Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941009012
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894100901
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894100901
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-09
- Monat1894-10
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
M>» H«st>lpihttton oder h» t» StM» n»d de» Borartr» errichtet»» L»4> as,,h»lt G»r1»lj1hrti«^l4«z : GgUch« giften»», i»« D»rch di« Post de»»-»» ittr »»d Oesterreich: »irrttl,1hrlich II Ol—. Direkt» tii^liche KeeazbauLieuduu, t»s »ulmi» ma«tltck >1 7 SV. Morgen-Ausgabe. AfE DWRlmM^Eamr »«chUL De»«schle»d »»I «e«l toopo-Aut«! «end-Ausga! Nrkartto» »ad Lr,rLMo«: Z»tze»»»»«iafie 8. Eweditto» ist Koche»tag« »nunkttßevcha» M»ch -» früh 8 bis »bmch« -Uh». Filiale»: I«m» » Garti». («seetz H«3»Ib Uaidersitätsstiaße t. «,»«« Lsfche., . >»ch»ri»eastr. 11, Port und KSnlgsvlatz -- KipMcrTagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- vnd Geschäftsverkehr. ««zetgen^proß» dir S gespaltene Petitzeile Lv Pfg. Reklamen unter dem Redacttonlstrich (1g«> spalten) bO>4, »or den Familiennachricht«, (6 gespalten) 10^. Größere Schriften laut unserem Preis» aerzeichntß. Tabellarischer und gissernsatz nach höherem Tarif. a^tr»-Veila,eu (gesalzt), nur mit der Morgen-Autgabe, ohne Poftbesürdernag >> kV—, mit Postbesörderuag >l 70.—. A»»»hmrschluß für Anzeigen: >de»d-Ausgabe: Bormittags 10 Uhr. Marge n-AuSgabr: Nachmittags lUhe. Emm- »ad Festtags früh '/»9 Uhr. Bei de» Filialen und «nnadmesrellea ,» »tn» halbe Stunde früher. Anzeige» sind stet» an di« Erpesithen zu richten. Druck und Berlar von E Pol» in Leipzig ^?sie. Dienstag den 9. Oclober 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Sekanntmachung, Me »»« Petrsle««-, ««» V,»«»1»re« detr. Di» nachstehend eud D angefügte Verordnung des Königlichen Ministeriums des Innern wird hiermit zur Nachachtung öffentlich bekiNNit gemacht. Di» »ach § 1 derselben erforderlichen Gesuche und Anzeigen sind an da» Baupolizei-Amt (ReichSsttaße 1, ll. Obergeschoß) zu richte». Leipzig, de» 27. September 1894. V». 3131. Der Ratb »er «t,»t Lripzia. vr. Geargi Busch. Verordnung, »te Aufstelu», »„, Petralen«-, Be»,i»- uns Gasmakoren »,treffen»; »»« II. Se»te«»er 18»4. 8 1. Zur Aufstellung von Petroleum-, Benzin- und Gas- Motoren, mögen sie zum Gewerbebetrieb bestimmt sein oder nicht, ist dt» Genehmigung der Polizeibehörde (der Amtshaupttnannschoft bez. t» Städte» mit Revidirter Stidteordnung des Stadtraths) er- sorderlich. Bereits iu Betrieb befindliche dergleichen Motoren sind bis 31. Derrmder laufende» Jahre« bet der Polizeibehörde au- zumeldrn. §. 2. Dem Genehmigungsgesuche sind beizusiiaen: ». «in Lageplaa, welcher die den Ort der Ausstellung des Motors umgebende» Gruadstück« mit de» etwa daraus befindliche« Gebäude» in einem di« hinreichende Deutlichkeit gewährenden Maßstab nachwetst und über di» Zwecke, zu denen die Rachbar- gedäud» benutzt werden, Ausschluß gilbt; h. »in« mit Maßslab versehene Bauzeichnung mit Grundriß uud Berticalschnitt de» Local», in welchem der Motor ausgestellt werden soll, sowie