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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805092
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880509
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880509
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-09
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.05.1888
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Erscheint täglich früh SV. Uhr. Xeh«rti«u unt Lrprditio, Johaanesgaff« 8. OPrechknuttN irr Nrdattion. Bormittogs 10—12 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. dt» NUttz-d« »i»iet«»rlcr «»»»Icr>»tk tk »»«»kt,» nicht »«rdindll». sich A»««H«r »er für »te nichfts»l,e«»« N»«»er tzeftt««teu I»srr«t, «» S«che»t«,e» »t» » Utzr Nach«ltt>>«, u«»K»stt«,e»srütz »t»'/,9U»r. 3n den Filialen für 3ns.-Annahme: Llt» Ule»». Uaiversittt-straß« 1. V««t« Lösche, Katharineustr. SS pari. u. Königsplatz 7, »or bisV,3 Utzr 'chMerMstblatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- nnd Geschäftsverkehr. ^ 13V. Mittwoch den 9. Mai 1888. Abonn-mentsprei- vierleljährlick 4»/, Mk. kncl. Bnngerlodn 5 Mk., durch di» Veß bezogen 6 Mk. Jede rinzelue Nummer SO Pf Belegexemplar 10 Ps. Gebühren für Extrabeilage» (in Tageblatt-Format gelallt> «tznr Postbesürdernng 60 Mk. mit Postbejürderung 70 Mk. Inserate Sgespaltnie Petitzeile SO Pf. Größere Schriften laut uns. Prei-verzeichuitz. Tabellarischer u. Ziffernsatz nach hüherm Tari». Nerlamrn »uter dem RedaetionSstrich die sgespalt. Zeile SO Pf., vor deuFa Milieu Nachricht,» die ügespaltcne Zeile 40 Ps. Juserate sind stets an die Gpprditt»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegebe». Zahlung praenumsraacto oder durch Post- »achuadmt. 82. Jahrgang Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Donnerstag, den LO Mai, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeäMon äes L.e1p2lser ^axedlaltes. Amtlicher Thetl. velulnntmachung. Wege« der mit Emsübrung der Wasserleitung in den »e«r» Johanuit-Ariedhof vertundeiien Ausgrabungen wird der nach demselben führende Hauptweg vom Ost platze bi- an baS FriedhosSgrnndstück aus rre Lauer der etwa >0 Tage in Anspruch nehmenden Arbeiten von Mittwoch, den 0. dsü. Mo», ab, für den Fährverkehr gesperrt. Während dieser Zeit habe» Leichenwagen und andere Fuhrwerke ihren Weg nach dem genannten Friedhöfe durch da« Thor der m. Abtheilung zu nehmen. Leipzig, den 8. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 3311. vr. Georgi. Hennig. Vekanntmachung. Dir machen hierdurch aus die hierorts bestehende Bestim mung aufmerksam, wonach, wenn eine Familie mebr als dre, Kinder zu gleicher Zeit zur BokSschule schickt, ans Ansuchen der Glter» oder deren Stellvertreter nur für die drei jüngsten Kinder Schulgeld erhoben werden soll. Diese Bestimmung kann selbstverständlich dann keine Am Wendung finden, wenn schon einem oder mehreren Kindern einer Familie freier Schulunterricht gewährt wird Leipzig, am 4 Mai 1888. Der SchulanSschuß der Stadt Leipzig. Walter. Lehnert. Bekanntmachung. Di« Leuchtkraft des städtischen Lenchlgase» betrug in der Zeit vom SO. April bis »nit 0. Mai 1888 im Argand- brenner bei 2.5 Millimeter Druck und ISO Litern stündlichem Consum bas 18,0 