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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941001014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894100101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894100101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-01
- Monat1894-10
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n reick- 8teken Bezug».Preis U Ur Hauptexpedittou od«r de» im Stadt bezirk »»d U« Barartr» errichteten >,». aabestrllt» ab,»holt: vierteljährlich ^4.50; bei zweimaliger täglicher Zuftellnug »nS Haut 5.50. Durch die Post bezogen für Teutschload u»d Oesterreich: merleljahrlich ^4 6.—. Direct« tägliche Kreuzbandiendung iut Ausland: momttlich >4 7 50. Morgen dl» Aöeud-Ausgabe erscheint täglich ',.7 U-r, wochenlags 5 Uhr. Lrdartion und Lrpeditiuu: A-Hsnnesgsssr 8. Dir Expedition ist Wochentags »uuuttrbroch«> geöffnet vo» früh 8 btt Abends 7 Uhr- /iliuleu: Dtt» Kk»«'s Eorti«. (Atfrs» Universitätsskraße 1, k-»1« Lösche. .. >Mhari»e»str. 14. Part, uüv KonigSvla» 7. elWM Anzeiger. §WN für Politik, Localgeschichte, Handels und GeWftsverkehr. «uzeigemPrri» Ne «gespaltene Petit-eile SO Pssh. Reklame» unter bem Nebactiontstrtch (4p»' spalte») 50-4, vor de» FamUteuaachrichtr» (6 gespalten) 40-4. Orsßer« Schriften laut unserem Preis, »erzeichnih. Tabellarischer und Ziffernja» »ach höherem Tarif. Grtra-Veilagk» (gefalzt), ,»r mit der Psorarn-Ausgabe, ohne Postbesördernng r-4 mit Poftbessrderung ^4 7V—. Annuhmeschlni für Anzeigen: >br»d-S»sgab«: Vormittag lv Uhr. Marge »-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Somi- und Festtags früh 0,9 Uhr. Nei de» Fllialen und ÄnnohmefteUe» je eine Halde Stunde sruher. A»zet»en sind stets au die Gxps-tthen zn richten. Druck und Verlag van S. Polz in Leipzig Z5«1. Montag den 1. Oktober 1894. 88. Jahrgang. S—S en ^in- ^eb»ei?.t. 8>z;e cvrrn- in die8em krt knbcn. >eUe Ilci?:- :r/iclt und die »erstr itt werden. , duss ikre >n Xircken 'farrer. »88 ick mit rukrieden >ütrt k»be. i^88^8teme der 05en de lieber er 2wcck :bIo8i^keit ; >ck i8t er >r das Ideal Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, örtreffead Pi« Art pe» Han»klS mit Nahrung-- «««» Brnnftwittrln. Im Interesse des lausenden Publikums haben wir nach Gehör der Herren Stadtverordneten beschlossen, daß vom 1. Oktober 1894 ab alle nicht flüssig»« Nahrungs- und Genußmittel im Marti- und Handeiiverkebr nur nach dem Gewicht, nach Stück- oder Bnndzohl verkauft werden dürfen. Zuwiderhandlungen werden mit Geldstrafe bis z» 30 ^ oder mit Haft bis zu 8 Tagen geahndet werden. Leipzig, den 13. August 18S4. Der Math der Stadt Leipzig. IX. 8596. 1)r. Georg«. Stahl. Bekanntmachung. Die Ergebnisse unserer Stadtvrrmessung sollen, soweit möglich, auch für Pnnale nutzbar gemacht werden: insbesondere können zur Zeit von der Süd-, Pst- und imieren Nar-vorftavt. von ein- zeinen Theiien der inneren Stadt und der Westvorstadt in Alt- Leipzig, sowie von den Feldslächen in Lekpzig-ÄonnrwiN A-Pien thctts ,m Maßstabe von 1: lOOO, thells von l: 500, Lagrplüne in ,eder anderen gewünschten Verjüngung und Flächrnberechnungen durch unser Sladtvermessuagsamt — llieudnitzer Rathhaus, 2. Ober- geschah — angefertigt werde». Bon dem größeren Lheile der vermessenen Flächen sind auch ge druckte Blätter, lheils im Maßstabe von 1:1000, theiis von 1: 5M in unserem Stadtvermessungsamle und in der HtnrichS'schrn B»ch- handlung — Grimmaijche Straße Nr. 32 hier — käuflich zu habe». Der Verkaufspreis beträgt für gestochene Blätter im Maßstabe voa 1:1000 bei voller Bebauung 8 ,/l, sitr alle übrigen gestochenen oder auiograpdirten Blätter ,e 4 ^4 Ferner weisen wie wiederbolt darauf hin, daß Neuausnahmen durch unser Eladlvermcssungspersonoi in denjenigen bebauten Stadt- theiien von Alt-Leipzig. wo zivar die Messung selbst noch nicht, jedoch die Nctzlegung bereit- rrsoigt ist, ausgesuhrt werden können. Hieraus gerichtete Anträge sind ebensall« an unser Stadtvermessungs amt zu richten. Die Vergütung hierfür wird im Allgemeinen nach den siir Arbeiten geprüfter Feldmeyer üblichen Sätzen berechnet, die Bermessuugstostea aber werden dem Antragsteller nur antheiitg ungerechnet, wenn di« Vermessung für de» Stadtplan bereit- erfolgt oder für diesen ver wendbar ist. Zur Vermeidung vo» Mißverständnisse» wird jedoch darauf hin- gewiesen, daß dem Antragsteller ein verbältnißmäßiger Zuschlag für den Bermcsiungsauiwand nicht nur im Falle einer Neukartirung in irgend welchem Maßstabe, sondern in derselben Höhe auch dann be- rechnet wird, wenn cs sich um die Anfertigung einer genauen Kopie aus Leinwandpapicr bandelt. Bei einfachen Pauszeichnungen da gegen wird dieser Zuichlag ermäßigt. Leipzig, am 28. September 1894. Ter Rath drr Stadt Leipzig. Ic. 1063. I>r. Tröndli». Loldib. Bekanntmachung. Nach der Bekanntmachung der Königlichen Brandversicheruugs- Kaminer vom 9. August dieses Jahre- ist zu dem auf den 1. Oktober dieses IabreS lallenden zweiten Brandcassentennin beider GkdättdkVrrsichrruitgS- Uhthrtlung von jeder Einheit t-tn Psenai, zu erheben. Bei der Adtheilnng für sret»tlti,e Brrstchrrnng bleibt der Beitrag von Sin und einem Halden Pfennig von jeder Einheit unverändert. Die Hausbesitzer bezw. deren Stellvertreter werden deshalb aus- gesordert, ihre Beiträge spätestens binnen 8 Tagen, von dem Fälligkeitstage ab gerechnet, an die bekannten Zahlstellen unseres Stodtsteueramtes, bei Vermeidung des sonst eintretcnden Beitreibungs- Verfahrens, zu bezahlen. Leipzig, am 26. September 1894. Der Rath »cr Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung, die Wahlen zur Vertretung der Israelitischen RrligionS grmriudr zu Leipzig Petrefscnd. Die für die bevorstehenden Gemeindewahlen ausgestellte Wahlliste wird voa Montag, 1. Oktober d. I., ab zehn Tage lang in der Vorhalle der Synagoge zur Einsicht für die Gemeindemitglieder ausliegen. Innerhalb derselben Frist kann gegen die Ausnahme oder Weg. lassung eines Namen- bei dem Unterzeichneten Vorstände schriftlich Eiajpruch erhoben werden. Gemäß 8 54 der revidirten Gemeiadeorduuag wird Vorstehendes hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 28. Sevtember 1894. Der Vorstand der Israelitische« Reltgtandgemelnde z« Leipzig. Biebertwolkwitz. Wir beabsichtigen, ein zum Stammvermögen hiesiger Gemeinde gehöriges Capital von 2« «st« Mark gegen mündelsichere Hupothck zum Zinsfuß von 4'/»/, auSzulethen Gesuche werden baldmöglichst erbeten. Liebertwolkwitz, am 29. September 1894. Der »emeinderath. Dyck. Bekanntmachung. Etwa 4700 Ire ausae,änderte DteNstactr«. Rechnungen» Nrch- nnngsbrtäge. Drucksachen u. s. w. sollen freihändig zum Ein- stampsen verkauft werden. Kaufangebote erbitte ich unter Angabe des zu zahlenden Kouipreises kostenfrei bis 8. Oktober d. Js. Merseburg, den 12. September 1894. Der Landeshauptmann Gras von Wintzingerode. Steckbrief. Gegen die unverehelichte Marte Metzer and Vitterfrld, geboren am 27. Februar 1869 zu Bitteeseld. welche sich verborgen hält, ist die Untersuchungshaft wegen Meineids verhängt. Es wird ersucht, dieselbe za verhaften und in das »ächste Ge- richts-Gesängniß adzullesern. Bitlerseld, Len 10. September 1894. Königliches ««t»gertcht. ÖsLsntlioks ttanäslListii'anZtalt. XuwaUuogen rum I.iolritto in elio Dehrllageadthellaag M«niso VI-»»lng, 4»a 2., n»«l Alttwoeb, 4«» 2. vetodar, o 11—12 Har Vormittag, ellttreavu^enomm«-». snkaabmeprllkanr: llonoerrt»^. aen 4 OcVoder, keklk 7 I7dr Oarl T^olkram, Vireetor Potitische Tagesschau. * Leipzig, 30. September. We)in in den ltitenden Kreisen über die zu ergreifen den Schutzmastrrdeln gegen die llmsturzbestrebungr« noch ebenso große Unklarheit herrschte, wie in den angeblich auf da» Genaueste informirten Blättern, so könnten die Um stürzler noch lange ungestört ibr Wesen treiben. Während von der einen Seite auf da- Bestimmteste versichert wird, die preußische Regierung werde dem Landtage bald nach seine», Zusammentritt eine Borlaze, betr. die Beschränkung der Bestimmustgkn über da- Be re ins- und Bersainm- lungswesen, zugehen lasten, behaupten die „Bert. Polit. Nachrichten", «S sei anzunehmen, .Laß die Schutz- maßregeln gegen die Umsturzbestrebungcn, auch soweit die LanbeSgesetzgebung an sich zuständig ist, zunächst die gesetz gebenden Faktoren im Reiche und nicht in Preußen be schäftigen werden." Nach der „Krcuzztg." abersbat sich das preußische Staat-Ministerium mit der ganzen Frage überhaupt noch mcht-beschäftigt und muß erst die Rückkehr des Reichs kanzler- abgewartet werde», bevor entschieden werden kann, ob die Frage im Wege der Neichsgesetzgcbung oder der LandeS- gesetzgebung erledigt werden scll. Der „Hamb, lrorr."endlich, dem Fühlung mit dem Reichskanzlcrpalaiö zugeschrielen wird, nimmt zwar an, daß Vorlagen für den Reichst«g geplant Werren, glaubt aber daraus vorberciten zu müssen, daß noch mancher Tropfen Wasser ins Meer laufen könne, bevor m,n über die Nainr dieser Vorlagen sich geeinigt haben werbe. „Man kann nur wünschen", schreibt nämlich dieses Blatt, ober läßt sich an- Berlin schreiben, „daß bei der Beschlußfassung über die den« Reichstage zu machenden Vorlagen auö dem Gebiete de- gemeinen Recht- sorgfältig erwogen werde, inwieweit Aussicht vorhanden ist, mit dem Reichstage Verschärfungen oder Ergänzungen der bestehenden Gesetze in der Richtung der Abwehr demagogischer Agitationen zu Stande zu bringen Vergebliche geietzgeberische Anläufe dieser Art könnten leicht der Socialdemokratie Wasser auf die Mühle liefern. Die Aufgabe ist um so schwieriger, als notorisch in säst allen Parteien die Ansichten über die einzw chlagenden Wege auseinandergeben". Daß durch dieses krause Durcheinander von Meldungen, die sich sämmtlich aus gute In ormationen berufen, aufs Neue die Vermuibunz erweckt wird, man wisse in den leitenden Kreisen noch gar nicht, waS man wolle und solle und strebe vergeben« »ach einer Einigung, kann nicht befremden. Daß aber eine solche Vcrmntlmng nur lähmend ans die so dringend nötbige und vom Kaiser so entschieden geforberle Sammlung der OrtiiungSparlcie» einwirkcn kann, liegt aus der Hand. Die leitenden Kreise sollten sich daher entschließen, der verwirrenden und lähmenden Mytbenbildung durch eine unzweideutige Erklärung im „ReichSanzeigcr" ein Ende zu machen. Wenn auch »och nicht allzu viel über den „FeldzugSplan" gemeldet werden kann, so wird da« Wenige genügen, die darrende und beunruhigte Welt an einen solchen Plan glauben zu machen und da« stark er- schültcrlc Vertrauen in eine staallichc Führung in dem nn abwendbaren Kampfe wenigsten« einigermaßen wieder her zustellen. Auf die Frage, wie das lerntrum in dem vom Kaiser proclamirten Kampfe gegen die Elemente de« Umsturzes sich stellen werde, kommt jetzt eine unzweideutige Antwort au« Baden. Dort hatte bekanntlich der geistliche Ralb Wacker unlängst die Grundsätze de« CentrumS für den nächsten Wabfteldzug proclamirt und in liberalen Kreisen Halle man au« diesen Grundsätzen geschloffen, daß die ultramonlanen Gesinnungsgenossen Wacker'« den Sociald emo traten Hand langerdienstc leisten sollten. Die ultramontane Presse prvtestirtc gegen diese Auffassung und bezeichncle sie al« „lügnerisch" und unverschämt." Nun aber erscheint die mit dem Ecnlrum eng verbündete Demokratie auf der Tribüne und erzählt im „Landesboten", daß ihm aus CentrumSkreiscn eine Zuschrift zugcgangcn sei, die in diesem Blatte veröffentlicht wird. Zn dieser Zuschrift wird unumwunden dazu ausgesordcrt, bei Wahlen, wenn e« sich um einen National liberalen und einen Socialdemokrate» bandelt, keine Neu tralität zu beobachten, sondern entschiede» für den Socialdemokraten einzutreten. Zur Begründung wird behauptet, daß ein Sitz, den die Socialdemokralc» bekommen, nur den Liberalen verloren geben könne, und ein Soeialdemokrat in der Kammer dem Eentrum immer noch angencbmcr sein müsse, al« ein Liberaler, weil jener den Forderungen de« Cenlrums mcbr Entgegenkommen zeige, al« dieser. Hier ist also vbnc jeden Rückhalt zugcsiande», daß nicht die Bekämpfung der Socialdemokraten dem Eenirum am Herzen liegt, sondern die Benutzung derselben zu seinen Zwecken. Und mit einer solchen Partei glaubt der extreme EouservatiSmuS den Umsturz bekämpfe», Religio», Eitle und Ordnung bescksirmcn zu können! Za, mit einer solchen Partei glauben die Männer der „Kreuzzeitung" nicht allein Social- demokraten und Anarchisten, sondern auch den gesammten Liberalismus in die Schranken rufen zu können! Der «ti-arische Erzbischof Samassa hat dem Kleri- kaliSmu« aus« Neue einen schweren Schlag versetzt. Al« nämlich jüngst im Drcier-AuSschusse de« Magnatenhausc« der Gesetzentwurf über die freie Ausübung der Religion beralben wurde, erarisf der Erzbischof von Erlau da- Mort zp einer längeren Rede, in welcher er folgende- Bekenntnis! ablegte: „Ich will nicht sage». Laß der Mangel deS religiösen Gefühl« nolhwendigenveis« bei jedem Menschen aus den Mangel sittlichen GeiübleS Hinweise» würbe. Es giebt Mensche», deren Haupllheil der Verstand ist und bei welchen dieser nur der vollen Aufklärung huldial, die sich in der Regel mit tieferem und ernsterem Denken beschäftigen und die durch die Freude am Lernen und durch die Gewohnheiten des Denken- vor den sitteaverderbeuden Der suchungen großeniheils bewahrt sind: solche Menschen sind eine« streng sittlichen LebenS fähig. Bei gewähnlichen Menschen ,edoch zeigt der Mangel de- religiösen Ge- jüdls aus Hohlköpfigkeit, aus ein ödeS Herz, aus »in« sterile Phantasie; vo» einem unglücklichen Volke, welchem dos religiöse Gefühl mangelt, muß ich nolhweiidigerweise denken, daß eS der werthvollsten Eiaenschasten der Seele beraubt ist. Da ich sehe, daß in diesen Gesetzentwürsen mcdr eine abstracte Philosoph!» zum Ausdruck kommt, als jene wahrhaft praktische Politik, di« uns ledrl, wie weit wir gehen dürfen, und daß diel» Geietzeniwürk« di« religöstn Gefühle des Volke« wenig pflegen und nähren werben, ta>. > ich dlqschen ohne wesentliche Modifikation nicht annehmen. BiSksr galt den ultramoiilanen Eiferer» Zeder als unsittlich mid verdammt, der dcS religiösen Gefüble« mehr oder minder ermangeile, mochte auch sein Lebenswandel noch so sittenrein sein. Er war kein Kirchenläufer und dader „uiibeiliz". Und seht tritt ein hochangesrbener Kirchensürst auf und setzt auseinander, daß unter gewissen Voraus setzungen „Mangel de« religiösen Gefühle-" und „streng sitt liche- Leb'dn" ganz wohl sich vertragen! Z» dem dclnifchtii Wablkrcise Nivelles ist ein poli tischer Scantal enthüllt worden, dessen Held ein i»> Solde der Regierung stehender socialistischer Arbeiterführer ist. Der „Boss. Ztg." wird hierüber be richtet: Zm Wahlkreise Nivelle« ist der Kamps sehr erbittert, weil der Ministerpräsident De Bnrlet zur Wiederwahl steht und die Liberalen Alle« aufdieten, um ihn zu Falle zu bringen. Auel, hier batten die Liberalen eS versucht, sich mit den Srcialisicn zn einem Wakckdßkdniste zu einigen, aber diese Unterhandlungen waren wie übekasi, gescheitert, so daß sich drei Parteien gegenüberstcben: Klerikale, Liberale und Socia- listcn. Nun ereignete sich etwa« ganz Absonderliches. An der Spitze der dortigen Socia liste» siebt ein gewisser Aerts, der eine ganz außerordentliche Tbätigkeit entsaftete, so daß der Brüsseler Gcneralratb der socialisliicken Arbeiter parier it»n besonderes Lob zollte. AertS veranstaltete zabl reiche Socialisie»versan»»lu»gcn, in denen merkwürdigerweise nur die liberalen, entschieden freibändlerisch gesinnten Canti dalcii auf das Erbittertste angegriffen wurden, während von den schntzzöllnerisch gesinnten klerikalen Candidaten gar keine Rede war. Ja. Aert« erschien, von einem Haufen Socialisten begleitet, in allen liberale» Wahlversammlungen, »»terbrach die Redner »»d veranstallelc einen solchen Lärm, daß diese Versammlungen wiederbolt geschlossen werdei^ mußten Da in keinem anderen Kreise sich direct Liberale und Socialisten bekämpfen, so erregte diese« socialistische Vvrgeben im Wablkrcise Nivelle« nicht geringe- Ausscben, und die Zeitungen machten auf diese« befremdliche socialistiscb-klerikale Ein rcriiehmen ansmcrksam. Heule enlbüllt sich der wahre Grund: Der Socialisteinübrer Aert« steht im Solde der Negierung, im Dienste de- Ministerpräsidenten Herrn De Bnrlet. Am verflossenen Sonnabend, de« Morgen« 8>,'« Ubr, sahen drei zufällig in Brüssel anwesende Zn dnstricllc an« Gencippe (Gcnappc gehört zum Wahlkreise Nivelle«, und AerlS wohnt in Genappe) den Acrl« in da« Ministerium de« Zniiern eiulrclen. Das siel ihnen ans; sie warteten bis lo Ubr, aber Acrl« kam nicht wieder heraus. Was batte dieser Socialist bei dem Ministerpräsi deuten '» tliun? Am 27. fand in Genappe eine liberale Wahlversammlung stall: wieder erschien Aert« mit einer Schaar Socialisten und machte Lärm. Da erhob sich der Bürgermeister vo» Genappe, Herr Berger, und forderte den Acrl« aus, sich sofort über seine Beziehungen zu der Regierung zu erklären. „Waö Hallen Sie am Soiinabenb früh im Ministerium zu thu»? Sie wollten Ihren Sold einzichen! Sie haben sich an Herrn De Bnrlet verkauft!" Vo» allen Seiten ertönten die Rufe: „Spitzel, Lockspitzel!" Aert« schwieg erbleichend und — verschwand. Um den Aert« voll zu entlarven und um den Ministerpräsidenten bloßznstellen, veröffentlicht die „Eloile belge" da« amtliche Anschrciben, wodurch der CabinctS- chef de« Ministerium« Van der Elst dem Aert« „im Auf träge des Ministers" mittheilt, daß Herr De Bnrlet ibn „in Privataudienz" Sonnabend früh empfangen wird. Was aber dem ganzen Vorgänge einen besonderen, für die Regierung häßlichen Beigeschmack giebt, ist die Tbatsachc, daß der zur Bclämpsunz der Liberalen gewonnene Socialist nicht stimm berechtigt ist. Zn Folge gerichllickcr Vernrlbeiliing ist er .wegen Unwürdigkeit" vom Stimmrechte anSgeschlosse» iSnglai«» bereitet eine große militairische Action kor, welche in hohem Grade Beachtung verdient. Nach einer Meldung der Londoner „Central New«" will die englische Admiralität den indischen Truppentransport kiinstig dergestalt organisircn, daß an Stelle der bi- jetzt benutzten, angeblich nicht mcbr gebrauchsfähigen NtgierniigStranSport schiffe die staatlich subvcntionirtcn großen Ocean- vampfer der bekannte» Verkehrslinien Cunard, Wbitc Star, Peninsula and Oriental, Canadian Pacific Railwah bera» gezcgeu und mit Mannschaften und Osficieren de« Rrservcstande« besetzt werden. Wenn man bedenkt, daß zu der Kategorie der staatlich subvcntionirlen Tampser solche vom allergrößten »nd schnellsten Typ gehören (z. B. die Cnnarddampfer „Etruria" und „Uni bria", die Peninsula and Oriental-Dauipfer „Hiinalaya" „Australia", „Dicloria" und „Arcadia", die „Teutonia" und der „Majcstic", von der Wbile-Slar Linie, endlich die Pacisic-Dampser „Emprcß os Jndia", „Empreß of China und „Emprcß of Japan") so erhellt, daß eine Heranziehung dieser Schiffe zun, acliven Dienst und ihre Btiiiannling mit Angehörige» der Marine Reserve eine frappante Achiili-bleit mil einer thcilwcisc» Mobilmachung zur Sec besitzt, eine Aebnlichkeil,welche dadurch kaum beeinträchtigt wird,daßdie betreffenden Schiffe und Mannschaften nicht zum eigentlichen Flottcndienst, sondern nur zum TranSportticnst Vcr Wendung finden sollen. Tenn aus den Name» kommt wenig an. wo die Sache siir sich selber spricht. Auch wird gar kein Gebein»,iß daran« gemacht, daß die Ossiciere und Mann schäften, um deren Heranziehung zum Dienst eS sich handelt, regelrecht im Gebrauch der Kriegsapparate, mit denen ihre Schiffe ausgerüstet sind, geübt werden sollen, und zwar genau nach den in der Kricgsmariue üblichen Methoden. Nach der Londoner „Central Newa" sollen nicht weniger als 26 Schisse eingestellt und mit dem nölhigen Reservepersonal beniannt werden. Ein Commcntar zu dieser Maßregel ist überflüssig. Man braucht nur einen Blick auf die allgemeine Lage ru Wersen. Die Entwickelung der Dinge in Osi asie n, die Verstärkung der amerikanischen russischen, französischen maritimen Slreilträsle in jenen Gewässern, die Absichten Frankreichs aus Mada gaSkar, die Gäbrung in de» portugiesischen Colonien Ost asrika», alle- das räkb der englischen Admiralität, sich recht zeitig auf Eventualitälen vvrzuberriten, dir muthmaßlich im nächsten Frühjahr, möglicherweise aber auch eher, einlreten könne». Znsosern entbehrt dir Meldung des Londoner Organs nicht der inneren Glaubwürdigkeit. WaS die Durchführung der Maßregel cnilangt, so soll da« Gutachten de- Board es Trade unv die Meinung der Hankelüiiiarinebedörken eingc bolt, und erst, wenn das geschehen, soll weiter vorgegangen werde». Da auch da« Parlament zu befragen ist, schon der finanzielle» Seite der Sache baldrr, s» mag noch eine ganze Zeit vergeben, bis die Angelegenheit in Fluß kommt; ihre Tragweite bleibt darum dieselbe, und ihre Wirkung aus da« überseeische Handelsgeschäft England« wird sich erst all mählich übersehen lasse». Die gesteigerte Lheilnabme, welche Rutzlan», ebenso wie England, den Vorgängen in Ostasien widmet, wird dadurch bekundet, daß die russische Regierung soeben Mi lila, r- Agenten »ach dem chinesisch-japanischen Kriegsschauplätze, und zivar in die Lager der beiderseitigen Ober-Co»»nan dirende», entsandte und de» russischen Gesandten in Pctiiig nach Chesoo übersieteln ließ, damit er die Ereignisse aus dein Kriegöibealer au« nächster Nähe beobachten könne. Ta« an« dem Mittclnieer Verstärkung erwartende russische Ge schwader de« Stillen Ocean« — 6 Kreuzer, 3 Torpedoboote und ein Traiisxortdanipser mit 177 Geschützen, >67 Osficieren und 235l Sccsoldalcn — ist bekanntlich bei Wladiwostok coiicenirirt. Nicht minder lebhaft al« die Regierung verfolgt die russische Presse die Entwickelung der koreanischen Strcilsrage. Auch die Petersburger „Nowosti" schlagen, wie Japan e« angeblich schon gethan haben soll, eine T b e i l u » g Chinas vor. Die „Nowosti" wollen aber Nicht« von unabhängigen Königreichen wissen, so» Lern befürworte» die Tbeilung China- unter Rußland, Frankreich und E »glaub, welche zusamme» Uber Asien geradeso verjügen konnten, wie England, Frankreich und andere Mächte über Asrika. Weniger in lustige» Wolkcn- höhcn bewegt sich die „Nowoje Wremja". Sie weist daraus hin, daß da- russische Geschwader bei Wladiwostok verstärkt und zu Allem bereit sei, und erwartet unter allen Umständen die Erwerbung von Port Lazaress an der koreanischen Oslküste durch Rußland. Deutsches Reich. U Berlin, 30. September. Tie Grundzüge für die Organisation dcS Handwerks sind, wie bekannt, zunächst eingehender Prüfung namentlich auch seiten« der Znlercsseiilcn unterbreitet worden. Die Ergebnisse dieser Prüfung haben sodann Anlaß zu einer Revision der zuerst ausgeslcUlen Grundzüge gegeben. Dabei ist die Uni ardcitung derselben, insbesondere soweit sie die Einrichtung von Handwerkerkaniiner» betreffen, für nothwendig er achtet worden. Diese Arbeiten sind inzwischen mit vollem Eifer gefördert und soweit zum Abschluß gebrach» worden, daß, wosern nicht in den weiteren Stadien Hinderungci, er wachsen, die Möglichkeit nicht ausgeschlossen erscheint, den Ne ich «lag schon in der nächsten «Lcssion mit der Materie zu besassen. * Berlin, 30 September. Ei» bemcrkeiiswerlbcr Erlaß des preußischen HandelSministcrS ist soeben zur Veröffentlichung gelaugt; cr beschäftigt sich mit der viel erörterten Frage de« öffentlichen ArbcitSnackweisc« und regt au, in alle» Städten zunächst über zebnlausend Einwohner Arbeitrnachweisedurcaur von Geineindewegen ein zurichicu und eine organische Verbindung dieser Nachweise durcaux anznbahnen. Der Erlaß taulel: In den Fällen zeitweiliger ArbeilSlosigteit, die in den letzten Jahren bald m größerem, bald in geringerem Umfange iiamenilicl, ,n den Winlermonaten hcrvvrgetretcn sind, hat sich gezeigt, da>; den Cilirichluiige» nnd Maßnahmen, die geeignet sind, der Arbeilc- lojigkeit «bzuhelseii, noch nicht die genügende Ausiiiertsamkcil gkjchenkt worden ist. Namentlich Hai sich da« Bedürsniß er gebe», den Arbeitsnachweis in größerem Umsange »nd plan mäßiger, als bisher geschehen ift, auszudiiden. Abgesehen von vereinzelten geineinnützigen Vereinen, die sich die Vermittelung vo» Arbeitsgelegenheit zur Aufgabe gemacht habe», und von Prioaluittcrnehmungc», die sie alo Gewerbe betreibe», haben Unter »ehmungcvcrbantc eiiicrjkliü und Vereinigungen von Arbeitern, wie Fach- lind Gcwcrbevcreine andererseits, die Regelung des Arbeitsnachweises in die Hand gcnviiime». Tie Wirkiamkeii der Beranjlaliungen der letzteren Arl, die der Natur der Sache »ach aus de» Kreis einzelner Gewerbe btjchlä»kt bleibt, wird auch dadurch beeinträchtigt, daß in sie von vornherein der Gcgenjap zwljchcn Arbeitgebern und Arbeitnehmern hineingetragc» wird. Tie Vrnutzung der Privaiardeilsnachweije, die aus Bekämpfung einer Arbeilelojigkeit von größerer Ausdehnung überhaupt nicht berechnet sind, nölhigen die Betheiligten zur Zavlung von oft unverbällni» mäßig hohen Gebühren, und die Thätigkeit der gcineiniiützigcn Verein - bleibt in der Regel bet der Btjchränklhett der ihnen zur Verfug»» > flehenden Mittel und bei dem Wettbewerb der Vermittelung-,teilen anderer Art aus einen dcjcheidenen Umfang beschränkt, linier dleien Uni- slänben muß eS als ein btdeuliamcr Forlichritt betrachtet werde», wenn neuerdings in weiteren Kreisen da« Ziel verfolgt wird, den Arbeitsnachweis zur Aufgabcösse ntl icherVcranstaltung der Gemeinden zu machen, wenn eS gelingen follle, zunäch» in allen Städten mit einigermaßen erheblicher Eliiwoyn.rzahl Arbeilsnachwcifeftellen zu errichten, die von den Betheiligten kostenlos oder gegen geringe Vergütung benutzk werten könnten und sich des Vertraue»- der Ardettgeder und Arbeiter er freuten, I» würde jchon deren örtliche Wirksamkeit ungleich bedeut samer werden können, als die bisherigen Arbeitsnachweise. Sie würden aber diese wttkjamkett noch erheblich dadurch ver stärken können, daß sie »ach und nach miteinander in eine organische Verbindung träten und sich damit in den Sland setzten, die Arbeitsnachweisejrage und das Arbeitsangebot ln den verschiedenen Orten und Gegenden auszugleichen. Cbeujo würden sie sich mit den für die Arbrilsvermtttelung ans de», Lande be- sichenden Vereinen und späterhin mit den Ardettsnachwejie,teile», die vorauejichllich von den Landwirihschaftskaminern werden er richtet werben, in Beziehung setzen können, »in den Arbeite- losen i» Erniangelung anderer geeigneter Arbeitsgelegenheit aus dem Lande Beschäftigung zu verschajsen. Auch würden sic, um den Mannschaft«», die Im Herbst au» dem Heeresdienst ent- lassen werden, die Erlangung von Arbeit zu erleichtern, ihre Tienste den Truppentbeilen zur Bersügung stellen können. Um die Arbkils-Nachivkiseslellen zur Lösung der vorerwähnte», weitreichenden Autgaben zu besahige», wird es nothwendig setti, sie einem durch die Gemeindebehörde ernannten, weder den Arbeit- gebern noch den Arbeitern angehörenden Leiter zu unter- gellen. In den großen Städten können die Leiter a»S den Bei sitzern zum Gewerdegericht gewählt werden, wo das nicht möglich ist, könnten di« städt»'ch«n Behörde» «in« Auswahl trefft». Cs ist
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