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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941011015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894101101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894101101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-11
- Monat1894-10
- Jahr1894
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Vezugs-Prei- G h« Haapteivedttto, oder dev tm Stabs- bezirk and den Vororten errichteten Aos- vabesiellrn obgeholt: vierteljährlichst 4.50z bei zwet»«lig«r ttgttcher Znftellnng in» Han» ^l 5L0. Durch die Post bezogen iür Trutschlend und Oesterreich: viertel,adrlich . Directt tägliche Kveuzbandlendung int Aaslaad: monatlich 7.50. UeMorgea-Au-gab« erscheint täglich '/,7 Uhr. di» Lünh-Latgabe Wochentag« 5 Uhr. Morgen-Ausgabe. Led«1i-i, vn- Erve-itio«: Johanne«,affe 8. «» ieErveditton ist Wochentag« »anaterbroche« «edssuet von ftüh 8 bi« Abend« 7 Uhe. Filialen: vtt, »«««'« kerti». l Alfred Hatz»)z Universitättstrahe I« . L.»i« Lische, Katharinen str. 1«. pari, und k«ata«»latz 7. Utlp.rigcrTagMatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschastsverkehr. A«ze1ge»-Vrei» -k Sgespaltme Petitzeile SO Pfg. veclamea unter dem Rrdactionsstrich <4ga» spalte») 50-4, vor den Familienuachrichde» (6 gespalten) «0^. Größere Schristea laut aujerem Preis« »«zeichniß. Tabellarischer und Ziffer»!atz »och höherem Tarif. Opera »Bettaar» sgesalp», »,r mit der Morgen-«»«gab», ohne Pvsrdefördernng «t—» »tt Poftbessrdernng 70.—. ^anahmkschlnß fir Anzeigen: >b»nd«U»«gabe: Lormittag« 10 Uhr. Marge ».Ansgab«: Nachmittag« «Uhr. Sann« »nd Kesktag« früh '^9 Uhr. Vei den Filialen and Annahmestelle» >» eine halb« Stunde früher. Nnznaen sind stet« an di« 8rpr»tt«,n zn richten. Drnck »nd Verlag von <k. Polz in Leipzig ^52«. Donnerstag den 11. Oktober 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachimg. Der verkauf der aus dem Brand stucke Zweinaundarser Straße <8 (Alte Schmiede) in Lelpztg-Angrr-Trottendarf an« stehenden Vaulichkriten a»f Ne» Abbruch soll im Wege de« schrist« lich«, Angedot« erfolge». Dt« Abdr»ch«bedingungen können bei der Beschästrstelle de« 3. Bezirk« unserer Hochbauvenvoliung Nupfer>äßchr« Ar. 1» 1-, (Kramerhaul) «tagesehe, werden. Di« zum Abbruch« bestimmten Baulichkeiten sind am 17. und 13. dfs. Mts. vormittag« von 10—12 Uhr zur Besichtigung geöffnet. Bezügliche Angebot, sind in verschlossenem Umschläge bis »UM 17. btrfrs Monats Nachmittag« 5 Uhr mit der Allsschrift: „Abbruch des Grundstücks Zweinaundorfer Straße 78 tu Leibztg-Anaer-Crattrudorf" versehe» portofrei bei der oben bezeichneten Geschäftsstelle einzureichen. Zeder Bieter bleibt bi« zu der durch öffentlich« Bekanntmachung im Leipziger Tageblatt« rrfolgeudra Entlassung au sein Gebot gebunden. Dt« Auswahl unter de» Bietern, sowie di« Ablehnung aller Angebote wird Vorbehalten. Leipzig, am 9. October 1894. , Der «ath »er Stadt Lechzt,. Id.«778. vr. Tröndltn. Stz. Bekanntmachung. Die Tischler« und die Anstreicherarbeiten bet Ausstellung der Be- rieselungscoadensotorrn aus dem Schlachthof« sind vergeben, we«halb die nicht berücksichtigten Bewerber ihre« Angebote« hiermit entlassen werdeu. Leipzig, am k. October 1894. "" Der «ath »er Stadt Lechzt,. I». 