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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941017017
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894101701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894101701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-10
- Tag1894-10-17
- Monat1894-10
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1. WM W ÄWM ÄMM Mi WM N. W, Mlmch, 17. M» M. (MM-Wltbe.) Königrrich Sachsen. * LeiPztp, 16. October. Heute tras Fürst Neuß j. 8- nebst Dienerschaft hier ein und nahm Wohnung im Kaiserhos. Leipr>-, 1« Octobcr. In diesem Semester find außer mehreren Privalstipendieu sür die Studirende» der Universität Leipzig auch achtundvierzig EenatSstip^udien frei. Die Bewerbungen um die zuletzt genannte» Stipendien find bi- zum 15. November schriftlich auf der Universitätt- Kanzlei abzugeben. — Weiter ist mitzutheilen, daß im lausenden Semester anch eine Anzahl Freitische im könig« lichen Convictorium frei geworden und an Studirende zu vergeben ist. — Zur Feier des 18.Oktober, die der Patriotenbund am Donner-tag im Krystall-Palast veranstaltet, wird unS mitaetheilt, daß die Spitzen unserer Civil- und Militair- behorden ihr Erscheinen zugesagt haben. Außerdem werden officielle Deputationen der hiesigen drei Regimenter be, der Feier vertreten sein. Gegen hundert BeremSfahnen werden die neue Halle fchmllckeu und zur Erböhung der patriotischen Stimmung beitragen. Der Vorverkauf der Eintrittskarten zu ermäßigten Preisen findet nur noch heute in der Kunst handlung von Hern,. Bogel, Goelbestraße 2, statt. — Wir weisen auch an dieser Stelle noch einmal darauf hin, daß am DonnerStaa Nachmittag 4 Uhr im Goldenen Saale de- Krystall - Palastes die erste Hauptversammlung des deutschen PatriotendundcS zur Errichtung eine- Völkerschlacht-Denkmals bei Leipzig stattsindet, zu welcher jede- Mitglied nach Borzeigung der Mitgliedskarte Zutritt hat. * Leipzig, 16. October. Karl Perron von der königl. osoper in Dresden, das srübere beliebte Mitglied unseres tadttheater-VerbandeS, hat sich in anerken»cnSwerther Weise in den Dienst der Wohllhätigkeit gestellt. Der Sänger wird in einem an« kommenden Sonnabend, den 20. October, von der Gesellschaft Typographia zu veranstaltenden Concerte zum Besten der Wiliwcn und Waisen verstorbener Mit glieder austreten. Diese seltene Gelegenheit, Perron einmal wieder hier hören zu können, wird seinen vielen Freunden jedenfalls hochwillkommen sein. Wir wollen daher nicht unterlasse», daraus binzuweifen, daß in der Hosmusikalien- bandlung von C- A. Klemm die Eintrittskarten zu fraglichem Concert zu erhalten sind. — Heute Abend »/«9 Uhr wird im großen Saale des ev.-luth. BereiuShauscS wieder ein religiöser Bortrag über das Thema: »Allzeit treu bereit sür des Reiches Herr lichkeit" aus Grund von I. Petri 4, 7—11 vom VereinS- director P. vr. Roch gehalten werden. Jedermann ist freundlich dazu eingelaven. — Am heutigen Abend wird Fräulein Natalie Köhler im Saale der Ersten Bürgerschule, wie schon »ntgethcilt, einen Vor trag auS Dante'- „Göttlicher Comödie" mit der Musik von Fr. LiSzt unter der Mitwirkung bedeutender musikalischer Kräfte halten. Der Anfang d«S Vortrags ist aus sieben Uhr festgesetzt. Fräulein Natalie Köhler hat schon an derselben Stelle einen er- lesenen HörerkreiS mit den Sovhokleischen Dramen bekannt gemacht »nd gesessellt, e- dürft« daher auch der Vortrag aus des berühmten italienischen Dichter- Hauptwerk da- volle Interesse des Audi- toriumS erwecken, zumal da auch die herrliche Li-zi'jche Musik den Besuchern in vortrefflicher Weise vermittelt werden wird. Hi Leipzig, 16. October. In der Nacht von gestern zu beute hielt die Kellnerabtheilung des Christlichen BereinS junger Männer im Saale des neuerbanten BereiuShauscS, IohanniSplatz Tx eine zahlreich besuchte Monatsversammlung ab. Vor der Berathung der Tagesordnung richtete Herr !,><;. vr. Dalman an die Ver sammelten einige einleitende Worte, in denen er daraus hinwies, daß von jetzt an die Abtbeilung alle ihre Ner- samnUungcn in den neuen behaglichen Räumen abhalten werde. Sodann wurde Herr Rauch als erster, Herr Schröter als zweiter Vorsitzender des Vereins gewählt. Die im Verein gesammellen Gelder in Höbe von 52 sollen zur Anschaffung zweier Büsten für den Vereinssaal verwendet werden. Der erste Familienabend der Kellnerabtheilung des Vereins findet am 12. November Abends 8 Uhr statt. — In dem neuen Verein-Hause de» Cbristl. Verein- junger M änner, Iohauni-f»latz 3, berichtet heute Abend Herr Vereio-srcretair Jäh nicken au« Berlin über seine Tbätigkeit unter den Arbeitslose» in Verbindung mit der sogen. .Schrippenkircke" in Berlin lk. Nähere- siehe im Anzeigeulbeil diese- Blatte-, ft Leipzig, 16. October. In Bonorand'S Etablisse ment feierte am gestrigen Nachmittag, unter zahlreicher Be- tbriligung der Freunde der Anstalt und der Angehörigen ihrer Schülerinnen, die Steiner-Reinhold'sche Schule sür Mädchen ihr Schulfest. Bei dieser festlichen Gelegen- beit wollten natürlich auch die Elevinnen zeigen, was sie in der edlen Kunst des Gesanges und der Deklamation mit Fleiß und Ausdauer gelernt haben. Die ansprechenden, liebenswürdigen Vorträge wurden durch Gesänge der jüngsten Schülerinnen eröffnet, die mit Frische und Humor da- schlesische Volksliedchen: „Was haben die Gänse für Kleidung an'?" und »Eine kleine Geige möcht' ich haben" von I. Lachner sangen. Abgesehen von einem Violinvortrag mit Pianosorlebegleitung war der übrige Theil de- Programm- dann theatralischen Genüssen gewidmet. Trefflich wurde die Märchendichtung „Aschenbrödel" von E. Loo«, in Musik gesetzt von F. Witzmann, von den Schülerinnen zur Auf führung gebracht. Die einzelnen Rollen waren mit Liebe ein- sludirt und der Chor, der aus der ersten bis sechsten Classe gebildet war, löste seine Ausgaben zu voller Zufriedenheit. Die klaren, schmelzvollcn Mädchenstimmen zeigten sich wacker geschult, und mau merkte, daß mit dem Herze» gesungen wurde. An zweiter Stelle brachte das Programm zum Schluß ein englisches Stück, „Hie k>t»I Oomposirio»'', das den Be weis erbringen sollte, daß die Zöglinge der Schule nicht nur in ihrer Muttersprache, sondern auch in fremden Sprachen wvhlgeübt sind. Diesmal galt eS Bravour im Englischen an den Tag zu lege». Nach den Ausführungen folgte ein ge selliges Beisammensein, dem wir jedoch nickt mehr beigewohnl haben. Der Eindruck, den wir von dem Schulfeste mit fort nahmen, war ein durchaus günstiger. DaS Fest hat uns vor Augen geführt, daß ein guter Geist die Anstalt regiert und daß junge Mädchen daselbst eine Städte finden, wo Geist und Gemülh in gleich edler Weise gestärkt und gebildet wird. — Ihr 25jährigeS GeschästSjnbiläum feierte vor Kurzem die Firma Tanck L Kraeaer bier, PeterSstraße 6, deren alleiniger Inhaber jetzt Herr Ed. Ludw. Tanck ist. — Der „Leipziger UntversitätS-Kalender" (Verlag von Gustav Fock) ist webe» in seiner neuen Bearbeitung sür da- Wiuterseinester 1804 05 erschienen. Auch in dieser Au«gabe wieder rechtfertigt da- Büchlein in ieder Beziehung den guten Rus, den e» sich erworben. Mit der Fülle und Zuverlässigkeit seine- Stoffe- qualificirt «- sich als eia brauchbarer Führer sür unsere Leipziger Musenjvhnr. -fs Line schwere Rückenquetschung zog sich gestern Mittag der 1872 in Groitzsch geborene Arbeiter Gustav Kuhfuß, welcher in einer größeren Lisenbandlnng in Plagmitz beschäftigt ist, dadurch zu, daß er beim Absahren eine- Wagen- zwischen den Wagen und einen großen Kessel gequetscht wurde. Seine sosortige Ueberiührung mit Krankenwagen nach dem JacobshoSpilal machte sich not wendig. sch In einen Topf kochenden Wasser- trat der 4 Jahre alte Sohn einer Privat« au« Zwenkau mit den Füßen und zog sich dabet eine so schwere Verbrühung derselben zu, sodaß er dem IaeobehoSpital in Leipzig zugesührt werden mutzte. ss Seinen Verletzungen erlegen ist der giinmermann Friedrich Däbritz aus Gohlis. Derselbe zog sich, wie wir s Z. meldeten, beim Tran-port eine- GeldschrankeS durch Herab- stürzen aus der 2. Etage in den Hos derart schwere Verletzungen zu, daß er sogleich dem Krankenhaus« zugesührt werden mußte. 8 Aus dem Bureau de- Stadttheaters: Im Neuen Theater gelangt beute Beethoven'- Oper „Fidelis" zur Aus führung. — Im Alten Theater geht als 6. Vorstellung zu halben Preise» Rudolf von Gottschall'S Schauspiel „Amt, Nobsart" in Scene. — Die neue Oper „Der Pfeifer von Hardt" bringt einen besonders volkslhiinilichen Stoff aus die Scene. Jedem wohl ist Hauffs poesieuniflosskne Lichtenstein-Erzäh- lung bekannt, und die Gestalten des alten Rebellen und treuen Freundes de- Herzogs Ulerich, de- Pseisers, die des Georg von Sturmfeder aus der holdseligen Maria von Lichlenstein sind gewiß auch unserem Leipziger Publicum längs« vertraut» geworden, vr. Herm. Haa- schm an- der genannt«» Erzählung da- Textbuch d«r Oper Ferdinand Langer'-, di« uuamehr am kommenden Freitag zur erste» Ausführung gelangt. — Frau Lilia» Nordica, welche am Sonnabend an unserem Stadttheater di« „Elsa " singt, macht gegeinvaulig einen wahr»» Siege«zug über di« deutschen Bühnen. In Frankiurt a. M. und München ward« dir Künstlerin, die den Grundstein ihre- Ruhme- in Bayreuth legte, mit begeistertem Beifall überschüttet und soeben meldet uu« eia Telegramm au« Eoburg, daß Frau Lilian Nordica, welch« vorgestern dort unter brauseudein Beifall die „Elia" saug, unmittelbar «ach der Lorstelluug vom Herzog Alfred dnrch die Verleihung de- Kainmerlängerio-TitelS und der goldene» Medaille sür Kunst und Wissenschaft au-gezeichne« wurde. Frau Nordica tritt hier nur die- eine Mal aus. Billet- sind täglich an der TageScaffe de- Neuen Theater» zu entnehmen. 8 Krystall-Palast Am Montag Abend producirte sich im Parterre-Saale die „Eompagnia Bella Napoli" zum ersten Mal«. Der reich gespendete Bestall de» Publicum- bewies, daß in Leipzig volles Versländniß für die eigenartigen Genüsse vorhanden ist, die die neapolitanischen Künstler bieten. Dieselben beginnen ihre Concerte um 8 Uhr Abends. Las Entree beträgt 50 «nd Dutzend- und Veretnskarlen haben Giltigkeit. — Da- Marine- Panorama im Kuppelbau der Alb,«hall« ist täglich von früh 9 Uhr ob geöffnet und beträgt da- Entree 1 .Al, sür Kinder 50 -H. — Im Schloßkeller findet heute Abend zur Erinnerung an dl« Schlacht bei Leipzig ein patriotisches Festconcert statt, da von der gelammten Capelle de- 8. Jnsanterie-RegimentS Nr. >07 unter Leitung des königl. Musikdirektor» Herr» C. Walther aus- geführt wird. Das Programm sür das Concert ist als Inserat in vorliegender Nummer abgedruckt. 8 Im Etablissement Schloß DrachenselS in L.-Gohlis veranstallct am heutigen Mittwoch Abend Herr Musikdirektor Günther Coblenz mit seinem neuen Leipziger Concert - Orchester einen große» Walzer-Abend. Jetzt in den Tagen de« Strauß- Jubiläums dürste eine solche Veranstaltung einem Jeden hoch- willkommen sein. Das Programm des Abends weist die beliebtesten Walzer auf. Eine besondere Anziehungskraft erhält der Abend noch dadurch, daß an ihn« der beliebte Direktor der Capelle, Herr Günther Coblenz, als Solist auftrit», und zwar in dem Händel'scheu Largo sür Orgel und Flöte. * Clrimnin, 15. October. Der „Verein zur Hebung de« Verkehrs in Grimma" ist in der angenebmen Lage, folgenden Bescheid mitlheilen zu könne», der aus die an die General- dircction- der königl. sächsischen StaalSeisenbahncn gerichtete Petition eingeganzen ist: „Auf die von Ibncn an erster Stelle Unterzeichnete Eingabe vom 5. September dS. Is. betreffend die Einlegung zweier Züge auf der Strecke Leipzig-Grimma, erwidern wir ergebenst, daß die ge stellten Anträge im Wintersahrplan keine Berücksichtigung baden finden können, da dieser bei Eingang des Gesuche- bereit- feststand. Die ausgesprochenen Wünsche sollen jedoch bei den Vorarbeiten für den Sommerjahrplan einer ein gehenden Prüfung unterzogen werden, von deren Ergebniß wir Sie seiner Zeit in Kcnntniß setzen werden. Wir stellen Ihnen ergebenst anheim, di« Milunterzeichner der Eingabe hiervon zu benachrichtigen. Hoffman»." Man darf an diesen Bescheid wohl die begründete Hoffnung knüpfen, daß die Prüfung im Sinne der Bittsteller auSsallen wird und wir u»S bald der langersehnten besseren Abendverbindung aus Leipzig und Morgenverbindung mit Dresden erfreue» können. -r- Chemnitz, 16. October. Schon oft hat sich bei Neu wahlen für die Handels- und Gewerbekammer der Uebclstand fühlbar gemacht, daß gewisse Industrie- oder ErwerbSzweigc gar nicht vertreten waren, und daß auch nicht alle Orte des Bezirke- berücksichtigt werden konnten. AuS diesem Grunde ist an die Regierung die Bitte gerichtet worden, sie möge ihre Zustimmung dazu geben, daß sowohl die Handels-, wre die Gewcrbekauiiuer um je drei Mitglieder verstärkt werde. Eine solche Verstärkung entspricht noch lange nicht dem WachSthum unserer industriellen und gewerb lichen Thätigkeit; aber sie wird doch manchem noch nicht ver tretenen Gewerbe die Möglichkeit bieten, Vertreter zu entsenden. * Ztvlckan. 16. October. Die apostolische Gemeinde bierselbst hielt bisher ihre Gottesdienste in einem gcmietheten Saale. Jetzt hat sie sich ein eigene- Gotteshaus errichtet, welches vorgestern unter entsprechender Feierlichkeit eingewciht wordtn ist. Baumeister Schäfer und Zimmermeister Queck haben daö neue Gottr-Hau» gebaut. — Pastor äs» Morgen- stern wurde gestern als ReligionSlebrer am hiesigen Gmnnasium feierlich verabschiedet, gleichzeitig aber durch Rcclor Professor vr. Gerth der Predigtaintscanvidat Vr. Jahn au- Dresden als dritter ReligionSlebrer am diesigen Gymnasium eingewiesen Herr Morgenstern ist als Pfarrer nach Siebenlehn berufen worden. — Für die hiesige Garnison sind neuerdings gesonderte Garnison« gotteSdien ste in der S». Marienkirche eingerichtet worden. — DaS königliche Ministerium des Innern hat dem Hüttenarbeiter Theodor Gündel ini Vorort CainS- dors sür die am 14. Juli d. I. mit Mutb und Entschlossen beit, wie eigener Lebensgefahr bewirkte Errettung de- Schlosser- Münch vom Tode de-Ertrinkens in der Mulde die silberne Lebensrettungsmedaille verliehen. — Bei der im Vorort WilkaustattgefundenenPreiSthierschau waren 140 Rinder, außerdem Geflügel, Bienenschwärme, land-und bienenwirtbschaft licke Gerälhe. Maschinen rc. ausgestellt. E-wurdenausBnllen 5, Kühe 32, Kalben 3l Preise zu je 60 40 und 20 bezahlt, als vierte Preise AnerkennungSbilder, ferner für Ge- sanimtleistung eine Ehrenurkunde des landwirtbschastlichcu Kreisverein- im Erzgebirge, im Gleichen 5 Ehrenpreise ge stiftet von der Gemeinde Wilkau, vom landwirthsckastlichen Verein Vielau und von der BullenbaltungS-Genossenschaft CunerSdorf gewährt. — Gestern hat sich hier bereits wieder ein hiesiger Einwohner durch Erhängen entleibt. — Beim Tanzen glitt vorgestern ein Lagerhalter aus und brach ein Bein. — Gestern begann hier der Hcrbstjahrmarkl mit dem EngroSgeschäft, da- sich in Leinen, Schuhe, Wolle und Topswaaren recht gut entwickelte. — Gestern wurden hier vereinzelt Schneeflocken beobachtet. t. Crimmitschau, 15. October. Gestern fand in Werdau die Herbstversammlung der königl. sächs. Militairvereine der AmtShauptmannschast Zwickau statt, welcher auck Herr BezirkScommandeur Major Weynert-Zwickau mit Len Herren Landwehr-Osficieren beiwohnte. Nach Eröffnung und Begrüßung der erschienene» ca. 600 alten Soldaten nahm der zum BnnkeSehrenmitglied ernannte Herr BezirkScomman deur da- Wort, um Die Mitglieder der Militairvereine zu ermahnen, stets des FabneneideS eingedenk zu sein, die Liebe zu König und Vaterland, Kaiser und Reich hoch zu halten und die Kameradschaft zu pflegen. Den zündenden Worten folgte ein Hoch aus die Militairvereine Beschlossen wurde die Verstärkung de« Bezirksausschusses aus l5 Personen, welche von den einzelnen ÄmtSgerichtSbezirken zu wählen sind. Zur Theilnabmc an dem Krieger-Extrazug nach den NeichSlanden im kommenden Jahre wurde besonders ausinerksam gemacht. Die nächste Zusanimenkunst findet nach Beschluß der Versammlung, an welcher 56 Vereine mit 00 Stimmen lhcilnahmen, in RcinSdorf bei Zwickau statt. — Gestern feierte Herr Bürgersckullehrer Nickel sein 25 jähriges AnttSjubiläum und heute Herr Zeuchinachermeister K. H Vogel sein 50jährige- Bllrgerjnbiläum. ff Cibciistock, 16. Oclodcr. Der Prinz-Georg-Thurm anf dem Kuhberge bei Sckönbcide, dem von den Naturfreunden so geschätzten AnssicktSberge, ist seit seiner Eröffnung, Jul, d. I., von 612«, Erwachsenen, l623 Kin dern und 35 Schnlclassen besucht worden. Postkarten mit Ansicht wurde» 305» Stück verkauft. Der Tburm wird Ende October geschlossen. — Gestern wirbelten hier in diesem Herbste zum ersten M>Ac die Schneeflocken vom Himmel bernieder. Aus den Wiesen lagert noch zum Theil der letzte Schnitt, und die Kartoffelernte ist ebenfalls nock nicht de endigt. In der Gegend von Iohanngcorgenstadt stehen theilweise sogar noch Korn und Hafer. Die Hoffnungen auf eine» schönen Herbst sind arg enttäuscht worden. x Zchmarzcnberg, 16. October. Gestern Abend brannte in Sckwarzbach bei Elterlcin da- umfangreiche Gehöfte des Gutsbesitzer« Ehregot« Georgi nieder. Das Viel, (gegen 20 Stück Rinder) wurde gerettet. Der Besitzer hat nicht versichert. U -l»s Vom Vogtlandr, 16. October. Am vergangenen Sonntag versammelten sich in Elle selb gegen 250 che- ^enilleton. Lesfing im Leipziger Lurgkeller. Von Rudolf Rost. Nachdruck »erboten. An einem Herbstabende des Jahre- 1747 gingen drei junge Männer vom Grimmaiscken Thore in Leipzig aus nach dem Halleschen Thor, durch welckeS sie sckrillen, um über den Brühl und die Kalharinenstraßc entlang den Burg keller zu erreichen Diese drei waren Lcssing, der seit einem Jahre in Leipzig sludirte, und sein« zwei Freunde, der Schau spieler Brückner und Christian Felix Weiße, der, dnrch Lessing ausgesordert; sich der dramatischen Dichtung zuwandtc und zusammen mit Lessing sür das Theater arbeitete, um sich freien Eintritt zu verschaffen. Auf dem Markte sagte plötz lich Weiße zu Lcssing: „Den heutigen Abend wollten wir doch mit MyliuS und Naumann auf Ihrer Stube zubringen?" „Diesen Abend!" entgegnete Lessing, „nun dann treffen wir sie auch hier im Burgkeller, wir setzen unS in ein Eckchen zusammen »nd bringen den« Anakrcon ein GlaS dar!" „Gewiß, lieber Lessing", setzte Brückner biuzu, „Sie dürfen unS nickt verlassen. Herr Weiße, steigen Cie mit nnS hinab! Hören Sie nur, wie laut eS da zugeht!" Im Leipziger Burgkellcr verkehrten zu dieser Zeit meistens Studenten. Ein betäubender TabakSrauch schwebte über den Häuptern der Zechenden und bildete unter dem Spitzgewölbc be« Keller- eine rubige Wolke, welche der röthliche Strahl einer vom Schlußstein der Spitzbogen herabhängcnden Lampe erleuchtete, die zum Anztinden der Tabakspfeifen diente, wäh rend durch die Kellerfenstcr noch da- Nachmittagslicht hin reichend hell einsiel. Bei näherer Betrachtung dieser Gesell schaft konnte man bald mehrere abgesonderte Gruppen unter scheiden, indem an einem Tische mehr ruhige Gäste aus dem jüngeren Bürgerstande saßen, welche dem Treiben zuschauten. An einem anderen, mehr seitlichen Tische unterhielten sich einige ernsthaste junge Männer, die gleichgiltig gegen die laute Freude der Anderen erschienen. In der Mitte des Locales aber an einem großen runden Eichentische saßen mehrere jubelnde und redselige Studenten, die den eigentlichen Stamm der Gäste zu bilden schienen. Sie waren säninttlich Mitarbeiter an den „Bremer Bei trägen", einer Zeitschrift, die im Jahre 1745 von mehreren jungen Männern, die in Leipzig stndirten, gegründet und im Gegensatz zu der bi- dabin herrschenden sogenannten Gotlsched'schen Richtung aus dem Gebiet der deutschen Literatur stand. Alle Mitarbeiter an den „Bremer Beiträgen" waren durch die engste Freundschaft verbunden; entgegen der steifen, pedantischen, diktatorischen Gelebrtenmicne Gottsched« herrschte eine fröhliche, glückliche Stimmung unter ihnen, nock mehr gesteigert durch edle« Selbstgefühl, geweiht durch dichterische Wärme, geheiligt durch gegenseitige Achtung ge läutert durch sittliche Würde. Sie versammelten sich wöchent lich, unterwarfen die vorher in Umlauf gesetzten Arbeiten der strengsten Kritik, lasen sie vor und die ganze Gesell schaft rntfchird über die Ausnahme eine- Stücke» m dir Ztitschris». Eben war Eramer ringetreten, der später eia berühmter Kanzelred»» wurde und durch seine Oden auf Luther, Melancktbon n. a. große« Aussehen erregte. Derselbe hatte kaum die Gesellschaft am Ncbentischc bemerkt, welche sich, abgeschlossen von dem allgemeinen Gelage am runden Stamm tisch, aus eine rubige Weise nnlerhielt, als er schnell auf sic zuging, weil er Freunde erblickte, die ihn auch willkommen bießen. „Ich bin hierher bestellt, um einem AbschiedsschmauS beizuwohnen", redete Cramer einen jungen Mann an, welcher seine geistig-schwärmerischen Augen prüfend aus ihn richtete. „Ja, auch uns ergeht eS so", versetzte der Andere, der kein anderer als Klopstock war, der Dichter de- „MessiaS", dessen drei erste Gesänge er im nächsten Jahre in den „Bremer Beiträgen" veröffentlichte; „aber der sokratische Becher findet hier leine gute Stätte sür den Trunk der ewige» Freundschaft!" Plötzlich wurde das begonnene Gespräch unterbrochen, indem ein lautes Geschrei unter den Studenten am Stamm tisch entstand und der allgemeine Nus ertönte: „Willkommen! ES lebe der Renommist!" „Gegrüßt seit ihr Freunde k Heda! Ist der Punsch fertig?" so ries Zachariä, in den Keller tretend und da- Willkommen der Freunde durch fröhliche- Schwenken mit dem Hute erwidernd. Er wurde Renommist genannt nach seinem ersten größeren scherzhaften Heldengedicht „Der Renommist", in welchem die Zustände des damaligen Leben-, besonders in Leipzig, treffend geschildert werden, was folgende Verse beweisen: Ganz Leipzig hob sich nun halbtaunrelnd in die Höh', Zur Arbeit ging der Man», di« Daine trank Kaffee, Tie Schöne malte sich »üt Rost» ihre Wangen Und Lilien blühten aus, die in der Nacht vergangen. Im ganzen Leivzig war kein einzig Mädchen alt, So sehr verbesserte die Schminke die Gestalt; Kein Mütterchen fuhr aus, die Mosche mußt' es decken, Und wo auch keines war, lag doch «in schwarzer Flecken. Zachariä gab vor seiner Abreise nach Göttingen, wo er seine Studien sortsetzen wollte, seinen Freunden noch einen AbschiedStrunk. Nachdem die dampfende Punschbowlc aus den üichentisch gesetzt und die Freunde alle Play genommen, rief Zachariä, indem cr die Gläser füllte und die Stadt Leipzig koch leben ließ, „nun trinkt z»m letzten Mal auf meine Kosten!" „Es lebe der unsterbliche Renommist!" riefen die fröhlichen Zecher und ließen die Gläser erklingen. Eden Hallen sie ein Lied beendigt, als Lessing mit seinen Freunden Brückner und Weiße die Stufen hinabstieg und aus den Tisch zueilend rief: „Was trinkt ihr denn?" „Punsch!" ward ibm zur Antwort. „Trinke mit. Lessing, beute kostet es nickt«! Zachariä giebt seinen AbschiedS- schmauSI" „Was höre ick! Punsch zum Abschied! Hat Jemand schon gekört, daß Horaz und Anakreon ein Pnnsch- lied gesungen haben? Heda, Wein hzr!" „Lcssing!" riesen mehrere Stimmen zugleich, „wa- fällt Ihnen rin? Trinken wir doch Punsch!" „Ich will aber Wein!" entgegnete Lessing und zog einen Beutel voller Geld au« der Tasche, den er hoch emporhielt und dessen Jnbalt er schüttelte. „Wer hat Ihnen da- geborgt. Herr Lessina?" fragte Zachariä, indem er laut lachte. „Kein fremde« Geld!" ries Lessina. .da» ist rin Ehrensold, da» Honorar sür mein erste« Lustspiel: „Der innge Gelehrte!" Während Lcssing und seine Freunde sich abseit» setzten und dem aufgetragenra Wein tüchtig zusprackrn, schien Zachariä im Herzen unzusrieden darüber zu sein, daß sein Punsch weai-rr Zuspruch staden sollte al» Lessing'- Wein. Er forderte deshalb alle von ihm eingeladenea Freunde auf, seinen AbschiedStrunk nicht zu verachten und schloß zwar scherzhast, aber doch eine gereizte Eitelkeit dahinter versteckend. Lessing und dessen Mitzecher von seiner Abschiedsgabe au«. Es bildete» sich nun zwei Parteien, indem die Mitglieder der „Bremer Beiträge" auf die Seite des Punsche«, die anderen aber auf die des Weine« traten. Es konnte natürlich nicht fehlen, daß bald Neckereien und Stichclredcn hin- und herüberflogen. Nachdem nun der Wein und Punsch ihre Wirkung nicht verfehlten, stieg der Humor mit jeder Viertelstunde und die Gesichter der Trinker glänzten in vergnügter Stimmung de« beginnenden Rausche«. Jetzt war der Zeitpunct gekommen, wo der etwas schüchterne Weiße und auch der Theologie studirende Johann Adolf Schlegel, Vater der berühmte» August Wilhelm und Friedrich Schlegel, eS für gut fanden, sich ohne Aussehen auS dem Keller zu entfernen und dem bereit» früher still davon gegangenen Klopstock zu folgen. Die Anderen aber zeckten weiter! Manch schrrzbasteS, aber auch manch ernstes Wort wurde noch gewechselt. An diesem Abende war «S, wo Lcssing die Bekanntschaft eines Studenten Fischer aus Coburg machte, der gerade einen Stubenburschen suchte, weil ihm seine Wohnung zu theuer kam. Lessing, der bisher in dem Stadtpseifergäßchcn (jetzt Magazingassc) mit dem Theologen Bartels zusammen gewohnt hatte, von dem er sich aber gern trennen wollte, war über diesen Tausch sehr erfreut und zog schon in den nächsten Tagen in die alte Baderci auf der Burgstraße, in der Nähe der TbomaSschule. Nach und nach verließen die Bremer Beiträger Leipzig, auch Lessing begab sich bereit« im nächsten Jahre nach Berlin, so daß außer Geliert und Rabeucr Niemand mehr blieb. Adolf Schlegel fand eine neue Heimath im Hannvverschcii, Cramer und Klopstock wanderten später nach Dänemark, Zachariä tras mit Gärtner, der zwar selbst wenig producirte, aber 1744 (also vor 150 Jahren) der erste Gründer und ernste Lenker der neuen Zeitschrift war, in Brannschweig zu sammen, und eS verjüngte sich hier der literarische Männer- krei», welcher unter geistes- und gemüthSverwandlen Jüng lingen entstanden war. Aber alle schauten doch mit Weh- niuth »nd Stotz ans diese» Dichter- und FreundschaslSbund Zurück und gedachten mit Entzücken der seligen Tage, welche te iu Leipzig verlebt. Wie die Mifik entstand. Märchen von E. von Mickwitz. Au» dem Schwedischen übersetzt von Else Hosmann. Eine« Abend« war ich in einem schönen Concert gewesen. Ich war so versunken in die Töne, daß ich kanm bemerkte, wa« um mich vorging, bi- da« allgemeine Lärmen mir zeigte, daß da« Concert auS war und nicht» übrig blieb, als nach Hause zu gehen. Da war eS mir, al- könnte ich kein Glied mehr rühren, al- wäre Da-, wa» allein mir Leben geben könnte, sortgkflogen und hastete irgendwo im Raum Am Abend konnte ich nickt riascklafen, die Gedanken stürmten so in mir, sie drohten, mir da- Hirn zu zer springen — — Du rigenthümlicke Musik, Du, wetcke in jedem feinfühlenden Menschenbrrzen lebt. Du, die niemals alt wird, nie stirbt, du hoh«, gehrimaißvolle Universal» spräche — wortreicher als jede andere — wo ist Deine Heimath? Wie bist Du aus unsere Eide gekommen? Aber nach und nach versank Alles im Nebel, ich vergaß die Töne. Da war eS mir, als ob Iemanc an mein Lager träte — eine eigeittbiimlichc Erscheinung, strahlend, in menschlicher Gestalt, blo- viel seiner — viel schöner. Sie beugte sich über mich, berührte mich sanft und flüsterte: „Komm', komm'!" — Ich stand auf und solgte ihr; sie schwebte voran«, anä, ich fühlte, daß ich Flügel batte; wir flogen fort, durch dunkle Gassen — hinaus, immer höher durch die Lust! — Wie lauge jene Reise dauerte, weiß ich nicht, aber wir befanden uns plötzlich außerhalb unsere« LuflkreiseS, im Acthcr. — Da wandte der Engel sich zu mir: „Kannst Du hören?" Ein Bebe» ging dnrch meine Seele in» uns war die überwältigendste Musik — Das war ein Reicklbuiu a» Harmonien, ein Wachsen, Fallen und Steigen, ein schmelzen der, unmittelbarer Klang, wie ihn kein Ohr hören und kcm Gedanke denken kann. „Kannst Du sehen, kannst Du sehen?" suhr mein Be gleiter flüsternd fort, „sieb um Dich, sieh über Dich, sieb unter Dich, überall, überall schließt sich Unendlichkeit an Unendlichkeit und in Allem ist Leben. Siebst Du alle jene funkelnden, glühenden Himmclskörpcr, eS ist ein Wechseltet'«:» von Milliarden Welten — und Tu hörst Töne entstehen dnrch ihre Bewegung, wenn sie sich um ihre eigene Achse drehen oder um ibre Centralsonne kreisen. — Ein Theil ist glühend, andere sind gaSjörniig, andere fest und ein Jeder hat seinen Ton, seine Stimme; einige leise, andere gewaltig brausend durch Jahrtausende und Jahr- tausende; auch Eure kleine Erde hat ihren Ton im weiten Raum. Und Du hörst neue Harmonien, immer neue ans jedem nencn Himmelskörper, welcher entsteht oder seine Form ändert; ein jeder kleine Meteorstein trägt zu der großen Harmonie bei — und der Ton stirbt dahin, wen» ein Himmelskörper vergeht!" „Aber", wandte ich ein, „sage niir, warum sangen wir nickt einen einzigen von all jenen Tönen aus unserer Erde aus?" — Da lächelte die Lichtgestalt: „Ja, siehst du, das ist es eben — Ihr sangt sie schon aus — nur indirect, Eure HLriierven sind so begrenzt, daß sie bloS einen bestimmten Stärkegrad vom Ton aiisnebmen könne». — Ibt hört etwa« gleich der Grillcnsprachc, welches Ihr als Sphärciiharmonie ausfaßt — aber eS ist dennoch etwa- von der himnilischen Musik im Aether — denn jede Seele, welche die Erke bewohnt, bat sich vor ihrer Geburt, vor ibrer Verkörperung aus einem jener leuchtenden Himmelskörper besnnten. — Aus ibrer Fahrt durch den Aethcr hat jede diese Töne gekört; einige seiner« Seelen aber sind ganz von ihnen durchströmt, und da» sind just solche, welche ihre Seelenerinnernng erweitern können und Lichtblicke haben, wo sie sich unserer Harmonien erinnern und wo sie einige von den Tönen zurückgeben können. Man nennt sie Schöngeister und weint und jubelt ibncn z». Siebst du, daher empfinden alle etwas AehnlichcS, wenn sie Musik hören, bis hinunter zu de» gei ingsten Seelen, den dunkelsten Herzen. Ein Jever fühlt dieselbe sriedlose Sehnsucht nach einem freien Flug durch den Aether. "
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