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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941123023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894112302
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894112302
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-23
- Monat1894-11
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Obgleich der Kaiser wiederbolt aus nicht mißzuverstebente Weise alle Gegner der Umsturzdcwegung zum gemein- samen Schutze der heiligsten Güter der Nation aufgesorderi und durch die Ernennung de« Fürsten Hodenlohe z»m Reichs kanzler und preußischen Miiiisterpräsivenleu den schlagendsten Beweis dasür gegeben bak, baß ihm nichts ferner liegl, als die Entfesselung eines Kampfes der extrem conservativcn und orthodoxen Elemente gegen die Vertreter einer freieren poli tischen und kirchlichen Anschauung, so tragen doch besonders in Preußen die streng kirchlichen und hochconserva- tiven Kreise einen «eist der Unduldsamkeit und Ver- solgungssucht zur Schau, der die trübuen Aussichten aus das Zustandekommen einer starke» Pbalanx aller Gegner des Umsturzes eröffnet. Es wiederholen sich Vorgänge, wie man sie sonst nur in den traurigsten Zeilen der preußischen Ge schichte in der ersten Hälfte uuscrcs Jahrhunderts gewohnt war. Damals war die Schnüffelei uud das Dcnumianlcn- thum gegen jede freiere Richtung, mochte sie sich dci Be amten, bei Geistlichen, bei Professoren ober Schriftstellern regen, zu einem rassiuirtc» System ausgebilbet. Die Syko phanten überwachten cbeusowobl die Beamlenstuben. als die Kanzeln und die Lehrstühle, und wenn sie irgendwo ein noch dazu häufig »nt absichtlicher Bosheit entstelltes und mißdeulcles Wort ausgrifsen, waren sie mit der ganze» BersolgungSsuchl gemeiner Seelen darauf aus, alle Straf- und Znchtmillct gegen die Frevler an dem heiligen Geist der polnischen Reaction und der starrzläubigcu Kirchlichkeit auszubictcn. Zn Deutschland pflegte man zu jener Zeit kie,e Leute nach zwei ihrer typischsten Berirelcr „Kamptz- und Sch matzgc selten" zu nennen. Gar manche unserer besten Palriolen aus der Zen der vaterländischen Erhebung, zavl- reiche Leuchten der Wissenschaft »nd rer Theologie. Schrift steller, die ras Bolk nur mit Bewehrung namne, yabe» schwer unler rem bösarligen Treiben d>e»er Menichen zu dulden gehabt, und ihrer lewer e»folgreiche» ArbeN ist eS l» bervor- ragcnbem Maß zuzuschreibeu, rast Preußen bis in die neueste Zen hinein in Lculichiaud e»ie Unvoltsiyümliaileit genost, die in ihre» Resten noch heule vorhanden ist und d>e Erfüllung res nalivnalcn Berufs dieieo-Llaaics >o sehr erschwerlo. Denn nichts ertragt das rcul»che Bott in semen desleu Schichic» schivcrer, als Glaudens- uuo GcistcScruck. Achnliche Bestrebungen sind auch jctzi wieder an der Arbeit und müssen die Wachiaiiikeil aller gcistessreie» und patriotischen Männer heraussvrdcrn. Bon dem Fürsten Hohenlohe darf man wohl ermatte», daß er cs an Wact'iamkell inchi fehlen laßt und m Preuße» seinen ganze» Eiusluß anwendel, um eine Wiederkehr der Herrschaft der „Kamptz und Sckmalzgcsellen" zu verhüten. Zu de» übrigen teulichcn Staaten aber, wo der Einfluß dcS Reichs kanzlers nicht ausreichl, um eine solche Gejabr abzuwenbcn, nehmen sich hoffentlich die Regierungen ein Bmpici an de» „Erfolgen", die Preugcn in rer ersten Hälfte unseres Iahr- hunberlö unicr dom Drucke der Vorgänger der jetzigen Lichter und Leuchten der „Kceuzzeilung" erzielt hat. Im Gegensatz zu den Stimmen, die den Mistbellig- keiten, r,e innervalb der sorialormotratischc» Partei in Deutschland und Frankreich sich zeigen, eine pnncipicUe Bedeutung beilegen, sprechen sich die „Times" dabi» aus, daß diesen Uncinigkellen keinerlei Schwergewicht beizumcsse» sei. Hinsicht!,ch der innerhalb der socialdemokrat,scheu Parle, Deutschlands entstaubenen Streitigkeiten meint das Blatt, diese Streitigkeiten seien, wenn nicht gar absichtlich zu dem Zwecke hcrvorgerufen, die Regierung zu überzeugen, daß es keiner Repressivniaßregcln gegen eine an inneren Zwistig keiten zu Grunde gebende Partei bedürfe, so doch nahezu be deutungslos. llcbcrkaupt scheine ein Riß im socialdemokranschcn Lager, gleichviel ob in Frankreich oder in Deutschland, dem eine ernste Bedeutung beigcmessen werten könnte, fast aus geschlossen. Von Zeit zu Zeit würden die eigentlichen -Locialdemokralen durch Leute verstärkt, die, wenn auch beiläufig ebenfalls Socialdemckralc» genannt, dock bloS daraus bedacht wären, ihr Loos etwas zu verbessern, und keinen köderen Ehrgeiz hätte», al« die bestehende Ordnung aufrecht zu erhallen, aber so, daß sic selbst in eine voribeilhaftere Position dabei kämen. Diese Leute wiederum würben von Zeit zu Zeit abgosloßen, sei cS. daß ihnen die gewünschte Förderung zu Tbcil geworden, sei es, daß sie eingesebon Kälten, die rcvoiutionaire Socialdemokralie könne ihnen nicht dazu verheile». Derartige Bewegungen verursachten anscheinend Risse im socialdemokratischen Lager, m Wirklichkeit würbe aber dabuich weder bas Ziel, noch die Mackst derjenigen verändert, welche die eigentliche Gruppe der Umstürzler bilden. — Auch wir sind, wie mchrsach belonl, der Meinung, daß eS vcrseblt erscheine» würde, den neuer lichen Streitigkeiten »» socialdemokratischen Lager irgend welche grundsätzliche Bedeutung für die Eiilwickelung der Partei beizulegen. Mögen Vollmar und GriUcnbergcr, die Vertreter der angeblich gemägigleii Richtung, andere Mittel wäblcn, als der docirmäre Rcvolulionair Bebel — das Ziel bleibt: Untergrabung und Umsturz des Bestehenden. Bedürfte cS hierfür noch eines Beweises, so würde ein .^inwe-.s auf die schändliche Ausnutzung der beklazenswettbcii ,ruck>smübler Vorgänge durch Vollmar, GriUeubcrgcr und Genessen vollauf genügen. König Leopold II. von Velgirn bat die sämmtlichon Mitglieder der Tepiilirlcnkammer, auch die Socia listen, und die Senatoren zu einem großen Festmahlc eingeladcn. Er will die neuen Volksvertreter kenne» lernen »nd »ist ihnen polilische Tagessragen besplechen. Säiiimliiche sociaiistische Abgeordnete haben nun die Einladung ablehnend beaut- ivoiict. Das socialiilische Organ „Das Vo-k" bemerkt z» dieser E»ischeid»»g: „Leopold ll. Kat all» keine Furch, mehr vor de» Braucsi.siern, Mordbrennern, Spitz buben und Anhängern der freien Liebe? Es ist wavr. daß eine Unlerhalluug mil einem Socialisien jür iku angeiichmor und »ütziickier sein würde, als die amtliche» Reden und Fuchsichiränzereieu gewisser Höflinge der Kammern und des Senates. Aber wir meinen, daß, wenn Leopold II. ras Vergnügen suckst, mit de» Socialisien z» plaudern, er »nbekiiigl die Maison tu Peuple aussuchen muß." — Den Socialisien schwillt der Kamm, da sie vo» Erjolg zu Erfolg schreilen. Ter Versuch in Monö, den Lieutenant der Bürgcrgarbe, den Advocalcn MaSquelier, weil er Sorialist 'sl, ans »ciner Stellung als Ofticier zu ver drängen, ist miiftilligcn, da d>e cinberufeiie Bürgergarde eö abgcichnl hak, aus politische Meinungen Rücksicht zu nehmen. In Ungarn gcstallen sich die Dinge unerwarteter Weise wieder sehr ernst für das Ministerium Wokerle, wo,,,, auch ossiciöse Demcnliü cS nicht Wort habe» wollen. Die ki rchenp olilischcn Gesetze habe» die Sanciion durch de» König noch immer nicht erhalle», eine Verzögerung, die um io unerklärlicher ist, je bestimmter früher die unbetiiigle Billigung der Kirchenpolilik des EabinclS Wekcrle seilen« teS Kaisers vssiciöS versichert wurde, und zwar unter Be rusung auf bestimmte Aussprüche und concludenle Hand lungen des Monarchen. Die Rundreise Franz Kossuth'ö bal die Situation noch verschärft. Vielleicht allzu lange hat die Regierung dem Unfug thatenloS, ohne einzu schreiten. zugesehen, offenbar in dem Glauben , daß der gc sunde Sinn teS Volkes selbst sich gegen diese Art, mit einem berühmte» Namen politische »nd ankere Vorkbeilo zu suche», auslcbiicn »nt ihr so das Otium, gegen den Träger dieses Namens Maßregeln zu ergreife», erspart »verton würbe. Dies ist indessen nickst geschehen; die Reisen des Vertreters der New Lsorker LebenSversichernngsgeicUschast unk Dircoior« einer Feucr»pritzc»fabrik, zweier reich dolirter Sinekure», haben bereits ausgebört, lächerlich zu sein und sind in ein Stadium getreten, worin sie den Unwille» und die Entrüstung selbst sehr weit links stehender Politiker in Ungarn er rege». Die bereits erwähnten Vorgänge bei dem Bankett in Debrcczin brachten taS GlaS zum Ueberlausen und führten zu einer Interpellation im Abgeortueiciihause. Allerdings sucht Kossuth jetzt taS peinliche Vvrkommniß, daß nach dem Trinkspiuch aui de» Kaiser die Zigeuncloapelle »ist dem in de» sechziger Iabrc» viel gegen die Oesterreicher gesungenen Volkslied: „Der Dculscho ist doch ein Huiibssotl" einsiel, damil zu erklären, daß der Saal so lang unk lärui- ersülll gewesen sei, daß die am anderen Enke sitzende Eapelle vo» dem Toast nick'lS gehört habe» könne, allein, wenn man auch diese Entschuldigung gellen lasse» will, so sind rer Ungehörigkcilcn in Debrcczin »och genug vorgekomme», um de» König sowohl gegen Kossuth als gegen die Regierung zu ver stimme», salls kiese nicht »»gesänml energische Maßregeln gegen de» Kossuihrummel ergreift. Wie konnle Kossulk in seiner Rete sagen, er sinke die Grundursache aller Uebel darin, dass ein fremder Staat lLciierreich) sich in die Angelegenheiten Ungarns einmenge, wie konnle er die Hoffnung auSsprechen, daß raS Volt, das »nler seinem Vater gokämpft, sich i» Zukunft ebenso tapfer erweisen »verte, und wie konnle er dulde», daß die Debrecziner Slatlver- Ireliing dem König von Italien ei.. ^iiltiguligSlelcgramm sandte „aus dem Anlaß, daß auf dem große» Bauteile der größten liiigarischc» Stark Fra»; Kossu.h geseierl werde"! Wie ein Holm klingt in diese Taoilosigkeiien hinein der Toast Kosftilb's: „Es lebe der gclrönie König von Ungar»!" Ver schärft wird die Lage indft's. n »och durch ei» Trittes. In Slublweißcuburg wurde der ungarische Katholiken lag abgebalken, welcher die politische Organisation der Kaibolste» gegen die Regierung bezweckte und deren schärfste Bckäittpsuiig auch in der Nationalitätenfrage aiikündiglc. Da« vom Grasen Zicby cistwickcllc Piogramm strebt, wenn eS vcr- wiiklickst wirk, ic Rcvollirung der ungarische» Nationalitäte» gegen de» Staat an Die Katholiken sollen sich als Partei organisircn und in Zukunft nur für katholische Eandiralen slimmen. Cie kennen kein staatsrechtliche« »nd kein natio nales Programm, sondern nur oft, ultramonlancS. Ist bisher eine derartige Partei i» Ungarn, wo stets alle Fragen hinter der nationalen zurücktrelen mußlen, unerhört, so tritt die Sache in eine »m jo eigenlbümiicherc Beleuchtung, als der Erzherzog Joses, der Sobn teS Palatins Josef, General der Eavallcrie »nd Obereommantanl der Landwehr, die Versammlung, welche die unerbittlichste Opposition gegen die Regierung aus ihr neues Banner schrieb, in einem Telegramm begrüßte, welches lautet: „Empfangen Ew. Hochgeboren und die am Grabe de« heiligen «tepiia» versaininellen »aldoNten meinen herzliche» Dank sür Ihre ireundliche Begrünung. GotieS Segcn leite Ihre Thäli keil. Hierfür steigt mein Gebet zum Allmächtigen empor. Erzherzog Ioseoh." Es unterliegt keinem Zweifel, daß mächtige Eiustüsse am Wiener Hos von allem Anfang an gegen die liberal kirchliche Gesetzgebung Iliätig waren, und daß dieselben iieuerdings ans Anlaß dcS KessuibscankalS, der wie nicht« Andere« geeignet ist, den Kaiser in letzicr Slunde umzuslimmen, eine wesent liche Stärkung erfahren haben. Die russischen Ostsee-Provinzen unter Alexander Hl. — dies ist da« Tbema der baltiiscbcn Blätter seil dem Tode diese« Zaren. Die jüngste Nummer der in Reval crscheilienden „RevalSkija Wjedomosti" entbätl einen interessanten Ai tikel, in welchem der Versuch gc mackst wird, sämmstiche in den baltischen Provinzen unler der Re gierungSzeit Alexanders III. durcbgesüdrien Russisicirungs Bkaßnabmen zu verzeichnen und sie kritisch zu beleuchten. Danach satte» die ersten einschneidelidcn „Reformen" Aterande» S III. in de» Ostsee-Provinzen in da- Jahr 1887. Damals wurde da« Uiilerrichiswcsen ciner radikalen Acnkerung unterzogen, liamcnltich wurden die städtischen und bürgerlichen Schuten im Geiste PobedonoSzcw's umgcslallrt. >888 wurde tue de kaniiie „Polizei-Resorm" turchgesührt, welche den russischen Behörde» eine unbeschränkte Gewalt einräumle. In demselben Iabrc sa»ciionirlc Alexander IU. ein Gesetz, wonach diejenigen, welche sich um die „Bejestigung de« russischen Elemente- i» den Provinzen" verdient machen, Anspruch aus eine Staatspension erbeben können. 188!) wurde iu Livtant, Estklanb und Kurland die russische Proceßordnung ein gcsükrt, die Bauern Gemeinden wurden reorganisirt, die russische Sprache im Eommunalverkebre obligatorisch ge macht, die juridische Facnliät der Universität Dorpat in eine russische verwandelt und der Unterricht der russischen Sprache in den Privalschuten cingcsübit >8!)t »vitmete der ver storbene Zar seine ganze Aufmerksamkeit der Verbreitung der Orthodoxie im baltischen Gebicle; eS wurden viele ortbotoxc Kirchen erbaut unk Missions-Gesellschaften gegründet. l8!»2 »vureen die Reste der tculi.hen Schulbildung beseitigt. I8!)3 veisügle Älcrantcr III. die Errichtung einer ortbodoxen Kathedrale in R.val. !>!>! »chassic er die Studclilc»- Eorporalioncii an der Univenilät Dorpat ab und führte die russische Studenten Uiiijvrm em ... Tic Aufrechte»l'sttiiiig dcS europäischen Prestiges i» de» Länder» des serncii Lstciis bal sich mit der Zeit nicht eben leichter gestaltet Wenngleich keine Rede davon ist »nd biniie» abscbbace, Zeit davon sei» kann, daß die östlichen Völker an dem geistige» E»lst>rsortschrilt Europa« — vo» den Japaner» alleuiails abgefthe» — in vcrständnißvviler Weise parlieipiren sollle», »o liegt die Sache in Bezug aus den m.stericlleu Enilursorkschrill koch »vcsenilich aliter,? uiid sür Europa ungünstiger. Ganz besonder« gilt dies von den neue» VeivoUtemninungen aus dem Gebiete der KriegSiechnik. Eurepäiscke Präcisione-waffc» und die Kenntnis; ibrcs Gebrauchs finden sich jetzt im Besitze von Völtcrsckiajten, die im Ucbrigen noch als bald-, »v.uu Nickst als ganz barbarisch gellen dürft», und weil» heilte zwischen einem europäischen Staat und einer solchen Vöiter- lchast irgendwo ein Evnsliel zum Ausbruch kommt, so ersorkert seine Niederwerfung, welche für die Stellung de« Enropäerihums in jene» Ländern überall eine Lebensfrage bildet, ganz andere Kraftanslrcngungcn, als das noch vor relativ kurzer Zeit der Fall war. Ilm so wichtiger und druigcnter geboien erscheint cS, daß auf europäischer Seite die traditionelle II»le»s<hätzi»ig der Eingedoreiieii definitiv cmshöre, und damit eine Ouelle so mancher empfind licher Schlappe» verstopft werke, deren AuSwetznng dinlertnr nur mit ganz unverbällttiizmäßigrn Opsern möglich ist. Der Feldzug der Holländer aus Lo in bot gestaltet sich unter diesem Gesickstspiliicte zu einer dauernd bcberzigciiswcrtben Lehre. Tie ' jetzigen Erfolge der niederländische» Waffe», glänzend wie sie sink, baden dock, nur um de» Preis schwerer Verluste errungen werden könne», und da« erzielte Resultat näre im Wejcnl- lichc» mittels eines ungleich geringeren RisicoS zu siveri» gewesen. Ter bevorstehende französische Feldzug aus Madagaskar kann ebenfalls mancherlei Uedcr- Feuilleton. Der Tag der Vergeltung. 1LI Bon A. K. Green. Nachdruck vndolia. - iFortsetzuny.» Viertes Buch. Stefan Hufe. Zehnte« Capitel. Als Mary das Ziel ihrer Fahrt erreicht batte, bieß sie den Kutscher, nachdem sie ibn abgelobnt, noch zebn Minuten warten; sei sie l»S dadin nicht zurückgckebrt, so solle er weiter- sahren. Dann schritt sie auf idre alte Wobnung zu. Wer schildert jedoch ihr Erstaunen, als sie über ibreS Vaters Fenster ein Schild angebracht sah, das ihr beim Schein der Straßenlaterne grell entgegentcuchtele. „Stefan Huse, Galvanoplastischc Anstalt" stand in großen Buchstaben daraus geschrieben. Ein trost loses Gefühl der Ve> lassenbeit, der Heimaihlosigkeit iiberkam sie. Der fremde Rame, das veränderte Aussehen deS Hauses, das sic noch vor wenigen Wochen bewohnt hatte, versetzten sie plötzlich in eine unbekannte Welt. in der sie nicht« zu suchen und zu fordern batte. Nur die gerechte Entrüstung über die Treulosigkeit der HauSmcisterSleule bewog sie, näher deran zu treten, um der Sache aus den Grund zu kommen. In dem Zimmer dcS neuen MietderS brannte noch Lick t, und Mary konnte durch die matten Fensterscheiben in da« Gemach blicken, welche« ibr Vater so sorgsam vor den Augen eine- jeden Unberufenen zu verbllllen pflegte. Die ganze Einrichtung war völlig verändert, der Raum in eine Werkstatt verwandelt. Die große magneto-elektrische Maschine, das Gesäß mit der Kupseivstriollösung und noch andere seltsame Gcrätbe, deren Zweck sie nicht kannte, fesselten zuerst ibre Aufmerksamkeit, nach und nach fielen ihr jedoch auch allerlei Gegenstände in« Auge, mil denen sie ver traut war, dir ihrem Vater gekörten; vor Allem die wobl- bekannte Gelbkiste. die in einer Ecke stand, und der lange dunkle Vorhang im Hintergrund, welcher stet« den gebeimaiß vollen Apparat verbüllt balle. War vielleicht auch dieser aus der alten Stelle geblieben? Ein brjabrter, sehr bocbschulteriger Mann, der mit ibr zugekehrtem Rücken am Tische stand, war eben beschäftigt, verschiedene glänzende Gegenstände in Seidenpapier zu wickeln. Jetzt wandte er sich und trat an da« Fenster. Mary sah einen Augenblick sein höchst eigenartige- Gesicht, von krausem grauem Haar umrabmi; dann ward eS dunkel vor ibren Äugen — der alte Galvanoplasliker hatte den Rollvorhang herunter gelassen. Tic Wobnung gehört mir, ich habe sie noch aus zwei Monate gcmietbcl, war Mary'S unwillkürlicher Gedanke Rasch »äderte sic sich der HanSthllr und zog die Klingel. Ein Unbekannter öffnete und fragte »ach ihrem Begehr. Sie wünschte die HauSmeisterin, Frau Braun, zu sprechen. „Tie Brauns sind auSgezogcn, ich habe jetzt das HauS zu verwalten", lautete die Antwort. „Aber die Zimmer dort drüben gehören von Rechtswegen mir", ries Mary bestürzt, „und ich scbe, daß rin Fremder eingczogcn ist. Hat denn Frau Braun sie zum zweiten Mal vermietbet, oder babe» Sie cS vielleicht getban?" „Ja, aber ich glaubte, eS wäre ganz in der Ordnung. Der letzte Mittlrer soll da« Weite gesucht haben. Entschuldigen Sie — Sie sind am Ende gar dir junge Damr, die hier mit ihrem Vater gewodnt hat?" Mary bezwang ihre wachsende Angst. „Die bin ich", erwiderte sie. „Ebc ick sortgmg, habe ich noch die Mielbc sür taS lausende Vierteljahr bezahlt. Ich dachte die Wobnung abgeschlossen zu finden, meine« Later« Möbel und Bücher waren darin, auch " „Bedaure", versetzte der Mann, „von der Bezahlung weiß ich nicht«; Frau Braun wird da« Gelb wohl jür sich behalten baden." Das junge Mädchen stand ratblo« da; ihr blieb nicht« übrig, als den Ort zu verlassen; aber ihre« Vater« Apparat — was sollte au- dem werden? — „In dem Zimmer war auch eine Maichine, ein Modell, auf das mein Vater großen Werth legte; e- ist dock nicht zu Schaden gekommen?" „Eine Maschine? Wohl da« blanke Ding hinter dem Vorhang? Wir haben nickt gewagt, e« anzurühren." „Morgen werde ick wiederkvmmen und e« abbolen", erwiderte Mary und verließ da« Hau«. Schon im nächsten Augenblick kam sie jedoch mit einer Geberde de« Schrecken« durch die noch offene Thür zurückgestürzt. Ein leichter Iagd- wagen rollte die Straße daher; da« schöne Gespann war ihr nicht unbekannt. „O. wa« soll ich beginnen?" rief sie in banger Furcht. Sie fühlte nur allzu deutlich, daß, wenn Staohope sie jetzt entdeckte, sie nicht die Kraft haben würde, ihm zu widerstehen. Gab sie aber seinen Bitten nach, so war e« vielleicht sein Verderben. Zum Glück kielt der Wagen auf der gegenüberliegenden Seile der Straße vor dem hell erleuchteten Apolbckerladen. „Er kommt hierher, er wird mich finden. Kann ich mich denn nirgends verbergen?" Sie sah sich bilflo« um, der Hausverwalter batte sich bereit« zurückgezogen, aber jetzt körte sie eine Tbür gehen — da« frühere Zimmer ibre« Vater« öffnete sich — der alle Mann, den sic erst am Fenster erblickt batte, stand aus der Schwelle und starrte sie bestürzt und verwundert an. Mit siebend erhobenen Händen eitle sie auf ibn zu. „Er kommt, er kommt!" mehr vermochte sie nickt z» sagen. Der Greis schien jedoch ihr Verlangen auch ohne Worte zu verstehen. „Nur hier herein", rief er mit seltsam rauhem Ton, faßte sie am Arm, zog sie in seine Werkstatt und schloß die Tbür. Im nämlichen Augenblick verkündete der Schall der Haus glocke, daß Slanhope Einlaß begehrte. Elfte« Eapitel. Statt den Gang unserer Erzählung rasch weiter zu ver folgen, müssen wir nun leider erst einige Wochen zurück- greisen, um Nähere« über Stefan Huse unk seinen Einzug in die Wobnung am Markbam-Platz zu berichten. Nachdem Tboma« Dalton mit seiner Tochter aus so räthselbafte Weise verschwunden war, »rat zwei Tage darauf ein alter Mann in die bereit« erwähnte Apotbeke, ließ sich den Wohnung-anzrigrr geben und begann darin zu blättern. Er war wie ein Handwerker gekleidet, dock schienen seine feinen GesicklSzllge nickt zu der wettergebräunlen Haut zu paffen, auch der gänzliche Mangel an Augenbrauen gab ihm ein so seltsame« Aussehen, baß der Gehilfe, welcher die Kunden bediente, ibn von Zeit za Zeit verwundert be trachtete. „Ick suche eine Wobnung", sagte er jetzt aufblickend, „die ich mir zur Werkstatt einrichten kann für meine galvano- plastischen Arbeiten. Dort drüben bängt eia Zettel heran«, sind die Zimmer zu vermietben?" „Da- kann wobl sein; wenigsten« hat sich der frühere Be- wohnrr au« dem Staube gemacht", lautete die Antwort. „Und da« Eckhau« daneben ist wohl eine Druckerei mit Maschinenbetrieb? Da könnte ich mir die Motorkraft, die ich brauche, mit geringen Kosten verschaffen. Ich will dir Wohnung dock einmal anseden." „Sir scheinen mir jetzt nicht gerade i» einer Verfassung. um viel zu arbeiten", bemerkte der Gebilfe mit einem be deutsamen Blick auf dcS Manne« Hände, die er beide in Leinwand verbunden trug. „Ach, da« gebt bald vorüber", entgegnetr jener, „ick babe sie mir neulich unvorsichtiger Weise mit Schwefelsäure verbrannt, aber die Salbe, welche ich brauche, wird sie schnell wieder heilen." Der Gebilse nickte und wandte sich einem eintretenten Kunden zu. vbnc sich weiter um den Alten zu kümmern. Dieser verließ den Laben und wäbrcnd er aus die andere Straßenseite binüberging, spielte ein Lächeln der Befriedigung »im seine Lippen. Er klingelte an dem Hause Nummer «i »nd verlangte die Zimmer zu seben. Der Hausverwalter war bereit, sie zu zeigen, doch bemerkte er, eS stände» Sacken reS vorigen MieibcrS darin, die noch etwa einen Monat an Ort und Stelle bleiben müßten, wenn der alte Dalton sie nickt schon früher abbolen ließe. „Die werden niir wobl im Wege sein", murmelte der Fremde, „aber wir wollen seben." KurtiS, der Hausverwalter, schloß die Wobnung auf. „Kommen Sic", sagte er, „eS liegt und steht noch Alles genau so, wie die Leute eS verlasse» baden." Der Fremde trat ein, sab sich hastig um, und sein erster Blick traf ten Vorbang, bintcr dem der Tisch mit Tboma« Dalton'S Modell stand Der Raum war düster, kalt und wenig einladend, dem Mittlrer schien er jedoch zu behagen. „Hier am Fenster könnte ich meine Platten und Abrrncke bearbeiten, dort drüben wäre em guter Platz sür den Behälter mit der Kupserauslösung und meine Maschine. Wenn man mir nur erlaubt, ein Loch durch die Wand zu bobren, da, wo im Nebenbaus die Druckmaschine steht, so daß ich sie al« Motor benutzen könnte, dann wäre für alle meine Bedürfnisse gesorgt. E« war gerade die Näbe der Druckerei, die mich aus den Gedanken brachte, mich hier einzumietbcn. Herrn Dalton » Sacken würbe ich einstweilen kort an die Wand stellen; auf da« Brett oben kämen die fertigen Bestellungen, bi« sie abgebolt werden — Wa« ist denn bintcr dem Vor hang? Vielleicht ein Platz, um Kleider auszubängen?" „Nein, da siebt eine Maschine", oersepte Kurti«, .e« muß ein gefährliche« Ding fein. Mein Vorgänger bier im Amt, Braun hieß er, bat mich ausdrücklich gewarnt, e« ja nickt anzurübren Da Sie Techniker sind, versieben Sie sich viel leicht aus dergleichen." Er batte den Verdang zurückgezogen und der Fremde betrachtete mit funkelnden Augen da« noch unvollendete Modell, welche« auf emem Tischchen vor ch«
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