Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-08
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805080
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880508
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880508
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-08
- Monat1888-05
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 08.05.1888
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Erscheint täglich früh S'/, Uhr. Nedartion »«d Lrpr-Uioo Johnnne-gaffr S. APrechkunie» irr Uediriion: Vormittag- 10—18 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. M die Nii<1-»t, einaeland«« vi»„icrii«, «ach» sich die -Iet»cti»n nicht »crtintlich. «,,«»«« »er säe »le nächsttnl,,»»« R»««er testimmtrn Jnsrrnte «« v-ckentagen bi» 8 Uhr Ra»«lt»«,s, au ksiun- nnSSesttagr» srüh »i»'„VUtzr. In de» Filialen fnr 3ns -Annahme: Ott« Kle««, Universität-straße 1. Laut» Lösche, Katharinenstr. 83 pari. u. König-Platz 7, «ur dl- '/,s Uhr. WpMtr Tageblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. Abon«ement»prei4 e vierteljährlich 4>/, Mk incl. Dringcrlobn 3 Mk.. durch die P«st bezogen 6 Mk. Jede einzelne «lummer 80 P' Belegexemplar 10 Pf. Gebühren inr Extrabeilagen (in Tageblatt-Format gefalzt) ohne Postbeförberuiig M Mk. mit Pvstbesördernng 70 Mk. Inleralr 6<fespaltene PetitzeNe SO Ps. Größere Schriften lant uns. PreiSvrrzeichnlß Tabellarischer u. Ziffernintz nach höherm Tari' Krclamen unter dem RedactionSstrich die-gcjpalt. Zeile bOPs., vor denFa milien Nachrichten die kgespaltenc Zeile 40 Pf. Inserate sind stets an d,c ^xpeSition zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praoniiinoraiiilo oder durch Post- Nachnahme. 12S. Dienstag den 8. Mai 1888. 82. Jahrgang Amtlicher Theil. Vrkanntmgchnng. Im Anschluß an unsere Bekanntmachung vom 11. April 1877 bringen wir hierdurch anderweit zur öffentlichen kennt« »iß, baß beim Ein- und Au<fahren von Wagen »ach und au« den an der Straße liegenden Grundstücke» tn die nach dem Trottoir zu scharfkantig abgegrenzten Tagerinnen der Straß^ dem Profil de» Gerinne» entsprechend gearbeitete Pfoste« oder Bohle» rinzulegen sind. Vernachlässigungen dieser Vorschrift werden in jedem ein« »einen Falle mit Geldstrafe bi» z» «0 Mark oder Hast bi« zu 14 Lagen bestraft. Gleichzeitig bringen wir nachstehend «ud D den die Be seitigung solcher Pfosten oder Bohlen nach gemachten» Ge brauche verfügende» tz 91 de» Straßen-Polizei-Regulativ» vom 14. November 1885 unter Hinweis aus die in tz. l58 desselben Regulativ» festgesetzte Strafbestimmung hiermit in Erinnerung. Leipzig, den S. Mai 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 8846. vr. Georgi. Hennig. D 8- S4. Lte,enlaffe« der Pfosten tn den Taserinne». Macht eS sich nölhig, beim Ein- und Ausfahren von Wagen nach und au» den an der Straße liegenden Grundstücken in die Taaeriunen der Straße PsoftcN oder Bohlen einzulegen, so sind diese alSdald »ach gemachtem Gebrauche wieder zu entsernen dasern nicht Vom Ralhe da» längere Liegenlasten ausdrücklich ge- stattet w rd. Vekanntmachung. Trotz unserer Bekanntmachung vom 7. September 1836 hat die Unsitte, Papierstükkr, Abgänge von Leben-Mittel» und andere Gegenstände, deren man