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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941117027
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894111702
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894111702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-17
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«MWMMMWWYWWWWd Bez«g».Pre1s A d« H«pt«xp»dUto» »der d« t» BwdS» dr»trk «ch de» Vororte» »uichtete» «»«- -obrstrlle» ab-etzolt. vterteljälirl ich ^1.50, »et zioetmaliaer täglicher Z»ft«ll»»g in« Ha»« » K^L D»rch di» Post b«»oge- sür Leutschlaud »»d Oesterreich: viertel,idrlich ^l 6.—. Direct» täglich« kreuzbandienditirg t»s >u«la»d: monatlich 7 .SO. Die Morge»«u«gabe erscheint täglich'/,? Uhr, di» Abeud-AuSgab« Wochentag« 5 Uhr, Lr-arlion »ui» Lrvedittoa: Johanne»,affe 8. Di« Ervedition ist Wochentag« ununterbroche» geöffnet von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filiale«: Vit» Me«« » Torti«. (Alfred Hahaj, Universität-strabe 1, Louis Lösche, Katharineastr. I«, Part, und Köaig«platz 7. Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ f8r Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Sl«zetge«.PreiS dir «gespaltene Pefftzeile SO Pfg. Reklame» »»ter de»Nedactto»«strich <4go- spalte») SO-^, vor de» Aamilienaachrichu» (S gespalten) 40-^. Grühere Schriften lant unserem Preis- derzrichnifi Tabellarischer und Ziffernjatz nach hiherem Daris. Extra-Beilage» (gesalzt), nur mit der Morqcn-Ausgabe, ohne Poslbeiörderung 60.—, mit Poslbesörderuug ^l 70.—. Aunahmeschluk für Anzeigen: Abend-Ausgabe: vormittag» 10 Uhr. Morgeu-Au«gabr: Nachmittag« 4 Uhr. Sonn- und Festtag« früh ",9 Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je eine halbe Stund« früher. Anjeigea sind stet« an di« Expedition zu richte». Druck »nd Verlag von E. Pol» ft» Leipzig 58S. Sonnabend den 17. November 1894. ' 88. Jahrgang. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 18. November, Vormittags nur bis V-0 Uhr geöffnet. LxpetMlon lies I.eip/4xor l^edlrtttes. politische Tagesschau. * Leipzig, 17. November. Der ordentliche 1-tat der Mariiicvrrwaltniig für das kommende EtatSjahr wird, wie der „Hambg. Eorr." »nd die .Post" hören, soweit er sich auf Schiffsbaulen bezieht. lO Forderungen enthalten, während der sür da« Jahr 1893/94 21, der sür das laufende EtatSjahr deren l2 aüswieö. Die geringere Anzahl von einzelnen Titeln ist i» dem Umstande begründet, daß mit dem Schluß dieses Rech nungsjahres nur noch drei Schiffsbauten weitcrzuführe» sind, und während dieser Zeit nicht weniger als 7 Kriegsfahrzeuge fertig gestellt wurden, für die Schlußbau-Rate» gefordert waren. Es waren dieö: die beiden Panzerschiffe I. Elaffe „Wcißenburg" und „Kurfürst Friedrich Wilhelm", die beiden Panzerschiffe IV. Elaffe „Hagen" und „Heimdall", der Kreuzer IV. blasse „Geier", der noch nicht vom Stapel gelassene Aviso „II" aus der „Acticngesellsckast Weser" bei Bremen und endlich ein Torpedodivisionsboot. Die drei Titel, die daber in dem Etat sür das folgende Rechnungsjahr zur Wetterführung der im Bau begriffenen Schiffe stehen werden, sind: 1) eine vierte und letzte Rate von 1 470 000 ^ für