fache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 50 Millimeter Flammenhöhe. Da» speclsische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,128. Leipzig, am 8. Mai 1888 De» Raths Deputation zu den Gasanstalten. Die Ausführung der Grd- und Maurerarbeiten für da» ReinigungSgebäude, da« Regenerirgebäude, da» RegulirungSgebiiude, sowie sllr da» Wagehäu-chen und da» PsörtnerhänSchen bei dem ErneurrungSbau der I. Gasanstalt soll zusammen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II in Connewitz au» und können daselbst eingcsehen resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt und mit der Aufschrift: „MeintgnagSgrbände rc. — Erd. und Maurer arbeiten für die I. Gasanstalt" versehen in der Nuntiatur des RatheS, NalhhauS, 1. Etage, und zwar bi« zum Mittwoch de« 2S. Mat d. I., -LachmittagS S Uhr, einzureichen. Der Rath behält sich jede Entschließung und in»besondere da» Recht vor. sämmtliche Offerten abzulehnen. Leipzig, am 7. Mai 1838. DeS RathS der Stadt Leipzig Deputation zu den Gasanstalten. für Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 28. Februar diese» Jahre», die Dienslmagd bez. Handarbeileri» Wilhelmiue Helene Ptenn betreffend, durch deren Gestellung. Leipzig, am 5. Mai 1888 Der Rath der Stadt Leipzig. (Armeuamt.) 4. L. VII 13,9/832. Ludwig.Wois. Feiler. Die am 6. December 1867 Berlin geborene Warle Marttza Ticker, hier, bat de» B Illisl des ihr voin Unterzeichneten Polijei- omt am 26. April 1883 ausgestellte» Dieiislbuchs Nr. 233 angezeigt. Wir bitlt». baS Buch im Ausfindungssalle an uns abzulieseru. Leipzig, den b. Mai 1888. La» Pol,zeia«t der Stabt Leipzig. II. 3242. Bretschneider. Dch. Erstatteter Anzeige zufolge ist das für Anna Regina Bödme von hier unter Nr. 70 am 2. Januar 1879 vom Stioiralhe Rötha ausgestellte Dienstbuch vor längerer Zeit verloren gegan>en. Wir bitten, dasselbe iin Ausfindungssalle an uns abzulicser«. Leipzig, am ö. Mai 1888. Da» Polizeiamt der Stadt Leipzig. I. 2144. Breischneider. Ggmllr. vermikthlillg. Di« dritte Etage a» »er Peter»,«raße vom Grundstück der Juristeaiaculiät bei der Uuiverftläk, das toltegium ^«rlckieaw benannt, bestehend aus Earridor, L zweifrnstrigen, s rin- senftrigrn Zimmern, Mävchrnstube. Küche. Speisekammer, Keller und Bodenraum, soll vom 1 vctabrr diese» Jahre» an anderweit aus L Jahre vecmiethet werden. Hierzu ist Licitationstermiu aus Freitag, »en I I. Mai ds. I».. vormittag« 11 Utzr. anberaumt worden und werden Mieihllebhaber ersucht, in diesem Termin im Universität»-Re»ta«tk, wo die Licitationsbedingungen vorher eingeselien werden können, sich einzufinden und ihre Gebote abzugeben. An letztere bleiben die Bieter vierzehn Tage gebunden. Der Zuschlag und ob ein solcher überhaupt erfolgt, bleibt Vor behalten. Leipzig, am S. Mai 1888. Uni»erft«üt»-Ne»ta«t. Gebhardt. Die >«»sühru»z der Steiumetzarbeiteu da» ReinigungSgebäude, da» Regenerirgebäude. da» RegulirungSgebäude, sowie sür da» Wagehäu-chen und da» Psvrtnerhän»chen bei de» Erneuerung-bau der I. Gasanstalt soll zusammen an einen Unternehmer in Accord verdungen werden. Die Zeichnungen und Bedingungen für diese Arbeiten liegen im Bureau der Gasanstalt II i» Connewitz au« und können daselbst ringesrben resp. entnommen