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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805101
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880510
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880510
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-10
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.05.1888
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Erste Geilage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. ^ 13l. Donnerstag den 10. Mai 1888. 82. Jahrgang. Verstoßen. Historische Erzählung von Ludwig Habicht. N.chirock»nS«tk>>. (Fortsetznng.)VI. Der Bursche ging hinaus, und nach wenigen Augendlickcn traten zwei schwarzgekleidete, tiefverschleierte Gestalten inS Gemach. Instinctinäßig zog sich Gertrud in die mit einem Vorhang verhüllte Nische, m welcher die Wiege deS KinbeS stand, zurück. Heinrich blickte erstaunt auf. Das waren nicht zwei BürgerSsrauen, die ihm eine erlittene Unbill zu klagen kamen, das waren Erscheinungen, welche trotz der unschein baren Kleidung und dichten Hüllen den Stempel der Vor nehmheit an sich trugen. ES entstand eine Pause. Einer schien di« Anrede de< Anderen zu erwarten „Heinrich", sagte endlich die größere der beiden Damen mit leiser, tiefer Stimme, indem sie den Schleier zurückschlug, „Heinrich, ick bin eS die zu Dir kommt." Wie vom Schlage getroffen, taumelte der kräftige Mann zurück. Sprachlos starrte er die Dame an. „Frau Burggräfin, Ihr?" stammelte er völlig verwirrt. „Kennst Du mich noch?" fragte sie. „ES heißt, eine Mutter vergäße ihres Kinde« nicht," ant wortete er traurig, „bei uns ist'S umgekehrt, das Kind hat de, Mutter nicht vergessen." „Auch die Mutter de« Kinde« nicht", sagte sie leise. Er lackte plötzlich wild und höhnisch aus. „Da müßte Euer Gedäcktniß sich in letzterer Zeit wunderbar gestärkt haben, hohe Frau. Meine hübschen Waffengänge im bürg gräflichen Lande sind ihm wohl zu Hilfe gekommen?" »Nein, nein!" rief sie. .Ich kann mir eS denken, was Euch herbeiführt: die Sorge um Euren Herrn Sohn. E« muß schlimm um ihn stehen, wenn Ihr Euch herablaßt, den Ansgestoßenen, den Enterbten auszusuchcn." „Heinrich —" begann die Burggräfin wieder, aber er unterbrach sie. .Gebt Euch keine Mühe, Frau Burggräfin, Ihr haltet daS Berhängniß nicht mehr auf. Nicht ich habe den unseligen Zwist herausbeschworen, sondern Ihr, die Ihr mich verjagt, gehetzt, verstoßen habt." „Heinrich, bei dem Andenken an die Stunden, wo Du mich Mutter, ich Dick Kind nannte, höre mich!" bat die Burggräfin. Wie von einer Natter gestochen fuhr er zusammen. „Ihr wählet Eure Beschwörungen übel, gestrenge Frau sagte er bitter. „Ihr mahnet mich an eine Zeit, an die zu denken mir bei harter Strafe untersagt ward; Ihr rufet mir die schrecklichen Augenblicke zurück, wo Ihr durch Eure harte Aussage mich ärmer, elender machtet als den ärmsten Bettler, wo Ihr mich verjagtet wie einen Hund. Glaubet Ihr wirb lich, daß Euer Ausruf geeignet sei, mich günstig zu stimmen für das Anliegen. daS Ihr Vorbringen wollt, für Den, zu besten Gunsten Ihr mich beraubtet? „Wer sagt Dir, daß ich daS will?" fragte die Burggräfin mit bebender Stimme. „Weshalb wäret Ihr sonst hier?" „Um schweres Unrecht zu sühnen", sagte sie, da« Auge aus den Boden heftend. Er schüttelte den Kops und sprach kalt abweisend: „Gebt Euch keine Mühe. Frau Burggräfin! Ich wandte daS Un recht schon allein in Necht, hier ist mein treuer Helser und Bundesgenosse; hätte