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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.11.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941126018
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894112601
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894112601
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-26
- Monat1894-11
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vezrrgs-PreiS I» H« Hsuptrxprditioa oder de» i« ktsdt- d deu Vororte» errichtet»» Au«. l»dtzth»lt: viertrljL-rilch^It^O. ! titzllch« tzuftell»»« t»« D»rch dt» Hotz dezooe» für d Oesterreich: oterieUtbrlich ^ 8ö—- Direct» tüglich» Krruzbs»di«»»»»> stt« «nSlnud: moootUch ^ IckÜ. ^ »»» d»lA »»d »»«tzele» « »ei Poeinialiaer Deuffchtaud »»» Morgen-Ausgabe. DleMortzeu^luSgab« erschein« tägllch '/,7U-y, dt» Adeud-Lusgab« «ochrntog» - Uhu. »«d Lr»e>ltt<»: H»d«»,r«,atz, 8. Dstlrpedttio» td Woche, iitz« „„tidrchh» ,e«S»et m»» früh 8 dt» «de»d« - Uhch Filistle,: V«O «am»'» »or-ti«. iAlfved -«h»1d UiiversitäKstrod« I» dAtzlIA Kncharlueusch. ls, ^rt. „» KönlaSvlatz 7. HrMr.TagMM Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Mnzeigen-PretS dle 6 gespaltene Petitzeile 80 Pstz. Nrcla«»» um» dem RedacttouSstrich (s-o- spaltru) kO^, vor Len Familienuachrtchte» (ögrspaltra) «0^. Größer, Schristen laut uuserem PrriS- »erjeichaiß. Tabellarischer und Ziflrrusatz »ach höhere« Tarif. Extr«»Veila>e» (gefall, ,»r «st der Mora»,.Ausgabe, ohne Postbesird»»»» M.—, mit Poftdesvrdermi, AI—. Aonihmeschlak für Aazei^a: Abrnd-AuSgab«: vormittag« w Uhr. Mo eg« »-Ausgabe: Nachmittag« »Uhr. Sonn« und Festtag« früh '/,S Uhr. vet de» FUi-Ie» und «nnabmestellea j« An» Haid« Stunde früher. kuxrise» find stet« »» di« Erdedttio,, zu richte». Druck »nd Verlag oo» L. Pol» t» Leipzig W. Montag den 26. November 1894. 88. Jahrgang. Amüiche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. >o» dt» »uirr»»Icha«t«ll Armeuaml» sollen Hievst»», »ro »7. l«ufr«dr» Msaat«, V«r«tn«»» »«« tz Uhr a», t« Htadtdavle »Ntztrr verschied«»» Leg,„stünde. al« Mödrl, vett^, Wisch», tlelduKg-fticke, Hau»-. Ntzch«»- v«d Mrttzfchast»»erättz« ». Vl. «. öffrutlich versteigert werde». Letpxtg, am Ls. November 189». D»S >r««na«t. 188». Hentschel. Artus. Korbweiden-Anclion. Kretti»» deu iv. Nourmder dteie« Jobre« folleu von Nach- »M«OA » llhr a» im Forstrevier» ilounewitz ra. 192 Vuud »tusädriße »ordweide« und «29» » i»e»jadrt»e - «utrr de» üblich,» Bedingungen und »egen s«f»rti»e Vaarzahlu«« »ach dem Zufchlogr »» de» Meistbietenden vertautt werden. 8ufa««e»l»»ft a» der tzatzk« vrnckr bei Lonnewitz. Leipzig, am 82. November 1894. He» Aatd* Fsrstdrputnti«». Die Spionenriecherei in Frankreich. Än Pari« wütdet einmal wieder dal Spionrnfieber. Die Krankheit ist so plötzlich ausgetreten, dag man sich »»fang« kaum erklären konnte, woher sie kam. In den letzte» Monate» hatte mit dem sichtlichen Zurllckgedea de- Cbauvini-muS und seiner Begleiterscheinung, des Kremden- hasteS, auch die Deulschendrtzr adgenonimen. Die Parole hierfür schien von der Regierung ausgegcben. Alle gul unterrichteten und für Veränderungen in der politischen Windrichtung frinsühligen Leute wäre» der Ansicht, daß man endlich in deu leitenden Kreisen eiageseben habe, rS »rh» mit dem seit anderthalb Decennirn betriebenen kindischen Maulen arge» Deutschla»d