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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.11.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941122010
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894112201
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894112201
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-22
- Monat1894-11
- Jahr1894
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ad«, »s> t» «chd«. «»itz,» ptuRkM-u»^»««; «lia« tägttch« Änftelln», ix ^tl iUL D«ch »I» Haft t»rv» für jetzt«» »X Oicherretch: Grrrelitbrltch Dt««»» Witze K»»^«h<«»hx, T» laMaad: «xxtltch ^8 7ch0i. «scheM lä^ich'/.7 Utzch dt» «iL»n«x», Wochentag« » Ltz». Ne>«ctt»» »»^ «ntüittv»: Ot»«MdUi>> ist Wochentag« ,»n»t«hroch«» gGPM X, ftatz 8 tzt» Abend« 7 Uh». Er«: vT» «MN» 8 «ortt». (Ulfx» E«ß»)tz UnixrsiMsftrnß» 1» La>i»r»tch«.^ . . ^ IntHartnenstr. 14, pari. xd KöntgSvlatz 7. Morgen-Ausgabe. UchMrIaseblaü Anzeiger. Lrga« fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. «»zeige«.Pr«i» die S gespaltene Petitzeile 76 Pf-. Neclame» unter dem Redactioaöstrich (4as- spalte») dO^, vor de« Familteaaachrlchte» (6 geipal»»») 40 >4. Größer» Schrift», lau» Uu irrem Preis- «azrtchach. Tabellarischer aud Zificrnsap »ach höherem Tarif. Extra.vrilae»» (gefalzt), »»r mit der Morgen-AuSaab», »hae Poftdesörderuag ^4 «1—, ml» Poftbesörderna, ^4 70.—. > Im>ah«eschlu8 fiir Anzeigen: Abeud-AaSgah«: vormittag« 10 Uhr. Morg« »-Ausgabe: Nachmittag» 4Uhr. So««, »»d Festtag« früh V^t Uhr. Bei de» Filiale» a«d «anahmestelle» je eia» halb« Staude früh«. Tatet,x find stet« ,« die «rpeStttoa t» richte». Drnck »nd V«lag vo» E. Pol» t« Leipzig ^-5W. Donnerstag den 22. November 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Freiwillige Versteigerung. Da« t« Grxdbuche aus de» Name» der Frau AotzNkne TgNttze verehel. Kraake, -eb. HartMsaa t» Leipzsg.Lindenau riagetragen«. t» Letp»tg.Li»d«x» a» der Waldstraß« Rr. SS gelegene, aus LL 700 ^ gs^thüVtr öaatgraadftück. Rr. 70S de« Brandlataster«. Folium 418 de« Grund» und tzhpotdrkrnbnche« sür Lripzig-Lindenau, soll «dtheiluug-halb« durch da« Unterzeichnete Gericht an Ort a«d Etele 0ss»»tlich a» de» Metstbirteuden vrrstrigert werdeo und M ««»» g^r I». Trrrmdrr 18V4, varmtttag» 1« Uhr «1» VrrNrigrrongstkrmtn anberanm' worden. Die Btewr ««sammeln sich in d« dem Nachlaßgrundstück gegenüber Nagende» MannSseld'Ichen Schankwirthschast. Di» Versteiger»»g4drdiuau»,x hängen daselbst au«, sind m» diesige» Gencht-bret« angeschlagen und sännen auch an hiesiger Gerich ««stelle» Zimmer 101, rlageiehea w«den. Leipzig, am 1b. November 1894. a-NiglichrS AmtSgrricht, Atzttz. 7L. vr. Reumann, Ass. kühn. Die Veftaguug im Handelsgewerbe. i. Am Montag ist die Befragung der Auskunft»« Personen au» dem HandelSgewerbe vor der Com mission für Arbeiterstatistik zu Ende geführt worden. E« ist bekannt, um was eS sich bei dieser Befragung gehan delt hat. Es lag der Commission ob, auS den Aussagen von 84 Personen eia Bild der Zustände im Lehrling-Wesen, von der Kündigungsfrist und der Arbeitszeit zu erhalten und »u erfahren, ob für ganz Deutschland eine einbeitlichr Schlußzeit für sämmtlicye Ladengeschäfte sich festsetzen laste. Wir un« üb« den Verlauf der Befragung mitgetheilt Wird — die