2197. vr. Tröndltn. Lindner. Bekanntmachung. 3223, Nachdem zufolge nnserer Bekanntmachung Io. „n bo« 11. Juli . . ... D- V. 6836 ^ ^. 189« der Plan , enthaltend ein« Verdrückung der zu- L. L. 6683 gleich die Baufluchtlinien bildenden Straßenfluchtlinien der Hoch straße in Leipzig-Eonnewitz aus deren Ausdehnung von der Straße II I bi« zur Straß« VI etnerseit« und bi- zu ihrer südlichen Einmündung in di« tzüdstrast« anderersett«, vorschriftsmäßig und zwar von, 18. Juli bi« einschließlich 14. August 1894 öffentlich au«gelegen hat und dt« gegen ihn erhobenen Widersprüche von de» Beschwerde« führera zurückgezogen worden sind, so hat derfelbe nunmehr gemäß K. 22 de« Regulativ« vom 1b. November 1867, die neuen städtische» Anbau« und dt« Regultrung der Straßen betreffend, für festgestellt zu gelten. Leipzig, de» b. October 1894. «690 Der «ath der Stadt Lechzt, le. 2163. vr. Tröndli». Lichoriu». Ausschreibung. Am Neubau« der XIII Bürgerschule in Leipjtg-Plaawid an der Eltsabeth-Allee sollen die nach»««zeichneten Arbeiten vergebe« werden a. die vltt»adleitnng«arbciten. d. die »lempnerardetten. Di« Bedtnguageu und Ardeittverzeichnisse können von unserer Hochbau-Verwaltung, Rvthdau«, II. Obergeschoß, Zimmer Nr. 7 gegen Porto- «nd beslellgeldfreir Einsendung von 1 zu » und 2 ^« za d, di« auch in Briefmarken erlegt werden können, bezogen, bez. daielbst nebst den etwaigen Plänen ringesehrn werden. Die Angebote sind vrrschloffen und mit der Aufschrift: XIll. Bürgerschule — Ulttzablettun,«arbeiten, dezw. Nlempnerardriten verseheu bi» zum 19. October d. I. Bormittag- 10 Uhr au oben genannte Stelle portofrei einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, bez. die Ltzeilung der Arbeiten «nd die Ablehnung särmntlicher Angebote vor. Leipzig, deu 10. October 189«. Ser Aath der Stadt Lechzt,. vr. Tröndltn. Vr. Dds Versteigerung. M««ta,, de« 77. vetaber. Varmittaas 11 Uhr sollen im Hof« de« hiesigen Postarundstück«, HoSpitaiftraß« «, 6, 8. zwei Stück zweispianige ausgemusterte Büterpostwaaen unter de» »amittelbor vor dem Au«aebot bekannt zu machendeu Bedingungen gegen sofortige Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, 8. October 189«. kaiserliches Pustamt 10. Oehm«. Die demokratischen Granden an den Stufen des Thrones. o Der letzte Trumps kst auSgesvirlt. Wer die Methode kennt, auf dir eine bestimmte polnische Interessengruppe ihre Sache zu betreiben pflegt, der war sicher, ihn aus den Tisch sallen zu sehen. Nicht allein gegen den Kanzler, nein, gegen den Kaiser richtet der Ruf nach Bekämpfung der Umsturz- bestrebuagen die Spitze — in groben Lettern und vielen Wiederholungen steht das auf der Karte, di« als letzte und stärkste Beschwörung die .Frankfurter Zeitung- aus zuspielen sich berufen siebt. Dir Gesetzgebung zum Schutze von Religion, Sitte und Ordnung .kommt einer Bankerott» erkläruug der im Auslande noch mehr als im Inland» an erkannten Politik de« Kaiser« und seine» Kanzler« aleich." So die um da« Ansehen de« Monarchen und de« .Vater- lande«" — die »Frankfurter Zeitung- bedient sich wirb lich diese« Au«druck« — treubesorgtr Demokratie. Und die jenen Schutz wollen, .bringen un«" — dir .Frankfurter Zeitung- versteht darunter wirklich di« Deutschen — .setzt ,n den verdacht, daß Deutschland und sein Kaiser, dem man das bisher nicht zutraute, das Fürchten ge lernt haben und daß >ie Angst und Reu« packt, weil sie glaubten, ohne Bismarck uad ohne Aus nahmegesetze stark und geachtet dastehen zu känue».- Ist das nicht rin prächtiges Schauspiel? Wüst« Rotten, geführt von einem eben erst au- seinem Schlupfloch ge krochene» aationatliberalen Verächter deutscher Ehr«, umtoben den Thron. Mit .staatsrekkerischrm Geschrei- und drohenden Geberdru fordrru sie vom Kaiser, sich vor Bürgern und Fremden zu demütbigen, indem er Burg und Stadt mit tarieren Wällen gegen den von seinem Lager aufgebrochenen Feind sichere.' Absens vom Thron, bald Blicke lriuniphirendcn Hobne« auf den Kaiser werfend, bald dem beulenden Hausen ermunternd zunickend, ein Greis, der sich ängstlich bemüht, durch die Haltung seines Körper« eine Hinfälligkeit zu heucheln, die sein satanisches Auge Lügen straft. Immer dräuender rufen die Rettungsschreier und da« sonst so mutbige Antlitz des Herrn verzerrt sich vor Angst. Schon öffnet er die Lippen, um den Bedrängern taS Ertrotzte zu gewäbrra — ^ ertönt sanfle und doch mutberwcckende Musik, weit auf springen die Flüaeitbüren und feierlich be wegt sich ein Zug von herrliche» Männern durch den Kaiser- saai. Sie sind verschieden an Tracht und Gesichlsbildung, aber ihrer Aller Gang verräib Adel und Festigkeit, die Augen blitzen kübn und treu. Die eben noch rasten, geben scheuen BlickeS Raum, ibrcm zitternden Anführer ist die Keule entfallen, der arglistige Greis bastet nach dem Hinter gründe. Die tickten Männer aber baten sich um den Thron aeschaart, der Würdigste unter ihnen beugt daS Knie und spricht zu dem freudig erstaunenden Kaiser also: Kaiser und Herr! Die mit mir sind, sind wie ich, und mich kennst Du. Nicht wie Jene, die jetzt beschämt vor Dir stehen, habe ich Dir und Deinem Hause gedient, aber besser und treuer. Als vor dreißig Jahren Dein Alm, schon hoch betagt, Leben und Gesundbeit wagen wollte, unser Reich zu einigen, da setzte ich Schreiber nieder und ließ Tag für Tag Briefe auSzeben, um seinem Dorbaben Feinde zu erwecken. Dein Ahn ließ sich nicht abralhen, aber ich rastete nicht. Wa» immer er später begann, ich lebrte, daß cS unnütze Mühe und darum verderblich sei, und Biele haben mir ge glaubt. Wäre meine Stimme überall gekört worden, Deine Sorge, o Herr, wäre klein, wie das Land, in dem Deine Burg siebt und das sie Brandenburg nennen. So höre mick beute! ES ist kein Feind von seinem Lager ausgebroche». Den jene Zagen aus die Burg zieben sehen, der lustwandelt nur mit den Seinen, Worte deS Glaubens zu ihnen sprechend. Und er ist kein Feind. Kaiser und Herr, glaube mir, der ich oft daS Lager mit ihm getkeilt und Gutes von ihm genossen, wie er von mir. Wird ec aber seinen frommen Sinn ändern und sich wider Dich kehre», so hast Du mich und meine Freunde zum Sckuy. Was aber sollen Dir Wälle und Mauer»? Du bist geehrt als der Tapferste, wenn Du aber au Feinde deutst und sinnest, wie Du Dich ihrer erwehrest, so