nicht weiter: Frank reich habe andere Interessen zu vrrtrrtrn als die von rin pnar Hundert ov«r selbst von eia paar Tausrad mrhr over weniger zurechnong-fLhigrir odcr mehr obrr weniger auf- richtigen RevanchardS. Man schien geneigt, in die zum so und so vielten Mal« von Berlin gebotene versöhnende Hand einzuschiagcn. Der gute Wille, dieS zu lhun, kann auch uoch heute bei vielen der augenblicklichen französischen Machd Haber nicht bezweifelt werden: Herr Casimir-Perier, Herr Charles Dupuy und Herr Hanoteaux können unbedingt, zwar nicht als Freunde Deutschland«, aber doch als auf richtige Friedensfreunde angesehen werdrn; ihnen liegt jede tendenziöse Unsrrundlichkeit gegen Deutschland fern. Nun sollte man meinen, die Ucdereinstimmung in der Austastung dieser drei Mänorr, die die Executive, die Leitung der innrreu und der äußeren Angelegenheiten Frankreich» in den Händen haben, müsse genügen, um der französischen Politik den Weg vorzuzeichnen. Da ist aber allem Anscheine nach rin Irrlhum; die Rechnung ist ohne den Kriegsminister gemacht. Ob dieser im vor liegenden Falle mit Zustimmung seiner Collegen, ob er unter deren stillschweigenden Duldung oder auf eigene Faust bandelt, ist schwer zu sagen. Tbatsache ist, daß General Mercier auS irgend rinem Grunde glauben muß, der gallische Chauvinismus schlafe zu sehr ein, der Gegensatz zwischen Franzosen und Deutschen verwische sich zu sehr und man könne an gewisser Stelle außerhalb Frank reichs darau» schließen, daß eine fundamental« Aenderung io drr französischen auswärtigen Politik eingetreten sei, eine Aenderung, die natürlich auch dir französischen BUnd- niffe und somit die Armee - Oberleitung tangire. Wohl nicht zufällig fallt das Hrrvvrtreten drr auf Störung de» leidlichen Einvernehmens zwischen Deutschland und Frankreich gerichteten Aktion de» Genvral« Mrrcier mit dem Thron wechsel in Rußlandzusammen. Alexander III zu beeinfluffrn, über rin gewisse» Maß hinaus zu beeinflusse», hatte selbst die französische AciiouS-, drzw. Militairpartei aufgegebcn: seiner Freundschaft war man bei dem gemeinsamen blinden Haß gegen Deutschland und alles Deutsche zwar sicher» aber dir Hoffnung, seine Unterfichrift uuter einen Bündmßvertrag zu erhalten, der von eine» andrrn als rinem rein russischen Interesse dictirt war, Halde man fallen lasst». Drr »neue Herr" in Petersburg ist ein große» Fragezeichen; man ist in Pari« auch in den allerbest unter richteten, auch in den osstciellen Kreisen noch vollständig ahnungslos, wie Nikolaus ll. sich zu Frankreich, wir zu Deutschland, folglich wie Rußland sich zu den unveräußer lichen Hoffnungen der französischen RevanchardS stellen wird. Ein bischen Deutschenbetze, so neben den unver ändert freundlichen vssicirllen Brziebuugrn zu Berlin drr, betrieben, um den Rüsten dir alte unverinderlr Gr- sinnungStüchtigkeit zu beweisen und um den russischen Chauvinisten zu schmeicheln, ohne die amtlickien. friedlichen Kreise m Petersburg zu erschrecken, bat da wobl ganz er» wünscht geschienen; und diesen Zweck zu erreichen, aber gleichzeitig dir Schuld von sich av^ und aus di« bösen, nur aus Friedensstörung und Frankreich» Perverb au-gebrnten Druls t eu zu wälzen, gab r» natürlich kein brffrreS Mittel, als rin Paar recht gehässige, recht sensationelle Spionenproceffe. Die bat man sich, die bat Geneval