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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 24.11.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-24
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941124014
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894112401
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894112401
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-24
- Monat1894-11
- Jahr1894
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VezugS-PrelS 1» der hauptexpeditii,» oder den im Stabt« bezirk und den Vororten errichtetes Aus- «ab«stellen abgeyott: vtee»el,idrl>ch^4.50. bei »wetmaüaer täglicher Zostetluag tn< » Sch« Durch di« Post bezogen für Doutfchtund und Oesterreich: vierreliädelich >^i 6.—. Direet» tägliche Mreuzband'endung iu» Urlaub: monatlich ^l 7.50. D«, Mor^u.«»1g,b« rricheint täglich V,7 Udr. di» Ubend-Ausgab» Wochentag« b Uhr. Nedürlioa und LrveLitio«: Ao»au,k»,affe 8. Di»lkrdedtttoa ist Wochentag« unuaterbrochr» gebsfue» von früh 8 bi« Abend» 7 Uhr. Filiale«: vtt« «»«»'« e,rti«. (Alfred Hahu). Uaiversttälsstrabe 1« Lout« Lösche. «atharinesstr. 14, pari, und »niglvlatz 7. Morgen-Ausgabe. Anzeiger. Lrgan für Politik, Localgeschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigea-Prets die ssgcipaltcne Petitzeile 20 Pfg. Reklamen unter dem N«dacno»»ftrich (tg«» spalten) S0>^. vor den AamUmtnachktchtr» zögespatte») 40-4- Größere Schriften laat unjerrm Prrt»- verzrichnib. Dabellanscher und Ziffrrusatz nach höherem Tarif. Eiktr«-vellagen (gefal^j, »ur mtt der Morgen. Ausgabe, ohne Poftbesördenmg >4 00—, mit Postbesorderuug ^4 70.—. Annatzmeschluk für Ä«zeige«: Ab «ad-Ausgabe: Vormittag« 10 Uh». Worge o-Au-gab«: Nachmittag» 4 Uhr. Soun- uud Festtags früh ' ,9 Uhr. Lei dea Filiale» und Annahmestelle» >e »in» halb« Stund« früher. A«»e1>ea siad stet« au di« Erpedttta« zu richten. Druck und Verlag vo» L. Pol» tu Leipzig M. Tonnabend den 24. November 1894. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 25. November, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. Lxpeältloo üv8 L.e1pr!xer I°axedikt1e8. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Di« an der UntvrrsitätS - Straße unter Nr. 16 und am Kitpsergätzchen unter Nr. 3, ü, 7 und S gelegenen Gebäude, sowie da« im Hole de« alten Gewandhauses gelegene alte Lonservalorium sollen im Weg« dr« schrtftitchen Angcdot» an den MeislbirlenLeu auf den Addrnch verkauft werden. Die Adbruchsdedingungeu und ein Lageplan dazu liegen bei unserer Hochdau-Benvaltung, Rathhaus, 2. Obergeschoß, Zimmer ö. zur Einsicht aus. Die abzubrechendeu Gebäude werden a« 26. U»d 27. VsS. Mt», von 10—12 BorniiltagS zur Besichtigung geöffnet sein. Di» abzugebenden Angebote sind in verfchiossenea, mit der Aufschrift: „Abbruch des alten Gewandbauses betreffend" versehenen Umschlägen bis zu« 28. Hs». MtS., Nachmittag? b Uhr, in der oben bezeichnet«» GelchüstssleUe portofrei »inzureichen. Jeder Bieter bieibt di« zu der durch Belanntniachung im Leip ziger Tageblatt« erfolg,»de» Entlassung an sein Gebot gebunden. Die Auswahl unter den Bietern, sowie die Ablehnung aller An gebote wird ausdrücklich Vorbehalten. Leipzig, den LS. November 1894. Der N«th her Draht Leip»t> Id. S029. 