ich mich nur früher schon allein aus seinen Beistand verlosten." Er schlug an da« Schwert an feiner Seite. Sie machte eine Bewegung, seine Hand zu ergreifen, aber er wich zurück. „Laß das Schwert ruhen, Heinrich, ich bringe den Frieden", bat sie mit leiser, au« dem Herzen dringender Stimme. „Ihr meint, Ihr könnet mich überreden, einen Vergleich zu schließen? Kann eS mir schon denken, Ihr kommt als Ab gesandte Eures Herrn SohneS. Will er mir vielleicht jetzt de» Namen „v. Plauen" laste»? Will er das Iahrgehalt, da- er mir bietet, um ein paar hundert Gulden erhöhen? Saget ihm, ich schließe keinen Vergleich, ich will Alles oder nichts. Unser Kamps ist ein GotteSurthcil, gegen den Unterliegenden hat der Himmel entschieden." „Der Burggras weiß nichts von meiner Reise hierher", sagte Frau Barbara, sich mit der Hand aus die Lehne eine« Stuhle« stützend. „Ihr kommt anS eigenem Antriebe? Desto schlimmer. Ware ich Thor genug, mit Euch zu verhandeln, könnte der Burggraf nachher Alles, was wir abgemacht, wieder für null und nichtig erklären." „Ich wiederhole eS. ich bringe Dir keinen Vergleich, ich bringe Dir daS Ganze." „DaS Ganze?" fuhr er auf. „Wollet weiter kein Fast- nacktspiel mit mir treiben, Frau Burggräfin, ich habe davon reichlich genug gehabt." „Nicht um ein Spiel mit Dir zu treiben, sondern um ihm ein Enke zu machen, bin ich hier!" ries mit durchdringender Stimme die Burggräfin. „Heinrich, ick habe falsches Zeugniß gegen Dich abgelegt, ich habe meinen Gemahl zu dem gleichen Verbrechen veranlaßt! . . ." Eine Todtenstille herrschte im Gemach, daS ungeheuerliche Geständniß hatte sich wie eine alles Leben zermalmende BergeSlast aus die Zuhörer gesenkt . . . „Heinrich", fuhr die Burggräfin fort. „Heinrich, ich siehe Dick an. hör« mich «ad vergirb Deiner sündigen, schwer be reuenden Mutter!" Sie sank vor ihm aus« Knie und versuchte abermal» sein« Hand zu ergreifen. Wieder zog er sie zurück. „Ich fürchte, die Frau Burggräfin ist wahnsinnig geworden, die Angst um ihren Herrn Sohn mag ihr den Verstand ver wirrt haben", sagte er dumpf. »Wahnsinnig war ich. als ich Dich verleugnete und ver stieß!" jammerte die unglückliche Frau, „jetzt ist mir die Binde von den Augen genommen. Du halt ein Recht, zu zürnen und zu strafen; ich unterwerfe mich Deinem Spruch, mag er noch so hart auSsallen, aber erbarme Dich, sage, daß Du mir vergiebst!" Sie rutschte aus ihren Knien zu dem Sohne, der sich von ihr entfernt hatte. „Deine Schwester BalhildiS vereinigt ihr Flehen mit dem der Mutter!" ries die jüngere Dame, indem sie den Schleier zurückschlug und neben der Burggräfin aus das Knie sank. »Auch daS Fräulein erkennt mich auf einmal alS Bruder an! Wache oder träume ich denn?" fragte Heinrich. »Stehet auf, Frau Burggräfin", ließ sich da plötzlich eine sanfte Stimme vernehmen, »eS ziemt sich nicht, daß die Mutter vor dem Sohne kniee. Heinrich, wenn Du willst, daß cs Deinem Kinde im Leben wohlgehe, so reiche Deiner Mutter die Hand." Gertrud war mit leisen, unhörbaren Schritten au- dem Hintergründe bervorgckommen. Der röthliche Strahl der untergehendcn Sonne, der durch da« Hobe Fenster schräg in daS Gemach siel, traf ihre liebliche Gestalt und ließ da« blonde Haar leuchten wie von einem Glorienschein umflossen. „Ein Engel, ei» Engel schwebt herab, Mittler zu sein zwischen ibm und mir", flüsterte die Burggräfin. »Ich bin kein Engel, sondern ein sündiges Weib, da« Eurer Vergebung und Eures