Mercier sich leisten wollen; mir welchrm Erfolg, werden wir gleich seben: Seil drei di« vier Wochen ifl in ganz Frankreich dir gesammte Polizei, requi« rirt durch da»Kriea«ministeriuw, aus der Suche nach Spionen oder nach solchenPerfoneu» die dafür, und sei e« auch nur vorüber» gebend,auSgearben werden können. ESlieqenunS. soschrridt man dem .Hamb.Corr." auS Pari«, dir Beweise dafür vor. daß eine ganze Reibe, namentlich deutscher und italienischer Untrrtdanen, in den verschirdenstrn Tbeilen Frankreich« ebne alle äußere Beranlastung, ohne jede Berechtigung durch Ueberwachunz ihrer Personen oder ihrer Relationen, einschließlich ibrrr Eorrrspoadenz durch verhöre. Besuch« von Polizisten, vortzdergehend« vrrdaftungrn, HauS- und Gepäckvurcki snchangen «uff» Gröbste belästigt worden ist; e« baden säst ßleichzertig eine ganz« AtHatzl sosorl wieder ausgegrdraer und sechs oder acht mehr oder weniger länger« Zeit auf recht erhaltene Arretirungen völlig Unschuldiger wrgen angeblicher Spionage statlgefundea, und außerdem ist die ganze Meute der jederzeit zu allen Handlangerdiensten VeS Cbauvini-muS, namentlich wenn dieser von oben be trieben wird, bereiten SensationSjournaiisten einfach auf alle Fremden, mit Au-aahme natürlich der Russen, lo«- gelasten worden. E« bat geregnet und regnet noch heute io vrn Zeitungen Dutzende von Drnunciativaen gegen genannte und ungenannte Ausländer, gegen solche, dir wirklich existireo, und solche, dir nur io> Zustande von Strohmännern vorhanden sind, darum aber der Maste der ZeitunaSleser nickt weniger al« die namentlich oder mit Initialen Bezcichnrten impomren. Wir wollen hier von den mit großem Apparat in Scene gesetzten .Spionen Verhaftungen" nur ein halbe- Dutzend berauSgreisen: Da ist zunächst der Hauptmann DreysuS. Der Mann ist eingrstanoenermaßen ans die Initiative ve» Krieg«- minister- hin verhaftet worden. Ob er schuldig ist oder nicht, läßt sich vorläufig trotz aller, oder bester gesagt, wegen aller drr Gerüchte, d>« seinetwegen verbreitet Werren, nock nicht feststellen; so viel aber scheint nach den eigenen AuSsagrn de» Generals Mercier unzweisrlbast: Drepsu« ist di« zur Stunde webrr überfübrt noch geständig, leugnet vielmehr Alle« oder doch Alle«, wa« wirklich Spionage wäre, und er wartet von drr Anklage den Gegenbeweis. Jedenfalls aber stebt beut« schou ein« seit: Hauptmann Drepsu» ist kein Spion, wozu man ihn in Pari« durchaus stempeln möchte; er ist weder von einer fremden Regierung geschickt noch gesucht, wahr scheinlich nicht einmal für di« Waare, die er au» eigener Initiativ« aagebotrn, bezahlt worden, sondern er ist rin Hochvrrrätber, der au« Haß und Eifersucht, au« ge kränktem Ehrgeiz, wenn man will, im Zustande geistiger Un- zur«chnung«fäbigleit oder al« Monomane» der da« Böse de« Bösen wrgen thut. gehandelt bat. Mit Drevfu» zusammen hat man mindesten« »in Dutzend verschiedener Personen, Elsaß-Lothringer (auf die ist man in Pari« zur Zeit übrr bauvt schlecht zu sprechen), Deutsche, Juden u. s. w., nur weil Hauptmann Drepsu« mit ihnen, sie mit Hauptmann Drepsu« verkehrten» derart vrrdächtigt und angegriffen, oaß niedrere von ihnen vvrgrrogrn baden, sich außrihalb der französischen Greazpfäblr in Sichrrbrit — in Sicherheit vor einigen Wochen oder Monaten UntersuchungSdast — zu bringen. Mit drr Verhaftung de« Hauptmann- Drepsu« scheint