daS Panzerschiff IV. Elaffe „1" — liegt auf der kaiserlichen Werst zu Kiel aus Stapel und dürfte in wenigen Wochen der Taufe entgegensetzen —, 2) eine vierte und letzte Rate von gleichfalls 1 470 000 für daS Panzerschiff IV. Classe „Odin" — vom Stapel gelassen am 3. d. M. auf der kaiserlichen Werst zu Danzig — unv 3) eine zweite Rate zum Bau des Panzerschiffes „Ersatz- Preußen" von etwa 2 500 000 .6, sür weiches als l. Rate der Elat i89l,95 bereits l000 000 ^ forderte, die auch s. Z. bewilligt wurde. Als t. Titel wird eine Million Mark gefordert werden sür die erste Rate zum Bau des Kreuzers „Ersatz-Leipzig", so daß dieser Posten unverändert wie im Etat 1894/95 er scheinen dürste, da dieser Ersatzbau bekanntlich abgelehnt wurde. Unter Nr. 5 nnd 6 werden je 2 000 000 für zwei geschützte Kreuzer erscheinen, die mit „IG und „I," bezeichnet wurden. Der Etat l893 94 wieö bereits einen Neubau X als Krcuzercorvette und Schwcstcr- schiff der jetzt vollendeten „Gesion" aus, welche eine Gc- sanimtsumme von 4 63l 000 .4: kostete. Die neu erscheinen den Kreuzer X und I, sind aber nicht als Schwester schiffe irgend eines bereits fertig gestellten Kreuzerlyvs geplant ; vielmehr beabsichtigt man, ihnen ein größeres Deplacement als der „Gesion", die nur ein solches von 4109 Tonnen Kal, zu geben, um auf ihnen eine stärkere Armirung installiren zu können, die »ach den letzten Erfahrungen, besonders auch nach denen durch den japanisch-chinesischen Krieg gewonnenen, als die zweckentsprechendste sich erwiesen. Die beiden Kreuzer X und I. werden daher auch nur mit einem Kostenaufwand bermstelle» sein, ker den der „Gesion" von 4>/r Millionen übersteigt. Unter Nr. 7 werden abermals 2 000 000 > in dem Etat erscheinen, die als erste Baurate sür den „Ersatz-Frcya" bestimmt sink. Die gegenwärtig »och in der Liste der KriegS- lakrzeugc erscheinende „Freya" ist unter den 7 Kreuzern III. Elaffe die kleinste und die einzige, die noch aus Holz gebaut ist, während sämmtlich« anderen bereits aus Eisen oder Stahl construirt wurden. Die alte „Freya" hat der Flotte schon über 20 Iabre gedient; sie steht seit Jahren unter den in der Reserve befindlichen Schiffen und ist zum activcn Flvltendienst heutigen TageS überhaupt nicht mehr zu verwenden. Daher dürtte der Kreuzer demnächst zu den schiffen sür „andere Zwecke" übertreten, d. h. al- „Hascn- schiff" Verwendung finden. Unter Titel Nr. 8 und 9 werden in dem ordentlichen Etat sür 1895 96 gegen 2 000 000 gefordert werden, die zum Ausbau d.S TorpevobootSmaterialS be stimmt sind; und zwar soll eine ganze Division neu eingestellt werden, d. h. ein TorpedodivisionSboot und 6 „8"-Boote In dem Titel Nr. lO endlich werden l'/n Millionen ge fordert, die zu einer Ncubeschaffung von Kesseln und Maschinen der vier Panzerschiffe der „Sachsenclaffe" be stimmt sind. Die gegenwärtige Maschinenanlage der Schiffe hat sich schon seil einer Reihe von Jahren nicht mehr als auf der Höhe der Zeit siebend erwiesen; vor allem aber kann sie den Schiffen nicht einen Grad von Schnellig keit geben, die man von einem modernen Panzerschiff der Gegenwart fordern muß. Nach dem neuen Einbau der Maschinenanlage aus den Panzern