1>r. Etz, Korbweide»-^uction. Freitag» den 86. -i»»r«her diese« Jabre» solle» vo» Rach- «itta>» 8 Uhr an im Forstreviere Connewitz ca. 192 vlinh etnjährtst« «arhwrthen »nd » 294 - jMeijahriste - unter den üblichen Bedingungen und »ege»« seforttge vaarzahlun« nach dem Zuschläge an den Meistbietenden verkamt werden. Zusammrnkuust an der hohen Brücke bei Lonaewitz. Leipzig, am 22. November >894. Te» Math» Aorstvepntatioii. Gesucht wird die am 18. Januar 1864 in Düsseldorf geboren« Näberiu Marie Stephanie Friederike Antonte Huhn, weich« zur Für sorge für ihr Kind anzuhoiten ist. Leipzig, den 20. November 1894. Der Rath her Stadt Leipzig, Armcnamt, Adth. 11». X. K. IV»., Nr 1S52e.Hentschel. Hr. Dir Inhaber der als verloren, vernichtet oder sonst ai« ab handen gekommen angezeigten Pfandscheine lut. tt. Nr. 26599, 28467, 4628», 5226». «4>58. 7I6SI. 7816«. 8559«. 1.1t 1 Nr 170«, 1296«. 1291«, 1292«. 1928». 26888, 8789«. 42582, 44928, 46781, 5V6I8. 5672«, 55577, 5665« werdeu hierdurch ausgesordert, sich damit unverzüglich und längsten» bi» zum Ablaut von 30 Tagen nach der aus jedem der Schrine bemerkten Lersallzeit bei Unterzeichneter An statt zu meiden, um ihr Recht daran zu beweisen, oder dieselben gegen Belohnung znrückzugeben, widrigenfalls, der Leihdaus-Lrd- nung gemäß, den Anzeigern die Psänder ausgeiiesert und die In Haber der Schrine ihrer etwaigen Ansprüche daraus verlustig gehen werden. Leipzig, den 23. November 1894. Die Verwaltung de« Leihhaufe« und der Lparcaffe Dcr städtische Lagerhof i» Leipzig lagert Waaren aller Art zu billigen Tarifsätzen. Die Lager scheine werden von den meisten Bankinstituten beliehen. Leipzig, den LS. April 1894. Die Leputatian zum Lagerhofe. Lehrerililltu-SteUen. An der hiesigen höheren vürgcrschnle sollen nächste Ostern 2 Lehrerinnen an>eftellt werden. Der Ansangsgehalt jeder dieser Stellen benagt IbOO ^l und erhöht sich von 3 zu 3 Jahren au 1650 ^l. 1800^, 2000^, 2200» bi« aus 2400^1 DI« wöcheut- liche Pflichtiiundenzohi ist aus 26 festgesetzt worden. Bewerberinnen, welche die Wahlfädiakeilsprüsnna bestanden haben wollen ihr» Veluch« nebst den «Sthisten Zrnstnlffen und einem Lrben«t«»s bi« zu« 1. Deremtzer >a»fru»e« Jahres hier «in reichen. Planen HL., 20. November 1894. Der Dtahtrath. vr. Dittrtch, Oberbürgermeister. Deutschland und England. Die „englisch-russische Entente", von der die englische Presse in langaidiiiigen Betrachtungen schon seil acht Tagen al« von einer vollendeten Tbaisackc spricht, hat unsere „Vettern" drüben trotz ihre- pblegmatischen Temperament« ganz außer dem Häuschen gebracht und ihnen den Muth derart gestärkt daß sie e« endlich wagen, mit ibrem Haß gegen Deutschland, die Vormacht dr» europäischen Dreibundes. offen Farbe zu bekennen. Sie hatten e» in den letztverflofsenen Jahren über sich gebracht, mit dem deutschen Vetter, der ihnen au colonialem Gebiet, namentlich in Afrika „überall auf die Füße trat", freundlich zu tkun in der Hoffnung, durch allerlei leere Versprechungen, die aus eine eventuelle Unterstützung ke» Dreibunke« gegen den russisch französischen Zweibund hinauSzulausen schienen, ihn bei guter Launezu erbalten und seiner Zustimmung zu allen möglichen Vergewaltigungen nicht enalischer Interessen in Afrika sich zu versichern Damit hatten sie nun freilich falsch calculirt, sie überzeugten sich auch sehr bald davon, und die natürliche Folge war ein völliger Umschwung der .Stimmung" gegen Deutschland, eine „Er- Istlkuug" ui« vorhanden gewesener .Sympathien", der Versuch einer Anfreundung au den neuen Zaren, wir er in Lord Rosebery'S GilthaUrcde zu Tage trat, und damit der .völligen Isolirung" Deutschlands, dem eine Erneuerung des Drei bundes nie mebr glücken werde. Daß unter solchen Umständen die bi-beriac .Hochachtung" vor Deutschland, welche die eng lische Presse eine Zeit lang zur Schau getragen, in d,e brutalste Verachtung »ungeschlagen ist, braucht nicht Wunder zu ncbmen. Wie schief die englischen Politiker dabei in ibrer insularen Hochnäsigkeit sehen, zeigen Aeußerungen wie die, daß österreichische «Staatsmänner sich von der Notbweadigkcit der Unterstützung des Dreibundes durch England überzeugt hätten und desbalb die gegenwärtige Politik deSdeutschen Kaisers, die sich in einer kaum noch verhüllten Feindschaft gegen England ausspreche, nicht begreifen könnten. Diese Ansichten öster reichischer Staatsmänner hätten in der Wiener Presse ibren öffenittckitnAusdruck und zumTbeil sogar schon in de» wichtigsten italienischen Zeitungen ihren Widerhall gesunden. Es sei nickt zu leugnen, daß die GeschäskSsübrung Lord Rosebery'S dem deutschen Kaiser einigen Grund zu Beschwerden gegeben bade; aber der Fehler, der mit dem Congo-Abtömmen ge macht worden, sei rasch und offen anerkannt worden, und im Uebrigev habe die Haltung Englands Deutschland keinen Grund zur Berstimmung gegeben. England sei an Deutsch lands internationaler Politik betbeiligt; wenn in dieser Hin- icht Deutschland wisse, was rS wolle und es offen sage, so würde ein Gcsübl der Sicherheit da« Ergebuiß sein. DaS sei aber augenblicklich nicht der Fall. Man könne doch nicht annehmen, daß Deutschland, von allen Staaten der Welt, etwa» dadurch gewinnen wolle, daß es einen Zweifel an seiner Beständigkeit und Stetigkeit mit Absicht in der öffent lichen Meinung erwecke. Es sei leichter für ein Volk, sich Feinde zu machen, als Freunde. England würde es beklagen, wenn es erleben müßte, daß Deutschland wegen Mangels an Vorsicht sich in einen Zustand politischer Vereinsamung ver setzen würde. Warnungen und Mahnungen von befreundeter Seite können uns immer nur willkommen sein; sic veranlassen zur Selbst prüfung und zur Erwägung der ganzen pvliliffben Lage, und da» kann zweifellos nur von Nutzen sein. Aber solche Mahnungen und Warnungen nebmen sich, wie die „K. Ztg." zutreffend aussührt, recht seltsam aus, wenn sie von einer Seite ausgeben, dereu eigennützigstes Interesse au» jedem Satze so unzweideutig bervortritt, wie dies bei den jüngsten englischen Mahnungen der Fall ist. Der Dreibund hat stets seine Feinde gehabt, aber bisher ist eS noch Niemandem ein gefalle», daß seine Ausrechtcrhaltung gefährdet wäre, weil cS ibm nicht gelungen wäre, die Unterstützung Englands zu ge winnen. Diese Unterstützung wäre iinmerhlil erfreulich, wenn sie auch nicht überschätzt werden Lars; denn England bat nicht über ein Heer im europäischen Sinne zu verfügen, und die einst so große Zuversicht auf die Unüberwindlichkeil der englischen Flotte hat Dank ibrer offenkundigen Vernach- lässigung durch die englische Regierung rincn argen Stoß in der öffentlichen Meinung erlitten. WaS der Dreibund in Europa will, ist sonnenklar; er bezweckt lediglich die wechselseitige Vcrtbeidigung des Be standeS und te» Friedens der Dreibundstaalen gegen aus wärtige Angriffe. Zu dieser VertbeitigungSaufgabe süblt sich der Dreibund kraft der eigenen Macht durchaus stark genug. Er bedarf dazu keiner weiteren Unterstützung, wenn ihm auch jede Mitarbeit zur Erhaltung des europäischen Friedens nur erwünscht sein kann. Je mebr es reSbalb gelingen wird, die Spannung, die zwischen den Dreibund ssaaien und auswärtigen Staaten, vor allen Dingen Frank reich und Rußland, seit einiger Zeit bestand, zu mindern ober gar zu beseitigen, umsomehr wird dem Ziele des Drei bundes gedient. Auch biersür ist eine Unterstützung durch England keinesfalls notbwendig. Die gemeinsamen Interessen der drei verbündeten Mächte zum Schutze ibreS Bestandes gegen auswärtige Angriffe wurzeln tuckt bloß in len per sönlichen Gefühlen der drei eng einander befreundeten Herr scher, sie finden nicht minder ibren festen Rückhalt in der klaren Ueberzeuzung der weitesten Bolksschicdlen dieser Länder von der Notbwendigkcit, zusainmenznsleben zur festen und lrästigen Abwehr gegen fremde Angriffe. Diese Ucber- zeugung kann auch nickt sobald durch englische Ausstreuungen über angeblich gegentbeilige Ansichten österreichischer Staats männer erschüttert werden. Noch besiebt der Dreibund in voller Kraft, und solche englischen Kunstgriffe werten seine Verlängerung keinesfalls erschweren. Tie furcht, daß in Kürze Deutschland politisch vereinsamt sein könnte, ist also nicht tragisch zu nehmen. Die guten Brziebungen, die Deutschland zur Zeit mit Rußland und Frankreich ver binden, können diese Furcht erst recht nicht verstärken, denn sie dienen nicht zur Lockerung, sondern im Gegenibeil zur Festigung der Baute, welche die Dreibund-Staaten miteinander verbinden. Daß freilich andererseits die Beziehungen Deutschland» und England« zu einander in jüngster Zeit nicht gerade besser geworben sind, kann nicht adgeleugnet werden. England bat in den letzten Jahren wieterbolt den Versuch gemacht, den Dreibund al- Vorspann für seine eigennützigen Interessen zu gebrauchen, ohne sich zu Gegenleistungen irgendwie zu binden. DaS englische Eabinet ist leicht bei der Hand mit reichlichen Versprechungen: aber dieselben baden keine» Werth, da sie nicht taS Land, sondern nur den jeweiligen Minister ver pflichten; und bei der durchschnittlichen Kurzlebigkeit englischer Ministerien bat auch die Aussicht auf Innebattung solcher Ver sprechungen nicht« Verlockendes. England bat nun die Wahr nehmung gemacht, daß der Dreibund, und vor Allein Deutsch land, auf solche Versprechungen kein Gewicht legen, und daß sie nicht auSreichen, den Dreibund den englischen Interessen im Auslände dienstbar zu machen. England bat ferner die Wabrnebmung gemach», daß der Gegensatz England» zu Frankreich immer schärfer bervortrat. DaS Vordringen Frankreich- in Siam und Tonkin, sowie in wichtigen Tbeilen de« dunkeln WclttheilS sind nur zu sehr geeignet, die englische Vordrrrschast in Indien und da« Ansehen der englischen Weltmacht zu erschüttern und zu schwächen. Der Widerstand, den Frankreich gegen die Fortdauer der englischen Besetzung Egypten- rubig und stetig sortsetzt, ist für England im höchsten Grade empfindlich; eine Verständigung zwischen England »nd Frankreich würde für England sehr