Suche löschen...
02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 30.11.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-11-30
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941130020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894113002
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894113002
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-11
- Tag1894-11-30
- Monat1894-11
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
V--«-»Pret- «ptttzMtzitt», ch« tz« t» Stab», tzmück «»b tz» Locortr, enichtrtri, All«. Mich«» atz, holt vterteljtbrltch^tzcha kei W»t>»al«ß»r tL-lich« gnftcll,,, io« Han» ^ItUiL Dnrch dt« Post bezogro für Lantschlanb nutz Oesterreich: viertel,idrlich S.—. Direct» tigllch« Krenzbaadlenbuntz t»t Nasland: «onatlich ^tz 7^0. Dte«orse»«a«,»b. erscheint tLglich '/,?Uhr. di» «bead-Lutgabe Wocheatag« b Uhr. L^cti«, ,»d Lr,editi«>: Achtz<n>«»DMH« 8. »»Uwidltto» ist Wochentag» »„nterb rochen Äfftet »«i srLtz « bi» Abend« 7 Uhr. FUiile«: Dtt» <lr»»'s Eartt«. (Alfred Hntznfb Uotverfitätlstrah, I. So»«» Lösche. Mat-artneastr. 14, pari, und KönlgSplatz 7. Abend-Ausgabe. KipMtr.TaMaN Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. ««Hei-UN^kM Ne «gespalsse Petitzeü« »0 Pf». Werl«»«» »ntr» d»» MtzäktianMttck l»»»' H> rohere Schriften Ia»t mch«» Pret»- orrietchnch. Tabellarisch« u»d Mrrnsatz »och HAH»«» Tarif. Gr1r«-V«tIaM» (Mchtzt), „r mit der Morgen-»ulaabe, oha» Vostdesürdttnag Postbss-rdern», ^ 7V-. A»«ch«eschl»8 fir 2Uyeip»: Ubend-Ln-aab«: vormttws» 10 Uhr wor>»»-A»Stzab«: «achmUta»« 4 Uhr. So,», »ad Festtag« früh '/,» Uhr. v«t de» Ftlial«» »ad «aaahmestrlleo je eia» halb« Staad« srührr. stnd sttt« an die Gdtzedttiaa M richNa. »rack aad «etta, »aa A,al, »a Lckpji, H AL Freitag den 30. November 1894. ' 88. Jahrgang. Politische Tagesschau. * Letpzt«, 30. November. Die „Nationalzeitung" macht die Mufiutzlafiglrit der Parteien während der Parlamentsserien zum Gegen stand einer Betrachtung. Die Parteiführer, so führt da« Blatt au«, hätten für die verflossenen 7»/, Ferienmonate „abgedaukt", obwohl eine Krisis sich vorbereitete und eintrat, und dadurch auf eines der natürlichen Gegengewichte wivcr die Möglichkeit von Uebcrraschungen und unberechenbaren lbitschlüsfeu verrichtet. Die Wirksamkeit der Presse reiche nicht au», um der Volksmeinung Geltung zu verschaffen und sei — wenn wir da» Blatt recht verstehen — nicht immer un bedenklich. Mao wird in weiten Kreisen de» ge mäßigten und nationalen Liberalismus angenehm über rascht sein, an dieser Stelle solchen Beschwerden zu be gegnen. Ueberrascht, da die „Nalionalzeitung" die Lücke, die sie iu den ParlamentSjerien entdeckt, bisher nicht einmal während der Tagung des Reichstags bemerkt oder beachtet hat. Ihre Ausführungen sind doch nicht a: derS denn als derAuSdruck derErkenntuiß aufzusasien, baß die Parteiführer i» Fragen, welche die Nation aus das Ernsteste beschäftigen, auS ihren Herzen zu keiner Zeit Mördergruben machen dürfen. In deu Sessionen seit dem Frühjahr l89ü ist das aber die Regel gewesen, von der eigentlich nur die Conser- vativeu eiue Ausnahme machten, nicht zu ihrem ^schaden, wie mau jetzt wohl eiuräumen wird. Bei welcher Gelegenheit wäre die „Enthaltsamkeit", welche die „Nationalzeitung" für die parlament«lose Zeit beklagt, nicht auch am versammelten Reichstag beobachtet worden ? Das solgenrcichste Ereigniß der Zeit, die Entlassung de« Fürsten Bismarck, ist mit Stillschweigen übergangen worden, seine unerhörte Miß handlung aus der Wiener Reise desgleichen, in der Angelegenheit des Denkmals für Wilhelm l. hat der versammelte Reichstag .abgedankt", selbst die Trennung der Aemter» diese Quelle der ärgsten Uebel in mehr als zwei Iahrea, ist im Parlament niemals zum Gegenstand einer gründlichen, geschweige denn nach oben wirksamen Erörterung gemacht worden. Und die von uns so oft herbeigesehnte Fühlung der Minister mit den Parteisührera, welche die „Nalionalzeitung" nur während de» „Sommerschlafes" vermißt» ist sie bei dem Winterwachen de» Parlaments jemals vor handen gewesen? In der Angelegenheit der Militair- vo klage fehlte sie bei der Vorbereitung, während der Com- missionSberarhung, ja noch am Tage der Abstimmung. Bei einem normalen Contact der Regierung mit den Parteien, auf die sie angewiesen war, wäre am 6. Mai 1893 vic ent scheidende Annahme eincSAntraaeSaufSchluß der Debatte kaum erfolgt. Bor und während der Verhandlungen mit Oesterreich und Italien wegen der Handelsverträge sind ebensowenig die von der politischen Lage und Len sachlichen GesichtSpuncten geforderten Beziehungen mit den Parteien unterhalten worden. Am allerwenigsten haben bisher „Ueberraschungen und un berechenbare Entschlüsse" eine Eigenthümlichlcit der parlaments- losru Zeit gebildet. Solche sind „iu couspectu^ der Volks vertretung erfolgt, und nichts berechtigt zu der Annahme, daß dir jüngsten Dinge einen andern Verlauf genommen hätten, wenn zufällig Reichstag und Landtag versammelt gewesen wären. Die Beachtung ver Parteiführer, welche die .Nalionalzeitung" für den Sommer verlangt, müssen diese sich im Winter zu erzwingeu wissen. Iu einer seltsam ironischen Stellung befinden sich angesichts der i» Württemberg bevorstehenden Wahlen die alten Wahl- verbündeten Centrum und BolkSpartei zu einander. Die Neuwahlen für den Stuttgarter Halbmondiaal haben bald nach dem Iahrelwechsel zu erfolgen, und bereit« find die drei Hauptparteicn des Lande-, die deutsche, die Volks- und die Cent rum Sparte!, mit ihren Wablausrusen hervorgetreten. Die letztere ist für den Landtag neu gebildet worven, während sie für den Reichstag bekanntlich längst bestand; die so genannte württcmtzergische Oase in den kirchenpolitischen Kämpfen der Gegenwart ist damit auch nominell verschwunden, nachdem ibr Bestand tbatsäcklich schon länger ausgehört batte. BiSber war in der württembcrIischen Kammer der politische KatholieiSmuS je nach seiner Stellung zu den VcrfassungS- fragcn bei der Volks-, bei der Lande«- und bei der conservativcn Partei untergcbrackl, einer einigermaßen lerroristischenAgitation aber ist der Beitritt dieser Elemente zu der neugcbilbeten CcntrumSpartei gelungen; die dieser Bildung abgeneigten parlamentarischen Personen haben sich zunächst vom öffent lichen Schauplatz zurückgezogen. Die diesmaligen Wahlen und die ihnen folgende Legislaturperiode sind aber besonders wichtig; nachdem die Verfassung-- und Verwaltungsreform in der von der