werden sich diese noch eine lange Reihe von Jahren als vollwertbige Schlachtschiffe erweisen, so daß sie auch noch in späteren Jahren einen nicht zu unterschätzenden Theil der Panzerflolle auSmachen werden. Die Gesammtsumme sämmtlicher Positionen wird mithin gegen l6 Millionen Mark betragen, d. h. sic wirb um etwa 9 Millionen kleiner sein, als die des Etats 1893/94, dagegen unter Berücksichtigung der vier geplanten Neubauten um 2 Millionen größer als die beS Etats 1894/95. In dem schon gemeldeten Umstande, daß Hendrik Witboi sür ein Jahreszchalt von 2000 in den Dienst der deutschen Regierung getreten ist, scheint eine Gewähr für die Aufrichtig keit seiner Unterwerfung zu liegen. Daß immerhin auch in Zukunft Wachsamkeit Noth thut, geht aus einem Privatbric auö Deutsch-Südwestafrika hervor, welchen die „Franks. Oder- Zeitung" veröffentlicht. Er ist, wie eS scheint, von Premier- lieutenant v. BurgSdorff geschrieben und knüpft unmittelbar an die Ereignisse an, mit denen der gestern milgetheitte Bericht des Majors Leutwein abschließt. Der Brief tautet: Nauktust, löTage südwestlich von Rehobolh, 22. 9. 1894. Der Krieg ist aus: Witboi Kat sich sür unterworfen erklärt, nachdem wir allerdings viel und schwere Opfer haben bringen müssen... Wir haben Wikboi doch jetzt als eine Macht erkannt, die bisher stets unterschätzt worden ist: kaput haben wir ibn gemacht, vernichtet dürste sein Volk nicht werden, er wäre allein wohl doch entkommen und wäre dann der eigentliche Räuberbaupimann geworden, mit dem jeder nur einigermaßen regelrechte Krieg unmöglich wäre. Eine kleine Räuberbande ist in diesem weit zerklüsteten bergigen Lande mit den hundert Schlupfwinkeln, die jede Gebirgskette bietet, — bei dem furchtbar großen Mißtrauen der gesammte» Be völkerung — und bei der geradezu übermenschlichen Angst, die alle Welt hier vor dem Namen Witboi hat, jederzeit möglich, und nur durch Zufall zu vernichten. — So liegt die Sache bei dem jetzigen Resultat weit günstiger; Hendrik Witboi hat daS getban, war er wohl eigentlich geschworen batte, in seinem Leben nicht zu thun, er hat sich deutscher Schutzbcrrscbaft bedingungslos unterworfen. Hendrik ist ein Mann von Wort, er hält, ivaS er verspricht. Trotzdem wird er nie ein guter deutscher Unterthan sein. Ich habe die Ausgabe bekommen, dies Friedenswerk weiter zu fördern. Ick bin vorläufig allein mit 30 Reitern vor der Nauktust liegen geblieben und feiere Freundschaft mit meinem neuesten Intimus Hendrik. Zuerst erschien er in meinem Laaer — allerdings furchtbar mißlranisch mit 30 bis an die Zähne bewaffneter seiner besten Reiter, die sich während imserer Unterredung, bei der ich Kaffee und Brod meinen Gästen spendete, dicht um unS lagerte», so daß ich eigentlich mißtrauisch werden konnte. Henvrik ist ein Mann von sechzig Jahren, jetzt kränklich, ein elten begabter, schlauer Kopf, der eine ganz gewaltige moralische Macht und Gewalt über seine Untergebenen auS- übt. Ich koste, ich werbe in der Zukunst gut mit ihm auS- kommcn. Seine Briefe, die nach und nach an mich gelangten und die ich mir natürlich als interessante wicktige Dokumente aufbcben werde, wurden immer herzlicker. Der