Verhandlungen sind stenographisch ausge nommen «nd werden später veröffentlicht — gingen zwar dir Meinungen sehr auseinander, doch erklärte sich die große Mehrzahl der befragten Sachverständige», für die Einführung einer gesetzlichen Ladrnschlußstunde und für Ab stellnng der am stärksten bervortrrtenden Uebelstande im Lehrling-Wesen und bei den Kündigungsfristen. Da« Bild, welche« man vom Detailhandel in Deutschland empfing, war kein glänzendes, immerhin aber doch nicht so schlimm, daß man nicht beim staatlichen Eingreifen eine Besserung herbei führen könnte. E« stellten sich bei der Befragung, für de» Kenner aller dings nicht überraschend, Laden- und Arbeitszeiten in Colonial waarengrschäftea von früh 5 bi« Abend« ll Uhr heraus, während welcher Zeit die Lehrling« und Gehilfen im Laden geschäft thätig sein müssen, ohne daß ihnen zu Mittag oder zu sonst einer Stunde eine Pause gewährt wird. Diese Ladrnzeit ist allerdings nicht überall üblich, allein von K Uhr hi< 10 Uhr ist in den kleineren Geschäften dieser Branche doch die Norm. Am meisten wurde dabei über dem Mangel der Mittagspausen geklagt, der e« oft unmöglich mache, daß die Gehilfen ohne Unterbrechung idr Mittagsmahl einnebmen könne». Die« hastig und stehend eingenommene Essen kann unmöglich dem Körper dienlich sein, noch weniger aber in solchen Fallen, die gar nicht so selten sind, daß z. B. in Modewaarengrschäfte» gleich nach den Beginn de« Essen« die Verkäuferin vom Tisch gerufen wird, weil eine Kundin von ihr bedient sein will und somit da« arme Mädchen oft über eine Stunde, ja sogar zwei Stunden, «nd länger den MittagStiscd unterbrechen muß. Solche Unter brechungen und Uedrrgrhungrn de« Hunger«, zusammen gehalten mit der langen Arbeitszeit, dem oft wiederkebrendrn Verbot de» Sitzen« im Laden und der sich ergebende Mange! an frischer Luft erklären zur Genüg« die sehr zahlreichen Fälle von Bleichsucht und ÜaterleidSkrankbeitro. Daß diesen Uebelständen abgeholfen werden muß, darüber schienen alle befragten Persopen einig zu sein, wir dem aber abgeholfen Werden könne, darüber gingen die Meinungen auseinander. Unserm Gewährsmann hat r< geschienen, al« ob die be fragten Principale fast noch mehr als die befragten Gehilfen au- den kleinen Städten, denen wohl immer nur ihre eigenen Verhältnisse vorschwedten, die Möglichkeit einer geregelten MittagSpauste zugebr«, daß aber nach den allgemein ge wonnenen Eindrücken dir Einführung einer Mittagspause von einer Stunde auch in allen Geschäften mit Kost und Wohnung der Gehilfen im Hause durchaus möglich ist. In Laden geschäften mit Gehilfen, di« außerhalb der Wohnung de« Principal« essen und schlafen. ,st wohl überall für die Ge hilfen eine regelmäßige Pause eingeführt. Diese Pausen schwanken von einer Stunde bi« zu zwriundrinerdalden Stunde. Diese letzt«« Tischzeit findet sich in gewissen Fällen in dem Geschäft von Mcy L Edlich. Anderthalb Stund« Mittagspause sckeiut die Regel zu sein. Wa> nun di« Ladrnzeit anbelangt, so bestehen in Deutschland oie größten Verschiedenheiten. Manch« AuSkunftSprrsonen erzählen von rin« Ladrnzeit vo» 18 Stunden, manche von l7, 18 und IS Stunden. Da« ist jedenfalls Tbatsach«, daß di« Ladenzeit in Colonialwaaren- und Material waarengeschästen eine viel ausgedehntere