aber de« KriegSmimstrr drr Appetit gekommen zu sein, und wir dem Herrn, so seinen Dienern von der Polizei: Man bat r« sritbrr mit einem wahren Spioaenfirbrr zu «huu. Die immer lauter werdenden Klagen aller in Frank reich, namentlich in Pari» lebrnden Deutschen, daß sie, sobald sie nur im allcrgrringsten etwa« lbun, wa- irgend einem Nachbarn, im Hause, im East, im Restaurant, im Omnibus oder auf der Straße durch irgend etwa» aussallrn könnte, riskiren, denuncirt und dann sofort unter dem Verdacht der Spionage verkäste», gedrangsalt und, .wenn sic unschuldig sind, ausgewiesrn zu werken", sind vollkommen berechtigt. Nach den eigenen Zugeständnissen der französische» Polizei, der fraiizöstschro GerichtShös«, der sranzöstschrn osficiösrn Presse ist verdächtig, wer viel» Briefe vom AuSlandr bekommt, wer au« dem Ausland« recommandirtr oder mit Siegeln »erschlossene Postsendungen erhält; wer selbst viel in« Ausland oder sonst viel reist; wrr al« Frrmder mit Franzosen oder gar mit französischen Osficirren verkehrt; wer viel Geld auSgiebl, obnr nachweislich mit Rothschild verwandt zu sein; wer in seiuer Wohnung Besuche empfängt, die dem Pjörlner nicht persönlich bekannt sind; wer seine Botschaft oder Gesanvt- schasl besucht, und verdächtig wird sogar jeder Franzose, der mit Ausländern gesehen wird; ,^l commet", wie jüngst der ossiciöse „TempS" naiv sagte, „aus impinu1«'ues" und oars sich nicht wundern, wenn ihn dafür dir Polizei de« Kricgs- ministrrS zur Rechenschaft zieht. Nimmt aber in Frankreich jemand wo auch immer ein Notizbuch heraus, hat er einen photographischen Amateur-Apparat in seinem Reisegepäck, besitzt und benutzt er rin Lkizzenbuch odcr reist er gar Mil einer Karte in der Hand, und sei diese auch dem Bäveker entnommen, so riSkirt er — r« ist ra« keine Uebrrtrridung — einige Tage UntersuchnngSbaft in Gesellschaft gemeiner Ver brecher und ist der öffentlichen Brandmartung, jeder Ver leumdung, jeder Beschimpfung sicher, und muß froh s«ü>, bloß auSacwiesen zu wrrdea. Der spanischr Kaufmann Parado, der im Walde von Saint-Kermain, inmitten der brsuchtrsten Touristengegenv lrichtsinniger Weise mit einer seinem Reisehandbuch ent noiilmencn und von ibm mit einigen spanisch geschriebenen Notizen, wo er frübstückrn wollte, wo er recht«, wo links adbiezen mußte, versebenen Karte ausgerüstet war und die beiden ehemaligen deutschen Osficiere Kessel und Schönebeck, die von dem, was sie sonst sein mögen, abgesedeo, in Pari« weiter nicht« getban baden, al« mit lükrrlichen Frauen- zimmern Geld zu vertbun, sind dir brstrn Illustrationen zu dem oben Gesagten. Parado ist bereit« wieder frei- gelassen; Kessel und Schönebeck, beide auch auf direkten Bescbl deS KriegSministerS verkästet, wird man srellassen müssen» so ungern man e« lbut. Auch dir verschiedene» anderen Personen, die man zur Polizei beordert oder unter Escort« vorhin geschleppt bat, weil sie Parado, Keffel oder Schönebeck kannten und mit ihnen verkehr» baden, sind wieder losgelösten, und von der ganzen fidrlen Hatz wird, da« stebt schon heut» mit aller Sicherbeit fest» nicht« weiter übrig bleiben, al« da» für alle in Frankreich lebenden, reisenden, in Geschäften oder, um Pari« zu sehen, anwesenden Ausländer nicht eben erheiternde Gesübl, vozelsrri und mit riorr Art moralischer Pest bedastrt zu sein, die jeden