kostspielig werden. So sucht «S nach einer andern Macht, dir geneigt wäre, ohne zu große englische Opfer England die Kastanien aus dem Feuer u holen. Als diese Macht hat jetzt Lord Rosedery Ruß- and erkannt. Wir können il>», fährt bi« „K. Zta." fort, zu dieser Wahl nur herzlichst beglückwünschen. Denn Deuilchland ho» nicht da« geringste Interesse daran, so lang« die Beziehungen Deutschlands und Ruß- lond« zusriedensiellend sind, nunmehr England und Rußland gegen einander zu verhetzen. Beide Länder haben zweifellos die schärsiien Gegensätze gegen einander: Rußland drängt einerseits zum Miltel- meer und würde sich damit eine lehr wichtige Flankenslellung z» dem englischen Wege nach Indien, zu der englischen Linie Gibraltar, Malta, Cypeni, Suezcanal erringen. ES scheint a, daß man augenblicklich in England geneigt ist, eine olche Flankenstellung einer Macht wie Rußland nicht gerade al» eine unerfreuliche und nachtheilige onzuieben. Deutiche Inter- essen würden bei der Lösung dieser Frage nicht direct berührt, Teutschland kann also vorerst ruhig abwarle», wie sich England au» der Sache herauSziehen wird. Ein weiterer Gegensatz zwischen England und Rußland liegt an der Nordgrenze Indiens. Der russiiche Drang »um Indischen Ocran hat in den letzten Jahren lettge Forsschritte gemacht und iss der englischen Herrschaft in Indien zmn Mindesten nicht förderlich geweie». Zweifellos wird Lord Rosedery, wenn er letzt die Freundjchasl Rußlands sich zu erringen ucht, die Gegenleistungen tn der Tasche haben, die Rußland de- timinen können, jenen Drang zum Indischen Oceaii zuruckzudaninie» und zu bekämpfe». Ter Ausbau der sibirischen Bahn bringt die weitere Gefahr zu neuen Gegensätzen zwischen England und Ruß land im fernen Osten mit sich Teutschland kan» i» Ruhe zusehen. wie es England aelinqen wird, eine Ausgleichung aller dieser Gegensätze, «ine friedliche Scheidung und Tdeiluug mit Rußland anzubadncn. Den» auch hier Hai Teulichland keine directen Inter essen zu vertreten, es kann sich nur freuen, wenn ein friedlicher Ausgleich gelingt, welcher der Erhaltung des Friede»« zwischen den G otzinächten in Europa nützlich sei« muß. Deutschland und der Dreibund haben kein anderes Interesse »->< dos, iede,n Friede»«- slörer gegeuüber da« Pulver trocken zu halten und im entscheidenden Augenblick kraft des Nachdruck«, den ihnen ihre Macht und >dr festes Zusammenhalten giebt, dafür zu sorgen, daß leine Ver schiebung de« Einstusse» der anderen Großmacht« zu ihrem Nach theil erfolgt. Wenn daher Deutschland niemals die englischen Wege durchkreuzen wird, wo sic auf eine Stärkung de« eur opäiscdcn Friedens hinauSlausen, um so sicherer wirb eS in einen Gegensatz zu England kommen, wenn e« in Zukunft, wie stet« im letzten Jahrzehnt, auf allen colonialen Gebieten England al- die Kraft vorfinkeu wird, die auf jede Weise dem deutschen colonialen Wagen Steine in den Weg zu Wersen sucht. Vom ersten Tage der deutschen Colonialpolitik a» hat England in kleinlichster Weise die deutschen Fortschritte zu hindern verstanden. Wir nennen nur die Walsischbai, die Luciabai, die Grcu^schwierigkettcn in Kamerun u»d Togo, den zrbnmeilige» Küstenstrich in L slasrika, eie anfänglichen Schwierig keiten im Ncuguinea-Gedie», da- jetzige Verhalten in Bezug auf Samoa, die merkwürdige» Vorkommnisse in der Delagoabai, die Ausschiffung englischer Truppen aus Bcrlangeu de« englischen ConsulS, das Auslhuu von Sir Cccil RoobeS, von der Conga frage ganz zu geschweige». Deutschland hat sich dieses eng lischt Eulgegenlreien mit übergroßer Geduld jahrelang gefallen lassen. Heute aber ist diese Geduld überwunden, England hat den Bogen überspannt, und die englische Regierung kann nicht mehr darüber im Zweifel sein, daß Deutschland sowohl die Macht wie den Willen hat, eine fernere Durchkreuzung seiner colonialen Wege zu hindern. E« handelt sich hier nicht um eine Betbäligung irgendeine- Hasses oder einer Feindschaft gegen England, eS handelt sich ausschließlich ui» die Wahrung deutscher Interessen, uud es sollte de» englischen Machthaber» doch klar sein, daß sie mit einer Aeurerung ihrer Colonialpolitik weiter kommen werben, al- mit dem Versuche, uns durch die angebliche Vereinsamung Deutsch lands zu schrecken. Diese offene Aussprache der „K. Ztg." wird überall in Deutschland die lebhafteste Zustimmung erfahren, und man kann nur mit den „Hamb. Nachr." wünsche», daß dieselbe ein Au-stuß amtlicher Anschauung ist. Wäre diese schon zur Zeit de- Zanzibar - Vertrage- maggrbcnd gewesen, so würde eS zu den Uebergriffcn und Chieauen Englands gegen Deutschland aus colonialem Gebiete wadrscheintich nicht ge kommen sein. Es ist einc besonders ausgeprägte Eigcnll>ü»i> lichkcit der englischen Politik, daß sie vor der Energie ebenso leicht zurückweicht, wie sie durch schwächliches Nachgeben und Bekundung von VersöbnungSbebürsniß zur Steigerung ihrer Ansprüche angereizt wird, seien letztere auch noch so unberechtigt. Aus da« Werben England- um Rußlands Gunst legen wir nicht viel Gewicht; die Inlcressengcgciisätzc zwischen beiden Ländern sind zu tiefgehend, al« daß an eme Verständigung zwischen ihnen zu renken wäre, welche die europäische Coiistellalion alleriren könnte. Tie englischen Staatsmänner vc>sieben eS jederzeit, den Mantel nach dein Winde zu hängen und demjenigen zu schmeicheln, von dem sie augenblicklich Bortheil ober Verhütung von Nachtheil für die eigenen Interessen erhoffen. Tie Petersburger Politiker werden die Roscbrry'schcn Erklärungen besten- acceplirt habe», aber sicherlich sind sic weil davon entfernt, ihnen auch nur eine Spur von Einfluß auf de» Gang der russischen Politik eiiizuräumcn. Tie englischen Versicherungen werten ihrem wahren Werthe nach nirgend- richtiger cingeschätzl als gerade io Rußland. Einigen Eindruck haben die Ausführungen der »K. Ztg * in England schon gemacht, und der „Daily Telegraph" ist so ehrlich einzugcstchen, daß die Isolirung Teutschlands uud dcr hevorstebendc Zusammenbruch de- Dreibundes »i da» Reich der Fabel gehören, aber auch er „braucht" Deutschland .nicht mehr" und ist voller Begeisterung für taS russisch-englische Einvernehmen. Ter „Standard", der Cbvrsükrer in dem BerbrüderungSreigen, bezeichnet die „K. Ztg." als ein Blatt von höa'stem Ansehen und großer Autorität, weist aber ihre „Beschuldigungen" zurück. Rosedery und Kimbcrley hätten c« wohl oft an Tact und TiScrction fehlen lassen, aber niemals die geringste Absicht gehabt, Deutschlands Pläne in Afrika und anderswo zu durchkreuzen. Deutschland solle nicht so empfindlich sein und England« Gleichgiltig keit gegen Beleidigungen cultiviren. Der Artikel schließt aber mit den bedeutsamen Worten- Wenn England und Rußland in Asien zusammen gehen, ist an dcr Haltung der anderen Mächte wenig gelegen, ra Rußland und England ohne Uebertreibiing i» dieser Hinsicht sagen dürfen: oos ckao tarda üama« Die „TiineS" nennen die „K Ztg." ein in den meisten Beziehungen hervorragend vernünslige« Blatt, da» sich Berliner Inspirationen erfreuen soll, aber im vorliegenden Falle die Inspiration wabrscheinlich nicht richtig aufgesaßt habe, denn Deutschland habe in seinen colonialen Angelegen- heilen wahrlich wenig Anlaß, über England zu klagen. Die angeblichen deutschen Interessen in der Delagoa-Bai seien un verständlich; eS sei denn mit Rücksicht auf Transvaal. In dessen werde daS deutsche Auswärtige Amt gewiß nickt über sehen, daß Transvaals auswärtige Beziehungen sich in den Händen Englands befinden. Wabrscheinlich aber beruhe die deutsche Verstimmung aus der englischen Annäherung an Ruß land, obgleich England dabei nur dem ausgezeichneten Beispiele Deutschland« folge. Bei dieser Stimmung dcr Londoner Presse ist jede Müde vergeblich, den englischen Dünkel eine» Besseren zu belehren. Wie weit die Verblendung an der Tdemse schon gerieben ist, zeigt eine von dcr englischen Presse mit Begier auf- gegriffene Petersburger Eorrespondenz» welche von der be sonderen Zuvorkommenheit zu erzählen weiß, mit welcher die Engländer augenblicklich dort behandelt würden. Da« Gleiche ließe sich eigenlhüinlichcrweisc nicht von den Franzosen sagen. Ter Vertreter eines bochangesebenen französische» Blattes habe bei den russischen Behörden so wenig Gegen liebe gefunden, daß ibn seine Redaktion sofort wieder adberies. Im Gespräche mit Engländern liebten es die Russen, auf übertriebene „Illusionen" anzuspielen, denen sich die Franzosen hinzugeben pflegten. Jeden falls würde unter dem neuen Zaren dir französische Bundes- genossenschafl keine Fortschritte macken, umsomcbr aber daS Einvernebmen mit England, und zu Gunsten des letzteren würde auch die bemnächstige neue Zarin ibr Gewicht in die Waagschale werfen. Natürlich gebt der Engländer von dem Gedanken aus, daß die Prinzessin Aliz sich zunächst als Enkelin der Königin und Tochter einer englischen Prinzessin und erst in zweiter Linie als Deutsche fühle. TaS Letztere mag richtig sein, den» nactidein Prinzessin Alix von Hessen ihren protestantischen Glauben verleugnet bat, würde es il,r vi-lleickt auch nickt schwer falle», ihre deutsche Gesinnung z» verleugnen. Allein der Unkcrrock regiert beute ein Reick, wie da« riijsischc, nicht mehr, und nach dem Cbaratter »nd de» Neigungen der zulünsligen Zarin zu schließen, kan» bei ibr irgend welches Gelüsse nach cineul verarsigen Regiment kaum vorausgesetzt werten. Deutsches Reich. 42 Berlin, 23. November. Der hessische P sarr- verein (vgl. da« gelinge Morgenblatl. Red - hat in einer herben aber nur allzu berechliglen Beurtheilung de« Glaubeiisivcchsels der Pciuzessin Alip von Hessen auch der deutschen Trauertundgrbungcn über te» Tod des Zaren Erwähnung geiban und darüber gesagi: Wir (Deutschen) geben, iiack dem Tasürbalien Vieler, bicrni zu wett. Das ist leider richtig. Zwar Frankreich ist in mancden Stucken, nicht in allen, »och weiter gegangen, aber eben beehalb war das deutsche „Zuviel" besonders bckiagenswcrih, denn es erweckte den Anschein, als wolle Deutschland de» Franzosen ui der Guust des neuen Zaren den Rang ablaujen. DaS deutsche Reich soll aber nach Niemands Gunst trachten, sondern überall Achtung abnöthigcn. Dem guten Ein vernehmen mil anderen »Staate», daS bat BiSmarck oft ge lehrt, und cS sagen ee> Einem auch der gesnukc Verstand und das natürliche Gefühl, wird durch einsettiges Entgegen kommen nicht gedient Wer sich anbielel, de» flickt man nicht und „wer sich grün macht, den fresse» die Ziegen". Für die richtige Bestimm»».» des UmsangS von Drauerbezcugungen für fremde Fürsten ichll cs nicht an Maßstäben. Man richtet sich nach dem Herkommen, nach dem, was in einem beslimmte» Falle andere Mächte von gleichem Range lhun, »nv »aiN'-rulich danach, wie fick das Land de« vernorbcncn Herrschers bei gleichen Ereignissen im eigenen Lande verhalten bat Welcher Vergleich immer gewählt wird, eS ergicbt sich im Falle Alexanders III. in Dcittschtanv rni Mebr. Dein TianergotteSditust in der russischen Nirche zu Wien blieben die Mitglieder des katholische» Herrscherhauses fern, da« deutsche Kaisrrpaar hingegen war in dcr Berliner Boisckasls- capclle nicht nur anwciend, eS nahm sogar durch wiederholtes Nicterkilien an der flenidkirchttchen Handlung Anlheil. I» Berlin und München waren, gegen das Herkomme», am Beisetzungslage die Hosthcater geschlossen, in Wien nicht und allerdings auch nicht in Stuttgart. Am ausfälligste» aber ist e», daß in Berlin dem tobten Zaren höhere Ehren er wiesen wurden, al- eS selbst unserem alten Kaiser und dem Kaiser Friedrich an der Bahre bezeigt bat. 1s Berlin, 23. November. Von freisinniger Seite wird der Versuch gemacht, Stimmung gegen die geplante Ver mehrung dcr eigene» Eiunabmen des Reich« durch den Hinweis auf den mit den niedrigen Getreitcpreisen zu sammenhängenden Miuderbedarf für die Naluralverpjlcgring de« Heeres und auf die Ergebnisse der preußiicken «Ltaais bahuverwaltung zu machen. Nach beiden Richtungen unter liegen dtkse Ausführungen aber begründeten Einwendungen. Es ist zwar anruerkennen, daß dir derzeitigen niedrigen Getreidepreise auch aus die wirklichen Kossen dcr Natural- Verpflegung de- Heeres für 1894,95 u» Sinne einer Ersparuiß gegen den EtatSanschlag wirken werden Wie hoch dieselbe se>n wird, bängt davon ab, in welchen! Maße die Verpflegung au« den zu den kicheren Preisen de» vorigen ErntejahreS beschafften Vorrätbcn oder auS den Anschaffungen nach dieser Ernte bewirkt war den ist. Ebenso ist anzuerkenncn, Laß, wenn und soweit nickt Mehrausgaben an anderen Stellen oder Minder einnahmen einen Ausgleich herbeiführen, eine Verminderung dcr wirtliche» Kosten der Naturalvcrpsteaung gegen den ElatSansatz einen Ueberschuß bei dem Rechnungsabschluß bedeutet, welchem »ach der jetzigen Einrichtung eine ent sprechende Verminderung des BcdarsS an Matrikularunilagen für >896 97 entsprechen würde. Lb aber und gegebenen falls in welcher Hobe ein Rcchnungsüberschuß zu erwarten »st, läßt sich zur Zeit noch nicht übersebc», erst müssen auch die übrigen dabei in Betracht kommenden Factoren bekannt sein Aber selbst wenn der jetzige niedrige GetreibepreiS. welchen die „Freisinnige Zeitung" selbst als eine vorüber gehende Erscheinung von kurzer Dauer bezeichart, eine günstige
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