al« in Manufaktur waarea-, Kurz- und Galaaterirwaarrngestäften ist und das zwischen diesen beiden die Eisenwaarengeschäste stehen. All gemein öffnet man in Deutschland di« erstgenannten Geschäft« zwischen 8 und 7 Uhr und schließt sie zwischen S und 10 Uhr Zugegeben wird, daß die Arbeit in diesen Geschästen, wie Wahl in den meisten Ladengeschäftra überhaupt, «ine wechselnde ist» daß zwischen Stunden größt« Anstrengung auch Stunden kommen, iu bene«, wir «an zu sagen pflegt, „nicht«" zu thuu ist, aber zugegeben wir» auch allgemein, daß die lange Offen- tzaltung de« Laden» nicht de« Bedürsniß de« Publicum« entspricht» daß fl« vielmehr auf Concurrrnzrückstchten und insbesondere auf Gewohntzeit beruh». Bei näherem Ein gehen ans di« Sach« wurde festgestellt, daß ebenso eine früher« Schlußstundr wie «ine Mittagspause auch für diese Geschäft« sehr aut »Hglich ist. 2» den Geschästen anderer Branche» ist «uw geregeltere Schlußstuud« nach leicht« «inzusührea einer Seite wurd« für B«li» «iu« Ausnahme oder wegen Berlin- eine weiter« Hinausschiebung der Schlußstundr in ganz Deutschland »«langt. Man führte den großen Ver kehr in Berlin und da- Nachtleben, da» sich dort entwickelt tat, an. Diese Meinung mag wobl nach oberflächlichem Urtbeil richtig sein, doch dürste eine genaue Untersuchung ergeben, daß der verkauf in de» späten Abendstunden nur rin sehr geringer ist. denn Beobachtungen in dem leb haftesten Theile d« Friedrichstraßr haben «geben, daß dir ?äden wobl geöffnet sind, Käufer dagegen in später Abend- lundr daselbst ebensowenig al« iu anderen drulschea Städten anzutreffen sind — mit Ausnahme der Cigarrengeschäfte. Tie Cigarrengeschäfte bilden geravezu eine Classe llr sich, eine Classr, di« da» Privilegium einer unbeschrankten sadenzeit für sich in Anspruch nimmt. Es ist von Au-kunslS- personen «zählt «ordern daß in Berlin, in Hannover, in Hamburg uud anderen Städten Cigarrenläden existircn, die am Montag früh mit dem letzten Glvckrnschlag um Mitter nacht öffnen, damit sich die verspäteten SonntagSbummler chon am stützen Morgen mit Cigarren versorgen können, daß die Ladrnzeit in de« großen Städten in ganz ungehöriger Weise bi« AbrnvS I l Uhr, bi» Mitternacht, ja di« zum andern Tage au-grdebnt wird, während zugleich betont wurde, daß der Cigarrenstaub auf die Gesundveit der Bediensteten schädlich einwirkt. Wenn nun auch in gewisser Hinsicht den C'garren- geschäften eine gewisse Freiheit gewährt werden könnte — ie Cigarre, die nicht gekauft wird, bleibt »»geraucht — 'o spricht doch gegen die Ausnahmestellung der Cigarren- eschafte der Umstand, daß sich andere Geschäftsleute, um ich die Freiheit dc« tangeren OffenbaltenS zu verschaffen, ebenfalls Cigarren zum Verkauf zuleaen würden, daß in noch größerem Maße al« bisher Hut-, Papier-, Kurzwaarea- »eschaste den Cigarrenverkauf betreiben und damit de» Ligarrenspecialgelchäften Concurrenz machen würden, ganz abgesehen davon, daß Materialwaarenhändlrr Cigarren üdren und wegen diese« Artikel« auch länger offen halten müßten. Immerhin wünschten die befragten Cigarrea- bändler von ihrem Stanvpunctr auS, der auf den jetzige» Berhältnissen beruht, für sich Ausnahme», wie auch viele Stimmen sür eine spätere Ladeoschtußstuade der Bäcker, Zlriscdrr und Milchbandlungen waren. Daß Material- und Bictnalienläden Brod, Fleijchwaareu und Milch führen «nd daß dies« dann auch dir laug«« Ladrnzeit einführ«» und somit di« einheitlich« Schluß;«» durchlvcheru würdeu, ist da» beste Argument gegen die Ausnahmen. Die Mehrheit der befragten Personen war für einen eia heitlichen Schluß im ganzen Reiche. Die Erfahrungen, die mit der Sonntagsruhe gemacht worden sind und die oft in reckt bitterer Weise zu Gehör gebracht wurden, haben den CommissionSmitgliedern gezeigt, wie man «in Gesetz nicht machen muß und wir unglücklich d« Gedanke war, di« Fest setzung der SonntaaSarbeitSstuuden in da- Belieben der OrtS- dehörde zu stellen Mit der Sonntag»ruhe al« solider ist man allgemein zufrieden, da« ging mit unumstößlich« Ge wißheit au« der Vernehmung hetvor, unzufrieden ist man aber mit der Zerreißung der Arbeitsstunden und mit der bunten Musterkarte, nach welcher sich diese Arbeitsstunden an Sonn tagen üb« da« Reich vertheilrn. Da dir Commission au« hohen Beamten und ReickStagSabgeorvneten bestebt, so wird man Wohl bei ihrem Einfluß auf eine Regelung Vieser Materie rechnen können, die sich zugleich mit der Controle der Sonn- tagSarbeit beschäftigen dürste, denn über dies« von unter geordneten Polizeiorganen geübte, richtiger gesagt nicht geübte Controle, kamen drastische Klagen zum Vorschein. In einem weiteren Artikel kommen wir aus die andere« Fragen zurück. Deutsche- Reich. «o Wetuar, Ll. November. In tiefe Trauer ist uns« großberzogliche« Hau« und unser ganze« Land heute durch die Nachricht versetzt worden, daß gegen Mittag in Cap St. Martin unser Erbgroßherzog Carl August, ged. am 3l. Juli 1844, demselben furchtbaren Leiden erlegen ist, da« unlängst seinem kaiserliche» verwandten Alexander M. in fast gleichem Alt« dahingerafft hat. Schon al« vor gestern die Meldung eintraf, daß ein« Luagenrntzünduih jenem Leiden hiozugetretru sei, gab man di« Hoffnung auf, oie in den letzten Wochen durch die verhältnißmäßig günstigen Berichte üb« va» Befinden de« hohen Patienten erweckt worden waren. Am schwersten gebeugt dürfte uns« Groß Herzog Alexander sein, d« bereit« seinen 78. Geburtstag gefeiert hat und nun seine» einzigen Sohn beweinen muß, den er erst kürzlich bei «in« Begegnung iu schein barer Besserung antraf. Mit aufopfernder Hingebung hat den Dahingeschirdenea seit Monaten sein« Gemahlin, Panliae, Tochter de« Prinzen Hermann von Weimar, gepflegt Seine beiden Söhne, Wilhelm Ernst «nd Bernhard Heiorich sind a« 10. Juni 1878 rrsp. am 18. April 1878 -«h«r«u. - Verlt«, 2l. November. Die telegraphisch schon er wähnte AuSlassuog der „Verl. Pol. Nachr." über die Um sturzvorlage lautet vollständig folgendermaßen: „Die so genannte Vorlage gegen den Umsturz, welche dem Bunde» ratbr vorlirgt, ist sicherem vernehmen «ach al» geheim bezeichnet worden. Schon au» dies« Thatsach« «bellt zur Genüge, daß die über den Iuhalt in der Press« ge- machten Mitthriluogro mit großer Vorsicht aufzunehmeu sind. Die« gilt namentlich von solchen Mittyeiluagen, welch« einen sensationellen Charakter habe«. Hier dürste di« «hatsächlich« Unterlage iu der Regel recht fragwürdig er scheinen. Dran mau wird daran sestzubaltrn baden, daß e« sich bei dem geplante» gesetzgeberischen Vorgehen nicht um Gesetz« gegen bestimmte Parteien