mit Angabe des Standortes, welcher für den Motor i» Aussicht genommen ist, und der Lag« des Auspuffrohre« der Maschine; v. «in« Beschreibung, welche Angaben über di« Leistungrsählakeit des Motors, sowie darüber enthalten muß, ob er unter Ber» weudung von Petroleum, Benzin oder Gas betrieben werden soll. Lageplan und Bauzeichnung müssen auf Pautleinwand aus- geführt sein. Dir gleich« Genehmigung ist erforderlich, wenn ein bereits ge- nehmtatrr Petroleum-, Bruzin» oder Gasmotor an einem anderen Aufstellungsorte in Betrieb genommen werden soll. Wegen Begutachtung der Gri.ehmigungsgesuch« haben sich dt« Polizeibehörden lediglich an di« Gewerbe!nipection zu wenden. 1 8- Di« Poltzeibehörden sind befugt, diejenigen Maßnahmen anzuordnen, welche zur Durchführung der im 8. 120» de« Gesetze« vom 1. Juni 1891 (R.-G.-Bl. S. 261) enthaltenen Grundsätze oder der hierzu erlassenen besonderen Vorschriften erforderlich und nach der Beschaffenheit der Motorenanlag« ausführbar erscheinen, sowie, welch« geeignet sind, die Nachbarschaft gegen Belästigungen durch ou-strömende Gase zu schützen. 8. 1. Für die Ertheilung der nach 8. 1 erforderlichen Ge- nehmigung hat die Polizeibehörde einen Kostenbetrag von 1—6 ^l tn Ansatz zu bringen. Außerdem sind für die Begutachtung der Eingaben 3—6 zur Staatscasse einzuziehen. I. ü. Mit Geldstrafe bi« zu ISO oder mit Hast bls zu 11 Lagen wird bestraft, wer »inen der im 8. 1 erwähnten Motoren ohne »orgüngige Genehmigung ausstellt oder die wesentlichen Be dingungen, unter welchen die Genehmigung ertheilt worden ist, nicht innrhält oder ohne neue Genehmigung den Motor an einem anderen Ausstellungsort in Betrieb nimmt Dresden, am 11. September 1894. Ministerin« »e« Inner». v. Metzsch. Edelmann. Erneuert wird »nser» Bekanntmachung vom 26. April d. I., den am 21. Juli 1831 in Brandts geborenen Handarbeiter Friedrich Christian Fächer betr., welcher zur Fürsorge für sein« Ehefrau anzuhalten ist. Leipzig, de» 8. Oktober 1894. Der Rath »er Etadt Leipzig, Nr«en->«t, Abttz. II. II. 3ü9c.H,nischel.Matthe». Gesucht wird der am 16. Jnli 18S8 in grauenhaia, kreis Ohlau. ge- borene Böttcher A«ha»N Inlin» Lawatsch, welcher zur Fürsorge für seine Sinder anzuhalten ist. Leipzig, den 6. Oktober I8S1. Der «»th »er Gta»t Leipzig >r»ena«t, Adth. IV». HIV», Nr. 1l86e/»1.Hentschel.Hr. Gesucht wird der am IS. August I8SS tn Ellrich bei Nordhaose» geboren« Dachdecker Iahgn« Carl Bernhard Müller, welcher zur Für- sorg« für sein« Familie »nzuhalte» ist. Leipzig, den S. Oktober 1891. Der »,th der Stadt Leipzig, Armen-Amt, Asch. U. UV, Nr. 1672 b.-«»tschel. Frk». Fernsprechverkehr «it München, «ürnder», «ür»»nr«, Fürth, vamder, vatzrrnih. Orlaage« «,» Angsdnrg. Zwischen der Swdt-Fernsprecheinrichtnua in Leipzig und den Stadt-Fernsprecheiurichtungen tn München, Nürnberg, «ürzb» Fürth. Bamberg. Bayreuth, Erlange« u»h «ngsburg wird am IO. ketader der Sprkchverkebr eröffnet. Di« Gebühr für da» Gespräch pst« zur Dauer »o» S Mi»»te» beträgt zwri Mark Leipzig 7. Ortobrr 189«. Der kaiserliche O»er-P»st»treetor. Gchetme Obev-Dosttitth. . Walter. Die städtische