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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 29.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-29
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941129026
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894112902
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894112902
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-29
- Monat1894-11
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Vez»gs^Srei- Abend-Ausgabe. ^I«.—. Direct» tägllch» »«»tdandiind»», «»« »»«t—L: «omUlich ^ ?ck0- »K«m»»«»«Mbe «Ichck^Etz«» '/.7UV. dt. Ade»d.A»«^b. b Uhr. »eNttli«, «a «r»eßiti»A: --tzn»««««»« »- »«rp.dtttm.tfi«, V»W»«t «, ft«» « «« »b«b« 2Ubr. /Uiole,: «ortt». Gvkrr» UelmrsiEreh. 1. eot« LNche, «atscr» »r. I«. P«t. «nd K«nta«pla» 7. UripMer.TMblaü Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd GeschSflSverkehr. «lnzeige«.Prets die «gefpalrene Petitzeile 70 Wg. Aeela»«» lütter de»SicdacttonSfirtch (1z» spalM») üv^, vor de» Familie» »achrtchle» <8 gespalten) Sü-H. OrShere Schrille, laut »nsere« Preis- verzeichniß. Tabetlarischer und Ziger»!atz »ach höherem Tan!. Extra-Vetlngen (a«!»lzt>, »»» mit der Ptorgen-AnSgeb«, ohne Poftbesorderuag M —, «tt PoftbesSrdrrnng ^t 70.—. Am»!,«eschi»8 für Anzeige»: >bend-Se«gabe: Sonnitteg» 10 Uhr. viorge »-»»«-ab«: Nachmittag« 4 Uhr. So»»- »»d Festtag« früh ',^9 Uhr. Vet de» Filiale« »»d Annahmestellen je ein« Halde 8t»»de früher. Adrige» fi»d stet« »» die Exp«»Man »» richte». Drnck »»d Verlag vo« «. Pol» t» L«tv»lg HM. Donnerstag dm 29. November 1894. 88. Jahrgang Politische Tagesschau. * Leipzig, 29. November. Kür dir parteipolitische Lage, welche der neue Reichs kanzler beim Zusammentritt de« Nrick«tag« vorsindet, ist e« charakteristisch, daß noch immer die officiös« „Nordd. Allaem. Ztg." nicht den von ihr in den letzten Monaten der Aera Eaprivi besonder« scharf ans« Korn genommenen Mittel- Parteien, sonder» den Eanservnttden, oder wenigstens einem Theile derselben» den Text zu lesen beauftragt ist. Sind c- doch gerade conservative Kreise, die mit der Absicht der verbündeten Regierungen, zunächst wirksamere Dämme gegen die Umsturzbewegung zu errichten, höchlich unzufrieden find. »Ganz im Sinne der »Kreuzzeilung-" — wie diese selbst bemerkt — giebt die »Deutsche Tageszeitung" der Regierung den Rath, in ihrer Aclion »die Reihenfolge zu ändern: Erst wirthschaftlicke Reform, dann Kampf gegen den Umsturz!" Ale die drin gendsten Puncte einer solchen wirthschastlichen Reform werden in dieser Auslassung weiter bezeichnet die Ein bringung eine« scharf rusafscnden BorsenreformgesetzeS, ein landwirtbschastliche« NolhstaudSgrsctz, ein Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, endlich Einführung des Be fähigungsnachweises. Dem Gedanken eine« Umsturz- aesctze« dagegen stehen, nach dem Organ de« Bunde« der Laodwirthe, »die entschieden unabhängigen Eonservativen, di« noch einen festen Boden im Bolle baden, kühl bi« au« Her; hinan gegenüber". Zn derselben Weise äußert sich Herr k. Naumann in Frankfurt a. M. in der Probeuummer einer neu von ihm gegründeten Wochenschrift gegen .Aus nahmegesetze", die gar nicht in der Absicht der verbündeten Regierungen liegen. Diesen Rathschlägen tritt die »Nordd. Allgem.Ztg." entschieden entgegen, nicht curch eine Bekämpfung der einzelnen Forderungen, sondern durch den Nachweis, dag e« io eigenstem Interesse der Fordernden liege, den Kamps gegen Umsturz nicht bis zu dem Zeitpunkte zu verschieben, wo alle erfüllbaren Wünsche der konservativen erfüllt sein werden. Speciell in Bezug auf die Landwirlhschaft führt da« osficiöse Blatt au«: »Die Befahr, daß auch der Bauernstand der socialdemokratischen Propaganda zum Raub« fallen könnte, schlagen wir gering an. ES wäre da« nur uuter der Bora»Ssetzung denkbar, daß der Bauer falsche» Vorspiegelungen, die ihn über die letzten Ziele der Social» demokratie belügen, sein Ohr schenkt, und eine solche ihüricht» L»,cht- aläudtgkeit ist nicht Sache de« deutschen Bauern: e« giebt im Gegentheil keine« Staad, keine» ohne jede Ausnahme, der der Schwindelagitatioa eine schwierigere Bearbeitungsflach« dar bietet. Bis zu einem gewissen Grad« ausgehetzt, in einen Zustand chrvnischer Unzufriedenheit über da« berechtigte Maß hi»a»« hinriugeredet können unsere Bauern allerdings werden; aber diese« Mißvergnügen wird nie nach einer Richtung steuern, die in de» socialdemokratischen ZukunftSstaat hineiaführt; im Gegentheil. Wesentlich aader« liegen die Dinge dagegen hinsichtlich des land- wirthschastlichen Arbeiter«, zum Theil auch de« kleinen laudwirtd» schafttiche» Besitzer«. Hier kann die Welle einer nie und nimmer z» befriedigenden Begehrlichkeit in Fluß gebracht werdcu, von der die Sociatdemokratie de» Sewian zieh!. Den Fortschritten der entsprechenden socialdemokratischen Bemühungen „kühl di« an« Herz hinan" znzusehe«, scheint un« nicht im Interesse der >e»ig«« landwirthschaftlichen Kreise zu liegen, welche die „Deatfche Tageszeitung" vertritt oder vertreten will. Und nicht miader halten wir »« sür bedenklich, ehe man der Gefahr be» gearet, erst da« Ende einer Resormthätigkeit adzuwarten, die alle erfüllbaren Wünsch« der landwirthschastlichen Hi>s«arbeiter befriedigt. Würde selbst Herr k. Raumann zur Lösung dieser Ausgabe beruse», so würde — ganz von der Frage abgesehen, ob die Mehrheit der konservativen Partei und insbesondere der Landwirthe i» ihren Reihe» Freud« über dies« Betrauung empfinden würde — unter dem Gewicht schwerer HinderungSmomente das Tempo der ohne Zweifel »weit anrschauend" angelegten Reform nur «in ganz langsame« sein können. Und inzwischen stSnde nach wie vor die socialdemokratische BerhetzungSarbeit in voller Blüthe." Da« ist so einleuchtend, daß e« gar nicht erst gesagt zu werben brauchte. Daß cSgesagt werden muß, beweist leider, baß cS den Gesinnungsgenossen ber »Deutsch. TageSztg." bei ihrem Rathschiag: „Erst winbschastliche Reform, dann Kampf gegen den Umsturz" vor Allem daraus ankommt» erst zu sehen, wie weit die verbündeten Regierungen den Resorm- sorderungen nachzukommen gewillt sind, und von diesem Maße das Maß ber »conservativen" Unterstützung deS BundeS- ratheS bei dem Kampfe gegen den Umsturz abhängig machen zu können. Man will Gelegenheit zu einem Tauschgrschäste erlangen. Ob die Betreibung solcher Geschäfte conservativen Poli tikern anstebt, wollen wir nicht untersuchen. Aber jedenfalls siebt e« solchen Männern sehr schlecht zu Gesichte, die über „jüdischen Schacher" in tugendsame Entrüstung geratben. Wir