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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-09-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189409309
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18940930
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18940930
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-09
- Tag1894-09-30
- Monat1894-09
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.09.1894
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H» otzoo Hm tz> l »«tri Ä t2i «-»rte, erricht«» An» Ha»»m Dnrck dir Bost bezogen « Lentschlanh nntz vesterrelch: »trrirlchdrlich ^ ch— Dirett» täglich» Kreizbandienh»», «M »««chUnnotki» ?.ö0. Nkd«tt»« ,»d Lrrrditio,: -OtzURAsSgoffs 8. «r»«»Vt» ist Wochentag »UM» »» früh 8 M A vu» Me»»'« Filißle,: Gorkt«. Olf»V HstW^ llnt»ersit»t»stt«ß» ». e««t- Siische. 1t, pari, »d »- Wp)Mr TaMM Anzeiger. Lrgast für Politik, LocalMichte, Handels- und Gesihüstsverkehr. HK 6 gespaltene Petitzeile SO Pfg. Neclomen nntrr dem RedactiouSstrich (4a»> jpnve,- 804, »or de« Famttteuaochrichte, (l>,eio<i!len ' 40^. Großer, Schriste» taut un'erem Prell» oerzeichniß. Tabellanicher und Zissrrnsatz »ach höherem Tarif. Grtra»Veitast»« (gefalzt), a»r mit »er Moraea-AuSoad«, ohne Pofldesördernng »« «.-, »it Postdrf«rd»rn», 70.—. A>mait«eschlok för Anzeigen: »Brnd-NnSgade: Borwittag« 10 Uhr. Morg«»-«»«gab»: Nochmittag« 4 Uhr. Vsnn» und Festtag« früh '/F Uhr. DM d» Filiale» und Annah mesleüm ^ eia» halbe Staad» früh«. Uttzeigr, sin» stet« an di» Or»e»it4i» za richte«. Druck »»d Berkna von S. P olz in Leipzig Sonntag den 30. September 1894. 88. Jahrgang. » Im Interesse rechtzeitiger und dollstäudiger Lieferung des Leipziger Tageblatte- wollen die geehrten Leser die Bestellung für das IV. Vierteljahr 1894 baldgefälligst veranlassen. . ^ DaS Leipziger Tageblatt erscheint wöchentlich IS Mal. Der Bezugspreis beträgt Wie bisher vierteljährlich für Leipzig 4 ÜE -f, mit Bringerlohn für zweimaliges tägliches Lutragen S L0 ^ durch die Post bezogen für das Deutsche Reich und Oesterreich^Ungarn « ^ ^ In Leipzig nehmen Bestellungen entgegen sämmtliche Zeitungsspediteure, die Hauptexpedition: Johannesgafse 8, die Filiale«: Katharinenstratze 14, ASuigsplatz 7 und Uuiverfitittsstratze 1, sowie nachfolgende Ausgabestelle«: Arndtftrabe 3L Herr L. 0. Litt«!, Colonialwaarenhandlung, Berthove«strafte L Herr Meoä. Leier, Colonialwaarenhandlung, Brühl 80 (Ecke Goethestrahe) Herr Lerw. Lesslie, Colonialwaarenhandlung, frankfurter Strafte (Thomasiusstraßen-Ecke) Herr Otto k>»nr, Colonialwaarenhandlung, Löhrstrafte IL Herr LTuurÄ Letrer, Colonialwaarenhandlung, Marschnerftrafte 0 Herr kaut kekrelder, Drogeng-schäft, Nürnberger Strafte 4S Herr Ll. L. ^Ibreedt, Colonialwaarenhandlung. Zeitzer Strafte SS Herr V. Lüster» Eignrrc'nhandluna. Petersktrchhof L Herr Llax Vlertti, Buchbinderei, Pfaffendorfer Sttafte 1 Herr 4. O. Olssseu, Colonialwaarenhandlung, Nanftsche Äaste 0 Herr b'rl^tr. Ltseker, Colonialwaarenhandlung. Ranstädter Steinweg L Herr 0. Lvxelmmin, Colonialwaarenhandlung. in Anger-Crottendorf Herr Loberl Vrelrier, Zweinaundorfer Strape 18, - Connewitz Frau Llseder, Hermannstraße 23, 1. Etage, - Eutritzsch Herr Lodert Htüer, Buchhandlung. Dclitzscher Straße 6. - Gohlis Herr Hl. LrltLsede Ksedfolxer (Lattbeslu«), Mittelstraße S, - Lindena« Herr L. Ontderlet, Eigarrenhandlung. Markt 22. in Bolkmarsborf Herr 0. 4. Laumunn« Conradstr in Neustadt Herr LIemens Hebelt, Eisenbahvskaße 1. . Plagwitz Herr Ll. ttrütLMann, Zschocherfche Straße 7», Reudnitz Herr Luxmnui», Marschallstraße I, -o- - » . Hexr verüb. IVebvr, Mützengrschäst. Leipziger Strafte -, . , , - Thonberg Herr L. LLntseb, Sieitzenhaine« Straße Ü8, str. r» M- Elis-b-Ihftr.,. V? '"" ' ^ - - > > «»,» > » , > t - M r ». l I 4 '' 1 s. 1 . '' - lv »7» L' , k* - ! < Amtliche Bekanntmachungen. Geffentliche Lihuug -er Ltadtvrrordneten. ffKrtttooch, de« L. vetod» 1804. Ndemd« ff'/, Uhr, i« Sttzungsfoole a» UoschMortt«. Tagr«»rd»»ng: I. Bericht de« Verfassung«, »ad Ki»a»»»ll«schusje« über: dir Vorlage, betr. Schassu»st neuer «ath«st»ll» ,e. «»d d» Entwurf eine« Nachtrages zum Ort«statut. U. Bericht de« Finanz, bez. Bau», «a»., Lösch-, Oekonomi^, Schul- und StistungSausschusse« über die Haupttechnung der Sladt Leipzig auf da« Jahr I8S2 und da- Rath-fchrriben. betr. die Uebrrfchrritung des zur Bekämpfung der Cholera- gefahr bewilligten Berechnung-geldr«. Bericht de« Finanzausschusses über die Rechnung der Stadt- bibliothek aus da- Jahr I8S2. Bericht des Finaui- und Stistungsausschusse« über ». die Rechnung über verkaufte Waldslroken- :c. Parcellen aus die Zeit vom 1. Januar 188ö bi- 3t. December 1893; k. die Abrechnung, betr. Hüherlegung der Stötteritzer Straße in Leipzig-Tbonberg und der Leipziger Straße in Stötteritz. V. Bericht des SchulauSschulleS über die Rechnungen des Nicolai- gymnasiumS, des Realgymnasiums' utld der höheren Schule für Mädchen auf das Jahr I89S. Vi. Bericht des Stiftung-- und Kinanzautschusie« über di» Rechnung der Zwangsarbeitsanstalt zu St. weorg auf da- Jahr 1892. VII. Berich' de« Stiftungsausschusses übtr die Rechnung de« Krankenhauses zu Leipzig-Plagwi» auf da« Jahr 1892. VIII. Bericht de» LekonomieausschusseS über Erbauang einer Schleuse III. El. im ThomaSgäßchen. M. IV. Abänderung eines Handelsgebrauchs im WechselgeschSft. Ja Uebereiustimmung mit dem neue, Gebrauch an der Berliner Börse soll auch an der diesigen Börse, dem Anträge der I. Ab- theiluag de» Börsen-Borsiaad« entsprechend, vom I. Oktober d. I an Stelle der Bestimmung in 8 13 der Handeisgebräuchr, wonach für Wechsel auf Petersburg 3 Wochen als kurz« Sicht gelten, die folgend» treten: Für Petersburg gelten 8 Tage als kurze Sicht. Die Laus zeit muß mindesten« tz und dort' höchsten« 14 Tag» betrage». Sollten gegen diese Aenderung di« zum 30. September kein« Einwendungen «rboben werden, so wird sie rndgiltig at« destrhendrr HandelSg,brauch itz )6 der Börscn-Ordnung) behandelt werden. Leipzig, den 27. September 1894. Dt« HstNstelsr««»er. A. Thieme, Borsitzender. Vr. Sensel, S Lkklmutmachun-. Di» Anmeldung derjenigen in hiesiger Parochie wohnenden TonfirmanLeii. wetch» -nderwärt» Schulaustalten besuche,, wird in den Tagen »om st. »i» ». retosier, «,»«»««»« » »'« 4 ysir in diesiger Piarraw,«Spedition. Friedrichstraße, Psarrhan«, erbeten. Beiznbringen ist Geburt«, und Ta L.-Plagwitz, den 29. September I hart-, Sekannlmachnng. Der zweit« Termin der diesjährigen -t»stt»r,»»o««en- fteurr ist am stv. Eeptemder »tese« Johr»« mit der Hälktr de- noch den Bestimmungen in s 12 de« Sinkomme» steuergesetzks vom 2. Juli 1878 ünd in Artikel II Absatz S de« Gesetzes, die Abänderung de- Tinkommenskeuergssetz«« vom 2. Juli 1878 betreffend, vom 10. März 1894 sich ergebenden Sieuersatzr« sälls Die Steuerpflichtigen werden deshalb ausgrfordert. ihr» Steuc. betrüge von dem aevoanlen Tag» ab bis spätesten« S Wochen »atz demselben an dir betreffenden Zahlstellen unsere« Sladt-Eteurramte zu entrichten. N >ch «blaus dieser Frist tritt gegen dir Sämmst«» da« »or. geschrirdeae Britreibuilgsver'nbrrn »in. Leipzig, am 28. September >894. Ter Math »er Lt«»t Setptzt». vr. Georgi. Koch. -lechhrirfs-Erledigung Der biater den Uatersuchungsgefangenen Handarbeiter Popl Nichor» Todtstt au« Sroß-Tödern unrerm 23. Juli 1894 erlöstem Steckbrief ist durch Ergreifung de» Tobias erledigt, vittrrfeld, den SS. September I8S4. »»«istliche« Umttstericht. Lekanntmalftung, »etreffe«» »ie Art »e« Hau»el« »tt Nahrung»- »«» Gcnußmttlel«. Im Jntereste de« kauseuden Publicum« haben wir nach Gehör der Herren Stadtverordneten beschlossen, daß vom 1. Oetober 1804 ab «st, nicht flüssigen Nahrung«, und Genußmtttel i« Markt, und Haudelsverkedr nur nach de« Gewicht, »ach Stück» oder Buudzahl verkauft werden dürfen. Zumiderhandlnugen werde» mit Geldstrafe bi« zu SO ^ od«r »tt Hast bi« zu 8 Tages geahndet werde». Leipzig, den IS. August 1894. Ter Natß der Stadt Leipzig. IX. 8596. dr. Georgi. Stahl. Sekanulmachung. DaS von RieolauS Schlautitz, Bürger »u Leipzig, im Jahre 1512 gestiftet» Stipendium von jährlich st» «st ^ ist von Michaeli« ds«. Js. ab an einen Studirenden nuS dem Geschlecht» Schlautitz, in deren lknnangelung an hiesige Bürger-söhne, von un» auf zwei Jahre zu vergeben. Diejenigen Herren Studirenden, welche sich um diese« Stipendium bewerben wollen, veranlassen wir, ihr« Gesuch» nebst den erforder- licheu Bescheinigungen bis zum 10. Octvber ds«. I«. schrsttlich bei uns eiazureichrn. Spät re Gesuche können Berücksichtigung nicht finden. Leipzig, den 19. September 1894. Ter Rath der Stadt Leiptt,. Vr. Georgi. Vr. Pollmann. * Gesucht wirtz.der am 2. Juni 1861 in Weimar geboren« Schlaffer, setzt hanttr^eiter Louis Berthol» Max tiriliert, welcher zur Für- sorgä < » s«« Familie onzuhaUrn ist- V pzig. den 28. September 1894. z . Ter Rath »er Stadt Leipzig, ' «rmruamt, «dttz. ll. Nr. 132S«. Hentschel. «str. Leftauntmachung. Di« letzte diesjährige Au«g»be von Synagoge,karten findet Sonntag, den SO. «rptemder, Vormittag« ll—Ist Uhr in der Gemeindekanzlei iSynagogengebäude. eine Treppe doch- statt. Wir bitten^ bei Abholung der Lorten die disderigk« siarten und die diesjährige« Gemeindrfteuerqnittungrn mitzubriogen. Leipzig, den 28. September 18««4. Ter Vorstand der -sraelttische« Neiigion»gk«rt«dr ,n L.tpztg. Bekanntmachung. Für den Schulhaus-Neobau auf dem Grundstück der II Bezirk«, chule in Leipzig-Anger-Crottendorf sollen nachstehend« Arbeiten »er- geben werden: 1 Tischler-Ardrtten, 2. Schloffer-Ärdette», s. Gkaser-Ärdrtten. 4. Gasleit«»,. b. Glettrtfche >lingrla«lage, v «aler- und Anstretchcr-Ardrite», 7. Tapzetkrer-Ardett,«. 8 Vfiafter »«d Plante. Ti« Anfchlagsformulare, nebst Bedingungen können im Bürean de« Architekten Herrn Kranz Hannemann, An der alten Elster 10, II., gegen Zablung von je I ^l entgegen genommen werden, wojeibst auch die Zeichnungen einzusehen sind. Die Angebot« sind versiegelt und mit entsprechender Aufschrift versehen bi« zum 6. Octvber 1894 Abend« 5 Uhr, Rathhau«, II. Ober geschoß, Hochbauamt, Zimmer Nr. 5 einzureichen. Ter Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzylehaey. Leipzig, am 28. September 1894. Tie öffentlich aosgejchriebenen Dachdecker-, Nlemptter», Ttschler- «laser-. Schlaffer-, «aler- und LsrNsrtzrrardeitrn. iowic die Lieferung der Uisenconftrnction für den Nenba» de- st. Vaffer Merl« bet Naunhof sin» vergeben. Di« unberücksichtigt gebliebene» Bewerber werden daher au» ihren bezügl. Angeboten hierdurch entlasten. Leipzig, am 24- September 1894. 4335^ Der Aath her Etg»1 Leipzig. I-. 2082. vr. Georgi. Lolditz. Lekanntmachung. ,t.-Rr. 18-, N. Ubth. O I» de» Stallungen des Gehöfte« ^ hier, ist unter den daselbst riagrstellten Kühen di» «aal- «P >lanrnsr«ch« ««gebrochen. . ^ . Indem wtt hie« unter vrzngnahm« aus 2 her Berordnong de« Könkgliche» Ministerium« Leo Joorru vom 10. August >W2 zur öffe,»licheu Kenntuiß briugen, bemerken wir zugleich, daß kür *a^ in den Stillen de- fraglichen Gruadstücks eingestellte »ludoieh dir Ttaffjprrre angeordnri worben ist. . Während der Daoer der letzteren dürfe» Wiederkäuer uud Schweine in da« narerwähate Gehöft nicht eingesührt und ohne besonder« Erlanhniß für jeden einzelne» Fall auch nicht ansgttuhrt »erden. Leipzig, de, 28. September 1804. VM 4008. ^ d-t» ^'-Lktrich. Die ßiidtifche SpKrrasse Die politischen Tagesfragen. sä Di« politische Wintersaison bat mit der verflossenen Woche energisch eingesetzt und es ist nicht anzunednieo, daß vor dem künftigen Sommer wieder völlige Stille einlreten wird. Der Ausgaben, die der Lösung darren, sind zu viele. Nachdem der Kaiser in Thorn und am Sonntag Fürst Bis marck in Barrin die Fragen der Polenpolilik und der Be- kampsung des Umsturzes combinirt, war die Richtung gegeben, in der sich nach dem Willen und Wunsch de« Monarchen und seine« einstigen BeralberS unser öffentliches Leben in der nächsten Zukunft bewegen soll: keine z»san>nienva»gSlosen Overakicucn mehr, sondern die Behandlung aller großen An- gelegenbeiten in einem Geiste. Daß das kaiserliche Pro- >ramm an der Polenpolitik gewiffermaßen demonstrirl werden onnte, mag man um deswillen bedauern, weil eS zur Ent- lrhung einer Polensrage nach dem Iadre 1886 gar nickt hätte kommen dürfen. Auf der anderen Leite ist e« nicht bekiageoSwerth, daß eine nationale Angelegenheit, di« für Jedermann al« solch« kenntlich ist, in den Rahmen der er warteten Action eingefügt ist. Daß an diesem Puncte En» schiedenhrit walten soll, hat der Kaiser in der Tborner Rede klar brrvorgehen lassen und er bat Liesen Eindruck durch die erst später bekannt gewordenen, an den Bürgermeister der Stadt gerichteten Worte noch verstärkt: „Was ich heute gesagt habe, mag Wohl beachtet werden." In der Tbat ist cS für solche Mahnung in Posen und Westpreußen nicht ru früh Wenn eine zum hcuchlerischen Verbergen ihrer wayren Gesinnung geschickte Levötteriing wie die polnische bereii« die Zeit zu Demonstrationen gekommen glaubt, dann müssen die Dinge weit gediehe» sein. Tie Meinung«- »nd Willenskundgebung de« Monarchen wird bei den Polen freilich keine andere Wirkung als die übe», daß sie sich künftighin wieder der alten Vorsicht befleißigen, und gerade dieser voraussichtliche Effect erfordert verdoppelte Wachsamkeit. Haben preußische Behörden eine Stimmung, wie die jetzt zu Tage getretene, verkannt, so kann die Täuschung Uber daS politische Wesen dcS PclenlhuiiiS noch größer werden, falls man in Posen und Westpreußen be> schließt, die Katzenpfoten auf eine Weile ganz cinzuriehen. Die de» nationalen Gegner ermunternde deutsche Gut müihigkeit, welche vom Fürsten Bismarck eben wieder tief beklagt worden ist, ist jedenfalls ein Factor, mit dem dir Berliner Eentraldehörden — außer dem Ministerium.dcS Innern ist da» KrieaSministerium bethciligt — unausgesetzt werden rechnen müssen. Sie sind auch eher dar» im Stande, al< die in Posen und Westpreußen lebenden Funktionäre, die der für Biele, wie e« scheint, unwider stehlichen polnischen Liebenswürdigkeit direct au-gesetzt sind. Die Kenutniß eine« überraschenden Beispiel« der gewinnende» Natur der Polen verdanken wir dem Erzbischof v. Stablewsti Dieser Fnrdrn«apostel und Musterprcußc bestätigt nicht nur, daß der commaokirende General in Posen eine Militair- captll« für den Zua der Deutschen zu dem Freunde deS Kaiser« und größten Preußen verweigert hat, er erzählt auch, daß ein preußischer Oberst Polen zu Gefallen eine preußische Eapellr polnische Lieder spielen läßt. Wer niemals einen Blick über die österreichische Grenze geworfen, mag in Vorgängen dieser Art Geringfügigkeiten er- dticke«, un« eröffnen sie erst da« verstänbniß für die bi-ber undegrifsenr Thatsacke, baß die Posener Militairbehörtcn e« waren, welch« die Einstellung von Polen in Poscnsche Regimenter befürworteten. Herr von Slablewski möchte da« weite Entgegenkommen de« preußischen Obersten al« Beweis ür die Harmlosigkeit der polnischen Agitation angesedcn wisse», in Wahrheit ist e< ein Zeichen dafür, daß die polniscke Kunst, die deutsche Sorglosigkeit auSznnützcn, auck im Heere Erfolge ausjuweisen hat. Die „Liebenswürdigkeit" de« Regimentscommaadeur« ist an sich freilich nickt so besorgnißerregenb, wir da« Verhältnis; hoher Brrwaltungo- beamten zum Erzbischof von Poscn-Gnescn, aber auch sie »st al« Symptom ernst zu nehmen, und mit Recht bat man (näottjch. die .Deutsch« Zeitung") auf Grund österreichischer Erfahrungen j osagt, wenn^ute preußische Militairmusikcapellcn polnische Nationallieder spielen, so würde in zehn Jahren die „Wackt am Rhein" in Posen nicht mehr ohne die Begleitung lavischen Geheuls vorgetragen werden können. Die glatten Worte de« geistlichen Politiker« v. Stadlew«ki werden hoffent lich keinen Deutsche» derubigen, wenn sie sich auch — was mindesten« ehrenvoll sllr die deutsche Presse ist — auf dir Vermittelung durch Organe angewiesen sahen, die in jedem Betracht der publicistischen elemi-mumsi' angeboren. Hat man in der Polensragc aus Abwebrmaßregeln — die wahrscheinlich lediglich negativer Art z» sein brauchen — »och zu warten,so ist gegen den socialrevolutionairen Um turz der erste Schritt in der letzten Sitzung de« preußischen SiaatSministeriumö gclhan worden. Die Pläne dieser Regie rung entziehen sich noch der sicheren Kenntniß, sie baden überdies noai die Zustimmung de« BundeSraih« zu erkalten, aber sie ezisliren und werden energisch verfolgt werden. Da« ist einstweilen hinreichend im Vergleich zu dem rizrnartigcn Spiele, da- die osficiös« Presse bisher mit dieser Cardinal rage zu treiben sich für berechtigt gehalten hat. In der öffentlichen Meinung, soweit sie sich noch zurück haltend zeigt, darf auf einen baldigen Umschwung der Stimmung zu Gunsten einer energischen Hemmung der social- demokratijchen Zügellosigkeit gerechnet werden. Hat dock selbst die fast durchweg freisinnige Berliner Stadtverordneten versammlung am Donnerstag Veranlassung genommen, seitens svcialdemokratijcher Mitglieder laut gewordene AuSruse des Bedauerns Uber den Untergang der durch Blut watenden Pariser Commune zu zweckdienlicher künstiacr Erinnerung zu Protokoll zu geben. Herr Professor Delbrück allerdings siebt nvck unentwegt aus dem Standpunkt deS laisser aller, aber da dieser Gelehrte bi» vor Kurzen, noch die Versöhnung der Polen gepredigt hat, so wird man jotzl in jenen politischen Ralhfchlägen wohl kein Hinderniß für die beabsichtigten Vorkehrungen gegen die rcvolutiouaire Gefahr erblicken müssen. Tie uUramontane und die freisinnige Presse bat in die Erörterung der beiden großen TagoSangelcgenheiten Personal fragen hineingetragen und damit nur dargethan, daß sie einer sachlichen Behandlung der GesetzgcbungSausgaben der Gegenwart abgeneigt ist. Sie hat dabei in den social demokratischen Organen eifrige Bundesgenossen gefunden, es darf aber bezweifelt werden, daß die Bekloinmenboil, welche der .Vorwärts" nicht zu verbergen vermag, die Wünsche der demokratischen und ultramontanrn Politiker der Erfüllung näher zu bringen geeignet sei. Deutsche- Reich. 88 Berlin, 29. September. Da» .Centralorgan dti deutschen Eocialdemokratie" will erfahrt» haben, daß im preußischen Ministerium de« Innern ein „Anarchistcn- gefetz" au«gearbeitet werde. Es ist ja bekannt, das; dem „Vorwärts" nicht selten über Dinge »nd Personen private und amtliche Mittbeilungen .zugefloaen" kommen, Uber deren „Flug" alle Ermittelungen keinen Ausschluß geben, die aber doch nicht in Abrede gestellt werden können. Aber mit der Nachricht über da« im Ministerium de» Innern ausgearbeitete „Anarchistengesetz" ist diesmal dem .Vorwärts" lctiglich eine Ente tuaeflogen. Wie wir von zuverlässiger Seite erfahren, ist jene Meldnng ganz unbegründet. Auch rin „Führer" der Socialdemokraten, der frühere Abgeordnete Sabor au« Frankfurt aM., war e«, der sich da» geflügelte Wort leistete: .E« geht etwa« vor, man weiß nur nicht — was." Ganz so kann sich jetzt der .Vorwärts" trösten Zur rechten Zeit werden c» die Herren Socialdemokraten schon erfahren und trotz aller Großsprecherei vielleicht wenig erbaut davon sein, daß man sich endlich auch in Regierunglkreisen wieder entsinnt, daß gegenüber den Umsturzparteien der Staat sick in einem dauernden Kriege befindet — und daß im Kriege nur da» Kr,eg«recht gilt. Dringend nothwenvig freilich ist H
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