Verkehr mit ihnen gefährlich, st« selbst vauerav verdächtig macht. er zir sürit Deutsches Reich. ^ Verlt«, 28 November. Dir Denunciationea und Drobungen gegen die Bonner Professoren der Tbeologie, welche einen dem engberzi stten und versolgunz«- süchtigsten PiktiSmu» nicht aenedmen Llankpunct rinnebmen, Kaden in dem evangelischen Volk drr rheinischen Provinzen rin« Bewegung erzeugt, die auch jenen Starrgläubigen, dir sied beulzu- tage Alle«erlauben zu können glauben, wohl noch manche« zu denken geben wird. In dem .Evangelischen Gemrindeblalt für Rhein land und Westfalen" richtet der Herausgeber Pastor Bcreubruch an diejrnigeu Tbeologc» und GesiniiungSaenosieu, welche mit ihm principitll einverstanden und unter Umstande» auch be reit sind, sich einer Aclion anzuschließen, die Aufforderung, ibm ibre Namen schleunigst angeben zu wollen. »Es versiebt sich ganz von selbst, daß zu jedem besonder» öffentlichen Schritt die Genehmigung eine« jeden Einzelnen einzebolt wird, aber r« ist außerordentlich wichtig, dir Namen derjenigen zur schnellen Verfügung zu baden, welche gegen jede geistliche Vergewaltigung zusammenzusteben bereit sind. Dir Ver antwortung für die Eutsrebung diese« Streite« Wersen wir auf unsere Gegner, welche ebne Nvlb den Fehde handschuh hingemorsen haben." — Es bereitet sich allmäblick in Folge de- täglich wachsenden Terrorismus der Orlbo- doxie eine tiefe Zersetzung in unserer evangelischen Kirche vor. Wer e« mit seinem Glauben und Gewissen nickt mehr vereinigen kann, milzumacken, was die kleinen Päpste vor schreiben, der wird innerlich und vielleicht auch bald äußer lich au« der Kirche hinauSgedrängt. * Verlt», 28. November. Der Reichskanzler, der am Mittwoch von seiner Reise nach Sübdeutschlanv zurückzekrdrl ist, bat Stuttgart nicht berührt. Wie hangt da« zu sammen? fragt die .Kola. BolkSztg.', indem sie folgende Thatsackcn aneinanderreibt: „Ursprünglich war die Rebe davon, daß der neue Reichskanzler alle drei Höie in SüLdeutichland besuchen werde; der Besuch in Stuttgart ist ober unterblieben, »ielmehr ist Fürst Hohenlohe von München uninlttelbar nach Skrahburg gereist Von dort au« besuchte er dann zuerst den Grotzhee»«, von Boden, spitter reiste war nach Württemberg, aber aus seine Güter bei Schilling«- und kehrte dann von dort nach Berlin zurück. Warum ist der Besuch in Stuttgart unterblieben? Der Lüuig von Württemberg weilt augendlickich zur Jagd in Bebe,ihausen bei Tübingen und bat dahin nicht den neuen Reichskanzler, sondern den Fürsten dodeolohr-Laiigrnburg geladen, den Stattdalter von Elsaß- Lothringen, vielleicht um von diesem etwa« Genauere« über die »anzlerkrisi« und wa- damit zusammenhiingt zu ersodren. Fühlte der König sich zuriickgeseht, weil der Reichskanzler idn nicht un- «tttelbar von München aus anksnchte, sondern vielleicht den Be such an seinem Hoslagrr ausjparen wollte di« »ach der Begegnung mit dem Großherzog von Baden, dir in Baden-Baden statt iand? Dieser letzteren Begegnung wohnt» auch der König von Sachsen bei. so daß also in der letzten Woche die hervorragendsten deutschen Fürsten den neuen Reichstanzter zu sehen bekamen, nur nicht der König von Württemberg" Die obige Frage de« rheinischen ultramontanrn Blattr ist jrdensall« nicht ohne Berrcktigung, zuinal im Hinblick aus nachstehende Stuttgarter Mcltung: „Mimsterpräsldent v. Mittnacht weilt seit gestern Nachmittag in amtlichen Angelegenheiten in Karlsruhe." * Berlin, 28. November. Zum Proceß Kleser erkält dir .Post" von dem Cdesredacteur de« .Kladderadatsch Herrn I. Trojan, folgende- Schreiben: „Die geehrte Redaction der Post bitte ich um dir Aufnahme folgender Berichtigung Tie „Post" vom Freitag, dem 23. November, entpült ein Referat über die Verhandlung im Kölner Proceß gegen dt» „Westdeutsche Allgemein« Zeitung". In diesem Reseral heißt e«, ich Hütte dem Herrn KammergerichtSr.tth Wtchert in der Unter redung. dir ich mit ihm im Verein Berliner Presse halte, ziigesagi, in Bezug aus die Angrisse, die vom „Kladderadatsch" gegen Beamte de« Auswärtiaen Amte« gerichtet waren, Remednr »intreten zu lassen. Da« ist unrichtig. Ich habe einfach dir Mittheilungen, die Herr Kammergerichtsrath Wichert mir zn machen hatte, entgegen ge- aommen und ihm daraus erwidert, daß ich die Sach« in der Reboctio zur Sprach« bringen werde. Bon Remednr ist nicht die Rede zrwesen. Herr Kammergerichtsrath Wichert, an den ich mim oiort um «usklürung gewendet Hobe, schreibt mir in einem vom gestrigen Tage batikten Brief: „„Das Rekerat au- Köln ist selbstverstündlich (für un« beide selbstverständlich) falsch ... Ich war schon nicht wenig verwundert al« Zeuge vor Verlebt clttrt zu werden, nachdem lch ineinc gnnze Wissenschaft öffentlich und »nangekochten in der Presse dargclegl hatte, daß nun auch noch mein eidliche- Zeugniß gefälscht wird und ich mich dagegen zu verwahren habe, ist ein starke» Stück ... Sie baden mir überbauvt nicht, oliv auch nicht mit Einschränkungen versvrochen, Remedur einlrrten zu lassen, sondern nur. die Ange legenheil in der Redaktion zur Sprache zu bringen, ikttva« Anderes habe ich nie behauptet."" Hochachtungsvoll I. Trojan. — Wie der .Frankfurter Zig." au« PrrerSbura mit rkheilt wird, soll in Folge der naben verwandlschafilicke» «zirbungen der kaiserlichen Familie zu dem Groß Herzog von Hessen wieder eine besonder« russisch Gesandtschaft in Darm stabt errichtet werten. Tie dort früher vorhandene Gesandtschaft wurde nach dem Regierungsantritt Alexander'« UI. ausgehoben und der da malige Gesandte Gras Osten-Sacken nach München vcrsctzi Sein Secretair war Herr von Koleminr, dessen Name duick die Vermählung seiner gesckierencn Gemahlin mit dein G>oß- kerzog Ludwig IV. von Hessen in weilen K eisen bekam» wurde. Entsprechend dem Vergeben de» russischen Kaisers wird auch der Großherzog von Hessen «inen eigenen Ge sandten für Petersburg ernennen. — In gut unterrichteten colonialen Kreisen erkält sich die Annahme, daß die letzige Rcichslcilung der Errichiung eine« selbstständigen Colonialamt« wohlwollend grgeu- übrrstehr — Die von der „Militair-Pol. Corresp" verbreite!« Nachricht, daß der bockbetaglr Generaloberst v. Pape dem nächst in den Ruhestand trete und daß für den Posten de« Obrrcommandirenken in den Marken der commanvirende General de« S. ArineecorpS, Gciicraloderst Frdr. v. LoS, al« Nachfolger genannt werde, kurv von der „Post" al« richtig bezrlchnet. — Der EultuSm inister hat an die königlichen Regierungen und die Piovin)ial-Sck»ilcollegien ein» Ver fügung erlassen, welche sich mit drr Verleihung de« Oder- lrbrrrtitelS an Lehrer höherer Mädchenschulen beschäftigt. Danach ist im BekoldungSrtat für die Lehrer an den öffentlichen höheren Mädchenschulen etwa rin Drittel von sammtlichen Lehrerstellen al« Oberlebrerstrllen zu be zeichnen, damit hervorragend tüchtige Männer an die An stalten brrusen werden können. Die Inhaber drr gedachten Stellen baden obne Weitere- die Amtsbezeichnung .Ober lehrer". Auch Lehrern mit Sem-nar'-ildung, sosern st« die Mittelschullrhrerprüsuag bestanden haben und sich durch her vorragende Tüchtigkeit auSzeichnen, sind die Oberlehrerstellen und selbst die Dircctorftelleu nicht zu verschließen. — Der königlich sächsische Gesandte am hiesigen Hofe Gras vonHohrnttiat und Bergen bat Berlin mit kurzem Urlaub verlasse». Während seiner Abwesenheit sungirt der Legalions- Lecrelair von Stieglitz all Geschäftsträger. — Der geheime Admiralitäts-Rath Brix, Vortragender Rath im Rrichs-Marlneamt, hat den Rorhea Adter-Ordea zweiter Liajse in» Eichentaud erhallen. * Köslin, 21^ November. Am 17. d. M. wurde von der hier tagenden Central»Versammlung der Pommerschen ökonomischen Gesellschaft folgendes Huldigungs- Ttlegramin an den Kaiser abgcsandt: .Ew. Majestät vcr- sicherl die heute in Köslin vereinigte Cenlral-Versammlung der Pomnicrschcn ökonoimschen Gesellschaft, lief ergriffen von den von Ew. Majestät in Königsberg an die Ost preußen gerichtete» hochherzigen Worten, in aller Untcr- lhäiiigkeil nach wie vor der unwandelbaren Treue und An- haugttchleit aller durch sie vertretenen pommerschen Landwirtbe und wird ^em Ausrufe Ew. Majestät zum Kampfe für Religion, Sttle und Ordnungen alter pominerscher Treue und Hingebung Folge leisten, v. «albern Brallenlin, Oberst a.D., Vorsitzender ber Pomm. ökonomischen Gesellschaft." Hieraus ist unter dem 18. d. MtS. folgende Antwort erfolgt: .Vor stand drr Pomm. ökouoniischen Gesellschaft in Köslin. Se. Majestät der Kaiser und König haben die, zugleich »» Name» aller Pommerschen Landwirtbe telegraphisch rum Auskrucke gebrachte Versicherung, i» dem Kampfe für Religio», Sille und Ordnuug Allerhochstihm in unve»brüchlicher Aubänglich- keit treue Folge zu leisten, mit Befriedigung enlgegengenommen und lasten dem Vorstände für diese lvhale Kundgebung tanken. Aus allerhöchsten Bcfebl: v. LucanuS, Geheimer Cabi»et«rath." * Varzi», 21. November. Die „Danz. Zig." erfährt, daß der Kräsltzusla»v der Fürstin Bismarck immer noch nicht derartig ist, um die Uebrrsiebelung »ach FriebrickSruh vorzunebmen. Die einzige Tochter de« fürstlichen Paare«, Gräfin Rantzau, versieht bei ihrer Mutter die Krairkenpstegr- dleiistr. Professor Schwcninger, der vor einigen Tage» wieder abgereift ist, wird in nächster Zeit zurückerwarlet. * Pose«, 24. November. Bei der heutige» Stadt- vrrordnetenwahl wurde» in ber ersten Abtheilung ge wählt: 8 Deutsche, l Pole zHospartei). Das Gcsammt- rejultat aller drei Ablbeitungeu ist: 9 Freisinnige Volts- partri» 8 Couservative, 2 Pole» tHvsparlci). Außerdem findet eine Stickwabl u, drr dritten Abtöeiluug zwischen der Freisinnigen VolkSpanei und der polnische» Hofpariei statt. * bsifhor», 24. November. Die LandlagS-Ersutzwuhl in dem Lüneburger LöahikrelS Sottau-Fallingbostel ist aus den 2t. December festgesetzt worben. * Weimar, 24. November. Die Leiche de« Erbgroß- berzog« trifft Dienstag Abend » Uhr »i Bebra ein und ivirk dort durch Vertreter der oberste» Hof-, Staats- und Militairbchörde» empfangen. Die Lcicke trifft Abends gegen !t Ubr in Weimar