werden. Bezügliche Offerten sind versiegelt unv mit der Aufschrift: „ReintsungSarbünde re. — Steinmetzarbetten für die I. Gasanstalt" Versehen ia der Nuntiatur de» Rathes, Rathhau», 1. Etage, »nd zwar bi» znm Mittwoch, den 2». Mat d. I., RachmittagS S Uhr einzureichen. Der Rath bebäit sich jede Entschließung und in»besondrre da» Recht vor, sämmtliche Offerten abzulebnen. Leipzig, am 7. Mai 1888 De» RathS der Stadt Leipzig Deputation »u den Gasanstalten. Versteigerung. I» «ersteigernngllocole de« »üntgl. Amtsgericht« hier sollen streit,,, de« II. «at ». I. v,r«. 1» Utzr «in« Partie «ötzel. Bette«. »1rtd««a»ft»ikr. »äsche ». ». a. G «Wr^dm^daselb^ a^shän^nch«» vrdiugimge, versteigert werden. tz andtrag, Ger.-Vollz. Nichtamtlicher Theil. Der Proceß Popow. Alles, was bisher über die Vorgeschichte deS Processe» Popoiv und seinen Verlauf in die Oefsenllichkcit gedrungen ist. berechtigt zu der Annahme, daß man es hier nicht mit einem gewöhnlichen Strasproccß, sondern mit einem politischen Tendenzproccß zu thun hat. Popow, der Freund und die festeste Stütze de» Fürsten Alerander, der gleichberechtigte Tbeilnehmer an seinen, kriegerische» Ruhm, der Netter ee- Iürsten auS höchster Gefahr, ist wie ein gemeiner Verbrecher wegen GesetzeSverletzungen verurlhcilt worben, die zu seinem Vorlebe» und zu seine» bewährte» Charaktereigenschaften in unlösbarem Widerspruche stehen. Major Popow soll Dienst gelder unterschlagen, militairdieiisipslichtige Personen vom Dienst besreit haben, er soll bestochen worden sein nnd ma» beschuldigt ihn, amtliche Actenstücke bei Seite geschasst z» haben. Älter tiefer Verbrechen war ursprünglich derNezimenlS- schrciber Popow'S NamenS Schwarz angeklagt, der Angeklagte verwandelte sich aber plötzlich i» den Ankläger unv behauptete, daß er lediglich im Aufträge Popow'« gehandelt habe. Der Staatsanwalt Mackow ging sofort aus diese Beschuldigung ein unv erhob gegen Popoiv Anklage. ES fanden sich Be lastungszeugen wie Lewi unv Kuljanow, auch die Geliebte dcS Mitangeklagten Terew, aber diese Personen widerriefen ihre in der Voruntersuchung gemachten Aussagen in der Hauptverhandlung. uno die Geliebte Terew'S erklärte, daß die von ihr herrührenden Angaben durch Drohungen de« StaatSanwall» von ihr erpreßt worden seien. Popow selbst betheuerte unter Thränen seine Unschuld und machte die über raschende Mitteilung, daß ihm zweimal von Rußland be deutende Summen »»geboten worden seien, baS eine Mai 400 NapoleonSb'or. baS andere Mal 200 000 Rubel, die er mit Entrüstung zurückgewiesen habe. Trotztet» w»rde er zu vierjähriger Zwangsarbeit und zur Degradation vcrurtheilt. ober der Gnade beS Fürsten e»ip>ohien. Es wird berichtet, daß der Vorsitzende des Gericht». Oberst Nicolajew, da« Urtheil stockend und mit zitternder Stimme verlesen habe. Da» spricht eben nicht für die Ueberzeugung von der Schuld de» Angeklagten. Die Bevölkerung bewahrte dem Angeklagten ihre Sympathien und nahm vor dem Gerichtsgebäiidc eine drohende Haltung an, so daß Vorsichtsmaßregeln ergriffen werden mußte», zumal auch da» Gerücht verbreitet war, daß ein Theil der Garnison sür Popow Partei ergreife. Popow hat sich bei dem Urlbeil nicht beruhigt, sondern die Berufung angemelcet, der Proceß ist also