Sparrasse beleiht Mrrthpaptere uuter aüastige» Bedingt»««». Leipzig, den 10. Iaouar INI. Die Lparcaffea-Depatatia». Lerirksverein Iseipr!L-8ta6t. Hr»»»» »»>«»»» vieaatag, Io» ll. Oktober 18ll1, 4 beul» O Odr i» ll»»I« »er Pinie» Lllrger»«h»1«. D»U»ior1»n,»: I. cki« D»««or1»aog 1«r kll«a»rv«m»n»I,aU 1e» iMmiee-LeäiaaaKlollegia»». II. s1t»»1»»n»g,I,g»,h«itm (eck Li»I»äuozmb»rtHl. Vr. Velar«. Produktenbörse zu Leipzig. Die den vörsenniitglicder» (Inhabern von Halbjahrskarte») zustehende Wahl von 3 Mitgliedern de- bedufs Umlegung der Iahrr»britr-ge für 18S4 zu bestellenden Schätzung»->u«- schnffeS findet Dienstag, den 16 Oktober d. I. unmittelbar nach Beendigung der Preisnotirungen im Borstaads zimmer statt. Sollt» dt» erforderlich« absolutr Majorität nicht schon tm ersten Wahlgangk erzielt werden, wird sich sofort ein ,»etter «- s- »- oaschließen. Wegen des Näheren wird auf den betr. Börsenanschlag verwiesen. Leipzig, den 8. Lctober 1894. Dir Adgrorvneten der II. Abthrilung des VSrsrnvorstandr«: F. Schmidt. Georg Schroeder. Dir. Steinbrecht. Bieyl, Börsrnsecretär. Sekanntmachung. Mittwoch, den 10. Oktober. Nachmittag« 3 Uhr. wird «in Srüffnungggottesdtenft für den biesjährige» Lonfirmanden-Unter- richt in der St. Markulkirche gehalten werden. Eäminlliche Eon- firmanden der St. Markusgeinkiude wollen sich dazu einfinden. Die Eltern und Angehörigen sind sreundlichst geladen, an dieser Feier Theil zu nehmen Leipzig-Reudnitz, den 6. Oktober 1894. Pfarramt St. Markus. Ed. Rausch, Pastor. Diebstahls-Lekanntmachung. Bestohlen wurde laut hier erstatteter Anzeige: 1) eine silberne Damen-Armontatruhr mit verzierter Rück seite und einem Sprung auf der linken Seite de« Zifferblattes, eine Ntckrlkette von langen schmalen Gliedern mit kugelförmigem An- häuaer, am 3. d. M; 2) eine silberne Armoutoirnbr mit doppeltem Goldrand, geriester Rückseite mit Schildchen und Nickelkette mit rothem Slein- einsatz, am 4. d. M.; 3) ein Talon und Tonpon zur 1"/,igen Netchsanlrihe 1,1t. L. Nr. 2324 über 1000 Mark, vom .. bi« 29. v. M.: 4) ein Ginlagebuch hiesiger Sparkasse, Nr. 233,74ll, auf ,Jetts Uelirmau»" lautend, am 1 d. M.; 5) ein Glfrnbein-Villardball, ungewöhnlich groß, und »ine vtllardbürste, am 23. v M.; 6) ein graner Sommer-Ueberrirher. mit grauem Futter, Aennel und Kragen mit grün- und brauncarrirtem Futter, einer Reihe verdeckter übersponnener Knöpfe und einem Kettchenhenkel. am 1. d, M; 7) 6 Franenhemben, mit verschiedener, theil« bunter Stickerei, ein« „V. 2." bezw. „dl. dl." tm Monogramm gezeichnet, vom 26. bi, 28. v. M.; 8) 3 Deckbetten mit roth. und weißgcstreistem Jnlet, von Ende August bi- Ende September d. I.; 9) rin kleiner Tisch, viereckig. Mil graugemustertem Nachriuch belegt, und eine Ottomane mit rothbraunrm Dainastbezug und dreithetliger aepoisterter Lehne, am 24. »nd bezw. 30. v. M.: 10) rin Tragkarb mit div. kurzwaarrn, al«: Band, Zwirn, Lnöps« und Nadki», vom l. bi« 2. d. M.; 1!) ein Objektiv (phowgr. Apvarnt) von Messing, mit der Be- zeichnung: „206S3 0. Lertbiot, Pubrivaut Optieien ?»ru", vom 22. bi« 24. v. M.: 12) zwei gnkriserne Hanteln im Gewicht von 3V bezw. 25 und ein Gewicht mit Henkel, 2ü k« schwer, vom 16. bi« 17. v. M.: N) ein russischer Windhund, weißhaarig, mit braunem Fleck am rechten Oberschenkel und braunem Sopi, '/« w hoch, 1,40 w lang, an der Ruth« langhaarig, ein Halsband mit Bravirung: ,I. R. I,. Ooblln, Durueretr. 