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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-05-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188805125
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880512
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880512
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-05
- Tag1888-05-12
- Monat1888-05
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.05.1888
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iPrsöhelnl tLgllch früh 6'/, Uhr. Kedartion und Erprditiou JohanneSgaff« 8. Aprrchstuodkn der NrdaUiou: BormittagS 10—IS Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. Uw tu »««B-d- „,,rt»»rrer IN->>»icr>»t, »»cht sich tu Rtet-cUon «ich» »crtmtüch. A«natz«e »er sür die «ichstt«I,entze Nu««er bestimmte» In«er»tr «« Wochentagen bis » Uhr Nachmittag«, an Kann- un» Festtagen früh dts'/,VUtzr. In drn Filialen für Ins.-Annahme: ktt« Klemm, UniversitätSstraße 1. Louis Lösche, Kathorineustr. 23 pari. u. König-Platz 7, nur bisUhr. Abomrenrent-prel» vierteljährlich 4>/» Mk. iucl. Bringerlohn 5 MI., durch die Post bczogeo 6 MI. Jede einzelne Nummer 20 P' Belegerempiar 10 Pf. Sebühren für Extrabe ilaaen (in Tageblatt-Forniat gefalzt) «hne Poftbeiörderirng 60 MI. mit Postbesörderung 70 MI. Initiale öbespaltenc Petitzeile SO Pf. Grötzere Schnslen laut »ns. Preisverzeichnis, rabellanscher ». Ziffernsatz nach höherm Tari> Urclamen l' »ntrr dem RedactionSstrich die Igespalt. tt. Leite bOPs., vor denFa milien Nachrichten die Kgeipaltcne Zeile 40 Pi. , Inserate sind stets an die Epprdltie» zu senden. — Rabatt wird Nicht gegeben. Zahlung praooumoruinlo oder durch Pnst- »achnahm:. 133. Zur gtfiilllgcil VeWimg. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 13. Mai, Bormittags nnr bis gN Uhr geöffnet. Lxpe<1ltl«n <Ie8 I-eIpr1«er ^axslrluttes. Amtlicher Thetl. Vrltanalmachung. Nach dem Finanzgeseye vom 27. Marz 1888, in Verbin dung mit tz. 5 der zum Einkommensteuergesetze vom 2. Juli 1878 gehörigen Ausführungsverordnung vom II. October desselben Jahre«. in die LtaatSeinkommensteuer im laufenden Jahre mit dem Normalsteuersatze zu erheben. Der erste Termin ist am SV. April d. I. mit der Hälfte de« NornialsteuersatzeS fällig. Die hier Steuerpflichtigen werden daher ausgefordert, ihre Stenerbclrägc ungesäumt und spätestens binnen drei Wochen, von dem Termine ab gerechnet, an unsere Sladt- Steuercinnahme. Stadkbau«, Obstmarkl Nr. 3, bei Ver meidung der nach Ablauf dieser Frist gegen die Säumigen einlrelendcn gesetzliche» Maßnahmen abzusührcn. Leipzig, den 26. April 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. Ör. Georgi. Kock. -PcMntlriaihulig. Der am 28. Januar 1888 allhier verstorbene Ehrenbürger unserer Stadt Herr Hosrath De zur. Hermnnu Theobald Petschke bat in seinem ani 20 April 1884 errichtete» Testamente dem PcnstonSsondS des htcstarn Stadtorchesterö, sowie der mtt demieibeii verbundenen Stiftung rnr Unterstützung der Wittwcn und LLaisen deS Leipziger Stadt- orchestcrS zwei Vermächtnisse von Zehn Tausend und bez. Drei Tausend Mark auSgesetzi und cS sind dieselben nunmehr an un« au-gczahlt worden. E» ist un« ein Bedürfniß, sür diese reichen Gaben dem edlen Verblichenen, welcher schon im Leben u»S stet« ei» wohl wollender Freund gewesen und sein warmes Interesse sür die Kunst der Musik in so schöner Weise auch über den Tob hmauS beihäligt hat, unser,, aufrichtigste» Dank »achzuruscn. Leipzig, den 2 Mai 1888. Der VcrwaltungS AuSschnst deS Hrchester- PcnsionsfondS zu Leipzig. 109. Ilr. Georgi, Vorsitzender. Wilisck, Ass ' Vrlialllltlliaihung.