Regierung vorgelezten Gestalt gescheitert ist, soll sie jetzt ans dem Schooße der zu wählenden neuen Versamm lung bewerkstelligt werden. Besonder- handelt eS sich dabei um die Beseitigung der ständischen Kammermitglieder von der Ritterschaft, den Prälaten beider christlichen Confessionen, dem Tübinger Universitätskanzler u. s. w.; diese sollen in die erste Kammer übertreten. Ein Punct, über den gleichfalls sammtlichc Parteien einig sind, ist die Aushebung der länd lichen OrtSvorstcher. DaS politische Hauptinteresse richtet sich aber auf die kirchlichen Fragen, und hier stehen die bei den ReichStagSwahleu so eng verbündeten Parteien de» CentrumS und der Demokratie einander scharf gegeaübcr. Dürfte man nach der augenblicklichen Sprache der be treffenden Preßorgane urtheilen, so hätte es nie zwei tiefer verfeindete Parteien gegeben, als jene beide». Ja der demokratischen Presse werden die Angehörigen de» neuen CentrumS persönlich durckgebcchelt, obgleich sie theilweise früher selbst der Kammerlinken angrbört haben; besonder» erbittert hat daneben ein AgitationSfetdzug der BolkSpartei im katbolischen Lberschwaden, welche« da» Centrnm sonst für seine Domaine anzusehen gewöhnt war; man spricht von einem Einbruch u. s. w. Da» Ccntrum wirft der BolkSpartei Doppelzüngigkeit vor, und in der Thal ist der Wahlaufruf der letzteren um die kirchlichen Fragen sorgfältig herumgegangea. Er spricht nur von der Er haltung des konfessionellen Friedens im Lande, was einiger maßen vieldeutig, immerhin aber nicht centrumSsreundlich klingt. Tie Hauptfrage ist diejenige der katbolischen Männerorden, die durch Landesgcsetz auS Württemberg ausgeschlossen sind, so daß auch ein BundcSralhSbcscklutz über Wicderzulassung der Jesuiten denselben in Württem berg noch nichts helfen würde; diese Angelegen heit wird also von der BolkSpartei officiell todt- geschwiegen; ebenso haben in dem volksparteilichen Wahl aufrufe die alten Forderungen der conscssionslosen StaatS- sckule und der Trennung von Staat und Kirche keinen Platz gefunden. Wie es aber gemeint ist, zeigen die AgitationS- reden, in welchen sich besonders der demokratische LandtagS- abgeordnrte Friedrich Haußmann, ein Bruder des Reichs tagsabgeordneten Conrad Haußmann, hcrvorthul. Man sucht der CcntrumSpartei im Lande möglichst den Boden abzugrabcn, während man im Reichstage seine Machtstellung fördern Hilst. Entsprechend treibt das demokratische Landvolk evangelischer Confessio» in Württemberg gelegentlich bei den Reichstag-Wahlen in einer Richtung, die es für daS eigene Land und dessen Volksvertretung nicht gern sieht, das Reich hat eben in der dortigen Vorstellung einen breiten Rücken und da« Hemd ist dem Menschen näher als der Rock. AuS diesen Verhältnissen hat sich jetzt in Württemberg die Feindseligkeit der in der Reichs- Politik so eng befreundeten ultramontanea und demo kratischen Partei ergeben. Bei etwaigen Stichwahlen wird mau sieb indeß dock wobl nach erprobtem Reccpt zusammen finden. Die deutsche Partei kann diesen Kämpfen rutzig zuiehen; sie besitzt da« Bewußtsein, neben den nationalen GesichtSpuncten stet- diejenigen der freiheitlichen Entwicklung hochgebaltcn zu baden, wie in den Fragen der Kammer zusammensetzung