werben die Fürsten und Böller der Erde lraurig von unS sprechen: auch dieser Held kann nicht ohne Schwert kämpfen. Darum, o Herr und Kaiser, um Deines Ruhme« willen, höre auf mich!" So der Erguß der .Frankfurter Ztg." poetisch nach- empsunden. In der Wirklichkeit sind die Urheber dessen, wa» daS drmokratische Organ eine Leistung der .InscenirunaS- kunst" inmitten seiner Monarchenumschmeichcliing zu nennen für angebracht hält, nicht Fürst BiSmarck und die NationaUiberalen, sondern der Urheber ist der Kaiser. Wenn ein .AuSnabme- gesctz" — diese Bezeichnung gebraucht die .Franks. Ztg." gegen besseres Wissen und im Widerspruch mit ihrer der Beschwörung vorausgeschickten Auseinandersetzung —, wenn eine Gesetzgebung gegen den Umsturz der Furcht entspringt, so ist die KönigSberger Kaiserrcde daS eigentliche Anglt- product, wie nach der Darstellung der .Franks. Zig.- auch der Kaiser eS wäre, der sich für politisch bankerott erklärte. Wir erheben keinen Borwurf, cS war Wohl nicht möglich, diesen Appell an die beim Monarchen vorausgesetzte Eitelkeit und Selbstsucht in ein anderes Gewand zu kleiden. Aber diese Form bebt daS vorher gesungene RubmeSlied auf den Kaiser, daS übrigen- auch ,n anderer Verbindung sicher keinen Eindruck gemacht hätte, völlig auf. Diese ganze demokratische Diplomatie ist mehr eifrig als glücklich. So läßt sie z. B. der rosigsten Schilderung von Deutschland« innerer Sicherheit die Bemerkung folgen, wenn e«zur Wabl(?) käme, .würden Executive und die große Mebrbeil seiner (Deutschland«) Bevölkerung jedem Versuch gewaltsamer Unternehmugen schnell und sicher ein Ende machen". Älsodochdie Möglichkeit, .schießen" zu müssen! Da glauben wir doch nicht, daß man der .Franks. Ztg." zu Liebe im letzten Augen blick eine Politik fallen lassen wird, die die denkbar besten Ebancen de« .Nichlschteßenmüfsens" bietet. Auch da» Aus land, auf dessen Urldcil der Kaiser immer wieder hingewiesen wird, dürfte die Anwendung neuer Paragraphen weniger .entehrend" finden, als Slraßenkämpfe. oder auch .nur" Hinrichlungen von Urhebern politischer Mordlhalen Haben doch Frankreich und Italien gesetzliche Vorkehrungen gegen die socialrevoluttonaire Propaganda getroffen. Nun aber glaubt die .Franks. Ztg." die von anderen Regierungsblättern schon verlassene Position bebaupten und de» Parteien die Ausgabe, Vorschläge zu machen, zuschieben zu sollen: „Wer eine Aclion für notbwendig hält, hat auch anzugebcn, wir sie bewerkstelligt werden soll, und darf nicht verlangen, daß Derjenige da» Recept schreibe, der die Diagnose nicht gestellt hat und die von Anderen gestellte Diagnose nicht für richtig hält." Aber» beste „Franks. Zig ", wo bleibt da da« UntersckcirungSvermögeo? Die Diagnose ge stellt und daS Recept geschrieben hat — und zwar, beiläufig bemerkt, nickt aus .Angst und Reue" — der Kaiser. Der jenige, von dem man in diesem Stadium etwa« verlangt, ist ja nicht der Toctor, sondern der Apotheker. Und der rccepiirl — eine mehrjährige Erfahrung hat r« gezeigt — bald für Ge rechte, bald für Ungerechte. Damit mögen sich die demokratischen Granden über ihr Mißgeschick bei der papiernen Audienz mittelst der »Franks Ztg." getröstrn. Deutsches