können daher auch nicht glauben, daß hinter „Kreuzztg." und „D. TageSztg." diesmal eine ncnnenSwcrtde Anzahl von conservativen Abgeordneten steht. Denen aber, die Lust zu einem solchen Grickäfte verspüren, wird hoffentlich im Reichs tage klar gemacht werden, wie undeutsch in einer so wichtigen Frage ein Markten und Feilschen ist und wie sehr dir ver bündeten Regierungen sich bedenken müßten, auf die Forde rungen von Leuten einzuachen, dir durch ihre Stellung zu der eminent nationalen Frage der Sicherung de« Staate« vor Umsturzbestrebungen ihren nackten Egoismus beweisen. In einigen Blättern ist die Frage aufgeworfen worden, ob der Reichstag beruseu sei, bei seinem Wiederzusammen tritt eine Trauerkundgebung sür den verstorbenen Zaren zu veranstalten, oder wenigstens von seinem Ableben vfsiciell Notiz zu nehmen. Diejenigen, die eine solche Kund gebung befürworten, berusen sich daraus, daß eine solche sowohl beim Tode Alexanders II., wie bei dem des Kronprinzen Rudolf von Oesterreick ersolgt sei. Zn der Thal gedachte der damalige Reichstag-Präsident v. Goßler — der nachmalige preußische Cullusminister —. als die Nachricht von der Ermordung de« Zaren eintraf, dieses entsetzlichen Ereignisses, da« den deutschen Kaiser eines geliebten Verwandten und eine- treuen Freundes beraubt habe, und dem Kronprinzen vo» Oesterreich widmete der damalige Präsident v. Levetzow einen Nachruf. In beiden Fällen aber war der Reichstag beim Eintreffen der bezüglichen Nachrichten versammelt und in beiden Fällen haudeltc e« sich um fürstliche Personen, die dem deutschen Reiche freundlicher gesinnt waren, als Alexander III. Hat der letztere auch z» dem Haupte dieses Reiche« in verwandtschaftlicher und freundschaftlicher Beziehung gestanden, so hat doch die deutsche Volksvertretung keinen Anlaß, eine Kundgebung der Trauer zu veranstalten, die um so mehr ein falscbeeLicht auf die Beziehungen Deutschlands und Rußlands werfen würde, je verspäteter diese Kundgebung wäre. Sollte, was aber nicht anzunehmen ist, von Seiten der Regierung dem Reichstage in irgend welcher Form eine Miitheilung über den in Rußland «ingelretenen Thronwechsel gemacht werden, so hätte sich unsere« Erachten« der Reichstag daraus zu beschränken, dem deutschen Kaiserbause sei» Beileid über den Hingang eines diesem Hause verwandten Herrscher« auszudrücken und daran allenfalls den Wunsch zu knüpfen, daß unter dem neuen Zar die Beziehungen des deutschen Reiches zu Rußland immer erfreulicher sich gestalten Jedenfalls bat der deutsche Reichstag keinen Grund in solchen Dingen mit der französischen Kammer zu wett eisern, klebrigen« ist auch bereits von socialdrmokralischer Seite die Drohung laut geworden, im Falle des BcrsuchS einer Trauerkundgebung »dem blutigen Despoten, der Millionen in« Unglück gestürzt hat, die Wahrheit i»S Grab nachzu Wersen". Schon diese Drohung wird den Präsidenten ab halten müssen, da« Hau« zu einer Kundgebung auszusordern. In der großen Frage der Wablreform hat da» österreichische Ministerium sich der weiteren Initiative be leben und den Ausschüssen deS Abgeordnetenhauses eS über- assen, einen brauchbare» Entwurf zu schaffen. Die Vertreter der MebrheitSparteien im Wablresormau-schuffe baden sich zwar mit dem von der Regierung eingeschlagencn