und der OrtSvorslehcr; sie ist stets für kirchliche Toleranz und consessionellen Frieden eingetreten. Jene beiden Parteien aber beweisen die Unwabrbastigkcit und Immoralität ihrer Reich-wablxolitik am besten dadurch, daß sie sofort erbittert über einander herfallen, wenn eS sich um die Angelegenheiten deS eigenen Lande- handelt. Der tzentsche Botschafter Graf Münster hat, wie gemeldet wurde, den srnnzistschrn Minister deS Aus wärtige nH an oteauxausgesucht und wegen der mitgetdeitten Preßangriffe gegen die deutsche Botschaft sehr ernste Vorstellungen erhoben. Ter französische Minister babe dabei dem Vertreter des Reiches sein Bedauern über diese Angriffe ausgesprochen. Zugleich erklärt eine osficiösc Note an dir Blätter, die französische Regierung beabsichtige in keiner Weise, dem Rath jener Blätter zu folgen und wegen Abschaffung der Einrichtung der Militairattache« die Initiative zu er greifen. Damit schiebt die französische Regierung die Verant wortung für jene Artikel von sich ab und man hat kein Recht, zu bezweifeln, daß der Verfasser dieser Note dabei in gutem Glauben und mit bestem Willen handelt. Andererseits aber gebe» jene Angriffe so in» Einzelne, daß die Annahme, sie seien auf deu Redaclion-tischrn de» „Matin", „Figaro" und „Paris"' gewachsen, kaum zulässig ist. Stammen sie aber — und der Schein spricht dafür — auS irgend einer amtlichen Quelle, so läßt da» allein, von vielen ,.."ern Abzeichen abgesehen, auf eine Verwilderung und Zersplitterung in der Regierung ver Republik selbü schließen, die lebhaft an die Zelten er- iunert, da da» boulangistisch - chauvinistische Unkraut am üppigsten in die Halme schoß. An sich ist die Beschimpfung fremder Botschafter, die unmittelbar ihren Souverain vertreten, rin Bubenstreich, der überall in der Welt in der guten Gesellschaft al» die höchste Leistung poli tischer Anstandswidrigkeit verurtbeilt wird, und der deshalb auch bi», jetzt über die französischen Grrnrpfähle hinau» nirgend» .»klang und Nachahmung gefunden hat. Trotzdem wäre e» ungerechtfertigt, wenn man sich au» Abneigung gegen den Schmutz abballen kaffen wollte, kräftig zuzugrrisen. Der deutsche Botschafter hat diese Abneigung überwunden, und hoffentlich behält die öffentliche Meinung wie die Re gierung in Frankreich von seinem Besuche bei dem Minister de» Auswärtigen den Eindruck zurück, daß es Dinge giebt, bei denen bis zu einem gewissen Grade diese für >enc und jene für diese verantwortlich ist oder doch wenigstens vom Auslande verantwortlich gemacht wird. Der Erzbischof von Toledo, Moncrscillo, der durch den gegen die Königin von Spanten, Maria Christina, er hobenen Vorwurf, sie sei eiue Freimaurrrin, und durch die Widersetzlichkeit gegen das Verlangen de« Papste», sich von den Umtrieben desKarli-mus fern zu halten, gegenwärtig so große« Aufsehen erregt, ist schon 1889 in den constituirenden Corte« durch sein maßlose« Austreten ausgefallen. Er verlangte damals, nach der Sevtcmberrcvolutio», kurzweg die Zurücknahme aller gegen die Jesuiten, Nonnenklöster und Srminarien er griffenen Maßregeln und die Zurückgabe ihrer früheren Güter an die Kirche. Für die Erhaltung der katholischen GlaubenSrinbeit in Spanien eifernd» drohte er bereits damals