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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941013019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894101301
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894101301
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-13
- Monat1894-10
- Jahr1894
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Leipzig, am 1L. October 1894. Der 8«th der Gt»ht Lettzii«. VI. 3738. vr. Georgt. »asselt. Banplah-Versteigerung. Der der Stadtgemeind« gehörige, an der Lite der Göschen» nnd der Rostitzstroße in Leipzig-Reudnitz gelegene Uauplatz Rr 13 de« Parcelltrang-plane« Nr. 6527 T. V. voa 615L qm Flächen» gehalt fäll ««»tag, de« SS. hf«. Mt». Vormittag» 11 Uhr im alten Polizetamt-gebäude Reich«straße Nr. S, 1. Obergeschoß, Zimmer Nr. 28 zum verkauf« oerstetgert werde». Der Bersteigeruag«t«r»ln wird pünktlich zur aagegrbenen Stund« eröffuet uu» di» Berftetaerung de« fragliche» Bauplatz«« geschlossen werde», wen» daruuf »ach hrernraltqeo, Uusrufr kei» weitem« Gebot mehr erfolgt. Dt« veesteigeruugsbedingungeu uud der Parccllirung-plan liegen auf dem Rathhouf», I. Etage, zur Einsichtnahme ans. Exemplare davon werden in der bportelcasse I, Naschmarkt Nr. 2, 1. Etage Zimmer Nr. 6 für 1 ^4 abgegeben. Leipzig, den 10. Oktober 1894. 4232 Der Rat- »er Stadt Sethzi«. 8118' vr. Ge org t. Krumbiegel I». Gesucht wird der am 26. Juni 1854 tu Nordhausen geborene Maurer Er«ft Her»»«» Döring, welcher zur Fürsorge für seine Familie an- zuhatten ist. Leipzig, den 11. Oktober 1894. Der^lath her Stadt Lripzig 5. n. IV. «bth. II. 1375s. Armen-Amt, Adth. II. Hentschel. Dolge. Gesucht wird der am 14. August 1853 in Bortewitz bei Dahlen geborene Handarbeiter Franz Rö-ert Hentzschel, wetcher zur Fürsorge für seine Familie anzuhalten ist. Leipzig, den IO. Oktober 1894. Der Math der Stadt Lct-iig, Nrmenamt, Adth. II. 5. k. IV. «bth H, 1437c. Hentschel. Dolge. Gesucht wird der am 1. Januar 1863 in Neustadt a. O. geboren« Arbeiter Christian Mattlöd Köhler» welcher zur Fürsorge für sein» Familie onzuhalten ist. Leipzig, den 10. October 1894. Der Rath der Stadt Leipzig, Armen-Amt. Adth. II. L. R. m. 617ä. Hentschel. Kappel. Produktenbörse zu Leipzig. Die den Bürsenmitaliedern (Inhabern von halbjahrSkarten) zustehend« Wahl Vö» S Mitglieder« de« behufs Umlegung der Jahre« bei träge für 18V4 zu bestellenden Schätz»ng»-Au«- ichuffe« findet Dienstag, den IS. Lctaber d I unmittelbar nach Beendigung der Preisnotirnngen im BorstandS- zimmer statt. Sollte die erforderlich« adsalnte Majorität nickt schon tm erste« Wahlgange erziel« werdeu, wird sich fafart ein ,Weiter u. f. «. anschließen. Wegen de« Näheren wird auf de« betr. Börfenan schlag verwiesen. Leipzig, den 8. October 1894. Die Adar-rdurten »er II. Adtheilnng de« vörsenparstaudr«: F. Schmidt. Georg Schroeder. Dir. Steinbrech«. Bleht, Börsensecretär. Der städtische Lagerhof in Leipzig lagert Waarrn aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager scheine werden von den meisten Bankinstituten bekehr». Leipzig, den 26. April 1894. Die Deputation zu« Lagerhese. Erledigt bat sich di« aus MöNtag, de» 1a. Dctaher 1884, angesetzte Versteigerung in verdersdarf. Der Gerichtsvollzieher bet dem Königl. Amtsgericht Hainichen, «ct. Fischer. Europa