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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 28.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-28
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941128020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894112802
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894112802
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-28
- Monat1894-11
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Ertra-Vellage« (gesalzt), n,r mit der Morgen-B»«gade, ohne Postbesördernag ^4 Ä.—, mit Postbefördermig ^4 70.—. Ä«n»h«tschla8 für Auzeigen: Abead>Au«gabe: Bormittag« 10 Uhr. Morgen-Au-gabe: Rochmittag« «Uhr. So»», »»d Festtag« früh '/^ llhr. Gei de» Filiale» u»d Annahmestellen je ri»e halb« Stund« früher. Anzeige» Pa» stet« »» die Gtztzetzttta« t» richte». Dr»ck »nb Verlag von L. Pol» i» Leihztg ^ k«8. Mittwoch den 28. November 1894. 88. Jahrgang. Politische Lagesschau. * Leipzig. 28. November. I« weniaea Tage» wird sich der Reichst«« vor eine bedeutsame Entscheidung gestellt sehen, indem er Stellung zu uehme» haben wird zu den von den vrrbündeteo Regie rungen vereinbarten Entwürfen von Gesetzen zur Sicherung »er öffentliche« Ortznnng. Wir haben noch immer den Eindruck, daß e« zu einer Verständigung kommen werde, da aller BorauSsicht nach die Vorlage sich durchaus in den Grenzen der Mäßigung hält und keine Partei ein Interesse daran haben kann, hierüber eine schwere Krisis berauf- zubeschwöreu. Wenn die Oppositionsparteien immer wieder mit dem Borwurs kommen, man wolle jede freie Regung mit dem Polizeitnüpprl Niederschlagen, so werden sie sich bald überzeugen können, daß weder die Regierung, noch irgend eine Partei die« empfiehlt Es soll nur dir äußere Zucht uod Ordnung befestigt werden, damit berech tigte Bestrebungen aller Art sich um so wirksamer geltend mache» können, ohne von wüster und demagogischer Verhetzung erdrückt zu werden. Die wahre Gefahr für berechtigte Resormbestrebungen ist die Zuchtlosigkeit und die Auf- lehuung gegen alle Ordnung und Autorität. Nur wer diese will, kann in da« Geschrei von freiheitsfeindlicher Reactio» einstimmen. Die „kümmerticken Reste" von FreibeitSrechte» sollen angeblich angetastet werden. In Wahrheit ist und bleibt unser Reich das Land, welches keinem andera in der Welt an FreiheitSrechten nachsteht. Wo wird denn sonst eia so unbeschränktes Wahlrecht ertragen? Und wa« revolutionaire und anarchistische Ausschreitungen betrifft, so sind un-Staaten mit republikanischem oder parlamentarischem Regiment, wie Frankreich, Italien, auch England, darin weit überlegen. Gewiß sind auch wir der Ueberzeuguug, daß mit rein äußerlichen Abwehrmaßregeln allein nicht« gethan ist. E« muß eine verständige und wohlwollende arbeiterfreundliche WirthschajtS- und Social- gesetzgebong zur Seite stehen. Aber ist das in Deutsch land etwa nicht der Fall? Durch unsere ArbeitervrrsicherungS- Gesetzgebung, der natürlich die Radikalen uod Ultramootaoen widersprochen haben, durch humane Arbeiterschutzgesetz«, durch Schutz aller ordnungsmäßigen Bestrebungen zur Besserung der Lage der Arbeiter, durch öffentliche und private Anstalten aller Art zum Wohle der unseren Elasten rage« wir vor alle» anderr« Ländern hervor. E« ist absichtliche nnd brwnßtr Täuschung und Verleumdung, wenn mau da« in Ab rede stellt. Wiederholt ist bei den EtatSverhandlungen auf da« stetige Wachsen und den hohen Stand der Schulden de» Reich» hiagrwiesen und dabei zugleich — und zwar nachdrücklich auch im Name» solcher Parteien, welche einer .Dotation" der Bundesstaaten