c»i, Ivo sic auf dein Babnbofe vom Groß- herzog und den Prinzen erwartet wird. Daraus erfolgt die feierliche Urberführuug nach ber Hofkirche und die Einsegnung ini Kreise der Mitglieder der fürstlichen Familie. Mttuvvch bleibt die Leiche in der Hofkirche anfgebahrt; Donnerstag findet Beisetzung in der Fürstengrusl statt. * Mainz, 24. November. Wie bereits kurz gemeldet, ist heule hinter dem flüchtige» Generalagenten von Toussaint, der der Aufforderung zum Lanbosverrath angeklagt ist, ein Steckbrief erlassen worden. Derselbe lautet: .Gegen den flüchtigen Generalagenten Eduard Emil Karl Arthur von Tonstaint, zuletzt », Mainz wohubast, ist wegen Aus- sorderung rum Lanvesvcrrath und Betrug« evcnl. Un treue die Untersuchung verdangt, vo» Toussaint ist geboten am 29 Lctober 1881 zu Nicker-Ingelheim, kescrtirte l87>» vei dem Iiisaiiteric-Ncgimciit Nr. lld, entfloh »ach Frankreich, rienle i» der Fremteulegivn und bei den Dragonern i» Verdun und erwarb sich da« sranzösische Indigcnal. I88l stellte er sich bei seinem Truppentbeil, verbüßte die ibm wegen Desertion zu erkannte Fesluiigsstrafr von einem Jahre und hielt sich bis jetzt hier auf «ckon in früheren Untersuchungen brr Tlicil nähme ani Lantesverralh verdächtig, flüchtete er nach Ein leiiung der gegenwärtigen Untersuchung »ach Notlcrdam und soll fick gegenwärtig in Pari« aulhaticu. Er giebt sich al» französischer Reservcossicirr der Luftich>sftrabtheilu»ig aus, cer eine Pension von l200 FrcS. beziehe, und macht aus seiner feuidfeligen Gesinnung gegen Deutschland kein Hehl. E« steht zu vermutbrn, daß Toussaint geschäsishalber wenigstens vorübergehend nach Deutschland zurückkebrt." * Stutt«ar1, 24. November. Staat-minister v. Miir nacht, drr den Bezirk Mergentheim seit vielen Jahren in der Kammer vertrat, lehnte die Wltdrrannahme einer Eandidatur ab. (K. Z.) Q esterreich - Ungar«. * >«lzlO, 24. November. Ein starkes Stück tsckechischer Uebrrdrdung bol sich bei der Slromschausabrl Prag Auß>g dar. Die dabei über die Eanaliiirunz dieser Slrcckr gehauene» Vorträge «iuiger Prager Vertreter waren sür einen großen Tdeii der Anwesenden unverständlich, weil sie ausschließlich in tschechischer Sprache staltfanken. Der Reichen berger Verirrter war daher vollkommen zu der Bitte um kurze Wiedergabe dieser Berichte in deutscher Sprache berechtigt, namentlich da zablrciche reich-deutsche Körperschaften zur Tbeiiiiabme geladen waren. Trotzdem schlug der tschechische Vorsitzende kiese Bitte kurzer Hand ab. Ob es richtig war, daß die Deutschen sich die« bieten ließe», erscheint »»« zweiselbast. Tran wenn die« auch augenblicklich vielleicht im Interesse der gemeinsamen wirtdschaftliche» Interessen liegen mochte, so liegt der Bortbeil der geplanten Canalisirung doch so überwiegend aus Seite de» tschechischen Prag«, daß die Deutschen sehr wobl die Tschechen hätten zwingen können, sür die deutsche Hilfe sich entgegenkommender zn erweisen. E« ist der aite teulsche Fehler, zu glauben, man erreiche bei un« feindlichen Völkerschaften etwa« »»I Nachgiebigkeit, während diese nur vor entschiedenem selbstbewußten Aus treten Achtung haben. * -«„»druck, 2». November. Ter hiesige beutscklibrrale Verein erklärte in einem Beschlüsse, die Errichtung eine« slowenischen Gymnasium« i, Cilli »Srr eia Bruch
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