zweite lautete: „Aan den licven Briend Lieutenant". — Der dritte lautete: „Myn lieven un goden Briend dem Herrn v. B.I Lieutenant" (Mein lieber und guter Freund Herr v. B) und schließt „met bartelcgste groteniS dien Briend dem Kapital» Hendrik Witbooi" (mit herzlichem Gruß Dein Freund u. s. w) Ich muß nun vorläufig da- Buschmannleben weiter führen, aus der Erve schlafen rc. Allmählich ziehe ich nach Gideon, um mir da ein Haus zu bauen, eine neue Station zu gründen. Witboi sammelt jetzt sein zersprengtes Bolk, über 2000 Köpfe, und kommt mir dann nachgezogcn. Eine schöne schwere Ausgabe liegt vor mir. DaS Volk, welche« jetzt seit vierzehn Jakren (lediglich) im Kriege gelebt hat, zu einer FriedenS- rhätigkcit zu erziehen. Wird cS überhaupt möglich sein'? frage ich mich oft — es wird schwer sei» — vielleicht ge lingt eS. Schön ist die volle Selbstständigkeit, die ich habe. Ick bin ganz mein eigener Herr, mit den weitesten Vollmachten auSgestattet. Ich kann eigentlich nur jedem Officicr rathen, auf einige Jahre oder ein Jahr, wenn angängig, speciell nach Südwest-Ajrika zu gehen, um sonst ist diese Zeit nicht. Bon Gideon werde ich Euch länger schreibe». Jetzt ist meine Zeit knapp, — ich muß viele Gefechtsberichte macken — daS Schreiben geht im schmutzigen Lager bei starkem Wind und ewigen Berdandlungen, die ich führen muß, schleckt. Alle Augenblicke kommt ein Groot- mann vom Feind mich zu besuche». Ich muß dann stets ein srcundlickeS Gesicht machen, ihn bitten, sich zu setze», ihm Kaffee, Brod und Tabak geben, unv jedem schmutzigen Lumpe« freundlich die Hand schütteln. Ich habe mir schon oft gesagt, „nimm Dich in Acht" — daS Bolk fängt nämlich schon an, etwas zu viel verlangend z» werden. Die Damen de« HoseS machten mir ihre Aufwartung. Die Königin unddiePrinzessinnen habe» alle Wünsche nnd Anliegen. Auch kommen die Witboi« mit allen möglichen Leiden »nd Erbrechen, die ich mit Hilfe meines Lazaretbgebilse» Teschendorf (früher 18. Arlill.) der von mir als größter Doctor präsentirt wird, curiren lasten »i»ß. Von Gibeon, wo ich hoffe Januar 1895 nach einem dreimonatigen Zuge durchs Land mit den WitboiS einzu treffen, sende ich Euch ausführliche Berichte. Der deutsche Gesandte in Tanger hat zwar sofort die Weisung erhalten, sich nach Fez zu begeben und wegen der Ermordung Neumann'S von der Regierung des Sultans Genugthuung zu fordern, der junge Herrscher ist aber allem Anschein nach selbst nicht im Stande, dem räuberischen Treiben seiner Unlerthancn zu steuern. Er mag sich glücklich schätzen, wenn sie, wie cS zur Zeit in und um Marakcsch geschickt. nur seine Beamten und Würdenträger, nicht aber ibn selbst bedrohen. Die in Casablanca lebenden Europäer haben übrigens eil einiger Zeit schon unter den Anschlägen de- die Umgebung der Stadt beimsuchendcn räuberischen Gesindel« zu leide» gehabt. Mit welcher Dreistigkeit dasselbe zu Werke gebt, er hellt aus einem vom October batikten Briefe, welcher dem „Graudenzcr Geselligen" von einem dort weilenden Freunde gesandt worden ist. „ES war an eluem Sonntag" — Hecht e« in diesem Schreib»., — „und wir Europäer gingen wie gewöhnlich vor den Thorr:, der Stadt am Meere«user