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01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.12.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941210015
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894121001
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894121001
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
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- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-10
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Oxtr«-Beilagen (gesalzt), vor mit der Morgen »Ausgabe. ohne Posibesörderuug 80.—» mit Posidesörderuag 70.—^ Amia-meschluß str Anzeige»: »bead-Au-gab«: vormittag« 10 Uhr. Morg»»»Ausgabe: Nachmittag« 4 Uhr. Sou», »»d Festtag« früh '/»S Uhr. vrt dr» FUtale» und Aanahmeftelleu je et»» halb« Stund« früher. kniet,eu stad stet« »u dir GgPrdttt»» zu richten. Druck und Verlag von lk. Polz kn Leipzig ^ «29. Montag dm 10. December 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Holzauclion. Dienätag, den II. Decrmdrr d. I.. sollen von vormittag» »V, Utzr au im Bnrgnner Forftreoterr aus dem Miilelwaid- schlagr t» Adth. 6a: Lü Lw Etchen-Nutrschrite l. ». II 285 18 6 15 4 Eichen» Viichru» Eichen- Niftern- ENern» «I.. Vrevufcheit« unter den im Termin, aushängenben Bedingungen und der üblichen Anzahlung an Ort und Stell» meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus drm Wittrimaidschlage in der Mähe »on v-tzUtz-Vtzrenderg. am früheren alten Korfthause. Leipzig, am 4. Decemdrr 1884. De» Rath» Forstdehutation. Thierarzt gesucht. Jnsolgr Anstellung des jetzigen Thierarzte» al< Echlachibos« Verwalter an drm von der hiesigen Fleiicherianung errichteten Schlaeht- und Biehhosr ist in hiesiger Stadt die Niederlassung eine» Thirrarztr» sehr erwünscht. Er dürfte dei dem hier und in den umliegenden Ortschaften vorhandenen, nicht «nerdeblichen Viebbestand«, in-besondrr» an Pferd«», gewiß «me lohnende Praxi- finden. Limbach, am L4. November 1884. Der vtahtrnlh. vr Goldeabrrg. B. Die gesetzliche Verstärkung -es Schutzes -er Ltaatsor-nuug. . H. (Schluß.) 2. Es wird wobl vielen deutschen ReickSangeborigen neu sein, daß rin Mensch, der die Bürger einer Stadt mit Mord und Kaub, Bombenwerfcn, Aufruhr u. s. w. bedroht, straflos bleiben muß» wenn er nur unterlassen hat, bestimmte Einzelpersonen al« Ziel seines Borbaden» zu bezeichnen. Nur die Bedrohung mit eiuemgemrinaesäbrlick»«oVer» brechen (Brandstiftung,Gefährdung von Eisenbahnanlagen und dgl.) ist auch ohne solche Bezeichnung verboten. Nun baden die Anarchisten und, w«nn man dir Pariser Commune in Betracht zieht, auch die Socialdrmokraten dafür gesorgt, daß alle Verbrechen gemeingefährlich geworden sind. Man tobtet, um zu tödten, .wen'» trifft", und die Drodung eine» SocialrevvlutionairS ist daher immergemeingtfäbr« lich. Die Stadt Pari« stand vor und nach der Hinrichtung Ravachol'» und anderer Anarchisten im Banne einer sebr be gründeten allgemeinen Furcht. Zum Schutze der Bevölkerung gegen Einschüchterung setzt nun (im ß. l26) die Um sturzvorlage auf jede Androhung eines Verbrechen« Gr sänaniß bi« zu «iNem Jahre. Hat die Bedrohung umsiürz lerischen Zwecken gedient — ein im Ausland nicht seltener