und der chinesisch-japanische Krieg. D E» war vorauszusehen, daß England, welche« da« größte Interesse daran hat, Korea in den Händen de« altersschwachen Ehina zu scheu, den Versuch machen würde, die europäischen Großmächte in dieser Richtung zu engagiren. Der britische Minister de« Uenßrrrn, Lord Kimberley, hat denn auch am 8. d. Mt«., wie wir der „Pol. Torr." entnehmen, eine entsprechende Eirrularn ote an die Vertreter Großbritannien« bei den Großmächten gerichtet. Darin werden die englischen Diplomaten nicht nur angewiesen, mit den Regierungen Unter handlungen zu eröffnen, um ein Einvernehmen bezüglich der >n» Schutze der in Ehioa lebende» Europäer zu treffenden Maßregeln zu erzielen, sondern sie sollen auch die weitere rage erörtern, dis zu welcher Grenze das Vordringen apanS seiten« der Mächte zu gestalten wäre. Dieser Versuch, die europäischen Großmächte den englischen Interessen dienstbar zu machen, ist, wie man schon jetzt mit Bestimmtheit sagen kann, gescheitert. Auch dir deutsche Regierung bat erfreulicher Weise ohne Säumen ihre ab lehnende Haltung gegenüber den englischen Wünschen nach einer Intervention durch die halbamtliche Presse de« Aus wärtigen Amte- angckündigt. Die betreffende Meldung der .Köln. Ztg." ist vom Telegraphen schon verbreitet worden, beute bringt der,,Hambg. Eorr." an bervorragendcr Stelle folgende als officio« gekennzeichnete Mittbeilung: .Nach einer Meldung de« „Reuter'scden Bureau«" würden die europäischen Mächte, die im Einvernehmen bandeln, nicht gestatten, daß die Integrität Korea« gestört werde, und würden sie ihrer Entschließung Achtung zu ver schaffen wissen, fall« Japan versuchen sollte, ein EroberungS- recht auf da« Land auSzuüben. Bisher hat man von Ver handlungen zwischen den Großmächten, die sich auf eine sofortige oder künftige Intervention in Korea oder sonst beziehen, nicht da- Mindeste gehört. So weit wir wissen, wird nur über den gemeinsamen Schutz der in Cbina lebenden Europäer verhandelt. Es bat fast den An schein, al« versuche man in London, Absichten oder Wünsche der englischen Regierung durch die Be rufung auf die Großmächte zu decken. Daß taS deutsche Reich sich an einer Intervention zu Gunsten des einen oder anderen kriegführenden Theils in Lstasicu bethriligen würde, halten wir für ausgeschlossen." Au« zuverlässiger Quelle wird der »Höln. Ztg." ferner berichtet, daß auch Rußland» al« die am meisten betbeiligte Macht, nickt gewillt ist, den kriegerischen Ereignissen Halt zu gebieten. Nach Rußland dürfte sich Frankreich richten, und die Vereinigten Staaten haben von Anfang an über ihre freundliche Haltung Japan gegenüber keinen Zweifel gelassen. Oesterreich hat schon vadurch, daß e«, wie e« scheint, Deutschland mit der Wahrung seiner Interessen betraute, seinen Standpunkt kundgegebea; e- bliebe also vielleicht nur Italien übrig al« die Macht, aus die England rechnen könnte. Deshalb sind all« euglisch-ossiciösen Versuche, neue Bcunrubigung über ein etwaige« Hiucinzichen Europas in die ostasiatischen Wirren auSzusireuen, zurückzuweisen. Urberdir« ist der Krieg noch nicht beendet und es ist nicht auSschlossen, daß er in seinem weiteren Verlauf Wechselsälle bringt, die der Lage ein ganz verändertes Gesicht geben. Schreitet aber Japan auf der SiegeSbahn weiter und gelingt e- ihm, in Peking den Frieden zu dictiren, so würden die am nächsten betbeiligten Mächte »och Zeit genug haben, ihre Interessen zur Geltung zu bringen. Man braucht nicht anzunehmen, daß die Begehrlichkeit Japan« mit seinen weiteren Erfolgen in« Ungemesse wachsen werde, denn e- hat den Krieg mit einer solchen Sieges zuversicht begonnen, daß in der japanischen Presse die FriedenSbcdinguugen,wie sie dem Wunsch der öffentlichen Meinung entsprechen, schon vor der Kriegserklärung erörtert und ses'gelcgt worden sind. Der öffentlichen Meinung aber wird die japanische Regierung, wenn sie endlich dem seit Einführung der Verfassung im eigenen Hanse entbrannten Streit steuern will, Rechnung tragen müssen. Es lohnt sich daher, die in der Presse schon Anfang August ge machten Vorschläge anzusühren. Sie gingen, wie die .Kölnische Zeitung" in Erinnerung bringt, binauS auf eine mehr oder weniger große Kriegsentschädigung — man sprach damals von 400 Millionen Franken —, auf Abtretung der Insel Formosa, die den Japanern nach ihrer Ansicht schon Kraft früheren ErobcrungSrcchlS rukommt, und aus den mehr oder weniger verclausulirten Besitz Korea». Dieser letztere Anspruch vor Allem ist der Haken, an dem europäische Interessen verletzt werden könnten, die japanische Regierung hat sich deshalb auch von Anfang an bemüht, die Forderungen des Volke« dabin zu mildern, daß sie erklärte. Korea solle selbstständig bleiben, aber jedem Einfluß EhinaS entzogen werden. Inzwischen haben japanische Truppen die Halbinsel thatsächlich besetzt und japanische Beamte haben daS ResormationSwerk thatkräslig in die Wege geleitet, es wird daher kaum zu verhindern sein, daß Japan — einen alücklichen Verlaus de« Krieges vorausgesetzt — auch in Zu kunst maßgebend sein will in Korea, daß e« der unzweideutig kundgcgedeneo Absicht Rußlands, die Unabhängigkeit Koreas zu wahren, zwar der Form nach genügen, >'n der Sache aber über diese „Unabhängigkeit" von jetzt ab noch cifer süchtiger wachen wird als selbst Rußland. Interessant sind auch die Erörterungen und Erwartungen welche die japanische Presse in kultureller und politischer Be ziehuna an die Wirkungen de« Kriege- knüpft. Ehina, st meint sie, wird durch den Krieg endgiltig auS seinem Schlummer geweckt werdrn, e« wird Reformen einführen wie Japan und wird an ihnen erstarken zu einer Wehrhaftigkeit, die, im Bunde mit der japanische» Jnselmackt, ganz Europa und Amerika dazu im Sckach halten kann. Da« mögen Zukunft«- träume sein, sie mögen besonders auch fehlgehen in der Auf fassung, daß da« besiegte Ehina sich bei der jetzigen Nieder läge bescheiden, seinen Groll vergessen und sich nach berühmten Mustern zu einem Schutz- und Truybunde mit dem Sieger verstehen würde, jedenfalls kennzeichnen diese Aeußerungen die VolkSstimmung dahin, daß Japan trotz aller europäischen Tünche eine asiatische Großmacht sein will und entschlossen ist. die neu errungene Machtstellung nöthigenfalls auch gegen seine Lehrmeister in die Waag« zu werfen. Diese Absicht wird sich alsbald nach Bcendigung de« Kriege« in een, Bestreben äußern, sich kurzer Hand zu gleichem Rang neben die euro päischen Mächte vadurch ausznfthwingen, daß e« eine endliche Regelung der VertragSfraae, die Abschaffung der CousulargerichtSbarkeit und dir Ueverweisung der Ausländer unter die japanischen Gerichte, fordert. Bezeichnend ist, daß England auch nach dieser Seile seine Netze bereit« anSgeworsen hat, daß e«, während e« sich jeyl scheinbar da« gedemüthigle Ehina durch Freundschaftsbeweise zu verpslichien sucht, Japan in einem neuen Vertragsentwürfe »inen Köder hingeworsen bat, der ihm auch beim Lieger in Vorlbeil bringen soll. Ein ähnliche« Spiel trieb England in der Vertragstrage bereit« im Jahre 1892 Auch damals suchte e« durch weitrrgehende Zugeständnisse die übrigen Mächte in der Gunst Japan- zu überflügeln, aber Fürst Bismarck fand bald den geeigneten Gpgenzuz dadurch, daß er der japanischen Regierung erklärte, Deutschland als weniger interessirte Macht sei natürlich zu eben solchen Zugeständnissen bereit. Der letzte von Deutschland vorgclegte Vertragsentwurf lammt aus dem Jabre 1890. Er sah vor, daß die Evnsular- gerichtSdarkeit aus die Fremdencolonien beschränkt werden und auch dort nach fünf Jabren erlöschen sollte, daß also die fremden den heimischen Gerichten unterstehen, beim höchsten apaniscken Gerichtshof aber fremde Richter angestellt werden ollten, die bei der Denrtbeilung eines fremden Staats angehörigen die Mehrheit haben müßten. Dafür sollte ganz Japan dem deutschen Handel mit uneingeschränkter Meist begünstigung geöffnet werden. Der damalige Vertrag aber genügte dem NationalitätSgefühl der Japaner bei Weitem nicht, sein Befürworter Graf Okuma wurde Gegenstand einer wilden Agitation, weil er Japan, wie man sagte, vor den Fremden erniedrigen wolle, und siel schließlich als Opfer eine- Dynamitanschlages. Der jetzt vom Vicomte Aoki in London abgeschlossene Vertrag enthält ähnliche Einschränkungen wie^ der deutsche Entwurf, auch nach ihm soll die japanische Gerichtsbarkeit über britische Unter- thanen erst nach fünf Jahren und nur daun m Kraft treten, wenn dis dahin die Gerichtsorganisation in Japan endgiltig eingesührt ist. Er ist vor der glücklichen Wendung des Feldzuges gegen China abgeschlossen, und eS ist deSbalv ebr unwahrscheinlich, daß er dem durch die Siege gekräsligten Nationalbewußlsein der Japaner nach dem Kriege noch ge nügen wird. Jedenfalls haben die Siege seiner Waffen Japan auä> den Vortheil gebracht» daß rS, wenn Europa ich in die FriedenSverhandlungen mit Ehina einmischen sollte, die VertragSfrage allen europäischen Forderungen al« coiulitio »ine gu» non entgegenstellen kann. E- wird dabei mit Reckt auf die Stimmung de« Volkes und seiner Vertretung Hin weisen könne», denn wa« Japan mit diesem Kriege in erster Linie bezweckte und erreicht hat, war, der Welt da draußen die Anerkennung abzuzwingen, daß eS fürderhin nicht mehr wie ein „afrikanischer Räuberstaat" zu behandeln sei. Deutsches Reich. 8Z. Berlin, 12. October. Wie schon tel,grapbisch gemeldet, wird heute da« wieder vollzäblig versammelte StaatS- minislerium in die Beratdung der bereit- formulirten Gesetz entwürfe zur Bekämpfung der Umsturzbewegung eintreten. Die entscheidenden Beschlüsse de- Ministerratk« sind demnach in den nächsten Tagen zu erwarten. Freilich wird die Be- ratbung de- Staatsministeriums, da es sich um mehrere Gesetzentwürfe und um Vorlagen für den preußischen Land tag wie sllr den BnnveSrath (Anträge Preußen») bandelt, wohl mehrere Sitzungen in Anspruch nehmen. Wenn die demokratischen und die klerikalen Blätter fortfahren, gegen ein gesetzgeberische» Vorgehen gegen die Umsturzparteien Stimmung zu machen, so erscheint uns im Augenblick eine Polemik dagegen kaum aiigczeigl, noch weniger ist eö unsere Sache, jetzt bestimmte Vorschläge zu vertreten, da dir Veröffentlichung der zu erwartenden Vorlagen für wahr scheinlich gilt. DaS Gebeimniß über die vorbereiteten Entwürfe ist diesmal an amtlicher Stelle vorzüglich gewahrt worden, man will eben das Publicum mit einer fertigen Arbeit überraschen. Wenn die Regierung den nöthigen Ernst «igt und eö an dem erforderlichen Nachdruck nicht fehlen äßt, werden auch im Reichstag und im Landtag die erforder lichen Mehrheiten gewonnen werden Gerade zu „rechter Zeit" kommt au« Mülbausen die Nachricht, daß dir Socialdemokraten Bueb — der bekanntlich auch deni Reichs tage angehört — und Doppler im reich-ländischen Kreistag den Treueid — Gehorsam der Verfassung und Treue dem Kaiser — zu leisten sich geweigert »uv diese Weigerung durch den Hinweis aus ibre republikanische Gesinnung be gründet haben. Selbst freisinnige Blätter bedauern diese „kindliche Kundgebung", freilich aus fürsorglichem Interesse für die Eocialdemokratie, und sind der Ansicht, daß diese Partei alle Ursache hätte, sich »kluger Mäßigung" zu befleißigen, gerade jetzt, wo ein großer Theit der Presse, durch die öffentliche Meinung unterstützt, mit Eifer für eine Verschärfung der Gesetze gegen die Umsturz- bewegung eintritt. UnS aber kommt e« gerate recht, wenn die <Lvcialdemokraten ehrlich ihre Meinung sagen »nd die Eonsequcnz davon ziehen, »nd auch bei der Bcratbung der in Aussicht gestellten Vorlagen dürfte wohl zu erwägen sein, ob nickt der Treueid auch in die ReichSversassung einzusühren sei. Wenn die scoialdemolratischeii Abgeord iirten es für angczcigt kalten, regelmäßig bei dem Hoch auf den Kaiser demonstrativ den Saal zu verlassen, dürsten sie folgerichtig auch den Treueid verweigern und so des Man date« verlustig geben. Leisten sie aber den Eid der Treue, so würde die Wiederholung jener Demonstration sie aller Welt, auch den »Genossen" gegenüber, im rechten Lickte er scheinen lassen. er Berlin, 12. Ootober. Da« „WieSb. Tagblatt" macht im Anschluß an eine kürzlich erschienene, auch sonst manche« BeachtenSwerthe über allerlei unerfreuliche Zeiterscheinunzen bietende kleine Schrift „TbersileS" ans eine erwägenS- wertbe Frage aufmerksam, nämlich die Einschränkung der Veröffentlichungen von Gerichtsverhandlungen. TaS Blatt führt au»: Mit der Oeffenllichkeit vor Gericht, die in vielen Fällen nur den Eriminalstudciiten zur Unter haltung dient, wird ein viel zu großer Luxus getrieben, wenigsten» sollte daS VeröffenllichungSrecht der Zeitungen bezüglich der Gerichtsverhandlungen gründlich beschnitten werten, denn dasselbe dient nicht etwa einem sittliche» Be- dürfniß oder trägt zur Abschreckung vor Strajlhaten bei, eS befriedigt meist nur dieNcuigkeitSgier der großen Menge Daß bei schweren Schandthatcn, gemeinen Verbrechen :c. eine össentlichc Berichterstattung ersprießlich, ist in vielen Fällen richtig; aber ist, um nur rin Beispiel zu wäblen, ein armer Teufel, der vielleicht auS bitterer Noth ein paar Rüben au» einem fremden Acker »abm. nicht gestraft genug, wenn er dasür ein paar Tage in« Gesängniß wandern muß? Zehnmal härter wird er dann außerdem noch gestraft, wenn die Presse den „Fall" verzeichnet. Dringend wllnschenSwertb muß eS er scheinen, daß ein Gesetz entsteh«, da- nicht nur die entsitt lichenden Detailberichte bei „pikanten Fällen" der Presse untersagt, sondern das weit tiefer greift und dem Gerichts bof die Bcfugniß ertbeilt, zu entscheiden, welcher »Fall" in der Presse veröffentlicht und breit getreten werdrn darf oder nicht. Die GericktSbcrichterstattung ist in vielen Fällen zu einem gefährlichen Unfug geworden und zu einem Mttcl von Sensationsblättern, ohne Schwierigkeiten auf Kosten von Leuten, die ibre Strafe bereit« dictirt erhielten, unter seasa lioncllen Spitzmarken Klatsch zu üben oder gar Witze zu reißen und gewissermaßen eine Specialbestrafung rorzunehmcn. (Allen anständigen Zeitungen würde eS willkommen sein, wenn die Gericht-böse entscheiden dürsten, welche „Fälle" i» der Presse veröffentlicht werden könnten oder sollten. Wenn die Red actio ne» eine Auswahl treffen oder au« Rücksichtnahme einmal einen Fall .todtschweigen", so werden sie der Ungerechtigkeit oder Wohl gar der Bestechlich st geziehen. D. Red. d. „Lcipz. Tagevl.") 11 Berlin, 12. October. Die socialdemokratische Parteiprcsse vcröffcntlickt dieAnträgo.welchcvon den „Genossen" zu dem Lcmiiächst i» Frankfurt a. M. stattfindendrn Partei tage gestellt sind. Eine Kategorie dieser Anträge kann An spruch aus besonderes Interesse erheben. Sie umfaßt die Vorschläge, welche zur Verkiesung und Ausbreitung der Agitation aus deni Lande geinackt werden. Die Social- demokratic nimmt bekanntlich den Mund stclS sehr voll, und so konnte man denn auch in letzter Zeit in ihren Organen lesen, Laß ihre Agitation auf dem Lande die besten Früchte gezeitigt bätte und daß e» nicht mebr lange dauern würde, bi» die ländlichen Arbciuer in ebenso großer Anzahl ihre» Fahnen folgen würden, wie e« die städtischen leider thun. Die Anträge, welche zum Parteitage gestellt sind, zeigen die ganze Unhaltbarkeit dieser Groß sprecherei. Danach will man überhaupt erst die Grundlage schassen, um eine Agitation aus dem Lande in« Werk setzen z» können. Allerdings ist damit, daß die socialdemolrariscbe Agitation bisber auf dem Lande wenig Erfolg gehabt bat, nickt gesagt, daß die« nun immer so bleiben werde. Im Gegenthril, da die Socialdemolratie mit allen Mitteln dahin strebt, auch auf dem platten Lande festen Fuß ru fassen» so wird man gut thun, zu versuchen, ob diesen Bestrebungen nicht mit dauerndem Erfolge entgegengetretrn werden kann. V. Berlin. 12. October. (Telegramm.) Die Eövne de« Prinzen Albrechl von Prrusten werden zur Nagelung und Weihe der für die vierten Bataillone bestimmten l32 Fabnen ain >2. d. Mt«, von Kamenz i» Berlin eintreffcn. Nack, der Fahnenweihe begeben dieselben sich noch auf einige Zeit nach Kamenz zurück. x Berlin, 12. October. Heute Nachmittag fand eine Sitzung de- rtaatsmintfteriuinü unter dem Vorsitz de« Ministerpräsidenten Grase» zu Eulcnburg statt. zWiederb.) (-) Berti», l2. October. (Telegramm.) Dir im „New-Aork Herald" veröffentlichte, aus Berlin vom 8. October dalirte und in ausländischen Blättern abgedrucktc Depesche über eine angebliche Meuteret unter den Reser visten des 80. Regiments ist ebenso vollständig erlogen wie die hieraus bezügliche Meldung eine« inländischen Blatte». (Wiederholt) L. Berlin. 12. October. (Priv alte leg ramm.) Der Ausschuß des Colonialratys berielb heute Uber die Frage, inwieweit bei der gcsrylicken Regelung des Aus wanderungSwesriiS aus die Besiedelung der Schutz gebiete Rücksicht z» nehmen sei. Nach der „Nat.-Ztg" wurde der Antrag des 1)r. Scharlach au» Hamburg, daß die Ucbcrsicdelung der ReichSangehörigen nach den Schutzgebieten ander« zu behandeln sei, als die Aus wanderung »ach fremden Ländern, angenommen. Der AuS schuß will die Uebersiedelung im weitesten Umfange zulassen, eS sei nur uiiuuigäuglich. sie den nolbwcndigen polizeiliche» und sonstigen Beschränkungen unterworfen z» sehen. II. Berlin, l l. October. (Privattele gramm ) In der Mciiats-Bersamiiiliiiig der Berliner Lchlächlcrinnung. wclä'c am Mittwoch im GewertSbause stattfand, machte der Obermeister den Mistzlieker» eine Mittbeilung, die einige Erregung hervorries. I» der September-Sitzung hatte die Versammlung beschlossen, den durch den Bier Doycott in Bedräugnisi gerathenen Saalinbabcr» eine Unter stützung vo»5o«>^ bewilligen. Derartige Zuwendungen bedürfe» der Genehmigung der Gewerbe-Deputation de» Magistrats. Diese Bebörde hat nun dem JnnungS Borstand streng untersagt, die JnnnngScafse zu dem genannten Zwecke in Anspruch zu nehmen. Zu derartige» UnlerstUtzungen sei die JnnungScasse nicht da. Sollte der Borstand dennoch de» Beschluß der Versammlung zur AuS sührung bringen, so würden die einzelnen Mitglieder des Vorstandes für die 500 .X' regreßpflichtig gemacht werden und e« werde ihnen außerdem noch eine Strafe von je 10 angedroht. Unter diesen Umständen blieb nur übrig, den Beschluß der Versammlung rückgängig z» machen. — Tie preußischen Provinzialregierungen sind, wie man der „Rh -Wests. Ztg " schreibt, angewiesen worden, dir Kreise und Gemeinden ihre» Verwaltungsbezirkes auf Maßregeln ausmerksam zu mache», dem Entstebcn weitverbreiteter Arbeitslosigkeit vorzubougcn oder dieWirkungen eine- unvermeidlichen Arbeit» mangels zu mildern. Wie der Staat, so hätten auch die communalcn Vertretungen >» ihrer Eigenschaft al» Arbeitgeber die Pflicht, der Arbeit» losigkeit »ach Kräften dadurch entgegcnzuwirken, daß sie all gemein und planmäßig auf eine zweckmäßige Bertbeitung und Regelung der für ihre Rechnung auSzuführenten Arbeiten Bedacht nähmen Insbesondere sei daraus zu sebcn, daß die Arbeiten, die nicht unbedingt an die JabrrSzeit oder an bestimmte Termine gebunden seien, möglichst in solche Monate verlegt würden, in denen ein Mangel an Arbeitsgelegenheit zu bejiirchlen sei. Die« gelte namentlich von solchen Arbeiten, bei Lenen anch nickt gelernte Arbeiter Berwendung sinken könnten Andererseits müßten aber auch Vorlcbrungen ge troffen werden, um einen zu großen Zufluß Arbeitsloser nach einzelnen Orlen thnnlichst zu verhindern. Deshalb sollten bei Arbeiten der erwähnten Art von den Gemeinden nur solche Leute beschäftigt werden, die in dem betreffenden Orte den Unterstützung-Wohnsitz haben oder dort wenigsten» bereit» eine bestimmte Zeit i» regelmäßiger Arbeit gewesen sind. Eine Ergänzung Liese« höchst bemerkenSwertben Ministrrral-
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