mit dem Bürger krieg, indem er versicherte, er besitze die Unterschriften von 3000 Männern, die bereit seien, ihr Blut sür die Glauben»- einhcit zu opfern. Außer der Herausgabe der Kirchengüter verlangte er übrigens noch, daß nicht blö» der Volksunterricht, ondern auch der Unterricht in den politischen, administrative», volkswirtbschaftlichen und sogar iu den Naturwissenschaften ausschließlich der katholisch«» Geistlichkeit überlassen bleibe „Er bat", schreibt W. Lauser in „An» Spanien» Gegenwart", „eine sehr hohe Meinung von der Bedeutung der gegen wärtigen Universitäten Spanien«, von dem wissenschaftlichen Ei» luß derselben aus die Welt. Mit Verachtung dagegen redet e, von der „anspruchsvollen" Universität von Pari», er thrilt da. Mitleid seine» College» Mauterola mit der „armen" deutschen Wissenschaft. „Der Eoogreß soll wissen", rief er au«, „das, wa« man deutsche Wissenschaft nennt, stammt nickl auS Deutschland. Deutschland bringt nicht« al« Nebel und Träumereien hervor; wa» Deutschland Gute« de sitzt, hat cs von Teresa de Jesu», von Juan de la Cruz, von Franz Lui« de Granada!" Nun, diese Verachtung de: deutschen Wissenschaft konnte er eiu Jahr später auf den, vatikanischen Concil bekunden, iudem er und sein spanischer und spanisch-amerikanischer Aubang die gelehrten deutsche» Bischöfe in der Frage de» Unfehlbarkeit-dogma« nieder stimmten. Ueber die Schwierigkeiten einer engttsche» Mobil machung zur 2er ist in Fach- und Lairokreiseu jenseii.- bcS Canals schon oft und viel geredet worden, ohne daß man bisher etwas von durchgreifenden Maßregeln bebus- Abstellung der dem jetzigen System anbastendeu Mängel ge hört hätte. Bekanntlich bildet einen der wundesten Punc:e der englischen Flottcnorganisation die ungenügende Be mannung der Schiffe. Nicht einmal va» für de» Manövcrbedarf erforderliche Personal läßt sich ohne er hcbliche anderweitige Unzuträglichkeiten zusammrnstcllen. Unc wie im Muttcrlaude, nur womöglich noch schlimmer, sieht eS in den Colviiien aus. Nicht einmal für Indien in zur Sec gesorgt. Dieser Tage erst sind iu Bombay nack drücklick tadelnde Stimmen laut geworden, daß die zur man timen Verlbeidigung de« indischen Reiche- bestimmten Kriege schiffe so durchaus vernachlässigt werden. Es wird als kam» glaublick und dock als die reine Wahrheit bezeichnet, daß In zum indischen Marincdienst gehörigen Schiffe der Bomba»c> Station niemals mobilisirt werden, außer wenn da.- Flaggschiff LeS Geschwaderkommandeur» und noch einig, andere britische Sch-ffe im Hasen erscheinen. Von diese» muß daun da« Deficit an Officierru und Mannschaften gedeckt werden, während letztere selbst kaum hinreichend Besatzung haben, uni den Dienst vorschrift-mäßig versetze» zu können. Die indische Regierung in ibren sich immcrsou steigernden Finanznötbcn kann sür da» Marinereffort nickt thun. FloNcnberusSofsicicrc werfen daher die Frage auf, c> e» nicht weit besser sei, au» dem Budget für Indien de ganzen Marineelal einfach zu streichen und den so ersparte» Auswand lieber zur Verstärkung de« britischen Geschwabc» um einige leistungsfähige Kriegsschiffe zu verwenden, klebrige» ., bat auch der bisherige Verlauf deS chinesisch-japanische» Kriege« in wirksamer Weise dazu