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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-10
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1888
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. der Nrchlicheu Fei» findet im Saale der alten Schule (Kohl- -artcustraße) «ne Versammlung statt, zu welcher Jedermann Zutritt hat. In dieser wird Herr Echulralh l)r> Hempel über mehrere arme Gemeinden Mitlheilungen machen, welche mr Unterstützung vorgrschlagen werden sollen, Herr Kausmann .nähndrich den Eaffenberichl erstatten. Wir machen die hiesigen Freunde de» Gustao-Adols-Derrin» ans diese schone Feier, zu welcher sich alljährlich eine große Anzahl von Gemeindegliedern zusammenflnden, noch besonder» aus- merksam. * Leipzig» S. Mai. Aus dem Terrain sür den Bau de» Reich»gerichl»gebäude» herrscht eine große Thätigkeit, da über 300 Arbeiter beschäftigt sind und schon in nicht z» serner Zeit die FundirungSarbeitcn erledigt sein werden, woraus dann der ganze über dem Terrain liegende Bau in Angriff genommen werben kann. Inmitten der Westfayade zeigt sich bereit» in Umrissen die Grundfläche der sech» SenatS- S'tzungssäle mit ihren Beralhung-zimmern, während an der Nordsronl die Form de» äußerst geräumigen BüchermagazinS mit Len seitlich gelegenen Lesesälen sichtbar wird. Aus der Südseite wird mit der AuSsührung der Fundamente desjenigen ThcilS der Präsidenlen-Wohnung begonnen, welcher die »m em Familien-TreppenhauS gruppirten eigentlichen Wohnräume enthalten soll. Im Mittelpunkte dieser außerordentlich großen G-bäudeanlage zeigen bereit» zwei mächtige Pseiler die Stelle, an welcher dereinst die Halle mit ihrem Ausbau die Gebäude überragen wird. — Stadttheater. Frl. M ari« Barkany wird am Sonnabend al» vierte Gastrolle die „Jungsrau von Orlean»" spiele». Am heutigen HimmelfahrlStage tritt Frl. Barkany im Alten Theater al» „Etaire" im „Hütten besitz er" aus. * Leipzig, S. Mai. Der Jagdrenn«Club in Leipzig, der Leipziger Hetzclub und der Reitverein Sport haben einen Fr ühjahrS - Blumen - Corso ver anstaltet, der Mittwoch nach Pfingsten, am 23. Mai, Nach mittag» von r/,4 bi» 5 Uhr in der Ausdehnung der hiesigen B,S marckstraße stallsindeu wird. Die Theilnahme amCorso ist nur Reitern und herrschaftlichen Wagen — nicht Droschken und Sehnlichem, gestaltet. Mau Vars einer zahlreichen Betheili gnng an diesem ebenso interessanten al» eigenartigen Schau spiel gewärtig sein. ES wird Nichts Unterlasten, um dasselbe inmitten einer in Frühlingspracht prangenden Natur so c»>- muthig wie möglich zu gestalten, und werden dabei auch Muslkcv.p», Blumenstände und sonstige Ueberraschungen nichl schien. ---- Wie schon gestern erwähnt, findet heute imKryflall Palast das erste große Concert der diesjährigen Sommcr- jarson statt und zwar bei günstiger Witterung im Garten, während bei ungünstigem Wetter dasselbe in den großen Colounadensälen abgehalten wird. DaS Orchester besteht auS der vollzähligen Capelle deS 106. Regiments; Herr Musik- oirector Mattheh wird das Concert persönlich dingiren. Alle sür die Sommer-Saison schon gelöste» AbouncmeutS- billelS, sowie Dutzentkarten haben zu diesem Concert bereit» Gill gleit. — Im Parterrcsaaie wird auch heute da» Rieb ck'sche Salvatorbier gcschäukt. — Da» Panorama de» Kiystall-PalastcS wird bereit» früh um S Uhr geöffnet. * Leipzig. S. Mai. Von dem studentischen Verein» leben an unserer Universilät ist zu melden, daß sich dasselbe auch in diesem Sommerscmester in regster Weise entwickelt hat. DaS UmversitätSgericht macht amtlich bekannt, oaß alle studentischen Vereine hicrsclbst spätestens bis zum 17. Mai die vollen Namen ihrer sämmtlichcn Mitglieder aus dem UniversilätSgericht bekannt zu geben haben. Außer den Vereinen, welche von deutschen Stuvirenden gebildet werden, giebt eS hier auch solche akademische Vereine, in denen die Ausländer den Verkehr mit ihren LandSleuten pflegen können. Unter dem Namen „Braga" hat sich neuerdingS ein akademischer Verein sür Kunst und Literatur ausgethan, welcher Farben trägt — Die Section Leipzig deS GebirgSvereinS für die sächsisch-böhmische Schweiz ist gewiß vielseitige» Wünschen dadurch entgegen gekommen, daß sie ein Verzeichuiß von 55 Ausflügen in die sächsische Schweiz herauSgegcben und damit einen praktischen Führer durch vte Berge und Thäler de» genannten herrlichen Stücke» Erbe dem Publicum zur Verfügung gestellt hat. DaS kleine Heft ist bei Eduard Strauch in Leipzig erschienen und zum Preise von 20 in der Geschäftsstelle de» Vereins, in dem Geschäft deS Herrn Theodor Rößner hier, NeichSstraße 6, zu habe». ---- Am künftigen Freitag, den I I. Mai. veranstaltet der frühere Ballettänzer am königl. Hostheater zu Berlin, Herr Richard Taegener, im großen Saale VeS Hotel de Nussie seinen dritten tsic-jährigen Schülerball, an welchem Eltern und Verwandte der Schüler thcilzunchmen berechtigt sind. Au» dem Anzeigentheil deS Blatte» ist bereits ersichtlich ge worden, daß Herr Taegener zu dem neuen Sommcr-Cur« suS noch Meldungen in seiner Wohnung (Härtelstraße 7) eulgegennimmt. Der corrcctcn Lehrmethode des Herrn Taegener ist bereit» iu früheren Berichten anerkennend gedacht worden. in. Gestern kam am hiesigen Platze ein größerer Posten Süddalmatiner rother 1887er Tischwein in 100Liter- Gebinden im Speicherraum der Firma Nechenberg L Tsckiopik zur öffentlichen Versteigerung. ES wurden durchschnittlich 70 pro Liter erzielt. — Gleichwie vor einem Jahr bei dem Monteur Herrn T'ichmänn, sind nächsten Freitag, den 11. Mai, 25 Jahre ve-flossen. seitdem der Monteur Herr Carl Bieber in dem hier unter der Firma Carl Schreiber bestehenden Institut für GaS- und WasserlcitungSanlagen ununterbrochen iu treuer Mitarbeit lhätig ist. ) Leipzig, 9. Mai. In der Hospitalstraße betraf gestern Nachmittag eine 70jährige HandelSfran Namen» Gräfe au» Stötteritz, als sie einer Droschke mit ihrem Handwagen zur Seile au-weichen wollte, der Unfall, von der im Trabe an ihr vorübersahrendcn Droschke heftig angestoßen und um- gcrisscn zu werden. Die arme Frau erlitt beim Hinstürzen eine glücklicherweise nicht gefährliche Verletzung am linken Auge, die ihr jedoch in der BezirkSwache verbunden werden wußte, und außerdem hatte sie de» Verlust eine» Butter- und EiervorrathS zu beklagen, da derselbe auS ihrem Tragkorde sich auf die Straße ouSschüttete und dabei zu Grunde ging. — Ein OjÄhriger Knabe war gestern Nachmittag in der Berliner Straße mit seiner Mutter zum Wäscherollen ge gangen. Dabei grrieth er im Spiel mit anderen Kindern mit der linken Hand in da» Rad der Rolle und wurde au drei Fingern der Hand so stark verletzt, daß ihm ebenfalls in der Wache ein Nothverband angelegt und er überdies H'n» Krankenhaus gebracht werden mußte. — Großer Verdruß in Familienangelegenheiten brachte gestern Mittag ein Dienstmädchen auS Portitz, welche» hier in der Nordstraße sich in Diensten befindet, auf Selbstmord- Mranken. Die bedauernSwerthe Person versuchte sich durch den Genuß von ausgelösten PhoSphorkuppen zu vergiften, er reichte aber ihren Zweck nicht und wurde noch lebend >nS Krankenhau» gebracht. — Ein bereit» mebrsach bestrafter Maurer und Handlanger a»S Dreiskau stahl gestern Nach mittag am Grimmaischen Steimvege eine Damenmantille, indem er dieselbe von einer GeschäflSladcnthür, wo sie zur Schau auShing. im Vorbeigehen abnahm und sich damit davon machte. Der Diebstahl war aber von anderen Straßen» paffanten bemerkt worben, i»Folge besten dcrDiebsestgenommen und nach dem Naschmarkte gebracht, dort aber eingesteckt wurde. — Am gestrigen Spätabend fand man in der äugeren Frankfurt« Straße einen hiesigen Kellner in der tranrigsten Situation vor. Derselbe war in trunkenem Zustande von einer vasiacn llebrrdrückang herabgestürzt und mit dem Gesicht in einen Hausen abgelagerter Scherben gefallen, wobei er sich ganz bedeutende Verwundungen zugezogen batte. Er mußte deshalb im Krankenhause untergedrockit werden. — In einem Grundstücke im Brühl fand henke Nachmittag in der erste« Stunde eine gewaltige Taiexplosion statt, in Folge der Fahrlässigkeit eine- dasigcn Geschäftsinhaber». Derselbe hatte nämlich