Reich. Brrlt«, lO. October. Der Ministerpräsident Graszu Eolenburg ist gestern noch nicht nach Berlin zurückzekehrt und soll erst heule hier eintreffen (S. unten. D. Red ). Dadurch ist dir wichtige Sitzung de« Staat-mini sterium«, in welcher nicht uur über da« Vorgehen gegen die Umsturzparteien durch L-ade«aesetze, sondern auch durch Rrich-gesetze und zugleich über Maßnahmen aus dem Verwaltungswege die Entscheidung sallen soll, wieder um einig« Tage d,aausgeschod-n worben. Wie wir hären, besteht »,« Absicht, dem bestimmt au«- gcsprockenen Willen deS Kaisers entsprechend, auch in der Polen frage andere Sailen als bisher aufzuziehen, »»d so soll diese Frage ebenfalls bereit« in der nächsten SlaatSministerial- stzung auf tcr Tagesordnung stehen. Die zu große Nachgiebigkeit in Bezug auf de» polnischen Sprachunterricht, welche, wir erinnerlich, in der letzten Session deS preußischen Landtag» von nationatliberaler und sreiconservaliver Seite lebhaft gerügt wurde, soll auch von höchster Stelle al- ein großer Fehler bezeichnet worden sein. In diesem Sinne haben sich, wie verlautet, auch der Ministerpräsident und der Zinanzminister ausgesprochen, und da hier eingezangene Berichte der Rcgicrungscollezien von Posen, Brombera und Marienwcrdcr bereits unerwünschte Folgen des vorjährigen MinisteiialerlasscS constaiirl baden, dürfte der EulttiSmininer Or. Bosse vielleicht noch vor dem nächsten Ministerratb persönlich eine InspectionSreise in daS „polnisch-deutsche" Gebiet linternebmen. Die nächsten Maßnahmen dürften dann weniger einteilig, vielmebr erst auf Beschluß deS ge- samnilen SlaalSminisleriumS gefaßt werden. In keinem Falle wird eine Sitzung deS SlaalsminifteriumS anberaumt werten, bevor der EulttiSministcr zurückgekebrt sein wird. — Was nun weiter daS Vorgeben gegen die Umsturzparteien anlangt, so ist daran fcstzuhalten, daß der Reichskanzler irgendwelche dem BundeSrath und dem Reichstag zu unier- breitenbc Vorschläge noch nicht sormulirt bat und zunächst die Beschlüsse deS preußischen MinisterrathS abwartcn will. Ein A c t i o n S p r o g r a in m des Grasen Caprivi liegt nicht vor, sondern cS soll daS StatS mini sterium sich schlüssig machen einerscitS über Gesetzvorlage» für Preußen und andererseits über dem BundeSrath zu unterbreitende Anträge Preußens. Alle Vorarbeiten, welche bis jetzt gemacht worden sink, haben nur die preußischen Ministerien de- Innern und der Justiz beschäftigt; im Reichskanzleramt und in den Reichsämtern für da» Innere und für Justiz ist zu dieser Frage in neuerer Zeit nicht» geschehen. ES wird allerdings erwartet, daß Graf Caprivi mit der Auffassung de« preußischen GesammtministeriumS sich nicht in Wider spruch setzen und besten Ansichten und Beschlüsse in allen Instanzen deS Reiches mit vollem Nachdruck vertreten werde. Wie weit dabei rin „Confticl" mit dem gegenwärtigen Reichstag sich vermeiden lassen wird, bleibt abzuwarten. * Berti«. lO. October. Ucber ein Stück Social politik im Eisenbahnverkehr schreibt die „Deutsche VerkehrSzcilung" folgendermaßen: „Wenn die Eisenbahn- vcrwalluiigcn deutzutage förmlich miteinander wetteifern, die neue» Bahiiböse al- monumentale