Segen« bedarf, gestrenge Frau", erwiderte Gertrud mit rührender Stimme. „Stehet auf!" Sie beugte sich nieder, um der Burggräfin beim Ausstehen behilflich zu sein, aber die Dame sank zurück und siel ohn mächtig zu Boden. »Heinrich. Heinrich, unsere Mutter stirbt!" schrie Bathitdis und sprang entsetzt aus ihrer knieenden Stellung empor. „Zu Hilfe, zu Hilfe!" Die Burggräfin hatte in der That da» Ansehen einer Todtcn. und dieser Anblick schmolz doch in etwas die EiscS- rinde, die sich um daS Herz des Verstoßenen gelegt halte Er sprang hinzu, hob die Bewußtlose in seinen starke» Armen aus und trug sie aus ein Ruhebett, wo Bathitdis und Gertrud geschäftig waren, sie inS Leben zurückzubringen. Die Hände der beide» schönen jungen Wesen berührten sich zum ersten Male bei diesem Liebcswerke. und eS war. alS ob sie damit eine unhörbare Sprache geführt hätten, die sie miteinander verband, noch ehe sie ein Wort gewechselt oder einen Blick ausgetauscht. Es währte lange, ehe die Burggräfin die Augen wieder ausschlug, und noch länger, bis sie im Stande war, in ihrem Selbstbekeuntniß und ihrer Selbstanklage fortzusahren. VH. Die Burggräfin hatte nach der verschwundenen Grete in aller Stille die sorgfältigsten Nachforschungen angeslellt. Anfänglich schien eS, als sei die Alte Plötzlich vom Erdboden verschwunden, bis ein Beitelmönch, der weit im Lande hcruni- streiste und besten sich Frau Barbara auch als Kundschafter bediente, ibr eines Tage» die überraschende Nachricht brachte, er glaube die Grete aus der Felsenburg gesehen zu haben. „Die Fetsenburg?" fragte die Burggräfin. „Ist da« nicht da» Schloß, wo die Frau haust, die »>>t keine», Mensche» Verkehr hält und fick von Niemand sehen läßt?" „Ganz recht", erwiderte der Kundschafter „unsereins findet aber überall Eingang. Die Alte mochte sich ganz sicher wähnen und erschrak nicht wenig, als sie meiner ansichtig ward. Sie sprang zwar schnell davon, ich habe sie aber roch erkannt." „Ich muß ihrer habhaft werden!" ries Frau Barbara. „DaS wird schwer ballen", versetzte der Mönch; „waS die Felscuburg verbirgt, giebt sie so leicht nicht heraus." „So macke ich mich selbst dahin aus. Der Burggräfin von Hartenstein kann die Schloßherrin den Eintritt nicht versagen." „Versuchet Euer Heil, gestrenge Frau", war die Antwort. „Was Eva v. Nosenberg lhut oder lässet, ist so leicht nicht im Voraus zu sagen." > Eva v. Rosenberg! Wie seltsam schlug der Name a» da« Ohr der Burggräfin. Wurde da nicht eine alte, längst begrabene und vergessene Geschichte in ihrer Erinnerung wach, die man sich zugeslüstert, als sie als Neuvermählte in Schloß Hartenstein eingezogen, und die auch zu ihrem Ohr gedrungen mar, obgleich sie ibr verborgen bleiben gesollt? »Die Mündel meines SchwäherS. die Jugendliebe meines Gemahls!" flüsterte sie bebend. »Gott, mein Gott, wenn hier ein Zusammenhang bestände!... Ich muß hin! Ich muß Lickt in diese- Dunkel bringen! Koste eS, waS eS wolle.. ." Nur von einem ganz kleinen Gefolge begleitet, bdach sie schon am nächsten Tage «ach der Felscuburg ans. BalhildiS, so beweglich da« Kind darum gebeten, hatte sie nicht mit sich genom men. »DaS ist ei» Weg. de» ich allein gehen muß, mein Kind", batte sie der Tochter geantwortet, »mir ahnt, ich werde Dinge vernehmen, die für Dein Ohr nickt geeignet sind. — Kein Wort weiter, eS muß sein", hatte sic. ais VathilbiS noch Einwendungen machen wollte, mit der alten Strenge geboten, dann aber milde hinzugesügt: „Harre meiner hier geduldig, mein Kind; erheischet der schwere Weg, den ich >etzt gehe, einen zweiten, noch schwereren, so sollst Du mich begleiten, daS verspreche ich Dir." Nach einem beschwerlichen Ritt durch dichten Wald und über unwegsame GebirgSkämme. nach einer unbequemen Rast in einer niederen Herberge gelangte die Burggräfin am weiten Tage ihrer Reise um die Mittagszeit vor der Fclsen- >urg an. DaS Schloß trug den Namen mit Recht. ES lag auf einem Felsen, den noch Weit höhere und wildere FelS- gruppen überragten, und hatte daS Ansehen, al» sei eS selbst weit eher ein Gebilde der Erdgeister, als daß eS von Menschen händen erbaut sei. „Was muß ein Weib verbrochen oder gelitten haben, daS sich schon seit Iahrzebntcn in diese schauerliche Einsamkeit vergraben bat?" dachte die Burggräfin, indem sie, während ihre Begleiter. Einlaß begehrend, sich dem Tbore genähert halten, daS Auge über die von düsteren Tannen bewachsenen Felsen schweifen ließ, welche wie riesige Wächter ihr von allen Seite» enlgegenstarrten. Die Verhandlungen am Burgthor dauerten eine geraume Weile, endigten aber damit» daß die schweren Thorflügel ge» össnet wurden. Den Reisenden wurden von geschäftige» Händen die Pferde abgenommcn und die Burggräfin aus ihre Frage nach der Schloßherrin sofort zu derselben geführt. Kerzengerade stand eine hohe schwarzgekleidete Dame in der Mille einer runden ThurmgemacheS, alS Frau Barbara eintrat. I» dem weißen, kalten, wie aus Marmor gemeißelten Gesichte zuckle keine Fiber; starr und glanzlos blickte daS große graue Auge gerade vor sich hin. Ihr Fuß hob sich nicht, dem Gaste entaegenzugehen, ihre Hand streckte sich ihm nicht zum Willkommen entgegen. Man hätte sie für ein Steinbild halten können, und einen Augenblick hegte die Burg- gräsin vielleicht auch diesen Wahn. Dock daS Steinbild be gann zu reden. Langsam, eintönig siele» die Worte von ihren Lippen, keine Bewegung in ihren Mienen deutete an, baß sie sprach. „Da seid Ihr ja endlich, Frau Burggräfin, ich habe Euch lange erwartet." „Ihr habt mich erwartet, edle Frau?" fragte Fra» Barbara, mit aller ihrer Willenskraft daS Graue» abschüttelnd, das diese unheimliche Erscheinung in der düsteren Umgebung ihr erregte. „Länger alS dreißig Jahre habe ich darauf geharrt, daß Heinrich v. Planen'« Gemahlin den Fuß in die Felsenburg setzen sollte." „Ihr habt meinen Gemahl gekannt", versetzte die Burg gräsi», von dem Wesen der Dame dergestalt außer Fassung gebracht, daß sie nickt recht wußte, wie sie die Unterhaltung emleitcu sollte. Unwissentlich hatte sie die Feder berührt, welche daS Steinbild i» Bewegung setzte. „Ich habe ihn gekannt, zu meinem Unglück und zu Eurem!" war die Antwort, und die erst so leblosen Augen sprühten Blitze des Hanes. „Er hat mich, ich habe Euch elend ge macht. Da wißt Ihr >»it einem Worte Alles. waS Ihr erfahren wollt. Lohnt sich die Reise, Frau Burggräfin? setzte sie höhnisch hinzu. „Edle Frau, ich verstehe Euch nicht", entgegnete Frau Barbara mit Würde aus die für sie rätbselkastcn Andeutungen Cva'S v. Rosenberg. „Man hat mir gesagt, eine Dienerin, die in räthselbastcr Weise von Hartenstein entwichen, berge sich in Eurer Burg." „Dem ist so", versetzte Eva. ..Sie schuldet mir ein Bekcnntuiß. das. wie ich fürchte, mich in einen entsetzlichen Abgrund schauen lasten wird. Zu Euch bin ich gekommen. Euch z» bitten, mir die Ungetreue zu überantworten. Wollet Ihr daS?" „Grete steht unter meinem