au« ReichSsteuern widerstreben — die Rothwendigkrit betont worden, endlich mit einer Tilgung der Schulden vorzugehen, während bisher eine solche überhaupt nicht stattfindet und selbst die Ueberschüffe der Reich«hauptcasse zur Deckung der laufenden Ausgaben heranaezogen werden. Wen» jetzt au- de« Umstande, daß die ReichSeinnahmen in dem lachenden Etatjahre eine erfreuliche Vermehrung aufweisen, Capital gegen di« Tabaksabrikatsteuer geschlagen werden soll, deren aus 35 Millionen Mark geschätzter Mebrertrag zur Herstellung eine« dauernd befriedigende» Verhältnisse« zwischen den Finanzen de« Reichs und der Eiozelstaaten zu dienen bestimmt ist, so wird uicht allein übersehe», daß die Ordnung jener Verhältnisse unabbäugia vo» den augenblicklichen Wellen bewegungen der ihrer Natur nach schwankenden Einnahmen de« Reichs zu erfolgen haben wird, soudcru auch, daß eS gilt, neben der Herstellung de« Gleichgewicht« zwischen Uebcrweisungen und Matricalarbeiträgen den Anfang mit der Tilgung der ReichSschulven zu machen. Zur Erreichung diese« Ziele« liegt r« bekanntlich io der Absicht, die Ueberschüffe der ReichSbauptcasse, sowie die den EtatS- ansay übersteigenden Erträge der zu Ueberweisungen an die Bundesstaaten bestimmten ReichSeinnahmen zu einem Fond» zu sammeln, welcher neben der Bestimmung, Deckung für etwaige Fehlbeträge derart zu sichern, daß zu diesem Ende nicht auf die Bundesstaaten zurückgegriffen zu werden braucht, den weiteren Zweck bat. die Mittel zur Tilgung der Reichs schuld zu liefern. Tritt diese Einrichtung, durch «el.ve dem von ziemlich allen Seiten auch im Reichstage anerkanntrn Bedürfnisse einer Verminderung der Reichsschuld, wenn auch im bescheidenen Matze, Rechnung getragen würde, in« Leben, so werden den Durchschnitt übersteigende Erträge der Einaabmrquellen deS Reichs dazu dienen, diesen Fond« entsprechend zu speisen und damit neben der Bereitstellung von Reserven zur Deckung von EinnabmeauSfällen die In angriffnahme der Tilgung der ReichSschuld zu ermöglichen. Für die Frage aber, wie hoch der Bedarf zur Herstellung de« dauernden Gleichgewichts zwischen Matricularumlagen und Ueberweisungen zu bemessen sein wird, sind zeitweilige Mehrerträge der ReichSeinnahmequellen uicht von Be deutung. Trotz der Erklärungen de« »»««rischen Ministerprä sidenten vr. Wekerle, welch« derselbe nach mehifachen Audienzen beim König Franz Joseph dahin abgab. daß die Regierung da« Vertrauen der Krone nach wie vor besitze und von einer Krise keine Rede sein könne, bat man doch all gemein den Eindruck, daß eine solche nicht nur bestanden habe, sondern daß sie auch jetzt noch fortdauert, nachdem sie durch di« Zusage der Sanctioo für di« drei von den beiden Häuser» de« Reichstage« beschlossenen kirchenpolitischen Gesetze ihren acuten Charakter verlor«» hatte. Wenn die Sanctioa erfolgt ist, wird das Magnatenhau« die noch übrigen zwei Gesetz entwürfe in Verhandlung ziehen und, ivie man wobl an nehmen darf, genehmigen. Di« kirchenpolitischen Gesetz« werden gerettet au« der Kris« hervorgeben, allein e« ist wahr scheinlich, daß da« Cabinrt Wekerle dies mit seinem Lebe» bezahle» wird. Darüber kann ja kein Zweifel sein, daß, wen» der Monarch di« Kirchengesetze sanctionirt, er «S nicht thut, «eil er «och «it dem Herze» von der Rotbwendigkeit de« kirchenpolitischen Reformwerke« durchdrungen ist, sondern daß ihm dabei lediglich die Urberzeugung die Hand führt, daß eine Verweigerung der Sanktion uuübersrbdare politisch« Wirren in Ungarn herbeisührrn müßte. Diese Ueberzeugung in dem Kaiser hervorzurufen, ist dem Drängen de« Ministerpräsidenten