noch nicht beendet, und die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß er in der BerusSlnstanz eine andere Wendung nimmt, welche die Kehrseite der Anklage enthüllt. Die Gegner de» Prinzen Ferdinand benutzen den Proceß, um ihn der Unfähigkeit zu zeihen und ihm die Schuld an den Zuständen aufzubürde», welche den Proccß möglich gemacht haben. DaS nnd unbe wiesene Behauptungen, deren Grundlosigkeit einleuchlet, wenn man sich vergegenwärtigt, waS Fürst Alexander nach sieben« jäbriger Regierung, die alS eine Musterregirrung hingestelll wird, erfahren hat. Von seinen eigenen Osficieren uno den Zöglingen der Cadettenschule wurde er in der Nacbl au« dem Bette geholt, und wenn er an jenem vrrhängnißvolle» 2t. August nicht ermordet wurde, ko hatte er daS theil« seiner Geistesgegenwart, theil- der Unentschlossenheit seiner Angreifer zu verdanken. Ein solcher Grad von NicblS- wlirdigkeit. Charakterlosigkeit und Bestechlichkeit, wie ihn die Urheber de» MordansallS vom 2l. August 1888 a» de» Tag gelegt haben, ist unter der Regierung Ferdinand» noch nicht beobachtet worden. DaS ist ebensowenig sein Verdienst wie e» die Schuld deS Fürsten Alexander war, daß gegen ihn die Mordwaffe von Verräthern gezückt wurde, aber e» liegt keine Veranlassung zn Vergleichungen vor, welche dem Prinzen Ferdinand zum Borwurs gereichen. C» ist bekannt, daß »och beule in Bulgarien »ine Partei besteht, welche die Riickk.br de» Fürstrn Alexander nach Sofia al» den besten AuSweg au» allen Schwierigkeiten betrachtet; aber diese Partei läßt die Wirkung außer Acht, welche eine solch« Wendung aus den Kaiser Alexander haben müßte, ab gesehen davon, daß Prinz Alexander selbst wiederholt seine Abneigung ausgedrückt hat, nach Bulgarien zurückzukehren Vorläufig ist Prinz Ferdinand aus einer Rundreise durch Bulgarien begriffen, bei welcher ihm überall die Huldigungen dcr Bevölkerung entgegengebrachl worden sind. In Loivtscha, ln Plewna, in Tuiiowa hat man ihn mit Begeisterung empfangen, und nirgend» sind Anzeichen einer beginnenden Er- källung in den Beziehungen zwischen Fürst unv Volk hervor- getreten. Tenbenzprcccsse kommen auch i» alten BersassuiigS- taaten vor» und wenn sie dort eine weniger schrosse Form annebme», so erleidet dadurch die Sache keine Veränderung; übrigen» bat e« Prinz Ferdinand nicht an Bemühungen fehle» lassen, um Popoiv gegen die ihn drohende Gefahr zu schützen. Wenn er den Proceß durch ein Machtwort niedergeschlagen hätte, kann wäre ibm der Vorwurf dc» Despotismus nicht erspart gcblicbc». Jetzt hat er der ..Gerechtigkeit" freie» Laus g lasse», die öffentliche Meinung hat gleichfalls ihr Urtheil zesprocven und in zweiter Instanz kann das wahrscheinlich gegangene schwere Unrecht gegen Popow wieder gut -emacht werde». Ter Pioceß Popow kann überhaupt nicht als r .'leweiS des Niederganges der staatlichen Entwickelung B garien» geltend gciuacht werden. Neid und Bosheit. Hab'-nchl und klavischc Unterwürfigkeit unter die Wünsche eine» M "öligeren werten überall angelrofsen, wo Menschen lebe», aber im Großen und Ganzen bat daS bulgarische Volk bi-ber einen Grad von Lebenskraft und EntwickelungSsäbigkcil gezeigt, wie er unter den ui Bulgarien bestehenden unfertigen und schwie rigen Verhältnissen noch kaum vorgekommen sein dürste. Rußland bat alles getkan, um Bulgarien zu Grunde zu richten; mit der Abdankung des Fürsten Alexander noch nicht usrieden, hat e" den Bemühungen. dem Lande einen neue» Fürsten zu geben, den zäkesicn Widerstand entgegengesetzl uno, w e die Au-sage Popow'» lehrt, auch die Besten de» Volke» nicht mit BestechungSversuchen verschont. Bulgarien bat alle diele Widerwärtigkeiten bisher siegreich überwunden und hat ich wahrlich durch seine Standhastigkeit und Ausdauer An- pruch aus daS Vertraue» Europas erworben, daß cs ihm gelingen werde, auch ferner seine Selbstständigkeit zu be haupten^ Der Proccß Popow hat nicht »ur im Aus lände Bebauern erregt, sondern auch in Bulgarien selbst alle vhtertandSsreunde mit Trauer erfüllt. Prinz Ferdinand hat r», in der Hand, fall« auch die Berufungsinstanz gegen Popow entscheiden sollte, Gnade sür Recht walten zu lasten, obwohl wir vorläufig an die Nolhwendigkeit eines olchen GnaVcnacleS nicht glauben, sondern uns der Hofsnung hiiigeden, daß die Unschuld Popow'S vor Gericht erwiesen werden wird. Daß Unregelmäßigkeiten vorgekommen sind, die vielleicht i» zu großem Vertrauen Popow'S aus seine Untergebenen und in verwerflicher Sorglosigkeit ihren Grund haben, wird auch von den Freunkcn Popow'S alS möglich kiiigeränmt, aber die bewußkc böse Absicht wird entschieden in Abrede gestellt. Au» dem Proccß Capital sür seine Zwecke zu schlagen, hat nur Rußland Anlaß, aber Slambuloiv und Mutkurow alS Mitschuldige Rußland- barzustellen, die aus der moralischen Vernichtung Popow'S ihre eigene Macht sicher zu begründen bestrebt seien, scheint unS eine Auffassung, welche auf Ver kennung der Sachlage beruht. Viel kommt bei diesem Pro oeß auch aus Rechnung der Unersabrenheit der leitenden Per önen in RcchlSaiigelegenheiten. Wie lange ist eS de»» her. daß europäische RechlSformcn in Bulgarien i» Hebung sind? Fürst Alexander trat seine Regierung im Jahre 1879 an. »nv bis dahin war Bulgarien türkische Provinz. Aus einer eichen macht man nicht >n neun Jahren einen VersasiungS staat nach dem Muster dcr Großmächte. * Leipzig. 9. Mai 1888. * Der .Reichs-Anzeiger ' bringt nachstehenden kaiser liehen Erlaß: „Ich will au- Anlaß Meiner Thron besteigung den in den zurücksolgendei, Vorschlagslisten aus- lesührlen Personen die darin bezeichneten Rangerhöbungen, Orden und Ehrenzeichen verleihe» und beauftrage da« StuatS- Ministerium, dieserhalb daS Weitere zu veranlassen. Zugleich bestimme Ich. daß die Ober-Präsidenten für die Dauer dieses ihre» Amtes da» Prädicat „Excellenz" führen solle». CHa rlottc»b ur g, den 5. Mai 1888. Friedrich. von BiSmarck. von Pullkamcr. von Maybach. LneiliS. von Friedbcrg. von Boetlicher. von Goßler. von Scholz. Vronsart von Schellendors. Gras von Bismarck An da» StaalSminislerium." — Der „Reichs-Anzeiger" publicirt dann eine ganze Reihe von Stander- und Rangerhöhunge», sowie Ordensverleihungen, von denen die wichtigeren bereits telegraphisch mitgetheilt sind. * Ter BundeSrath hat sich über die Besetzung einer Reihe von Stellen bei den kaiserlichen DiSciplinar- ka mniern schlüssig gemacht und sllr die Stelle» dcr Präsi- denlen in Darmstadt den SenatSpräsidente» bei dem groß- bcrzoglich hessische» OderlciiitcSgericht Eckstein daselbst, in Stettin den königlich preußischen OberlandeSgerichlsrath Succo daselbst, und für die Mitgliedstellen in BreSlau de» Ober- lande-gerichlüralh CpiSky daselbst, in KöSli» de» königlich preußischen Landrichter Brose daselbst, in Danzig den Over- Postdirector Adrian in Königtberg ,» Ostpreußen, in Hannover den königl. preußischen RegierungSrath Busch daselbst, in Oppeln den Ober-Postdirector Scliopprr >» BreSlau, in Posen den königl. preußischen Regierung-ratl, Mvbiu« daselbst, in Potsdam de» königl. preußischen Landrichter Loock daselbst, in «teltin den königl. preußiiche» Oberlande-gericht-rath Wutz, kow-ky daselbst, i» Straßburg i. E. dc» kaiserliche» Ober- landk-gerichtsralh Zerge« in Colmar, in Stuttgart den königl würlteinbergischen Ober-Krieg-rath Gansser daselbst gewählt * Tie „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" per össentlicht die Protokolle, die mit den in Belsort miß handelten Studenten ausgenommen worden sind, und kommt, indem sie da» Verhalten der Franzosen dabei bespricht zu dem Schlüsse: Bei dcr Beurtheilunq deS Vorstebevden Sachverhaltes eikinnen wir gern an, daß die sranzösischen Balmbeamte», indem sie die übeisallenen Sludenie» schützien und höflich empfingen, wie an ständige und gebild te Leute qehandeli Häven. Da» verhallen der drei iranzösnchen Polizisten wollen wir keiner Krilik unterziehe« da sie immerhin bemüht waren, die tobende Menge zurückjuholtr» Ob e» ihnen, wenn sie gleich von vornherein mehr Energie bewiesen hätten, nicht möglich gewesen wäre, den Ausschreitungen vorzubeugen, lassen wir dahingestellt. Gewöhnt sind wir auch an Rohheiten sran- zöfischer Pöbelhausen. Ebenloweaig wundert eS uns. daß es den Organen der öffentlichen Sicherheit in Frankreich nicht mehr ge lingt, wehrlose Fremde zu schütze». Diese Zustände bedauern wir. aber nehmen fle al« eine Thatsache hin, mit welcher Jeder rechnen muß, der sich nach Frankreich begiebt. Was uns veranlaßt hat, au deu vorliegenden Fall etwas ausführlicher rin,„gehen, ist da« Ber halten, welches die französischen Officiere bei den Ex essen beobachtet haben. In Deutschland würde es unmöglich sein, daß ein Officier o gehandelt hätte, wie der von den Studenten um Schutz angegangene französische» iu welchem diese in ihrer deutsche» Auffassung ihren Reiter zu sehen geglaubt hatten. DaS Beaehme» dieses O'stcier» läßt einen traurige» Schluß aus de» Bildungsgrad »nd de» Geist zu, welcher unter den sranzösischen Osficieren herrschen mun. Jeder preuhische Sergeant würde nicht nur alS rhrliebendcr Mann, sondern schon au» Achtung vor der Uniform, welche er trägt, seine Autorität benutzt haben, um die wehrlos Angegriffenen in ieinen Schutz zu nehmen oder doch weaigstens die Soldaten von dcr Belhkiligung an dem wüsten Treiben abzuhalten. Bom deutsche» Standpunkte können wir nur wünschen, daß solche Osficiere, wie die in Beifort, dem sranzösischen Osficlerstande erhallen bleiben. JedensaflS aber wird man angesichts der geschilderten Vorgänge ich! erwarten können, daß Deutsche sich bei Ausslellungcn in Frankreich bethciligen und ibr Eigenthum ähnlicher Behandlung aussetzen, wie sie dort Personen erfahren. * Die .Post" berichtet cm» Berlin vom Montag: Tie Mitglieder des Lomitös zur Unterstützung der lieber- chwe mm len in de» deuischen Stromgebieten waren heute Nach, mittag um 3 Uhr zu einer Sitzung im großen Saale de» Rath- hausc», der Ihre Majestät die Kaiserin Victoria beiwohne» wollen die Absicht ausgesprochen hatte, berufen worden. Der «aal war sehr schön mit Pflanzen decorirt, in deren Mitte die Büste de- Kaisers Friedrich stand. Sämmtliche Anwesenden waren im G sellichaftsanzuge mit ihren Decoraiione», die Mitglieder des MagiiiratS und die Dladlverordncteu mit den goldenen Amtskciten erschienen. Bald nach 3 Uhr betrat ihre Majestät, begleitet von dem Grasen von Seckendorfs und zwei Hosdamen, der Gräfin Biühl und Fräulein Fader tu Faur, empfangen von dem Herrn Ober - Präsidenten, Staats - Minister vr. von Achenbach und Herrn Oberbürgermeister von Forckenbeck, den Saal, von der Veisammlung, die sich von ihren Sitzen erhob, ehrsurchlSvoll begrüßt, und »ahm an der Mitte de» Präsidialtisches Platz, zu ihrer Linken Herr Staalsininistec I)r. von Achenbach und Herr Oberbürgermeister v. Forckenbeck Der Herr Ober», äsident richtete daraus an Ihre Majestät etwa folgende Anrede: „Gestatten Ew. Majestät, daß ich im Namen des EentralcomiiSs den ehr erbietigste» Dank desselben sür Ew. Majestät Erscheinen in unserer Mitte ansipreche. Ew. Majestät haben nicht »ur Kenniniß ge nommen von der großen Notd und dem Elend. daS in den.Ucbrr- chillemmuiigsgebielk» herrscht, sonder» auch aus Mittel gesonnen, um Hilfe gegen die bestehende furchtbare Notblagc da'elbst zu bringen. Dann haben auch Ew. Majestät huldvolist geruht, da» Protec- lorat über dieses Werk der Barmherzigkeit zu übernehme». Wir sind überzeugt, daß die Theilnahme, die Ew. Majestät uiiierer Mühe und Arbe» gewidmet hat, dieselbe auch serner fördern und heben wird, und richten an Ew. Majestät die unter- ihänigstc Bilte, Ew. Majestät wolle diese Theilnahme und Gnade »ns auch serner erhalten; hat doch ich»,, die Anregung, die Ew. Majestät zur Herstellung von Wohnungen gegeben haben, Wunder gewirkt, davon konnten Ew. Majestät sich selbst überzeugen, als Sie daS Uebe,schwe»imn»g-gebiet jüngst besuchten. Nicht besser glauben wir, Em. Majestät unseren Dank auSsprechcii zu können, als, indem ivik ruseu: Seme Majestät Kaiser Friedrich und Ihre Majestät die Kail'eri» lrbc hoch!!!' Begeistert stimmte die Versammlung dreimal l» den Rus ein. Daraus erstattete der Herr Ober-Bürgcrineister v. Forckenbeck den allgemeinen Geschäftsbericht, an den sich die pe.iaiberichle dcr Herren Geheimer Ralh Herz, RechlSanwall Breslauer und Kochkann über die einzelnen Ucberschw nimiiiigS- gebietc und deren B oürfnisse reihten. Die gemacht n Vorschläge wurde» ohne Tiscnssion aiigenommen und eine Anregung Ihrer Majestät, gewisse Vorsichtsmaßregeln sür die häufigen lieber- ichivemniungrn ähnlich dem Mobilmachungsplan sür den Fall rmes Krieges zu treffen, wobei Geheimer Rath Sp.nola aus die in Oester reich bestehende RetttiugS-Geiellichast hinwies, fand, obnc daß eS zu einem Beschlüsse kam, i» der Be sammlung lebhafte» Anklang. Zu der weiteren Bersolgung derselbe» wird Gelegenheit genommen werde». Mit Erlaubniß Ihrer Majestät schloß Herr Staatsminister vr. v Achenbach weiiige Minuten vor 4 Uhr die Sitzung. Nach- den» Herr v. Forckenbeck hieraus Ihrer Majestät ei» Bouquet aus weißen Rosen. daS während der Sitzung aus dem Tisch gestanden, an dem die Kaiserin saß, überreicht halte, verließ Allerhöchstdieselbe, von de» Herren Staatsminister vr. von Achenbach und von Foicke»- beck geleitet, den Saal. Al» Ihre Majestät den offenen Wagen be»ieg, der sie nach Berlin geführt hatte, brach da- Publicum, das >n dichle» Massen den Platz vor dem Rathhau« besetzt hielt, in stürmische Hochruse aus, aus die Ihre Ma,estät. die die Spandauer Straße entlang und über die Kaiser Wilhelm-Brücke fuhr, mit srinndlichei» Lächeln dankte. - Capitain zur See Frh. v. Seckendorfs ist von der Stellung al- militairischer Begleiter VeS Prinzen Heinrich entbunden und mit Wahrnehmung der Geschäfte des Hvs- marschallS desselben betraut. Hauptman» im Generalstab der 9. Division v. Haugwiy wurde zum persönlichen Adjutanten de» Prinzen Heinrich von Preußen ernannt. Dcr Gciierai- iiiajor z. D. Blume, ein Bruder deS Chef« deS Oekonomie- departement« im KriegSmlnisterium, ist »i de» Adelstand er beben. Derselbe war früher Commandeur der 29. Jnsantcric- Brigade. Dem Oberst unv Cbes der trigonometrische» Ab theilung der Landesausnahme Schreiber ist mit W.ihr- nebmung dcr Geschäfte als Ches der LandeSausnabme auch dcr Rang eines BrigavecommanbeurS verliehen. Er ist somit der Nachfolger de» Generalmajor« Golz, der zum Cbes der l. Jngcnieur-Jnspection vor Kurzem ernannt ist. Obersttieutenant und EtaiS-Stabsvssicier im Infanterie- Regiment Nr. 82 MorSbach ist mit Wahrnehmung ber Geschäfte al» Chef der trigonometrischen Abtheilung dcr LandeS- ausnahmc betraut. * Bei der ReichStagSwabl in Iserlohn hat sich cm für die Haltung der klerikalen Wähler bezeichnender Vorgang zugetragen. Bekanntlich hatte daS Ccntrum einen eigenen Candidaten ausgestellt; e» verfügt i» dem Wahlkreis Über weit mehr al» 3000 Stimmen. Gleichwohl sind aus den Candidate» de« CentrumS mir >800 Stimmen gefallen. Wo sind die anderen ultraiiiontaneii Stimme» geblieben, die annähernd ebensoviel betragen müssen? Diese Wähler können sich nur der Wahl enthalten haben oder sie haben trotz der Ausstellung eine» eigenen Candidaten ihre» Gefühlen sür de» deutschsreisinnigen Bewerber gleich von Anfang an Ausdruck geben zu solle» geglaubt. DaS Ersterc würde große Wahl- müdigkeit unv Gleichgiltigkeit bei dcr ultramontanen Wähler schaft vorau-setze», da» Letztere eine starke Lockerung der DiS- cipli». U»S dünkt c» wahrscheinlich, daß da» letztere statt- gesunden Kat und unter den deutschsreisinnige» Stimmen sich schon von Anfang an andcrthalbtausenv ultramontane befanden * « * * An« Wien wird der „National Zeitung" vom 8. Mai geschrieben: „Seit Kurzem ist viel von einer größeren Ver änderung bezüglich der Vertretung Oesterreich- Ungar»S i i» AiiSlande die Rede. Ma» wollte von Ver änderungen bezüglich der Besetzung der Bolsckasterposten in Berlin. London, St. Petersburg u. s w. wissen. Wie ich nun erfahre, sind alle diese Berichte lediglich darauf zurück- zujühre», daß der betagte österreichische Botschafter in London, Gras Karolhi, neuerlich die Absicht bekundet hat, um sein«
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