20^, am 26 v. M. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände oder über den Thäter sind ungesäumt bet unserer Lriminal-Bbtheiluna zur Aiizeige zu bringen. Leipzig, den 8. Oktober 1894. Da» Palizeiamt »er Stadt Leipzig. Uretschnridrr. Mi. Sekanntmachung, bi» Wahlen zur Vertretung her Israelitischen Aeltgions- grmeinhe,n Leipzig PetrrffrnP. Die für di« bevorstehenden Gemeindewahien ausgestellte Wahlliste wird von Montag, 1. Oktober d. I., ob zehn Tage lang in der Vorhalle der Synagoge zur Einsicht für die Gemeindemitgiteder au«Itegen. Innerhalb derselben Frist kann gegen di« Ausnahme oder Weg laffung eine« Namen« bei dem Unterzeichneten Lorslande schriftlich Einsvruch erhoben werden. Gemäß 8. S4 der revidirten Gemeindeordoung wird Borstehendes hierdurch bekannt gemacht. Leipzig, den 28. September 1894. Der vorftanp her Israelitischen AeltgianSgemeinhe zu Leipzig. Neue deutsche Militairgrenzen. Unter dieser Urbrrschrift veröffentlicht „E. H" (zweifellos unser Reich«tag»abgeordneter Prof. vr. Hasse) in den .Alldeutsch. Bl." einen Aufsatz, der zwei höchst beachten«- werthe Vorschläge zur Förderung desselben Zweckes enthält. Wir hoffen, daß diese Vorschläge sich zu Anträgen verdichten, dir bei den leitenden Kreisen aus ebenso günstigen Boden fallen, wie bei den nationalgesinutrn Parteien. Der Aufsatz lautet: Die Bedenken gegen die Einführung der zweijährigen Dienstzeit in der Armee sind bekannt. Wir haben diese Bedenken überwunden und die zweijährige Dienstzeit ein geführt. Nun aut. Jene Bedenken sind aber dadurch nicht au» der Welt geschafft, und es ist nothwendig, sich daran zu erinnern, welche Wirkungen die Einführung der zweijährigen Dienstzeit haben muh. Der Wegfall des dritten Jahrgangs beraubt u A kie Armer einer großen Menge von Unterofficiercandidaten. Das ist bekannt. Und man hat bei der jetzigen Neuorganisation der Armee sosort auf die Nothwendigkeit der Vermehrung der Eapilu lauten bingewiesen. Bald wird sich aber auch die Noth> wendigkeil Herausstellen, der allzu großen Jugeudlichkeit der dienstpflichtigen Mannschaft in einem älteren Unter- osficirreorps rin Gegengewicht gegenüber zu stellen. Auch aus politischen Gründen wird sich die Schaffung eine« Be- rnfsunterofsiciercorps in größerem Umfange als bisher nölbig machen. Die deutschen Sttuerzahler muffen deshalb in den nächsten Jahren auf wesentliche Mehrsorderunaen für Eapitnlantrnzulazen der Unterofficirre gefaßt sein. Im Interesse der militairischen Disciplin wird man solche Forderungen auch bewilligen müssen. Wenn aber die Unterosficiere längere Zeit bei der Fahne behalte» werden al- bisher, so wird da« einen Uebelstand verschärfen, der sich al« ungewollte Wirkung de« Eapitulanten- wesen« schon jetzt unangenehm fühlbar macht. Es ist die Entfremdung dieser