sich entledige» will, in den städtischen Promenadenanlage«, aus Stratzen und öffentlichen Plätzen von sich z« werfen, neuer- ding» in erhöhtem Maße o»> sich gegriffen. Mir bringen daher ggchstchcnd sud H die derartige Lcr> nnreinigungen unterfirgoub— tztz de» Slraßen-PolizeirrMaliv- vom 14. November 1885 mit dem Bemerke» in Erinnerung, daß wir nach tz. 158 desselben Regula liv» jede zu unserer Kenntniß gelangende Zuwiderhandlung der fragliche» Art n» nachsichtiich mit Geldstrafe dltz zu «0 Mark oder mit Hast dt» zu 14 Tagen ahnden werten. Leipzig, den 3. Ma, 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 3184. vr. Georgi. Hennig. r 8. ISS. Verunreinigung der Ltratzen. Aedwede Berniiretnignug der Straßen, der an denselben ge legenen Baulichkeilen und Anlagen, sowie der dortselbst etwa be findlichen. dem öffentliche» Interesse dienende» Gegenstände, als Hallen, Buden, Stände, Säulen u. s. tv-, ist verboten. 8- "7. Wcgwerfen von Pavtcrstnckc« in den Promenaden. Da« Wegwcrsen von Paplerstückrn und anderen Gegenständen iu den städtische» Promenaden, insbesondere da- Umhersteeuei» der Abgänge von L.bcnSmstteln und der zum Einschlagen der letzteren benutzten Papiere in der Umgebung der Promenadenbänke ist ver boten. Vekaimtmachimg. Die Ausführung der Grd- und Maurerarbeitcn für daS ReinigungSgebäutr, das Rcgenerirgedäude, da» RegulirungSgebäude, sowie für da« Wagehäuschen und da- PsörtnerhäuSchen bei dem ErncuerungSdau der I. Gasanstalt soll zusammen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Connewitz au» und können daselbst eingesehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift) „ReiutguugSgebände re. — Grd- und Maurer arbeiten für die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de» RatheS, Ralhhau», 1. Etage, und zwar bi« zum Mittwoch den Li). Mai d. I., Nachmittags S Uhr, einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere da» Recht vor, sämmtliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 7. Mai 1888. Rath- der Stadt Leipzig Deputation z« den Ga-anstaltea. gsretta 2 Ul Ziehkinder betreffend! eu II. Mai 1888, Rachm den II. Mai 1888, Rachmittag» »on ab im Kaisersaale der Tentraihalle. sai Die Vorstellung erstreckt sich aus alle, bei fremden — Nicht verwandten — Personen i» der Stadt Leipzig! ege» ein festgesetztes Ziehgeld uniergebrachlen, noch nicht «lpstichtigen Kinter, und werden die Ziehmütter, welche ans Erfordern AnSkunst über Namen, Stand, Geburtsort, Alter und soiistige Familienverhältnisse der außerehelichen Eitern de» betreffenden KindeS zu geben in der Lage sei» mllfien, hierdurch ausgrsordert, die Kinder gedachter Art am obengenannten Tage im bezeichnten Locale dem Herrn Zielkmderarzte unter Vorzeigung deS Zieh-, be ziehentlich VontrolbncheS vorzustellen. Unentschuldigte Verabsäumung der Vor stellung deS KindeS verwirkt die Berechtigung 1 zum Halten von Ziehkindern. Leipzig, am 7. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. (Armenamt.) 