Prachtbauten zu gestalten, die Wartcsälc, Speisesäle und Toilettcnräume für da« reisende Publicum mit Bequemlichkeiten und Annchmlich- keiien aller Art auSzustaktcn, so ist e» mit Freuten zu be grüßen. daß man auch beginnt, der Unterkunft der Bahn- bekien steten seine Sorge zuzuwenden. Wer bat nicht schon, während er, behaglich in die Polster deS EisenbahncoupSS zu- rückgelcbnt, durch die Nackt dadinsaust, mit Theilnadme der Männer gekackt, die indessen aus der Lokomotive in schwerer und verantwortungsvoller Arbeit für ihn thätig sind! Kommen »un diese Angestellten, die Führer, die Heizer u. s. w., auf'S Aeußerste ermüdet an eine Station, aus welcher sie bis zur Rückfahrt einige Nachtstunden oder dir ganze Nacht zu verbringen haben, «he ihr Dienst sie wieder rust, so ist es nnt den Bequemlichkeiten und der Rübe, deren sie so bringend bedürfen, meist sehr schlecht be stellt. Gewöhnlich bietet sich ihnen nur ein höchst ungemütb- licher allgemeiner Raum im Bahnhöfe, wo daS lärmend« Rangiren, Pfeifen, sowie da« beständige AuS- und Eingehen ihrer Genossen keine ungestörte Minute deS AuSruhenS bieten. Diesen Ucbelstänkcn suchen denn jetzt auch einzelne Eisenbahn- verwaltungen in anerkcnneiiSweriber Weise durch Beschaffung von geeigneten AuscnlbaltSräumen abzubclsen. Co bat die Generaldirection der Eisenbahnen in Stuttgart vor Kurzem Räume für das Uebernachten von Lokomotivführern, Heizern, Schaffnern u. s. w. Herstellen lassen, deren zweckentsprechende Einrichtung den Betreffenden behagliche Ruhestunden ermöglicht. Eine ganze Reihe gut gelüsteter kltiner Einzelzimmer, welch« durch Dampskeizung erwärmt sind, steht zur Verfügung. Für Solche, welche noch nicht schlafen wollen, ist rin genügend großer Raum vorbanden, wo sic mit ihren AmtSgrnofsen in geselliger Weise sich vereinigen können. Waschgelegen- bciten mit kaltem und warmem Wasser, sowie ein Bad — Beides für die von Ruß und Kohlenstaub bedeckten Heizer und Führer unerläßliche Vorbedingungen für ibre Erfrischung und ihr Wohlbefinden — sind vorhanden. Hoffentlich sinket da» Beispiel, welche- die Stuttgarter Eisenbabndirection mit dieser zeitgemäßen und humanen Einrichtung gegeben hat, in Balde auch an anderen Orten Nachahmung. Unsere« Wissens ist bis jetzt nur in Dresden bei den neuen Bahn- hosbauten für ähnliche Unterkunst gesorgt worden." V. Berlin, 10. October. (Telegramm.) Der Kaiser, der, wie schon erwähnt, am Sonnabend Nachmittag in Berlin eintrifft und am Abend desselben Tages nach FriedrichSdos zum Besuche der-Kaiserin Friedrich abrrist, begiebr sich am Montag, den lb. October. von FriedrichSdos nach Därm st adt und von dort am Dienstag, den 16. d. M., nach Wiesbaden, von wo er Abend- die Rückreise nach Berlin anzutreten und bier am Mittwoch, den l?. October, wieder rinzutreffrn gedenkt. Berlin, 10. October. (Telegramm.) Contre- admiral Hoffmann tegiebt fick am 20 October nach dem ostasiatischen Krieg-fchauplatze. Eontreadmiral Hoff mann ist bekanntlich zum Chef de« Geschwader« bestimmt. ö. Berlin» lO. October. (Privattelegramm.) Gegen über der Meldung, daß der Ministerpräsident Gras »n Eulenäura beute von HubertuSstock hier wieder ringetroffen sei, erfährt die „Post", Graf Eulenburg werde sich erst beute zum Kaiser nach HubertuSstock begeben. Nach einem anderen Berichte ist der Ministerpräsident in der That um 4 Uhr Nachmittag« nach HubertuSstock a b g »r«i st. v. Berlin, >0. October. (Privattr leg ramm) Ter .Niedrrschles An;" batte sich au« Drachrnberg melden lasten, daß Fürst Hatzfelbt znm Statthalter von Elsaß- Lothringen anSersrben sei und da« Amt de« Ober-Präsi denten von Schlesien für ihn nur zur Vorbereitung dienen solle. Wie zu erwarten war, wird diese Meldung von bc rufener Seite al- vollständig au« der Lust gegriffen bezeichnet. L. Berlin, 10. October. (Privattelrgramm.) Tie Voruntersuchung gegen die OhersrnerWerkcr.Schüler muß jetzt oabezu beendet sein. Mehrere Artillerie-Regimenter baden seit Anfang dieser Woche Anweisung erkalten, Fabr scheine für die Rückkehr der ihnen angebörigen Untcr- ofsiciere zu beschaffen. Der .B. 8-A." erzählt sogar, am heutigen Nachmittage hätten drei Unterosficierr vom 2., lü. und 20. Artillerie-Regiment eine Wirthsckaft am Potsdamer Babnbofe mit dem Ausrufe betreten: .Nun, Gott sei Dank, wieder da« erste GlaS Bier!" Dann batte,, sic initgetheilr, daß sie soeben mit dem Zuge au« der Festung Magdeburg ringetroffen seien; sie seien mit noch niedreren Kameraden auf Befehl de« Gouverneur« nach einigen Vcr- bören auS der Haft entlassen worden, um über Berlin zu den Regimentern zurückzukebren. Sie hätten überdaupt mit dem eigentlichen Vorfälle nicht« zu thun gehabt, seien viet- mekr erst am Tage der Verhaftung von einer Uebung in die Caserne zurückgekehrt. 1!. Berlin, lO. October. (Privattelegramm.) Pros. Schweuingcr ist heute Nachmittag um 4 Uhr nach Schlawe abgereist. L. Berlin, lO. October. (Privattelegramm.) Tcr Präsident der GerichtStasel (OberlaodeSgericht) zu Debrcczi» in Ungarn, Julius v. Puky, ist von Debrrrzin hier ein- getrvffen, um Studien über den Gang de« deutschen CivitprocesseS zu machen und sich namentlich auch darüber durch persönliche Anwesenheit in den Verhandlungen hiesiger Gericht-böse zu insormircn. Herr v. Puky, der der deutfchen Sprache durchaus mächtig »st, begann seine prak tischen Studien zunächst bei dem Kammergrricht,' er wohnte gestern den Prüfungen der RechlScandidlktcn im Kammergericht-gebäukc und beute den Sitzungen dreier Civil senate de- Kammergericht« bei. Bon hier au« wird sich Herr v. Puky nach Leipzig begeben, um zu gleichen Zwecken dort längere Zeit thätig zu sein. b Berlin. tO. October. (Telegramm.) Der .ReichSanz." warnt dringend vor einem gewissen L. Sr. A»«ft in London, welcher in Circularen unter allerlei Versprechungen deutsche Landleute, Handwerker, Gewerbtreibende zur Auswanderung nach dem Congo ausfordert. — Der soeben erschienene, im Bureau deS Justizministeriums vorbereitete Decker'sche Terminkalender, der die Personal- listen der Juristen enthält, bringt folgende Zusammenstellung der Zahl der Richter erster Instanz, der Bericht-assessoren und der Referendare nach dem Stande vom l. October: «Ildlee »!sets«ren Reserendire 1879 3380 299 8226 1880 »380 461 3590 1881 3380 538 8791 1882 3382 659 3928 1883 3385 747 393? 1884 3385 894 8917 1885 3385 1039 3839 1886 »888 1288 3724 1887 »390 1520 »385 1888 »397 1634 3216 1889 »450 1805 2981 1890 3460 1803 2975 1891 »493 1833 2960 1892 3527 1848 2969 1893 3593 1806 8060 1894 3652 1712 3233 Dir Zahl der Richterstellca ist also in den ersten 9 Jahren seit der Justizreorganisotion nur unerheblich, seitdem stärker vermehrt. Die Bericht-assessoren zeigen bis 1889 rin« sehr große, von da an bi« 1892 »in« geringe Zunahme; in den letzten 2 Jahren ist »in« Ahnahme «iugetrrtea. Di« Zahl der Referendar«, di« 1883 ihren Höhepunkt erreichte, hat bi« 1891 um beinah« 1000 abge- nommen, steigt seitdem aber wieder. * Barel, 9. October. Der Redakteur dcS hier erscheinenden Blatte« „Der Gemeinnützige" ist vor Kurzem wegen Be leidigung de« Herrn Liebermann von Sonnenberg vom Schöffengerichte zu lOO .6 Geldstrafe verurtdeilt worden. Wie das Blatt rnittdeilk, ist in der Begründung de« UrtheilS betreff« de» Strafmaßes gesagt: „Dazu kommt, bah der Angeklagte schon rin Mal wegen Be leidigung durch di« Presse mit einer Freiheitsstrafe bestraft ist und das, gegen de» sruherrn Rrdacteur de« „Gemeinnützigen", der auch letzt noch Ser Verleger ist, viel« und drd»ut«nd« Straiei, erkannt sind. Auch die« war ab«r trotz de» Wechsels in der Redaktion zu berücksichtigen, weil die Richtung des Blattes ganz dieselb« geblieben ist, dem Angeklagten die frühere» Strafen nicht unbekannt gebiieden sein können, also auch ihm »ur Warnung dienen muhten und e« nicht angängig erscheint, bah für eine Zeit- schrist durch eine» Wechsel der Redakteur» sozusagen ei» reine« Blott geschasst wird, so dah aus» Neue mit geringer Gefahr wieder tu derseiben Weil« die Freiheit der Press« mihbraucht werden kann." DaS ist doch, wie die „Nat.-Ztg." mit Reckt benierkt, eine ebenso neue, wir bedenkliche Auffassung der „Vorbestrajungcn". Wenn ein Blatt durch Vorschiedung von Strohmännern als „verantwortliche Redakteure" uad durch rasche» Wechsel der selben da« Gesetz umgeht, so mag der Richter, welcher sich einem solchen Treiben gegenüber siebt, Wohl eine Abänderung deS Gesetze«, die e- erschweren oder verhindern würde, für nolhwenbig halten. Aber er ist auch dann nicht befug«, seinerseits durch eine Auslegung de« Gesetze«, wie die citntc, Abhilfe zu schaffen, und im vorliegenden Falle ist nickt einmal bebaupict, viel weniger srstgestellt, daß der Wechsel i» der Person de« Redakteur« e,n nur scheinbarer war. * Karlsruhe, >0. October. (Telegramm) Ter Kronprinz von Schweden und Norwegen ist beule Mittag hier ringetroffen und am Bahnhofe vom Großherzog empsangen worden. * Metz. 9. October. Im.Lorrain" veröffenklicht H. Houpert folgende Emzeldritea über di« Vorgeschichte der Wahl de« ReichSIagSabgeordneten llr. Haa«: DaS WadlcomilS hatte nach dem Rücktritt von Delle« bei sämmtlichen geeignet er scheinenden Persönlichkeiten angesragt wegen Urbernahme de« Mandat«; aber alle lehnten ab, hauptsächlich wegen Mangel Hafter kenntniß der deutschen Sprache, deren Beherrschung doch unerläßlich war. Da die Z-it immer mehr drängt«, so beschloß man, den Versuch zu machen, wenigsten« «in« vor- läusigr Eaodidatur auszustellen, wenn auch nur für
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