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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189409235
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940923
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940923
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-23
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.09.1894
- Autor
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Bezugs Preis der Hauptexpedition oder den tm Stadt» bezirk und den Vororten erttchtrte» dlns- oapettellen abgeholt: vierteljährlich ^l-NI te, zweunaliger täglicher Zufietlung tu« Haus 5.5Ö. Durch die Post bezogen für Teuljchlaiid und Lester reich: »irrtet,ädrlcch ^4 6.—. Direct» tägliche zbreuzbaadiendun, in- Ausland: monatlich ^l ?L0. Die M orgen-Au-gab« erscheint täglich '/,7U»r. di, Adend-Aurgab« Wochrulagi 5 Uhr. Ne-action un- Lrpkditioa: JohanncSgaffe 8. Lielkrvedition isl Wochenlag» ununterbroche» gevssuet von früh 8 bi- Abend- 7 Uh». Filialen: Vit« Lartim. («fred Unlversliät-itnib» L L-oi« Lösche, Untharinenstr. 14, vart und KSuia-vlatz 2. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeile 20 Psg. Neclamen unter dem Redaetion-slrich (4-»' spalten) 50^. vor den Familiennachrichten (6 gespalten) 40 Gröbere Schriften laut unserem Preis» verzenhniß. Tabellarischer und ZlffernjaH nach höherem Taris. Ertva-veilagkN (gesalzt), nur mit der Morgen « A u»gabe, ohne Postbefördenrag >4 SO.—, mit Posibesorderung ^l 70.—. Annahmeschluß für Anzeige«: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/,S Uhr. Lei den Filialen und Annahmestellen je ein« halbe Stund« früher. Aaset,e« find stet- an di« Er-edttb«a zu richten. Druck »nd Verlag von L. Polz in Leipzig 487. Sonntag den 23. September 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da» 37. Stück de» die-jährigen Reichsgesetzblatte- ist bei un« »ingcgangen und wird bi« »um IS. Oktober dsS. As. auf dem j Otfftntliche Sitzung der Stadtverordneten.! I Nr. 2195. Bekanntmachung über die seiten- der Niederlande erfolgte! Ratification der am 1b. April 1893 zu Dresden ab- geschlossenen internationalen Uebcreinkunft, betreffend Maßregeln gegen die Cholera. Vom 9. September 1894. Nr. 2196. Bekanntmachung, betreffend die Beziehungen zu Griechen land wegen gegenseitigen Markenschutzes. Vom 14. Sep- tember 1894. Leipzig, den 19. September 1894. Der Math »er Ltavt Lei»»»,. vr. Georgt. Srumbiegel. Mittwoch, de» 2ti. September 1894. Abends «'/. Uhr, tm Lttzungssaale am Naschmarkte. Tagesordnung: I. Bericht de- Vau-, Oekonomie- uiid Finanzausschüsse- über: Festlegung der Baufluchtlinie aus der Westseite der Markt- hallenstraße und am Roßplatze bezüglich de- daselbst gelegenen Grundstücke- Nr. 1. II. Bericht de« Bau- und Finanzausschüsse« über: ». Beschaffung von Dopvelsenstern sür die Räume der Geschäftsstelle der städtischen GaSanstaltcn im Gebäude Kurprinzstrobe Nr. 14; b. Abrechnung über Len Lbort-Neubau der 18. Bezirksschul« in Leipzig-Bolkinarsdorf. Hl. Bericht des Bauaurschusse- über: ». Einführung der Wasser leitung in die Auenstraße auf der Strecke von der König- Johannstrabe bi- zur Funkenburgstraßt; d. Herstellung der Wasserleituugsanlagen in der Rabener Straße in Leipzig. Linden»». IV. Bericht des Finanzausschüsse- über: a. Einstellung von 2000 ,4l sür Benutzung der Pferdebahn in Conto L unter Kürzung der Pos. 21 in Conto 42 um diese Summe; d. die Rechnung über die frühere Pension-caff« de- Orte« Eutritzsch aus die Jahre 1890 bis mit 1893; o. Aufnahme zweier A». leihen aus den Credit der Kirchgemeinde Leipzig-Gohli«; <i. Erlaß eine« von dem homöopathischen Lentralvereiue nach- zuzahlenden Betrage- zur städtischen Einkommensteuer; e. Ge währung einer laufenden Unterstützung an den Verein der deutschen Reich-anaehörigen »ur Unterstützung hilfsbedürftiger Landsleute in Warschau; 5 Verwendung de- bei der Parochial- Sparcaffe Schöneseid zu Leipzig-Reudnitz im Jahre 1893 sür die Stadt Leipzig sich ergebenden Ueberlchuffes. V. Bericht de- Oekonomie- und Finanzausschüsse- über: ». Ab- bruch eine- alten Gerätheschuppens und Errichtung eines neuen Schuppengebäude- auf dem Rittergut» Stötteritz o Th.; I>. Herstellung der Straße ö der Petzschcr Mark; o. Maca- damisirung der Fahrbahn und Bekiesung des südlichen Fuß wege- in der Hardenbergstraße zwischen Koch- und Südstraße. VI. Bericht Le« Schulausschunes über: ». Mitthcilungen de- Raihes, da« Halten eine- billigeren Amtsblattes als da« theilweise tm Gebrauche befindliche „Tageblatt" in den Schulen betr.; d. die Rechnung über da- Arbeitshau- sür Freiwillige »u Leipzig aus da- Jahr 1893; e. Regelung der Gehalte sür die Lehrer an der Gewerbeschule. VII. Bericht de- Stiftung--, Bau- und Oekonomieau-schusse- über: Ankauf der Parcellen Rr. 221, 222 und 223 des Flur buchs für Plaußig. VIII. Bericht de» Stiftung-- und Finanzausschüsse« über: ».Nach- vcrwilligung sür Wegeherstellung auf dem Areal» de« städtischen Krankenhauses zu St. Jacob; d. verschieden» StistungS- rechnungen. Ausschreibung. Bei der Ausstellung der Berieselungscondensatoren auf dem Lieh- und Schlachthose hierjelbst sollen vergeben werden: ») di« Tischler- arbeiten, b) die Anstreicherarbeiten. Tie Bedingungen und Arbeit-Verzeichnisse können von unserer Hochbau-Verwaltung, Rathbau«, 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7 gegen porto- »nd bestellgeldsreie Einsendung von 1 50 zu a und 75 ^ zu d, die auch in Briefmarken erlegt werden können, be zogen, bez. daselbst nebst de» etwaigen Plänen eingesehen werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift: Vicb- vnd Schlachtbos — Tischlerarbeiten bez. Anslreicherarbeiten versehen, bi« zum 29. September d. I. Vormittags 10 Uhr an obengenannte Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämmtlicher An- geböte vor. Leipzig, den 22. September 1894. I». 4264. Der «al» her Stadt Leipzig. I)r. Georgt. Lindner. Vermiet!) u «gen In den nachgenannten der Stadtgemeinde Leipzig gehörigen Grundstücken find folgende Miethräume gegen viertel- bez. halb jährige Kündigung anderweit zu vermiethen: I) Vrttnmaischr Strafte Nr. 1, eine Wohnung im NI. Ober aeschoß — nach dem Hose, 2> Grimmaischk Strafte Nr. 8, «ine große Wohnung im III. Obergeschoß, ») Neumarkt «r. 11, » eine Wohnung im HI. Obergeschoß, b eine kleine dergl. im V. Obergeschoß, 4) kupsergaffc Nr. 1 — Sramerhau» — »in Kellerraum, 5) Prtersftrinwrg Nr. 17 — Grüne Linse - eine Wohnung im II. Obergeschoß des Hintergebäudes, 6) Grmcindcamtsstratzr Nr. 4 in Leipzig - Linsenau, Niedorlagsräume im Erd- und Obergeschoß. 7) Gemcinveamtastratze Nr. k in Leipzig-Ltnsrnau, eine Wobnung im II. Obergeschoß recht-, 8) Alte Ttrasze Rr. 22 — ehemaliges Natdhan» — in Leipzig-Plagwitz, die jetzige» Kirchenexpeditionsräume tm Erdgeschoß, - - . - 9) Ncitzendainrr Strafte Rr. 122 in Leipzig-Th-nber,. eine Wodaung im 1. Obergeschoß links, 10) Neitirnhatner Strafte Rr. 134 in Leipzig-Th-nserg. eine Wohnung In, Erdgeschoß, II) Nahet Nr. 49 in Leipzig:v«lt»arsh«rs, i"»i kleine Wohnungen »n I. Obergeschoß 12) Elaraftrailr Nr. l« in Leipzig-Neu,chünefris. 5 Keller. adtheiinngen. 13) Wnrzrnrr Strafte «r. LL in Letpzig-Nenirllerhausri,. eine Woknuna im H. Obergeschoß links 14) Markt «r. 1 - ehemalige« Nathhäu« - in Lripzig- Eutrltzsch. eine Wohnung im II. Obergeschoß recht«. Die Miethräume unter I, 8. 4, S. 7, ,L sind sofort, die. jenigen unter 2. 5, 8, 9, 10, ll, IS »nd 14 ««« 1. krtobrr lauienvrn Jahres ab zu vermiethen. Mieidgeiuckie werden aus dem Ratdhauf«, I. Obergeschoß. Zimmer Nr. 8 entgegengenommen. Leipzig, dra 15. September 1894 Der Rat» »er Lt«st Leipzig Dr. Georgt. Morche. Gesucht wird der am 31. Mai 1844 in Burgliebenau geborene Handel«, mann Friedrich Ackermann, welchrr zur Fürsorge für sein« Familie onzuhalten ist. Leipzig, den 21. September 1894. Der Nath der Ltasi Leipzig. Armen-Amt, Asth. 11. L.L ll.Nr. l«98b Hentschel. Röbrr. Bekanntmachung. Do- von Rir«laus Schlautttz, Bürger zu Leipzig, im Jahre 1512 gestiftete Stipendium von jährlich 39 >l 83 ^1 ist von Michaeli- dii. I. ab an »inen Studirenden au- dem Geschlecht« Schlautitz, in deren Ermangelung an hiesige BürgerSjöhne, von uut aus zwei Jahre zu vergeben. Diejenigen Herren Studirenden, welche sich um diese- Stipendium bewerben wollen, veranlassen wir, ihre Gesuche nebst den erforder lichen Bescheinigungen bi« zum 10. Oktober d. I. schriftlich bet un» riuzureichen. Spätere Gesuche können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 19. September 1894. Der N«th her Stadt Leipzig. Ör. Georgt. vr.Pallmano. Bekanntmachung. Wegen Pflasterung wird der Taudchenwe, in feiner Au«d«hau»g vom Gericht-wege bis mit der Kreuzung der Göschenstraße vom I. vctober da. Ls ab auf di« Dauer der Arbeite» (etwa 4 Wochen) für alen Fähr verkehr gesperrt. Leipzig, am 21. September 1894. Ter Nath der Stadt Leipzig. H 10279. Vr. Georgt. Stahl. Im Erdgeschoß des Unterzeichneten Polizeiamts sollen Dienstag, den 28. September, Nachm. 3 Nhr verschiedene Gegenstände, u. A. dtv. Schmucksachen. Wäsche, Kleidungsstücke, Schirme, Ztmmerhandmrrkszrug, 8 Paar neue Damen-Lttese- ietten, eine Anzahl Gummtregcnmäntei und 2 Hand wagen öffentlich an den Meistbietenden gegen sofortig» Baarzahlung ver steigert werden. Leipzig, den 22. September 1894. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. K. 4131. Bretschnetder. Ml. Bekanntmachung. Loa dem Unterzeichneten Armenamte sollen Dienstag, den 2S. September 1894, vormittag« von 9 Uhr an t« Stadthaus- allster verschiedene Gegenstände, als: Möbel, Veite». Wäsche, Kleidungsstücke, Haus-, Küchen- und WirthschaftSgeräthe, Steinsetzer-Hand. wrrkSzeug «. A. m. öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 22. September 1894. Da» Armrnamt. Hentschefi Artu». Die städtische Zparrasse beleiht Werthpapiere unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Die Lparcaffen-Deputatton. Die Inhaber der abbanden gekommenen Sparbücher Serie II Nr. 15538. 38253, 47830, 82283. 120507, l 29431, 142547, 185839, 249962, sowie der Inhaber de- gleichfalls al- verloren anaezcigten Ouittung-scheinc- unserer 5. Annahmestelle über da- Sparbuch Serie II Nr. 249684 werden hierdurch ausgesorderl, sich damit binnen drei Monaten und längsten- am 24. December 1894 zur Nachweisung ihrer Rechte bez. zum gwecke der Rückgabe gegen Be- iohnuna bei Unterzeichneter Anstalt zu meiden, widrigeusall«, der Svarcassen-Ordnung gemäß, den angeineideien Berlustirägern, nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige, an Stelle der abhanden ge- kommenen Bücher, welche al-dana sür ungtlltg zu erklären sind, neue Bücher au-geslellt werden, bez. da» «ingeliescrte Buch auch ohne Rückgabe de» ebenfalls sür unailtlg zu erklärende» Quittung»- scheine« au»gehändigt werden wird. Leipzig, am 21. September 1894. Die Verwaltung he» Leihhauses und der Sparcaffe. Bekanntmachung. Dir Bibliothek der Handelskammer bleibt vom 24. September bis zum 7. Oktober sincl.) geschloffen. Leipzig, den 21. September 1894. Die Vtdltothekverwaltung der Handelskammer zu Leipzig. Bekanntmachung. Die weiter« Ausgabe von Chnagogenkarten findet Monta,. den 24. September, vormittags 11—12 Uhr in der Gemeindrkonjlei (Svnogogengebäude, eine Treppe hoch- statt. Ten bisherigen Inhabern bestimmter Plätze wird das Recht, > dleleiben Plätze tm kommenden Synogoaeujahre zu benutzen, bis Montag, den 24. September d. L-, Mittags 12 »hr lSonniog, M September findet kein« Kartenausqob« statt) vor- behalten. Heber di« bis zu diesem Zeitponcte nicht io Empiang genommenen Karten wird anderweit verfügt Die aus neue Anmeldung hin vopgemerkten Karten werden Montag, den 24. Srptemver. Nachmittag» von 3 Uhr «d nach der Reihenfolge der Anmeldungen ausaegeben. Wir bitten, bei Empfangnahme der Karlen di» bisherigen Karte« und di« diedsätzrigru Gemetndrstcuergutttungen mit »»bringen. Leipzig, den LI. September 1894. Der v«rftand »rr Lsraelittschen Nrltgtonsgemrinde zu Leipzig Eine Mahnung des Baisers an die Polen. »Das Polenthema" — so schreibt beute die Leipziger Zeitung". die unlängst spöttisch den Na- tionalliberalcn vorgeworfen halte, sic lebten nur vom Culturkampf und der Polcnsragc — .ist augenblicklich nicht mehr da- Monopol der mittelparteilichcn Presse. Die letzte Rede des Fürsten Bi-marck hat die Polen zum dankbaren Gesprächsstoff auch für andere Parteiorgane gemacht." Gott sei Dank, daß die Polensrage für ernsthasle Politiker nicht nur ein .dankbarer Gesprächsstoff", sondern ein hochwichtiges, der größten Aufmerksamkeit werlheS Thema schon längst gewesen ist. Gott sei Dank, daß die sorlffesetztr Erörterung diese« Thema- auch da- Auge de« Kaisers auf die polnische Bcwetzung gelenkt hat. Schon einmal in letzter Zeit, in Marien bürg» hak er mit unverkennbarer Berugnahme aus diese Bewegung die Pfticht der Bewohner WestprcußenS betont, allzeit deutsche «itte und deutschen Glauben zu pflegen; e« war zu erwarten, daß er auch in Tborn, dem alten Waffcnplatze de« deutschen Orden» an der Weichsel, ein kräftige- Wort über den .dank baren Gesprächsstoff" sprechen werde. Wie die Marienburg das Wahrzeichen, so ist Tborn, die „Königin der Weichsel", die Trutzburg de- DeutschthumS gewesen und ist eS jetzt noch. Hark an der Grenze de- Landes gelegen, das vom Schwert der Ordensritter der deutschen Gesittung für iniincr gewonnen wurde, hat cS unter dem Anprall der slawischen Fluth oft zu leiden gehabt, und hunderlundsiebzig Jahre sind jetzt verflossen, seitdem evanAelische Deutsche in den Mauern ThornS von den polnischen Gewaltherren als Hochverräter grausam hin- geschlachtct wurden. Bei der Fronleichnamsprocesston 1724 waren mehrere Protestanten von einem Schüler des Jesuitencollegiums, der sic zum Niederfallen zwingen wollte, beleidigt worden; er wurde vvn den Stadlbebörden verhaftet. Daraus verhafteten die Jesuiten auS Rache einen deutschen Studenten, und darüber kam eS zum Tuniult, wobei das Jesuitenkloster gestürmt und verwüstet wurde. Die Polen sprachen nun das Unheil» daß der Stadtpräsident RöSner nebst neun Personen enthauptet werden, der Magistrat künftig zur Hälfte auS Katholiken bestehen, die Hauptkirche den Katholiken übergeben, da- evangelische Gymnasium aber eine Meile von der Stadt verlegt werden sollte, welche« Urlheil auch am 7. December vollstrecki wurde, obwohl der Kaiser von Deutschland, der König von Preußen und der Zar sich bemühten, die Vollstreckung hinauszuschieben, bis ein« NevisionSinstanz abgeurlheilt haben würde. Das Blut der Unschuldigen ist wenigste»« nicht vergeblich geflossen; noch beute lebt die Erinnerung au jene sanalischen Gräuel in Westpreußcn fort, und sic muß um so nachhaltiger wirken, als die polnische Toleranz von heute dieselbe ist, wie vor 170 Jahren. Damal- wurde die Jugend evangelischen Be kcnntnisseS einfach angewiesen, UnterrichtSanstalten auö- wärlS aufzusuchen. Jetzt hat ein vr. KuSzletan dir Stirn, in Lemberg zu erklären, daß, wer in dem polnischen Lande (in Posen und Wrstpreußen) Brod essen wolle, früher oder später Pole werden müsse. Dem Kaiser war dadurch besonderer Anlaß gegeben, den „dankbaren Gesprächsstoff" zu berühren. Und er bat ihn berübrt in einer Weise, di« Len unwiderleglichen Bewei« führt, daß ihm dieser Stoff in mindesten« demselben Grad« wie der mittclpartellichen Presse eine Ursache ernster Sorge ist. Die Ansprache de« Oberbürgermeisters Kvhli beantwortete der Kaiser heute iu Thorn» wie un- der Telegraph meldet, mit folgender Ansprache: Dir Worte, die Sie soeben al- Ausdruck der Treue der Bewohner Ihrer Stadt gesprochen haben, sind Mir zu Herzen gegangen. Die Geschichte der Stadt Thorn ist eine der bewegtesten und interessantesten unter allen Städten Meiner Monarchie. Sie hat aber in allen wcch. selnden Schicksalen da- Eine nicht au- dem Auge gelassen, daß sie gerade so wie Marien bürg seit ihrer Gründung «ine deutsch «Stadt ist. JchhabeMichgefrcut,wahrzunehmc», daß Thorn LasDcutschthum zu bewah reu b estrebt ist, und hoffe, daß Meine soeben gesprochenen Worte auch in Thorn da- rechte Verständniß finden werden. Es ist zu Meiner Krnntniß gekommen, daß leider die polnischen Mitbürger Hierselbst sich nicht so verhalten, wie man es erwarten und wünschen sollte; sie mögen c« sich gesagt sein lassen, daß sie nur dann aus Meine Gnade und Theilnahmr in demselben Maße wie die Deutschen rechnen dürfen, wenn sie sich unbc- dingtalspreußischeUnterthanensühlen. Ich hoffe, daß die Thorner polnischen Mitbürger sich entsprechend dem, wa« Ich in* Königsberg gesagt, verhalten werden, denn nur dann, weunWir alle, Mann an Mann geschlossen, wie eine Phalanx zusammensteben, ist e« möglich, den Kamps mit vem Umsturz siegreich zu Ende zu führen. Daß die Thorner in dieser Beziehung mit gutem Beispiel vorangehen, wünsche Ich von Herzen. Diese Worte sind noch ungleich deutlicher^ als die, welche der Kaiser unlängst in Marienburg sprach Sie sind nicht »ur eine glänzende Rechtfertigung der dringlichen Warnungen der mittelparteilichcn Presse vor behördlicher Begünstigung der polnischen Bewegung, sondern auch eine nachdrückliche Mahnung an Alle, die in den preußischen Provinze» mit polnischer Be völkerung zur Wabrung des Deutschthum» und zur Samm lung aller staalSerhaltenden Elemente gegen die Umsturz bestrebungen verpflichtet sind. Und angesichts dieser Recht fertigung und Mahnung werden unsere Leser eS nicht sür eine überflüssige AnSschöpsung eines .dankbaren Gesprächs stoffes" erachten, wenn wir an die Worte erinnern, mit denen wir vor ach« Tagen die Marienburger Rede de» Kaiser« hoffnungsvoll begrüßten: .Es kann keinem Zweifel unterliegen, dag der Kaiser der Provinz Posen dasselbe wünscht, wa» er für die Provinz Westprcußen ersehnt, in der, wie erst kürzlich ein berufener Fachmann sestgestellt hat, da» Deutschlbum ru auffälligem Rückgänge dem vordringrnden Polentbume gegenüber sich befindet. Durch die feierliche Betonung jene« Herzenswünsche» bekundet der Monarch, daß er da» ganze Land deutsch haben will, und scheidet er sich scharf von Jenen, die e» sogar für politisch zulässig erachten, daß der bisherige deutsche Besitz ge mindert werbe. Hür die Deutschen in Posen ist der kaiserliche Wunsch die Kräftigung eines festen Entschlusses; für dieO rgane des preußischen Staats in derProvinz und sür Diejenigen, die ibncn Weisungen zu erlheilen baden, bedeutet da« Wort des Kaisers einen Rus zur Umkehr. Wir blicken auf eine Reihe von Maßnahmen zurück, die da» Polenlbtun kräftigen müssen, am meisten dadurch, daß sie eS in seinen Bestrebungen bestärken und die Deutsche», vie sich ihrer Nationalität wehre», gewisser maßen ins politische Unrecht setzen. Ist es doch schon so weit ge kommen, daß Polen den Deutschen Königstreue absprechen, weil Beamte des Königs abseits stehen und sogar im gegnerischen Lager zu stehen scheinen, während die Deutschen einen Kampf sür Len König gegen eine auf LoSreißung sinnende Na tionalität kämpfen. Mit der Entstellung de« wahren Sach verhalts hat der Kaiser aufgeräumt und dadurch die Position der Deutschen in danken-wcrtber Weise verbessert. Aber die kaiserliche Billigung reicht nicht aus, wenu die Beamten den deutschen ErbaltungSbestrebungen Lauheit oder Abneigung zeigen. DaS Nationale berührt sich an zahllosen und jedenfalls an den wichligstcn Puncten mit dem Staatlichen. Wird da» Letztere nicht im deutschen Sinne gefördert, so muß das bedrängt« BolkSthum vor dem durch Adel und Geistlichkeit mächtig gehobenen Polenthum weiter zurückweichcn, mithin der Wille de- Kaiser» unerfüllt bleiben." Der Fall Fordes im Alerianer-Lloster Mariaberg. II. ?. Der Fall Feldmann in Düsseldorf bleibt gewiß in Aller Gedächtniß, die Gelegenheit gehabt bade», Näheres über ihn zu erfabren. Die von dem RechtSbeistand Feldmann'S veröffentlichten Aktenstücke haben die Thalsache erweislich gemacht, daß ein bi- dabin völlig gesunder, nur etwa« reiz barer Mann aus die Machinationen seine« Weibe» und ihres HelserSbelserS hin in ein Irrenhaus befördert und dort ohne Grund Jahre lang sestgehalten werden konnte, während sein Vermögen in dieser Zeit von der getreuen Ehehälfte klein gemacht wurde. Zu spät erlangte er die Freiheit wieder! Noch größeres Aussehen aber dürfte der Fall ForbeS im Alexianer-Kloster Mariaberg in Aachen dervor- rnsen. Bisher waren eS immer nur kurze Zeitungsnotizen, mit denen sich die Oeffcntlichkeit über ihn begnügen mußte, und die .wahrbeitSlicbcnde" ultramontane Presse war natür lich eisrig bemüht, der .guten Sache" zu dienen und .schnell fertig mit dem Worte" zu bebaupten, daß die srommen Brüder von Mariaberg auch nicht ein Gramm Schuld aus sich geladen hätten. Um den vielfachen Verdrehungen de« ThatbeslandeS zu begegnen, um sich gegen die Beschuldigungen zu vcrlbeidigen, welche ultrainontan- Blätter gegen ihn er hoben haben, hat nun der Befreier deSMr. ForbeS, der vormalige Recht-consulent Mellage in Jserlobn, in einer Schrift die Bejreiung und die Erlebnisse de« Befreiten im Kloster Maria berg geschildert. Dir Schrift ist leider etwa» sehr .sensa tionell" auSgcstatlet, und die im Stile des „Wiener Extra blattes" gehaltenen Illustrationen tragen dazu bei, daß man zunächst den Eindruck erhält, als werde einem irgend ein Er zeugniß der Eolportage-Schuntliteratur präscntirt. Dem ist aber nicht so. Die gerichtliche Untersuchung mag ergeben, was sie will, so viel bleibt jedenfalls unbestritten, daß e» in unserer Zeit möglich war, daß ein Mensch, ohne im Geringsten geisteskrank zu sein, 3»/« Jahre in einem katholischen Kloster wie ein Irrsinniger gefangen gehalten werden konnte und noch heute gefangen gehalten würde, wenn nicht derZusall ihm einen energischen Retter gesandt hätte. Daß dieseThatsache Beunruhigung in das Volk tragen muß, unterliegt keinem Zweifel, und die Versuche der Eaplanpresse, den Tbatbestand zu verdunkeln und alle Register dcS VertuschungSsystemS zu ziehen, werden sicherlich nicht dazu beitrage», die Ruhe wieder herzustcllen. Der Fall ForbeS muß geklärt und gesühnt werden! Wir wollen zu nächst die Tkatsachen lner wiedergeben, welche nach dem Buche unbestritten erscheinen. Der schottische Geistliche Mr. ForbeS kam zwar nicht gegen seinen Wille» nach Mariaberg, aber er wußte eben nicht, daß die Anstalt, in die er sich freiwillig begab, eine Irrenanstalt war. Er batte in Schottland Differenzen mit seinem Bischof gehabt und erhielt von diesem schließlich die Weisung, seinen Aufenthalt in der Franziskanesscn-Anstalt in Brügge in Belgien zu nehmen. Bei der strengen Dis ciplin, vie im katholischen Kirchenregiment berrscht, bätte Mr. ForbeS ans Ende der Welt laufen müssen, wenn eS der Bischof gebot. Er ging nach Brügge. Aber die Verwaltung der Anstalt St. Julien in Brügge wies ibm die Tbür, weil ihre Aerzte sofort erkannt batten, daß der Mann im Voll besitze seiner geistigen Kräfte war. Die Vorsteherin der Anstalt, Schwester Gertrud!-, gab »un Herrn ForbeS den verbängniß vollen Ratb, sich an di« .Alcxianer" in Mariaberg zu wenden. Am 18. Februar 1891 reiste Herr Korbes nach Aachen ab und begab sich zu den frommen Brüdern in Maria berg. Der Gedrnne SanitätSratb >>r. Kribben fertigte ein Aufnabnieallest au-, und da« Schicksal de- Mannes, der nur eine Stätte suchte, wo er Rübe und Stärkung finden könnte, war besiegelt. Der Briefwechsel zwischen den frommen Brüdern und dem Vorgesetzten Bischof de« Herrn ForbeS in Schottland ist nicht bekannt, thatsächlich aber wurde nunmehr Herr ForbeS bis zum 30. Mai 1894, also 39 Monate, wie ein Irrsinniger von den frommen Brüdern zu Mariaberg behandelt. Da erfuhr Herr Mellagc in Jserlobn, durch dessen Eingreifen bereits kurz vorher ein kalbolischer Geistlicher, der mit seiner bischöflichen Behörde Differenzen gedabt hatte, au« dem Alcxianer Kloster befreit worden war, von dem Schicksale de- Herrn ForbeS. Alsbald begann er auch sür diesen Unglücklichen da- Rettungswerk. Am 29. Mai l894 «ras er in Aachen, ausgerüstet m>t einem LeninunbSattest seiner OrtSpolizeibehörte, ein, und begab sich zunächst zum ersten Staatsanwalt Raabc daselbst. Demselben kam die behauptete widerrechtliche Freiheitsberaubung unwahrscheinlich vor. er nahm aber ein Protokoll aus und verwies im Uebrigen Mellage an da» Polizeipräsidium, welche« über die Annahme und Frei lassung der Kranken ca Kloster Mariaberg zu befinden habe.
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