2. k. t99. Lubw > g - Wo l f. Wendt.! Vtkanntmachllng. de« I«. Mai dsS. IS der Rordstratze begonnen werden. Dieselbe wird daher aus der Streck« zwischen Ring» Keiistraß- vom bezeichnet««» Tage ab bi» aus Weitere» für de« unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, de» 4. Mai >888. Der Rath der Stadt Leipzig. He», Montag, Schleußenbau i» für Die Lu»sühru»z der Steinmetzarbeiten soll mit dem und IX. 3247. vr. Georgi. „mg. da» ReinigungSarbäude, da» Regenerirgeväude, da» Regulirung-gebäude, sowie für da» WagehäuSchen und da- Psörtnckhäu<chrn hei dem Erneuerung-bau der I. Gasanstalt soll zusammen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Eonnewitz au- und können daselbst ringrseben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „ReinignntzSgebände re. — Stetnmetzardette« für die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur de» Ralhe», Rathhau«. I Etage, und zwar bi« ;»m Mittwoch, de« SS. Mat d. A, RachmtttagS » Uhr einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und insbesondere da» Recht vor, sämmtliche Offerten adzulehnen. VelMnItimchimz. Bon dem ulUcrzcichneicn Armeuainle sollen im Stadt hause allhier Mittwoch, de« 8. Mai ». Vorm, von 8 Ilhr an «tue Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel. HauS- und kücheugcräth«, Betten und vgl. m. mristbielend versteigert werden. Leipzig, den 2. Mai 1888. ' * DaS Armenamt. Ludwig-Wolf. JunghLhnel. Viebstahls-Vrkanntmachulls. Gestoblen wurden laut dier erstatteier Anzeige: 1) 25 Flasche» Rolli» und Wcitfweln. «beilS roth-, theil- gelbgksieakli, aus einer Kellcrabiheiluna in Nr. 3/11 der Kohteostraße. mittelst Nachschlüssel), innerhalb der letzen b Wochen; 2) ein Ballen Ranchwaare», in grauer Leinwand, 60 kx schwer, siguirt „8. 1", von einem Wagen aus der Fahrt von Rillerstraße bi» Dresdner Bahnkos, am 26. vor MtS 3) ein goldenes Gli-derArmbanS, ziemlich breit, nach „Men schmal vu-Iausend, mit Verzierung an den Gliedern, aus einer Wvh »mm in Nr. 8 der ThomasiuSstraße, vom 29 r. MlS. bi- 2. dis. Mt).; 4) ein 2rädrigec »ngestrichcner Haudwngkit mit der Wechsln»« „birimrcit L Orimwe" — ei» Arm ist inillelit zweier Eiienscheene» bescstigl — aus dem offenen Vorhvse deS Schlosses Pleißenburg, am 29. vor. MlS. b) ein Packet von schwarz» und brann-klcimarrirtei» Stoff mit einer Reihr schwarzer Steiimnßknövse und schmarzem WollatlaSsuttcr, ei» Paar Hosen und eine Wcste von demselben Sioff, au- einer Wohnung in Nr. 58 am Brühl, am 30. vor. MtS.; 6) eine silberne ützlinderuhr mit abgegnffcnem Goldrand, 3 Zeigern und kranzartiger B aniengravirung aus der Rückseite, an hängender Rtckelkrtte m l Medaillon und kautschukstempel, aus den Namen des Bestohlene» lautend, nnd Kaiserbildniß aus der Vorderseite, aus einem ArbeUSsaale in Nr. 72 der W ststraße, am 30. vor. MlS.; 7) ein neuer enganliegender Regenmantel, braun, und hell carrirt, vorn mit brauner Sanimetklappe, 3 braunscidene Schnüren Mit 2 Quasten und einem Capuchon von braunen« Samniet mit Quaste, ein brauner Klcidrock mit Schoost, ein Paar schwarze tSlacübandschnhe und em unechte« Coraürnarmband. aus einer Wohnung in Nr. 27 der Ritterstraße, am 1. dsS. MlS; 8) ein schwarze« Aaschmirkleid, abgetragen, Taille mit schwarzem San,niet.AuSputz, sowie ein Franktirock von braungkwürselteni Kattun mit rother RtlaSschleiie an der linken Seite, au« einer Wohnung in Nr. 1b der Riktcrslrnße, am 2 dsS. MlS; 9) ein Objektiv (photogr. ?lpparat), 3zöllig, in Messinggehünse, gcaviit „Loiglläuder L Sohn, Braunjchwcig und Wien", mit Deckel und Blende, ein Iackrt von dunkclgrauem inelirten Stoff, mit einer Reibe Steinnußknöpsen und schwarzem Fulter, ohne Henkel, eine Bürste von braunvolutem Holz und ei» Kamm von schwarzem Hartgummi, au' einem Atelier an der Promenade, mittelst Ein bruchS. von, 3. biS 4 dsS. MtS.; 10) ein raineti-Portemonuaie, ziemlich groß, ans Achatplatien gesertiqt, mit Bronze En,saffung und blause,denen, Futter, enthaltend über 2 ^>, in der Katharinen- oder PelerSstraste. mütelst Taschcn- dirbstatzl», am b. dsS. MtS Nachmittag«; 11) em Iackrt von grauem schwarzdnrchwirklen rvtlicarrulen Stoff, mit einer Reihe in Horn aesastter Stoff-Knöpse, graubraunen, aller und der Firma „Ernst Arneman». Leipzig" unter de», enkel, einem jungen Menschen in Nr. 77 de« Brühl-, am 6. ds:. Ml-. iachmiltagS; 12) eine goldene Tamen-fftzlinderutr, testet, aus der Rückseite mit Schildchen und kleinen Eindrücken, au- einer Wohnung in Nr 10 am Theaterplatz, vom 4. bi« 5. ds-. Mts. Etwaige Wahrnehmungen über den Verblieb der gestohlenen Gegenstände »der den Thäter sind ungesäumt bei unserer Erimina Tldtbeilung zur Anzeige ,u bringen. Leipzig, am 7. Mai 1888. Las Polizeiamt Ser Stadt Leipzig. Brctschneider. .D. »er Gt«»t Ketptzt« DepnAdA» zu Heu GnSnnstnlte». vermirlhung. Die gegeuwäriig als Strschästsloral benutzte erste Etage a» der Petcr-stratze vom Grundstück dir Iuristensaculläi, b i der Untvcrsttät da« t'olleiriui» ckurlckieum benannt, bestehend auS Carridur, 5 Ziuiinrrn nach der Ttratzc und 2 8>>n>»crn nach de« H«fr, ingle chen 4 Ränmcn >m nördlichen Leiten- stüsikl, krder- and Bodrnabtheünng. soll vom I. Ltl«ber diese» Jahre» on anderweit ans 5 Jahre vermikthkt werde». Hierzu >st LicitationStermm ans Msintig, den 14. Mai diese» Jatzrr«. Barmtttag« II Nhr onberaumt Worten „ad werden M ethliebhaber ersucht, in diele,» Termin im llnt»erfttät»-Rrntam«e, wo die LicitalionS-Bedingnngen vorher eingesehen werde» können, sich elnzufmden und ihre Gebote obzuaebe». An Letzter« bleibe» die Bieter vierzehn Tage gebunden. Der Zuschlag »nd ob eln solcher überhaupt erfolgt, bleibt twrbeh«" I Ketphlg a« 3» Mol 16DS V»tversttät«-»e,t«mt Gebtzord». Ziichtamtlicher Theil. Loulangiana. Boulanger beginnt sich jetzt für die neue Lage, in welcher er sich seil seiner Wahl zum Abgeordneten für da» Nord- departcmenl befindet, dauernd und systematisch einzurichten. Er hat die Einwendungen auS den verschiedenen Partcilagern gegen seine theilS eingestandenen, theil« verniuthete» Pläne ehört und die Wirkung beobachtet, welche seine bisherige alkung aus di- öffentliche Meinung hervorgebracht bat, und hat daraus zweier!«, entnommen: Seine republikanische» A„- bänger weile» die Diktatur zurück, und ri» großer Tbeil der Nation furchtet den Ausbruck des Krieges, obwohl der Gedanke teS RacheselbzuzeS gegen Deutschland und an die Rückenverbung Elsaß-LolhringeiiS zu den politisckcn Glaubensartikeln fast aller Franzosen gehört. Hier daS Ricktige zu lresfen, ohne die Hefsniinge» seiner monarchisch gesinnten Freunde zu vernichten, bat Boulanger als seine wichtigste Ausgabe für die nächste ukunst erkannt. E» haben sich ihn, zu diesem Zweck zwei kiltel dargrboten, di« Erfolg verspreche». Daß er die Diktatur anstrebe, hat er selbst schon ausdrücklich m Abrede gestellt, und ebenso hat er e» durch seine Freunde überall al» eine durch nicht- begründete Ersinvuiig erklären lasten. Trotzdem erhält sich die Sage von der Diktatur, und zwar not vollem Reckt, weil die Erklärungen, weiche Rouvier darüber im Juni l887 in der Abgeordnetenkammer abgegeben hat, noch in frischer Erinnerung sind. Z.tzt hat sich ein bessere» Werkzeug zur Ableugnung der ofsenkundigen That- sache gesunden, daß Boulanger zur Zeit deS Sturzes deS Ministeriums Goblct nach der höchste» Gewalt strebte. Ein Manifest der Pakriotcnliga erklärt, daß Boulanger wohl die Fahne der Nalionalparlei trage, aber daß er niemals Diktator sein werde. Die Liga geht noch weiter und spricht ihm überhaupt die Eigenschaft deS Ebrgeiz-S ab. sein Strebe» sei gleich dem der L>ga darauf gcrichlct, die »surpatorische Ver fassung de» IahreS l875 durch eine bessere zu ersetzen. Da» Schlagwerk Diktator ist zweischneidig, eS zieht die Bonaparlisten und auch viele Orleanistcn an, die Republikaner gemäßigter Richtung aber schreck! eS ab. »nd deshalb mußle Boulanger nach einem Mittelwege suchen, vbnr die Hoffnungen Derer zu erschüttern, welche gerade in der Diktatur daS Heilmittel der aegenwürligen Schäden erblicke». Deroulede hat dafür daS Wort Fahnenträger der nationalen Partei ge wählt und damit keinen schlechten Griff gcthan. Boulanger'» Streben ist ja in erster Linie daraus gerichtet, den nationalen Wünsche» der Franzosen Erfüllung zu bringen, weil, wenn ihm da» gelingt, sein Ehrgeiz an, eheste» ans Befriedigung rechnen darf. Bei dem Gastmahl im Casö Richc hatte er über da« Ziel hinauSgeschosten, al» er so weit ging, selbst den Präsidenten der Republik eine Überflüssige Verbrämung der republikanischen Einrichtungen zu nenne»; bekanntlich vermaß er sich, für einen Antrag aus Abschaffung dieser Würde zu stimmen. Was an die Stelle de« Präsidenten treten solle, sagte er nicht, aber die öffentliche Meinung legte die scheinbar« Ausschreitung Boulanger'» i» dem Sinne a»S, baß er die Diktatur an die Stelle der Präsidentschaft setze» wolle. Damit batte sie auch sicher da» Richtige getroffen, aber da diese» Wort vielfach Anstoß erregt hat, kann Bou langer seinem Freunde Deroulede nur dafür dankbar sein, daß er den Diktator durch den Fahnenträger der nationalen Partei erseht hat. Ist ja doch Alles, wa» gesagt und ge schrieben wird, um Boulanger den Weg zur höchste» Gewalt u bahnen, nur eitel Spiegelfechterei, um die Anhänger der epublik und der politischen Freiheit nicht vor den Kops zu stoßen und so lange bei guter Laune zu erhalten, bis der Augenblick gekommen ist, da die Verkleidung bei Seite geworfen werden kann und die ängstlichen Gcmüther durch eine» Titel nicht mehr erschreckt werden. Dieselbe Bcwandtniß wie mit dem Diclator hat eS mit dem KriegSapostel. E» giebt eine große Zahl von Franzosen, welche der Kriegserklärung gegen Dculschland, wen» sie er gangen ist. begeistert znstimmen werde», die aber b>» dahin der Taktik de» Vorzug geben, als Friedensfreunde zu erscheinen. ES ist Thatsache, daß Boulanger vor einem Jahr, als er noch Krieg-minister war, Alle» daran gesetzt bat, um den Krieg gegen Deutschland zu entfesseln. Seine Bemüh ungen sind glücklicherweise erfolglos geblieben, und Boulanger bequemle sich der neuen friedlichen Lage mit der Redens- art an: „Wenn ich den Kricy wollte, wäre ich ein Narr, wenn ich ihn nicht vorbereitete, «in Elender." Zu dieser Phrase paßt der Fahnenträger der nationale» Partei ebenso gut als der Brief, durch welchen das Werk Boulanger'S über „die deutsche Invasion" eingeleitet ist. Es wird darin al» der lebhafte Wunsch deS Verfasser- bezeichnet, die Geißel dcö Krieges noch lancfe Zeit von Frankreich scr» zu halten, aber vigkcit betont, die nationale Bertheidigung z, organisircn. da daS Schicksal eines großen Volkes oft unab hängig von dem Willen der Einzelne» sei. Damit hat Boulanger die Formel wieder hcrgestellt, welche Gambetka längst vor ibm gefunden Halle. Für die Franzose» müsse ein verständnißvollkr Blick genügen, um ihren Herzen-wünschen AnSdruck zu geben, man dürfe daS Kind Rachefeldzug nicht bei», Namen nenne». Nach der Reise de» Präsidenten Carnol nnv nach der Bklttagnng der Kammern bi« zum 15. Mai war naturgemäß für dl- den Namen Boulanger tragende Bewegung eine Ruhepause eingetreten: sic ist aber nur sehr tur; gewesen, renn durch da» Manifest rer Palriolenliga und durch die erste Lieferung deS Boulauger'schen Werke» über die dculschc Invasion ist so viel neuer Stoff unter da» Publicum ge worsc», der ihm bei Erörterung der Boulangersragr zur Anlehnunb dient, daß vorläufig auf Wochen hinaus kein E» ist bisher nicht sestgestellt oder auch nur behauptet worden, daß Boulanger die erwähnten Slraßenskandalc per sönlich hervorgerufrn oder auch nur beeinflußt hat. Die Anbäi aer und Gegner seiner Sache sind auS eigenem Antriebe aus de» Kampfplatz erschienen, um ihre Meinung zu ver- sechlen DaS hat seiner Sacke nur nützen können, den» Haß »nd Begeisterung sind Kräfte, die durch Bezahlung nickt zur Ver fügung gestellt werken können. Man hat die Sache Boulaiiger'» alS im Ricdergang begriffen dargestellt. — daS ist entschieden unrichtig; eine Bewegung von so großer Bedeutung läßt sich nicht von heute aus morgen «n Fluß bringen und wieder beruhigen, im Gegenthcil ist auS alle» Thatsachen zu ent nehmen. daß die Bewegung in der Entwickelung begriffe» ist. daß sie wächst und an Bedeutung gewinnt, und da^ sie nickt eher zum Abschluß gelangen wird, al» dis sie die Herrschaft erlangt oder durch die öffentliche Meinung verurthcilt wird. Bon diesem letzteren Ergebnisse ist vorläufig noch nickt da- Geringste zu spüren, ma» kann nur wahrncbmen, daß der Wellenschlag der Bewegung zuweilen stärker, zuweilen schwächer ist, daS Strebe» nach Ausdehnung und Bersckärsung ist aber unverkennbar, und deshalb müssen wir die Bewegung unaus gesetzt im Auge behalten. , z» Mangel in dieser Beziehung ei»tret-n wird. In einigen Tagen wird Boulanger einer Eiuladuiig nach Lille Folge leiste», um dort einem Banket beizuwohnen und damit eine» Gegen sckackzug gegen die Reise Carnot'S »ack Bordeaux macken Selbstverständlich wird der Fahnenträger der nalionale» Partei dort eine große Rede halten und dadurch sowohl der Palrioten- liga al» der neuen Partei der nalionalei» Protcstalion in der Kammer willkommene» Stoff für ihre Agitation liefern. Die Straßenskandale in Pari». Nancy und Toulouse erhalten durch die neue Wendung, welche den BvuIangiSmuS auf daS Gebiet der parlamentarischen und journalistischen Erörterung zurücksükren, eine wünscheniwerthe Ablösung. Da» Ministe rrum Floqurt war aus die Enlsaitung polizeilicher Kräfte gegen Störungen der öffentliche» Ordnung vorbereitet, aber nicht auf vekämpfuna »«» BoulangiSmu» durch Dort und Schrift. Leipzig, 8. Mai 1888. * Ihre Majestät diekaiserin hat, wie der „Post" mit- gethcilt wird, Allergnädigst gerubt, den Ober-Präsidenten der Provinz Hannover. Wirklichen Geheimen Rath v. Leipziger, z» beauftragen, der Stadt Lüneburg und de» Kreisen Dannenberg und Bleckede den Dank Ibrer Majestät für den Allerhvchstderselbcn bereiteten festliche» Empfang und für die herzlichen und freudigen Kundgebungen, mit welchen Ihre Majestät bei Bereisung deS Heber schwemmungS-Gebiet» inner halb der Provinz Hannover begrüßt worden sind, auilznsprechen. * Der Proceß Schönerer in Wien endigte am Sonn abend erst »ach It Uhr Abend». DaS Urtberl Schönerer'« lanlet auf 4 Monate schweren Kerkers und Adelsverlust. Wenn daS Urthcil Rechtskraft erlangt, verliert Schönerer sein Ab- geordnclen-Mandat und wirr der Wählbarkeit für fünf Jahre verlustig. In seiner Motivirung beruft sich der Gerichtshof aus daS theilweise Eingeständnis; Schönerer's und aus die in der Voruntersuchung abgelegte Aussage seine» Genossen Gerst- rasser'S. Letzterer wurde zu 2 Monaten verurlheitt. Nach Zecndigung der Verhandlung wurden Schönerer von einer auS Studenten und Mitgliedern deS Anlisemilischen Verein» bestehenden Menge aus der Straße Ovationen bereitet. Unter Rusen »Hoch Schönerer" und Absingen der „Wacht am Rhein" begleitete die Menge Schönerer biS zu seiner Wohnung. * Berichten au» Serbien zufolge ist der Chef des zurück- letretene» radikalen CabinctS, General Gr witsch, auS der rmccliste gestrichen worden, weil er die falsche Darstellung verbreiten gesucht hat, der Slurz seine» CabinctS sei durch Umtriebe de» österreichischen Gesandten herbcigcsührt worden. Nach einer M ttheilung der „Politischen Correspondenz" a»S Konstantin opel begrüßt man in dortige» diplomatische» Kreisen, obwohl sich in denselben a» die plötzlich zu Tage cze trelene Entfremdung zwischen Griechenland und der Türlei keine ernsteren Bcscigniffe geknüpft hatte», die in de» Be ziehungen der genannten Staaten nunmehr angebabnte Besserung mit großer Befriedigung. Da die von beiden Thcilen bei den europäischen Cabiueien abgegebenen Versickerungen stets jeden derselben gegen den Argwohn illoyaler und sriedenSstörender Absichten in bestimmter und glaubwürdig r Weise verwahrten, erübrigte eigentlich nur ein dirccler Austausch der beruhigende» Erklärungen zwischen de» Cabineten. ui» kic zwischen ihnen ausgctauchken, zum Theil ans Mißverständnisse» beruhende» Differenzen zu beseitigen. Solche Erklärungen scheinen durch wohlwollende diplomatische Einsiiissc hcrbcigesührl worden z» ein und die gehoffte Wirkung ergeben zu baben. Die gütlicke Beilegung sowohl der Affairc des griechischen ConsnlS in Monastir, als auch derjenigen deS Metropoliten von SerrcS >»> Wege deS Compromisses hat hierdurch wesentlich an Ans icht gewonnen. Inzwischen hat der Sulla» dem ökun-enische» Patriarchen, welcher ihm die üble finanzielle Lage teS PalriarchateS darlegte, auch Heuer eine Spende im Betrage von 1000 Pfund zugemittelt. * AuS Amsterdam, 2. Mai, erhält die »Neue Züricher Zeitung" folgende Mitlbeilung: Der Zustand des Königs Wilhelm III. der Nieder lande vciichlinimert sich nach den Berichten, welche von z» Zeit au« dem KünigSichloß in das Publicum dringe», von zu Tag. ES ist bekannt, daß der König, welcher im 72. Lebens jahre stehi, a» der Sleinkrankheit leidet. Scho» seit einem Jahee hat sich em Schrrächezustand hinzugesellt, welcher den Patienten zwingt, beständig da« Zimmer, se>t den letzien Tage» sogar da« Bett zu hülen Bei der vollständige» Abgeschiossenbcit, >» welchee der letzte Lranier lebt, ist es natürlich »,ch> niögiich, ganz präcne Nachrichten über sein tägliches Befinde» zu ciliallc». Trotzdem treten ernste Anzeichen dafür zu Tage, daß die Kräsle de« König in! Bcrsavc begriffen »»d daß seine Tage gezählt sind. So ist es diesmal zum erste» Male seit feineni Regie, ungSanirille i»> Jahre 1849 vorgetomineii, daß KSnig Wilhelm III. » cht znm Besuche seiner Hauptstadt Amsterdam kommt, weil sein i-e! wächezustand ihm nicht einmal die kurze Reise von Haag nach Amsterdam ge stattet. Noch vor zwei Monaten Hallen die Aerzle dem Könige einen vierwöchigen Aiisciilhalt im Bade Wildlingen angeraihen. von wo derielbe sich nach Karlsbad und schließ ich an den Genier See begehen sollte. Alle diese Peojecte sind nunmehr allsgegeben, da an irgend welche Reise de) König« »ich! mehr zu denken ist. Höchstens dürste e) möglich sei», den Krankel, aus sei» LiebiingSschloß Hel Loo zu bringen, damit er dort in Ruhe die Auge» schließ'. Was im Volke ganz besonder- beunruhigt hat. ist die Nachrichl, daß der völlig nicht im Stande war, den abtielenden MiNisteipräsidenlen HccmSkcik in der übliche» AbichiedSalitienz »n empsangen. Besäße der Monarch noch irgend welche LebenSkras», Io hülle er gewiß seinem alte» Ralhgeber. welchen er drei Mal an die Spitz- der Geschäfte gestellt, de» Empfang nicht versagt. Im Volke mach! man sich den» auch auf den baldig!» Eintritt der Kalastrophe gefaßt. Noch vor einem Jahre halte daS Hinlcheiden Wilhelm'« III da« Königrcich Holland einer unsichere» Zukunst übera lworlel. Heule bnrsen die Niederlande dem Tode des letzten OranierS ruhig und gefaßt ent- geginieben. Denk der Energie deS letzten Ministe ium) Heenidkerk ist die Thronfolge vollständig geordnet und die Nachwlge der achljährigen Prinzessin Wilhelm»»« von Oranie» ge sichert. * Au» Rom, 3. Mai, wird der „Kölnischen Zeitung" geschrieben: Nachträglich erst verlauirn nähere Einzelheiten über die Versuche im Fort Liburtino »nd die Explosion der Dynamit val ronen. E- bandelte sich darum, zu zeigen, daß die Dhnamit- büchsen oder Kopleln, welche den im Miaenkriege verwendeken Mannschaften lm Sack oder Ranzen mttgegeben werden, durch da« Ausschlagen oder Durch'chlagen einer glinlenkiigel nicht explodlre», dah müh n den arbeitenden Mineuren vom eigenen Sprengmakert« Zei, Tag
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