spazieren. Seit Jahr und Tag wri hier keinem Europäer ein Haar gekrümmt worden und keiner vva unS trug daher außer einem Stock oder einer Reitpeitsche eine Bertheidigungewasse bei sich. Da geschah am Hellen Lage „:> dressier Uederiall, der den Banditen, Beduinen aus dem Innern Marokkos, glänzend gelang. Etwa 20 dieser Gesellen griffen zu drei und vier reitend und im Rücken durch andere Reiter geüccti, zunächst «inen ebensall- berittenen dentschea Arzt an, zwange» ihn mit Waffengewalt, ihnen sein Pferd zu überlaffen, und beraubten >b» seiner Uhr Eine andere Band« fiel den englischen Biceconsul, Len dänischen Consularagenten, sowie einen deulschcn und »inen engtisc! e:> Kaufmann an, welche zusammen spazieren ginge». Diesen Herren wurde» die Röcke, Westen, ja sogar die Beinkleider mit dem gan ,en Inhalte der Taschen abgenommen, woraus di« Räuber sich ln allcc GemüthSruhe mit ihrer Beule davon machten. Dt« Beraubien erregten in der Stadt natürlich großes Aussehen, da sie »Heils in Unterkleidern oder gar im Hemd dort oiilangtru. Spiehgesel',» jener Räuberbande suchte» durch den hier üblichen Kricgsschrei b is Volk auszuwiegeln, um die Europäer nunmehr ganz zu uni» drücken. Durch die Geistesgegenwart des deutschen Arzics, welcher zwei der Hauptschreier sofort beim Wickel naiin und sie unter Hilfeleistung von zwei anderen Deutschen zum Gouver »eur schleppte, wurde ein allgemeiner Aulstand indessen glücklich ve, mieden. Seit jenem Ta >c wagten die Europäer sich kaum noch vor die Thore; nur fünf Teullche, zu denen ich mich »bensall» zähle, rill,nt nach wie vor aus, allerdings bewaffnet. Ter junge Sultan, weuger vollkommen ohnmächtig i» Fez sitzt, hat zuiigchsi in der Sache »ictiis weiter getban, als de» Gouverneur vvn Casablanca gezwungen, lei den Belheiiigten sür das Erlittene Abbitte zu leiste» und sich zu entschuldigen. Nach mebreren Wochen hat er ihn endlich von seinem Posten entlasse» unv eine» neue» Gouverneur eingesetzt." Der Verfasser des Brieses äußert im Weiteren den nur zu berechtigten Wunsch »ach einer wirksamen con sula ris che » Vertretung; in ganz Marokko befinde sich zur Zeit nicht ei» deutscher Berusscousul, der Gesandte in Tanger aber sei voll kommen außer Stande, sich in jedem Einzelsall der Interest,» der osl in weiter Ferne von seinem Amtssitz lebenden Reicks angeböriae» mit der nötbigcn Schnelligkeit und dem wünschen: werthen Nachdruck anzunebmen. Zunächst hat die Kreuze, Corvetle „Irene", die am l7. d. MtS. zur Berstärkm.g des ostasialischc» Geschwader« von Wilbelmsbaven abgcl >, den Besicht erhalten, aus ihrer Fahrt verschiedene marokkainsil e Hafenplätze anzulausen. Hoffentlich trägt ihr Erscheinen dazu bei, den Ucbcrmutb der Eingeborenen wenigstens einigermaß, n im Schach zu halten und die Behörden einer schnelleren Er ledigung der deutschen GenugthuungS- und Entschädigung« ansprüchc geneigt zu machen. Wie man den „B. P. N." aus Ungar» mittheilt, mackt sich daselbst gegen die abenteuerlich präpotente Art und Wc:sc. in welcher Franz Kossuth aus seiner Rundreise tnich einen Theil de« Landes wider die staatsrechtlichen Grundlagen der Monarchie agilirt, obwohl er seine ausreizcnre Tbätigkcit