bcigetragen, daß die Frag der Flottcnrcoraanisation nicht sobald von der Tagesordnung verschwindet. Die maritime Unfähigkeit CbinaS, vergliche» mit dem UnternchmunaSgeist und dem kühnen Wagemull, der Japaner, bat aus da« englische Publicum insosee» einen etwas unbehaglichen Eindruck gemacht, als die E> fahrung de« ostasiatischen Kriege« zeigt, wie zahlreiche günstige Chancen sich den Angreifern gegenüber de» Vertbcidigern zur See darbicten. Der Glaube an Englands Unangreifbarkeit zur See hat infolgedessen einen schwere» Stoß erlitte». Man hört vielfach die Ansicht vertreten, c> sei höchste Zeit, mit oem bisherigen System der maritime» Organisation, als gänzlich veraltet, zu brechen und an seiner Statt eine aus vollständig neuen Principien ruhende Ei» richtung zu schaffen. Wolle man die traditionelle Seeherrsch»'t FsttiHrtsn. Der Tag -er Vergeltung. Nachdruck »rrdotne 1»I «ou A. K. «ree». (Fortsetzung.) „Auch Sie selbst haben deu Sinn jener Botschaft Wohl begriffen", fuhr der Oberst unbeirrt fort. „Sie hätten sich sonst nicht in der ganzen Zwischenzeit die jämmerlichsten Ausflüchte erdacht, um der Strafe zu entgehen, die Ihnen, wie Sie selbst anerkannt haben, von Recht« wegen gebührte." „Ich that da», weil ick Ihren verruchten Plan durchschaute, weil ich Sie in Ihrem Versteck erspäht hatte und wußte. Sie waren heil uud aesund. Wenn sie un» an jenem Tage gestatteten, da» Hau« lebendig zu verlassen, so war e«, weil Sic sich noch ferner an unserm Jammer weiden und ihr Spiel treiben wollten mit unserm Elend. Sie bereiteten Ihrer Rache nur «neu volleren, glänzenderen Triumph, wenn die Zeit Ihnen gekommen schien und Sie des Wartens müde wurden. Es war ein höllischer Gedanke, der mich mit Abscheu erfüllte. Einem ehrlichen Widersacher bätte ich mein Leben hingegrben mit Allem, wa« ihm Reiz verlieb , einem Teufel in Menschen gestalt, der sich mübte, neue Hoffnung in unser Herz zu pflaozeu, damit er un» desto grausamer zerschmettern könne, wollte ich Trotz bieten bis zum Acußersten. White ahnte nicht» von Jbrcr Hinterlist und freute fick de» neugesckenkten Lebeu», da» ich ihm nicht verbittern wollte. So ließ ich ihn bei dem Glauben, daß Sie tobt seien; ich selbst aber dachte auf Mittel und Wege zu meiner Rettung. Zum zweitenmal »«änderte ich meinen Namen und suchte mir einen neuen Wohnort in neuen Verhältnissen, wo ich hoffen durste, mit meinem Kinde einsam und abgeschlossen von all« Welt leben zu können. Aber Sie haben mich dennoch aufgespürt uud jetzt frohlocken Sie über meine Niederlage; denn Sie stad ein boshaft«, unbarmherzig« Mensch — da» wußte Zch länAst * Die Arme über der Brust gekreuzt, staub der Oberst un beweglich da. „Ist e» Ihnen gelungen, die Narbe in Ihr« Hand zu die Liaieo noch erkennbar?" fragte er ,S«e wissen, wa« Sie gelobt haben, zerstöre» »der sind »it eisern« Ruh«. und elende Feigheit ist e», wenn Sie auch nur einen Augen blick zögern, den Schwur zu erfüllen, sobald ich Ihnen sage, daß Ihre letzte Stunde gekommen ist. Reichen Sie mir Ihre Hand, ob ich da» Zeichen noch sehe." Allein Thomas Dal- ton'S Linke blieb fest geschloffen. „Dachten Sie etwa, mich zu erweichen und Ihrer gerechten Strafe zu entgehen, al« Sie mich durch Ihr Zcugniß auS dem Gesängniß befreiten?" fuhr Dccrina fort. „Wie kamen Sie gerade damals in die Nähe des White- schen Hause»?" „Ich hatte Sie Tag» zuvor unter der Menge gesehen ; ich ahnte Ihre Absicht und wollte meinen Schicksalsgefährten warnen. Es war jedoch zu spät — der Rächer hatte sein Opfer bereits gefunden." „Glaubten Sie, ich würde au« Dankbarkeit für Ihre Hilfe vergessen, Gerechtigkeit zu üben?" „Nein; ich folgte nur der Stimme meine« Gewissens." „Ihre- Gewissen-?" hohnlachte Deering. „Sind Sic im Lauf ver Jahre so tugendbaft geworden?" Sein Spott stachelte Dalton zu grimmiger Wuth. „Glauben Sie, in meiner Brust sei jeder bessere Funke «loschen, weil ich einmal, von Hunger und Verzweiflung getrieben, eine unselige Thal beging? Aus Ihrer Seele lastet kein Verbrechen, und doch würde ich schwören, im An gesichte Gottes, dessen Donner über un« grollt, daß beule in meiner Brust mebr Liebe sür alles Gute und Heilige wohnt al- in der Ihrigen. Wer 25 Jahre laug nur fürchterliche Racheaedauken im Herzeu hegt, weiß nicht« mehr von Tugend uud Edelmuth. „Sie sollten die Milde preisen, mit der ich Sie dir langen Jahre hindurch straflos auSgrbrn ließ für da- Ver brechen, durch das Sie mir Alle« raubteu, wa« ich aus Erden geliebt bade." »Hatte ich auf der Stelle dafür gebüßt, r« wäre tausend Mal bester gewesen." „Möglich- aber ich ließ Ihn«, dir Dahl, und Sir wollten leben, um Ihre Reichthüm« zu genießen." „Da» ist mir nie gelungen." „E- lag auch nicht iu mein« Absicht." „Aber meiner Tochter sollen sie zu Gute komme». Samuel White» Sohn und Mary lieben einander. Hierin hat sich mir dir Vorsehung gnädig «wiesen. Werden Sie ihr Glück ilngestön lassen, w«»» ich in »ei» Verhängnis gehr — oder erstreckt sich Ihre Rache anch aus »ei» Sind?' „Mit Weibern fechte kh nicht. — Dach nm, urr Sach«: Sie haben Zeit gehabt, Ihre Waffe zu wählen. Wollen Sie auch zur Pistole greifen?" „Wie gerne hätte ich Mary noch einmal wicdergeschen", flüsterte er mit einem schmerzlichen Seufzer. Da tönte ein Schrei binter dem Obersten und Mary erschien athemlos auf der Schwelle ihre« frühere» Zimmer», die Hände flehend zu ihrem Vater erhoben. Sie eilte an Deering vorbei und stellte sich kühn zwischen die beiden Männer. „Meinem Vater darf kein Leid geschehen, da» nicht zuvor mich trifft. Oberst Deering". rief sie. „Lange genug hat er Haß und Verfolgung durch Sie erdulden müssen." „Sie irren", entgegnete Deering. „Von meiner Hand droht Ihrem Vater keme Gefahr. Geschieht ihm ein Schaden, so hat er ganz allein —" „Ebenso wie mein Vater in seiner Todesstunde", unter brach ihn eiue andere Stimme. Der Oberst wandte sich rasch und sab Stanbope mit drohender Miene ihm gegenüber steben. „Man bat mich in eiue Falle gelockt, meiuethalben — ich fürchte nicht»", rief Deering unerschüttert. „Aber Sie, junger Maon, fragen Sic zuvor, welche» Verbrechen Ihr Vater begangen batte und welche Schuld auf der Seele diese» Manne« hier lastet, bevor Sie fern« meine Wege kreuzen und mich hindern, un schuldig vergossenes Blut zu rächen." „Ein Verbrechen!" riefen Mary und Stanhope wie auS einem Munde. „Ja, rin todwürdiar» Verbrechen", wiederholte der Oberst, unerbittlich wie daS Schicksal. „Ich babe Dich getäuscht, Mary", stammelte jetzt Tboma« Dalton in bangem Web „Ich bin nicht der schuldlose Mann, für den Du mich hälft. Der Gedanke aa die Miffr- that, dir ich beging — in alter Zeit, vor Dein« Geburt — hat mir all mein Lebtag Schrecken und Grauen bereitet. In blinder Wuth tödtrte ich —" .Halt", ries der Oberst mit furchtbarem Ernst. .Haßt mich die Geschichte «zählen. Ich hege keinen Groll gegen euch, ihr Kinder der beiden Schuldigen. Hättet ihr nicht selbst gesucht, den Schlei« zu lüften, ich würde da» Ge» bcimniß lang« Jahre nicht enthüllen; um euch Diuge zu berichten, deren Kenntniß euer Gtück nicht fördern wird. Ibr brharrt jedoch daraus, weit« »u forschen uud zwingt «ich, mein Schweigen zu breche». Sa will ich denn «de» im Namen der Gerechtigkeit, die ich vertrete, und ench nicht« Werenthoit«*." Verwirrt und bestürzt starrte Mary ihren Vater a»: Stanbope war einen Schritt näher getreten und blickte dem Obersten fest ins Auge, während dieser seine Erzählung begann. „Siebenundzwanzig Jahre sind es her, da herrsckle Schrecken in dem Lager, da« eine Gesellschaft Goldgräber am Fuß der Sierra aufgeschlagen batte. In der Nackt war Schnee gefallen und die kahlen Berggipfel, deren Riesen mau« sich gegen Westen erhob, kleideten sich allmählich in ein weiße« Gewand. Es drohte zum Leichentuch zu werde» für die elenden Menschen, die in ibrer Noth der Verzweif lung nahe waren. Schon zwei Wochen zuvor hatte ei» SchreckenSgcspenst Einzug gehalten im Lager — der Mangel an Nahrungsmitteln. Immer fester nistete eS sich ein und ließ sich nicht mehr vertreiben. „Die Gesellschaft bestand au» zwölf Mäunern, von denen zwei jetzt vor euch stehen — und einem kleinen Knaben von zwölf Jahren — meinem Sodn. Ein zwölfjährige» Kind an diesem Ort de» Grauen», der beherzte Männer zitteri O machte! Er hieß Bernhard und war ei» schöner Knabe. Alle Beschwerden, die wir ertragen mußten, hatten ihm seine» Frohsinn nicht getrübt, seinen Mutb nicht gebrochen. Auck der neuen Gefahr, die un« sämmtlich bedrohte, sah er kllb» in» Angesicht und beschämte, ohne e» selbst zu wissen, die enl muthigtea Männer. „Ich liebte den Knaben mehr als mein Leben und wen» ich daran dachte, daß ich ihn selbst bierbergesübrt in den gewissen Tod, so fluchte ich dem Goldficbrr, da« mich belbön vatte, und gelobte, wenn er mir «halten bliebe, keine Hand mehr ciuSzuiirrcken nach den gleißenden Schätzen und wenn mir die Goldklumpen auch dicht vor den Füßen lä^en. „Noch ein anderer Feind bedrohte an jenem Tage unser Lager: die Seuche. Vor einer Woche war unser Führer gestorben; wir batten nickt gewagt, den Namen seiner Krank beit auf die Lippen zu urdmea, ab« wir entflohen, so bald sein Athrm stillstanb. Wir kannten den Weg nicht, aerirthen in eine falsche Schlucht uud verloren sechs kostbare Tage in der Irre, sonst wären wir schon jenseits der Berge gewesen, ehe de« Schnrrfall rintrat. „Au jenem Morgen ward abermals ein Mann vom Fieber befallen; wir sahen e» mit Schaudern, aber e» war nicht da« größte Uebel. vor dem un» bangte. Die brennendste Frage für deu Augrnblick war, ob wir den Urbrrgang über da« Gebirge wagen oder in der Schlucht warten sollte», bi« man vu» Entsatz und Hilfe schickte.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite