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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189411043
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18941104
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18941104
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-04
- Monat1894-11
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.11.1894
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»t» H«»tzt»tzp»dOt»» «der de» i« vtckdG rmd d« Vororten errichte«»» Au«, gaveslelle» ndaehnlt: Vl«1»ljädrlich^l4ch0, ktt«eGM«r tL^stttr Znftelln», k« T«ch die Post bezogen für Tnntschland «d Ossterreich: olertel>tdrlich ^tz 8.—s Dirrrt« täglich« Kieuzbandieadung i»< L»«I»»d: monatlich 7.K0. «» 1» Morge»>»»gab« erscheint tüqlich'/,? U-e^ dt» »dach.«»«,ab» Wochentag« b Uhr. Le>«rtto, >»r LneMsv: J<tzMM>e«UNsse 8» Li» En»rditi»n ist Wochentag« nannterLroch«, »»ösfaet von früh 8 btt >b«»d» 7 Uhr. Filiale«: lvtt» «e»«'» B-ttt«. («fr«» Hatz«). linivrrsität-straße 1« L«»t«e»,«-. Knttzarinesstr. Ich pari. »nd Köatgsplntz 7. Anzeiger. Lrgan fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Anzeigen-Preis die 6 gespaltene Petitzeils 2u Pfg. Reclamen unter dem Redaction-strich (4ge- spalten) 50 >ß, vor den Famillennaäirichtea lü gespalten) 40 Großer« Schrillen taut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer «nd Ziffernjap nach höherem Tarif. Etztr«-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen-Ausgabe, ohne PostbesSrdernng «M SO.—, mit Postbesörderung 70.—. Ännahmeschluk für Anzeige«: «bend-Au-gobe: Bormittag- lO Udr. Morgen-Ausgabe: Nachmittag- 4Uhr. Sonn- und Festtags früh ' ,3 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen st ein« Halde Stund« früher. Anzeige« sind stets an dt« Extzetttt«» zu richten. Druck und Verlag von E. Polz in Leipzig ^-564. Sonntag den 4. November 1894. 88. Jahrganz. Amtliche Bekanntmachungen. Vessenlliche Sitzung der Stadtverordneten. Mitt»«ch, »en 7. Nsvemder 1834. n«ch «er »rmnuschnttlichen Sitzung Ne« Aattze» nnd »er Ltatt»er«r»neten. 1» Gttz»u,»s»«Ie a« N«sch»«rtte. Tagetordnung: I. Bericht de-Bauau-schussrS über: ». Herstellung von 6 neuen Erdleitungen der Blt-ableitung-anlag» de- Hauptzollamt«, oebäudes und am Schuppen für Ausbeivahruug seuergesähr» Uchrr Güter; d. Nachdem»lligung für bauliche Herstellungen in dem städtischen HauSgrundstücke Neumarkt Nr. l 1; c. Ankauf de in der Maschinenaalage der Markthalle probeweise ausgestellten Apparate- zur automatischen Reinigung de« »estelipeise. wassert; ck. bauliche Berinbemngen im 3. Lbergeschoy der alten Thoma-schulr zum Zwecke der Erweiterung der vom Wasserwerk benutzten Räume; «. Abrechnung über den Abort- Neubau der XIU. Bürgerschule und 24. Bezirk-jchule in Lripzig-Plagwitz. 4t. Bericht de« Bau« und Finanzausschusses über: ») Herstellung von S größeren Kellrrabtheilungen in der Markthalle; d) Ab rechnung über den Umbau des Armenhauses in Leipzig- Lounrwitz; e) Abrechnung über verschiedene Erweiterungs- bauten aus dem Vieh- und Schlachthofe und Nachverwilligung einer Ueberschrriiung. UI. Bericht de- Finanzausschusses über «.Erhöhung der Pos. «8, LL, 26 und 27 in Conto 30 de- dietjäbrigen Hau-Haliplane-; d. Verrechnung de- von der Leipziger Tünger.Ezvort.Actien- gesellschaft sür Geschäft und Inventar der Lekonvmie Henz« gezahlten «auspreise» re.; c. Ausnadme »ine» 2. Tarlehn« von dem Kirchenvorstand zu Leipztg-Volkmar-dors. IV. Bericht de- Oetonomie- und Sttstungrau-schusse- über: Instandsetzung einer Freieisbahn auf dem dem Johannis- ho-puale gehörigen Teiche iu Leipzig-Thonberg. V. Bericht de- Oekonomieautschusie« über n> Herstellung einer Spielplatzanlag« aus dem «reale de« ehemaligen Dorsteiche» in Leipzrg-SeUerhausen, d) Erhöhung der Pos. b4 und bö „ordentlich", in Conto 38 de- dietjahrigen Hau-Haltplanr-, c) provisorische. Herstellung riaer Strecke der Sedanslratz» tN Lcipztg-Gohli- VI. Bericht de- Stiftung-, und BanauSschusse» über Ausführung von Baureparaturr» am Mühlengebäube der Portitzmühle. Bekanntmachung. Der am LL. Juli diese» Jahre- hier verstorbene frühere Tnch- bereiter Herr Karl Friedrich Wilhelm «rrb- hat der „Leipziger Armenanstolt" rin Bermächtniß von Füiishuiidkrt Mark ausgesetzt, welche« durch seine hinterlassene Wittwe Frau Martha Marte Magdaleue «reb« zur Auszahlung gebracht worden ist. Wir sprechen sür diese Zuwendung unseren herzlichste» Tank au-, Leipzig, den 3. November 1484. Der Rath »er Stadt Leipzig. Armen-Amt. 8t.-L. 86d. Hrntjchel. Dittmann. Bekanntmachung. Nachdem dir Klrneporrardeiten und bi, Adelten zur Her stellung der Blitzableitung-anlagen am Neubau bei der XIU. V»rgersch«le in Leipzig-Plogwitz zur Vergebung gelangt sind, werden dir nicht berücksichtigten Bewerber ihrer Angebote hiermit entlassen Leipzig, den 2. November 1894. Der «at» »er Statt Leipzig. ' l)r. Geortzt.De. Ddrs. Id 437b 2274 Bekannlmachvng. I» der Zeit vom 10 Lctober br» mit 2. November diese- Jahre« gingen an freiwilligen Gaben bei un« eia: S Südnc in Sachen «. I. V. V K. S. durch da- Königliche Amtsgericht hier. 33 » 13 » unter der Bezeichnung A. N., — » bO - einem Schutzmann von einem Unbekannten in Leipzig- Reudnitz übergebener Betrag durch da- Polizeiamt, . -W>. s-d» M./N > ^ ' « N../ F s Eu Leipzig-Connewitz, 2 . bO » Vergleich in Sache» R. Sch. / A. B. durch da- Gewerbegericht, 1 » üO « von Frau veno. Kelnhold überwiesene- Finderlohn durch da- Polizeiamt, lüO » — « von einer nicht genannt sein wollenden Dame, 30 « — « in esner Streitsache P. R. W. Tr.. 248 S3 >4 Ea^ worüber hterdarch dankend qaittirt wird. Leipzig, den 3. November 1834. Da» Armrnamt. Heutjchel. Schicker. Gesucht wird der am 3. Juli 1848 in Merseburg geborene Schleifer Her»«»« Bug» Walff, welcher zar Fürsorge für seine Familie a»1«haliea ist. Leipzig, de» 23. Oktober 1894. Der Aath »er Stadt Leipzig, Ar»e»a«t, Atzt». II. 4. L. V. Nr. 1Kü4a^ Hrntschel. Frke Die städtische Sparkasse »eletht Werthpaptere uuur guaiugeu Vrdmguiigen. Leipzig, de, 10. Januar 1824. Dir Spareassen-Trpntatiotl. Vorwerks-Verpachtung. Da« zar Hrrrschasl Na«»h»rg, Stattoa der Mnldentbalbahn. grhdrtgr Vorwert mit 67 Hektar — Ar Fel» «ud Wies, soll sosart oder »«« eine« später »» »erriabnrenhen Ter«,»» ,» anderweit aus »M»«s Jahr» meistbietend mit Vorbehalt der A»«- waht »nter de» Licitanten »erpachtrt werden. Zar Uebernahm« sind ca. 30000 » erforderlich. Reflektanten wvll.n ficb Soanaben», a« «4. November «. Nachmittag« 5 Uhr. im Ggstlhafe t« N»ch»»ar« »infinden. Dir Pachtbedinguagr» köanen in dem unter zeichneten Rentamt» etngesrhe» »der gegen dt» Gebühre» abschriftlich miigethrilt werden. Wer da« zur Verpachtung gelauaeud« Vorwerk s-mmt Zubehör be« ^tti^eu^will, «oll» sich gefälligst a» Herrn Förster Wegewitz in Gl«», ü!"am SO. Oktober 1834. GaSNtch Gchä»»»rttschr« *e»1a»1 Ht«trr-Gta»cha». Schmidt. Bekanntmachung, »ie Anmeldung zur Ktrchen»orftau»««ahl in der Jotzannt-gcmetnde detr. Noch § 17 der Aircheavorpand«- und Synvdalordnung scheiden demnächst au- dem Kirchenvorstand« der Johanni-gemeiad« au« dte Herren: Geheimer Regierung-rath l)r. iur. O Brünier» Consisloriairath Prof. 0. tlreol. G. Heturtrt, Zimmermeistrr C. Fricke, Lehrer W. Langenhahn, Justizraih Rechiranwalt und Notar O- F. Dehme, Stadicassirer a. D. und Friedensrichter R. F. Bk. Setdemann» deren Wiederwahl jedoch gesetzlich zulässig ist. ES hat demnach eine ErgäozuogSwahl von sech» Kirchenvorstehern durch die Kirchgemeinde zu ertvigen. Stimmberechtigt zu dieser Wahl siud alle selbstständigen, im Johannislirchspiele wohn hasten Hautväter (Hau-haltung-vorstände) evangetijch-lulderilcheu Bekenntnisse-, welche da- 2ö. Leden»jahr erfüllt haben, sie seien verbeicathei oder nicht, mit Au-nahme solcher, die durch Verachtung de» Worte« Gotte- oder »„ehrbaren Leben«, wandet öffentlich«-, Lurch nachhattig« Besserung nicht wieder ge» hobcnel Aergermb gegeben haben, ober von der Stimmderechtigung bei Wahlen der politischen Gemeinden au«grschioffen sind, oder denen infolge Verweigerung der Tante, Trauung oder Loiifirinalion durch Beschluß der Ütrcheainspectioa di« kirchliche» Ehrenrechte entzogen worden fiud. Alle, dt« ihr Stimmrecht au-üben wollen, haben sich hierzu entweder mündlich oder schriftlich anzumelden. Dir münttichen und «christlichen Anmeldungen werden Dieu-tag. »eu uud Mittmach, »en 7. N»vemder ». I». uuuntrrttachrn von Varmiltag« 10 Uhr bi» Nachmittag» 4 Uhr in der Expedit»«» »er Jatzaunl-tlrche, Jayauui»- Platz 8, I., eiitgegengenoiilmen. Bei schriftlicher Anmei»««, ist Bar- un» Zunahme» Stan» «der Gewrrhe, Tag nn» Jahr »er Geburt, sowie Wohuuug des sich Aumeldendr« geuan anzugeoeu. Wir fordern die sliiiimberechngiea Glieder unierer Gemeind» hierdurch aus, sich an der bevorstehenden Wahl, deren Tag später noch bekannt gegeben wird, zadtreich zu beihriligen und zu hir>em Zwecke die Anmeldung in der bezeichnet«,, Weise bi- spätesten« Mittwoch, den 7. November» Nachmittag- 4 Uhr bewirken zu wollen. Zur JohauairNrchgrmeind« gehören di« folgenden Straße» und Plätze: «nionstraße; Banhasstr,ß« Nr. S nutz 11« Brüderstraß« Nr. 2L-SS. SO-S4t Dolzstraß»; Dre-dner Straß« «r. 2—22; Friedrichstraß«; Gertwtawe, «r. 2—22; Giockenstraße; Hospital- straßr; vor dem Lospitalchore; Zohanni-allee. von der Hospital- bi« zur Liebigstratk: alter und neuer Johannt-friedhos; Johanni«, gaffe Nr. 17—3S, 20—34; Jvhannisplatz Nr. 8—26; Johanni-lhat; König-straße Nr. Ib—33, 18—30; Kurze Straße; Liebtgstraße Nr. 13 und IS; Lindenstraße: Nürnberger Straße Nr. l—b3; Platostroße; Rabensteinplatz: Seeburgstraße; Stephanstrab«; Stern- wartenslraße Nr. 49—79, 24—46; Täubchenweg Nr. 1—1ü, 2 und 4; Thalsiraße uud Wedergass«. Leipzig, den 29. Lciober 1894. Der »ircheuvarftau» zu St. Jatzanni». F. G. Tranzschel, Pastor zu St. Johannis. Die Stadt Lorgau, welche Im April 1893 vom Reichr-Militairfi-cu- da- entbehrliche Festung-getände käuflich erworben hat, bringt Montag, den 26. No- vemder l. I., Nachmittag« 1 Udr im Sitzung-faale des Ralhbaiises die zwischen der Stadt und dem Bahnhöfe liegenden Baustellen öffentlich zum Verkauf an den Meistbietenden. Di« Verlauss- bediugungen sind gegen ein« Kopiatiengebühr von 1 von der Stadtschrribrrei zu beziehen. Torga«, de« 19. Lctober 1894. Der Magistrat. Wandlungen. 42. Der Griffel der Geschichte ist in beschleunigte Tätig keit versetzt. Die verflossene Woche sah grohe Veränderungen in den beiden mächtigsten Reichen de« Festlandes sich voll- zieben: in Rußland bat der Tod den Tbron, im Reiche und ,n Preußen der den unaushallsamrn Gang der Dinge ver siebende Herrscher die leitenden Aemlrr neu besetzt. Beiden Ereignissen ist r« gemeinsam, daß sie tiefgreifende Folgen nach sich ziehen müssen, vbne daß bereit« da« Kommende klar zu erkennen wäre. In einem absolutistisch regierten Staat wie Rußland ist ein Wechsel in der Person de- un umschränkten Gewalthaber« nach den Gesetzen, denen die menschliche Natur unterworfen ist, immer und unvermeid lich mii Wandlungen verbunden, um so mehr aber, wenn ein LNonarch vom Schauplatze verschwunden ist, dessen Politik ein so unaewöbnlich liefe« persönliches Gepräge trug, wie die Alexander - lll. Worin und inwieweit sich Nicolau« II. von seinem Vater unterscheiden wird, vermag kein Sterblicher zu sagen — die zabllosen Ebarakterschilterungeu de- jungen Zaren widersprechen einander und sind wodl in-gesammt ungetreu — abereinr neueAera istfürRußlanv unverkennbar angebrochen, die diesem Lande Neue« bringen wird und dem Welttbeil Uebrrraschende« bringen kann. Deutschland in seiner Friedfertig keit und mit seinem starken Heere darf jedoch allen Möglichketten getrost entgegenseben, wenn, wa« nun wieder geboffl werden darf, die Wachsamkeit und Einsicht seiner Diplomaten aus dir Löhe ihrer Ausgabe steigt. Uedrr die Veränderungen in unserem Vaterlande hat man mit Recht bemerk«, daß sie an und für sich und ganz ohne Rücksicht ans die Qualifikation der enlscrntkn und brruscncn Pcrsöulichke,trn rioc Gksundung brkeutkn. indcm sic der Trennung der Aemker de« Rrich-kanzser» und de» preußischen Ministerpräsidenten rin Enke bereiten. Geschichtlich be trachtet, handelt es sich hierbei allcrting« nicht um einen Fortschritt, sondern um die Rückkehr zu einem Zustande, dessen Unentbehrlichkeit längst erprobt war und den man darum niemals hätte beseitige» sollen. Die Trennung der Remter hat, ihre Wirkungen vom reich-politischen Standpuocte gesehen, geradezu Trümmer ge schaffen, und die nächste Ausgabe de- neuen Neich-kanzler- konntr nur sein, den Schutt wegzuräumen und den Reich-bau nach den Plänen seiner Schöpfer zu reconstruirea. Daß Fürst Hohenlohe sich dieser Nothwendigkeit bewußt war, zeigte, noch vor seiner förmlichen Ernennung, die Empfehlung eine« ihm ergebenen Mitarbeiter« zum Ehef de« politisch wichtigsten preußischen Ressort«. Die verusung de« Herr» von Koller zum Minister de« Innern verfolgt den Zweck, de» preußischen Ministerpräsidenten in der preußischen Regierung stark zu machen. Da dieser gleichzeitig der Reichskanzler ist, so ist durch die Maßregel Preußen im Reiche ein verstärkte« Gewicht gegeben worden. Dieselbe Wirkung wird die Ernennung des Freiherr» von Marschall zum preußischen Staalsminister auch dann au-üben, wen» sich sür diesen Beamten eine andere Verwendung im ReichSdienst finden sollte. Man darf wohl sagen, daß die in ihrem Geiste verletzte Reich-Verfassung in der vergangenen Woche wirderbrrgeslelll Worten ist. Nach der dergestalt vollzogenen sachgemäßen Verlkeilung der Gewalten innerhalb der Regierungskreisc selbst erwächst dem neuen Regiment die Pflicht, die durch die Trennung der Armier naturnolhwendig arg geschwächte Stellung der Ncichsregierung in den Parlamenten zu befestigen. Wenn die Gründe für den Rücktritt de« LandwirtbschastSniinisterS v. Heyden in der Presse richtig angegeben werben, so ist auch nach dieser Richtung hin der erste Schritt schon gethan. Herr v. Heyden war bei de» konservativen, aus denen er bervorgegange», miß liebig geworden, und eS läßt sich nicht leugnen, daß die Form seine« Auslrelens in mehreren Fälle» der nun einmal vor handenen, auch keineswegs unaegründeten Gereiztheit der „Agrarier" gegen da« biSberige Regiment Nahrung zu geben geeignet war. Wollte nian der conservative» Partei die An näherung an ihre ältere Politik de« positiven Mitwirkens er leichtern, so war der Rücktritt eine« Minister-, der sür seine Person wenig Werth auf die Fortjübrung des Amtes legte, kein zu große« Opfer. Denkmäler der abgeschlossenen Periode könne» und sollten um so bereit williger den Augen entzogen werden, als die inneren Verbältnissc der konservativen Partei und die gegen früher vollständig geänderte Stellung zu ihren Wählern dem Abrücke» von dem bisder eingenommene» extremen Standpunct erheb liche Schwierigkeiten bereiten. In jcdeni Falle, mag der Rücktritt de- Ministers v. Heyden welche Gründe immer haben, wird die neue Regierung die nationalen Parteien großen Fragen gegenüber zu einigen suchen, und die Eonservaliven können, wenn ander ste ihre DaseinSderechligung nicht einbüßen wollen, sich diesen versuchen auf die Dauer nicht widerseyen. Die Wandlung wird sich nicht von heute aus morgen vollziehen, aber das gemäßigt-konservative Element, da« im Lande und wohl auch in den Parlamenten stärker ist. als dir conservative FractionS- politik der letzten Jahr« e« erscheinen ließ, wird allmählich wieder Geltung erringen, nachdem an die Stelle des Ver söhners der Unversöhnlichen ein Staatsmann getreten ist, der einen Blick für dir naiionalpolitischc Tauglichkeit besitzt. Wen» die konservative Partei an nicht- Anderem die Um wälzung der Lage und die Nothwendigkeit, aus ibr Eonse- quenzei, zu ziehen, erkennen sollte, so müßte sie durch das Verdalten de- Radikalismus aufgeklärt worden sein. Dieser ist, ohne daß außer den Personalveränderungen etwas geschehen wäre, und ohschou vielmehr die Umsturzvorlage des Grasen Eaprivi die Zustimmung seine» Nachfolgers ge sunden bat, eiligst aus dem Regierungslager zu einer Oppo sition hinüdergeschweiikt, deren kleinliche, in läppischen An- würsen gegen die neuen Männer bestehenden Mittel un möglich darüber täuschen können, daß sie sehr ernst gemeint ist. Graf Limburg-Slirum hat schon manchen selsamc» Cchlaf- kameraden gehabt, aber mil einem Richter und Singer bat er da- Zelt noch nicht gelbeilt. Nun aber bleib» nichts übrig, al« sich über diese BundeSgenoffenschast zu erklären. Zunächst winkt eine Gelegenheit, in einer die conservative Presse nabe berührenden Cache gegen die neue Opposition mit een Mittclparteien zusammenzugehen. Die „Kreuzzeitnng" bat dieser Tage einen Initiativantrag angekündigl. welcher die Erhaltung der Zuckerprämir auf ihrer jetzigen Höbe bezweckt. Nach dem Gesetze von >89l würde die Prämie vom l.April l895 an gekürzt werden, um zwei Jahre später ganz in Wegfall zu gelangen. Die Ankündigung der „Kreuz- zeitung" kommt zu spät, um ihrer Partei die Priorität zu sichern, da die Absicht, im Interesse der schwer bedrohten tciilschen Zuckersabritation und de- nicht minder gefährdete» Rübenbaues eine solche Maßregel vorzuschlagen, schon vorher von nationalliberaler Seite öffentlich kundgegeben worden war. Dieser Umstand ist nebensächlich, von großem Interesse aber wäre e», bald zu ersabren, ob die Conservalive» ihr Zusammengehen mit de» Mitlelpartcien in einer der brennendsten wirtbscbaftlichen Fraaen der Zeit mit der Fortsetzung der Angriffe gegen jene Parteien und dadurch mit der Stärkung der Position der Radikalen und der Social- temokralen, die beide die energische Bekämpfung der Acnde- rung de- Zuckersteuergesetze- bereits in Aussicht gestellt haben, vorzubereiten gedenken. Deutsches Reich. * Verlta, 3. November. Die „National-Z." veröffentlicht den Wortlaut de« Unheil- der Disciplinarkammer gegen den früheren Kanzler Leist. Ter Schluß desselben lautet: „Bei der Abmessung de» StrasmaheS drängte sich dem Gerichtshof zunächst die Frage aus, ob nicht mit Rücksicht aus den Schaden, den die Handlungsweise des Angeschutdigten dein deutschrn Namen im Au-lande, wenn auch nur vorübergehend und aus Grund übertriebener Darstellungen ln der Presse, besonder- der Veröffentlichung de« l>r. Dallentin, zugesügt, und da» schlechte Beiipiel, da« er den ihm unterstellten Beamten gegeben hat. die Strafe der Dienstentlassung am Platz» sei. Nach reiflicher Prüsunq oller beg «itenden Umstände dal sich indessen bä« Gericht zur Verhängung dieter sch>»tts»e» im Ge>etz« »»»gesehen»» Strafe nicht zu entschließen vermocht, »sondern sich sür verpflichtet gebatlea, auch den zur Entlastung de« An« geschuldigten in Betracht zu ziedenden Gründen gebüdread Rechnung zu tragen. In dieser Beziehung ist von der Verkbeidigung ziinLctut geltend gemocht worden, baß di» Handl»nq«w»,se de« Angeschiildigten »ach den eigenartigen Kameruner Verhältnissen und den dortigen laxeren Anschauung«» milder beurtdeilt werden müsse. Wenngleich dieser Erwägung irgend welche Bedeutung nicht beigelegt «erden konnte, sa war doch zu berücksichtigen, daß di« Stellung der dortigen Frau al- VermSgen-oblect vielleicht geeignet sein konnte, die moraliichen Begriffe der dort wohnenden Europäer zu schwächen und sie einen Maßstob an ihr« Hand« langen legen zu lassen, der nach unseren Begriffe» undenkbar ist. Nur au« solchen Verhältnissen läßt e« sich wenigsten- erklären, daß da« Gouvernement selbst »in» Jaftititton wie die der Piand- weiber überhaupt aaerkrnnen konnte, deren Borouls^iing dt« Gleichstellung de» WelbeS mit einer kostbaren Waarr, etwa einem Elsenbeinzobn, ist, und daß di« zur Verbesserung der Verhält- nisse der Dahvmesoldatrn vom Gouvernement gewählte Maß regel, ihnen Weiber zuzutheilcii, außer aus sonstige Erwägungen auch aus den nach europäischer Auslassung moralisch gewiß ver- werslichen Beweggrund zurückzuiühren ist, daß die Soldaten sich — nach den Worten der Anklage — durch entgeltliche Ueberlaffung der Weiber an weiberlose Soldaten einen geringen Verdienst ver- schaffen konnten. Der Angeschuldigle hat sich zu seiner Ent- schutdigung ferner auf die von dem Zeuge» Stad-arzt Wicke bestätigten, übrigen« auch nolonichen Einflüsse desLropen- klima- berusen, denen er bei einem zweiten Ausenthatt« in Kamerun weniger Widerstandskraft entgegenzujetzen vermocht habe, als bei seinem erste» Tortiein, und die eine gesteigerte Erregbarkeit des Nervcniyslems herbcisübren, welche sich in verichiedencr Weise, u. A. auch in geschlechtliche» Anfechtungen, äußer». Auch hierin hat der Gerichlshoi nur eine Erktärung, nicht aber eine Entschuldigung sür die Haiidluiigsweise des Aiigksch»ldigtkn erblicken können, dem nicht die Befriedigung des Ge chlechtslricbes, sonder» die anstößige Art und Weise dieser Befriedigung zum Vorwurf gemacht worden ist. Zudem durste einer Berufung aus die Einflüsse de- Tropen- klimas nicht die Wirkung eiiigerüumt werden, daß sie einen Ent lastungsgrund sür alle möglichen, mit deutsche» A»icha»u»gen im Widerspruch stehenden Verirrungen deutscher Eolonialbeamten im Anstande bietet. Dagegen war gegenüber den strasverichärienden Erwägungen, die sich auS dem durch das Veihalleit des Angeichul- Ligltn Teulichland »rwachienc» Schaden iiinerhaib de» Scl'utzgcbictS und außerbalb desselben ergaben, andererieits auch zu berücksichtigen, daß, wenn auch die ihm uiilcrslellten Beamten a» ieiner HgndlungS- w.ste uiizwcifelhast Anstoß genommc» habe», dieser Eindruck aus sie doch kein nachhaltiger gewesen und durch sei» spätere- vorwurfs- sreies Verhalten und seine dienstliche Tüchtigkeit bald auSgrlöicht worden zu sein scheint. Hieraus läßt wenigstens der Umstand schließen, daß der nach Kamerun entsandte Svecialcominissar erst am Schlüsse seines mehrwöchigen dortigen AuientbatlS von de» Vorgängen ersahren und erst am 14. Marz d. I. darüber berichtet hat — haß ferner der Zeuge Hauptinann varting außer iin Lctober vorige» Iabres von lär. VaUenti» und dem Eaffcuverwalter Hering während seines ganze», bi» Ende April d. I. sich er streckenden Kameruner Äiitenthatts von keinem der Beamten, Factvristeii und Marine-Ltficieren darüber bat sprechen kören — daß di» bis zum Rovember v. I. zur Krankenpflege in Kamerun gewesene Schwester Baeßlcr bei ihrer Ver»»t»»u»g nur Worte der Anerlennung für den Angesthuidigten gehabt und de» Ein druck geäußert bat, Beamte und Angestellte des Gouvernements fühlte» sich unter seiner Amtssuhruiig wohl — daß auch der in zwischen verstorbene Baptisten-Mlistoiiar Steffen und dessen Frau »ach dem Zengiiiß der Bacßler sich stets sehr günstig über ihn a»S- geiproche» Hoden. Durch alle diese Umstände hat die von dem Au- geichuldigten in der mündlichen Verhandlung ge,»achte Anführung Unterstützung gesunde», daß das durch seine vorübergehende Ver irrung gegebene Aergerniß nicht überschätzt werde» dürse, da bi- zu seine»» Fortgang alle Lsticiere, Beamte und in Kamerun lebenden Weißen bei ihm verkehrt hätten und mit ihren Frauen zu ihm ge- toiiime» seien. Wenn der Angeichuldigle >»> Anschlag Hiera» die in Tcutichlaiid gegen ihn herrschende Mißsiiniiiiung a»i teiidenciöie Ausbau>chii»g durch die Presst zurückgestii rt Kat, so befand er sich über die Beweggründe dieser Bewegung möglicherweise iin Jrrtbuin. Indessen bat der Gerichtsdos nicht übcrsthen dürfen. daß durch da» Bekaiintwerde» des Tahome-Anistaiide-, »ür welchen der An- geschuldigte zu Unrecht allein verantwortlich gemacht worden ist, die öffentliche Meinung in Tentichland gegen den An- geschuldigten voreingenommen war. Die Veröffentlichung des Vallenliiistchen Tagebuch« aber, die hierzu den A»uoß gegeben Kai, ist gegen de» Wille» des Versasstrs und mit wii.kürtiche,, Zust-tzei, erfolgt, ltr. Vallcntin hat zudem eidlich bekundet, daß stine darin enthaitenen Vemerkuiigen über die Mißregiermig des Kanzlers Leist und seine Tespolie n»r aus Aeußcruiigcn anderer Beamte», die er nicht mehr nennen könne, nicht aut eigener Wisstnichast beruhten und daß er ielbst keinen Anlaß zu irgend tvetchrn Be schwerden Uber ipn Kobe. Auch hat er rii,gera»i„t, daß die at>- sällige Besprechung der Kameruner Vorfälle mit Marine-Lisicicren oder anderen Personen in einzelnen Fällen wohl durch ih» provocirt worden sein könne. Bei der Bcurlheitiiiig der Person des An- acichttldigten durste auch eine von dem apostolischen Präieclen von Kamerun, P. Vilter, gelhane, durch Beriiiitleliing des Reich-tag-- abgeordiielk» 1»r. Lieber zu den Acten gelangte Aeußerunq vom 19. September d. I. nicht unberücksichligt bleibe», worin getagt wird, Kanzler Leist sei nicht der kiniienichivingende Thron» und Wutderlch gewest», at« welchen nian u.n in TeutschlanL hinstelle; wenn er die ihm zur Last gelegte» Vergehen begangen habe, so werde ec die Folgen tragen müssen und eS sti dann zu bedauern, daß ein sonst so arbeitsamer Beamter sich solch großer Fehler schuldig gemacht Hab«; doch habe er auch inonches Gute getbaii und wobt auch wegen ruinirter Gesundheit und Nervosität Anspruch aus einige Nachsicht. Wenn der schwerste gegen den Angeschutdigten erhobene Vorwurf darin gegipstlt hat, daß sti» Verhallen Unehr« über den deutschen Name» gebracht habe, so haben die Anssühriinge» der Verlheidigungsichriit über den Knslenllallch in Westairika, der sich jeder Person und jede» Gegenstandes beniächlige »nd daher der Beachtung nicht Werth sti, Loch die Lhalsache nicht a»S der Welt zu schaffen vermocht, daß Angehörige und die Presse anderer, in der Colonialpolilik mit Teulichland rivalisirender Nationen an» den noch übertrieben dargestelltcii Borgange» in Kamerun in der Thal Capital geschlagen und sie mit Schatenireude brwroä en »nd gegen Denttchland ousqenutzt haben. Auch die Bekundung des ,sengen Schmidt über verlchstbene Fälle brutaler Vergewaltigungen von Neger- mädche» au« guten Familien durch hochneheude Ben»», und Listeier, und einer der weitairikanliche» nicht-, eiiljchen Col on ie», die weder von der heimischen Presst besprochen, noch von den heimischen Behörden ge ahndet worden seien, war nicht geeignet, Le» Angeschiildigten in dieser Beziehung z» entlasten. Dagegen hat aus der Aussage desselben Zeugen, daß während seines letzten Auscntball- in Lagos von Ende Januor bis Aniang Marz d I. dort von der Benutzung der Kameruner Pfandweiber noch nicht« bekannt gewesen ist, immerhin entnommen werde» können, daß da- dadurch verursachte Aussehen kein so große» gewesen ist, wie »S von einigen Seile» dorgeslellt worden ist. Die tm Vorstehenden ziiiomiiiengeioßleii Milderung«, gründe haben schließlich noch dadurch eine erdebliäie Uulerstü-ung erfahren, daß der Angeschuldigte sich bis aus die zur Anklage siedenden Vorfälle während seiner ganzen Tiensizetl vorwurs«sr»i geführt und al- «inen fähigen, energitchen nnd pslntittrenen Beamten erwiest» bat, dessen Leistlinge» z» wlederdolten Maten die An erkennung seiner Vorgesetzten Ticnilbebörte gesunden dabe». Auch au- dem persönlichen Eindruck, de» der GerilhiSdof in der Sitzung von dem Auftreten de« Angeichuldigle» gewonnen hat. ist >n der Ueberzeuguiig bestärkt worden, daß eine zwiiiHende Veranlaßung, ibm durch Tienilentlasiuno jede Möglichkeit einer ferneren Bei Wendung im Ressort de« Auswärtige» Amte« abjuschiikiden. nicht gegeben ist Ter Gerichtshof hat sich daher dahin ichtüffig gemacht, die nächstichwere Strast der Entjernung au- dem Amte über den Angeichuldigten zu verhangen und aus Versttznug in ein andere« Ami von gleichem Range mit Vermiuvernng des Dienst- ktnkommeii- um ein Fünftel erkannt. Er ist hierbei von der Er wartung au-gegangen, daß, wenn auch eine Verwendung de« An- aeschuldigtrn aus seinem bisderigen Posten nicht in Frage kommen kann, er doch durch seine Fädigkeiten in den Stand gesetzt ist, sich an anderen Stellen nützlich zu erweist«, nnd demiltzt
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