Elemente unsere« Volke«, und eS sind nicht die schlechtesten, von dem eigentlichen Erwerbsleben Ganz besonder« gilt die« von den ländlichen und insbesondere den bäuerlichen Elementen. Jeder Baterlandsfreund beklagt es ja, daß unsere Land- bewobner deni Lande so gern den Rücken kehren und die Städte, besonders dir Großstädte, aussuchen Leider wird dieser den ländlichen Eharaklrr unsere« ganzen Volke« arg bedrohende Zug nach der Stadt durch die Armer wesentlich unterstützt. Au« Gründen der militairischen Ausbildung werden die Regimenter immer mehr in den großen Städten zusammengedränzt. Und der Soldat, auch der Bauernsohn, der einige Jahre in der großen Stadt gedient bat, entfremdet sich gar zu leicht dauernd dem Landleben. Wir wollen hier die Frage nicht untersuchen, ob denn die großen Städte wirklich in diesem Maße mit Garnisonen überfüllt werden müssen. Die Thatsache liegt vor. Mil ihr müssen wir rechnen. Unsere« Erachtens sollte aber auch die Armeeverwaltung alle« thun, um diese von ihr gewiß auch bedauerten socialpolitischcn Wirkungen wieder wett zu machen. Sie sollte sich deshalb bemühen, einen Theil gerade des am meiste» der landwirlhschaftlichen Arbeit entfremdeten Elementes, nämlich der Unlerossiciercapilulanten, dem Land leben wieder zuzuführen. Es ist ja bekannt, daß die Entlohnung der Eapitulanten durch Prämien und Renten nicht nur finanziell schwierig ist, sondern auch volkSwirthschastliche Bedenken hat. Noch schlimmer steht e- mit der sogenannten Eivilversoraung. Man muß die Entlohnung der Eapitulanten durch den EivilversorgungSschein doch immer nur als einen Nothbehelf ansehen. Der Wett bewirb der Militairanwärter wird von den schulmäßig vor gebildeten Beamten hart empfunden. Und eS ist doch eizent lich unverantwortlich, wenn der Staat deutsche Männer in die Beamtenlausbahn drängt, die in dieser minderwrrthig sind, aber im praktischen Erwerbsleben vielleicht hervorragend tüchtig waren und c< wieder werden können. Ganz besonder» gilt da» von den Bauernsöhnen und den landwirthschaftlichen Arbeitern. Es ist doch eigentlich ein Frevel, zwangsweise au» ihnen Beamte zu machen. Wir schlagen deshalb vor, solchen gedienten Unter officieren, die aus dem bäuerlichen Stande und au» dem der landwirthschaftlichen Arbeiter hervorgegangen sind, die landwirthschafilich gebildete Frauen geheirathet haben und einige andere wirtbschaftliche Bedingungen erfüllen können, an Stelle baarer Prämien oder Renten lieber bäuerliche Rentengütrr zu verleihen. Und zwar sind ihnen diese Güter in geschloffenen Ansiedelungen in den deutschen Ost-, Nord- und West marken anzuweisen. Denn wie alle militairischen und wirtbschaftliche» Maßregeln müssen auch diese in Zukunst in den Dienst der deutsch-nationalen Sache gestellt werden. Daö französische Sprachgebiet in Lothringen, daS dänische in NordswleSwig, vor Allem aber daS polnische und littauische im Osten können auf diese Weise allmählich germanisirt und bäuerlich neu besiedelt werden. Bekanntlich plant man zur Erhaltung eine« tüchtigen, leistungSsähigcn Bauernstandes die Einführung de» Anerben- rechte» in größerem Umfange. Jedoch hat man dabei da» Bedenken, daß dadurch an» den Bauernsöhnen, die nicht den väterlichen Hof erben können, besitzlose Proletarier ent stehen. Da« muß allerdings möglichst vermieden werden. Ein Ausweg zeigt sich dahin, daß diese jüngeren .enterbten" deutschen Bauernsöhne Berufssoldaten werden, nach einer allerdings nicht zu langen aktiven Militairzeit von längsten» 9 Jahren wieder zur Lanvwirtbschaft zuruckkehren und in die Lage versetzt werden, ein bäuerliche» Rentengut zu erwerben. Der Staat braucht hierbei kein Opfer zu scheuen, denn mit derartigen Veranstaltungen stärkt er die zwei stärksten Säulen, aus denen er ruht, die Armee und den Bauernstand: bekanntlich sind diese Säulen sogar ZwillingSdrüder. Der Staat, unter dem wir hier selbstverständlich da« deutsche Reich und nicht blo» den preußischen Staat verstehen, erfüllt hierdurch aber auch einen seiner wesentlichsten Zwecke. Er giebt den Grenzen des Reiche« einen wirklichen deutsch-volkS lhümlichen Inhalt. Denn nach Leopold von Gerlach (Denk würdigkeiten II, 24) ist eine der wesentlichsten „Ausgaben eine» Staates, die herrschenden Theile seiner Einwohner zu vermehren und den unterworfenen Theil zu vermindern." Oder sollten die Deutschen wirklich nicht Herren sein im deutschen Reiche? DaS deutsche Reich ist rin coloniale- Gebilde. Nach bekannten Gesetzen wird e- nur gedeihen unv sortbestehrn, wenn e» seinem Ursprünge nicht untreu wird. „Die Eolonisation de- Osten« war die größte That, die der deutschen Nation als Gesammtkörper bisher gelungen ist." (Lamprecht). Diese Eolonisation wurde durch die Anlegung einer deutschen Militairgrenze in den Ostsee- und Weichselaebietrn durch deutsche Ritter vorbereitet und durch deutsche Bauern und Bürger vollendet. Laßt un» endlich unseren Vorfahren wieder würdig nachstreben! Deutsches Reich. 42 Berlin, 8. Oktober. In der Presse de» großen EartelS, das sich soeben wie von selbst zusammengefunden bat, liest man von einem .Jntriguenspiel der letzten Wochen". DaS ist an sich eine zutreffende Feststellung, nur daß die Jntriguanten Diejenigen gewesen sind, die sich über Machen schaften beklagen. DaS Jntriguenspiel der letzten Wochen bestand einfach darin, daß man sehr klare öffentliche Kund gebungen, die einer nicht minder klaren Situation gegenüber erfolgt waren, unter Entstellung ihre» Inhalte» und Zwecke» als.Jnlriguen" drnuncirte. Die neueste Geschichte liegt doch sehr offen zu Tage. Eine geraume Weile ist von Regierung-» federn ein heftiger und gehässiger Krieg gegen .Gruppen" genannte Parteien, die nickt zu den .Linken" zäblen, sowie aegen Regieruogsmilglirder geführt worden. Al- dann die Frage der Bekämpfung der Umsturzbestrebungrn brennender geworden war, legten dieselben Federn — die jetzt vorgebrachlen Ableugnungcn ändern nicht- an dem Sachverhalt — eine demon strative Gleichgiltigkeit gegen die socialrevolutionairen Gefahren an den Tag. und wo sie sich bcrbeiließcn, die Nothwendigkeit von Abwebrmaßnabnien nicht zu bestreiten.da geschah da»— niemals ohne Au-sälle gegen die Ordnungsparteien — in der Weise, daß