Wege ein verstanden erklärt, aber man darf doch billig über diese neue Wendung in ver österreichischen Wahlresormsawe erstaunt sein. Jede Regierung, sic sei nun dem parla mentarischen Boden entsprossen oder nicht, sollte ihren Stolz darin sehen, die Parteien zu lenken, der öffentlichen Meinung die Richtung zu geben und die Grundsätze politischer Reformen festzustellen. Jetzt geschieht i» Oesterreich das Gegentbeil. Wohl trat La« Ministerium Winkischgrätz bereits im März mit den Grundzügen einer Wablreform hervor: Schaffung einer fünften Eurie, in welcher alle bisher vom Wahlrecht Ausgeschlossenen zu vereinigen seien, so daß ihnen 49 neue Mandate zusallen sollten. Aber der Widerspruch deS Grafen Hohenwart warf diesen Entwurs bei Seite. Die Regierung acceptirte zwar nicht seinen ersten selbstständigen Entwurf, da« bekannte reactionär-rakicale Monstrum, identi- ficirle sich aber mit seinem zweiten Vorschläge. Dieser will nicht weiter geben, als bi- zur Verleihung de« Wahlrechte« an die industriellen Arbeiter, uud auch diese« soll von ihnen nur indirekt geübt werden, durch Arbciterkammern, welche eine Sektion der Handel«- »nd Gewerbekammern zu bilden hätten Auch gegen diesen Vorschlag wurde seitens hervor ragender Vertreter verschiedener EoalitionSgruppen gewichtige Bedenken geltend gemacht und die Regierung verzichtete aus die weitere Vertretung desselben, alles Uebrigc dem Ausschuß überlassend. Wie ist eS möglich, fragt man sich, daß das Eabinet Windischgrätz Plener sich selbst zur llntbäligkcit vcrurtbeilt ? Ist Herr v. Plenrr mit dieser Abdankung ein verstanden? Da« ist kaum anzunehmen; cS ist wahrscheinlich, daß er eine festere Initiative befürwortete, daß er aber an dem Widerstande seiner conservativen Eollcgen im Eabinet scheiterte. Denn diese, Fürst Windischgräy voran, stehen unter dem Einflüsse des Grasen Hohenwart, deS Führers ihrer Partei und sie wagen nicht sur einen Resormplan einzutretcn, den Gras Hohenwart nicht sanctionirt hat. Da« ist kein gute« Zeichen sür da« CoalitionSministrrium! Immerhin braucht man an der Wahlresorn, noch nicht zu verzweifeln, wenn die Arbeit auch etwa- lange dauert, da ähnliche Reform werke in England und Belgien oft mehrere Jahre bi» zu ihrer Reise bedurften, und die Verhältnisse in Oesterreich sind doch schwerflüssiger al« in diesen beiden innerlich weil homogeneren Ländern. Stürmische Tage scheinen dem nteberlnnbischen Eabinet bevorzusteden, und sie dürften kaum ohne Schaden sür dasselbe verlausen. Zunächst hat man die unliebsame Entdeckung gemacht, tag das Kriegsministerium in den letzten drei oder vier Jahren beinahe l>/r Millionen Gulden mehr auSgegeben batte, als ibm von der Volksvertretung bewilligt worden war, und wenn der gegenwärtige In haber dieses Portefeuille« auch seine Hände in Unschuld waschen kann, so hat er bei Ncusorderungeu einen um so schwereren Stand. Die Zweite Kammer soll jetzt die Klein gteit von tl> Millionen Gulden zur Anschaffung neuer Repetirgewedre bewilligen, und dazu scheint die Neigung nicht sebr groß zu sein. Die Liberalen dringen mit Recht darauf, daß vor der Anschaffung neuen Materials dir Frage der persönlichen Dienstpflicht gelost werde, die von der jetzigen Regierung aus die lange Bank geschoben zu sein scheint. Die Antirevolutionaircn sind derselben Meinung und was die ultramontane Partei betrifft, so bat ihre ton angehende Presse in der letzten Zeit dem Eabinet gegenüber eine so feindliche Haltung angenommen, daß man sich wirklich ragen muß, woher die Regierung eigentlich die Mehrheit nehmen soll, aus die sie sich stützen kann. Die Ultrawontanrn, mit deren Hilfe ja das jetzige Eabinet an die Stelle des Dat schen getreten ist, klagen seit Monate» laut darüber, daß die Regierung ihre Forderungen nur mit einem zweisel- basten Achselzucken beantworte, und daß sie namentlich bei allen Stich- und Ersatzwahlen von ihren früheren liberale» Bundesgenossen im Stich gelassen werden. Wa« sie jedoch am meisten in Harnisch gebracht bat, ist die Bereitwilligkeit van Houlcu'S. den höheren Bürgerschulen für Mädchen Untcr- lützungen aus der Staat«casse zukommen zu lassen. — Weit ireuudlicher sieht e« dagegen aus dem Gebiete der auswärtigen Politik der Niederlande au«. Die siegreiche Beendigung de« Feldzüge» aus der Insel Lnmbak bat einen Jubel erregt, der »m so schrankenloser ist. je tiefer das Volk dir Demütbigung der im Augustmonat den holländischen Waffen vo» den verrätberischen Balinesea zugefügten Schlappt empfand. Selbst wenn jetzt hier und da der Aufstand noch in einzelne» Flammen emporzüngclt,vermag dies doch an tcr Tbatsache nichts >u ändern, daß europäische Energie und Kriegskunst sich den Ränken und Listen der Eingeborenen wieder einmal über legen gezeigt bat, ein Moment von nicht zu unterschätzendec Bedeutung in einer Zeit, wo an verschiedenen Punkten de» Süd-Pacisic die Opposition gegen das Europäerthum sich kräftiger zu regen beginnt. Gegenüber dcn inferioren Rassen erscheint da« Interesse des zum Herrschen berufenen EuropäerthumS überall als ein solidarische« — sollt« cs wenigsten». Die niederländische» Kammern haben die Siegesbotschaften von Lonibvk mit einem Sturm patriotischer Begeisterung begrüßt und den Verdiensten de« tapsercn Heeres bereitwilligste Anerkennung gezollt. Tie Presse wetteifert mit der Volksvertretung in Beglückwünschung der Armee. Der Ohercoiiiinandircnke General van Vetter, der früher so scharf Getadelte, ist benle der Held de« Tage«. Seine Wegnahme der Sckätzc des verrälhcrische» Radschah wird von einigen Blättern sogar aus eine Stufe mit dcn Thaten de« Scchcldc» aus dem 17. Jahrhundert P,ctcr Hein, „de« Siegers über die Silbecflotte", gestellt und ihm ein Ehrenplatz unter den Großen deS niederländischen Volkes Vorbehalten! Die jetzt so gehobene Stimmung iu den Niederlanden zeigt deutlich, wie ernst mau die in Indien drohende Gefahr genommen batte. Vielleicht hält der Enthusiasmus sür die Armee vor und macht doch noch gute« Wetter für die militairischc» Forde rungen der Regierung. Die steten Waffenerfolge der Iapemrr können in China kaum größere Besorgnis erregen al« in England. Wenn man in der englischen TageSpresse Umschau hält, so begegnet man überall dcn deutlichsten Spuren de« Miß behagen«. Ihre Siege zu Lande würde man den Japanern zur Noth noch gönnen; daß sie aber auch zur See sich ihrer Ausgabe gewachsen zeigen, die chinesische Flotte binwcggescgl daben, Flußmündungen blockiren, Häsen odservircn. übc> Haupt lhun, als ob sie im Golf von Prtschili wie zu Hause wären, daS geht dcn Engländern, welche neben dem eigenen nur äußerst ungern fremdes maritimes Verdienst anerkennen, gegen den Strich. Namentlich die Einnahme von Port Arthur und der den Japanern daran; erwachsene Machtzuwachs zur See bat in England vc> stimmend gewirkt, und sebnsuchiigrr al» je vorder schauen d>e Londoner Blätter nach chinesischen FriedenSanerbietungen und deren Ersolg au«. Wovor die englische Politik am meisten Sorge bat, ist der völlige Zusammenbruch des chinesiscbcn Factor« >n der oilasialischeu Eonstcllaiion. Diese Eventualität aber rückt in dem Berdältniß näher, als Japan dem ckinen schcn Koloß schärfer zusetzt und dieser, unfähig, sich des Gegner« zu erwehren, der inneren Zersetzung aobeimsälli. Noch wäre eS, nack dem Dafürhalten der englischen Presse, Fevilletsn. Ver Tag der Vergeltung. i« riechdrxck «erboit». von «. K. Green. (Fortsetzung.) See wollte noch zärtlich von ihm Abschied nehmen, aber damit mein Entschluß nicht wieder er trieb sie zur Eile. .Geh", drängte er, Wankend wird." Al« Slaobop« in da« Zimmer trat, erhob sich ein« greise Gestalt und kam ihm würdevoll entgegen. .Entschuldigen Sie. Herr White", sagte der Alte mit Kestigkit, .ich ließ S,e um eine Untrrreduog bitten, weil ich Ihnen eine wichtige Mitthrilung zu macken habe. Dir heutige Zeitung berichtet, daß ein Mann al« Mörder Ihre« Vater« verhaftet worden ist." .Ganz reckt. Wissen Sie etwa« Nähere« darüber? Kommen Sie w«qen einer Zeugenaussage? Sie wohnen aus dem Markdam-Ptatz — hat der Oberst Deeriug Sie dort etwa ausgesucht?" .Ja, vor Kurzem. Aber darum handelt e« sich nicht." Er hielt ione, dann raffte er sich zusammen. „Oberst Deering hat Ihren Vater nicht erschossen!" rief er mit raschem Ent- fchlnß. „Die? wa« sagen Sir? Können Sie da« mit Gewißheit behaupten?" „Ich sah ihn au jenem Unglückstage au« dem Hause kommen und gerade, al« er um die Ecke bog, tönte der Schuß au« Ihre« Vater« Zimmer." Staabope bebte vor heftiger Erregung. „Ist e« möglich — Sie sahen den Mann — hörte» den Schuß? Und wo waren Sie selbst?" „Im Erdgeschoß de« Eckhause« gegenüber. Dir hob« Ge stalt de« Manne« erregte meine Aufmerksamkeit. Al« der Schuß fiel, stand er eine» Augenblick still und sah empor, und da erkannte ick. daß e« derselbe Herr war. der vor einigen Tagen in meine Werkstatt kam, um nach Ihoina« Dalton )u fragen." »Dann kann über seine Identität kein Zweifel bestehe». 3H« Axssagr, Her, Hnfe» ist für »ich vo« höchster Dichtig keit ; sie verschafft mir eine wahre Herzrn«erleichterung. Gewiß werden Sie dieselbe bereitwillig auf der Polizei wiederholen." „Wenn e« sein muß, ja. Halten Sie e« für notbwentig?" Die Stimme de« Alten zitterte merklich, seine Füße wankten. Stanbope betracktete ihn mit theilnebniendem Blick. „Sie fühlen sich angegriffen. Ich werde Ihnen ein GlaS Wein bringen lassen." „Nein, nein, eS ist nichts. Sagen Sie nur, wann ich mit Ibnen auf die Polizei geben soll. Ick wünsckc nur meine Pflicht zu thun. Für jenen Mann habe ich kein besonderes Interesse." „Heute scheinen Sie mir nicht kräftig genug; ich werde eine vorläufige Anzeige bei der Polizei macken und Sie morgen in Ihrer Wobnunz abdolen und mit Ibnen zu dem Inspektor geben. Oberst Deering soll nickt unschuldig leiden." „Ich stebe Ibnen ganz zu Diensten; also morgen erwarte ich Sie, Herr Wbite!" Stesa» Huse schritt langsam der Thür zu. Auf der Schwelle sab er fick noch einmal mit forschenden Blicken um. als wolle er seinem Gedäcktoiß die ganze Einrichtung deS Raumes bis aufs Kleinste einprägen. Wenn Stanhope die» seltsam erschien, so konnte er ja nicht abnrn, welche schmerzliche Freude e» sür den Vater war, der sich für immer von der geliebten Tochter trennen sollte, wenigstens einmal dir Um gebung zu sehen, in der sie leben und glücklich sein würde. Sechzehnte« Capitel. In seine Behausung zurückgekehrt, fand Stefan Huse reichlich Zeit, die unglücklichen Folgen de« Schritte« zu über denken, de» er gethan. Sobald die Polizei anfing, nach seiner Vergangenheit zu forschen, ließ sich seine Identität nicht länger verbergen, darüber gab er sich keiner Täuschung hin; doch wankte er nicht iu dem einmal gefaßten Entschluß. Al« Staahop« am andern Morgen zur verabredeten Zeit erschien, fand er den alten Mann bereit, mit ibm zu gehen. Daß er ihm unterwegs so bleich und hinfällig vorkam, schrieb er seinen hohen Jahren zu; denn daß sein Gefährte auf diesem Ganae alle Ovalen eine« zum Tod« Berurlheiltru litt, der da« Schaffst besteigen soll, war ihm ja völlig verbergen. Ehr fie da« Han« verließen, hatte der Alt» Stanhope noch seine Bitte vergetraarn, ihm womöglich eine Begegnung mit Oberst Deering ,u ersparen. Dieser Hab« ihn, sagte er, damals io feiner Werkstat, mit großer Geringschätzung behandelt, und e« sei z» einem Dortwecksel zwischen ihnen g«1o»«en. Er he* un» ein« große Abneigung ge^n v«, Mann und begehre keinen Dank von ibm, ja e« sei ibm am liebsten, wenn jener gar nicht erführe, wem er seine Befreiung zu verdanken bade. Aus dem Zimmer des PolizeiamiS, in da« man sie führte, fanden sie nur einen Herrn mit freundlicher Miene und den schweigsamen Schreiber an seinem Pult. Erleichtert atbmetc Huse aus, ber ängstliche Ausdruck schwand aus seinem Antlitz, und er stand hoch aiifgerichtet da, während er vor dein Poiizei- inspector Zcugniß abicgte. Er erzählte seine Geschichte genau wie Tag» zuvor, und da sie sich wirklich so zugetragen hatte, konnte ihn auch kein Kreuzverhör darin irre machen. DeS Obersten Unschuld würbe hierdurch klar erwiesen, und der Inspeclor gab sofort Beseht, den Gefangenen vorzuführen, um ihm di: Freiheit zu verkünden. Stanbope sah den alten Huse erschreckt zusammensahren und beeilte sich, dem Inspektor mirzutdeilen, daß jener nur um ber Wahrheit und Gerechtigkeit willen sein Zeugniß ab gelegt habe, aber auf jeden Dank verzichte. Ja. er bäte, ihn zu entlasten, ohne daß er geuötbigt sei, dem Obersten zu be gegnen, der ihn neulich >n seiner Werkstatt beleidigt bade. Seitdem verabscheue er den Menschen uud wolle ihm nicht al» Wobltbäter gegrnüberstehen. Nachdem Huse dir« unaewöbnlickc Verlangen auf de» IosprctorS Fragen bestätigt batte, erklärte ibm dieser. eS sei unmöglich, zu verhindern, daß sein Name öffentlich bekannt werde; dagegeu wolle er ihn nicht zwingen, mit dem Obersten zusammrnzutrefftn, wenn ihm die« zuwider wäre. Er möge sich inzwischen in dem kleinen Nebenzimmer au»rubeu unb warten, bi« die bevorstehende Unterredung mit dem Obersten vorüber sei. Natürlich zögerte der Alte keinen Augenblick, den ihm gebotenen Zufluchtsort aufzusuchen. Stanbope ge leitete den Schwankenden dabin, und eh« sich die Thür schloß, flüsterte er ihm freundlich ^u: „Seien Sie ohne Furcht, sobald er fort ist, hole ich Sie. Bi- dahin pflegen Sir der Rübe, Niemand wird Sie stören." Bei seinem Entritt erkannte Oberst Deering leicht au« den Mienen der Anwesenden, daß seine Gache eine günstige Wendung genommen habe. Auf di« betreffend« Frage de« Inspeclor« erwiderte er, daß er zur Zeit, als der Schuß abgefenrrt wurde, gerade unten am Hau« vorbeigegange» sei; er Kälte diesen Umstand schon früher erwähnt, wenn nicht dir Wahrscheinlichkeit, daß man feiner Versicherung Glaube» drimrffra würde, zu gering gewesen sei. .Sestern war nach kein Zeuge für Ihr« Au«fag« da" tantrtr di« Antwort; ,he»t« hat sich ri»«r gesund«»." Ueberrascht sah sich der Oberst im Zimmer um; zule-, blieb sein fragender Blick auf Stanhope hasten. „Nein, ick bin nur ein Abgesandter", erklärte dieser, der Zeuge ist ein Mann, der Sie im entscheidenden Augenblick aus der Straße gescben hat." „Ich wußte es dock, daß meine Unschuld an den Taz kommen würbe", ries der Oberst. „Oberst Deering", begann jetzt der Inspektor, „unter de» obwaltende» Umständen werben »sic wobl keinen Grund mehr baden, u»S zu verschweigen, wie cs kam, daß Sie Herrn Wbite S HauS um lO Udr betraten und dasselbe erst um bald 9 Ubr verließen. Da Sie zugeben, daß ein alter Grell zwischen Ihnen unv dem Verstorbenen bestand, muß cS eine« ziemlich starken Beweggründe» bedurft haben, daß Sie so lange unter einem Dache verweilen konnten, wo man Sie nichl willkommen dich. Um Ihrer selbst willen und au» Rücksicht sür Herrn Wbite. sür den die Sache natürlich von böckstcr Wichtigkeit ist, bitte ich Sie, un» den Umstand zu erklären." Der Oberst batte sein volle« Selbstvertrauen wieder gewonnen, sobald die Hoffnung auf Freisprechung in ihm erwacht war. Er nahm seine alte Gönnermicne an und antwortete in herablassendem Ton: „Gern gebe ich Ihnen dir gewünschte Auskunft, nachdem die VrrdachtSgründe, die gegen mich Vorlagen, sich al« nichtig erwiesen haben. Ich hielt eS sür da« Beste, bi« jetzt zu ver schweigen, wie e« zuging, daß ick vier Stunden lang in Herrn Wbite « Schlafzimmer cmgeschlofsen war, da meine Angaben Ihnen vielleicht uuwahrscheiolich geklungen hätte,,. Jetzt kan» ich aber frei herauSreden. „Da« Geschenk, welche« ich Ihrem berühmten Mitbürger zur Hochzeit brachte, war keine Lirbe-gabe, denn ich haßte und verabscheute iha von Grund meine« Herzen«. Doch will ick nickt von meinen Gefühlen sprechen, sie sind jetzt mitsamt ihrer Ursache begraben, unb gegen seineu Sohn hege ick keinen Groll. — Ich war die Gordertreppe binaufgcgan-rn und, sobald ich den Schritt der zurückkchrendeu Dienerin auf der Hintertreppe hörtr, unangemeldet un» unerwartet bei ,bm eingetrrtrn. Die Ueberraschuna, welchr ich ibm bereiten wollte gelang vollkommen und grwäbrte mir den größten Genuß. Al« er sich umwandte und sein Blick mich traf, fah ich, daß er sich aller Umstände bei unserer letzten Zusammenkunft noch genau erinnerte, und die Hockzeillsreudc war ihm gründlich verdorben. Meinen Zweck hatte ich erreicht, ichlirß d,e Pistole ans de» Tische liegen und zog mich zurück. White war auf» gestanden, er snh mich zwar nicht an, doch befand n fich
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