Schutz", erwiderte die Dome. „Ihr weigert mir ihre Auslieferung?" „Ich weigere sie Euch, aber nicht ihr Gehcimniß; Ihr sollet es erfahren a»S meinem Munde." „Aus Eurem Munde?" wiederholte schaudernd die Burg gräfin. Sie wankte. Eva wies ans einen Sessel. Der Schwäch.» nackqebend, sank Frau Barbara hinein. „Gretc'S Geheimniß ist auch das incine", fuhr Eva v. Nosenberg fort, „und hätte ich eS nicht für gut gesunden es Euch zu entschleiern, nimmer hätten sich die Thorc meiner Burg vor Euch geöfsnet, »immer hättet Ihr den Weg ge snnden in dieses Gemach. Die Saat, die ich ausstreule, steht »i Frucht. Ihr »löget jetzt erkennen, von wannen sie kam Der Brand, den ich Euch entzünden und schüren ließ, lodert gar lustig in den reußischen Lande»; mein Haß wärmt sich daran!" „Euer Haß?" fragte die Burggräfin. „Warum hastet Ihr mich?" „Seid Ihr wirklich so unwistend und unschuldig wie ein Kind, gestrenge Frau? Hat Euch i» den vielen, vielen Jahren, während welcher Ibr aus dem Hartenstein als Herrin gebotet, keine Stimme i»S Ohr geflüstert von Eva v. Rosenberg, der Euer Platz verheißen war, die gehe» uinßte, weil Ihr kamt, nein, die verjagt, entehrt, gebrandmarkk ward?!" stieß sie inimer hastiger und schneidender heraus. „Ich börte von einer Jugendliebe meines Gemahls zur schönen Mündel seines VaterS". sagte die Burggräfin leise „Edle Frau, wer von unS sargt nicht eine Jugendliebe ein —" „Vielleicht ist da« ein Vorrecht der Fürstentöchter", spottete Eva. „Mir wurde aber mit der Jugendliebe Alle« gemordet. Entehrt hat mich der verleumderische Mund meine« Vormundes, meine Mutter im Grabe beschimpfte er. und mein Geliebter ließ eS geschehe». Euch, die stolze ASkanierin, führte er heim, während ich in diese Einöde flüchtete, mein schmachbedecktes ^aupt z» verbergen." „Furchtbar, wenn Ihr Wahrheit sprecht!" ries die Burg gräfin. „Ich spreche die Wahrheit, Ihr sollt noch ganz andere Wahrheiten von mir hören! „Liebe. Jugend, Glück, Hoffnung, Glauben hat Euer Gc mahl einfl mit einem Schlage in mir ertödtet", fuhr sie ort. in mir lebte nur »och der Haß gegen Euer Geschlecht und der Durst nach Rache. Einen vollen Kelch davon habe ich an meine Lippen gesetzt. Zug um Zug habe ich daraus getrunken, und jetzt leere ich ihn bi» zur Neige. Ich batic mir gelobt, daß, wie ich damals verstoßen worden, o Euer Erstgeborener eS auch werde» sollte; wie ich ge- brandmarkt worden, so sollte er eS auch sein, und ich habe men, Ziel erreicht! Ihr und Euer Gemahl habt Euch in Eurer Blindheit selbst zu Werkzeugen meiner Rache gemacht." Die Burggräfin war aufgesprungen; kraftlos sank sie in den Sessel zurück. „Grete, die mir blind ergebene Erratur, wußte den Trotz Eure« Erstgeborenen künstlich anzustacheln und verstand es meisterlich. Euch seinen Eharakter im schwärzesten Lichte dar- zustellen. Wa« der Knabe nicht war, wurde er durch die verkehrte Art. mit er behandelt ward. Sein« kindischen Drohungen nahmt Ihr für bitteren Ernst." Es war die Prophezeiung, die mich in- tiefste Herz er- chütterte", stammelte die Burggräfin. „Euer Erstgeborener wird Euch viel Kummer machen, bohr Frau; ja. ick sehe noch mehr, er wird mit seinem wilden ^rotz seinen künftigen Geschwistern nach dem Leben trachten unv über bas vurggräsliche Haus wie über die reußischen Lande viel Unheil bringen. Ihr werdet noch einmal bitter seufzen, daß es besser wäre, wenn er nie geboren!" sprach Eva bochausgerichlet. „WaS ist da«!?" fuhr die Burggräfin