fortwährend mit LoyalitätSerklärunzen überzuckert, be>e»- vielcrorten eine kräftige Reaction geltend. BiSbcr erregte» die aninaßenden Ennntiationen dieses Erben eines in Ungar» be rühmt gewordenen NamenSein mitHciterkcit gepaarteSBebauern, »uiinicln aber beginnt sein Gebühren den Leuten von gutem Ge sckmack »nd Besonnenheit nachgerade langweilig zu werde». In diesem Gefühle, aber keineswegs aus „Furcht vor dem Namen Kossuth", geht man daran, sich gewisser, unter einstmals Feuilleton. Der Tag der Vergeltung- ös Von A. K. Green. Nachdruck verboten. (Fortsetzung.) „Ich will tbun, was Sie verlangen", sagte er endlich, dem Alten, der gebend vor ihm stand, fest in'S Auge blickend, „nur gestalten Sic mir zuvor, Fräulein Evans milzutheilen, daß nicht mein Wunsch, sondern ihres ValcrS Wille mich zwingt, ihr aus ewig Lebewohl zu sagen." „Dessen bedarf es nicht", rief Dalton, „ich selbst —" er hielt erschreckt inne. Die Zimmerthür öffnete sich und mit den, Freubenruf: „Mein Pater", kam Mary hereingestllrzt und lag an des Alten Brust. Stanbope warf noch einen wehmütkigen Blick auf da« ge liebte Mädchen. „Ich sehe, Sie bedürfen meiner Dienste nicht länger. Fräulein Evans", sagte er im gepreßtem Ton. „Wenn ich fort bin, fragen Sie Ihren Vater, warum ich jetzt so plötzlich scheide und weshalb wir uns fortan nur begegnen dürfen, als hätten wir unS nie gekannt." Er war im Begriff, sich zu entfernen, als ein halb zornig halb angstvoller Ausruf Daltvn'S ibn auf der Schwelle zurückbiell. „In die Zeitung eingerückt? Unglückliche, was hast du getban! Wie lautete die Anzeige, sprich — sage sie mir Wort sür Wort." Sie vermochte vor Schrecken keinen Laut bervorzubringen. „Rede", drängte er, „die Spannung bringt mich um. Welchen Namen hast du genannt — Dalton oder Evans?" „Talion, Dalton". stammelte sie. „Ich wußte nicht, daß ich unrecht tbat; ich fürchtete, es sei Dir ein Leid geschehen — o. sieb mich nickt so an —" „Sage mir den Wortlaut der Anzeige — das ist alle-, Was ich wissen will." Sie schaute verwirrt und ratbloS um sich, das Gedäcktniß schien ibr zu versagen; da begegnete sie Stanhopc'S mitleid vollem Blick. „Frage ihn", siebte sie. „er muß die Anzeige gelesen baden." Rasch zog Stanbope da« Zeitungsblatt aus der Tasche Welche« den bewußten Aufruf enthielt. Dalton « Zorn war verflogen; er la« die Zeilen ohne schtlicke Bewegung, nur als er die Narbe erwähnt fand, ab ihn Stanbope die Linke plötzlich krampfhaft schließen. „Es ist nicht so schlimm, als ich dachte", beruhigte er seine ängstlich bebende Tochter. „Sage, mein Kind, hat sich Niemand nach mir erkundigt während meiner Abwesenheit? Hast Du keinen Besuch gehabt?" Stanbope bezwang sich nicht länger; vielleicht war der Augenblick gekommen, seine eigenen Zweifel zu lösen. „Ein Mann ist hier gewesen", rief er „und hat sich überall im Zimmer umgcsehcn. Er hat Blatternarben im Gesicht; sein kecke« Benehmen bat Fräulein Evans so sehr erschreckt, daß ich ihr aus diesem Grunde rictb, im Hause einer mir be- srennvctcn Dame Schutz nnd Zuflucht zu suchen. Sie fürchtet, der Mann möchte wiedcrkommen." Dalton war einer Ohnmacht nahe, er hielt sich nur mühsam ausrecht und blickte