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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 15.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-15
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941015013
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894101501
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894101501
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-15
- Monat1894-10
- Jahr1894
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Tadellarilcher und Ziffer »fotz nach höherem Tartj. Ezftr«-Vctia<e« (gesal»ti, „r »tt ba» Moraeu-Ansgab«, ohne Poftbet»ch««g >4 SO—, mit Postd^orderuag ^4 7V.—. ^««ahmtschluk fiir A»B§e»r «deod-Ausgade: vormittag» 1V Uhr. Morge »-Ausgabe: Nachmittag« »Uhr. Sonn- nnd Festtag» früh Uhr. Bei den Filiale» und Annahmestelle» j» ela» bald» Stunde früher. ««zeigen sind stet« an di» z» richten. Druck und Verla» von L Pol» t» Leipzig ^?527. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Nu» Anlatz der Berichtigung der Elster I. Streck« in den Fluren Stadt Leipzig, Leipzig^ohli», Leipzig - Lindenau, Möckern und Leutzsch sind die betreffende» Grenzen dieser Fluren in die Mitte der reaulirtea Flutzläufe der Elfter und Nahl« verleg« und in den Grundsteuer - Dokumenten aachgetragen, auch entsprechend diesen neuen Flurgrenzen mit Genehmiguna der Königlichen Kreilhaupt- monnfchast zu Leipzig, bezw. de« königlichen Ministerium« de« Inner» die Gemeindebrzirksgrenzen der Stadt Leipzig und der Landgemeinden Möckern und Leutzsch, sowie die Bezirttverbands- grenz« der mitunterzeichaetea Königlichen Amtthauptmannschast ab- geändert worden Leipzig, den 3 Oktober 18S4. Die K-ntgllche Der *«th A«t»d,upr«»nuschaft Leipzig her Stadt Leipzig. 0r. Platzmaua. llr. Georgi. l i» 4819. Hildebrandt. Bekanntmachung. Zur Erinnerung an dir Buchhändler Friedrich Perthes t» Gotha und Fritdrich Iahaaae» Arammann in Jena, welchen wegen threr Verdienste um den deutschen Buchhandel bei der Feier zur Grundsteinlegung de« Buchhäudlerhause« im Jahre 1834 da« Ehrenbiirgerrecht der Stadt Leipzig verliehen worden ist, haben wir beschlösse», di« Strotz« 8 de« Reudnitzer B»dauung«plane« „Perthes- Stroh»' und di« Strotz« S deffelbe» Plane» „grommann^stratze", za benennen. Leipzig, den 13. Oktober 1894. Der >«th der Stadt Leipzig. I«. 470S/L2I4. vr. Georgi. vr. Äumpert. Montag den 15. October 1894. 88. Jahrgang. Im Hose de« Grnnbstück« Semeiadeamtsstratze Nr. ü zu Leipzig Lindenau soll Dan«er»tag. den 18. Lctaber er., Nachmittag» 4 Utzr et» au«rangirtr» Dienstpferd der berittenen Abtheilung der Schutz- Mannschaft öffentlich an den Meistbietend-» gegen sofortige Baar> zahlung versteigert »erden. Leipzig, den 13. vetober 1SS4. Da» P»Itzeta«t der Stadt Leipzig v. L. 4483. «r,»schneid«». Politische Lagesschan. * Leipzig 14. October. Neber die Sonnabend Sitzung de« Staat»«t«tstrrt«»» sind widerspruchsvolle Meldungen im Umlauf. Während unser Berliner tztz-Correspondent telegraphisch meldete, e» sei nach lebhaften Debatten eine allsritiae Ueberrin- stimmung bezüglich de» Borgeben» gegen dir Umsturzparteien erzielt worden, berichtet ein Osficiosu« dem .Hamburger Corresp.", daß da« Staatlministerium noch nicht zu end- giltigen Beschlüssen über die Verschärfung der Gesetzgebung gegen die Socialdemokratie gelangt wäre und daß weitere Sitzungen im Laufe der Woche stattfinden würden Und im .Berl. Tagebl." wird von anscheinend officiöser Seite ge schrieben: „Die Schwierigkeiten der Materie sind so grob, datz trotz de« allseitig«» Bestreben», über di» in der Malert« begründeten sach- Ischen Meinunq«verjchiedeahelt«n zu eiaer Verständigung zu ge langen, eine Formalirung bestimmter Vorschläge »och nicht er- iolgt ist." Die .Bossische Zeitung' endlich schreibt: „Die vorgestrige Sitzung wurde au«gesilllt durch den gegen seitigen Gedankenaustau'ch über den Weg und die Ziele eine» gesetzgeberischen Vorgehen« im allgemeinen. Da da« Staats- Ministerium während de« ganzen Sommer« nicht zusammen getreten ist und demnach Monate seit seiner letzten Sitzung verstrichen sind, so war ei» solcher gegenseitiger Gedaukeuaus- tauich um so nothweudiger. In die ltinzelberathung der verschiedenen Gesetzrntwürse wurde demgeniätz am Freitag noch nicht «ingetreten, sondern diese wurde weiteren Sitzungen Vorbehalten. Dem Staatsministerium lagen Entwürfe de« Reichtjustszamt« und de« Reichsamt« de« Innern und iolche de« preußischen Ministerium» de« Innern vor, ei» Lrwei« für di« Richtigkeit unserer früheren Meldung, datz ei» gesetzgederische« Vorgehen im Reich« u»d gleich- zeitig in Preutzea vorbereitet ist. Der verlaus der vorgestrige» Sitzung lätzt, wie man un« von unterrichteter Seite mittheilt, di« Annahme gerechtsertigt erscheine», datz schließlich eia Ein »er st Sn dnitz darüber erzielt werden wird, ob beide Wege, oder welcher von ihnen einzuschlagen ist." Die Officiösen in der Livree de» Reich«kanzler« benutzen inzwischen .unentwegt' die ihnen noch gegönnte Galgenfrist bi« zur Entscheidung, um den Reichskanzler wie bitber im ungewissen Zwielicht zu zeigen. So erhält die Wiener .Politische Correspondenz' au« Berlin eine Zuschrift, die un« zwar im Wortlaute noch nicht vorliegt (die .Politische Corr." ist un« wieder einmal nicht pünctiich zugegangen), über deren Inhalt aber nachstehende- Telegramm der .Franks. Zeitung' hinlänglich unterrichtet: Wien, 13. October. Eine Berliner Zuschrift an die „Pol. Lorr." erklärt, datz alle, di« nach der Zeitong«s»hde im Reiche au grotze Ereignisse »«fahr waren, sich enttäuscht fühlen würden denn in berufenen Kreisen Hab« man blo« di« Absicht, beim Reich«, tage eia« Ergänzung der Gesetzgebung dahin zu versuchen, datz der Provaganda de« Umsturzes wirksamer als mtl gegenwärtigen Mitteln eatgegengetrete» werden könne, lieber da« Wünschenswert-« solcher Dämme konnten on den leitenden Stellen Meinungsverschiedenheiten nicht herrichen; abweichend« Ansichten über die zweckmätzigft» Eonstruction könnt« umsoweniger z» Krise» führe», wenn ein starker Wille zum Ziel vormarschiere. klebrigen» Hab« da« Reichsgericht »in« Grundlage für wirk'amere Repression aller Wühlerei gesunden, indem r« Handlungen, die un- mittelbar da« Publicum piychisch beunruhigen und belästigen und dadurch di« öffentlich« Ordnung verletzen, obwohl di« äußere Roh« nicht gestört worbe» ist, ol« groben Unfug und straffällig beclarir»«. Di« richtige und energische Anwendung dieser Entscheidung in der Justiz und namentlich in der Verwaltung biete vielleicht schon bei der bestehende» Gefetzgebong ein Mittel, da« gewünschte Ziel zu erreichen. E« genügt, den inneren Widerspruch dieser ivsipiden Au« laffuog durch den Druck zu kennzeichnen Der schon erwähnte ausführliche Bericht über de «attaualltberale« Lrlegtrtrutag ist soeben erschienen und wird vor allem für die Delegirten selbst als nützliche und zuvrr lässig« Unterlage für dir Berichterstaltuag im heimischra Kreise der Parteigenossen begrüßt werden Aber auch sonst i t diese Veröffentlichung in jeder Hinsicht willkommen zu heißen. Der Bericht giebt die Verbandlungen in allem Wesent lichen auf Grund stenographischer Aufzeichnungen wieder, er stellt auch die in der Berbandlnnz bcroorgetrctenrn Meinungsverschiedenheiten in sreimiilbiger Weise i»S volle lage-licht, wodurch aber auch zu gleicher Zeit alle mißver- tänvliche» und bö-willigen Ausstreuungen über tiefe und schwierige Gegensätze innerhalb der Partei am ein- achsten widerlegt werten. Wir zweifeln nickt, daß auch jeder Unbefangene außerhalb des ParleiverdandeS nach Kenntnißnabine der Berhandlungen den Gesamnttein- druck gewinnt, wie treffend der Vorsitzende, Abg. Hob recht, die Berathung einleitete, al» er sagte: .Auch die jetzige Gelegenheit wird die Partei sicher nicht dazu benutzen, diese fragen anders al- reinsachlichzu behandeln. Jeder Bersuch, sie u Personalmacktfraqen zuzuspitzen, liegt un» ungemein ern, und e- ist eine Insinuation, die wir von vornherein urückweisen wollen, al- wenn wir, so lebhaft wir un» auch iber Wendungen freuen, die ja ganz unserer immer bckannlen Gesinnung entsprechen, daraus Capital schlagen wollten zu irgend welcken Intrigucn. Wir werden auch bei der Be- ralhung und Entscheidung über diese Kragen treu bleiben den leitenden GesichtSpuncten, die u»S immer zusammengehalten baden, wir werden treu bleiben der national«» Fahne und esthalten die liberalen Grundsätze, die wir immer auch da vrrlbeidigt haben, wo wir im Interesse der bürgerlichen Gesellschaft eS für richtig hielten, irgend eine Verschärfung der Gesetze nach der einen oder anderen Seite eintreten zu lassen/ Eine Begegnung de« vormaligen ttaktentfchen Kammer- präsidrnten Zanardrlli, der mit seinem letzten Cabinet»- bildungS-Bersuch so glänzend FiaSco machte, mit dem intransigenten Deputirten Cavailotti in BreScia hat zu einer Verständigung zwischen den beiden angesehenen Parla mentariern geführt, welche die Opposition gegen da- Cab inet Cri«p» zum Zweck hat. Die Optimisten im regieruagSseindlichen Lager halten eine Coalitton der Demo kraten und der Radikalen in der Lombardei bereit- für gesichert, wir sie in Benelien auf da« Zusammengehen der Couservaliven mit den Klerikalen und in Piemont aus da- der Moderirten und der Radicalen rechnen. Da« Ministerium bleibt demgegenüber bi- jetzt ziemlich unbesorgt, und da« mit Recht, denn die oppositionelle Suppe wird nicht o heiß gegessen werten, wie sie gekocht ist. Eine Verständigung über ein positive- Regierung-Programm ist unter den hrte- rogenen Elementen dieser neuen Opposition, die man nicht entfernt al« eine Opposition«Partei bezeichnen kann, un denkbar. Selbst Zanardrlli und Cavattotti, die in der Eifersucht auf Crispi einig sind und auch in der — mehr ober weniger aufrichtigen — Abneigung gegen da- straffe Regiment CriSpi'S einig sein mögen, dürste» sich kaum über die Ersetzung der jüngsten gesellschaftlichen Schutz- maßregeln durch andere sreiheulicheren Gepräges und gewiß nicht über «in finanzielle-, wirtbschaftiiche« oder au«ivär»ge- Progranim einigen können. Noch weniger können die« die Gioiittianer unv dir Radikale» oder die Anhänger Di Rutiln« und diejenigen Sonnino'S. Da- Gewicht, welche« ein Theil der Presse den neuesten Vorgängen hinter Len Parteicoulissen beiiuißt, ist übertrieben und wird nur au- der fortdauernden Kargheit de« politischen Erörlerung-stosse- er klärlich. Eri-pi hat guten Wind in den Segeln, denn die BolkSstimmung ist für ihn, und daß er da« Steuer mit scster Hand zu führen versteht, hat er Italien und der Welt während der letzten schweren Krise bewiesen, die zu über winden eben nur ihm möglich war. dingungen von 1871 festhält, bleiben wir ihm gegenüber Gewehr bei Futz, unbriveglich, aber auch unangreisbar." Mit der .Unbeweglichkeit" auf französischer Seite würde e- natürlich in dem Augenblick vorüber sein, in welchem sich die Möglichkeit böte, mit Au-sicht aus Ersolg den Gegner von l8i0 anzufallen und ibn zum Verzicht aus die „Be dingungen" de- Frankfurter Frieden» zu zwingen. Im .Petit Journal" fährt zur großen Gcnuathuung der französischen Chauvinisten E Iudct, alias Tristan, fort, gegen Len vom „Gauloi»" erfundenen Entschluß Le« deutschen Kaiser«, im Jahre 1900 zur Pariser Welt ausstellung der französischen Hauptstadt einen Besuch ab zustatten, Stimmung zu machen, und zwar mit Argumenten, die klar beweisen, wie sebr Diejenigen im Recht sind, welche da- Bemühen gewisser deutscher Kreise, durch ei» Uebermaß von Eourtoisie die Franzosen gewissermaßen zur Liebe zu zwingen, al- bedenklich und bedauerlich bezeichnen. Denn e« ist nicht nur schwer, bei einem solchen geflissentlichen Entgegenkommen und Liede-werben die Grenze innezuhallen, die »n Interesse der nationalen Würde nicht überschritten werden darf, sondern e« liegt auch auf der Hand, daß bei der Eigenart der Fran zosen lebe- neue Zugeständniß nur weitere Ansprüche rur Folge hat. Die Deutschen — so argumentirt ein großer Theil der Pariser Publicistik — beginnen, un- zu fürchten, darum frisch und kräftig gefordert! Erlangen wir auch nicht Alle-, so werden sie sich um de« lieben Frieden- willen dock Vielt abringen lassen. Iudet erklärt den» auch, daß da« Mindeste, wa« Deuischland zunächst bewilligen müsse, dir Ausbeiung der barbarischen Verordnung sei, welche den freien Verkehr der im französischen Heere dienenden Elsaß - Lothringer mit ihren im Reich-lande lebenden An gehörigen und Verwandten beschränke. Wilhelm H. könne doch den Franzosen nicht die Naivität zumutben, daß sie ihm ihre Grenze öffnen sollten, während er die seine den wackeren Elsässern verschließe, die aus die Ehre, französische Uniform zu tragen, nickt verzichten wollten. Die kaiserliche Politik Frankreich gegenüber zeichne sich freilich durch einen aus- sallenden Mangel an Offenheit und Loyalität au«; sie bade ein stark macchiavellistischc- Gepräge und solle nur dazu dienen. Len neu erstarkten Gegner einznlullen und zum Verzicht auf weitere Rüstungen und Vorsicht-maßregeln zu verleiten. „Wenn Wilhelm II." — so heißt e» am Schluffe de- Artikel- — „die Grenze nicht ändert, di« sein Siros,vater errichte» hat, um un- in materieller Abhinqiakeit und moralischer Ungewißheit ,u er balten, Io hat sein» geflissentlich zur Schnu getragen» Frenndichast für un- keine« Sin». Ueber seine Rebenadjichten würden wir auch dann nicht defter unterrichtet sein, wenn er dem Präsidenten der Republik die Hand gedrückt hätte. E« giebt nur «in« Wadrbeit, aus bi« wir wie aus einen Kelsen bauen können: unser« eigene Stärke. Weil wir stark geworden sind, hat Deutschland un« nicht mehr mit Krieg überzogen und deshalb nur will es sich jetzt mit un« ou«'ödnen. wir wolle» aber kein« Annäherungl Wir wollen Deutschland nicht hrraulsordero, so lange ,« aber au den Be E« ist zur Genüge bekannt, daß der Au-bruch de» chine sisch-japanische» Kriege- nirgend» unliebsamer vermerkt wurde als ,n England. Da man Japan als den eigentlichen Friedensstörer betrachtete, so wandten sich die britischen Sym- palbieil von allem Anbeginn den Ehinesen zu, und rin all mählicher Umschwung trat erst rin, als im Verfolg der Er eignisse die wahrhaft klägliche Zerrüttung der chinesischen Wehreinrichluilgen sich zur Evidenz hcrauSstelllc und gleich zeitig eine Eorruption des Mandarinenthum- zu Tage trat, wie man sie in solchem Umfange nicht für möglich ge halten hätte Indeß bei aller Anerkennung der japanischen Leistungen blieb das Pkißbehagen der englischen Politik ob der ostasianschen Vorgänge unvermindert, die Londoner Blätter wurden nicht müde, darauf hinzuweisen, daß der Autheil Groß britannien« a» dem Handelsverkehr in und mit Ostasien größer sei, atS der aller übrigen Euliurnaiionen zusammeiigenominen, und zwischen den Zeilen dieser Erörterungen konnte man gleich sam in Fracturschrift den Wunsch dcrau-lesen, daß dem Fortgange de- Kriege« und damit dem WackSthum der Gefahr eine- völligen Zusammenbruche- de- Reiche« der Mitte je eher desto besser, gleichviel aus welche Weise. Einhalt gelban werden möchte. Es konnte nach alledem nicht besrcmven, wenn letzter Tage über London die Meldung verbreitet wurde, daß Ehrna Frieden-Unterhandlungen angeknüpst und sich erboten habe, die Unabhängigkeit Korea« anzuerkennrn sowie eine Kriegsentschädigung an Japan zu zahlen. Ein solcher Schritt hätte so durchaus in der Richtung der englischen Wünsche und Interessen gelegen, als wäre er direct von der britischen Politi. inspirirt worden; daß dir rrwäbnt« Meldung aber nur ein Fühler war, der »u dem Zwecke ausgestrrckl worden, zu erkunden, wie da- Terrain zur Anknüpfung von Unterhandlungen zur Zeit allenfalls beschaffen se,n möchte, ersieht man au- dem fchlruni-ro Dementi, welche« chinesischer seit» ergangen ist. Soweit Anhalt-vuncte für di« Beobachtung der japanische» Regierung«- und BolkSstimmung vorliegen, darf man behaupten, baß der Zeitpuncl zum Anbahnen de« Frieden« auch sehr schlecht gewählt wäre. E« müßte schon ein unwider stehlicher Druck auf da« siegreiche Japan geübt werden, »m e« zu vermögen, auf halbem Wege stehen zu bleiben und einem Friedensschlüsse zuzustimme», bei dem e« so gut wie mit leeren Händen au»gingr. Woher aber soll ein solcher Druck komme»? England wird sich trotz seine» ungeheuren Intereflen-UedergewichtS in Ostasten hüten, eine isolirte Aciion zu unternehmen, die eS leicht in Situationen verwickeln könnte, denen eS nicht gewachsen wäre. Ein ge mcinsanic- Handeln aller Mächte aber erscheint bi« jetzt nur aus der Grundlage de« Schutze» ihrer solidarischen Interessen gesichert, diese bestehen aber lediglich in der Iutact- rrhaltung der Verträge, welche den in China lebenden srcmden StaatSangebörigen den Schutz ihre- Leben» unv Eigenthum« sowie ungestörte Ausübung ihrer legitimen BerufSgeschästc verbürgen Namentlich mit Rücksicht aus die Vertrag-Häsen sind die Zusammeiiziehungen und Verstärkungen der sremt- mächtlichen Geschwader in den ostasiatischen Gewässern ersolgl Darüber hinaus erstrecken sich die Ziele «ine- eventuellen Zusammenwirken«, einstweilen wenigsten«, sicher nicht; in»besondere ist noch in den letzten Tagen verschiedentlich mit Nachdruck betont worden, daß Deutschland durchau« keinc Veranlassung habe, den Japanern in den Arm fallen, und iiruerdingS veröffentlicht die .Köln. Ztg." an der Spitze de» Blatte» folgende Berliner Meldung: E« wird un» mehrseitig bestätigt, daß der Vorschlag, di» europäischen Mächte sollten schon ,etzt rin Eingreifen zwischen Japan und China wegen der koreanischen Frage rintreten lassen von der deutschen ReichSregierung abgelehnt worden ist und datz ei» solche« Vorgehen insolg, dessen von der diplomatischen Tagesordnung der Mächte sür jetzt ad gesetzt ist. ES wird daher au-sckließlich Sache der letzteren sein müssen, sich darüber schlüssig zu machen, wann und unter welchen Bedingungen sie dem schwer bedrängten Gegner den Frieden gewähren wollen. Daß sie sich aus nicht- einlassen werden, wa» nach einem .faulen' Frieden auSsteht, unterliegt keinem Zweifel. Deutsches Reich. * Verlt», 14. October. Die .Nat.-Lib. Corr.' schreibt: Von Heinrich von Treitschke'S .Deutscher Geschichte im Neunzehnten Jahrhundert" ist soeben der fünfte Theil er schienen, welcher die Begebenheiten bi- zum Jahre 1848 behandelt. Der Zeitraum zwischen dem Erscheinen diese» und de- vorigen Bande« war durch ein lange« Augenleiden de« Verfasser« verlängert worden. Der vorliegende Band behandelt ein« trübe Periode der deutschen Geschichte, eine dürre Zeit der Reaction und de« Geiste-druck«, au« der dann di« revolutionaire Bewegung hervorging. Die Vorzüge der Treitschke'scken Geschichtschreibung, warmer Patrivri»mu«, srei- mülhige« Urtheil, Klarheit t.-r Darstellung, gründliche Kcnnt- niß der Quellen, formale Schönbeit der Sprache, sind auch dem vorliegenden Bande eigen. Möge e« dem Verfasser ver gönnt sein, auch die erfreulicheren Zetten de« nationalen Auf- Ichwung« noch darzustellen * verlt«, >4. October. Der Birrboycott dauert fort, da die Einigung-Versuche, wir schon telrgrapbisch ge meldet wurde, gescheitert sind. In der gestern Vor mittag bei Bolz, Alte Iacobstraße 73, stattgehabten Be sprechung zwischen der Boycott-Commission und den Ver tretern der Brauereien, sowie der Gastwirih-vorstänbe. an welche man schon Frieden-Hossnungen knüpfte, ist e» zu einem gänzlichen Bruch zwischen den Parteien gekommen. Der Besprechung wobnien wiederum die Directoren: Goldschmidt sPatzenboser Brauerei), Finke (Schultheiß ll. Abtheilung), Knoblauch (Böhmische« Brauhau-) und Gregory, ferner säniintliche Mitglieder der soeialdemokratischen Boykott- conlmission (Singer. Auer. Mattutat, Hiffwrt, Gumpert und Millargi, zwei Mitglieder der Berliner Local- commisston (Halfter und Haake), di« beiden Gast- wirrhSvereinö-Vorsitzeiiden Feuerstein und Kuckenburg, so wie niedrere Mitglieder der Saalcommission bei. Ten Vorsitz führte wiederum Herr Feuerstein. Bor Beaina der Verhandlungen beantragte Abgeordneter Singer, auch «inigen Mitglieder» der Eommission der a»«grsprrrt«n Braurrri arbetter al- Zuberer Zutritt zu gewähren. Hiergegen erhob Tireclor Goldschmidt Namen- der übrigen Directoren Ein pruch, weit c« sich nur »n> eine Commission-sitzung und nicht uni eine öffentliche Versammlung handle. Au- diesen» Grunde seien auch die übrigen Brauereidirectoren nicht anwesend. Direktor Goldschmidt verlas sodann die Beringungen, unter welchen die Wiedereinstellung der ausgesperrten Brauereiardeiler erfolgen solle. Es tzrißt darin unter Nummer 1, daß von d«n am lü. Mai entlassenen Brauereiarbeitern 33 (welche auf einer Liste verzeichnet sieben) nicht wieder eingestellt werden sollen. Unter Dir. 2 wird bestimmt, daß die klebrigen, welche aus der Liste der Arbeitnehmer-Vertreter verzeichnet sind, wieder eingestellt werten sollen, wenn sie um Arbeit Nachfragen. Jedoch sollen diese Arbeiter keinen Anspruch aus ihre alten Posten, »och aus Wiedereiustellung »> denjenigen Betrieben haben, au« welchen sie am lll. Mai entlassen worden sind; 3) sollen auch diejenige» Arbeitnehmer, welche sonst noch am 18. Mai entlassen worden sind, aber aus der Liste der Arbeiter-Vertreter (Boycoll- conimissivn) nicht entbalten sind, weil sie inzwischen andere Beschäftigung gesunde», mtt A»-nabme von 5—4 w,rder ein gestellt werden, wenn sie um Arbeit Nachfragen. Jedoch haben auch diese keine» Anspruch aus Wiedereinstellung seiten- ihrer früheren Arbeitgeber. Abg. Singer erklärte hierauf, daß unter diesen^- Bedingungen eine Einigung unmöglich sei. Die Boyeott' commilsien habe geglaubt, daß e« sich nur um einzelne Brauerciarbeiter bandeln würde, welche von der Wirderein- stellung ausgeschlosscn werden sollten; da- glaubte die Com mission verantworten zu können, in der Erwartung, daß die Betreffenden selbst nicht den Stein de- Anstöße» bilden wollten, an welchem der Frieden scheitern könnte. Wenn aber 33 al« Opfer aus der Strecke liegen bleibe» sollen, dann bedauere er, in die Verbandlungen ringetrrite» zu fein. Da- sei dann kein ehrlicher, sondern rin ehrloser Fried«. Unter diesen Umständen beantragte er die Verhandlungen abzubrechen. Mögen die Beraittwortung diejenigen tragen, welche der Commission znnilttbeten, einen solchen Vertrag einzugeben. Dircctor Goldschmidt sprach über dies« Erklärung sein Erstaunen au-, da sowobl Herr Singer wie Aner »n den vordergebeiiken Verhandlungen doch selbst zugegeben, daß man e« keine»! Arbeitgeber zumutkeii könne, Arbeiter wieder ein- zuslclleii, mit welchen ein friedliche- Zusammenarbeiten un möglich sei- Herr Auer selbst bab« doch die Ausstellung einer Liste derjenigen Arbeiter gefordert, welche die Brauereien nicht wieder einstellen zu können glauben. Die Brauereien bieten koch die Hand zum Frieden »nd wollen nach Möglichkeit die alten Arbeiter wieder einslclle», wa- augenblicklich bei allen nickt einmal möglich sei, denn di« Anfragen ui» Arbeit seien außerordentlich. Die Herren möchten sich doch ««nmal de- Morgen« vor den Brauereien ausstcllen und sich selbst davon überzeuge», wie groß die Arbeitslosigkeit sei, da könne man den Brauereien doch nicht zumutben, nur Friedensstörer wieder einstellen zu sollen. Die Liste der nicht wieder E'nznsttllendkn sei doch klein genug und die Braue reien haben bestimmt geglaubt, daß dieselbe genehmigt werden würde. Wenn die Herren aber den Frieden nicht wollen, so werden die Brauereien sich bescheiden müssen, weitergebende Concessionen könnten sie nicht machen. Die Herren mögen dock daran denken, daß, wenn sie den Frieden nickt wollen, nicht nur 33, sondern Hunderte aus der Strecke bleiben werden Der Vorsitzende, Herr Feuer stein, gab der Commission zu bedenken, daß doch in der vertraulichen Besprechung schon die Rede davon ge wesen, daß 23 — 30 Arbeiter nicht wieder eingestellt werden könnten, und dagegen batten die Herren nicht« rinzu- wenden gehabt. Abgeordneter Auer bemerkte hierzu, daß seine- Wissen« bei der vertraulichen Besprechung eine der artige Aeiißerling nicht gemacht worden sei, sonst hätten sie schon damals dir Verbandlungen abgebrochen, 33 Aus geschlossene bedeuten lO Procent der noch Au-gesperrten. Auch er babe geglaubt, daß eS sich nur um Einige bandeln würde. Schon darum, daß sie «inen derartigen EinigungS versuch ringegangrn, hätten sie den größten Unwillen in den Arbeilerversammlungen gegen sich erregt. Unter keinen Umständen könnten sic diesen Bedingungen zustimmen. Thälrn sic die«, würden sie für ihre ganze Lebenszeit bankerott sein, und man würde mit Recht sie al- Verräther an der Arbeiter sache und der Arbeiterbewegung au-stoßen, Director Gold schmidt erklärte ebenso bestimmt, daß dir Brauereien von diesen Bedingungen nicht abgeben können, möge e« nun kommen, wie e« wolle. Hiernach erhoben sich sämmtliche Mitglieder der Boycottcommission und verließen den Saal, womit die Verbandlungen abgebrochen waren. Nachträglich constatirtr Dircctor Knoblauch au- dem Protokoll der vertraulichen Sitzung, daß in derselben doch von dem Aus schluß von 23—30 Arbeitern gesprochen worde» sei. — Ter Kaiser nahm im Lause de- Nachmittag- die Vorträge de« Staal-secretair- de« Auswärtigen, Marscholl v. Biberstein, und des ChesS de« Militaircadinet» entgegen und empfing dann Herrn v. Helldorss-Dedra. — InderEintbrilung de« Großen Generalstabe find vor Kurzem, wie die .Post" berichtet, wichtige Verän derungen eingetreten. Die birherige geographisch-statistische Abikeilung ist al« solche aufgelöst worden; ihre Ausgaben lallen künftig den Ablheilungrn zu, welche dir verschiedenen KriegStheater zu bearbeiten haben. In der Vertheilmig der letzteren sind einige Aenberungen ringetretrn, au- der I.Ab- tbrilung, welche die östlichen Krieg-tdeater bearbeitet, ist Oesterreich-Ungarn, au- der 3., welch« di« westlichen hat, ist Italien au-gesondert worden, und beide siud einer neuen 5. Abikeilung unter dem Cbes der bi«h«rigea geographisch-statistische» Abtheilung überwiesen worden. Für besondere Ausgaben wurde eine 6 Abtheilung errichtet, welche direct dem Cbes de« Generalstabe-, also keinem Oberguartier- meister, untrrsteht, ähnlich wie die krieg-grschichtlichrLbtheilung.
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