aus, „so sprach die Zigeunerin. Da» waren ihre Worte, ihr Ton! Ich kenne sie noch zu gut. sie gellen mir im Ohr, alS hätte ich sie erst gestern vernommen." „Ist nicht Alles buchstäblich eingetroste», bin ich eine falsche Prophetin gewesen?" fragte Eva. „Erhebt nicht Euer Erstgeborener die Hand wider seinen Bruder, zieht er nicht sengend und raubend durch die reußischen Lande!?" „Weil Du mich gehetzt, ihn dazu z» treiben!" ries die Burggräfin außer sich. „Du. Du entschliche« Weib, warst dw Zigeunerin! Du hast diese« namenlose Elend über mich rbracht! Wie kann eine Frauensecle solche Abgründe ergen! ?" „Wo ein Erdbeben blühende Gefilde verschüttet, da gähnen Untiefe» und Abgründe", antwortete die Schloßherrin achselznckcnd. „Haltest Du kein Erbarme» mit dem Unschuldigen?" „Wer batte Erbarmen mit mir? Und warum sollte mich eines KindeS jammern. daS seine Eltern verstießen?" „Mit blutendem Herzen, weil sie durch diese« Kind die anderen bedroht glaubten." Eva zuckte die Achseln. „Furchtbar, entsetzlich!" stöhnte die Burggräfin. „Wohl Dir, mein Gcmahk, daß Du in die Gruft sinken durstest, ohne diesen grausamen, »»erhörten Betrug zn erfahren!" „Memel Ihr wirklich, Fra» Burggräfin, ich hätte mir so meine Rache entgehe» lasten?" fragte Eva. ganz dicht an sie berantretend. „In seiner Todesstunde war ich bei ihm und enthüllte ihm, waS ich Euch jetzt eben enthüllte. Grete führte mich durch einen geheimen Zugang zu seinem Gemach und hielt Wache, daß Niemand un« störte, so lange ich bei ihm war." (Schluß folgt.) vermischtes. --- Tendern, 8. Mai. Nachdem die schleSwig-hol- stcinische Marschbahn ElmShorn-Ripcn dem Ver kehr übergeben worden ist, bietet sich den Badegästen, welche die Nvrvseeinseln zu besuchen gedenken, eine weit kürzere unv !l «t billigere Route dar. die unstreitig Biele benutzen werden. Führt dieselbe doch zugleich durch die schönsten Gegenden, nämlich durch die fruchtbaren Marschen, über die lange Eiderbrückc. Von Niebüll a»S werden in elegante» Equipagen die Pastagiere an den Salondampfer „Stephan" geführt, der sie in dreißig Minuten nach Föhr bringt, während die Wasterfahrt von Hnsnni an- 3—3 Stunden zu dauern pflegte und oft noch durch den niedrigen Wasserst«»» gänzlich unterbrochen wurde. Allen Saison- »nd RundreisebilletS ist die Vergünstigung ge währt, daß sie Geltung habe» sür die direct durchgehenden Wagen, welche den Ansorderungen der Neuzeit gemäß ein gerichtet sind. Ans Föhr ist eine Gepäck- und Billetstation errichtet, so daß schwerlich den Reisenden mehr Bequemlichkeit geboten werden kann, alS hier vorgesehen ist. ---- Glasgow, 8. Mai. Die Kunst- und Gemälde- An «stell» ng iii heule i» Gegenwart teS Prinzen und der Prinzessin von Wate», welche bei ihrem Erscheinen enthusiastisch begrüßt wurden, feierlich eröffnet worden. llug. poNvk, /ür» LZ«««^««»««««t empfiehlt Neueste Formen in: Regen-, Stand- und Gummimänteln, Umhängen, Zacket-, j>romenadenmänteln, Fichn-, Aragen, Tricottailleri, vlouseir. Fertige rvaschstosf-Lostiime in großer Auswahl von Mark 16.50 an, Fertige wollene Costüme von Mark 50 an, N«1»I HD rl l k IO rin Lostümrocke von Mark 19 an, Modell-Lostüme dieser Saison ganz bedeutend unter Preis. Aindermäntel, Ainderkleider, Vlonsen. Eigene Anfertigung! Solideste Stoffe! «xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx:n«x::xxxr:xxxxx» Bekannt billigste Preif^!s «xrnxxxx;rxxxxxxxrs
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