die erwachsenden Aufgaben einerseits dem preußischen Staate, andererseits den Parteien zuaeschoben wurden, während für die ReichSreaierung daS Recht einer lediglich geschickt»-philosophischen Auffassung der Uinsturzbewegung reclamirt wurde. Zu jener Zeit war die Lage in der Thal unklar. Zwar die Annahme, daß die Officiösen „Privat arbeiten" leisteten, mußte bald hinfällig werden, aber «S blieb nicht erkennbar, ob der „Dualismus" und jene, „Kaltblütigkeit" genannte, Neigung zum Geschehenlassen die Billigung des Monarchen hatte». In dieses Dunkel brachten die Kaiserreden von Königsberg und Thorn Helle- Lickst, die Politik de- Kaisers enthüllte sich al« die der in der reichSosficiösen Presse ver tretenen entgegengesetzte. Der Monarch rief rum Kampf gegen den Umsturz aus, er rief alle hierzu Tauglichen auf und er konnte demnach den Zustand de- DualiSmu» unmöglich al» mit der Durchführung de» kaiserlichen Programms verträg lich erachten. So unzweideutig wie dir Aufforderung de- Herrscher«, so offen waren die Erklärungen, die sie zuerst in der nationalliberalrn Presse, sodann auf dem Frank furter Delegirtentag bcrvorriefen. Der Ruf zur Ber einigung und zum Schutz für die Staat-- und Gesellschafts ordnung, die Mahnung an die Polen, die» Alle» erweckte lauten, reinen Widerhall. Die Feststellung einer Resolution, daß eine zielbewusste, einheitliche Haltung der Regie rung bi» jetzt noch nicht ersichtlich gewesen sei, mag ja geeignet sein, an mancher obersten Regierungsstelle unangenehm zu berühren, aber die öffentliche Bekundung eine» solchen Urtheils ist da» gerade Gcgentheil von—dem. dessen man die nationalliberale Partei bezichtigen möchte, des .Jntriguenspiel»". Wenn, worauf übrigen« nur aus der nervösen Erregung der Freunde de« Grasen Eaprivi geschlossen werden könnte, in den letzten Wochen wirklich etwa» wie eine Kanzlerkrisi» sich abgespielt haben sollte, so wäre die Ursache sicher nicht in von außen her versuchten Einwirkungen, sondern in einem Jrrtbum de» Reichskanzler« zu suchen. Nach dem zu urtheilen, wa» in der von ihm ab hängigen Presse von und Uber die Kaiserrede zu lesen und nicht zu lesen war, muß Graf Eaprivi die Trag weite dieser Kundgebungen eine Weile verkannt haben. Die Krisis, wenn eine solche vorhanden gewesen ist, war mit dem Augenblick beseitigt, wo der Kanzler zu dem vollen Brr- stäiidiiiß de» kaiserlichen Willen» gelangt war. Bon einem ursprünglichen Widerstreben gegen diesen Willen, wie es gegnerische Blätter die nationalliberalen Organe behaupten lassen, ist nirgend« erzählt worden, unk die „Frankfurter Zeitung" macht sich einer Verleumdung schuldig, wenn sie sagt» ein Tbeil der nationalliberalen Presse befleißige sich einer Darstellung, welche da« „lauüu- diliter »o »udjolüt" aus den Reichskanzler anwendbar erscheinen lasse. Diese der Sprache der römischen Kirche entnommene Wendung bezeichnet eine Unterwerfung, der Empörung vorauSgrgangen isft im Falle de» Grafen Eaprivi kann aber nur von einer vorübergehenden Unkenntniß der kaiserlichen Absichten gesprochen werden. Wenn etwa die Wirkung des nationalliberalen DelegirtentageS dazu bei getragen haben sollte, dir Zeit de« Irren« abzu- kürzen, so wäre dies eher ein Grund zur Anerkennung, als zu den giftigen Angriffen, mit denen die officiöse Presse dem allgemeinen Schelten auf die nationalliberale Partei sccundirt. Indessen da- Treiben, bei dem .Dumm heit mit Bosheit buhlen", genirt uns niHt, wir wundern uns nur, daß man angesichts desselben die Klagen über die Uneinigkeit der Parteien weiter erschallen läßt. Ein Blick in die Partrienpreffe ergiebt, daß Gras Eaprivi für sich gegen die Nationalliberalen eine Mehrheit vesttz», wie sie seinem Vorgänger niemals zur Ver wahre cnLwdre iotroovable § gestanden, — eine an sollte da» warme Eisen schmieden. Oder glaubt man, daß selbst solche Inbrunst in nur platonischer Liebe ihre Quelle haben könnte? * Berlin, 8. October. 32 Abgesandte der norddeut schen demokratischen Partei au« Berlin, Potsdam, Leipzig, Jena, Ottweilrr, Düsseldorf, Duisburg, Bochum, Hagen und Dortmund vereinigten sich gestern in der .Eo» cordia" zum fünften Parteitage, um zu der durch den Eisenacher Parteitag der Freisinnigen BolkSpartei und den neuen Progranttnenlwurf der Deutschen (süddeutschen) voll« Partei veränderten Sachlage Stellung zu nehme». Ei» fernere» Zusammengehen mit der Freisinnigen Bolk-parlci wurde von allen Seiten al» unmöglich bezeichnet, eine Ver einigung mit der Deutschen BolkSpartei unter entsprechende» Garantien al» wünschen-werth. DaS Verhalten des Herrn Eugen Richter auf dem Eisenacher Parteitage wurde mebrsach aus da» Schärfste verurtyeilt. Auf Antrag des Delegirtcu RechtSanwallS Friedrich Kohn-Dortmund beschloß der Parle, tag einstimmig: „Im Hinblick aus di« Ajchaffenburqer Verhandlungen und die dadurch verslörktr Erwartung, daß die deutsche Bolkrpartei aus der Grundlage de« neuen Pragramm« zu einer socialeo Reiormparici sich aasaesialten werde, beauftragt der Parteitag Len Parleiauliwusi, nach Feusiellung des Programm« und der Bereitwilligkeit der Partei- leituna. dir demokratisch« Agitatioa auch in Norddeuischland bereil- willigst zu unterstützen, den Anschluß der Demokratie Norddeutsch- land« an die deutsche Volk-Partei zur Abstimmung unter den Mit gliedern in den einzelnen Wahlkreisen zu bringen? Zum Bororte wurde Düsseldorf, zum Vorsitzenden des Parteiausschufse« der Arbeiter Hartmann au« Düsseldorf gewählt, ferner in den ParteiauSschuß die Herren Sloffer »nd Siesering-Düffeldorf, Kobn-Dorlmund, Melos-Leipzig, vr. Grätzer Berlin und Rirckrbost-Bremrn. V. Berlin, 8. Oktober (Telegramm.) Der Kaisrr wird am Sonnabend den 13. d. M. von Friesack, wohin er sich von Hubertusstock bez. EberSwalde früh begeben, um da selbst der Enthüllung des Denkmals -König Friedrich s I. dei- zuwobnen, in den ersten NachmittagSstunden in Berlin wieder eintreffen, bi» Abend» im königlichen Schlosse bier- srlbst verweilen, später mit der Kaiserin daS Opernbaus besuchen und um 9 Uhr 10 Min. Abends von hier nach Friedrichlbvs zum Besuche der Kaiserin Friedrich abreisrn. Die Kaiserin trifft von HubertuSstcck am Sonnabend den
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite