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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.11.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941112018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894111201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894111201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-12
- Monat1894-11
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Ich vart. uud KöuigSvlatz 7. MMtk TlUMIt Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. AnzeigenPreiS die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem Redactiou«strich («ge spalten) üO-E. vor den Kamilleunachrichteu (Kgripaltea) «0^. TrSherr Schrillen laut unterem Preis» yerzeichnih. Tadellanicher und Zissernsatz nach höherem Taris. Eptra-Vetlage« (gesalzt). ,»r mit der Morgen-Autaad«, ohu« PostbesSrderuug 60.—, mit PostdesSrderuug AI.—. Ännatsmeschlus für Anzeige»: Abeud-AuSgab«: Vormittag« lO Uhr. Morg»».Ausgabe: Nachmittag« «Uhr. Sonn- nnd Festtag« früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen i« ein« halb» Stund« früher. El uz eigen sind stet« an dt« Expeditt«» zu richten. Druck und Vertag von I. Potz in Leipzig 578. Montag den 12. diovcmber 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung, Me Aufnahme sch»Ipflichttgrr Kinder in Vir Wrndler,'che Aretschulr detrrssrnd. Diejenigen Eltern und Vormünder, welche für Ostern 1895 um Aufnahme ihrer Kinder und Pflegebefohlenen in die Wrndlrr'iche Areischnlr nachzujuchen geionnen sind, haben sich entweder Dirns lag. den lL., oder Freitag, de» 16. November, Nachmittag L Uhr in der Nathssretschuir, Zöltnerstraße 3, perlönlick, I»il den Kindern einzufiudea und zugleich Taus- und Jmpsicheine der Kinde« vorzulegen Leipzig, III. November 189« Das Direktorium der Wrndler'schen Stiftung. Zocialdemokraten unter sich. Der badische LcmdtagSabgeordncte vr. Rlldt ist bekanntlich auS der socialdeuiokratischen Partei ausgetreten. Seine Andänger in Baten bleiben ibm trotzdem treu, indem sie er klären, die „Hetzereien und Intriguen" des l)r. Riidt, von denen in der Resolution des Frankfurter Parteitages die Rede ist, seien itmen unbekannt. Um diesem „Mangel an Kennlniß abzuhelfen", veiöffcnilicht der Vorsitzen« der vom Frankfurter Parteitage eingcsetzlen Uiitersuchungscommission, Herr BloS in Stuttgart, zwei Briese Dr. Rüdt'S, die einen so lebrreichen Blick hinter die Coulissen des social- demokratischen Parteitreibens eröffnen, daß sie abgedruckt zu werden verdienen. Der erste Brief (ohne Dalum) ist an den Parteigenossen O. in P. gerichtet und lautet nach dem „Vorwärts": „Lieber Freund Wilbelm! Ich muß Dir kurz Nachstehendes mittheilen, und zwar im größten Verlraueol Der Ehrgeiz deS D. (DreeSbach) in Mannheim wird immer größer, er wächst mit seinem Neid aus mich. Der letztere ist so groß, daß er bereits den D. zum Berräther an seinen Parteigenossen und College» den feindlichen Parteimännern gegenüber gemacht hat D. plant folgendes: Der Sitz der Lantesorganisation kommt nach Mannheim, der .