angstvoll nach der Thür. „Wann war da«?" stöhnte er; „doch nicht heute?" „Nein, schon vor einigen Tagen", erwiderte di« Tochter rasch. „Aber gestern war er wieder hier im Hause, ich sah ibn die Treppe hinausgcbcn, ich glaube, er hat ein Zimmer im oberen Stock gemielhct." Eine wahnsinnige Angst bemächtigte sich dcS alten Mannes „Warum hast Du das nicht gleich gesagt!" rief er. „Weißt Du nicht, daß er mein Feind ist? Zehn kostbare Minuten sind verloren, in denen ich bätte bandeln können." Jetzt siel sein Blick auf Stanbope, dessen Gegenwart er ganz ver gessen zu haben schien. „Sie müssen entschuldigen", stammelte er. „aber ich habe allen Grund, jenen Mann zu fürchten — glauben Sie, daß mich Jemand bat in'S HauS kommen hören? „Die Brauns vielleicht", erwiderte Stanbope, „ihre Zimmerthür steht offen und wir haben nicht allzu leise ge sprochen." „Man muß den Braun's Geld geben, sie sind bestechlich. Hier sind fünf Dollar'S, zehn, zwanzig — nur damit sie schweigen. — Sie aber, mein Herr, sagten Sie nicht, Sie wollten meine Tochter an einen sicheren Ort bringen? Da« ift ein guter Gedanke, ick weise ihn nicht zurück. Können Sie den Plan noch au-sühren, so soll meiue Tochter rasch zusammen packen, wa« sie braucht, denn sie darf keine Nacht mehr hierbleiben, und ich auch nicht." Tie plötzliche Wendung der Dinge überraschte Stanbovr so sehr daß. er keine« Worte» mächtig war. Er verbeugte sich stumm zum Zeichen seiner Einwilligung. „Wir werden Sie nicht lange warten lasten", ries der Alte, „bleiben Sie unterdessen al« Wächter hier, in fünf Minuten sind wir wieder bei Jbnen." Er schritt mit der Tochter aus daS Hinterzimnicr zu. „Aber", rief Stanbope, auS seiner Erstarrung erwachend, „wir brauchen einen Wagen, Fräulein Evans' Koffer muß fortgcschafft werden." „Ich will sür alles sorgen", erwiderte der Alte, „nur bleiben Sie — erwarten Sic uns hier." Mary warf Stanbope noch einen freudestrahlenden Blick zu, dann verschwand sie mit ihrem Vater im Nebenzimmer. Schon im nächsten Augenblick kam der Alte jedoch zurück, schritt rasch aus die Kiste zu, welche den verborgenen Schatz enthielt, beugte sich nieder, warf die Kleiber heraus und ver ließ gleich daraus ohne Wort und Gruß da« Zimmer wieder, einen kleinen Reisesack in ter Hand. Mittels einer sinnreichen Borrichtung hatte sich daS Stück Zeug aus dem Boden der Kiste durch einen einzigen Griff in einen Gelbsack verwandelt. Stanbope befand sich in einer schwierigen Lage. Solange er daS Mädchen allein und schutzlos wußte, war eS seine Pflicht gewesen, ihr zur Seite zu stehen. Doch nun ihr natürlicher Beschützer zurückgekchrt war, lagen die Sachen ganz anders. Daß Herr Evans ihm die Tochter anvertranen wollte, ohne auch nur nach seinem Namen zu fragen, mußte ihm rum mindesten befremdlich erscheinen, eS warf ein noch aben teuerlicheres Licht aus den Pater, der seiner Tochter Wohlfahrt und Glück so rücksicht-lo- aufs Spiel setzte. Bon solchen und ähnlichen Gedanken beunruhigt, bemerkte Stanbope nicht, wir die Zeit verfloß Endlich dauerte ihm daS Warten doch zu lange; er zog seine Ubr heraus und horchte. Im Nebenzimmer war alle- still, nicht einmal Mary « leichter Tritt ließ sich vernehmen. Er beschloß, die Uhr in der Hand, noch fünf Minuten zu warten. Bald jedoch bezwang er seine Ungeduld nicht länger; er eilte nach der Thür und klopfte, — als keine Antwort erfolgte, trat er ein. DaS Zimmer war leer, die Thür am anderen Ende stand offen; sie führte in den HauSganz und von da durch ein Hinterpförtchen auf die Straße. Stanbope erkannte auf der stelle, daß er nickt weiter zu suchen brauche. Bater und Tochter waren entflohen; wahrscheinlich würde er da« geliebte Mädchen niemals Wiedersehen — der Traum seines Leben« war vorüber. — Stanbope war im Begriff, den Ort zu verlassen: aber da lag ja noch aus dem Tisch da« Geld, welche« Dalton dorthin geworsen hatte. E« war bestimmt, die Braun» zum Schweigen zu bewegen. Wa« würden sie von der plötzlichen Flucht jener beiden denken, die so unmittelbar auf die unerwartete Rückkehr de« PalerS gefolgt war? — Der junge Mann hielt es sür seine Pflicht, zu einer Verständigung mit den Hausmeisters- leutcn zu kommen, obgleich ihm diese Ausgabe höchlich zu wider war. Der alte Schuhflicker, ein weißhaariger, mürrischer Mann, saß in seiner Ecke bei der Arbeit, ohne bei Stanhopc'S Ein tritt auch nur aufzublickcn. Desto bereitwilliger ging seine geschwätzige Frau auf alles ein, was von ihr verlangt wurde. Begierig griff sie nach den Banknoten und versprach reine» Mund zu halten über Herrn Daltvn'S Arminen und Gehen. ES sei ganz richtig, daß daS schöne Fräulein den MictbSzinS für daS nächste Vierteljahr vorauSbczahlt bade; sie werde da- Zimmer verschließen, und möchten die Herrsch» n zurück- kommen oder nicht, sie würden ihr Hab und Gut stets sindc». wie sie e« verlassen hätten; der junge Herr solle nur ganz ohne Sorge sein. „Noch eins", rief Stanbope, ihren Redeschwall unter brechend : „Hier im Hause wohnt ein Mann, den ick sprechen muß. Ich kann mich nicht auf seinen Namen besinnen; er ist groß und breitschulterig und hat ein Gesicht voll Blatter narben." Der Schuhflicker war austzestandrn und öffnete schon de» Mund zum Sprechen, aber seine Frau kam ihm zuvor. „Ein solcher Mensch wohnt hier nicht", rief sie schnell. „Daß er vor einigen Tagen hier gewesen ist, weiß ich", entgegnete Stanhopc. „Er hat im oberen Stock ein Zimmer bewohnt." „Bewahre", rief die Frau, „nur angesehen hat er«, aber nicht aemietbct. Er sagte, eS sei zu unsauber und ging wieder." „Wie heißt der Mann?" „Glauben Sie, daß ick Jeden, der meine Zimmer ansirht, nach seinem Namen frage?" „Ich habe eine Schuld an ihn zu zahlen", fuhr Stanhope fort, „wenn er je wieder kommen sollte " „Die Zimmer waren ihm ja nicht sauber genug, da wird er sich schwerlich noch einmal blicken lasten." Bei diesen Worten schaute ihn die Alte mit einem Blick voll so überlegener Schlaubett an. daß Stanbope rinsah, er würde ihr nicht« entlocken, wa- sie entschlossen war, zu ver» schweigen. Nacktem er Frau Braun nochmal» ringeschärft batte, sür da« Eigenibum der Dalton S Sorge zu tragen, da e« sicher abgebolt werken würde, wenn die Besitzer nicht zurück kehrten, verließ er Val Haus, in welchem er innerhalb weniger Stunden so viel Unerwartete« erlebt hatte.
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