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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 01.11.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-01
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941101015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894110101
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894110101
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-01
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-in- Morgen-Ausgabe. G»»ü8»r ^^I^^^I^^^M^IUtGaKch V?NH» N»«8T>8^ MchmiV»öh» UMY«, «ch LnEir ^ASLMMSAL" FI»«!»,! TagMall NL p«t. «d «a^ppiotz ^ Anzeiger. Lr-a« filr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ««-eigea^prM die 6 gespaltene Petit-eile 20 Psß. Reklamen unter dem Revactionlstrich jöao» spalten) üO^L. vor de, FomiUennichnch», (ügrspaUen) Gröbere Schriften laut unsere« H«is. verzeichaiß. Tabellarischer und gtffäusutz »ach HSderem Tarif. Extra-Beilage« (gesalzt). „r »it der Morgen-AuSgab«, ohne Postdestzrdei»»« ^it 60.—, mit Postdefördering 70.-. Ilnvahmrschluß fiir Ätyrlze,: Abe»d»«utgabe: vormittag« 10 Uhr. Morgr».Ausgab«: Rach«tttag1 «Uhr. Sonn» «nd Festtag» früh '/,S Uhr. vei den FNialen und Annahmestellen je ei« halb« Stund« früh«, «nietet» sind stet« au di« «r»e»Ma» zu richten. Truck und Verlag vo» G Pol» k, Leipzig ^N8. Donnerstag dm l. November 18S4. 88. Jahrgang. 8 «Mliche Bekanntmachungen. Vermlethmkgen. 8» de» uachgeu«»»te, der Stadtgemetud« Leipzig gehörigen mdfltckrn flnd folgeud« Mt«thr»um« g»gr» vtrrtel- b«z. halb, itgr Kllndiauua anderweit zu v«r»teth«u: 1) Wie Börse —Nafch«artt — v»rk,af«gk»ölb« Nr. S. 9) Grt««atfche Gtvatzr Nr. G, «iu« groß, «ohauug im ». «tu» Nohuuug i» III. Obar^schoß, K^'.W» f^K^ÜÄ - Kn »ell.rraum »WsrrUUM M». L — Ur»>eiPOR» — et» xeuerraum, Peter« stetu»ea Nr. 1? — Griiue Ll»2e — «in« «ohuung i« U. Obergeschoß de« HiutergebäudrS, -) OrRtl N». »I — Sauueuwaisar — «in« groß« Wohuuug »LLMiÄ.».,. ». zmei getrennt« V«rk»os«gew0lb», d. «in« Wohnung im l. Obergeschoß, 2) Ge»ei»2e-«1-str-tz, Nr. 4 tu krtzlzig»Li«»«««». Ntederlaglrüam«. ») Ge»et«»ra»t»ftr«ße Nr. 4 i« Leiz>zi--Liayeuau, zwei Wohuuug«» im II. Obergeschoß 10) «te Straße Nr. 22 — »tz«»-lt,e- Nattha«» — «» Letpzig-^lagtottz, di« ehema». Kirchenetzpeditiousriium» tm 11) D»»ttztftr«tzr Nr. <4 i, Leipzig - Klriuzschacher — alt« Gchutr — rin« Wohuuna iu d«r 1. oder lll. Stag«, rv Aoitzrutzaiuer Straße Nr. 1»2 t» Lripzig-Thouderg. ». «tu« Wohuuug t« l. Obergeschoß, d. «iu« Stube tm ll. ObergejchoS, 1») »etNeuhaiuer Straße Nr. tt4^ 1» L«ipztg'Tta»»«r,. iL-ML'L. «bttzeilnugr». LNurzmee» Straße Nr. »2 i« Leiz-ztu^keusellerhause», chm Wohuuua t« II. Obergeschoß link«. Mar»» Nr 1 — etze«attae» Nattztzaa« — tu Leipzig» «tu« Wohnung i« ll. Obergeschoß Wh». » unter 2, 2«, v, 4, 5. 8. S/1<), 12». IS bi« >» diejenigen unter u, iLd »a« 1. Lauuur diejenigen »,t»r 1, 6 und 7 pa« 1. AprtlLNNS Nr. 8 »> uch« werdea auf drm Rathhaus«, I. Obergeschoß, Zimmer " omm«u utgegengen Leipzig, de, 18. Octob^ ISV«. Der Nat^tzer r Stahl SeeeÄ Lande! Leipzig, Merch«. Veffenltiche Litzuna der Handelkammer, Samtatzeap. »e« ». Nooember 1824, Nachmittag« « Ußr tu bereu Sttzungosaale, Neue Börse, Tr. 4» l. Tegesorduuug: 1. Negislraud«. 2. Bericht üdm die jüngste Sitzung de« Giseubahurattz« zu Magpeburg. 2. Bericht de« Zoll- und Steuer-Ausschuss«» über die vorlag« de« Ksnigl. h«»pt.3oll.«mtt, di« Trausttligrr für Ge treide betr 4. Bericht de« Kramerstiftnags-Auzschusses über Giusßßr»«« der elektrische« vetruchtnn, tu »ie Oesfentliche Handrls- 2. Kurzer Bericht über di« iuternationalen Tongress« tu Nut »er»«», -»Usraae« uub Arbeiter »Sejetzgebuug betr. uud tm haug, viuueulchifffatzr» betr. L Beriet üb« ot« Versammlung de« Bereit» für Socialpolittk Die Lonsumvereine. weiter seit dem rrfolgreichrn Wirken von Schulze - Delitzsch uud B. >. Huber in Deutschland in deusechzigrr Jahren hat vie Geuöffenschastside« überall in der Welt und auch bei un« erhebliche Fortschritte verzeichnen dürfen. Die iu« praktische Leben umgesetzte Mahnung de« Stauffacher im Dell: „Wir könnten viel, wenn wir zusammenftänden", der Gedanke der wirthschaftlichrn Association, dir Macht der großkapitalistischen Br»ried«sormrn durch einen kapitalistischen Gegenschlag mittelst genoffeaschaftlichetBrrrinigung kleiner Kapitalisten und Arbeiter abzuwekren, hat auch im deutschen Reiche von weiten Volk« kreise» Hrfitz ergriffe». Ohne Zweifel ist diese Bewegung »o st« ihrer Grundbestimmung entsprechend sich al« Acti wirtbschaftlicher Selbsthilfe der mittleren und schwächeren Btrussftmtde äußert, im hohe» Maße dedru«ung«voll und gesund, und die neuere Gesetzgebung bat sich «in Verdienst erworben, indem sie mit dem Gesetz vom 1. Mgi lSSV, betreffend die Erwerb«- «nd Airthse " uschaften. der Grnoffrnschaftßbewe-ung einen sreien »um verschafft hat. besteht kau« rin« Meiuungbverschiedenhrit unter »rtheilssähigen Leute«, daß di« Üredilvereia«, deren e« 1892 bereit- <04l, davon über zwei Drittel lanvwirthschastliche, «ad, daß weil« die Rohstoff-, MagazinProductiv' und Wrrsgenoffrnswasteu bei guter uud sachkundiger Verwaltung srgrubreich «mrkeu köuue, segensreich -«wirkt haben. Meinung«» ßicht unerhebliche^ bestehen eigentlich nur hinstwklt« einer größten Tbeil auch ferrnzen, allerdiug« gliche, bestehe« «ignetlich nur hinstchtlied ei des Genosseitschaftlbetriebe«, nämlich hiakchtlich sumvepeine, und es durs bei der Wichtigkeit diese« rrgrnftandrs in de» immer mehr nach vorn drängenden fchafiskämpsen unserer Tage als angezeiat erscheine«, Ru« sachkch« Prüfung darüber auznstellen; vielleicht trägt bm» ^ «llg«»einr» Stärung und Verständigung Zwischeuhaudel uud da« DrtailgrschLft vo» WN mit tem der frührrrn Zeiteu, »amentlich mit dem vor tzs» «llgrmtiueu Durchführung de, Gewerdesreiheit von 186» nnbesaugene» Augen betrachtet, wird mancherlei ti^> »b« Unterschied« in den Zuständen von jetzt und damal« uerkr, ptlffe». M- di« Zahl der Absatzvermittler «ehr w miubir deschrLnkt war, bildete auch der Zwischen band« ffbch kur Eiuze lue «i» Moaopol, da- fit bei Au-schlus W NW» Lonötrrrnz verdäituißmäßig mühelo« uud rasch W»»m>i>b«» Leute« machte. Ruder- —- und zmar für d^ Eonsumente« »ortheilhafter — gestaltete« sich die Ber» mituiff«, nachdem auch in diese» Enverb-zwrige» die Bah» «r Jede» freigegrben wurde. E- entstand rin erbitterter Loocurrrntkamps, zahllos vermehrte sich der Detaillistenstand, mner «acht« dem Anden» den Profit streitig und Preise und Gewnmausschiä« wurdra derartig reducirt, daß der Ertrag >«r «eiste« dieser Geschäfte bei angestrengt«. Tdätigkrit kaum tber das Existrnzminimum de- Geschäft-inhader- und seiner jamme hmausgina. Zugleich muß der Detaillist von heute, will er nicht von drm Concurrenten au- der Kundschaft ge drängt werden, ausgezeichnete Maaren liefern und oft recht weitgehend«« Forderungen und Bedürfnissen seine- Kunden» krene« entspreche». Mit der gänzlich veränderte« Sachlage ist auch die Br» rursnißsragr der lkonsumverrine verschieden zu beantworten, kiegt es nn allgemeinen und besonders im Interesse der usmeren Elasten, dort, wo der Detailhandel empfindlich« Gewinuaufschlag; für sich beansprucht, die Gegenstände des Lebens» uud Wirthschast«dedarf- genoffenschaftlich im Großen einzukaufen und im Kleinen ru verkaufen, so fehlt jrves öffeutlich« Iutereffe, wo der Zwischenhandel sich mit dem Gewinn begnügt, der etwa den BerwaltunaSkosten und Urber- schüffen der Eonsumvereine entspricht. Ja, man wird oha« Zweifel anch noch «inen bestimmten Zuschlag gewähren müssen, da der Kaufmann sowohl ein größere- Personal halte», als aäch Eredit -eben muß und ungemein stark mit den »freiwillige» Steuern" der öffentlichen Wohlthätigkeit und allk« möglichen Humanitären Bestrebungen belastet wird. Nehmen nun öffentliche Meinung, Bolk«wirthschast«lehre U"d Gesetzgebung auf diese grundsätzliche Verschiedenheit der Umstände und Borbrdingungra die nothwendig« Rücksicht? vfgauerlicherweise nicht immer! In schädlicher Berallgr- eines berechtigten und gesunden Princip« werden r dort, wo die socialen und wirthschafilichen Ber» meine nicht hättaiffe eine Umgehung Eonsumvereine in- Leben gerufen, vielfach von wohlwollenden Diletta de« Zwischenhandel« verlangen, rufen, sondern e« werdea auch ilettantrn und von Leuten, di« ich« Wissenschaft ßeißi »de tznarti ,That der SelbsthRe", als ei» .Drück >a« Volk zur Sparsamkeit erzogen n artige Gründung gut Soeialpolitik al« wodurch etwaigen ig, ja in Verzweiflung geräth, läßt sich einigermaßen stehe». Abgesehen davon, daß idn die neuer« Gesetzgebung «er belastet hat, daß ihm Hausirwesen, Detailreisr», . . iß > - sich zudem auf diese Weise auf leicht« Art von wirklichen socialpolitischer» Verpflichtungen befreien. Daß demgegenüber der Kaufmann-stand in verbitte run ver «bwer agazin> und Bersandtgeschäfte da« Leben sauer machen und da« Idyll vo» dem grmülhlichen Zwischenhandel gründ lich zerstört habe», thun sich überall Eonsumvereine auf, die den Kaufleutea mit Dividendenvrrsprrchungen und anderen Lockmitteln die Kunden abjagen und allmählich viele selbst ständige Eristenzeu brodlo« machen. Beamte, Lehrer rc., deren Besoldung doch auch vom Gewrrbrstande aufgebracht wird, betbeiligen »sich im Nebenamt« an der Ver waltung derartiger Genossenschaften «nd tragen» während sie vielfach «in segen-reiche- Werk zu fördern meinen, mit zur Au<powerung des Mittelstand«- bei. Wohl noch anfechtbarer ist die Stellung der osficiellen Kreise zu den Beamtenconsum- und Oificiervereinen; hier ist nachweisbar der wirtbschaftliche Nutzen rinerseit« und das thatsächliche Bedürsaiß anderersrit« sehr geriuasügig oder gar nicht vorhanden, trotzdem bemerkt man überall eipe weitaebendr stillschwriaend« oder gar offene Förderung und Begünstigung dieser Betriebe. Einige dieser Genossenschaften so der Gorlitzrr Waarrneinkaufsvrrein, der viele blühende Detail arschäft« aufgesvgen bat, verwandeln sich in übermächtige, mit Ritsenrapitalirn arbeitende Aktiengesellschaften. Wo die Eonsum vereine au- dem Rahmen de« öffentlichen Bedürfnisses heraus, treten, nebmen sie sogleich den Ebarakter großcapitalistischrr Betriebe an, st« handeln dann auch nicht mehr nur mit Be darfsartikrla des täglichen Leben«, sondern ersassen auch Luxusartikel, deren Erwerb sich keineswegs mit den Begriffen der Erziehung zur Sparsamkeit deckt. In vielen Fällen ist also da« Gegentdril von der ursprünglichen Genofsenschaft«- idee und von dem erreicht, was Bolksmäaner wie Schulze- Delitzsch wollten. Gewiß soll man die Forderungen de« laufmännnischen Mittelstandes, di« immer dringender und leidenschaftlicher erhöben werden, gewissenhaft und genau prüfen. Es wird nicht anarben, der natürliche» Entwickelung blindlings in den Arm zu fallen; andererseits muß man manche Puncte in jenen Forderungen al» berechtigt oder doch al« diskutabel aner kennen. Al« solch« Forderungen sührrn wir an: l) Verbote an alle Ofsiciere und Beamte, irgendwie bei der Leitung eine« Eonsumverein« »der sonstiger Erwerbsgenoflenschasien thätig zu sein; 2) Zulassung der Eonsum- und Beamten- «>rthsä»ast«vereiae nur bei nackzewiesenem vedürsniß; S) Gleichstellung der Eonsumvereine mit den Gewerbe- »reibenden in Bezug ans alle Steuern und gesetzlichen vor- schriften, wie Eoncessionspflicht für den verkauf von Spirituosen, Unterwerfung unter die Maaß- un» Ge Wichtsordnung, das Nahrungsmittrlaesetz. die Arbeiter schutzaesetze, die Sonntagsruhe ,c.; «) Stellung de« Verkaufs der Eonsumvereine an Nichtmitglieder unter Strafe; öl Be strasung der Eonsumvereinsmirglieder wegen Gewerbesteuer. Hinterziehung, wen« sie zur Erlangung höherer Dividenden für Nicht«itglirdr, au« dem Eonsumverein Waaren «nt- nehmen. Mag »n« die «ine »der ankere Fordermig nickt vor der öffentlichen Kritik Staad halten, mag sür Manches darin ein anderer weg gangbare, »rsckeinra, da« muß sich ,l« «»lato eommuui, ergeben, daß dir Frage der Eonsum. verem« sür unser gewerbliche« Leben und sür di« Erdaltum enw« gesunden Mittelstandes von der Bedeutung ist. daß man sie Nicht tuik einig»« obrrslachlichra und allgemeine, Wendung«» abthn» darf, und daß die Parteien, dir ihr Interesse sßr dem Mittelstand bekunden, die Pflicht haben, auch dieser Fr«,« ihre genaueste Aufmerksamkeit znzuwenden Deutsches Reich. k Berlin, 3l. Octobrr. Der neue Statthalter von Elsaß - Lothringen, Fürst Hermann von Hohen lohe - Lanaenburg, ist im Jahre 1832 zu Langenburg in Württemberg geboren, hat zuerst in seinem Heimathland«, dann in Oesterreich in Kriegsdiensten gestanden und den Feldzug gegen Frankreich in Italien im Jahre 185V mitgemacht. Später wurde er badischer General und macht« al« solcher den Krieg gegen Frankreich mit. In der preußischen Armee bekleidet er den Rang «ine- General» der Eavaucrie ä Iu suits. Er ist Besitzer des FürstenlbumS Hohenlohe- Langenburg in Württemberg und der oberen Grafschaft Gleichen imHerzogthumGotha, auch erbliche-Mitglied dcrersten württembergischrn Kammer. In den Jahren 18?l bis l88l war er vier Legislaturperioden hindurch Mitglied de« Reichs tags sür l2- Württemberg sErailsdeim), auch einmal zweiter Vicepräsident, er gehörte der deutschen ReichS- partei an. Bekannt ist seine hervorragende Thätigkeit sür die Förderung der deutschen colonialeiz Interessen. Der neueStatthalter übernimmt ein schwere«, veranlworlung-reichc- Amt. Fürst Hohenlohe war in seiner bisherigen Stellung in den Reichslanden sehr beliebt und hochangesehen, nicht zum Min- beste» bei den Lande-eingeborenen. Sei» vornehmes, versöhnliche« Wesen hatte ihm überall Freunde und Verehrer eingrbracht, mehr al- bisher einem anderen höchsten Vertreter der Regierungsgewalt. E« war sehr bezeichnend, daß sein Sohn in dem altelsäsfischen Wahlkreis Hagenau-Weißenburg bei den letzten Wahlen mit gewaltiger Mehrheit in den Reichstag gewählt wurde. Wir haben da- Bertrauen, baß der Vetter des jetzigen Reichskanzler- der Pflichten vollkommen sich bewußt ist, die ihm als Nachfolger «iaes solchen Manne« obliegen. * Berlin, 3l. Oktober. Die Gerüchte von der Demission des StaatSsecrrtair« de« Auswärtigen, Freiherrn Mar schall von Bieberstein» sind durch die schon gemeldete Ernennung desselben zum preußischen Staat-minister schlagend widerlegt worden. Diese Ernennung hat offenbar den Zweck, den Reichskanzler Fürsten Hohenlohe in seiner Eigenschaft al-preußischen Minister des Au«w8rtigrn zu entlaste». In Betracht kommt dabei dir Vertretung d«S Fürsten in den Sitzungen de- preußischen Stäals- ministeritun- und im preußischen Landtage. Außerdem mag zu der Ernennung der Wunsch beigetragen haben, den Staat-secretair de- Auswärtigen dem Slaat-secretair des Innern im Range gleichzustrllen. Anch sind bisbrr alle deutschen Staat-secretaire de« Auswärtigen Amtes gleichzeitig preußische Staat-minister gewesen; Bernbard von Bülow und Graf Hayseldt» der jetzige Botschafter in London» wu>d?n eS bei ihrer endgiltigen Ernennung, Graf 'ierdert Bismarck wurde im April l888 von Kaiser riedrich zum Staat-minister befördert» nachdem er einige Jahre zuvor Staattsecretair geworden war. Da da- Auswärtige Amt de» deutschen Reiche- gleichzeitig die Geschäft« de« preu ßischen Ministerium» der auswärtigen Angelegenheiten versteht, ist die Verbindung der Reichs- und Landesstellung sachlich ge rechtfertigt. Es ist auck nicht da- erste Mal. daß aus kiese Weise nichtprrußische StaaiSangebörige zu Mitgliedern de» preu ßischen Ttaat-ministeriumS ernannt werden. Bernhard v.Bitten- war ursprünglich dänischer, später mrcklenburg-streliyscher Ge sandter; Staat-minister v. Hosmann war hessischer Gesandter, bevor er zum Nachfolger Delbrück'» ernannt wurde. Jetzt gehört also ein Bayer und rin Badenser dem preußischen Staatsministerium an. Zu dieser zweifelsohne bemcrkenS- «erthen Tdatsacke schreibt die »Köln. Ztg ": „Wir glaube», e» gereicht Preußen und seiner Stellung ,m dculsche» Reiche wir nicht minder drm preußischen Beamtenthu», zur hohen Ehre, daß in dieser Hinsicht keine pariicularistischen, eng- herzigen Empfindlichkeiten gehegt «erden. Wir wenigsten« kennen süddeutsche Staaten, in denen manche BevölkerungS- kreisr sich ander» verbatten würden, in denen die Ernennung eine« preußischen Beamten zu einer höheren Landesstclle, geschweige denn zum Minister, bei manchen Leuten einen Sturm der Entrüstung hcivorrufen würde. Wirsreuen uns aufrichtig, daß da« in Preußen nicht denkbar ist." — klebrigen- hat Frbr. von Marschall durch die Annahme eine« preuß'schen Amte« nach K. v de» Gesetze» vom l. Juni 187» Itt-rr dir Erwerbung und de» Verlust der Bunde-- und Staatsangehörigkeit die preußische Staatsangehörigkeit er worben. — Fürst Hobenlohe aber hat die preußische Staats angehörigkeit schon l8t2 durch den Eintritt in den preußischen Verwaltungsdienst erlangt, und es ist nicht bekannt, daß er sie aufgab, al» er später Mitglied der bayerischen ersten Kammer und bayerischer Ministerpräsident wurde. * Berlin, 3l. October. Zum Rücktritt de» Grasen Eaprivi wird dem „Hann. Eourier" von einem gelegen» lichrn Mitarbeiter geschrieben: „Graf «aprivt hat e« gerade in letzter Zeit in geradezu auf. fälliger Weise versäumt, mit dem Kaiser in persönlicher Berührung zu dlerbea, edeas» wie er sich von den ihm unterstellten Beamten allzu sehr abschtoß. Sein militairijcher Adjutant, v. Ebmeier, und der Letter der Reichskanzlei und persönliche Freund Laprtvr'S, Geherinrath Söhrtnq, waren vielleicht die einzigen Personen, Lenen er undedtnates Bertrauen entgegenbrachte. Alle übrigen Beamten, die zufolge ihrer Stellung mit dem Reichskauzier perfönltch zu verkehren hatten, mußten sich streng innerhalb her Grenzen ihres Ressort» halten; persönlichen Linsluh hat ans den Grafen Iloprivi innerhalb seiner 4'/,jährigen Kanzlerschaft kein einziger von allen gewonnen. Fürst Bismarck war auch perfönlzch schwer zugänglich (?); bei ihm verstand es oder der damalige Leiter der Retchskonzlet, Gehetmroth Rotten- bürg, der Dank seinen periöirlichra liebenswürdigen Ldarakie» eigenschasten allgemeinste« Vertrauen genoß und überallhin Fühlung unterhielt, seine reich« Kenntittß der Perionen und Verhältnisse det schwierigen Anlässen in den Dienst de« Sin- zelnen zu stelle» und dadurch der Sache ost ungeheure Dienste z» letftrn. Lr paßte den günstigen Uugenblick ab, wo ihm die Sach» spruchreis schien, »nd dann trat der Fall lehr selten »in. daß der Fürst, der ohne die still» Vorarbeit Nottenburg's vielleicht schnell zu eine« für den Beamten unrrwünicdten Entfchluß gelangt wäre, sachlichen Gründen nicht zugänglich gewefen wäre und di» Angelegt,ihelt die erwünscht« Lriedtgung nicht gesunden hätte. Dies» »erthvollr Gab» Rattenburg'» besitzt der i»y>g' Letter der Reichskanzlei nicht. Hohe Ressoribenmt», die zu» Vortrag beim Grasen uaorwi erschiene», mochten »ielsach di« Beodachlnng. daß sie bei diesem rin vorgesaßtes Urthelt oorsandrn, da» dnrch ihn» Vortrag nicht mehr »mznstoßea war. Wie Graf Taprivi al« alter Soldat «irr unbedingte» Gehorsam >egrn seinen kaiserlichen Herrn kannte, so verlangte er ost diesen eiben unbedingten Gehorsam von seinen Beamten, mochte seine Aus- ässung nun richtig sein oder nicht. Dadurch hatte sich im Lause der Jahr« eine gewisse schematisch« Handhabung der Ge schäfte herausgebitdet, di» dem Ganzen nicht tmmer znm Vesten gereich!«. Urber die soldalenmäßig« Wahrnehmung seine« Amtes im besten Sinn« d»S Worte» ist Laprivi nie hinavSgekomme». Der offene, freie Blick, di« schüpserijche Initiative fehlten ihm.... lks wäre ein Jrrthuin, wollte man »„nehmen, daß Graf Laprivi gern oder auch nur nicht ungern gehl. Sr geht ungern. Sr hing mit allen Fibern an seiner Stelle» deren Verlust er schmerzlich empfindet. Gras Laprivi ist und war nicht so selbstlos, daß feine »ohe und eiustuffreichr Stelle ihm nicht geschmeichelt hätte. Sr war ich im Gegrniheit dessen sehr bewußt, daß er der erst« Beamte im Deutschen Reich und der Nachfolger des große» eisernen Kanzlers war." Die „Berl. N. N." drucken da« Vorstebende ab und bemerken ihrerseits dazu: „Diesem wohl au- höheren Beamtenkreiscn stammenden Urtheil wäre Wohl noH hinzuzusügea, daß Graf Eaprivi von jeher in außerordentlichem Grade von sich ein- >ze»om»ien und dabei sehr eigensinnig war. Diese -Lclbsteiiigenonimenbeit ließ ihn jede sachliche Kritik, ja selbst einen vo» seiner Ansicht abweichenden Bortrag seiner Unter» gebcncn als eine Art persönlicher Beleidigung empfinden uud der Belebrung war er — im Gegensatz zu seinem großen Vorgänger, der gelcgenllich gern aussprach, im Laufe der Jabre gelernt zu baden — nur schwer zugänglich. Ueber die Situation in der Reichskanzlei, wie sie oben geschildert wird, sind auch un» bittere Klagen von sehr competeuler Seile br- kau»! geworden, uud es dürste eine der erste» Ausgaben de» Fürsten Hobenlohe sein, hier Wandel zu schaffen." >V. Vrrlii», 3l. October. (Telegramm.) In der heutigen Sitzung der Generalstznoöe theilte der Präsident, Graf Ziethen-Schwerin» mit, beim Empfange de- Präsidium» der Generalsynode habe der »aisrr auf die Ansprache de» Präsib»-'.., etwa Folgende« geäußert: Die Arbeiten der G-neralsynode würden gesegnet sein, wenn sie in versöhn» lichem Geiste arbeite; der Anfang habe dieser Erwartung entsprochen. Die Geiieralsynote müsse sich hüten, die Auf gabe nach parlamentarischem Vorbilde zu erledigen, und möge nicht nach Parteirücksichten verhandeln; denn sie stehe auf einer anvercn Grundlage al- die politischen Körper» schäften. Er bade den Entwurf einer neuen Agende ge» billigt, doch solle kein Zwang auserlegt werden: wer die neue Agende ablehnc, tonne bei der allen verharren. Der Kaiser habe ferner den Wunsch ausgesprochen, daß die Kirchen auch außer der Zeit de« Gottesdienstes offen gehalten wurden» dadurch würde der religiöse Sinn in maiichen Schichten der Bevölkerung gefördert und belebt werden; denn die Religion sei noch eine Macht, selbst die ans den Umsturz gerichteten Kräfte der Zeit hätten mehrfach vor ihr Halt machen müssen. Die Kaiserin knüpfte beim Empfange an den Wunsch de» Kaisers über die Offcnballung der Kirchen an. 88 Brrlitt. 3l. October. (Privattelegramm.) Nach dem Fürst Hohrnlohr gestern Nachmittag sämmtlichen Ministern einen Besuch gemacht batte, fand brüte unter seinem Vorsitz eine Sitzung des Ltaatsmiutstkrt»«»« statt, in der Herr von Koeller eingesührt wurde. Weitere Brrän- derungrn im Ministerium gelten di» auf Weitere» für ausgeschlossen. V. Berlin. 31. October. (Telegramm.) Der „Reich»- anzeiger" veröffentlicht die Ernennung Ttzeo-or Mo««f»n'S zum Vicekanrler de- Orden- pnur l« mörito, Abtheilung für Wissenschaften und Künste, sowie die Ernennung res StaakSserretair» Marschall »an Vtetzerftel« zum preußi schen Staat-minister. V. Vrrltn, 3 i. Octobrr. (Telegramm.) Der Direktor de- „RcichüanzeigerS", Ur. Klee, ist gestorben. L. VerUn. 3l. October. (Privattelegramm.) Die gestern vollzogene NkichotagSkrsattwahl im 2. Anballischen Wahlkreise Bcrnburg-KLthen hatte folgende- Ergebniß: Friedberg (National!) l»l2t>, Schulze (Soc.) 9255, Fischer (Mittelstand-Partei) 2«!58, Baum back (Kreis. Volksp.) 2135. Es ist also Stichwahl zwischen Friebbcrg und Schulze erforderlich. Der Freisinn hat gegen 1893 über t600 Stimmen verloren. v. Berlin, 3l. October. (Privattelearamm.) Graf Aaprtvi wurde heute in der Sache Kttzerlen-Wächrrr-Palstarff in seiner Wohnung amtlich al« Zeug« vernommen. U. Berlin, 3l. Oktober. (Privattelegramim) Die „Nat.-Zlg." schreibt: „Wahrscheinlich ist, daß der Wirkliche Geb. Rach Göring, welcher als Ehef der Reichskanzlei und persönlicher Freund de« Grafen Sapript diesem sehr nabe stand, in nicht ferner Zeit einen Nachfolger erhalten wird; inveß dürste er für die Periode de» Ueberaange- ebenso im Amte bleiben, wie s. Z. Herr von Roltenblzrg. al» General v. Eaprivi der Nachfolger deSFürstenLiSmarck wurde." U vrritit, 3l. October. (Privattrlrgramm) Der Lan-wirltzschaftsnttuifter hat de» Rector der birsiaen thier- ärztlichen Hochschule beauftragt, eine größere Ünamität Tuberkulin anzukaufen «nd davon beiiedige Mengen an die landwirthsckaftlichen Verein« zum Selbstkosten preise (52 sür v,5 oom) abzulafsen. — Der Pariser „Eourrier du Soir" verzeichnet rin an geblich in diplomatischen Kreisen umlaufende» Gerstcht, dem zufolge der deutsche Botschafter in Pari», Graf Münster, durch den teuischen Gesandten in Brüssel, Grafen v-n AlveaS- lrbrn, ersetzt werden soll. Auch dir ,v. R. N." bylten Ber- Lnderungen in den größeren Stellungen der deutschen Diplo» malir in naher Zeit nicht sür ausgeschlossen. — Da» „Bert. Tagebl." schreibt: „Zu der von dem Siöckerblott „Da« Volk" in bte Welt ge setzten SensationSmeldunq, Gras Salenburg habe zur Pekampsnag de« Umsturz»« »ine Abänderung de« Reich«taa«»atzl. geletze« »veninell durch »inen Act der VandeSfürstea »ov- oeschlagrii, wird un« miigeidell«, daß »>» derartige« Vrojeci jeden- soll« im preaßischen StaatSministerinp, aicht zur Vorlage gekommen ist. L>» im preußischen LtaatSmiaistrrium perhaudalteu
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