^öolkssreund" hört aus uud Adolf (Geck) erkält ein Slellchen aus Gnade undUngnade in der „Volksstimme". D. wird Diktator (Dicktalor) Badens, wie E. (Ehrhardt) Diktator der Pfalz. Ich muß natürlich auch über die Klinge springen und werde nicht mehr gewäblt. In Mannheim herrscht dann D. mit seiner bäuSlerischen Clique und die badischen Genossen tanzen nach der Mann heimer Pseife. Das ist geplant! Also auf der Hut! Der Parteitag, auf dem die Mann heimer Clique stark vertreten sein wird, soll die Pläne zur Vollendung bringen. Du wirst schon sorgen, daß Ihr eine Anzahl unabhängiger und freier Männer schicket, die jene Pläne durchtieuzen. Unser Wahlkreis ist groß! Sorge, daß überallher tüchtige Vertreter kommen! Unsern Adolf lassen wir nicht fallen; er ist mehr Werth, als die Mannheimer Clique mit lOO multiplicirt. Der „BolkSf reund" muß bestehen und Adolf muß wieder in die Landesorganisation, die dann in Offenburg bleibt; sie den Mannheimern auSliescrn, würde den Niedergang der Partei im Lande bedeuten, das wirst Du leicht einseben. Weihe nur dir zuverlässigsten unserer Genoffen in jene Pläne rin, und sei aus dem Platz, wenn eS zur Entscheidung kommt. Ich grüße Dich herzlich, sowie Dein Weib und die Genossen Dein Rüdt. St., unser neuer Abgeordneter, ist vollständig auf unserer Seite und verabscheut die Mannheimer Pläne." Der zweite Brief an dev Parteigenossen K. in M. lautet „Heidelberg, den l4./l. 93. Lieber K . . . . .! Deine Zeilen, sowie die „Pfälzer Zeitung" erhielt ich. — Sei überzeugt, daß die Angriffe in der „Pfälzer Zeitung" nicht von ungefähr so frech und sicher auftreten! Er bat seine Finger im Spiele! Hast Du einmal An griffe auf ibn selbst gelesen?'/?!! Lieber K ! AIS Freund habe ich Dir diese An sichten ausgesprochen! Bchaltc sie also für Dia,! Es wird die Zeit kommen, wo Du mir Recht geben wirst Ich babe den Häusler durchschaut, ick, durchschaue auch ihn! Beide haßte» und baffen mich, weil sie sich von mir erkannt wusllen. Schau Dich auch in Deinem Kreise um, prüfe die Leute, die Dich umgeben, und Du wirst zu keinem befriedigende» Resultate komme». Ick bcdaure Dick osl, daß Du mit Deiner bayrischen Geradheit und Offenheit unter Skorpione geratben bist. Sei Du mit Deiner Frau herzlich gegrüßt von Deinem Rüdt. Am 23. Abends spreche ich also bei den Frauen in Mann heim, ich komme mit de n Zug 6 Uhr 28 Minuten hinunter." Daß die „Muster-Retaclion" aus LudwigSbasen (wie beißt Redact>on?!) die Angriffe auf die „Volkssiiminr" u»be- antworlet läßt, wundert mich nicht. Es waltet ein böser Geist dort drüben! Der Geist de-GeschästSsocialiSmuS, de- Neides, des krankhaften Ehrgeize-, der Lüge und Verleumdung ist es! Der Edrhardt ist da- böse Princip in der Ludwigs- Hafener Bewegung, er sckaart eine kleine Sippe um sich, die durch da- Interesse und seine Tyrannei seinen ehrgeizigen Zielen dienstbar gemacht wird. Er bat keinen Funken von Menschenliebe, Ebelmutb und Treue; er ist der verkörperte, aber zu Ei« gewordene Egoismus und sträfliche Ehrgeiz. Die „Bolk-stimme" ist ein Dorn in seinen Augen, weil sie nicht in seinen Klauen ist; das bat er namentlich in Kaiserslautern nicht verbel len können; d>e Wukh ließ ihn damals au- der Rolle fallen. Der Mensch ist gefühllos wie ein Tiger und salsch wie das döse Gewissen. Er wird nicht ruben, bis er sein „eigene» Organ" bat, und die „BolkSstimme" aus der Pfalz binauSgebissen bat. Ich verabscheue diesen Menschen schon lange, denn sein von der Nalur verunstaltetes An gesicht läßt mich einen tiefen Blick io sein Innere« werfen. Ich erschrecke jede« Mal. wen» diese« Gesicht sich vor meiner Phantasie aufihul. Dieser Mensch wäre am besten in den Reihen der Anarchisten geblieben (zu denen er früher gehörte); dort dätke er Dynamit und G>st bereiten können und wäre seinem Berufe treu geblieben, Haß, Neid und Verleumdung zu säen. Sri überzeugt, daß er den Emmel in Berlin zu seiner Schandtbat gegen mich angetrieben hat, obgleich er nur nach her sein „Bedauern" aulsprach. Sei überzeugt, daß er die Kaiser-lauterer von mir ab trünnig gemacht hat, «evigstenS dir Clique, die er zu seinen Zwecken braucht. Lei überzeugt, daß der Bahnbosportier in LudwigSbasen «» ihm gegea wich aufgrdetzl worben ist; die Ludwig-Hafener Genosse» wissen es Deutsches Neick». * Berlin, 11. November. Die „Natioualliberale Corre- spondenz" schreibt: „Die Behaupiung der ullramontane» und fortschrittlichen Verehrer deS Grasen Caprivi, daß die Reorganisation der Reichs- und preußischen Regierung eine Schwenkung in reactionairer Richtung dedeu te, findet i» den bis jetzt vorliegenden Tbal jachen keinerlei Begründung. Daß G afCaprivi liberalergksiniil gewesen, als Fürst Hohenlohe, müssen wir bestreiten. Der Letztere würde schwerlich zu einem BolkSschulgesetzentwurs aus der Zedlitz'sckien Grundlage seine Zustimmung gegeben und eine nabe Verwandtschaft zwischen Liberalismus und AlheiSmuS entdeckt baden. Fürst Hobenlobe war in seiner langen staais- mäunischen Wirkiamkeil nicht nur ein patriotisch und national gesinnter, sondern auch ein gemäßigt liberaler Mann, während Gras Caprivi innerlich ein durchaus konservativ veranlagter Cbarakter war, der nur durch die während seine- Regiments herrschende eigenartige Situation in einigen wirtbschajllichrn Fragen rum Zusammengehen mit der Linken gedrängt wurde. Ein Mann vo» noch weil schärfer aus geprägter cvnservattvei Gesinnung war Gras Eutenburg. Wenn an Lessen Stelle Fürst Hobenlobe das Präsidium im preußischen ElaalSminislermn, übernimmt, so ist da- doch wabrbaslig auch keine rcaclionaire Schwenkung. Eulenburg'S Nachfolger als Minister deS Innern, Herr von Köllcr, mag in seinem polnischen Gruubzug seinem Vorgänger sehr nahe kommen. Nock weiter nach rechiS gehl er sicher nicht; er steht noch in jüngeren Jabren, und man wird erwarten können, daß er in seiner neuen, größere» und verantwortungsvolleren Stellung manche srüberen Schroff- heilen ablegt. Der Wechsel in der Leitung des Justiz ministeriums erfolgt sicherlich auch nickt in reacliouairer Richtung. Im landwirlbsckaftlichen Ministerium mag allerdings durch die ürnennung de- Herrn von Hammer' slei» ein etwas energischerer Zug sich gellend »lacke» Indessen die große Frage der Gelreibezölle ist für längere Zeit erledigt, und ob Herr von Hammer- stein in anderer Hinsicht unausführbaren und maß losen agrarischen Forderungen Vorschub leistet, wird man doch erst abwarten müssen. Eine energischere Vertretung ibrer Interessen in derjenigen Verwaltung, deren Berus die besondere Pflege ibrer Angelezenbeil ist, durfte die deutsche Landwirtbschasl wobl beanspruchen. Wo ist da also der rcaclionaire Umschwung?" * Berlin, >1. November. Die lange Zeit, die darüber bingebt, biS über die Personalvrränderungen in dcn Ministerien und sonstigen boben Siaat-änitern Klarbeil cingelreten ist, giebt zu manche» Klagen Veranlassung, da die Art, wie die einzelnen EnilaffungSgestiche auseinander folgen nur eine Handhabe für Klatschereien und unliebsame Erörte rungen jeder Art bietet. Mit Recht wird von der „Na tionalzlg." daran erinnert, daß alle diese Unzuträglich keilen vermieden werden, wenn bei einem so bedrulungs rollen Wechsel in der SlaalSleitung da« ganze Ministerium seine Entlassung einreicht, wie eS auch beim Aus scheiden des Fürsten Bismarck in der Tbat gesckeben ist Dadurch ist der Kaiser in keiner Weise in der Frei- bei» seiner Entschließungen hinsichtlich der Wabl seiner Minister behindert; denn er kann, da jener Schritt deS Mttiislcriums nur eine förmliche Bedeutung bat, nach Be lieben so viele der srüberen Minister im Amt lassen, wie er will. Wirb eS aber für nötbig befunden, daß bei dem Wechsel im Präsidium einer oder der andere Minister au«- scheidet, so ist dem Rücktritt jede Gehässigkeit gcnommen und einer Unmenge falscher Combinationen und Vermulbungcn wird da« Tbvr versperrt. Ferner müssen Vorgänge, wie sie sich bei der Entlassung deS Iustizmiiiister- von «ckelling abgespielt haben und be, der de- Herrn von Heyden ab gespielt baden sollen — der „Rbein. Cour." berichtet, Herrn von Heyden sei ein Lbrrprästrenienposten angebolen worden, „bevor er selbst an sein Ausscheiden au« dem Lanvwirtb- schaftSministerium dachte" — in Beamtenkreiseo böses Blut macken. — Prinz Heinrich wird aus der Reise nach PeterS bürg von einem große» militairischen Gefolge begleitet sein Unter diesem sollen sich Herren vom kaiserlichen Hauptquartier befinden, an der Spitze General von Plcssrn und andere Ofsicirre in hohen Stellungen. — Die „Berl. N. N." melden: Gerüchtweise verlautet daß der Geheime CabmetSralb von LucanuS am Freilag eine längere Unterredung mit dem Direktor im Culiusmini sterium, Wirst. Geb. Ober RcgierungSrald b>r. Kügler, ge habt hat. E- wird daran die Bermutbung geknüpft, daß Letzterer für einen Ministerposten auSeisebe» sei. Wenn Herr Bosse wirklich das Iustizporleseuille übernimmt, dann käme Herr Kügler voraussichtlich für da« CulluSniinislerium in Frage. Er ist im Nebenamle Mitglied der Ansiedelung»- Commission für Weslpreußen und Posen und bei den Polen seines bi-berigen Verballen« in der polnischen Frage wegen nicht« weniger als pcrson» grau». Bei der letzten Vakanz im UnlersiaalSsecretarial de« CulluSministerium« wurde sein Name ebensall« genannt, roch fiel die Entscheidung bekanntlich für Herrn v. Weyrauch." — Ter „ReichSanzeiger" machte den Wechsel auf dem Posten dcsMini sterS für Landwirthschajt folgender- maßen bekannt: Se. Majestät der tiöiiig haben Allergilädigst geruht: dem Stoats- minister und Miiiisier für Landwirikschasi. Tomainen und Forsten o» Heyden die nachgejuchie Entlassung aus seine», Amt unter Bilastuiig des TilelS und Range» eine» Tloalsministcrs, jowie unter Verleihung des Äroylreu.zes de« Rothe» Adler-Orden« mit Eichenlaub in Gnaden zu bewilligen, und Le» LandeSdireetor der Provinz Hannover Freiherr» von Hanimerstein-Loxie» zuin Eiaulsminister »nd Minister für Landwirthjchajt, Domaliten und Forste» zu ernennen. — Die „Pvsl" schreibt unter dem 10.: „Die Umsturz- orlage war bis heute dem BundeSralbe noch nicht zugczangen." — „AuS ganz bestimmten Gründen" sehen die „Berl. Pol. Nachr." sich veranlaßt, festziistellen, daß die durch den Hamb. Corr." verbreitete Nack-richt über den angeblichen Rücklrilt des Herr» v. Bötticher, von einem Berliner srei- lniiigen Correspondenlen Rtckerl'scher Observanz herrübrt. — Damit die Vorstände der Werkstätten-Berwal- ungen des preußischen Staate« über die Wünsche und Intel essen der ihnen unlerstelllen zahlreiche» Arbeiter ieis iinierrichlet werden und i» solche» Fällen, in welchen die Auffassungen der Vorstände und der diesen unterstellten Arboiier vo» einander abweichen, durch geordnete und fried liche Verhandlungen eine Verständigung erzielt wird, sind beta»»llicb seil dem l. April 1892 Arbeiterausschüsse ciiigeictzl worden. Jetzt hat nun Minister Tbielen Be richte darüber cingcsvrdert, ob der beabsichtigte Zweck überall erreicht worden ist. — Ter preußische Berein der Lehrer und Lehre rinnen an Mittelschulen und höheren Mäbchen- ckulen, der I89U in Biomberg gegrüucct wurde, hat an de» CiilluSminister I)r. Bosse ein Dankschreiben für den Erlaß der neuen Bestimmungen über da« höhere Mädchen chulwese» abgesankt. — Zn einer am 9. d. MtS. abgehallencn christlicb- ocialen Versammlung wurde folgende Resolution an genommen : „Tie heute nach der Tonhalle rinberusene Versammlung der chrijttlch-iocialen Partei erklärt nach eine,» Bortrage de« Hof Prediger« a. P. Stöcker, bah sie ln dem Weck»el in den leitende» Stellen des Reichs und Preußen- nur dann «ine Bessern»« unserer inneren polittjchen Lage erblicken kann, wenn endlich eine zietdewuhie Poliiit der Loctolresorm aus christlicher Grundlage kingeichio.t«» wird. Sie ist der Ansicht, daß nur mit einer solche» Politik, ober nicht mit Mahrrgei» zur Beschränkung der bürgerlichen Freiheit der kaiserlichen Mahnung zum liampse für Religion, Sitte und Ordnung wirk,am entsprochen werde» kann." * Trntsch-Vylau, l». November. Herr von Puttkamer Plauth hielt kürzlich in einer Versaiiimlung deS Bundes der Landwirlbe für den Wahlkreis Roscuberg-Löbau eine längere Rede über den gegenwärtige» Stand der Angelegen beiten des Bundes, in welcher er auch aus die gegenwärtige Ministerkrisis zu spreche» kam uud u. A. »ach dem „Ges. aussührte: Auch der LanrwirlbickiaslSiniiiislcr, von dem man nicht viel gespürt bat, ist gegangen. Wie haben sich nun die Landwirlbe zur M»»ste> krii!S zu verhalten? ES wird weise vom Bunte sein, sich nicht allz u b reist an die neuen Personen bcran- zudrängen, wie da« leider schon von einigen Seiten geschehe» ist. Zunächst ist abzuwarten, was die neuen Personen für ein Gesicht machen werden. Das wird sich ja bald, bei der Eröffnung deS ReickSlageS, zeigen; sie müssen dann Farbe bekennen. Tie neuen Männer müssen Vertrauen zum Bunde gewinnen und zu der Einsicht gelange», daß sich mil ihm leben läßt. Ein rubigeS, maßvolles Verhallen ist daher das Beste. In unserer Gegend würde es besser uni den Bund stehe», wenn nicht die poln ischeu Mitbürger lähmend wirkten. Die Gefahren, die den Staat bedrohen, seien sebr groß. Um die gesunde Autorität wieder herzu- siellen, braucht der Staat eine starke Stütze. Dazu sei der Bund der Landwirlbe da. Redner schloß mit dem Mahn- ruse: treu und fest zur alten Fahne zu stehen. — Herr DegurSki-Neuhoff interpellirte Herrn v. Puttkamer wegen seiner aus der Maricnbuiger Lankwirlhschasll>ck>-n Ausstellung getbane» Acußeruna: drei Tage kann man raisoniiirei,, kann muß man wieder !Ordre pariren. Herr von Putt kam er erwiderte, der Bund dürfe nicht wie die Socialdemo- kralen und Freisinnigen auftretcn, sondern nur mit ruhiger Besonnenheit: der Bund müsse mil der Kr iie gebe». Um jeder salschcn Auffassung vorzubeugen, erkläre er (Redner), baß er keine anderen Interessen verfolge, als die, der Landwirlhichast und dem Vaierlande zu dienen. Ehrgeiz besitze er nicht und würde ein Ann. falls ihm solche« einmal angebolen werten sollte, wa- jedoch sehr unwahrscheinlich sei, auf jeden Fall ablehnen. * Schwerin. 1l). November. Der Oberlonddrost v. Wri«. berg, von I88l di« >893 ReichStagSadgeordneler für de» ersten Mecklenburgischen Wahlkreis, ist, 71 Jahr alt. genorben. (Post.) * larmftadt, 1». November. Die Abreise reS Groß- berzogS von Hessen zu den Trauerseierlichkeiten steht noch nicht ganz fest, und zwar wegen de« in Darmstadt zu erwartende» Familienereignisses. * An» vlsatz-vnthrinnen. >0. November. Wie der Recht«- anwall Ur. Muu»», Beklheibiger de« Piarreri N Dellor zu Norddeim, Redakteur« der „Revue cathoüque", miitdeill, hat da gegen Herrn Telior von der Stoalsanwallschoit rinaeleitetk Er- mttteluiigsversadre» wegen der Vorgänge ans der Benielder tkatbo- likenveriaiiiinlung keine genügenden Aukaltsvuncte zur Erhebung der östenllichen Klage ergeben. Da« Beriahreu ist demnach eingestellt wvkden. * Mönchen, kV. November. In einem officiösen Bericht der Regierung der Lberpsalz beißt e« bezüglich der Assaire in FuchSmübl: „klebrigen« ist ja die Möglichkeit, daß der eine oder der andere Soldat in der Aufregung etwa« zu weit gegangen ist. nicht ausgeschlossen. Bei einer io auSgedehiiteii «trecke konnte der einzelne Mann unmöglich mehr so über wacht werten, daß jede Ausschreitung verhindert wurde." Lefterreich. Ungar«. * Pest. 10. November. Ausseben erregt ein Toast Franz Kossutd « aus ein unabhängige« Ungarn, da« mit Oester reich nur eine gute Nachbarschaft und den Herrscher gemein sam habe, und aus Len konstitutionellen König, der die Unabhängigkeit Ungarn« auf dem konstitutionellen Wege geben werde. Pest, lO. November. Die Reise Franz Kossutb's durch die Provinz, wo er al« Parteiführer der äußersten Linke» austriit, erregt in Wien Mißverständnisse und Miß vergnügen, weil man dort glaubt, daß damit die sogenannte Kossulbsraze" neu erwacht. Obgleich nicht» ernstlich zu be stichle» ist, ist die liberale Partei entschlossen, einem etwaige» Unfug energisch entgegenzutreten. Die Geietze verbieten zwar nick» das Reisen, Bankette und Versammlungen, man läßt also Koffulh, obgleich er noch nicht einmal ungarischer Staatsbürger ist, gewähren, die liberale Presse nennt ihn jedoch „Boulanger" und macht sich über ihn lustig, während Iokai in einem offene» Briese im „Nemzet" ihn vor Un bedachtsamkeiten warnt. Im Ganze» verräth Kossuth voll ständige Unteiiiitniß der politischen Vcrbältniffe Ungarn». Er bringt einmal Trinkiprüchc aus den König au« und geberdel sich sodann als eine Art Prätendent. Ueberdie« wird ihm fortwährend vorgebaltcn, daß er Direktor einer Feuer- spritzciisabrik und Vertreter einer amerikanischen Versiche rungsgesellschaft ist. Es ist möglich, daß er der Regierung »och manche Verlegenheit bereiten wird, aller Voraussicht nack> dürfte jedoch Kossntb, wenn er eine kurze Zeit eck Wablreclame der Luße>sten Linke» gedient, als unbedeutende Mittelmäßigkeit wieder in den Hintergrund treten. (Voss. Ztg.) 0. Pest. lO. November. Fiumaner Meldungen be sagen, Frankreich bereite eine Zollerböbung vor gegen Mcbl österreichisch - ungarischer Provenienz. Ein hieraus bezüglicher Gesctzcnlwnrs werde im Gebeimen vordereitel »nd soll nach der Annahme in der Kammer sofort in Kraft treten. Frankreich. Paris, 10. November. In der Deputkrtenkammer wurde nne Vorlage, b.irejjend die Gewährung eine« Eredites von 1201XX) Franc« sür d>e Kosten der zu de» Beijetzungr- leierltchkeite» nach Petersburg zu enliendende» auhcrorüeut- lichen Geiandljchail, eingehracht. — Ter Sociatisi Lavy inlerpellirte die Regierung üiier die Abietzung de» Direktors des Waijen- haule« »» LcmpuiS, Roh in. Der Unterricht-minister rccht- scrligie die Adsitzung und hob hcrvvr, der Direktor habe die Zög linge nicht hinreichend überwacht und In t ern ott o na t isinus und AntivatrioiiSmuS gelelirt. Die Itammer nahm mit «KL gegen 40 Stimmen eine Tagesordnung an, iu weicher da« Verhauen der Regierung gebilligt wird. Belgien. * Brüssel. 10. November. Da« StaatSblatt veröffentlicht einen königjichen Erlaß, durch den die Bedingungen der Darstellung, des Verkehr« »uv Verkauf«, sowie der Anwendung vo» Sprengstoffen erheblich eingeschränkl werden — Die Staatsanwaltschaft »i Lüttich ist vo» der russischen Regierung benachrichtigt Worte», daß sic nicht nur die AuSliescruug dcS sogenannten Barons S ler nberg-Iabvigowsli, sondern auch blc Vernehmung desselben durch die belgische Behörde verweigeit. Die lusolge dessen verzögerte Verhandlung gegen die im Mai verhaftete» Anarchisten soll »unlnebr im Deccmber stattsinten. Der Abgeordnete Heuse bal aiigckülidigt, die Regierung über de» Fall zu iulerpelliren. Heuse ist der Verlbeikiger einer Anzabl dieser Anarchisten. Es ist nicht zum erste» Male, daß ein Advocat seine Stellung als Ab geordneter benutzt, ui» im Parlament oa« Interesse seiner Cllenlen wahrzuiiebmen. * Brüssel, lv. November. Ucbermvrgen findet die Wahl derjenigen Senatoren statt, welche die neun nunmehr ver sa», mellen belgische» Provinzlanttage zu ernennen haben (zu sammen 26 Senaloren). Da die Klerikalen sieben von den »eii» Landtage» beherrschen, so falle» ihnen 19 Senatssitze zu, die mit den 52 bereit« eroberten Sitzen den Ultraniontanen eine Stärke von 71 Stimmen im Senate verleihen. Die liberale Partei bal bisher nur 23 Senal«sitze gewonnen und hat nur Aussicht, i» den antiklerikal gebliebenen Land tagen von Henegau und Lüttich, die zusammen sieben SenalSsitze zu vergeben baden» einen Zuwach« zu er balle». Hier ist sie aber aus die Unterstützung der Socialisteu angewiesen, welche vier SenalSsitze für sich beauspiuchrn. Obwohl grundsätzliche Gegner des Senats, wolle» die Socialisteu dock i» der ausgesprochenen Absicht i» denselben cindringen, um auch dorl, mitten in dieser pliitolraujchen Versammlung das colleclivistische Banner zu eiilsaltkn. Leiter ist große Aussicht vorhanden, daß ihnen auch diese- gelingt. — Kaum ist da« sociale Rrsorm- programm der Regierung bekannt geworden, so erbebt sich bereit« au« dem ultramoniancn Lager lebhafter Widerspruch gegen die Bestrebungen de« Ministeriums. Die größte Anfeindung erfahren die Unfall- und die Altersversicherung für die Arbeiter, da die klerikalen Fabrik besitzer sich durchaus weigern, aus ihrer Tasche Beiträge hierfür zu leisten; ferner der Achtstundentag, der »ach ibrcr Meinung tie Production«!» aft Belgien» gegenüber dem Austaiive schwächen müßte. Für den Fall, daß e,e Regierung über diesen Widerstand der Arbeitgeber zur Tagesordnung übergehe» sollte, droben diese mit einer allgemeinen Lobu- berabseyung, deren Folgen natürlich sehr bedenklich wäre». Wie man sieht, ist da- sociale Rkformprogramm der Regierung leichter aukgeslellt al» durchgcsübrt, und c« darf schon >etzl als sicher betrachtet werden, daß ;encS Programm noch ziemlich lange aus dem geduldigen Papier stehen bleiben wird. Italien. * Rom. 10. November. Gegen den s o c i a l i st i s ch e n Deputirlcn Enrico Fcrri, Professor an der Universität von Pisa, ist aus Grund de- AiiarchisirngesetzeS Anklage erhoben wegen Aufreizung zum Classenhaß und Zugehörigkeit zu einer verbotenen Gesellschaft. Großbritannien. * L«ntz«n. 10. November. Infolge einer Einladung de« Kaiser« Nicolau« reist der Herzog von Aork am Montag nach Petersburg ab, um den Brisetzungsseierlichkeitrn bei- zuwobnen. * L»«tzon, 10. November. Am Mittwoch hatte sich Lord SoltSdury ln der Vcriommlunq de« Londoner Verbände« de« konservaliven und conslitultonelleu Verein« etvgekuadea und sprach
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