in sein dortige» Gejchäjttlocal sich rmeu GaSarm aus eigne Kosten aadringen lasten, und denselben, als er da» Local räumle,eigenmächtig wieder abgeschraubt, dabei aber verabsäumt, die offene Leitung zu verstopfe». AIS nun heule Mittag eia Zimmermann in da» Local kam. um eine Arbeit zu verrichten, bemerkte er den üblen Gasgeruch uud wollte sich zur Antreibung desselben eine Cigarre aubrennen. Kaum brannte aber da» hierzu verwendete Streichhölzchen, als sich die auSgrströmlen Gase entzündeten und explodirte». Die Explosion trieb die große Glasscheibe der EingangSlhür des LocalS mit solcher Gewalt hinan», daß die Glasscherben über die Straße b>« in das gegenüberliegende Hau» flogen. Einem gerade vorüber gehenden Herrn wurde die Kopfbedeckung abgehoben und ebenfalls über die Straße geschleudert. Dagegen fand glück- ticherweise eine Verletzung von Personen nicht statt und auch der im Locale befindliche Zimmermann kam unbeschädigt davon. — Gestern Nachmittag wurde ein Schlüssertehr- ling gefänglich eingrzogc», weil er gelegentlich einer Beschäf tigung in einer Wohnung der Emilicusiraße in einem unbe wachten Augenblick sich ein aus dem Tische liegende» Opern glas diebischer Weise angeeignet hatte. * Leipzig, 9. Mai. Von der zweiten Strafkammer de» hiesigen königt. Landgericht» wurden verurtheilt: 1) der Bäcker geselle Hermann August Friedrich Heidrich au» Brösen wegen Diebstahl» zu 7 Monale». 2) der Handarbeiter Richard Wilhelm E»»l Hadlich au» Lmdenau wegen Diebstahl» zu 8 Monaten 4 Tagen. 3) die HandarbeilerSsrau Johanne Julian« Panline Josiack au» Großzschccher wegen Dieb stahl» zu 6 Monaten Gcsängniß. * Eutritzsch, 9. Mai Dieser Tage ist Hierselbst ein Diebstahl auSgesübrt worden, wie er selten vorkommt. Aus einem hiesigen Neubau sollte nämlich ein Blitzableiter angebracht werden und derselbe war bereit» bi- zum dritten Stock hoch befestigt. Da haben sich über Nacht Diebe über den 76 m langen und 8 mw starken Kupserdraht hergemacht unv^deiiselben trotz der schon theilwcise bewirkten Befestig»« gestohlen, so daß am anberea Morgen die Arbeit nicht voll endet werden konnte. * Plagwiy, 9. Mai. Die immer Üppiger werdende Vegetation lockt die Menschheit mit Macht in» Freie, und da erscheint e» wohl am Platze, aus da» hiesige Etablissement zum Felsen kellcr hinzuweisen, testen geräumige Garter.» anlagen mit den zahlreichen schattigen Bäumen einen ange nehmen Auseulhalt gewähre», zumal auch die Bewirthschastung in guleu Händen liegt. UebrigenS hal die heitere Muse ihren Einzug gehalten und lie Vorstelluuge» der Theatergesellschast zeigen eine beachtcnSwerlhe Leistungsfähigkeit. ----- In Möckern (im Saale de» „Goldenen Löwen") findet hcnte Donnerstag eine Theatervorstellung, ver anstaltet vcm Personal deS Herrn Dir. Dreßler, statt, in welcher Frau v. Bastincller gastiren wird. Zur Aufführung gelangt das am 1. Ostcrscierlag mil großem Erfolg gegebene Zeitbild: Königin Luise, oder: Die Rost von Magdeburg. ES sei hierdurch aus diese Vorstellung ganz besonder» au merksam gemacht. Glauchau, 7. Mai. Bei dersllrdle Ueberschwrmmten in den deutschen Ctromgebielen vom hiesigen Stadtrath vor genommenen Samml»ng sind außer einer große» Menge von Kleidungsstücken 2236,46 eingegangen. ES belaufen sich demnach einschließlich der in der Expedition de» „Glauchauer Tageblattes" eingegangenen Summe von 3054,64 die in hiesiger Sladt aufgebrachten Gaben aus inSgesammt 529l,10.ckk Damit hat sich die großsiiinige Opscrwilligkeit unserer Mit bürger wiederum ausS Glänzendste bewährt. ch Plauen, 9. Mai. Die Stände de» Logtkäu» bischen Kreise» hielten heute Vormittag unter dem Vor sitze deS Herrn Seiler aus Noßwitz im hiesigen Saale de» RathhauscS einen Kreistag ab, aus welche», auS der Kreis» caffe folgende Bewilligungen sür daS Jahr 1888 beschlossen wurden: dem AllerlbumSvercin zu Plauen 200 der Arbeitercolonic Schnecke,igrün 500 dem Fonds für ent- lassen« Schwachsinnige 100 .ck, dem Betblehcnistist zu Bad- Elster 200 dem Sladtralh zu Plauen sür die kunstgewerb liche Fachzeichcnscbnle 400 dem FondS sür entlassene Blinde 300 dem Johannastift zu Bad-Elster 150 der evan gelischen Tiakoniffciranslalt zu Dresden 200 der lantwirlb- schastlichen Schule zu Auerbach 500 .L, dem Stadtrathe zu Markneukirchen sür Lie Fachschule für Musikinstrumenten macher 400 dem ComilL sür ein in Marieney zu er- richlendeS Mosen-Denkmal 150 sür Stipendien 600 inr Ganzen 3700 .L ---- Bei der Einfahrt de» am 8. Mai Abend» >/,10 Uhr von Naundors nach DreSden-Friedrichstadl verkehrenden OmnibuSzugcS in de» Bahnhof Cossebaude ist der Bremser Knopf vom Zuge gefallen und zwar so unglücklich, daß ihm beide Beine überfahren worden sind. Der Vcrnnglückle verstarb bereit» während der Fahrt von Cossebaude nach Dresden. s Dresden, 9. Mai. Ihre Majestäten der König und die Königin werden sich nächsten Sonnabend nach Sibyllenort begebe» und daselbst bi» zum 30. dS. Mt», verweilen. Im Gefolge der Allerhöchsten Herrschaften werden sich bcsindcn Se. Excellenz der Oberkammerherr Gras Vitz thum von Eckstädt. der Kammerherr von Muickwitz, der Flügeladjutant Oberstlicuteiianl von Schimpfs, sowie Vie Hof damen Gräfin von Einsiedel und Freiin von Miltitz. s Dresden, 9. Mai. Ter conimandirende General Prinz Georg, königl. Hoheit, traf heule Vormittag 8 Uhr in Begleitung de» ChcsS deS Generalstabe» Generalmajor- von der Planitz aus dem Cavallcrie-Exercierplatz-! «in und wohnte dem Negime»IS-Exercieren de» 1. (Leib-) Grenadier« NegimenlS Nr. 100 bei. vermischtes. — Berlin, 8. Mai. Fürst BiSmarck machte heute Nachmittag wieder einen längere» Spazierritt in Len Thier garten. — Berlin, 8. Mai. DerErbprinz von Meiningen wobnt im früher kronprinzlichen Palai» zn Berlin, woselbst er sich vorläufig häuslich eingerichtet, bekanntlich nur provi sorisch. Die von dem Erbprinzen grmiethete Villa im Thier garten in der großen Oner-Allee hinter Kroll'S Etablissement ist in ihrer inneren und äußeren Ausschmückung beinahe voll endet und soll am l. Juni bezogen werden. Trotzdem sie circa 80 Zimmer, Säle und Gelasse enthält, erwies sie sich in mancher Hinsicht al» nicht geräumig genug und mußten deshalb auch »och einige Erweiterungsbauten vorgenommen werben. DaS im geschmackvollen modernen Stil ausgesührte Gebäude, mit dem Haupteingange von der Ecke der Quer« Allee hinter Kroll, reicht jetzt b>S zu der Straße Unter den Zelten Nr. 22, wo sich der AuSgang befindet. Di« Vorderfront, in architektonischer Beziehung in wahrhaft künstlerischer Weise geschmückt, mit einen, kleinen Vor garten und einer Terrasse, macht eine» prächtigen Eindruck, dem auch da» im Nccocoslit gehaltene Innere mit reicher Vergoldung und schönen Deckengemälden entspricht. Die Billa ist Eigentbum de» Bankier Schönseldt, von dem sie der Erbprinz vorläufig aus süns Jahre gemiethet hat. — Herzog Ernst Günther von Schleswig-Holstein, der Bruder der Kronprinzessin, ist von seiner Reise nach Indien, die er im Herbst v. I. angetretrn batte, mit seinen beiden Be gleitern. dem Maler Pros Waldemar Frledrich und dem Lieutenant d. Leipziger, zuruckzekehrt und wird dieser Tage wieder in Berlin eintresscn. E Berlin, 8. Mat. Der älteste Berliner Veteran der Befreiungskriege. Herr Peter Tiefe, der 70 Jahre in dem selben Hause (Maurrstraße 6/7) gewohnt hat, ist, wie dir „Dossische Zeitung" mrld:t, am Montag Nachmittag im 85. Lebensjahre saust verschieden. 1 Breitenfeld, 9. Mai. Ein dem Rittergutsbesitzer Herrn Bach gehöriger großer Hansen Kartosselkraut brannte hierselbst «h. wobei auch gegen 40 Kirschbäume, welche läng» de- Kartoffelkrautes standen, mit niederbrannken. Ter enstandenc Schade» ist daher kein' unbeträchtlicher. Natürlich war der Feuerschein ein ganz bcdeatender und Lurch denselben wurden die Feuerwehren von Gohli», Möckern, Eutritzsch und Wiederitzsch zum Erscheinen auf der Brant- tätte veranlaßt, ohne baß sie jedoch in besondere Wirksamkeit hätten treten können. (-) Gera, 9. Mai. Der Streik der Maurer scheint sei» Ende zn erreichen. In den letzten Tagen sind mehrere größere Tran-Porte von schlesischen Maurern hier ein- zctrofse» und dieselben haben auf den angesangcnen Neu- rauten sofort Beschäftigung gesunden. EinTheil der Streikenden hal die Arbctt auch wieder ausgenommen. In einer Bekannt- machung der vereinigten BaugeschäslS-Inhaber von Gera und Umgegend werben die noch nicht arbeitenden Maurer ausgesordert, sich unverzüglich bei ihren Arbeitgebern wieder zur Arbeit zu »leltdn. widrigcnksatt» noch weitere Arbeits kräfte von außerhalb besorgt werden. 1k An» Thüringen, 9. Mai. Nachd in im preußischen Landtage die erste Rate zum Bau einer Cavallerie Caserne in Hanau auch in dritter Lesung bewilligt worden ist. ist nunmehr auch endgiltig entschieden, daß die beiden Städte Langensalza und Mühlhausen die Garnison ihres Ulanen- regimentS verliere» werden. Langensalza wird diesen Verlust am schwersten ernpstnden, denn außer viele» Hausbesitzern, welche Leu uiilila,rischen Anforderungen genügende Pscrdc- ställe «richtete» oder sür Andere Militatr in» Quartier nahmen, erleidet anch die Stadtcasse einen lvesrntlichen Aus fall ihrer Einkünfte, da die Baulichkeiten für da» Lazarelh. die Kammern, die Magazine und zwilk große bedeckte Reitbahnen miethloS werben. — Ein «seltenes Geschäft hat ein Lumpciisammler in NorLhausep betrieben, der seit längerer Zeit mit großer Schlauheit von den dortigen Friedböjen die zur Ucbcrdeckung der Grabdenkmäler dienenden Zinkkästen knlwendcle. Um seine Räubereien zu verdecken, hal er diese Kästen zerschnitten und al» alle» Zink, welche» gegenwärtig wieder bester bezahlt wird al» früher, au Händler verlaust. Nach eifriger Wachsamkeit der Polizei ist r- endlich gelungen, den Dieb hrnlerSchloß und Riegel zu bringen. —AuS Mühlhausen habe» dieser Tage zwei Mitglieder deS Rad sahrer-LcreinS innerhalb 17 Stunden eine Tour nach Kasiel und zurück gemacht. Ei» dortiger Ulanenossicicr ist vor nicht langer Zeit diese Strecke innerhalb 19 Stunden geritten. — Der frühere Bügermeister H. W. Michel von wchmalkaldcn hal dem bcrtigen Fraueuvcrei» auS Anlaß einer Familienfeier 2000 Gülten österreichische Silbcrrente zu beliebiger Verwendung übersandt. ---» Vom Riesengebirge, 7. Mai. wird der „National- Zeitung" geschrieben: Bald nach dem Tote^Kaiser Wilhelm'» beschloß der Hirschberger Männer-Turnverem. aus einem der höchsten Puncte de» Riesengebirges jum Andenken an den Begründer de» deutschen Reiche» einen Mal hügel zu errichten. Nachdem Gras Schaffgotsch die hierzu erforderliche Erlaubniß erlhcilt batte, worbe znnäcbst als Platz sür da» Denkmal die „Große Sturmhaube" bestimmt; später ging man aber von diesem Plane ob unv wählte als noch geeigneteren Berg daS „Hohe Rav". Ans diesem wurde gestern derPlatz durch eine Deputation sestgestellt. DaS Denkmal wird sich 20 Meter westlich von den» trigonometrischen Puncte unv 30 Meter nördlich Der österreichisch - preußischen Grenze in Form einer abgestumpften Pyramide erheben. Die Grund fläche kersclben mißt 16 gm und ihre Hohe 5 m. Da dieselbe gerade aus der Horizontatlinie deS Berge» «rbaul werden soll, so ist anznnebme». daß sie vom Thale an» sichtbar werden wird. Die Spitze wird mit einem großen V gekrönt und die nach Schlesien zügekehrte Seite erhält auf einer in Sandstein gefaßten Marmortafel in Gestalt deS eisernen Kreuze» folgende Inschrift: „Den 22. März 1888. Turnerdank. Dem Neu« begründ« de» Deutschen Reiche-, Kaiser Wilhelm l. Der Männer-Turnverein Hirschberg." Die Ausstellung de» Denk mal» soll am 27. Mai stallsinden. ----- Elbing, 8. Mai. Laut telegraphischer Mittheilung ist heute Mittag 12 Uhr «nach dreiwöchentlicher Arbeit trotz eingetretenen Hochwasser» der Faugdamm am Jona«dorser Bruch scrtiggestellt. --- Triest. 7. Mai. Der „Deutschen Zeitung" wird be richtet: „Telegramme au» Messina melden gestern eine furchtbare Katastrophe in Folge de- AuSströmen» gisliger Gase, welcher Mehr als 300 Arbeiter zum Opfer gesallen sind. Aus der im Bau begriffenen neuen Bahn strecke Messina-Palermo waren i,n Peloritana» Tunnel 350 Arbeiter beschäftigt, alS plötzlich sich aus un bekannten Gründen GaSdämpse entwickelten, welche den 300 Meter langen Tunnel in einem Augenblick vollkommen erfüll'«,. Nur Vie an ton Mündungen LeS Tunnel» beschäf tigten Arbeiter konnten fliehen unv Alarm rufen. E» wurden augenblicklich HilsStrain» entsendet unv konnten iu ver Thal binnen 20 Mumien all« wie entseelt am Boden Liegenden berauSgeholl werden. Dieselben gaben durch mehrere Stunden kein Lebenszeichen, daher die ersten Nachrichten vo» 300 Opfern sprachen. Allein eS gelang den unausgesetzten Bemühungen die Mehrzahl »riet« zum Leben zu erwecken. Lie Zahl der Tobten dürste immerlsin 60 betragen. EinTheil der Galerie ist eingeslürzt, die Arbeit eingestellt." ---- Uebcr Boulangcr'S Buch über 1870—71 wird der .Neuen Freie» Presse' auS Pari». 6. Mai. geschrieben - lieber»,argen wird im Berlage von Jules Raoff die erste L'ese rung de» ichon mehrmals anqelündiglc > Werke» Paula»««'- über den letzlen deulsch-seairzö,sichen Krieg in ein« illustrirlen BollSauS- gal-e erscheinen. Der Verleger beabsichtigt, 2 500000 Exemplare dieser Lieferung gratis vertheilen zu lassen und zugleich überall Maueranschläge zu verbreilen. Aus dem Umschläge ist der Titel de» Werkes io angebracht: „l-'luvLiion ällsouuiile l>ar ls OSaSral Loulnuger." Die erste Seite schmückt eine Zeichnung: ein Llniensoldat in Feld- uniform, die Hosen iu ton Gimaschen, Bewehr bri Fuß, mit gekreuzien Händen, in der Haliung eine» Vorpostens nahe der Grenze. In der Ferne der Schwarzwald. Die Sonne gehl aus, und idre ersten Strahlen bejcheinen da« Standbild von Straßburg, Den Text eröffne« «u aulcgraphirter Brief Boulanger'«: ..Be renndeie L ser! Meine Gegner stellen noch dar al- den Avoftrl de« Kriege». Darüber wöget ibr selbst »«heilen, indem ihr diese« Buch eine« Patrioten le'ei, der keine auvek« Eingebung kemit, als da» hohe Gelthl der nationalen Würde. 15. April 1888. General Boulanger." lAm 15. April wurde bekanntlich Boulanger im Nord-Departe ment zum Abgeordneten gewühlt,) Aus den Brief folgt ein« weitschweifige, ziemlich verworrene Prinripien - Erklärung, au» der man nicht mehr erfährt al- au- Allein, was Boulanger bi-hrr geschrieben hat. Er entwickelt seine '/.«sichten über die Pflichten der Geietzgeber unv de- Osficiers al- Erzieher de- Bolle- und lchmeichelt diesem, indem er ihm al- Lob» sür seiue Mühen da- Recht zuerkenni, n chi nur eine seinen Be- däesnissen ongemeffene poliiisch« Gesetzgebung zu verlangen, sonder» sie sich selbst zu geben und die mililairischea Besetz« dem Unsiange der Gesahrra anzupasse». Kurzsichtige Stoat-mSnner. fährt er so>t, suchten iu dem Lande di« Anschauung zu verbreiten, da- Heer habe keine andere Erodung, al- zu schweigen und sich zu schlagen. Da ab« heutzutage die Heere mchi« Andere« sind al- die Natiouen selbst, so bars man den Maanschaste» »>cht die verzweifelte Pflicht auserlcgen, allen Fehlern und Miß griffen stumm znzusehen und sich ,m Augenblicke der Gefahr willig lödlen zu lasse». Indem der Schreib« olle Unziisöiiimlichkeilen eine- solchen System« librrkcrki, wünscht er sich zu der über ih» verhängte» Strafe Glück, da sie ihn nicht hlndeia wird, bis »um letzten Athemzvg« Soldat, Franzose und Patriot za bleibe». Seine Aaszeickmuagni aeuni er deichriden. wie immer, m Erinnerung au ei» klassische« Vorbild seine „Sommeularr". und er hofft, dieselbe» werde» überall etndriugen. in die Werkstätte und in die Bauer»- dütte. Uud nicht uur au de Männer wende» sich der krieg-molhige Geaerak. ionder» auch a» die Frauen, dir durch ihren Einfluß viel zn der Laude-vrethridtgung beNrageu könne». Er wünscht, der 2902 Krieg möge noch lange vermleben w. rden können, w N aber di« Benililher aus einen p'.ötzpchen Ausb:»ch vo:b reiicn uud glaubt d e« durch sein au« der Eri.rhrung geschöpfte» Werk erreichen z» können. Für sein« Arbeit soll General Boulanger ein Honorar von 200000 Francs erhallen laben. PariS. 4. Mai. Am 9. Mai findet die Eröfs- nng ver AuSsteUung der aus dem MarSselve aufgcbauton ehemaligen Bastille unv der Straße Saint Antoine, wie sie 1789 war, statt. Der HandelSmimster Pierre Legrand wird der Feier beiwohnen. DaS Programm ist folgende»: llm 2 Uhr Empsang ver Behörde». wobei cie al» „Garde» ran^aiseS" (so hieß die frühere französische Infanterie) geklei- ietcn Musikbaiiden Märsche auS jener Zeit ausspielen werde», .hieraus folgt Besuch der Rue Saint Antoine und der Kirche «Lainte Marie; daun finden Spiele und verschiedene Unter haltungen statt; umherzieheiide Sänger. Equilibristen, Säbel- vcrschliiiger und die Truppe deS berühmte» Nicole! werdcn auflretcn. llin 3>/, Uhr erfolgt die abenteuerliche Entweichung eine» Gefangenen. Um 4 Uhr beginnen Theatervorstellungen. Unter den «tücken, vie ausgesi'ihrt werten, besinvet sich da» amose Vaudeville „lwr cko»x (/Imssours vt In ImitiOio", in welchem Marie Aiilvinctte in Trianou die Rolle des Milch- niävchcnS gespielt hatte. Tc» ersten Preis sür die Worte bcS lyrischen Gedichts „(jnatro-asiigt neus, Limut söoulairu" erhielt Gabriel C Vicairc und den zweiten Claude Couturier. Ta« Lied soll bei Eröffnung der Weltausstellung vo» 1889 vorge- tragen werden. — In den Famikienpapieren de» EarlS von Darlmouth, welche soeben in dem neuesten Baude der Berichte der .Historische» Manuscriptrommisstou' in Eng land pnblicirt werde», findet sich, wie der .Fraiilsiirlor Zeitung' au» London geschrieben wird, eine charakteristische Anekdote der Königin Anna, Ais Gouverneur Pitt den berühmten Negeiilen-Diamanlen vo» Indien nach England brachle, übcrbrachte der Earl von Oxsord dieses Kleniov der Königin und sagte, mehrere Mitglieder de» HauseS der Gemeinen dächten, eS wäre schade, wenn der Diamant nach dem AuSlande ginge, unv bcagsichlizten dem Hause einen Antrag zu unterbreiten, baß derselbe der Königin zmn Geschenk gemacht werde. Wenige Frauen dürsten ein so verlockendes Anerbieten abgelchnt habe», allein die Königin bat ihren Minister, dahin zu wirken, daß ein solcher Antrag nicht gestellt werde. E» würde mir leid thuu, sagte sie, zu sehen, daß daS Geld de» Volke» an solchem Tand weggeworfen wird; man ollte damit lieber da» Greenwicb-HoSpital fertigflellc». Drei Jahre nach dein Tode brr Königin wurde Pitt'S bcinhnilcr Diamant von dem Regenten sür Frankreich für den jngend- lichen König Ludwig XV. sür vie hohe Summ: von 135 000 Lstrl. gekauft. --- AuS Madrid berichtet der dortige Berichterstatter der .Daily New-': Eine höchst seine Gemeinde, darunter viele Damen, findet sich regelmäßig in der Kirche von San Josü, eines der Hauptkirchspicle vo» Mabriv, ein, meyr durch Neugierde alS durch religiösen Eifer angezogco. Ter Prediger daselbst ist ein elwa 37 jähriger Geistlich« von zartem Aussehen» besten gedankenvolles und abgehärmtes Airllitz Spuren ernsten Studium» zeigt. Sein Leben war iu. der Thal Sprachstudien gewidmet. Er spricht 22 Sprachen und dürste au» diesen» Grunde sich mehr Beiühmtheit erwerben al» vor 30 Jabren, wo Papst Pin» IX. so hart kämpfte, um ihn gegen den Willen seiner Ellern und die Einmischung der reinben Diplomatie in der katholische» Kirche ,,u behalten. DaS hebräische Kind Mortara, verstohlen gelaust von einer frommen römischen Amme und entführt von päpstlichen Sbirri, ist jetzt Vater Mortara, ein Kanonikus de» Angnstincr- orden». Seine beredten Predigten haben die Königin-Negentin, die Prinzessinnen und die Damen der Aristokrati- so gerührt, daß sie beschlossen haben, ihn mit Fonds sür die Klostercapelle zu versehen, die er in Quote, in den basi schen Hochlanden, inmitten der der Kirche und der Monarchie tiescrgedencu Berg bewohner erbaut hat. Vater Mortara ließ sich vor 6 Jahren im Norden Spanien» nieder. -- In einer Sk. Petersburger Eorrespondcnz der „Post' wird bemerkt, daß bei den diesjährigen Besuchen von öffentlichen Anstalten durch daS russische Kaiserpaar die Herrschaften sich ausschließlich der russischen Sprache be- vicnten. Bei dieser Gelegenheit erzählt der Corrcspondcnt: Im Jahre t887 besuchten der Kaiser und die Kaiserin daS Si»olna-Stift (in welchem die Töchter der ersten Gesell schaftskreise, u. a. anch die Töchter de? Fürsten von Monte negro erzogen werden. Red.) 'Nach aller Tradition waren die Fräulein angelernt, die Begrüßung französisch zu sagen, z. B-: „dlous avouz l'troiwcur cko kaliwr vos 5lazoste!>". wenn der Besuch deS KaiscrpaareS dem Institut zu Theil ward. Als die Begrüßung seitens der Fräulein nun wicver in der ge wohnten Weise erfolgte, soll der Kaiser sich zu seiner Ge mahlin gewendet haben mit der Bemerkung: „Habe ich Dir nicht g-sagk, Mascha, daß sie uuS mit ihrem „Xous avous I'koiinenr" cinpsangen würden", woraus er zu den Zöglingen hinzusüqte: ..Können Sic nnS nicht russisch begrüben?"... In diesem Jahre haben die Fiäulcin deS erste» KronftislcS sür adelige Töcdter den Gruß in der Landessprache gesagt, und die Convcrsation ging russisch vor sich. Fünf Generationen auf einem Bilde. In der Stadt Shclbyville, Jll., fand amerikanischen Blätter» zufolge kürzlich eine seltene photographische Ausnahme statt. ES wurde nämlich eine au» der 86 Jahre alten Hrau Cather» wook, ihrem einundscchzigjährigcii Sohne vr. Chatcrwood. ibrer 33 Jahre allen Enkelin Frau Hcxie, ihrer neunzehn jährigen Urenkelin Frau Eva Currington und deren drei Monate altem Sohn bestehende Gruppe Photographirt. -» Zur Geschichte des Bartes. Als zu Anfang der 8. Jahr hundert» die Sarazene» Spanien erobert Hallen, ucrinis^li di: christliche Bevölkerung so sehr mit den maurischen Stämmen, daß, bei dem Mangel eines unterscheidenden Abzeichens, man sich bald gor nicht mehr vo» einander unterscheiden konnte. Da nu» dai- Bedürsniß vorhanden war, sich als Christen zu erkennen und behufs lemeinsamec Hilfeleistung zu verständigen, kam man daraus, aus der Dberlippe eine horizontale Linie von Barthaaren, einen Schnurr bart, stehen zu lassen, mit welchem »och ein kleiner Biiichcl von Haaren an der Unterlippe, al» Kinnbart, zugleich das Zeichen See Kreuze- bildete. Aus diese Weise wurde der Bart ein christliches Bunde-zeichen. — Die Verschiedenheit des Barltragcns wechselte nirgend mehr als während de- Mittelalters. Diese Abweichungen von der Vater Sitte, welche den Boklbart sanctionirt hatte, wurden von der Geistlichkeit hart angegriffen, wie denn di« Griechen den Lateinern vorwarsen, daß ihre Heiligen bartlose Gesichter läiten. Geistliche und Beamte mußten unbedingt, als Zeichen ihrer Wurde, den Bart trogen, und e- gab sogar eine Zeit, wo zur krustigeren Bestätigung einer Urkunde In deren SicgelmachS anch c!» Bart haare hincingedrückt wurden. Der Schnurrbart mit dem Knebel- barte kam als französische Mode nach Deutschland und wurde nach dem König Heinrich IV. „Hanrze qnarrv" genannt. Tie wichtigste Kalasiroph: sür die Bärte ober brachte das Zeit alter Ludwig- XIV. mit sich. Da dieser Monarch Lea. Thron alS bartloser Jüngling bestieg, so schnitten die Hosleuie, ans über triebener Srrvilität und Höflichkeit, die bisher wohlgepfleglc» Bärte ob, und überall machten eS die Leute nach. Die Geistlichkeit cijcrte auch hier gegen diese Neuerung, bi- sie schließlich sich ihr selbst süate und die Schnurr- und Knebelbärte abraflrle. Die ftanzösijche Re volution brachle die Backenbärte hervor, der Schnurrbart aber blieb, mit Ausnahme bei dem Mll iairstande, verpönt und gal» in England sogar di« zu neueren Zeiten sür unanständig, weil — er den Frauen nicht gefiel. Die Russe» und die Ungarn haben niemals ihre Bärte abgelegt, und durch Letztere sind die Schnurrbärl: ichon sehr zeitig ein Schmuck der männliche» Jugend >» allen den! chen Provinzen Oesterreichs geworden. Im Orient d-gegen ist die alte, ehrwürdige Sitte des BarttragenS säst gänzlich nn: > indeit ge- dueben. Der Bart gilt al- Heiliglyum. da- Galt den» stacken Manne zum Unterschied vom schwachen Weibe gab. Der Araber hält ein barllose- Gesicht sür ebenso entstellt, als wenn ihm die Nos« fehlte. Stet- wird der Bart de- Oeienlalen in iwönner Ord nung gehalten, mit wodlriechendem Wasser besprengt uud mit !loe beräuchert. Männer küssen ibn g-genseiiig als Zeichen der Achtung und Frauen und Kinder den Bari des Gallen und Baiers ol- Zeichen d« Liebe. Beim „Barte de« Propheten" ist ein hoher Schwur und „Gott erhalte deinen Barl" eine lebhafte DankcSäußerung.
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