. Bekanntmachung. Nachdem der KönigSplatz zn Meßzwecken nicht mehr gebraucht wird, haben wir beschlossen, die Bekanntmachung vom 16. vor. Mi«., betr. die Abhaltung de» Großhandelsmarkics in Gurken auf der Brüder-, Leptay- und Jablonowski-Straße, vom Sonnabend, den 22. d. Mts., an aufzuheben. Bon diesem Tage an dürfen daher die bezeichnet«» Straßen zu Marktzwecken nicht mehr benutzt werden, und der Großhandel mit Gurken hat wie zuvor geiniiß unserer Bekanntmachung vom 12. Juli diese« Jahre- ausschtießtich aus dem König«-, bezw. Roßplatz statt» zufinden. Leipzig, am IS. September 1894. I» 4275. Der »ath der Stadt Leitlitz. l)r. Beorgi. Lindner. Bekanntmachung. Nachdem die öffentlich ausgeschriebenen Glaser- und Maler arbeiten für die Armenhäuser in Lei-tig-ikoiinewitz und Leipzig Lindrnau vergeben worden sind, werden die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber hierdurch aus ihren Angeboten entlassen. Leipzig, am 13. September 1894. Der »ath der Stadt Leipzig. Ib. 4256. vr. Georgi. Eolditz. Bekanntmachung. Die Schuleaffk. Schulerprdittan und Schnlgeldereinnahme bleiben wegen vorzunehmcnder Reinigungsarbeiten Donnerstag de« 2V. und Krrttag de« 21. September geschloffen. Leipzig, den 15. September 1894. Der »ath der Stadt Leipzig. l)r. Georgt. -rüller. Bekanntmachung. Die Wiedererössnung des Gottesdienste» in ders Hauptsynagoge nnd.. Krettag, den 21. ds». Mt«., «den»» «'/« Uhr statt. Der Vorstand der Israelitischen »eligionsgrmeinde z« Leipzig. Bekanntmachung. Zu »ermtrthen ist ein« groß« Wohnung nebst reichlichem Zubehör im III. Ober» geschah deS städtischen V»usgrundstücks Griminaische Sttaß« Nr. 3 vom I. Oktober l. I. eventuell 1. Januar 1895 ab. Im Einvernehmen mit der gegenwärtigen Inhaberin nab dem Bermiether würde die Uebernahme der Wohnung auch vor dem 1. Oktober erfolgen können. Miethgesuche werden aus dem Rathhaus». I. Etage, Zimmer Nr. 8, entgegen genommen. Leipzig, den 12. September 1894. Drr »ath der Stadt Leipzig. I». 8663. vr. Georgi. Morche. Vermiethungen. In den nachgenannten der Stadtgemeiude Leipzig gehörigen Grundstücken sind folgende Miethräume gegen viertel» bez. halb jährige Kündigung anderweit zu vermiethen: 1) Grtmmaische Strahl »r. 1, eine Wohnung im M. Ober- ^Ichoß — »ach dem Hose, 2) Nrimmatsche Straße »r. 3, eine groß« Wohnung im 3) Hl. Obergeschoß, »rumarkt »r. II. ». eine Wohnung im lll. Obergeschoß, d. eine kleine dergl. im V. Obergeschoß, 4) stupsrrgasse »r. 1 — stramrrhans — ein Kellerraum, 5) VeterSsteinmeg »r. 17 — Grüne Linde — eine Wohnung im II. Obergeschoß des Hintergebäudes, 6) Grmeindeamtsstraste »r. 4 in Leipzig - Lindenau, Niederlagsräume int Erd» und Obergeschoß, 7) Gemeindeamt-straffe »r. 6 in Leipztg-Ltndenau. eine Wohnung im II Obergeschoß recht«. 8) Alte Erraffe «r. 22 - ehemalige« «athhauS — in Leipzig »Plagwitz, bi« jetzigen Kirchenrzp«dttiou«räume im Erdgeschoß, S) «eitzenboincr Straffe «r. 13» tn Leipztg-Dhanderg. eine Wohnung im 1. Obergeschoß link«, 10) «eitzrndainer Straffe «r. 134 in Letp,i,-Thonberg, eine Wohnung im Erdgeschoß, 11) «abrt »r. 4» in Leipzig. volkmarSdors, zwei klein« Wohnungen im l. Obergeichoß, 12) «larastraffe «r. 1« tn Letpzig-Rensch-neset». 5 Keller» oblheilungen, IS) «urzener Straffe «r. LL in Leip,i^»e,se»erhousen eine Wohnung im II. Obergeschoß links, 14) Markt »r. I — ehemalige« »attzh«,» in Letpzig- Gnttiffich, eine Wohnung im II. Obergeschoß rnht«. Di« Mietdrä^me unter l. 3, 4, 6, 7. 12 sind sasart, die. jenigen unter 2, 5, 8, 9, lv, 1l. 13 uud 14 pom I. vttoder lamrnden Jahre« ab zu vermiethen. Miethgesuckie werden aus dem Rathhausr, I. Obergeschoß, Zimmer Nr. 8 entgegengenommen. Leipzig, den 15. September 1894. Der »ath der Stadt Leipzig vr. Georgt. Morche. Gesucht wird der am 3. März 1863 ia Leipzig g.boreu. h-udarbeiter Friedrich Bt'itzetm Heinrich, welcher zur Fürsorge für sei»« Familie anzuhalten ist. Leipzig, dea 15. September IA4. - ^ , Der »ath »er Stadt vetpzi«. «rmea-Amt. «dt». U. ^.L.IV.«»rd.lI.l»»d. Heatsch.l. Dolge. Ueber die norwegischen Neuwahlen und die I skandinavische Union gebt nn« von unserem, auf einer politischen Studienreise in Skandinavien begriffenen Correspondenlen ein neuer Brief zu. Er lautet: In der jetzigen skandinavischen Unionsfrage sind zwei Momente zu unterscheiden, die sich allerdings vielfach in einander verschlingen. E« sind die« die Freiheit«- und die nationale Angelegenheit. Auch die norwegische Rechte ist mit der jetzigen Stellung ikre« Vaterlandes im UnionSverbande unzufrieden, glaubt aber Wohl mit Grund, daß sie von den Schweden bessere ZukunstS- bedingungen erhalten kann, als die Linke, während diese letztere ihren Willen durchtrumpsen will und zu diesem Ende die gewaltsamste Agitation veranstaltet. Durch eine Resolution vom 14. Januar 1893 boten in Schweden Reichstag und Regierung den Norweger» die künftige Gleichstellung in der Union mit einem gemeinsamen auswärtigen Minister an, der je nach dem Schwede oder Norweger sein könne; wohl nicht ohne Absicht war da« Datum jene« Kieler Frieden« von l8l4 gewählt worden, der Norwegen von Dänemark getrennt halte; aber die Antwort der norwegischen GroßthingSmehrheit auf diese sogenannte „Bruderhand" bestand in jener Zwangsaction gegen den Unionskönig, durch welche da« radikale Ministerium Steen sich selbst au« dem Spiel brachte. Die inneren Gegensätze zwischen beiden Bevölkerungen sind sehr groß, und da« seit 18l4 ihrem Laute beschicken ge wesene materielle Gedeihen, wie cö dasselbe weder unter Dänemark noch zur Zeit seiner in beständigen Bürgerkriegen bewährten Selbstständigkeit gekannt batte, bat die Nor weger nicht nur nicht dankbar gestimmt, sondern ihr natio nale« Selbstgefühl unermeßlich gesteigert, wobei auch das europäische Ansehen ihrer Literatur eine Rolle spielt. Die Norweger sind ein Baucrnvolk, Schweren besitzt einen berübmten Krieg-adel mit einer auch nach der Reform von l866 stark aristokratisch gebliebenen Bersassuog; die Geschickte beider Völker hat sie fast stet« in verschiedenen KriegSlagern gesehen, und so sehr sick in den skandinavisckcn Hegemonie- kämpsen de« 17. Jahrhunderts die Schweden den Dänen gegenüber überlegen gezeigt haben, so wenig erfolgreich waren sie durchweg an der norwegischen Seite, schon weil sie die Dänen leichter al« in jenem Klippen lande in den deutschen Herzoglhümern oder direct bei Kopen hagen angrrifen konnten. Auch hier ist ein übergroße« Selbst gefühl der Norweger die Folge, in deren politiscker Pocsie elegentlich Betrachtungen über die „feigen schwedischen )unde" Vorkommen, eine für das Volk Gustav Adolf'« und karl'S XIl. jedenfalls zicmlick neue Bezeichnung Auck die Vorgeschichte der 18l4 zu Stande gebrachten Union besitzt einen merkwürdig zweideutigen Ebarakter. Die Bernadotte'schc Dynastie bat dort ibre Laufbahn unter eigenibümlicken Umständen begonnen. Als der gleick zeitig nnt Rußland, mit Frankreick und mit Dänemark ,m Kriege befindliche König Gustav IV. Adolf de« Throne« beraubt wurde, stand Schweden dem dänisch norwegischen Heere offen; dasselbe hätte aus Stockholm marschiren können. Aber die Führer verschmähten die«, wobei Abneigung gegen den unfähigen Kopenbagcner Hos uud gewisse skandinavische UnionSgetanken zusammengewirki haben mögen. In dem Prinzen Karl August von Holstein Augustenburg, dem Urgroßokeim der jetzigen deutschen Kaiserin und ersten ernannten Thronfolger de« kinderlosen Karl XIII., bat man damals einen großskanbinavischcn Union«könig er blickt, aber der Prinz starb plötzlich, worauf Bernadotte seine schwedische Laufbahn antrat. Die norwegische Deduktiv» gebt nun dahin, daß sich Schweden mit seinen späteren Eroberung«vcrs»ck,en eine« schreienden Undankes schuldig gemacht babe; die Schweben argumentiren dagegen, daß Norwegen der Ersatz für Finiilaiir und Vorpommern sei und sie schon au« dieser Ursache die norwegische» SelbstständigkeitSbestrebungcn nicht hinnebmen könnten. Für da« Ansebcn der Bernatotte'schen Dynasiie in Schweden würde jedenfalls der Verlust Norwegen» einen empfindlichen Schlag bedeuten; e« girbt dort Familien, von denen einzelne Glieder die schwedische Krone getragen haben, wie die Freiherren Bonde, von welchen Karl Knutson >m 15. Jahrhundert al« König Karl VIII. aufgefübrt wird; in Dänemark soll e« nicht an Spekulationen aus diese Möglichkeit und auf ein dann in Kopenhagen herzustcllende» Unionsreich fehlen. Auch dir Begebenheiten de« Jahre» 1814 haben denselben widerspruchsvollen Eharakter g«eigt. Wohl zwang Bernatoiie schnell den dänischen Prinzen Christian, der sich al« Eintaq« könig von Norwegen „Christian Friedrich" nannte und späler in Dänemark König Christian VIII. gewesen ist, zur Tdro» enlsagupg und hatte überhaupt da« Land strategisch bereit« unterworfen, aber die europäische Lage nötbigtr ihn zur Eile und die Convention von Mvß am l4. August jene« Jabrcs ließ die Norweger al« kriegführende Macht erscheinen; da sie aber Dank dem Terrain in einigen Borpostengefechten Vor tbeile errungen batten, hielten und halten sie sich auch bei diesem Anlaß für die eigenllichen Sieger. Ihre Verfassung vom 17. Mai 1814 wurde zwar durch den Vertrag vom 4. November desselben Jabre« wesentlich modificirt, aber sie begeben jene« FrühjahrSbatum noch immer al« National feiertag, obgleich da« damal- Festgesetzlr nie zur prak tischen Giltigkeit gelangt ist. Seitdem bat der innere Streit niemals aushoreo wollen. Die norwegische Demokratie ist über die Verträge von 1814 langst hinauSgrgaagen; da« landesherrliche Veto ist m ein bedingte« verwandelt und da« „Mehrheitsregimen»" eingefübrt worden; eia Theil dieser Kiadicalen will dir bloße Personalunion mit Schweden, ein anderer Theil die Republik. Die Schweden ibrerseil« sagen, daß die Norweger durch ibre Vertrags verletzungen die Vortbeile von >814 verwirkt baden und baß ihnen gegenüber demnach im Nothsall da« einfache Eroderung«- rechl res Kieler Frieden- wirksam wird. Eine militairische Promenade nach Cbristiania ,st «in Wort, welche« dem Kron prinzen Gustav in den Mund gelegt worden ist; er bat dasselbe bestritten, aber innerhalb der schwedischen Militairaristokratic wird vielfach in diesem Sinne gedacht und die Norweger haben da- in der Tbat wesentlich provvcirt. Eine eigentbümlichc Ironie will dabei, daß die vielgefeierten Väter der norwegischen Verfassung die jetzige Entwicklung ganz und gar »ickil gewollt bade». Die Nalional-Versammlung, die mit dem Prinzen Christian Friedrich auf dem Hammerwerk EitSvold unweit Christiania jene Verfassung vom 17. Mai vereinbarte, bestand ganz überwiegend au« bvbc» Beamte» und Geistlichen, auch zahlreiche Ossiciere waren in dieselbe hinemgewählt, und da« drntsche Element fehlte ebensowenig in dem hanseatischen Namen der Hafenstädte, wie in dem hol steinischen der Armee. Die Verfassung war wesentlich bildungS- aristokratisch gedacht, mit starker Tendenz gegen Absolutismus und Hofadel, aber mit einer noch stärkeren gegen dicMasscuberr- schas«. Aus diese aber wirkt jetzt die norwegische Demokratie systematisch bin, wobei die angestrebte Emfükruiiz de« allgemeinen Stimmrecht« eine große Rolle spielt. Trotzdem bat man sich die Gewogenbeit der auch dort aiifstrcbentcn Svcialtcmokratie nickt erringen könne», sondern vielmehr mit einem angeborenen Wablbünkniß eine abschlägige Antwort erzielt; man ging auch dort zweideutig zu Werke und setzte sich entsprechend zwischen zwei Stühle. Durch ei» noch nicht allgemeine«, aber sehr erweilerleS Wahlrecht sind einstweilen die Wahlberechtigten reichlich verdoppelt worden: aber da« Ergebniß zeigt in den Wahlkreisen der Linken ein sehr starke« Anwachsen der conser- vative» Minoritäten. Ueber das Programm der Linken nach ihrem etwaigen Wablsiege ist jüngst ein bervorragende« Mitglied de« früheren Ministerium« Steen, der StaatSratd Konow, interpellirt worden; er cntgcgnetc, daß man dann den König zu der UnionSauffassung der Großthnigs- mehrheil zwinge» werde; al« die Gegenfrage kam, wie und ob eventuell aus revolutionärem Wege, blieb der Jnterpellirtc die Antwort schuldig. Unter den bi« jetzt wicdergewäblten Radic-rlen befindet sich auch der Staat-minister Blehr, seiner Zeit Vorsitzender der StaatSralbabtbeilung in Stockdolm; dort schlug er eine« Tage« im SlaatSvaih vor dem König mit der Faust aus den Tisch, worauf Oskar II. schweigend da« Zimmer verließ. Auch die« kann als Beitrag zur Charakteristik jener Gegen sätze betrachtet werden, deren Austrag jetzt aus der skandi navischen Halbinsel die Gemüther bewegt. Deutsches Reich. * Berlin, 19. September. Die Programm-Com mission der Freisinnigen VolkSparlei hat de» von ihr vorgelegtcn Entwurf neu redigirt, und dieser um- redigirte Entwurf soll nunmehr die Grundlage der Bc- ralhungen de» Parteitages in Eisenach bilden. Tie „Freist Ztg.". welche diese Millbcilung bringt, bemerkt dazu: „Es handelt sich seiten» der Prograinin-Eoniniission nicht um eine neue Beralhung grundsätzlicher Fragen, sondern einmal um die Prüfung aller vorgeichlagenen redaktionellen Verbesserungen, iodann um die Prüiung berZusatzantragr und Puiicie, die in dem ditherigen Progrom»ie»twurj nicht envädn» waren. Einzelne dieser Zusatzanträge könne» u» bedenklich berücksichtigt werden, wahrend andere Punkte sich wohl für die Parteigenossen zur Er wägung, aber nicht zur Programmsormulirung eignen." Da« „Ckniralorgaii" der freisinnigen Volkspartei sübrt zur Rechtfertigung diese« BorgekenS den Umstand an, daß die Zahj der angemeldeten AbänderungSanträgc eine „Ver zettelung" befürchten lasse. Mit der Vertbeidigung diese« Verhalten« der Commission aber stedt die „Freisinnige Zeitung" wieder ganz isolirt in der Berliner Presse der Freisinnigen VolkSparlei da. Tie „Bossische Zeitung" schreibt: „Wir gkslkhen offen, daß uns diese- Vorgehen der Programm- commisjion schweres Bedenken erregt. Tie Commission hat den Entwurf eines Programms fertiggestellt und veröffentlicht. Damit war ihre Tbaligkeit beendigt, lieber di« Frage, od die bis herige Fassung des Eiilwurss beizubehaiten sei oder nicht, Kat allein der Parteitag zu entscheide». Jetzt sieht die Sache so, daß weder diejenigen Tclegirlen, die für de» Entwurf stimme» wollen, noch diejenigen, die Bbaiiderungen wünsche», sich zurecht finden. Außerdem kann doch nicht die Programiiicvmmission ent scheide», ob Anträge sich zur „Berücksichtigung" oder ob sie sich nur zur „Erwägung" eignen. Denn der Parteitag soll ja gerade die Beschlüsse der Programmcoinmission kritisireu. Der Parteitag wirb denn auch wohl keinen Augenblick im Zweifel sein können, daß er sich an den verössentlichte» Entwurf zu halten hat. Die Programmcomniission kann dann ebenso gut ihre Berbcsscruogs- vorschlägr zur Debatte stellen, wie die einzelnen Delegirtcn." Dir „Berliner Zeitung" nennt jene- Verfahren ein fach „unerhört" und meint: „Es soll und muß nun einmal der Wille der Partei Vorsehung aelcheheo, und zu dem Ende sind all« Mittel recht. Unter diesen Umstünden, und wenn man binzunimmt, daß die Be- rathunaen in Eisenach unter Aussn luy der Lessenilichkeit staitsinden, sinkt der ganz« Parteitag zur Farce herab." Arhnlich urthelit die .Volk«-Zeilung", m der Folgende« zu lesen ist: „Schon nach dem bisberigen Verhalten des publlcistischen Mund stück« Lee Parteileitung hat sich je länger je mehr innerhalb der Blesse der Parteifreunde die Anschauung Bahn arbroche», daß der Eisenacher Parteitag lediglich eine äußere Form darstelle, in welcher mit dem Ausgebot eine« gewissen parlamentariichen Bri», borium» di« Parteiorthodozi« sich ihren „Lieg" über die unbequem« Minorität beicheinigen lassen werde, um im Brusttöne gehobener Ueberlegenheit deerrtireir z» lönnen: „Ruhe in der Minderheit!" Nach dem neuesten Coup der Parteioberen muß der Eisenacher Parteitag vollends zum all gemeinen Gespött werden. Et Idul uns, um de« Schicksal« de« Liberalismus willen, in innerster Seele web, dies sage» zu müsse». Aber Recht muß Rech» bleibenI Und die Wahrheit über Alle«! Ein« Parteileitung ober, von der die Wählermasse wie »in znsammengelonseucr Hause Unmündiger behandelt wirb, die man aus Schritt uud Tritt bevormunden muß, die dat sich damit i» den Augen aller Denkende» von selbst gerichtet! Tiaurtg, tief traurig ist e«, daß e« so weit mit der „Freisinnigen Botks- partri' kommen könnt«!" * Berlin, >9. September. Die freiconservative „Post' gebt mit dem Programm der Antisemiten Förstcr- Adlwardt'schcr Richtung scharf in« Gericht und k.-i: i nicht umhin, auch de» frübercn Protcctoren Förster'« und Ahlwardt'S einige Herde Wahrheiten zu sagen. Als desonterS unHebetierlich bezeichnet sie die in dem Programm geforderte Abschaffung de« Eidkaisertbums und die Reform der als Jude» Cbristenrbum dczeichneten christlichen Religion. Sie dcmcrlt dazu: „Nicht« kann dem AntifemittSmuS, auch soweit er sich ui berechtigten Grenzen hält, neben der persönlichen Unwürdiglcil eine« Theil« der lautesten anifemitischcn Agitatoren mebr Schaden bringen, als wenn sich unlcr seiner Flagge Be strebungen dieser Art. die sich direkt gegen Tbrvn und Altar richten, berge». Nicht« kann umgekehrt den auf Foriwuchern auch der schlimmsten Auswüchse de« Judenlbiim« gerichteten Tendenzen de« PhiloscmiliSmu« mehr zu statten kommen, als solche an Wahnwitz grenzenden Ausschreitungen von anti semitischer Seile. Wir unsererseits können i» dieser Ent wickelung nach einer der Socialbcmokratie sehr naben Rich tung nur die Bestätigung der Auslassung erkenne», die wir von vornherein von dem extremen Antisemitismus ge hegt und ktlndgegcben haben. Man hat es uns in den Kreisen unserer Leser vielfach verargt, daß wir im Gegen satz zu den Vorgängen aus dem conservative» Tivvliiage von vornbcreiii mit der größte» Entschiedenheit gegen diese antisemitische Richtung und >brcn Propheten Ablwardl Front gemacht haben. Die Entwickelung der Tinge wird ihnen die Ucberzetigttng verschafft haben, daß wir. und zwar gerade im Interesse Dessen, was an dem Anttscuittisnius berechtigt oder auch nur diskutabel ist, mit Recht von vornherein cnl- schicdeir in dieser Sache gegen den Strom geschwommen sind. Die christlich-sociale Richtung in der konserva tive» Partei, von welcher 1892 die Streichung des-gegen die AuSfchreitunzen des Antisemitismus gerichteten Satzes in dem konservative» Parteiprogramm auSgcgangen ist, aber erntet i» dem Treiben der Aiitisem itcn Ahlwardl- Förster'schcr Richtung nur die Früchte ihres eigenen Handelns." Vrrltn, lll. September. Das kaiserliche Wesundbeits- amt macht bekannt, daß in Ostpreußen, im Weichsel- und Reye-Warthe-Gediel in der Zeit vom l l. bi« t7. Seplembcr er. an Cholera 28 und sll) erlranklcii und (starben), >m Elbe gebiet t und (0), in Hesseii-Nafsail l und (0), im Rhein gebiet 2 und (2). In Schlesien erkrankten (starben) in der Zeit vom 8. dis 14. September 54 (23). (Wiedcrh.) L. Berlin, lll. September. (Privattelegrami») Nach einer Hamburger Zuschrift der Zeitung „Das Volk" hätte Adlwardt seine Strafe nicht aiigelrcrcu, sontcrn viel iiichr am l7. und 18. d. MlS. i» Altona rfscilllich ge- prochen. — Zur Angelegenheit Kotze halte kürzlich der Bert. Loc. Anz." behauptet, daß die Il»lcii»ch»»gcu fort- («setzt würde», während ein GcwährSman» der „Köln. Volks-Ztg." versichert hatte, daß sic eingestellt seien. Der Letztere hält diese Behauptung anjrecht, soweit sie die Hauptsache, nämlich die Ermilleiung dcö Velsasscro der Schmähbriefe an die Hofgesellschaft, betrifft. — DaS Vorgehen der Criminal-Polizci gegen die Wucherer zieht immer weitere Kreise. Die seit Jabr und Tag schwebende Angelegenheit Treuberz, Spiegel u. >. w. weint den Ansang z» wettere» Maßnahmen gebildet zu baben. Die Criminal-Polizci bat auch noch an andere» Orten Haus- iuchung nach BelaslungSmaierial vorgeiiommeu. Erst am Montag Morgen hat, wie die „Post" melket, ein von zwei Schutzmännern begleiteter Crimiiial - Cvminissar cinem im Norden Berlins wodnenden Geschäftsmann L. eine» Besuch abgcsiattet. L., der seit etwa fünf Jahren als »»verheiralhetcr Mann eine Wohnung von ü Zimmern inne bat, gilt in den» Hause als vermögend. Ter Polizei war nun aufgesallen, daß vielfach herrschastlichc Fubrwcrle vor da« Hau« fuhren, indem ein Bank- und Comiuiisionsgeschäft betrieben wird. Daraus dürfte der Anlaß zu wetteren Nack orschungen entstanden sein. L., der angeblich die Vermittler rolle gespielt hat, bal dem Vernehmen »ach Herren auS der Gesellschaft zu seinen Kunden gezählt. * Kiel. IS. September. (Telegramm.) Tie Aus' lösung der^>erbst-Uebungsslvtte findet am 2l. d. M- tatt. Die Schisse der Nordseestalion geben direct nach Wilhelmshaven, die übrigen nach Kiel. — Prinz Heinrich von Preuße» begiebt sich am Sonnabend zum Besuch der Königin Victoria nach England. (Wiederholt.) I. Lüvrck, lll. Sepleufber. (Privattelcgramm.) Der Herzog und die Herzogin von Cumberland trafen beute früh an Bord de« dänischen Kronbampferö „Taime- brvg" i» Travemünde ein und fuhren von dort mittels "onderzugcS über Stendal »ach Gmunden weiter. * Mauntzrt«. l8. September. Der engere Ausschuß der badischen nativ »allibcrale» Partei hält am nächsten Svnniaa in Karlsruhe eine Besprechung der auf dem Frank surtcr Parteitage zur Beralbung kommenden Gegenstände. «. Ttr«sjdur>, lll. September. (Privattelegramm.) Tie neulich aus Wilna mitgetbeilte Nachricht russischer Blätter, daß der Zar der Fürstin Hobenlohc, Gemahlin de« kaiserlichen Statthalters vv» Elsaß-Lotbringen. gestattet babe, das Gut Werki bei Wilna al« Eigen thum für fick und ihre Erben zu behalten, ist vollständig unbe gründet. * Stuttgart. l8. September. Der Minister de- Innern der köiiigl. Ceittralstcllc für Handel und Gewerbe Hai de» Auslrag gegeben, über den Stand der ArbeilSver- mitlrluiig zu berichte» und zugleich Vorschläge zu einer besseren Fürsorge auf diesem Gebiele zu mache». Die Central stelle ist diesem Austrag bereit« nachgekomine». In ihrem Berickt tritt sie »ach Schilderung der bestehende» Ver- »lilleltingseinrichttttigcn für die Errichtung öffenllicher Gc- ineintc-Arbcilsnachweisslellen ein und bebt am Schlüsse bcrvor: Das Gclaiiiinicollegium dat sich einstimmig damit einverstanden erstatt, daß für eine organijche Verbindung der örtlichen Arbeits nachweise unler einander eine Einleitung von Staatswegen und aus Staatskosten getroffen werde. Hierbei werde man ab>" Nicht so weil gebe» dürsen, daß man eine beioudeie Lond»«ce»trast anstatt aal Liaaiskosten errichte, «ine Maßregel, welche, von viele? anderen Bedeut«» abgesehen, jedeuiall« in letzt versrnht war«
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite