25, Februar, Heute ist die Ministerkrise zu Ende gegangen, die säst einen Monat gedauert hat. Jeden Tag brachten uns die Zeitungen die Nachricht von einer neuen Kombination, Am Tag darauf teilten sie uns dann unsehlbar das Scheitern dieser Kom bination mit. Die liberalen Zeitungen weinen wie srischge- schnittcne Weinstöcke, Sie haben nicht unrecht. Die gegenwär tige Regierungsform geht aus den Fugen, Es bleibi nur eine Sammlung altersschwacher Statisten übrig, die ihre Läh mungserscheinungen aus das Parlament und auf alle staat lichen Organe übertragen. Wir Faschisten kümmern uns wenig darum. Früher einmal konzentrierte sich die ganze Politik auf diese Maulhelden im Parlament, Heute beschäftigen sich nur noch einige hundert berufsmäßiger parlamentarischer Krisenmachcr damit. Wir aber durchstreifen das flache Land, kämpfen gegen unsere Feinde, die bei ihrer Gewohnheit bleiben, unsere Besten hin zumorden, und beschäftigen uns damit, den Werktätigen Ar beit und Ordnung zu bringen. In Bologna bildet sich immer mehr ein revolutionärer Zu stand heraus. Es scheint, daß die Umstürzler einen letzten ver zweifelten Streich versuchen wollen. Seit einigen Tagen hat die Jagd aus Faschisten System angenommen. Außerdem setzt der Präfekt Mori die Weisungen aus Rom mit besonderem Eifer in die Tat um: Die Faschisten müssen über denselben Kamm geschoren werden wie die Kommunisten, Wenn we nigstens dieser Grundsatz noch unparteiisch angewandt würde! Bei tausend Gelegenheiten aber begünstigt der Präfekt offen die Roten. Wir haben ein neues System erfunden, um die Absperrungen zu durchbrechen. Wir bedienen uns nicht mehr der disziplin losen und ungeordneten Gewalt der Maste, sondern improvi sieren auf der einen Seite ein Gedränge und führen sonstige Ablenkungsmanöver durch, während wir aus der entgegen gesetzten Seite gleichzeitig mit Gewalt vorstotzen. Wir haben noch immer durchbrechen können. Wenn sich die berittenen Ab teilungen in Bewegung setzen, dürfen die Faschisten nicht flie hen, sondern müssen stehenbleiben und weiße Taschentücher und Hüte schwenken. Die Pferde scheuen dann, bäumen sich aus und weisen den Reiter aus dem Sattel, Ein anderes System: Wir weisen Knallfrösche, Kanonenschläge und Ra keten zwischen die Reiterabteilungen, Gleiches Ergebnis: Scheuende Pferde und mathematisch sicheres Durchbrechen der Absperrungen, Biele Offiziere des Heeres sympathisieren offen mit uns. Heute morgen, als Polizeiagenten zwei faschistische Gefangene mißhandelten, haben sich die Ossiziere eingemischt und die Polizisten energisch zurechtgewiesen. Großer Beifall auf sei ten der Faschisten. Vor Tagesanbruch haben wir uns mit Gewalt der Leiche des armen Balestrazzi bemächtigt, die sich im Krankenhaus befand und uns von der Behörde verweigert worden war. Ich habe meinen Plan, Unser unglücklicher und heldenhafter Kamerad wird noch nach seinem Tode der faschistischen Sache dienen. Die Leiche wurde im Hause des Fascio aufgebahrt. Ich gehe zum Präfekten und teile ihm mit, daß die Vcerdigungsseicr- lichkeiten auf unsere Veranlassung heute stattsinden werden, nach unferer Weife und entsprechend unseren Bräuchen, Aller dings kann ich nicht dasür garantieren, daß sich keine schweren Zwischenfälle ereignen, wenn der Präfekt nicht Vorsorge trisst, daß ein doppelter Kordon von Gendarmen, Königlicher Polizei und Truppen aus der ganzen Strecke den langen Leichenzug schützt, der vom Sitz des Fascio durch die ganze Stadt bis zum Friedhof geht. Der Präfekt scheint über meinen Antrag um Unterstützung durch die öffentliche Gewalt erstaunt. Aber ich erwidere ihm, daß ich Sinn für Verantwortung habe und danach trachte, ein schlimmeres Blutvergießen zu verhüten. Infolgedessen ordnet der Präfekt an, daß die gesamte bewaff nete Macht mit Ausnahme einiger kleiner und unbedeutender Patrouillen an den Straßen, welche der Leichenzug durch zieht, aufgestellt wird. Es geschieht, wie ich es wünschte. Ich grüße ihn und eile zum Fascio, um den überraschenden Streich vorzubereiten. Kittlsi'-Vsk'log Endlich wieder einmal ein Buch, das sich mühelos partieweise verkaufen läßt. Besonders dann, wenn das wirkungs volle 3 farbige Offset-Plakat ins Fenster gehängt und der obige Prospekt sorgfältig an auSgewählte Interessenten verteilt wird. Vorzugs-Angebot für l Lese-Exemplar. Balbo „Der Marsch auf Nom" Börsenblatt f- d. Deutschen Buchhandel. 100. Jahrgang. 47V