Wekerle gelungen, der mit angeborener schwäbischer Steifnackigkeit nicht nach ließ, auf den Kaiser in der bezeichnet«« Richtung eia ruwirke». So konnte ein« weitere Trübung de« per sönlichen Verhältnisse« zwischen Monarch und EabinrtS-Chef nicht auSbleiben, die durch die mehrfach erwähnten Vor gänge der jüngsten Zeit, besonder« die Kossuthscandal«. noch vergrößert wurde. Was den Ministerpräsidenten im Augen blick noch hält, ist die noch nicht beendete Budgetdebatte. Wenn vr. Wekerle e« auch noch nicht offen eingrsteht, so ist er doch der Regierung, da« beißt de« unaufhörlichen Kampfe- mit den ultramontanen Ränken am Wiener Hofe müde, er wird wohl die erste Gelegenheit benützen, sich auf seinen Abgeord netensitz zurückzuziebea und für eine spätere Zeit, da man in der Hofburg sehnsüchtig nach einem Manne seine« Gepräge« auSbtickeo wird, aufzuspareu. Die Treu«, mit der vr. Wekerle in der Sommerkrise au dem von de« klerikalen Hoskreisen bitter gehaßten Iustizmiaistrr von Szilagyi festhielt, hat seine Stellung der Krone gegenüber schwer erschüttert, aber die Z.it dürste kommen, da man sich bewußt werden wird, daß gerade Männer von so festem Cbarakter und gerabsinnigem Freimuth für jeden Fürsten ein kostbarer Schatz sind. Das Prriser Publicum bat den Eindruck bekommen, daß die außerordentliche Botschaft der französische« Republik zu den B e i s etz u n g S fe i erli ch k e i t e n Alexander'« III. in Petersburg nicht ganz die Ausnahme gefunden hat, dir man für sie arwünscht und gehofft Halle. Man verkennt keineswegs die Schwierigkeit, dir für den russischen Hof entsteht, wenn zugleich mit Herrschern und Prinzen aus großen regierenden Häusern, die mit der Herrscherfamilie Rußland« oft nahe verwandt sind, Ver treter einer demokratischen Republik erscheinen, die dieselben Rücksichten fordern wie jene Fürstlichkeiten. Einerseits ist es durch die höfischen Bräuche nahezu ausgeschlossen, daß zwischen der Zarenfamilie und Ausländern nichtsürstlichen Range« der vertrauliche Verkehr herrsche, an den die Fürstlichkeiten, namentlich die näber verwandten, unter sich gewohnt sind; andererseit« wird r« von den Vertretern Frankreich« als kränkende Zurücksetzung empfunden, wenn man sich zu ihnen auf anderen Fuß stellt wie als Prinzen, in denen sie nicht» sehen wollen, als Vertreter fremder «tasten, die Frankreich in Petersburg auSttrchea oder demüthigen wollen. Der russische Hof hat geschickt und vorsichtig manövrirt, aber nach französischer Empfindung doch nicht ganz befriedigend. E« ist zwar mit Genugtbuung bemerkt worden, daß General de BoiSdeffre seine Wohnung im Wintrrpalast angewiesen erhielt und daß ihm ein russischer Adjutant deigegeben wurde, aber e« ist auch der eifersüchtigen Beobachtung nickt ent gangen, daß die französische Al,*..auag bei der Ankunft vom Großfürsten Wladimir empfangen wurde und nicht, wie Prinz Heinrich, vom Zaren selbst, und daß sie nicht so oft an der kaiserlichen Tafel gespeist hat, wie die fürstlichen Gäste au« Deutschland, England, Oesterreich und Italien. Es schlug dem Faß vollend« den Boden au«, daß vor einigen Tagen gemeldet wurde, die französische Abordnung verlasse Peters burg vor der Trauung de« Zaren, der nur Prinz Heinrich und der Prinz von Wale« mehr als Verwandte denn als fremde Ehrengäste beiwohnen würden. Die Franzosen glaubten» e« um Rußland nickt verdient zu haben, daß man ihre Ver treter schlechter behandle, al« diejenige» Deutschland« und England«, auch wenn sie kein« Prinzen von Geblüt seien, und die Verfchnupfung «egen dieser verletzenden Küble des russischen Hofe» war allgemein. Der französischen Regierung entging diese Stimmung nicht, nnd sie ließ r« sich angrlegen sein, an geeigneter Stelle ihre Wünsche und Beschwerden in aller Offenheit darlegen zu lassen. Ihr Schritt hatte den günstigsten Erfolg» und sie läßt letzt durch die »Ageuce Hava« mir sichtlicher Befriedigung di« Nachricht bekannt geben, daß der Zar den General de BoiSdeffre ringeladrn habe, seine Abreise von Petersburg um einige Tage zu verzögern und auch noch der kaiserlichen Trauung al« Gast de« Zaren bri- zuwobnrn. Da« wird wohl die öffentliche Meinung Frank reich«, die bereit« zu schmollen geneigt war, wieder etwa« versöhne». Aber daß man den Admiral Gervais, der sich schon auf der Heimreise nach Pari« befand, durch ein nach» geschicktes Telegramm zurückbitten mußte, daß man ihn über Haupt abreisen ließ, ohne ihn zur Trauung eiageladen zu haben, da« ist ein Bissen, der sich so leicht nicht verdauen läßt. Aber verdaut wird er, der französische Magen hat sich ja schon längst an dir russische Kost gewöhnt. Den Li«beSwerbungen de« engttsche« Premier minister« Lord Roseberh'« an Nutzt»»«« Adresse hat der russische „RrgierungSanzriger" eine nicht sehr ermuthigende Antwort ertheilt. Da« Blatt erkennt an, daß man in England nachgerade dir Verkehrheit der bisherige» Politik deS Mißtrauen« gegen Rußland einzusehen beginne, 'vaß die schon jetzt nicht dlo« in Worten, sondern auch in Tdaten sich bekunde, behaupten Lord Roseberh und die englische Presse. Dann heißt e« weiter: Lord Rvseben» bat lau» erklärt, daß i» der Frag« bezüglich des chinesisch.japaniicheu Conflict« »ad in der Pamir.Frag« zwischen Rußland und England bereit» «in Elnverständniß erzielt sei. Tie »ngliich« Politik lies aber der russi che», soviel deka»»t, nicht allein in Asien, sondern anch i» de» Fragen bezüglich de« europäische» Osten- zuwider. In dieser Hinsicht haben weder die ojficirllen Redner »och die englische» Blätter bisher auch nur «tu »inzig«- desninmtes Wort geäußert, wenn aber »ach der «lnwüthigen Aeußerung der engliiche» StoalSmänaer t» der britnchcu PotUlk rin Umschwung eiogrtrrte» ist, der durch die Er kenntlich der Rotbwendigkeit einer veränderte» Haltung gegen über von Rußland bedingt worden, so liegt tri» Grund zu der Annahme vor, daß der Wechsel sich »ur auf di« asiatischen Angelegenheiten beschränken uud »icht auch auf die europäische Politik ausdrhnen w»rd. Wie dekaun», habe» t» dieser letztere» dir leitende» Kreise London« keine An- schauungen vertreten, welch« ihren» Kiu» »ub Wesen nach jenem aufrichtigen Haud-in-tzand-gehe» mir Rußland zum Zweck« de« vo» den Londoner Organen aller Parteien so tüa«»d gepriesenen Frieden« «nt- sprächen. Ja einer Besprechung der »nglisch-russischea Beziehungen läßt die „Daily-Rew-" die Meinung laut werden, daß die Ereig- »isse im fernen Osten ein volle» Einvernehmen zwischen de» beiden Großmächten äußerst wü»schen«wertb machten, und an einer andere,: Stell« erklärt sie, daß die englischen Staat-mäaaer und da- engtuche Volk in ih »n Bestrebungen nach völliger Annäherung an Rußland aufrichtig uud herzlich Vorgehen, ohne Berech nung und Hintergedanken. Der „Standard" theilt mit, daß der Pamir-Bertraq binnen kurzer Zeit in London unterzeichnc: »verden und — so sagt das Organ der konservative« Partei, di« in alle» asiatischen und europäischen Frage» mit der russische» Politik am wenigsten übereinslimnit — „der Vorbote der «ndgilttaeu An näherung und fortschreitenden Vereinigung England« und Rußland« s«»i würde. Bei einer konservativen Zeitung will eine derartig, Aeußerung nicht wenig sagen, und sie hegt daher die