und in Deutschland sebr möglicher Fall, da die Verbreitung von Schrecken «ine wirksame Vorbereitung revolutionairrr Handlungen ist — so tritt Gefängnchstrafe bi« zu fünf Jahren ein und kann auch aus Stellung unter Polizeiaufsicht erkannt werden. Selbstverständlich sollen Schriften, welche strafbare Bedrohungen enthalten, der sofortigen Beschlagnahme unter liegen. In der Befolgung ausländischer Beispiel« und der gewiß richtigen Erkrnntniß, daß man anarchistische Verschwörungen womöglich fassen soll, ehe sie sich durch Verbrechen betbäligt haben, will die Vorlage in einem neuen Paragraphen (129») Diejenigen, die in der Absicht, auf den gewaltsamen Umsturz hinzuwirkrn, vir Ausführung eine« Verbrechens ver abredet oder sich zur fortgesetzten Begehung mrhrrrrr Verbreche» Verbund»» haben, mit Zuchthaus bi» zu fünfzehn Jabren bestraft wissen, wenn sie auch noch nicht« zur AuSfübrung ibre« Entschlüsse« getban haben. Der Antrag bezieht sich auf Verschwörungen zu Ver brechen aller Art, und da« mit Grund, da beispielsweise Diebstahl und Raub, und zwar nicht nur von Dynamit, von den Anarchisten als Heldentbaten betrachtet werden. Der K. 130 in der vorgeschlagenen neuen Fassung macht den Eindruck einer captatio deoevolentiae. Er verzichtet darauf, eine den öffentlichen Frieden gefährdende Anreizung verschiedener BevölkerungSclassrn gegen einander an sich zu bestrafen, und beläßt e« dabei, daß ein Vergeben nur dann vor liegt, wenn bi« Anreizung zu Gewaltl bätigleiten erfolgt ist. Dir .Begründung" meint, die Beseitigung der Worte .zu Gewaltthätigkeiien" sei unnöthia, denn schon dir jetzige Reckt- sprechunz fordere zur Strafwürdigkeit nicht, daß die An reizung grrignrt sei, Gewaltthätigkriten alsbald bervorz» rufen oder unmittelbar nabe zu bringen, «S genüge ihr viel mrdr, wenn eine zu Gewaltthätigkriten gegen andere Bevöl kcrungSclaflrn geneigte Stimmung erzeugt wprden sei, die zu einem Ausbruch der Gewaltthäiigkeiten bei einem sich dar bietenden Anlaß führen könne. Drm gegenüber scheint die Frage nicht unberechtigt, wie e« in der socialbemokratischen Presse dei der gegenwärtigen Rechtsprechung von Verhetzungen in eine .zu Gewallthätigkeiten geneigte Stimmung" förmlich wimmeln kann. Liegt da« an der Staatsanwaltschaft? Anzuerkennrn ist nur da« Ein«, daß der Verzicht aus dir Vrrsckärsung dieser Vorschrift dem Schifilrin der Vorlage Winv in die Segel zu blähen geeignet ist. Dasselbe gilt von dem Zusatz, der für den tz. 130 vorgeschlagrn ist und der Denjenigen mit Geldstrafe bi« zu 800 ^ oder mit Ge- fängniß bi« zu zwei Jabren bedroht, „welcher in einer den öffentlichen Frieden gefährdenden Weise die Religion, di« Monarchie, die Eve, dir Familie oder da- Eigen- lbum durch beschimpfend« Aeußrrungen öffentlich an greift." Der Angriff muß also, um strasbar zu sein, nicht nur den öffentlichen Frieden gefährdet baden, sondern auck in be schimpfender Form rrkolgt sein. Ob diese letztere Einschränkung eine ausreichende Garantie dafür gewährt, baß die sachliche Kritik der in dem Paragraphen geschützten Einrichtungen nicht eingeschränkt und nur Verhöhnung und Schmähung getroffen »ird. bedarf der näheren Prüfung. Dir letzte Aenberung dt« Strafgesetzbuches betrifft einen Branch germffer Prrßorganr nnd Redner, den die „Be gründung" mit der Hehlerei aus eine Stufe stellt. Zur Zeit wird nur bestraft, wer, um Sta.ilSeinrichtungen oder An ordnungen der Obrigkeit v-rächtlich zu machen, erdichtete oder entstellte .Tbatsachen" öffentlich behauptet oder verbreitet, wenn er gewußt bat, daß sie erdichtet oder entstellt waren. Der Entwurf droht Strafe an, wenn nur der Tdäter den Umständen nach die Unrichtigkeit annebmen mußte. Da die Presse de« UinsturreS systematisch und mit der gewollten volkS- verbitternden Wirkung den Staat und die Behörden herab- etzende Behauptungen auftischt, von denen eS aus der Hand liegt, daß die Revacteure die Unrichtigkeit nicht bezweifeln, so ist die beantragte Verschärfung annehmbar. Die noldwenkige rreibeit der Beurtbeilung öffentlicher Einrichtungen und der Lontrolirung der Anordnungen rer Behörden wird durch sie nicht beschränkt, wenn nur die Gerichte sich genau an die Be- timmung halten, daß die Behauptung oder Verbreitung der erdichteten oder entstellten Tbatsachien in der Absicht, da« Bestehende verächtlich zu mache», erfolgt ist. Jrridümlicke Behauptungen, zu dem Zweck der W-Hrnebmunz des öffentlichen Interesses ausgestellt, bleiben daun straflos. Wer aber mit tendenziöser Leichtfertigkeit schimpfliche Tbatsachen weiter verbreitet, dem geschieht mit der Strase sein Recht. Deutsches Reich. ^ Berlin, 9. Decemdrr. Die Initiativanträge im Reichstage, deren erste Sturmfluth nunmebr verlaufen ist, lassen sich jetzt überseben. An erster Stelle wirb in der osficiellen Aufzählung der Jesuitena »trag ves CrntrumS angeführt» dann folgen konservative Anträge aus Verbot der Einwanderung fremder Israeliten. Ein solcher An trag liegt auch von den Antisemiten vor. die außerdem va« Berbol de« Schächten- und die Wiedereinsübrung der confessionellen Eidesformel beantragen. Co»se>vativr, Nationallidrrale und Centrum treten für da-Hcimstätten- gesctz ein. Anträge de« CentrumS und der Conservativco betreffen dir grwerbrpolitische Gesetzgebung, Ein- sübrung de« Befähigungsnachweise« im Handwerke, Schaffung einer geordneten Vertretung sür die Arbeiter, Beschränkung der Arbeit-zeit der Arbeiterinnen und dergleichen. Anträge verschiedener Parteien beschäftigen sich mit den Beruf« vereinen und Confttyianstalkeo. Ferner liegen fortschrittlich ' demokratische Anträge aus Erhebungen über die Wirkungen der ConntagSvorschristen auf daS Handwerk und den Klein handel, sowie über die Verluste der Baudandwerker an For derungen für Neubauten, auf Ermäßi iung der Gerichts- und AnwaltSgebüdren, auf Regelung der Rechtsverhältnisse der in HauS- und Landwirtbschafl beschäftigten Personen vor. Ein konservativer Antrag bezieht sich aus die Beschlagnahme de- Arbeit-- und DienstloknS. Ein nationalliberaler Antrag betrifft dieMilitairgerichtSversassung und dieMilitair strasproceßordnung (Ständigkeit der Gerichte und Leffeul lichkeil und Mündlichkeit de» Hauptverfahrens), national liberal-sreiconscrvalive Anträge wünschen Erschwerung tcS Verlustes und der Erwerbung der deutschen Re ichS- angebörigkeit (Antragsteller ist Prof. vr. Hasse), sowie Regelung der Auswanderung. Eine andere Gruppe von Anträgen beschäftigt sich mit der Errichtung von Volksvertretungen in allen Bundesstaaten. Die Frrisinoigk Vereinigung verlangt nur im Allgemeinen diese reich-gesetzliche Vorschrift, dir beiden Dolkspaneien fügen die Forverung hinzu, daß die Volksvertretung in allen Bundesstaaten aus allgemeinen, gleichen und direcic» Wablen hervorgrben muß. Die Socialdemokraten verlangen sogar Herabsetzung der Wahlgrenze aus ein Alter von zwanzig Jabren und Tdeilnahme de« weiblichen GeschlechieS an den Wablen. Auch vie freisinnigen Anträge auf Einsübrung von geschlossenen Umschlägen bei den Wablen unv aus neue Ad arenzung der Wahlkreise nach dem veränderten Bevölkerung« stand sind wieber eingebracht. Anträge der Socialreino- kraten und der rrichsländischen Abgeordneten bezirken sich auf die rlsaß-lotbringische Gesetzgebung (Aus Hebung de« Dictaturparagraphen u. a.). Verschiedene An träge verlangen Aushebung de« JmpfgesetzeS. Auch der Antrag aus Einsübrung eines Zoll« sür Ouebracho- bolz liegt wieder vor. — Daß bei dieser Ueberfülle von Initiativanträgen, die nur zum kleinsten Tdeil zur Beralbung gelangen können, eine Aenberung in der geschäftlichen Be handlung notbwendig ist, wirb nirgend« bestritten. Voraus sichtlich wird sich noch der Scniorenconrent mit Vorschlägen bierübcr beschäftigen. Einstweilen liegt ein dringlicher An- trag der Bolksparteien zur Geschäftsordnung vor, welcher verlangt, daß alle Anträge, welche innerhalb der ersten vier zehn Tage der Session eingcbracht werden, als gleichzeitig eingebracht gelten und über die Priorität da« Loos ent scheidet. * Berlin, 9. December. Die „Franks. Ztg." sucht die Demonstration der Socialdemokraten in der DonnerStag-Sitzung de» Reichstag» durch folgende Be merkung in ein mildere« Licht zu stellen: „Eine drrartige Demonstranon mag dem jüngeren Geschlecht unerhSrt scheinen, dem Llteren ist sie «s nicht. Wer die Sons ticts- zeit in Preußen erlebt ha», wird sich ähnlicher Vorgänge au« dem Adgeordneteahouse erinnern." Hierzu bemerkt die „Nat -Ztg ": „Dir haben die Con- flictezeir miterlrbt und erinnern »n« sehr genau einzelner Sitzungen, in denen Gelegenheit zu riner Demonstration, wie die vom Donnerstag gewesen wäre, z. B. der letzten Sitzung vom Februar >866, al« da« Abgeordnetenhaus zu seiner größten Ueberraschung auf 24 Stunden vertagt wurde, damit^s bi« zu dem aus den nächsten Tag anberaumlen Schluß der Session keine Verbandlung mehr Miren konnie. ES ist auch den radikalsten Mirgliedern nicht in den Sinn gekommen, bei dem Hoch auf den König, da» der Präsident Grabow ausbrachte, sitzen zu bleiben; sic alle, Walkeck, Ziegler rc. standen. Einzelne rntdirleen sich wobl de« Hoch rufen-, worauf der Minister de« Innern Graf Fr. Eulen- burz den neben ihm stehenden Herrn von BiSmarck durch eine Handbewegung aufmerksam machte, aber — und bieraus allein kommt es an — da« ganze HauS hatte sich erhoben. — Nach dem im Seniorenconvent de« Reichstage verabredeten Geschäsl-planr ist für die Generaldebatte de« Etat« »ine dreitägige Dauer in Aussicht genommen Wird diese Zeit nicht überschritten (waS keineswegs settstebl), so könnte die erste Lesung der Umsturzvorlage noch vor der Weibn.ichlSpausc stallsinden. — Vcn reu Spitzen der hiesigen Universität wird gegen wärtig die Frage einer gemeinlamen Betbeiligung aller drutlchen Universitäten an der Feier de« 80. Geburts tages teS Fürsten BiSmarck berathen. Im Falle der Zustimmung der ankeren Universiiäien, die darum an gegangen worden sink, hofft nian bezüglich der Einzelheiten der Au-sührnng dcS Gedanken« leicht zn einer Verständigung zu gelangen. — In der vorgestrigen Sitzung de- „Verein« der Ber liner Gastwirtbe" machte der Vorsitzende Feuerstein, wie wir der „Post" entnehmen, die Mittbeilnng, daß der Verstand des Vereins der in einer Versammlung der Weißbierwirtbe gefaßten Resolution, den Reichstag zu ersuchen, ein Gesetz gegen die Boy kokt bestreb ungrn der Socialdemokraten zn erlassen, nicht beigetreten sei, weil dom Deutschen Gast- wirlbS-Verband eine Denkschrift über den Bierboykolt an den Reichstag gelangen soll unv eö deshalb zwecklos sei, wenn rie Einzclveieine noch mit besonderen Petitionen an den Reichs tag geben. Auch der Vorstand de» Welßbierwirtbe-Vcreinö soll sich dieser Ansicht angeschlossen baden. Gastwirtb Wolter regte die Bildung eines Schiedsgerichts, a»S einer gleichen Zahl Gastwirtbe unk Mitglieder der Bovkoll- coniaiissiou bcstebenk, an. welches in Zukunft über streitige Fragen entscheiden solle. Ein solche- Schiedsgericht babnc auch der neue Saalbesiyer-Vcrein an. Herr Feuerstein erklärte, daß die Errichtung eines solchen Schiedsgerichts auch vom Verein der Gastwirtbe in Aussicht genommen sei, wenn die FriedenSverbanrlungen mit der Bonkottcoinniission nicht resultalloS verlaufen wären. Jetzt müsse man damit warten, biS der Bovkott beendigt sei. Schließlich machte Herr Triebet die Mittbeilnng. daß die Caalcom > ission bi« jetzt bereits lKO oooan Unterstützungen verausgabt habe. — Eine hier im Saale dcS Berliner HandwcrkrrvereinS abgebaltene Hanvwerkerversammlung bat einstimmig folgende Resolution beschlossen: „Die Versammlung glaubt, baß die Worte de« Kaiser«: „Meine boben Verbündeten und Ich betrachten eS als die vornebmsle Aufgabe des Staate», die ywächeren Classen der Gesellschaft zu schützen und ihnen zu ,.i-r bvheren wirthschasllichen und sittlichen Eristen; zu ver helfen" auch für den Handwerkerstand gesprochen sind. Die Versammelten bitten in dieser Erwartung die verbündeten Regierungen und den boben Reichstag, die trückeiikstrn Nolb stände in der Handwerkeigesetzgebung beseitigen z» wollen.' — Die Bevollmächtigten zum Bundesrath: Staats- Minister Janien, 1>r. von Heim, Vr. von kosi-ritz, Peterien, von Siarck, Lber-Regierungs-Ralh von Mebing, Staais-Minisler Vr. Bollert und Staaisrath von Frese sind von hier wieder abgereist. — Der Präsident d-S Evangelischen Ober-Kirchenraihs, Wirb liche Gebciiiie Ralh V. Vr. Barkhaujen, ist hierher zuruckgekchrt. — Der Ober-Präsident der Provinz Hannover v. Bennigsen hat sich nach Hannover begeben. — Graf und Gräfin Wilhelm BiSmarck sind aus Barzin hier angekoinmrn. * Breslau. 8. December. Ter Regierung-, lind D!-dicinalratb Schmidt mann hierseibst ist als Hilfsarbeiter in da» (LuttuS- mlnifterium berufen worden. * Weimar, 8. December. Staatsminister v. Groß begiebi sich morgen nach Berlin, um als Bevollmächtigter zum BundeSratb den Berdanblungen des Reichstages bcizuwohnen. (W. Z.) * Aus Württemberg, 8. December. Mehrfach ist in der Presse davon die Reo« geweien, Oberbürgermeister Hegelmaier in Heil- bronn beabsichtige, sich als Landtags.Landida» ausstell«,, z» lassen Aus eine pnvale Anfrage hat Herr Hegelmaier, wie man d>r „F. Z." »liithcilt, allerdings erklärt, daß er unter Uniständen candidiren werde. Gleichzeitig versicherte er. er werde im Falle einer Wadi weder der deuiichen Partei, noch der logenannlen Landespartei beitreien. Im Wesentlichen occeptir» er das Programm der BolkSpariei, mit Ausnadme elwa de« Punktes, der die Lrcimnng von Staat und Kirche verlangt, wofür er sich nicht erwärmen könne. * An» vlsaff-Lothringen, 8. December. Das katho lische Bereinswe sen bat in den letzten Jabren im Reichs lande einen bedeutenden Aufschwung genommen. Außer dem ausgesprochen politische Zwecke verfolgonken Volksvereine sind in allen Städten nnd auch in größeren Landgemeinden viele Jüngling-- und Männervereine unter geistlicher Fübrung ins Leben gcrusen worden. In Mülbausen unk Kolmar sind bereits katboliicbe Verein-bäuser erbaut worden. Em solches ist nun auch in Straßburg^ nnd zwar in großartigem Maßstabe in Aussicht ge nommen. Der Bauplay hat nicht weniger als 260 000 gekostet nnd die Baukosten sind aus 425,000 veramchlagt. Dir Gelder werden durch Aclien aufgebracht, von denen eine Anzahl bereits gezeichnet ist. In riner in Siraßburg im cerele catholiguv gehaltenen Rede betonte der bekannte Abbö Müllrr-Simoni-, da« katholische Volk müsse >m Elsaß eine festgrglieverte Organisation baben, wie in Preußen und im deutschen Reiche, wo die Katholiken in der Minderbeit seien und dennoch eine mächtige, ausschlaggebende Stellung erworben haben. Oesterreich Ungar«. * Wien. 8. December. Freiherr von Hye, ehemaliger österreichischer Justizminister, ist gestorben. * Best, 8. December. E« bestätigt sich, daß ein festerer Zusammenschluß der liberalen Partei nnd damit eine Stärkung de« CabinetS eingelreten ist. (?) Tie liberale Presse faßt beule die Lage rubigcr aus nnd erklärt, abwarten zu können. Der „Pester Llovd" schreibt in einem auffälligen Artikel: Wer immer eS wagen sollte, die liberale Entwickelung de« Lande« anzngreisen, der werde eS zu Wege bringen, daß der LiberaliSm»« einer riesigen BollSmajorität tnrck den Radicali-muS und zwar einen sebr radicalen Radikalismus abgelöst würde. Gras Kalnvky könne so blind nicht sein, dies zu wollen. — Die äußerste Linke kündigt eine dringende Interpellation an wegen der Maßregelung de« Reserve lieutenant» Leipold, der al- städtischer Beamter in Civil eine Traurrschärpe tragend da» Begräbniß Kossutb'S mit gemacht bat und deshalb vegrabirt wurde. (Frks. Ztg.) * Pest. 8. December. Die Nation« lvartei beschloß aus Antrag de« Grafen Apponyi, die JndemnitätS Vorlage abzulebnen, weil die Partei kein Vertrauen zu der heutigen Regierung habe. Frankreich. * Pari«, 8. December. Die Verhandlung in der An klagesacke gegen da« Hau- Allez wurde schließlich ans 8 Tage vertagt. * Parts, 8. December. Nack einer Meldung de» „Soir" ollen in der Erpressungs-Angelegenheit mehrere Ver haftungen, darunter diejenige eine» ehemaligen Minister-, erfolgt sein. Der Untersuchungsrichter Dopsfcr ließ die Bücher der Blatter „Paris" und „Radikal" prüfen, deren Tirccioren von einem Berichterstatter der Tbeilnahme an der ErprcssniigS-Angelegenheit beschuldigt wurden. — )ockroy wird in der Kammer beantragen, daß in dem Proccß DrevsnS nur direct die Naiional-Bcrtbcidigung interessircnde Geheimnisse bei geschloffenen Tbüren verhandelt werden sollen. — Untersuchungsrichter Dopsser äußerte, er werde alle in Erpressungssacken verwickelten Personen ver haften lassen, wer sie auch seien. * Paris, 8. December. Dcputirtenkammer. (Fortsetzung^ Vor Beginn der SpecialVebalie über baS Budget beantragte der Tevniirte Boudenoot die Eiuietzung einer ouherparlamentariichcn Eommission. um über eine Vereinfachung des Verwaltungs dienstes zn beraltien. Peletan verlangte, daß die Ernenn^ der Cvininisiion durch die itaminer erfolge. Ter Minister- ^ Du pul, bekämpfte den Anirag Pellelan, da d.rselbe traucnc-volum cnlbalte. Der Antrag Pellelan würbe h. 297 gegen 180 Sun,men verworfen. Am Montag . Kammer die Beralhung des Ausgaben-BudgetS beginnen. Belgien. * Brüssel, 8.Deccmber. Ter Ministerratb wird dem nächst Maßregeln zur Einschränkung der revolutionären Pro paganda der So eia listen berathen. Italien. * Rom. 8. December. In der Depiitirtenkain mer erklärte der Mliiincr des Auswärtigeu Baron Blanc in Erwiderung aus eine Ansrage des Depulirie» Lochis, die Nothwendigkeit, van Kassala zur Veribkidiqung der enillnü ichcn Eolonie Bestv zu ergreifen, sei durch die Thatiacben gerecbtseriigt worden. „Hätten wir diesen P ap, die OpcrationSbasis gegen Erylbräa, nicht occupirt. sa däiten wir unsere Truppen zur Vertheidignng von Agordat und Keren gegen etwaige Einsalle bedeutend verstärken muffen u. d unsere Lage gegen, der Abessinien wäre gleichfalls keine so gut» gewesen. N,->eu anderen Voriheilen war es auch die Er laitung unseres Anied-nS und die Sicheiung der Berötkeinug uns des Handels für die Z»l, nft, waS d,eie Aciion gebot. Hmsichtlieli unierer ansv ü t'gen Becu t ungc» setzte die Occupatio» Kasjalav jeder Mvglia.cit eines WectnclS unleeer politljche» Beziebungen zu Eng tand rn Ziel. L,e Solidarität, in der wir uns nunmebr in Kassala betreffs der in i i i t a i r i i rb e n Ve» ibeidigung mit den engliichen Streitkrästen befinden, die in Tuakmi und Wadihalsi- die Absatzwege deS Sudan» gegen da'- Rotbe Meer und d n Nil be aachcn, bat in natürlicher Wecksiel- brziebung auch die äugen,cheinli.be politische Solidarität zwischen den leide» Mächten in den egnptijchen Angeieqen- beiten mit sich gebracht." Ter Mi»i,ier versicherte mit allem Nachdrucke, daß Italien im Sudan eine weitere Action weder beabsichtigt habe, noch eine solche durchführen wolle. „Eine ii»S mit dem Ausdruck der Sbmpatbie zugekommene Anfrage über den Berlbeidiguugszustand von Kassala, haben Nur dahin beaniworlet, daß unsere Streitkräste weder Hilse von irgend einer Seite erwarten, noch solche verlangen Mißgeschicken, wie sie alle Eolonlsationernächte in Afrika begegnen, wird J,a,ien mit F.stigkeit in voller Gkwißhrit eines endlichen Er folge» die Stirne bieten. Es liegt nicht in der Macht der Der wische, d,e Oberhand über unsere Teftnsivkrüile zu gewinnen, Lenen die Regierung ihren Gruß und den Ausdruck ihrer Dankbarkeit uns ihre» vollen Vertrauens entbietet." LochtS nahm mit Befriedigung von dieser Erklärung Kennlniß. ^ * Mailand, 8. December. Gestern fand hier die end- gillige Consiltuirung der Italienischen Creditanstail mit rem Sitze in Mailand und Genna und mit einem Actien kapitale von 14 Millionen Lire statt. (Wdrbit.) * Der mit den vatikanischen Kreisen in Fühlung stehende römische Gewährsmann der „Pol. Corr." tritt kcr Be hauptung entgegen, daß der Papst, kcr neuerdings der italienischen Regierung ein gewisses Entgegenkommen gezeigt habe und von dem Gange der Tinge in Franl reich nicht gerade erbaut zn sein scheine, unter dem Einfluß Galimberti'S und einiger anderen Cardinäle die bisherige:, politischen Babnen verlassen und sich „der Tripelallianz in tie Arme werfen werde". „WaS die Politik des Vatikans gegenüber Italien betrifft," — schreibt er — „so wurde dieselbe sruber daupnachlich durch zwei Facwren bestimmt: durch die ausgesprochen kirchenseindliche Haltung de- letzten EabinetS Erispi, ferner durch gewisse vom Papst aus lic französische Regierung gesetzte Hoffnungen, die sich aber nicht voll ständig verwirklich! baben. In diesen beiden Faktoren ist nun eine Aenderunq »ingelrelen. Herr Erispi Herrsch in seiner ictzi en Haltung, daß er sich die Lehren der Erfahrung zu Nutze gemacht bat. Er begt daher nicht dir geringste Lust, den „Eulluitamps", den er 1887 und 1891 sührle, wieder auszunchmen. Es ist v,cl mehr unbestreitbar, daß er gegenwärtig gegenüber der Kirche sich von liberalerem und wohlwollenderem Geisie teilen läßt, wofür sich mehr a>S ein Beweis ansühren ließe. Eine entgegengejetzle Er scheinung zeigt sich in der Haltung Frankreichs. Tic Art und Weise, wie die Regierung der Republik das wiederholte Entgegen kommen de- Pavsies erwidert hat, mußte in den Beziehungen zwischen dem Batican und Paris nolbwendigenoeise eine gewiss,- Erkaltung bewirken. Es ist eine Reihe von Zwiicheniällcn vor- gekommen, die den Papst sehr peinlich berührt baben. Es mag z. B. nur ans die Opposition der sranzösijchen Regierung gegen die Ernennung des Bischofs Perraud zum Cardinal und in der Frage dcS Gesetzes iiber die Verwaltung der Kirchcngüter und aus den Einspruch Frankreichs gegen die Errichtung einer kirchlichen Hierarchie in Lstasien hingewieien werden. Wenn dir Beziebungen zwischen dem heiligen Stuhl und Frankreich zur Zeit minder in timen Ebarakter» sind, al- sie ehedem gewesen sein mögen, so bat sich das die französische Negierung selbst zuzuschreiben. ES ist ober dabei seslzuballe», daß, wenn auch die Lvmvathicn sür die fran zösische Regierung abqenominen haben, Frankreich selbst anch weiter hin sür den Papst de» Gegenstand väterlicher Zuneigung und Sorgfalt bildet. Ein weiteres, in diesen Zusammenhang gehvrendes Moment ist es, daß in der Haltung einiger anderer Regierungen ein günstiger Umschwung gegenüber dem Vatican ringetretc» isl, was selbstverständlich bei letztecem gleichsall» freundlichere Dis Positionen in der betreffenden Richtung Hervorrufen mußte. Der Versuch, den Ursprung der gegenwärtigen Politik d»S Passte» in dein Einfluss« irgend einer Gruppe von Lardinäien zu sind»», ist
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