01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941010013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894101001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894101001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-10
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Grd Herr Schriften laut unserem Prris- Tabellarischer und giffmnfa» höherem Mftr»»vrila>e» (gesalzt), »nr «tt der Morgen - Ausgabe , obae Postbesördenrag ch 60.—, mit Potzdesorderuug chl 70.—. A»«h«kschl»8 fiir ÄNM-eu: Ndeid-Ausgab«: Vormittag« 10 Uhr. »torgs a-Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh '/»9 Uhr Bei de» Kiltalea und Annahmestellen je «in« halb« Stund» früher. Anzeigen sind stet« an die GgPedtthen zu richteu. Druck »ud Verlag von E. Pol» in Leipzig 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekanntmachung. Unter Hinweis aus die Bestimmung in A. 868, 2 de« Reich«siras- gesetzbuch« wird den Grundstücksbesitzern bez. Garienindabern diesiger Stadt bei Vermeidung einer Geldstrafe bi« zu 60 Marl oder entsprechender Haft hiermit ausgegeben, ihr« Bäume, Sträuchcr, Hecken re. von den Raupen de« Vaummritzling» (Xporin Orataegst), de« Galdafters l?ortbe,ui Okersorrbos») und de« Schwanimspiiiner« (Ocoeria Vispar), deren Brrülgung in den Monaten Lctoder di» mit März »u erfolgen hat, gehörig fändern und di« Schädling« »ertilgen zu lassen. Gleichzeitig geben wir nachstehend sud D eine kurze Beschreibung der Lebea»we,se und brr zweckmäßigsten Art der Vertilgung der an geführten Schmetterling»arten. Leipzig, am 9. October 1894. Der Math der Stadt Leipzig. IX. 10734. vr. Tröndlin. Stahl. « D vaumweistling l^pori» OrataopiV Ter Schmetterling. welcher nur in einzelnen Jahren in geiahr drohender Anzahl erscheint, legt im Juli oder August seine kirn- sörmigen, gelblichen Eier in regelmäßig geformten Häufchen bi« lSO Stück nebeneinander auf die Blätter der Pflaumen, Schlehen, Weißdorn, Traubenkirschen, Aepsel, Birnen und Mispeln. Die Räupchen verlassen die Eier im Herbst und spinnen einige Blätter zu einem kleinen seidenglänzcnden Neste zusammen, in welchem sie gemeinsam überwintern. Im Frühjahr beginnen sie ihr Zerstürungswerk an Blatt und Blüthenknospen der Umgebung ihre« Nestes. Anfang Mai verlassen sie da« Rest und leben einzeln, bis sie sich Ende Juni verpuppen. Zweckmäßige Vertilgung-weise: Zerstören de- Neste« vom vkloder bi« April. Goldaster (Uortboaia Obr^orrkosa). Der Falter, welcher im Juni oder Juli erscheint, legt die Eier alt sogenannter „kleiner Verschwamm'^ unter einer Deck« seiner Asterwoll« in langgestreckten Haufen meist an di« Untersrite der Blätter von Obstbäumen, Weißdorn, Birke, Eiche und anderem Laub- bolz. Im August entschlüpfen den Eiern di« Räupchen, »ihren sich von den nächsten Blättern, die sie, de« Blattfleische» beraubend, skelettiren, häuten sich zum ersten Male und überwintern iu einem großen gemeinsamen festen Gespinnste. Im März beginnen sie von Neuem den Fraß, welcher um so verderblicher ist, al» sie gesellig die KnoSpen angreisen und bei einiretender Kälte wieder Schutz in dem verlastenen Winterquartier finden. An der Fraßstelle über ziehen sie die Zweige mit einem luftigen Gewebe, welche» sie ver- lasten, wenn die Knospen verzehrt sind, und gegen ein frische» Ge webe an einer neuen Fraßstelle vertauschen. Ende April zerstreuen sich die bi» dahin gesellig lebende» Raupen und verwandeln sich Anfang Juni in einem lose» Gespinnst in eine kahle braune Puppe. Zweckmäßige Bertilgungsweise: Sammeln und Vernichten der Winternester im Herbst bis zum Ende März. Lchwammipiimer (Ocoeria Oispar). Da» Weibchen dieser in beiden Geschlechtern sehr verschiedenen Schmetterlinge legt seine Eier Ende August in großen rundlichen, mit der gelbgrauen Asterwoll« sorgfältig bedeckten Hausen, sogenannten „großen Eierschwämmen", an Baumstämmen, Zäunen und Mauern ab. In diesen „Schwämmen" überwintern die Eier, um zeitig im nächsten Frühjahr die Räupchen zu ergeben Di« entschlüpften kleinen Räupchen bleiben während ihrer ersten Lebenstage auf diesem Schwamm vereint sitzen. Diese Schwämme mit den daraus sitzenden jungen Räupchen nennt der Forstmann „Spiegel". Nach wenigen Tagen verlassen die Räupchen den Spiegel »nd zerstreuen sich dann iofort. Ihr« Nahrung suchen sie an Obstbäumen und anderen Laubholzarten, auch an Berberizen, Rosen und Weiden, gehen selbst aus Topfgewächse über und werden auch krautartigen Pflanzen ver derblich. Die Raupe ist im Juni erwachsen und verwandelt sich in rin« matt schwarzbranue, mit gelben Haarbüscheln verj«h«u« Pupp«, di« im Jul! oder August den Schmetterling liefert. Zweckmäßige Bertilgungsweise: Zerdrücken der leicht kenntliche» Schwämme resp. Spiegel vom September bi« zum März. Bekanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir beschlossen, die künftige Bebauung des der Krau I-r. Schulz gehörigen Lindenhosareal» in Lerpzig-Lonnewitz nach Maßgabe der T V Ao 6448» in den Plan ^ ^ 6643» «iagezeichnete» Fluchtlinien und Maaß« zu genehmigen. Dieser Plan liegt in nnserer Tiefbau-Berwaltung (Rathhaus, II. Stock, Zimmer Nr. 12) vier Wochen lang nach dem Tage de» Erscheinen» dieser Bekanntmachung in den Amtrblättern zu Jeder manns Einsicht an». Wideriprüche gegen denselbeu sind innerhalb dieser Frist schrift- sich bei un» einzureichen. Nach Ablauf dieser Frist angebrachte Widersprüche werben als versäumt erachtet und können demgemäß keine Berücksichtigung beanspruchen. Leipzig, den 6. October 1894. Der Anih per Stabt le. 908 rbt Leipzta. vr. Tröndlin. Tichoriu«. Fondsbörse zu Leipna. Die von den Mitglieder» per Aaudsdorse vorzunehmend« Wahl b«n A Mitgliedern de« behus« Umlegung der Jahres beiträge für 18V4 zu bestellenden Schäyung«-AuSschustc« wird hiermit auf Mittwoch, Pen 17. kctodrr p. Z., unmittelbar nach Börienichluß im großen Börfensaal« anberanmt. Ta» Nähere ergiebt der Dörienau-Hang. Leipzig, den 9. October 1894. rie Abgeordneten der 1. Abtheilnng pe« VSrsenborftanpe«: krau» 8«KUek. valrar »exer. Dir. U,a Üotli. LloxI, Börstasecmtair. Scharnhorst und die Socialdemokratie. * Der sogenannte „Scharnhorst'sche Gedanke" spielt in der Agitation der Socialdemokratie gegen den^etzigen Stand unsere« Heerwesen« eine große Rolle. Mit «charn- borst« Namen sucht die Socialdemokratie den Schein zu erwecken, al« ob e« sich bei der von ihr angestrebten Ein führung der Miliz nicht um etwa« Neue», Zweifelhafte« bandle, sonder» al« ob da« jetzige Heerwesen den letzten Zielen de« großen preußischen Heerresormator« gar nicht ent spreche, al« ob e« sich bei der Miliz um eine alte Forderung von Scharnhorst bandle. Au« der socialisiischen Presse bar di«s« Darstilluu, ihre» Weg selbst in den Reichstag gefunden. Ilm 15. März d. I. äußerte Liebknecht nach dem stenographischen Reichstag-Protokoll: „Wir haben nachzuweisen, daß das jetzige System nach keiner Richtung bin mehr zu rechtfertigen ist, daß es nicht nur den Autor- derungen der Civitiiation widerspricht, sondern auch in militairitcher Beziehung den Bedürfnissen der Vcrldeidigung gegen die zwei Groß mächte, denen wir 2 Fronten zu zeigen Huben, vom Standpunkt de« Militarismus aus nicht gewachten <st, »nd daß es sich unter solchen Umständen als gebieterische Notdwendigkeit ergiebt, endlich einmal den Scharnhorst'schen Gedanken Lurchzutühre» und in Wirk lichkeit das Bolk in Wüsten zu begründen. Tie allgemein» Bolktbewassnung allein kann uns adioluie Sicherheit gegen jeden Angriff, sie allein kann unk den Frieden geben, und dabei werden durch dieie» Milizsystein die Völker io entlastet, daß die Ausgaben für da« Webrwese», so lange solches überhaupt noch noth- wendig ist, erschwungen werden können Daß der Uebergang zum Milizsystem eine Bürgschaft des Friedens ist, wird mir jedrr zugeben, ein Milizheer wird sich — seiner Natur nach — niemals zu einem Angriffskrieg gebrauche» lasten Auch im Laufe dieser Etaisberalhungen haben wir wieder viel von Soldaten- mißhandlungen gehört. Es gicbt Niemand, der mehr als ich von der guten Absicht nnierer Listclere und der oberen Leiter der Armee, derartigen Schcndlichkeiien zu steuern, überzeugt wäre. Aber wenn olle Lfficiere Engel wären, so würde» sie nicht im Stande sein, bei dem heutigen System deS Militarismus, diesen Soldalen- mißhandlungen ein Ziel zu setzen. Es ist einfach uiiinöglich. Dies» Barbareien liegen gerade so im System des Militarismus." Gegen diese« Spiel, das mit der Autorität Scllarnborst'S getrieben wird, wendet sich nun der bekannte Mililairschrift- stcller Fritz Honig in seiner eben erschienenen Schrift: Die Sckarnhorst'scllc HcereSreform und die Social- demokratie »Militair-Verl. v. R. Felix. Berlin,^>894). Zunächst weist Hönig nach, daß zwar viel vom „Scharn- borst'schcn Gedanken" gesprochen werde, daß jedoch noch Niemand gesagt habe, worin dieser Gedanke eigentlich bestebt. Au« den verschiedenen Meinungen könne man nur etwa Folgendes entnehmen: 1) Scharnhorst soll die Absicht gehabt haben, zur Dienstpflicht jeden waffenfähigen Mann heran- zuziehen; 2) an Stelle der stehenden Armee eine Miliz mit freier Osfleierwahl zu setzen und kommunalen Charakter-, lediglich zur Vertbeidigung deS Vaterlandes; 3) die Dienst pflicht unter der Fahne auf kurze UebungSzeitcn zu beschränken; 4) eine Ungleichheit in der Dienstzeit nicht rin zuführen; 5) die Miliz nicht zu einem Angriffskriege zu gebrauchen. — Die Behauptung Liebknecht'S, eaß eine Miliz sich zu keinem Angriffskriege gebrauchen lasse, weift nun der Verfasser mit folgenden treffenden Beispielen zurück. Man dürfe mit den historischen Kenntnissen Liebknecht'S nicht strenge ins Gericht geben. Er wisse offenbar nicht, daß die römische Republik mit Milizen ihre Eroberungskriege geflibrt bat; daß Washington mit Milizen die vaterländische Erde von englischen Söldnern befreite, daß Croinwell Milizen be fehligte; daß die Armeen der Union Milizen waren, die Armeen Gambelta'S aus einer Vermengung der M>li; mit Ueberblcibseln de- siebenden Heere- bestanden. Alle haben Angriffskriege geführt! — Ferner sei es dem Ab geordneten Liebknecht auch entgangen, daß die Regierung der Schweizer Eidgenossenschaft sich genau so ver anlaßt sah, gegen Mißhandlungen cinzuschreiten, wie cS durch Verordnungen bei uns geschehen ist. Nun schwebt aber sowohl Bebel wie Liebknecht die Miliz der Schweiz als Muster vor. Wie können da „diese Barbareien gerade so im System des Militarismus liegen"'? In einem Schreiben de- eidgen. MilitairdepartemcntS an die Waffen- untz AblheiluiigSchefS vom 5. Februar 1892 beißt cS: „Es sind in ten letzten Jahre» wieder eine Anzahl Klagen laut geworden über rohe Behandlung der Truppen durch Jn- structoren, sowie durch Truppenofficiere und Unterosficicre." Da der Zweck de- Schreibens nicht erreicht wurde, so folgte ihm am 4. Februar 1893 ein „Dienstbesebl", in dem es den Vorgesetzten zur Pflicht gemacht wird, „sich jeder unwürdigen Behandlung der Untergebenen strenge zu enthalten". I» einer Broschüre: „Freie Burger oder Militairsklaven" beißt eS: „Geschlagen wird der Recrut bei unS öfter; geschlagen, ge stoßen, gezerrt wird fast den ganzen Tag; etwa- schreckhaft Häufige« und Empörendes sind die Fußtritte u. s. w." Der Vers, stellt sodann in auSsübrlicher Darlegung fest, was eigentlich der Scharnhorst'sche Gedanke ist. Derselbe sei an sich, so hoch der Reformator gestellt werden müsse, nicht« Neue- gewesen; neu daran sei die großartige, nach Ursachen undWirkungen erschöpfendcPostulirung der Wehrpflicht gewesen, die weituinsassende Einheitlichkeit de- Gedanken-, namentlich die Schaffung einer starke» Reserve, deren jede« damalige Heer wesen im Scharnhorst'sche» Sinne entbehrte; neu und besonders ohne Vorgang in Bezug auf die auf seine Unterdrückung ab- zieleuden Maßnahme» Napolcon's seien die Mittel und Wege gewesen, wie Sckarnhorst trotzdem sein Ziel zu erreiche» wnßlc, d. h. die Anwendung auf di« Wchrvcrsassung de- damalige» ständischen Staates Preußen unter den obwaltenden schwierigen Verhältnissen politischer, socialer, administrativer und militairi- scher Natur. Die allgemeine Dienstpflicht und die damit zu sammenhängende Forderung der Nationalität, sowie die zeitliche Begrenzung der Pslichtigkeil waren allen Milizsystemen eigen, wenngleich in verschiedenen Abmessungen je »ach der Geietz- gedung. Ihre Vermählung mit dem vorzüglichen preußischen OsficiercorpS ließ dankbare Ergebnisse erwarten, namentlich in einer Zeit, da da- Volk durch die Nolb der Fremdherrschaft zu jedem Opfer bereit war. Scharnhorst s Idee bestand darin, die guten Seiten der Miliz mit den guten Seiten de- LehnS- becreS zu verschweißen und dadurch ein der Zeit entsprechende- und durch die Gesetzgebung geregelte- stehende- Heer zu schaffen, besser als alle anderen, welche bisher in der Geschichte vorgekommen waren. Dies »uo nicht- Anderes ist der sogen. Scharnhorst'sche Gedanke! Wie wenig sich Scharnhorst von einer reinen Milizeinrichtung versprach, zeigt am besten rie Denkschrift, in der er sich am 5. April I8lO gegen da- ten König vom Grafen Dobna empfohlene englische Milizsystem wandte. In einer anderen, aus der oben erwähnten fußenden Denkschrift kommt auch deutlich Scharnhorst s Stellung zu dem, wa- beute als Militarismus angefeiudel wird, zum Ausdruck. Höher als alle Gesetze und materiellen Opfer steht in seinen Augen der Armeezeist, wenn er sagt: „ES ist die Bemerkung gemacht worden, daß man aus die ma teriellen Bestandtheile der Arinee verhältiiißinäßlg ungeheure Summen verwandt und nicht aus das, was nichts kostet, auf die Erzeugung eines kotzen militalrischen Geiste- der Nation gesehen, sondern solche Anordnungen theil« getroffen, «»eil« beid,halten Hab«, welche dt» Stände der Ration trennen und die Armee verächtlich machen müßten." Der durch die Scharntzorst'sche Schule in der Gegenwart erzeugte militairische Geist der Nation, der Geist der Einbeil und Tugend, ebne Ansehen der StandrSunterschiede de- bürgerlichen Leben«, ist e-, was beute in dem Schlagwort Militarismus an den Pranger gestellt werden soll, dock rigenlbümlicher Weise von denselben Parteien, die nach der endlichen Verwirklichung de« „Tcharnborst'schen Ge dankens" rufen. Statt Scharnhorst zu Preisen, müßten die Ignoranten idn eher kreuzigen, denn derselbe Scharnhorst will auch die Besetzung der Aemter davon abhängig gemacht sehen, daß der Bürger seine Pflicht gegen da- Vaterland erfüllt habe. — Der Verfasser schließt seine Ausführungen über de» Scharnborst'schen Gedanken mit den Worten: „Unvereinbarer giebt es nicht- auf der Welt, als die hohe moralische und ideale Schwungkraft der Scharn borst'schen Gesetzgebung und die ideenlose Gesetzgebung, welche dir Socialdemokratie verheißt. Der „Scharn horst'sche Gedanke", enispriingen den, reinsten Idealismus, ist schon deshalb im Munke der Eocialdeniokralie entweder ein ironischer Hobn oder eine traurige Unwisscnbcit." In einem weiteren Abschnitt wendet sich nun der Verfasser gegen die socialdemokratische HeereSresorm, gegen den von Liebknecht im Reichstag angeküildigten Antrag aus Einführung einer Miliz. ES sei zu erwarten, das, dieser Antrag sich nicht erheblich von demjenigen der Socialisten in Frankreich unterscheiden werde, da Liebknecht diesen ausdrücklich als Ziel bingestellt habe. Zur Vertheidiguiig deS Vaterlandes nach zwei Fronten erachten die deulschen Socialisten nicht weniger als 8>/, Millionen Männer nötbig. lieber die socialisiischen Milizphantasicn macht der Verfasser folgende Bemerkungen: Die deutsche Socialdemokratie will ausdrücklich «ine «reietas militaos von 8', Millionen und sie will damit einen Krieg nach zwei Fronten sichren I Ta sie dazu im Stande sein will, so muß sie doch auch erwogen haben, wie diese Massen mobil gemacht werden sollen. LadrcS und Heeresleitung giebt eS im Frieden nicht, außer der sogenannten Nebungszeit. Wer wll den Modilniactuings- plan mit allen seinen Vorarbeiten ausstelle»? Wer ihn aussichren? Allein dieser GesickUSpnnct »rheischie respectable Kräfte, oder die Socialdemokratie müßte die »ocieuu, mililam, nach Art der hunnischen Völkerwanderung ins Feld ziehe» lassen. Wer soll da» Ersatzgejchast leiten, wie soll es bewältigt werden? Schon heule ersordert es be deutende Kräfte. Und nun erst bei 2 maliger Einstellung der Re- cruken im Jahre unter Zugrundelegung de« EontlngentS für 8'/, Millionen Streiter, also dann in 2 Rate» von je 250 000 Recriilen I Die diersilr nüthigen Kräfte würden dauernd im Tienst gehalten werden müssen und eine respeclable Armee bilden. Ta es keine Ausnahme giebt, so wüchse die Zahl der Wehrpflichtigen im Berhältniß der Bevölkern,»,«- znnahme. Mann man sich etwa- Unklareres in mililairischer Be ziehung und etwas Drückenderes in bürgerlicher und politischer denken? Da die 8' , Millionen ins Feld rücken sollen, so müssen für sie auch Bekleidung, Waffen, Ausrüstungen, Munition »nd, wenn sie nicht sogleich verhungern »nd verkommen sollen, Nahrungsmittel bereit sein, Einrichtungen für den Nnlerhalt »nd für das Sa iftälSwesen bestehen und vorgesehen werden. Wo soll das vnrrätvig gehalten werden? Wer soll es leiten, beaus- sichtige»? Es träle wieder eine respeclable Armee Hinz». Wie denkl die Socialdemokratie sich die Ausbildung von jährlich min deste»» 500 000 Recruien; was müßt» für Reisen deS Ausbildung». Personals, Transportkouen der Recruien, Tagegelder, Schießslände, Uebungsplätze bezahlt werden? Jedenfalls müßte das A»s- bildungspersonal sich vervierfachen: im ähnlichen Berhältniß würden die Kräfte sur den Generalstab und das Transporiweie» wachsen. Womit soll der erste Widerstand geleistet werden? Es sind ja nur Recrutenbausen da. Einen Grenzschutz giebt es nicht; jede militairische Tisposition ist ausgeschlossen. Tie soeiei«» iiiiiit»»» würde viel theurer weiden, als die gegenwärtige Armee. Wie angeführt wurde, bedürfte diese Masse einer stehenden Arinee an An-bildungs-, Beaussichtigiings-. Bcrwailungs-, Leitung-- und Besatzungspersonal. Tie Schweiz hat z. B. für die Fortwachcn des Gotthards am 7. Tecember 1893 sogenannte „Specialardeiter" in Dienst nehmen müssen. Sie beziehen ein Jahresgekalt von 1800 Fr. bi» 3200 Fr. Ties zu Grunde gelegt, stiegen unter» Ausgabe» bei den socialdemokratischen Massen ins Ungeheure. Aber auch die anderweitigen Kosten würden unerschwinglich sein Der Mebrbedars an Pferden bei 8", Millionen Streitern stellt« sich aus 1 197 994 Stück. Wird der zur Zeit iiberschießendc Bestand an kricgSbrauch- baren Pierden in Teuischland abgerechnet, so wäre ein Fehlbetrag von rund einer Million Pferden zu decken. Ta dieser Betrag im Kriege überhaupt nicht auszubringen sein würde, so bleibt nichts übrig, al» ihn im Frieden vor'orglich zu decke», sonst kann die Riesenormee nicht ausgestellt werden. Rechnet man ei» kriegsbranch- baret Pferd nur zu 1000 >ll, so entsteht zunächst eine Ausgabe von einer Milliarde. Wird eine zehnjährige Danerzeit der Pferde angenommen, so sind jährlich >00 000 Pserde anzulausen, d. h. »S ist eine jährliche Auswendung von 100 Millionen erforderlich, n»d zwar kommt sie lediglich dem A»»la»dc zu Gute, da in Deulichland diese Pserdemasse» nicht auszubringe» sind. Wie man sich die Er- »ähning, Wartung und Dressur der Pferde denke» soll, bleibt ein Räthsel. Die höheren Stäbe ganz auster Betracht gelassen, beträgt der Mehrbedarf im Kriege im Ganzen im Monat (wie der Vers, in» Einzelne berechne«) 419 227 9M .« Schon diese ungebeuren Zahlen, denen der Verfasser noch eine Reihe anderer beifügt, zeigen, daß die socialistiiche Mitiz sich unendlich theurer stellt, ais unsere jetzige Armee «inrichtung. Für eine schlechte Armee, und dies müßte sic unausbleiblich werden, ist aber jeder Pfennig wegzeworfeneS Geld! ES ist ein Verdienst der Schrift Hönia's, mit dem Märchen der Socialdemokraten von der Gegnerschaft Scharn horsts gegen ein stellendes Heer gründlich aufgeräumt und zugleich wieder einniai daraus llingewicscii zu Kalle», i» welch ungeheure Kosten gerade diejenige Partei Deutschland stürzen will, dir von den jetzigen, im Vergleich gegen die einer Miliz bescheiden zu nennenden HeeresauSgabe» unaufhörlich behauptet, daß sie nicht mehr ausgebracht werden könnten. Deutsches Reich. I-. Leipzig. 9. October. Tie Friedlichkeit der Polen und ihrer Agitation wird durch einen Prvceß, der am 25. April vor Lei» Landgerichte Graudenz verhandelt wurde, in eigenartiger Weise illustrirt. Am Nachmittage de« 8. October >893 sollte in der katholischen Gemeinde in Graudenz die Neuwahl der Genieindevertretiinz siainmden Der Decan Grunert leitele selbst die Verhandlungen, konnte aber zunächst keine giftige Wabl zu Stande bringen, da die etwa 300 Köpfe zählende Versammlung in dem etwa» engen Wahllokale «inen sehr unruhigen Charakter trua Zwei Parteien, dir deutsch« und di» polnisch», standen sich unter den Wählern gegenüber, und jede agitirte lebhaft für ihre Candidatcn Als der Decan die zweite Wabl Handlung begann, waren außer dem Saale die Eorri dorc und die Treppe von Gemeindemitglirdern dickt besetzt. Die Mebrzahl sprach polnisch. Da nach den b stehenden Bestimmungen in Graudenz die deutsche Sprache für derartige Gclegenbeitcn die GeschästSsprache ist, so sprach der Decan die Worte, mit denen er dir zweite Wahlhand lunz cinleitete, in deutscher Sprache, um sie, wie er sich vor genommen hatte, nachher polnisch z» wiederholen. Er wurde jedoch sofort unterbrochen durch Ruse wie: „Polnisch rede»! Wir sind Katholiken, da muß polnisch gesprochen werden!" Der Tumult dauerte eine halbe Stunde. Nach dem »och einige andere Ergüsse polnischer Erregung erfolgt waren, ries der Kornträger Franz AnaschkowSki aus Polnisch: „Die Deutschen todtschlagen!" In dieser Aeutzerung erblickte das Landgericht Graudenz die Ausreizunh verschiedener BevölkerungSclasien (der Polen und der Deutschen) zu Gewalttbätigkeiten gegen einander. ES verurlbeilte deshalb AnaschkowSki aus Grund des H. >30 zu 6 Monaten Gefängniß. — In seiner Revision bebauptcte der Angeklagte, der Dolmetscher ScmanSki sei in unzulässiger Weise als Sachverständiger vernommen worden znämlich über die Bedeutung einiger polnischer Ausdrücke). Weiter behauptete er, die incriminirte Aeiißeruiig sei nicht ausreichend sestgestcllt, da sie nur vo» einem einzigen Deutsche» gehört worden sei. Dieser letztere Umstand erklärt sich wohl hinreichend dadurch, daß in der Umgebung de- Angeklagten außer dem einen Deutschen nur polnische Gesinnungsgenossen deS Angeklagten standen. — Das Reichsgericht verwarf heule die Revision al-völlig unbegründet. 8A Berlin, 9. October. Die von mehreren Seiten für Sonntag avisirte Sitzung rcö StaalSministeriunzS hat nicht stattgcfunden. Es wäre auch sonderbar gewesen, da der Ministerpräsident abwesend war, welcher allein befugt ist, StaatSministerialsitzuiigen anzuberaumcn. Heute kedn Graf Eulcnburg nach Berlin zurück, und in dieser Woche wird jedenfalls eine Sitzung des gcsammten Mini sterinmS staltfinten. Ob man aber alsbald auch NäbereS über den Inhalt »nd das Wese» der gegen die Umsturz Parteien geplanten Maßregeln erfahren wird, ist sehr fraglich. Im Ministerium des Innern, wie im Justiz ministerium wird über die ausgearbeitelen üntwurle strengstes Geheinmiß gewahrt, und wabrscheinlich wird die Oeffeiillichkeit, soweit Abänderungen der LandeSgesetz ge b ung i» Frage komme», vor Einberufung de« preußischen Landtags, welche nicht vor Mille Januar zu erwarten ist, imt'tS Mheres erfahren. Was aber eine Novelle zum Strafgesetzbuch anlaiigt, so würde diese zunächst dem BiindeSralde zugellen, was bis jetzt »och nicht geschehen ist. Künslig solle» die Vorlagen sür den Bundesraib, soweit dies al» zweckmäßig erachtet wird, durch den „Reichs Anzeiger" bekannt gegeben werden. Es ist aber noch recht fraglich, ob der „ReichSanzciger" in nächster Zeit oder überhaupt eine solche Novelle veröffentlichen wird. Vo» unterrichteter Seile wird nämlich behaupte!, daß man an „iiiaßgebciitcr Stelle" im Reiche sich darüber, inwieweit man reichsgesetzlich Vorgehen solle, erst dann entscheiden werte, nachdem die Entschließungen de» preußischen StaatSministe- riumS vorliegen, da man die wescnllichcn Wirkungen deS Vor achenS gegen die Umsturrparleicn nicht »ur von lanbeSgesetzlichen Maßnahmen erwarte, sondern auch aus dem Verwaltungswege durch eine straffere Ausnutzung der bestehenden Gesetze zu erzielen hoffe. Mit anderen Worten: Die „maßgebende Stelle" im Reiche wolle vorläufig die ReichSgesetzgebun^ ganz aus dem Spiele lasten und abwarlen, ob eS den Einzel staaten gelinge, mit dem Umsturz fertig zu werden. Ob der Kaiser diese« Vorgehe» oder vielmehr dieses Zuschaueu und Abwarlen der ReichSregierunz billigt, darüber sind die Meinungen getheilt. JrtensaUS aber wird der Herr Reichs kanzler, wenn er sich aus das Abwarten der Wirkungen des cinzelstaallichen Vorgehen« verlegt, im Reichstage keine» leichten Stand haben. Gar leicht kann eS sich Herausstellen, daß im Reichstage eine Majorität für ei» schleuniges reiche gesetzliche« Einschreiten gegen den Umsturz sich zusammrnfiodc. * Berlin, 9. October. Uebcr den dem BundcSratbe vorliegenden Gesetzentwurf, bctr. Abänderung de- 8- 3>'> der Gewerbeordnung, wird der „Boss. Ztg." geschrieben: „Während jetzt der 8 3.5 der Gewerbeordnung sich nicht auf den Handel mit Droguen und chemischen Präparaten bestellt, soll dieser Paragraph »ach dem dem BundeSrathe vorliegenden Gesetzentwurf folgende Fassung erhallen: „Der Trökelkandel (Handel mit gebranchte» Kleidern, gebrauchte» Belten vbcr gebranchter Wäsche, der Kleinhandel mit allem Metall geräld, niit Metalldruch oder dergleichen), sowie ter Kleinhandel mit Garnabsällen oder Träumen vo» Scicc, Wolle, Baumwolle oder Leinen, der Handel mit Dvnamir oder anderen Sprengstoffen und der Handel mit Droguen und cheniischcn Präpar aten kann Demjenigen un tersagtwerden, der wegen au« Gewinnsucht begangener V e r brechen oder Vergeben gegen da« Eigen tk »m bestraft worden ist." E» soll also fortan die weitere Vorschrift de« gegen wärtigen 8 der Gewerbeordnung, wonach Personen, welche die in diesem Paragraphen bezeichnet«» Gewerbe betreiben, bei Eröffnung ibreö Gewerbebetriebe« der zuständigen Be llörde biervo» Anzeige zu machen baden, sich auch ans ten Handel mit Droguen und chemischen Präparaten erstrecken Weiter bestimmt der dem BundeSrathe vorliegende Gesetz entwirf, baß nach Untersagung eine« Gewerbebetriebes die Landescenlralbebörte oder eine andere von ihr zu bestimmende Behörde ermächtigt sein soll, dir Wiederaufnahme de« Ge werbebetriebe« zu gestatten, wenn seit der Untersagung mindestens fünf Jabre verflossen sind. Erwähnt sei nock. daß die Berliner Droguisten an das Reichsamt deS Innern da» Ersuchen gerichtet haben, ter beantragten Abänderung de- 8. 35 der Gewerbeordnung erst dann zuzustimmen, wenn durch Neubearbeitung der kaiserlichen Verordnung vom 27. Januar 1890 der pbarmaceulische HauSverkauf, soweit er nicht Mittel der Tabelle ('. des deutschen Arzneibuchs zum inner» Gebrauch enthält, freigegeben ist." Hierzu ist noch zu bemerken, daß der beinabe 1500 der angesehensten Drogisten zu Mitgliedern zählende Deutsche Drogistenverband, al» im Herbste vorigen Jabre« über Schritte gegen die Ausführung
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