oder bestimmte Claffrn der Bevölkerung handelt. Solche Tendenzen liegen dem gesetzgeberischen Plane fern. Derselbe bezweckt vielmehr in der Hauptsache nicht» andere», al« einig« Bestimmungen der Strafgesetz« praeis« zu fassen, deren Zweck- brstiuimung bei ihrem Erlaß zwar ganz Aar war, deren Auslegung aber im Laufe der Zeit ihr« Bedeutung thril« unsicher gemacht» tbril» so abweichend von der ursprünglichen gesetzgeberischen Absicht gestaltet bat, daß diese jetzt verfehlt wird und da« öffentliche Gewissen dadurch verletzt wird, diesem Grundgedanken entsprechend ist dem Vernehmen nack elbst da, wo der Wortlaut der GesetzeSvorschrift zwar eine eengende Auslegung gestattet, die konstante Rechtsprechung de« Üeichsgerickt» aber «ine der gesetzgeberischen Absicht rnt- prrchrude Anwendung der GesetzeSvorschrift. wie z. B. »etrrffS der Aufforderung zu Gewaltthätigkeitea, schert, von einer FasiunzSänderung abgesehen. Der Geist, von dem dir Vorlage geleitet sein soll, wird u. A. au« Folgendem «sichtlich. Die Einschränkung der De- trafung wahrheit-widriger Angaben für Herab- etzung von Einrichtungen de« Staate« auf solche, welche wider besseres Wissen gemacht sind, hat zu einer Verwirrung de- RechtSdewußtsemS geführt, weil die Wissentlichkeit schwer nachzuweisen ist, und daher zahlreiche Fälle straslo« blieben, in denen der Verbreiter der Nachricht bei pflicktmäßiger Ausmerk- amkeit von der Unrichtigkeit derselben sich hätte überzeugen können. Es heißt, daß jetzt vorgeschlagea werden soll, die Verbreitung unwahrer Angaben zu dem bezeichnrten Zweck auch dann schon unter Strafe zu stellen, wenu der Ur- >«ber der Verbreitung nachweislich in der Lage war, sich von der Unrichtigkeit zu überführen, lebrigen« wird man dem RrchtSbewußtsein der Bevölkerung erst dann im vollen Umfange gereckt werden, wenn da« Strafverfahren von seinem jetzigen langsamen Gang befreit und di« schon seit länger« Zeit im BundeSrarhe ruhende Novelle zum Strafgesetzbuch uud GrrichtSversassuogSgesetz zum Gesetz erhoben wird." Q Verliu, Ll. November. E« best^^t sich, daß dem BundeSratb ein Gesetzentwurf üb« di« Bestrafung de« SclavenraubS uud Sklavenhandel« zugegangen ist. Die Angelegenheit hat den Reichstag bereit« im Jahre l89l beschäftigt. E« lag damals ein Gesetzentwurf vor, welcher dir Tbeilaabme an einen, zum Zweck de« Sclavenraube- unter nommenen Streiszug und die Betreibung de« Sclavenbandrl« mit Zuchthaus bedrohte. E« wurde damals iu der „Begründung" ausgeführt, daß dir bestehenden rrichSgrsrtzlichen Strasbr- ftimmungen für dir Ausgaben nicht auSreichen, welche dem striche bezüglich der Bekämpfung de« Sclavsnhandrl« in dem ostafrikanlscdr» Schutzgebiet, dessen Hiaterlandr und den benachbarten MrereStheileo zugrfalle« sind, iuSbesondrrr darum, weil rin« Strafverfolgung dann nicht rintreten kann, wenn die strafbaren Handlungen im Auslande begangen und durch die Gesetze de« Orte« mit Strafe nicht bedroht sind. Der Gesetzentwurf wurde in einer Commission, mit der Beschränkung der Giltigkeit di« 1. Oktober l89ü, angenommen, kam aber im Plenum nicht mehr zur Erledigung. In der vorigen Session beschäftigte sich dann der Reichstag auf- Neue mit der Frage, i» An knüpfung an Beschwerden, daß auf deutschem Colonialgebirt noch immer Sclavenbaudel verkomme. E« wurde einstimmig eine vom Eeatrum beantragte Resolution angenommen, die verbündeten Regierungen um Einbringung eine« Gesetz entwurfs, betreffend die Bestrafung de« Sclavenraube« und Sklavenhandel«, zu «suchen. Dies« Aufforderung ist die RrichSrrgieruag jetzt nachgekommen. — Heinrich v. Posch inger bat sein« werthvollen ur kundlichen Veröffentlichung über da« Leben und die Thätig- keit de« ersten deutschen Reichskanzler« soeben eine neue Schrift folgen lassen: »Die Ansprachen de« Fürsten Bismarck 1848—l8S4 ^Stuttgart, Deutsche BerlagSanstalt). Da« Werk ist als Ergänzung der Kohl'schen Sammlung der parlamentarischen Reden de« Fürsten gedacht und bringt Ansprachen und Reden, die BiSmarck im BundeSratb, im StaalS- ministerium, auf Congrefsen u. s. w. und beim Empfang von Abordnungen gebalten hat. Ein guter Theil davon war bisher ungedruckt, der Rest verbarg sich zerstreut in Ourlleuwerkrn aller Art. Zum ersten Mal erkalten wir eine Uebersehuug der Reden de« Fürsten auf dem Berliner Congreß von l878. v. Poschinaer bat sich durch die Herausgabe der Ansprachen rin neue« Verdienst erworben, und hoffentlich findet diese Be rricherung de» geistigen Schatze« unsere« Volke« di« ibm ge bührende Verbreitung. Wie der Berfass« in der Vorrede bemerkt, gedenkt er demnächst mit der Veröffentlichung de« aesammten politischen und unpolitischen Briefwechsels des Fürsten vorzugehe». — Zu der in Aussicht genommenen Revision der Arbriterversicherung nahm «ine aestern Abend hier ab arhaltene, sehr zahlreich besuchte Versammlung der deut schrn Gewerkvrrrinr für Berlin und Umgegend einstimmig eine Resolution au, in der e« heißt: Wir erkenn«« io den verSffeulllchte» Entwürfen »ur Unfall. Versicherung »in« Reihe »«hr oder weniger erheblicher Berbesserungen, namentlich betreffend dt« Erwetterang d« Versicherung und den Bezug der Renten, andertett« ab« eine» alle diel« Fortschritte überwiegenden Rückschritt durch Beseitigung de« vollen RecurSrechte« an da» Reich», bezw. UaadeSverstcherungSamt, wodurch dir versicherten aus« Schwerste geschädigt «erde» würben. »S wesentliche and aoihwendige «er. besserungr». wrlch» tu di« Entwürfe a«szuaehmkn sind, bezeichnen wir: >) Vefeitignag ob« mindesten» äußerst» Beschränkung drr die Aravkrncaffra »»gerecht drückende» 13wi>chig»a L-rreazzei», 2) Veschiruatauaa drr eadgiltigea Rentenseftjehung und au«, reichenden Schutz »er Verletzten gegen willkürlich« Maßnahmen der Vtnlstgen»ss»nschait-.Organe, insbesondere bezüglich de« Heilver fahren« »nd der Kürzung bezw. Entziehung der Rente. ») wirksame Vesttmmnngrn j»m Zwecke der Unsallverbütung. 4) wesentlich v«. ftörkt« Mitwirkung d« Arbeitervertretungen »nd Wahl dies« letzteren auch seiten« der freien HtlsScaffea. — Di« »Post" meldet: „Die vielbernsene Handwerker- Frage und specirll der Plan de» Minister« sur Handel und Gewerbe, brtr. dir ZwangS-Organisation de« Hand- werkerstaadrS, wird, wie in aut unterrichteten Kreisen an- genommen wird, im nächsten Monat den Gegenstand ein- gehender Brratdung im Staat-Ministerium bilden. Erst von dem Verlaus dies« Veratbung wird da« Weitere ab- hängen. Sollte dir Absicht, eine Enquete zu veranstalten, Billigung finden, so ist «S vor drr Hand unwahrscheinlich, daß sie mit der allgemeinen BerusSzäbiung verbunden wird. Mehr Aussicht aus Verwirklichung bat der Vorschlag, nur Stichproben au« verschiedenen Regierungsbezirken zu ent nehmen." — Auf die Huldigung de» landwirthschaftlithen Verein« in Ruppin bei d« Fei« seine« fünfzigjährigen Bestehen« ist au« dem Geh. Cabinet de« Kaiser» folgende Antwort eingegangen: „Seine Majestät brr Kais« und König lassen für das Aller- hüchsiibnen au« Anlaß de« fünfzigjährigen Bestehens de« iandwirid- Ich-isilichen krriSverein« zum Ausdruck gebrachte Belöbniß »nie» chütterlicher Treu» besten« danken und dem Bereit» onch iu Zukunft einen gesegneten Ersolq seiner Bestrebungen wünschen." — Drr sächsische LandrSculturrath wird sich dem nächst mit einem Anträge seine« Au-schuffe« zu beschäftigen baden, wonach dir Reichsregierung ersucht werden soll» Er hebungen darüber anzustellen, ob e« thunlich uud grrathen erscheint, die sämmtlickea BerstcherungSanstalteo, Kranken-, Unfall-, Invaliden- und Altersversicherung, in Verwaltung und Beiträgen zu vereinigen und zu bestimmen» daß jeder Deutsche von einem bestimmten LedrnSjabre an, ohne Rücksicht auf Stand, Gewerbe, Vermögen und Geschlecht, versickerung-berechtigt, bi« zu einem Einkommen (oder Ein- kommensibeil) von 2000^ aber Versicherung «pflichtig ist. — Die in Deutschland lebenden russischen Unter- tbauen werden von der hiesigen russischen Botschaft auf- zefordert, sich wegen Ableistung de« gesetzlich vorgcschriebeu» iintertbaneneide« an die Geistlichen der ihrem Wohn orte nächstgelegrnen russisch-ortbodvxrn Kirche zu wenden. — Dem „Hanuov-rschen Lourier" zufolge hat ReichScommlssar Hr. Peter- den Wunsch ausgesprochen, von seiner Landidatur im Landlagswahlkreise Fallingbosiei-Soitau Abstand zu nehmen. — Der Minist« de- Innern v. Koeller, weicher bisher im Hotel Continental wohnte, hat seine Dienstwohnung im Ministerium de« Innern Unter den Linden 7L/73 bezogen. — Drr Iustijintnister Schönstedt ist gestern Abend au« Telle hi« eingetrossen. — Bom 1. Januar ob wird der deutschen Botschaft in Pari- »in Mart »«bevollmächtigter beigegeb«» werden; Lorvettencapltain Siegel ist dazu berufen. — Dem Reichsbankpräsidenten vr. Koch ist vom Kaiser von Oesterreich da« Äroßkreuz de« Franz-Joseph-Orden« verliehen worden. * Hannover, 2». November. Zu Ehren de« Landwirth. schastSiuinister« von Hammerstein-Loxirn fand heute »n Kasieu's Hotel eine zahlreich besuchte Ab schied« fr irr statt, weiche der nitversäcksische Canalverem und drr Ausschuß sür den Mittellandkanal veranstaltet Halle. Herrn von Hammer- stein wurde eiu« Dankadresse üderrricht. Der Mimst« er- klärte, er werde auch fern« die Bestrebungen sür den Mittel- landcanal nach Krästen fördern. - vrannschwetg, 20. November. Wie dem „Braun- schweiaischen Tageblatt" au- Camenz gemeldet wird, reise» der Prinz-Regent Alb recht, der nunmehr vollständig wieder hergcstellt ist, und seine Gemahlin am 22. d. M. nach Berlin und treffen am 24. d. M. in Braunschweig ein. * VreSla«, so. November. Di« Lommtssion zur Beraihunq über die Organisation der LandwirthschastSkammern beschiss, die Bildung nur einer Kammer für die Provinz mit dein Sitz l» BreSlau. — Die Miilheiiung de« „Bert. Loc.-Anz.", daß der com- nlandircnde Äeneral des U. Armeekorps von LewiuSki, um seinen Abschied «inkommen wolle, entbehrt jeder Begründung. * Köln» 20. November. (Ausführliche Meldung.) Procest kleser wegen Beleidigung de« StaatSsecretair« Frhrn. v. Marschall. Frhr. v. Marschall, al« Zeuge vernommen erklärt, daß er de» Kundgebungen de« „Kladderadatsch" vollständig fernste-«; die Behauptungen desselben seien erfunden. Er habe als Vorsteher LeS Au«wär»ig»n Amt« reiflich erwogen, ob gegen den „Madderadotsch" gerichtlich vorzugehe» sei; rr habe aber davon Abstand genommen, da alsdann die ongeklagten Redacteurr de« „kladderadatsch" berechtigt gewesen wären, über die Gründe der Besetzung hoher diplomatischer Stellen rin« Er örterung herbeizusühren. Das Rrichstntrresse verbiete eine solch« Erörterung selbst in geschlossener Gerichtssitzung. Aus seine (des Zeuge») Beraulassung Hab« WirN. LegationSralh Vr. Ham mann den Redakteur vr. Trojan ersucht, nicht schutzloi« Beamte, sondern ihn (v. Marschall) anzugreisen und außerdem die Erklaruug abzugebeu, daß alle Behauptungen vollständig unwahr seien. Einen ähnlichen Austrag Hab« der Reichskanzler Gras von Eaprivi dem kammergerichl-raih Wichert gegeben. Außerdem habe Generalmajor Spitz mit dem Verleger Hoj- mann gesprochen. Keiner habe aber den Ausirag ge- habt, «in Schweigen de« „Kladderadatsch" zu veranlaßen oder gor zu «kläre«, daß ungehörig« Dinge tm Auswärtigen «mle vorgekommro seien. Der Angeklagte Nestler habe dem Kaiser, dein Reich-lanzler und ihm vor einigen Logen Eingaben gesandt, seinen Jrrthum eiogestaudrn und um Zurücknahme de« Strajanlrog« er- sucht, dabei ab« hiuzugrstrgt, daß im Au«wärt>gen Amt e.ne üssentltchr Gerichtsverhandlung unangenehm sein müßte. Scho» die« Hab« ihn veranlaßt, den Strasauirag nicht zurück zuuehmen; denn »S lieg« im Interesse de« Auswärtige» Amtes, dag er Gelegenheit Hab», sich in össeailicher Gerichtssitzung auszusprechen. Die Verlesung der kommissarischen Aussagen des Reichskanzlers Gra,k» v. Eaprivi, Generalmajors Spitz, kommergerichtSrath» Wichert und de« Verleger- Hossmann besiüligtea im Großen und Ganzen die Vekundungea det Freiderrn ». Marschall. Redacteur Potsiorsj da- qrgeo hat »ur verneint, daß Freiherr v. Marschall der Urheber der Ktadderadatsch-Augrisjr war. Li« Veautworinag der Frage, ob die« »in Beamter sei. drr dem Reichskanzler unterstehe, lehnt» rr ab. Er behauptete, daß Genrralma>or Spitz tm Aus- trag« de« Auswärtigen Amte« ersucht habe, die An griff« «inznslellen, und erklärt Hab«, es seien Ungehörig, ketten vorgekominen, man könne aber nicht- dagegen unter- nehmen; ferner, von einem gerichtlichen Einschreiten gegen den „Kladderadatsch" könne keine Red« sein. Freiherr v. Marschall «ktärt dies« Bekundungen sür vollkommen unwahr. — Gegen 1 Uhr wird dt« Sitzung aus S Uhr vertagt. — Ja der Nach- mtttagSsitzung stellte Vr. Kiefer den Antrag, Polslorss and General, major Spitz persönlich zu laden. Dc« Gerichtshof lehnt« jedoch diesen Antrag ab, wett den »ngeklaglen geglaubt werden könne, daß sie der Meinung waren, der Gewährsmann Polslorss« sei «in hochgestellter Beamter. Der Staatsanwalt beantragte alShonn in längerem Plaidoy« gegen Zimmermann 1 Monat, gegen vr. kleser ü and gegen Nestler 3 Monate Gesa»,»iß. Dt, An- geklagten und der vertheidiger baten um milder« Strafe. Drr
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