Hoffnung, daß e« den Anhängern der anglo.russisch«» Annäherung »nöglio, sein werde, aus die Eininüthigkei» aller Parteien England« zu rechnen und zu erreichen, daß die Politik endgtltig in alle« Fragen jene» Weg zur Sicherung de« internationale» Frieden« «inschlagen werdr, den der unvergeßliche Monarch durch sei» hohe« Beispiel Rußland u»d Europa vargezeichuot hat." Man wird m En-iaud szroß i» der T»-«d der Demutl, werde» müssen, «he «a» u> Pet«r«burg zum Handküsse zu aelaffeu «,rd. Deutlicher äußert sich noch die .Nowojc Wremja". Da« Einvernehmen über den Pamir, meint das Blatt, sei belanglos, so lauge England nicht auch i» de» gegeawärkigeu ostasiatischrn Frage und für den Fall de« Ab leben« Adburrahman Cvan « von Afghanistan den russische» Interesse» Rcchnui>b trage uud dem .Bundesgenosse»" Ruß land«. Frankreich, in Tonkin, Egypten uod auf Madagaskar sich g'.fällig erweise. Nicht bloße Worte, Thalen wolle mau fehen. — Thalen ? Tbaten sind Wertbe. Diesen Handelsartikel tauscht die eoglische Diplomatie aber drkannilich nur e»u, wenn fit ein gutes Gefchäfl macht, und den Gefallen wird man ihr in Petersburg nicht tdun, wenn man dort nicht überzeugt ist, eia noch bessert« Geschäft zu machen. Deutsche- Reich. g. Leipzig, 28. November. Au« dem Kreise von Männern, dir sich s. Z. vereinigt hatten, um dem Altreichskanzler Fürsten Bismarck hier einen würdigen Empfang zn bereiten, ist jetzt, wo den Fürsten durch den Tod der treuen 8ebe,«gefährtia der tiefst« Schmerz seine« Leben« getroffen Ns ^ereiltet»«. Der T>s -er Vergeltung. «.chdeuck »ertöte» Baa «. K. Green. (Forts«»»,».) .Wenn die« richtig ist, müßte mein Bater das Schlaf zimmer in der ganzen Zwischenzeit nicht mehr betreten haben. Da« ist »icht unmöglich; zur Trauung wollte er sich gleich nach dem Frühstück ankleiden — er verschob nie etwa« auf den letzte» Augenblick. Nach jener uobeilvollen Unterredung hat bat er noch die bewußte» Briefe geschrieben, und al« ich kam, ibn zur Kirchenfabrt abzuholen, stand er von seinem Schreib tisch auf, griff nach Hut und Handschuhen, die bereit lagen, und folgte mir, ohne ein Wort zu sagen." .Er glaubte, sein Todfeind habe längst das Hau« verlassen." . .Aber wie konnte der Oberst dir Pistole abfeuern, wenn er sie vier Stunden vorher meinem Vater übergeben Haltes ^Vielleicht hat Dein Bater die Gab« zurückgewiesru und der Oberst die Pistole nur an« dem Kasten aeuommrn uod sie dann in seine Tasche gleiten lassen; da« scheint mir höchst wahrscheinlich." „Und während wir alle »ach dem Stndiriimmer stürzten, als der Schuß erdröhnte, hat er sich unbehelligt durch di« hiutere Halle entfernt uud ist zur vorderhür hioau« gegaugeu. Das war leicht »u bewerkstelligen." »O Jack, Jack, wen» e« wahr ist — uud Oberst Derring'g ganze« veaehmro, sriae offenbare Aufregung während meine« Kreuzverhör« scheinen r« zu bestätigen — warum hast Du mich zurückgebalte» — e« wäre mir eine Genugthunng gewesen, ih« die Anklage in« Glicht zu schleudern." .ES hätte Dir nur Spott und Hohn eingetragen. Rein, Staohopr, wenn wir ihn eine« verbrechen« beschuldigen, »Kffr« wir on« ans die Hilfe de« Gericht« verlasse» können." .Ader »erdra wir ihn auch finden? Wird er nicht di« Flacht ergreife», »»» er weiß, daß wer verdacht gegen ih» hegen?" .Ich »lande kan«. Sei» Aenßere« ist zu auffallend, al« »nß er Hesse, dürste, der Polizei »» entgehe». Uebriaen« Hab« ich Bereit« an de» Inspector trlegraphirt nnd Deering unter polizeiliche Aufsicht stellen taffe«. Heute Morgen wollen wir aus da« Polizeiamt gehe» und dem Inspektor die Sache vor tragen. Stellt er un« dann einen Haftbefehl au-, so wird der gefährliche Mensch bald in Sicherheit sein." Al« sich am Morgen nach dieser ereigaißreichen Nacht die Hausgenossen beim Frühstück versammelten, war auch Jack Hollister zugegen. Noch ganz erfüllt von der wichtigen An gelegenheit, die der Entscheidung harrte, batte er e« über sich gewonnen, Flora zum erstenmal al« Herrin de« Hause« zu begrüßen und ihr Gast zu sei». Stanhopr batte Mary seit ihrer Krankheit noch nicht wiedergrsrhrn, aber sein Fürchten und Bangen verwandelte sich bald io die seligste Hoffnung, al« er sah, welche Liebe ihm au« ihren Augen eatgegenstrahlte. Trug sie auch feiuru verlobunaSrina noch »icht am Finger, so wußte er doch, daß sein heißer Herzenswunsch von ihrer Seite nickt länger aus Widerstand stoßen werde. Allein die« frohe Beisammensein war nicht von langer Dauer. Mary mußte sich mit dem flüchtigen Wiedersehen begnügen, und auch Flora, die vor Begierde bräunte, da« Ergevniß von Stanbopc'S gestrigen Nachforschungen zu erfahren, sah sich genöthigt, ihre Ungeduld zu zügeln. Die beiden Herren em pfahlen sich sehr bald, um sich dem eruste» Geschäft zu widmen, da« ihrer harrte. Am nämlichen Tage um die Mittagsstunde trug der Diener im Brrvoort-Hau« Stanhopr White « Karte zu Oberst Deering binanf Al« Letzterer da« Gastzimmer betrat, in welchem aus Stanhopr'« Wunsch d,e Begegnung stattfind«» sollt«, fand er außer den beiden Freunden noch einen dritten, ihm unbekannten Herrn vor, dessen Anwesenheit ihn überraschte. .Darf ich fragen", sagte Deering mit gerunzelter Stirn, .wen Sir hier mitgebracht haben? Ich bade wohl versprochen, Herrn White zu empfangen, aber nicht seine sämmtlichen Freunde." ^Erlauben Sir, daß ich mich Ihnen vorstelle", sagte der Fremd« mit ruhiger Festigkeit: .Ich bin ein Polizribeamtrr, Oberst Deering, und bade Ihnen diesen Haftbefehl vorzuzeigea, der auf Ihre Person lautet. Sie sind beschuldigt. Samuel White ermordet zu babrn. Wahread man di«hrr allgemein glaubte, der grosse Staatsmann bade sich au« Zufall durch eine» unglücklichen Pistolenschuss selbst «utlribt. sind uruerdiag« Umstände an« TaaeGicht gekommen, welche jene Anoadme al« irrtbümlich erscheinen lasse». Ich muss Sie daher bitte», mir »ach dem Polizriamt z« folgen." Di« Anklage traf Deering völlig «vorbereitet und er bedurfte seiner ganze, wiLr»«krast, ,» di« nothwendige Fassung zu bewahren. Einige Minuten stand er da, ohne den Blick vom Boden zu erheben, ohne eine Erwiderung zu finden. Al« er endlich sprach, merkte man ihm jedoch keinerlei Erregung mehr an, seine Stimme hatte ihren ge wöhnlichen Klang. .Daß man mich eine« Berbrechen« beschuldigt", sagte er, ist mir so überraschend, daß ich erst einiger Zeit bedurfte, um mir den Gedanken klar zu machen. E« müssen wohl triftige Berdacht«gründe gegen mich vorlirgea» sonst würde rin Mann, wie Stanhopr White, sich nicht dazu hergeben, mir solchen Schimpf anzuthun. Ich will Ibnen daher auch keine «eiteren Unbequemlichkeiten machen, sondern ohne Zögern und ohne Widerrede mitgeben. Schon beim ersten verdör, da« weiß ich, wird sich meine Unschuld sonoeuAar Heraus stellen." ,E« ist da« Klügste, wa« Sie thun können", versetzte der Beamte. Fünfzehntes Capitel. E« war gegen drei Uhr, al« Stefan Hufe von seinem ArbeitSstubl aufstaav und an den laugen Tisch der Thür gegenüber trat, um ei» Werkzeug zu holen, welche« er gerade braucht«. Der schon für gewöbnlich düstere Raum lag an diesem trüben Tage fast völlig im Dunkel; nur am Fenster war r« noch hell. Suchend blickte er über die verschiedenen Geräthe, Bücher nnd ZeituugSblätter bi», dir den Tisch be deckten — da glänzte plötzlich rin Freudrostrabl in seinen matten Augen und er streckte die Hand au« nach einer balbvrrblühten weiße» Rose, die vor ihm lag. .Mary!" flüsterten feine Lippen, .da« kommt von ibr; sie schickt mir «in Zeichen, dass e« ihr wobl geht und sie glücklich ist." Voll Wonne sog er den süßen Duft ein, «arme Liebe Orömte ibm zum Herzen und seine Augen wurden feucht, während er die köstliche Blllthe an di« Lippen drückte. Er überlegte nickt lange, wer von seinen heutigen Kunden Mary"« Bote gewesen sein könne Obne Zweifel war e« der alte Kutscher, der den Beschlag eine« Pferdegeschirr« gebracht batte, um ihn neu versilbern zu lassen. Nachdem er dir Rose in« Wasser gestellt hatte, trug er sie an« Fenster nnd schwelgt« entzückt in drr frohen Hoffnung, daß sein Plan gelungen and feiner Tochter glückliche Zukunft gesichert sei. Zwar nah» er di« Arbeit wieder ans, doch »nrde sie ib» schwer; seine Gedanken schweiften sortwäbrend in« Weit« und er wünscht«, daß drr Tag rrfi vorüber »Lr« und die Stund« gekommen, um welch« er sich da« Abendblatt »an de« Zeitung«, stand an der nächste, Straßenecke zn hole» pflegt«. Hatte Mary wirklich Stanhopr Wbite ihr Jawort gegeben, so würde sie sicherlich Sorge tragen, daß er eine Anzeige der Verlobung zu Gesicht bekäme, denn nur durch die Ze,lung konnte er die Nachricht erdalten. Endlich war der ersehnte Augenblick da. Eine ungewöhnlich zahlreiche Menschenmenge umdrängte den ZeitunzSstand. E« mochte sich Wohl etwa« Wichtige« ereignet baden, wa« die Geinüther erregte; doch wenn e« sich nicht auf Mary bezog, hatte e« ja zetzt keinerlei Werth für ihn. Er griff hastig nach dem ersten Blatt, dessen er habhaft werde» konnte, und erltr in sein« Behausung zurück. Da« Feuer war herabgebrannt und da« Zimmer kalt geworden; so legt« er denn die Zeitung hin und schüttete erst frische Kohlen auf. Al« er sie wieder zur Hand aabni. fiel sein erster Blick auf die großgedruckte Ueberschrift einer Spalte; er las: .Oberst Deering verhaftet al« Mörder von Samuel White, dessen Tod man bisher für einen unglückliche» Zufall hielt." Durste er seinen Augen trauen oder war es rin Trugbild seiner erhitzten Einbildungskraft? Nein, es war Wirklich keit — da standen die Worte schwarz auf weiß uud darunter noch andere, um die Verhaftung näher zu erÄLren und Be weisgründr für die Schuld anzuführro. Er brach in ein bödnische« Gelächter au« und beugte sich gierig über da« Blatt, al« wolle er jede Silbe verschlinge». Er la«. daß dir Beschuldigung von Stanbope au«ging und daß dir Gegenwart de« Angeklagten am Thatort, zur Zeit, da drr Schuß abgeseuert wurde, erwiesen war. Der Gefangene leugnete zwar seine Schuld mit großer Bestimmt- beit, batte jedoch zugegeben. daß er «inen alten laazjährigeu Groll gegen den Verstorbenen gebabt hatte. Länger vermochte der alte Mann seine leidenschaftliche Erregung nicht zurückzuhalten .Gefangen", jubelte er, ,ge- fangen wie drr Fuch« in drr FalleI Seine eigene Unbesonnen heit hat ihn zu Grunde gerichtet uod ich bin frei." Wieder vertiefte er sich in die Zeitung. Ein neuer Ab schnitt: „Dir Pollzrl hält bl» Thotsach« de« Worbes ans. rech«. Drr Gefangen» ist nicht geständig. Seit seiner vrrhoftnng hat Oberst Deering nur da« eine verlangen gestellt, bah man sogleich nach dem «usent-alttort »ine« gewisse» Thomas Dalton !or>che, machte, aas dessen Zengniß er sich bernf», «oll«. Dieser Dalton hat. wie bereit« bekannt, vor etwa vier Wochen sein» Wohnung »» Warkham-Vtatz Nr», s heimlich »erlaff«, ,»» ist seitdem nicht wieder gesehen worb«»." »«ch
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