— Ter am 28. Januar diese« Jahres verstorbene Herr Hosrath vr. Hermann Theobald Petschke hat dem PenfionSsondS sür die Mitglieder de» hiesigen Theater-Ehor-Personal» ein Vcrmächl- niß vv» Fünfzehn Hundert Mark testamentarisch hinlertafsen. Für diese reiche Zuwendung, durch welche dem Zwecke unserer Anstalt eine wesentliche Förderung zu Theil geworden, rufen wir dem Verstorbenen unseren wärmsten Dank hiermit nach. Leipzig, den 2. Mai 1888. Der Verwaltung»-AuSsrbust de» PenfionSsondS sür bhor und sonstige Angestellte am Ltadt- thcater zu Leipzig. 144. vr Georgi. Vorsitzender. Wilisch, Ass. VtliauntmachungT" Unsere, da« Fuhren der Hunde an der Leine im Rosen- thale verfügende Bekanntmachung vom 14. Marz d I. wird hierdurch bis aui Weiteres wieder aufgehoben. Leipzig, de» 8. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hennig. ^Vekanntmächnng. Reubau de» ReichSgerichtS-Gebäude» zu Leipzig. Die Lieferung vo» 1VK0 0V0 Stück HintermaueruugSsteinen, lieferbar in der Zeit vom l l. Juni bis 3l. Juli d. I., soll entweder ungetheilt oder gelbeilt in kleinere Loose, im Wege der öffentlichen Ausschreibung vergebe» werden. Versiegelte und vorschriftsmäßig bezeichnete Angebote und Proben sind bis DienStag, den IZ. Mat 1888, Vormittags Itt Uhr, im Aml-zimmer der ReichSgerichtS-Bauvcrwaltung, Eimson- straße Nr. 1, abzuaebe». Die Lieferungs-Bedingungen können daselbst werktäglich in den VoLiuittagSjiuiitcn enigeschen. auch gegen portofreie Ein sendung von 25 für die allgemeinen Bedingungen und 75 für die besonderen Bedingungen von dort bezogen werden. ZuschlagSsrist 4 Wochen. Leipzig, den ,8. April >888. Die Rei«tzSgerichtS>Ba«vek»»altung. Dkkanntmachung. Wir machen hierduicb aus d,e hierorts bestehende Bestim mung ausmeiksam, wonach, wenn eine Familie mehr als drei K »der zn gleicher Zeit zur BokSschulr schickt, aus Ansuchen der Sltern oder deren Stellvertreter nur für r e drei jüngsten Kinder Schulgeld erhoben werben soll. Diese Bestimmung kann selbstverständlich dann keine An wendung finden, wenn schon einem oder mehreren Kindern einer Familie freier Schulunterricht gewährt wir» Leipzig, am 4 Mai l»88. Der SchnlanSsch,» d», «ladt «rt»,«g. Walter. Leßnert Sonnabend den 12. Mai 1888. Vckanntmachnng. Wegen der mit Herstellung mehrerer Wasserrohr abzweigungen verbundene» Arbeite» wird die Bayerische Straße vo» der Hoben bis zur Sikoulenstraße von Montag, den 14. dieses Monats, ab aus etwa 5 Tage sür den gesammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 1l. Mai 1888. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 3402. 1)r. Georgi. Hennig. HailsgrilnMlcks-verßtigernng. Da» den Schniitzt'schc» trrbe» gehör»,e. au! hiesiger Haupt- mannstraße Nr. 13 bclegene HailSgriUitziiÜck Nr. 73 V de» Brand- katasterS, Abth, 6, Foiiiini 382 dcS Giundbuchcs sür Leipzig. ge- schätzt aus 56 000 soll erbldeilungshalver u»ler den mi Termine bekannt z» machende», schon jetzt aus dem Anschläge am G rchl-brei zu ersehenden Bedingungen den 24. Mut 1888, Vormittags 1v Uhr an hiesiger Ami-gerichlSstelle. Zmmer 86, öffentlich versteigert werden, wrzu Kauslust-ge hiermit cingelaten werden. Leipzig, 12. April 1888. Königliches Amtsgericht V. 4. Lanb gras. vr. B Vekannfmlu1,nng. Der 1. Termin der Staats- und der Geuieinde-Sinkommrn» steuer ist am »Lchsten 30. April und dez. 1. Mai sälig und längstkttS am 22. Mai dss. Zs. bei Vermeidung von Zwangsmittel» an hiesige Steuerrinnahme zu bezahlen. Reudnitz, am 84. April 1888. Der SemctntzevOrstand. Größe!. Nichtamtlicher Theil. Englands vertheidigungsmaßregeln. Eine neue und ausfallende Erscheinung sind die An- trenguugeu, welche die englische Regierung in letzter Zeit zur Erhöhung der Wehrkraft des Lande- macht. Am Z. M.«' nahm das Unterbau« eine daraus bezügliche Vorlage ohue Verhandlung iiz erster Lesung an, und beute wird über eine» neue» >» der Vorbereitung begriffenen Gesetzentwurf berichtet, welcher die Errichtung eine? Arurcecorps zur Verthcidigung vo» London gegen einen mililairischc» Angriff zum Gegen stände hat. Lord Staubope, der SlaatSsecretair deS Kriege-, machte darüber einer Abordnung einsl»ßre>chcr Parlament«- »litglicder au- 9 Mai ciiigehendere Millheilungen. Er er klärte, daß Befestigungen zur Vcrlhcidigung der Hauptstadt allein nicht genügen, sonder» daß cS dazu einer hinreichenden Armee bedürfe. Diese soll durch Errichtung eine« neue» ArmeecorpS beschafft werden, welche- auS regulären Truppen, Miliz und Freiwilligen gebildet werden soll. Der Patriotis mus der Freiwillige,i wird als die Grundlage der Maßregel betrachtet und deshalb sollen sic durch Artillerie, bestehend auS 250 Feldgeschützen und 86 Geschütze» größeren Kaliber-, vermehrt werde». An der Geschäftigkeit im KricgSmiisisterium überrascht die Plötzlichkeit, mit welcher die neuen Maßregeln hervvrlreten. Tie Frage, ob England überhaupt der Gefahr eines feind liche» Angriffs auSgesetzi sei, ist vor einiger Zeit allerdings öffentlich crörlert worden. ES geschah daS im Anschluß an den Pia» einer unterseeische» Verbindung England« mit Frankreich, und es waren hauptsächlich militairischc Grünte, welche dazu sührke», von dem Plane abzukommen. Die Frage wurde damals bejaht und eS wurden auch die Mittel i» Er wägung gezogen, durch welche ein Angriff aus London sieg reich abgeschlagen werden könne. Daß eine Landung möglich sei. wurde ohne Weitere- zugegeben und auch, daß die Flotte nicht au-reiche, um England gegen eine militairische Unter nehmung zu schütze». DaS Alles wurde aber nur akademisch erörtert, und man schien weil davon entkernt, die Angelegen heit als ernst und dringend auzusehe» oder gar etwas zur Abwendung einer solchen Gefahr zu thun. Die Organisation deS LandheereS ist in England seit unvordenklicher Zeit als etwas Nebensächliches behandelt worden, besonders aber seit der Zeit, in welcher die großen Heere de» Festlandes organisirt worben sind. England verzichtete darauf, als Militairmacht zu zähle» und glaubte genug gethan zu haben, wenn cS seine Flotte in Achtung gebietendem Zustande erhielt. Die in Egypten und in Afghanistan gemachlen Erfahrungen scheinen aber doch nicht ganz ohne Wirkung geblieben zu sei». Len» e- sind in den letzten Jahren wiederhol! Versuche ge macht worden, da- Parlament zur Bewilligung von Mitteln zur Erhöhung der Wehrkraft dcS Lande- zu veranlassen. Seltsamer Weise erklärte sich gerade der Mann gegen die Bewilligung dieser Mittel, welcher die Nothwendigkeit aner kannt ha», daß England sich lebhafter als bisher an der fest ländische» Politik bctheiligr: Lord Randolpk Churchill. Dieser excenlrische Staatsmann legte bekanntlich sein Mmisterporte- seuille nieder, weil er der im Ministerrath zum Beschluß er hobenen Meinung nicht zusiimmte, daß für Verbesserung der Land- und Seemacht vom Parlament die erforderlichen Mittel beansprucht werden müßten. Churchill begründete seinen Widerspiuch gegen diese Forderungen nickt etwa damit, daß er sie sür überflüssig erklärte, sondern mit der wahr scheinlich gerechlscrtiglen Einwendung, daßinit den vorhandenen Mitteln in der unverantwortlichsten Weise gewirthschaslct werde und daß vor allen Dingen die bestehenden Miß- biäuchr abgestellt werden müßten, bevor man neue Mittel bewilligte, deren Verwendung gleich unzweckmäßig lem würde ES scheint, daß Churchills Worte nicht wirkungslos gewesen sind und daß man im Krieg»- und im Marine- Ministerium zu der Ueberzeugnng gelangt ist, daß mit den vorhandene» Mitteln mek, und Bessere- geleistet werden kann, alS bisher. Lord Slanhope'S Erklärungen gegenüber der Abordnung von Parlament- Mitgliedern enthielt da- be schämende Gestänbniß. saß England biSber sür seine Verthei» biguna so gut wie nicht» getha», also sich in einen durchaus grundlosen Grad von Sicherheit hinemgedacht hat. Vielleicht Hot zur Verbreitung anderer Anschauungen auch die Ersah- runa beiaetragen, daß England fortdauernd den Angriffen irischer Mortzgefillen a«4gesetzt ist. welche trotz der geringen Z«hl d»r Ingrriffr große Gefahren für Leben und Eigenihum der Bewohner London» und anderer bedeutender Städte Englands gebracht habe». Die Wehrkraft Englands steht so ganz außer allem Verhältnis; mit den allerdriiigendslen An forderungen, daß nur der bisherige Gang der allgemeinen Entwickelung, welcher England als europäische Macht unbc- rlicklichtigt ließ, eine» Zustand verlängern konnte, welcher die Gefahren der Gegenwart alS nicht vorhanden betrachte». Endlich scheint im englischen KriegSministeriui» da« Bewußtsein auszudäminern, daß auch England eine« Tage« in die Lage kommen könnte, sich gegen einen Angriff ver- lheidigen zu »itiffen. Wodurch dieser Umschwung in den berrschendr» Anschauungen eiilgetreten ist, verlautet nichts. Weder der Gesetzentwurf zur Erhöhung der Wehrkraft, welcher dem Parlamente vorliegt, gicbl darüber Ausschluß, noch der Vortrag Lord Stanhope's über die Absicht des KriegSi»i»jsteril»»s, auf Maßregeln zur Vertheidigung gegen eine» Angriff aus London Bedacht zn nehme». Wir wisse» nur, daß Italien sich durch eie Rücksicht aus seine Interesse» al» Mittelmeermacht hat bestimme» lasse», ein Bündniß mil England zu schließe», und daß Oesterreich wahrscheinlich diese», Biiiidiiiß bcigetretei, ist. Daß England als Haiiplmachl gleichfalls ein Interesse daran hat, die Herrschajl im Miltcl- meer nicht in die Hände Flaiikleichs übergeben zn lasten, beda»s keiner näheren AnSeinandkrseyiing. cm Blick ans Malta u»0 Gibraltar, aus Cypern und Egnpicn genügt, ui» darüber Klarbeit zu gewinne», in welchem Sinne England seme Ausgaben ln, Msttelmeer ersaßt. Die Gesahr eincS Zi>sa»i»ie»sIoß.S zwischen England cincr- seilS und Frankreich und Rußland antercrseilS bei bem nächste» große» Kriege ist unvermeidlich und unter den heutigen Ver hältnissen muß auch der Fall einer Landung sranzösischer und russischer Truppen in England i» Bstracht gezogen werde». Schon vor Jahrhunderte» ist eine solche Landung von Svani?» an« beabsichtigt worden, aber die Armada Philipps ll kam nicht zur Actton. weil sie durch Sturm z» Grunde ging. Napoleon I. hatte keine e»tsprcche»re Floitt zur Verfügung, sonst würde er wohl England eine» Besuch abgesiallet habe». Lord Slanhopc hat das Berdienst, England ans die Gesabr hingewirscn zn habe», aber die Mittel, welche er zu ihrer Abwehr i» Vorschlag dringt, sind so il„;ure>che»d. daß nur die bekannle Abneigung der Engländer, für Wehr- Zwecke große Summen z» bewilligen. zu ihrer Erklärng dient. Lord Stanhope mag denke», raß ichon die Anregung einer so wichtigen Frage dankenswerlh ist, »,,b will cS seinen Nachfolgern überlasten, die von ihm geschaffenen Anfänge weiter zu entwickeln. So wie die Sachen heute lieg--», wird England kaum durch Regierungsvorlage» eines Besseren be lehrt werde», erst ein furchtbarer Schlag wird England zur Besinnung bringen und ibm Klarheit darüber verschaffen, daß man in der Zeit der allgemeinen Wehrpfl cht mit Milizen »nd Freiwillige» nicht gegen die großen woblorgamsirten Heere der Mstitairmächle in den Kamps treten kau». Eng land« Macht besteht heute nur in seiner Flotte und i» seinem Capital, beide« reicht aber nicht au«, um eine» so cuisgc- dehnteu Besitz zn sicher». * * Ueber die vorstehend erwähnte englische LandcS- vertheidigungS-Bill wird der .Rattviial-Zciluiig" aus führlicher nu» London, 6. Mai, geschrieben: Die von d>m KriegSininiilcr Sianhope tt» Unterbause angekündigte Londesvertheidigu »gS-Bill (.Xaticuial liet'onoo Lill) ist nun mehr im Druck erschienen und befiel t aus 5 Nrttkeln, die Bestim mungen enthatten, um die Moistiijiruiig der BerllieidigungSirupvcii zu erleichtern, und sich aus die folgende., (Yezensiände beziehen: I) das Einbernscn der berittenen Land»,itt; (Veomaiirx) »nd der Freiwilligen; 2) dos Einberusen der Freiwillige» der königlichen Marine-Ärtilleric: 3) die Benutzung der E sc,Wahnen sür Marine- und Militairzwecke: 4) das Rcquirire» von Ps rde» und Fuhrwerken. Wo» de» ersten Punct cinbelrifft, so kann die Landmiliz gegenwärtig zum octive» Dienste nur einbe,usc» werden, wenn eS sich um eine» wirlttchen seindlicheu Einiall in das Land handelt, wen» der Feind in Stärke an der britischen Küste gesehen wurde, oder wenn zur Zeit einer Invasion oder de« Erscheinens dcS Zeinde» an der Küste eine Rebellion oder Insurrektion im Laude herrschen oder auSzubrechen drohe» sollte. Die Freiwillige» können gegenwärtig ansgeboie» werden. wenn irgend einem Theile des vereinigten Königielche« ei» feindlicher Einsall drohl. Ferner können die berittene Laudniiliz, sowie die Freiwilligen zu solchen Zeiten nach jedem Theile des Lande» beordert werden, die berittene Lantmlllz jedoch bat einige Begünstigungen. Die Miliz (Ililiti»), eine Art Lantw hr, welche nicht mit der be rittene» Landmiliz (Veumccnr^) verwechiell werde» darf, kann gegen wärtig jedoch tinbci Ilsen und vem stehenden Heere einvkiltibt werden, wen» immer eS sich um eine drohende nationale Gejahr handelt, und kann dann in jedem beliebigen Theile des vereinigte» König reiche« verwerthet werden. Sowie sie einberusen ist, muß das Par lament binnen 10 Tagen zulammentreten. Herrn Stanhope's Gesetzvorlage bestimmt nun, daß auch die berittene La ndmlllz und Freiwilligen zu aktivem Dienste eiiiberiise» werden sollen, wen» immer die Miliz ausgeboten wire, doch sollen die diese» Boloutairtruppe» bis jetzt aiigehörigen Mann- lchasten nicht gezwungen werden, ohne ihre freiwillige Zustimmung sich dieser neuen Bestimmung zu unterweisen. Es soll denen, welche da» Letztere nicht wollen, freistehen, auszuttelen. WaS die Freiwilligen der Marine anl^trifft, so könne» aege» wirtia die königl. KüstenbewachungSsreiwillige» (tioz-ai Oonnt Vollinteer»), die auS „frühe, cn Lceleulen und andere» tauglichen Personen" bestehen, im Falle einer drohenden nationalen Gefahr oder von hochwichiigen unvorhergcsel e»en Ereignissen ein berufen werden. Die königl. Mar ine freiwilligen (kc>y»l Xaval Voluntssrn) können einbriufe» werden, wenn immer Ihre Majestät diele« sür zweckmäßig erachtet. Die Marlneartillerlesrelwil- ltgen (Unrat Xrtiller^ Volunteer») dagegen können gegenwärtig nur ausgeboten werden, wenn eS sich uni eine wirkliche oder drohende Invasion de« Lande» handelt. Die neue Bill bestimmt nun. daß auch diese Letztere» zu acitvemDiensterinberusenwerden können, wenn Immer die Marinereserve unter Waffen tritt, doch werben auch in diesem Falle die zu den Mariiieartillcriesreiwillige» bi» jetzl ge hörigen Personen nicht gezwungen weide» könnt», sich gegen ihre» Willen der neuen Bestimmung zu fügen WaS die Benutznna der Eiienbahue» sür Miliiair zwecke anbelrifft, so bestimm! da« Tiuppenreguliru, gSgeletz de» Iabrel 1871, wenn die Königin in chr,m Nalhc durch Verordnung erklär!, daß Ereignisse eiuqetreten sind, die es im öshntljchen Jniersse zweckmäßig erichemen lasse», daß Ihrer Mni-siäi Regierung Evnlrole über die Eisenbahnen de« Bereinigten Königie ch.-S haben soll, iolle der KriegSininistlr eine Person eriiiachiigen dürft,i, von einer Eisen bahn gegen Bergütung Besitz zu ergreift», und die Vergütung lob, im Falle von Streitigkeiten durch Schiedsgericht uuier die Be stiiiiiitunge» de» ttanll- ttlau-e- Ooo-oIulLtioo -4ot d-S IahreS 1845 festgesetzt werden. Herrn Stanhope« neue Gesetzvorlage bestimmt au», daß die Königin dat Recht haben soll, wenn immer die Miliz unter Waffen tritt, anznordneu, daß Marine- und Militairverkehr da» Vorrecht vor allein anderen Verkehr baden toll, oha« daß der KriegSiniaister zu dem extremen Schritt der lorn elle» B»sttz«Nr»isuag z, schreitrn genSihigt ist. Was da« «eqniriren »»» Ussrdeu »utz Fnhrweekia -nbetrifft, so bestimm» »ne Zeit Artikel 114 »«< Armertzesetze« vom Jahre 1881, daß dt» Klni-in durch Grrordnung, unlre der Erklärung, datz »ln iNul 82. Jahrgang nahmesall elngetreten und von einem Minister angeküadigt worden ist. jede» böheren Osficier, welcher reguläre Truppen in irgend einem Theile des Vereinigten Königreichs befehligt, antorisireu kan», rine Requisition anzuordnen. Wenn «in solch r Re- qulsiiionsbcfthl von einem cvmmandirenden Osficier oder von emem durch einen Minister beaustragten Beamten erlaffe» wird, i»»s; ei» Friedeilsrichier den Constablern eine Ermächtigung (nnrrnnt) tinl-ändlgen, und werden dieselben alsdann das Recht baden, die nöttngen Pserde und Fuhrwerke oder Fluß- und üanalschisse zu requir-ren, wofür ans Belebt de- Krieg-minlsteiS eine Entschädigung zu zahlen ist. die im Falle von Streitigkeiten von dem belresftnde» Landgerichterichter sestgejeyt werden soll. Diese Bestimmung ist nach der Meinung Herrn Stanhope's nicht präciS genug, da ma» sic so auSIegen könnte, als ob eS sich nur um cl» Mlcthen der requirirte» Gegenstände handelte, und die neue B ll bc- stimmt dah r l» unzwe heutigen Ausdrücken, daß die Bestimmung sich sowohl aus Ankauf, als aus Mlethen von Fuhrwerken, Thieren und Schiffe» beziehen soll, daß diese» nur dann der Fall sein soll, wenn die Miliz einberusen ist. Leipzig, 12. Mai 1888. * In der am 9. d. unter dem Vorsitz dcS Staatsministers StaalSsecretairs deS Innern v. Boetticher abgehaltcne» Plenarsitzung deS BundeSrathS wurde seitens dcS Ausschusses sür Rechnung-wesen die Uebcrsicht der ReiS-AuS- gabe» und -Einnabmen für da« ElalSjahr 1886/87 vorgclegt und erläutert. Nach dem Anträge de« Ausschüsse« wurden die in deni bezeichneten EtalSjahre erfolgten Etatsüberschiei- tungen, die anßeretatömäßigeil Ausgaben, sowie die den Etat überschreitende» und die außerelatSmäßigen Einnahmen ge nehmigt. Von Seiten der AuSschüffc für Zoff- und Sleucr- wescn und sür Rechnungswesen wurde über die gemeinschaft liche» Eittiiabmen an Zölle». Verbrauchssteuern re. und die bei denselben >u Anrechnung zu bringenden Verwaltungsaus gaben Bericht erstattet. Den zuständigen Ausschüssen wurden zur Vorberalhung überwiesen: der 2 und 3. Bericht der VollzngScomMission für den Zollanschluß Hamburgs, der En! wurs einer Verordnung über die AuSsübrung der zu Bern am 9. Seplember 1856 abgeschlossenen ttebereinkunsl wegen Bildung eine« iaternatioiiaft» Verbände? zum Schutz von Werke» der Lileralur und Kunst und die Anträge Bayern- und Mecklenburg-Schwerin- wegen Abänderung der Etat- der ZollverioalluiigSkosteii für diese Bundesstaaten. * Der erste deutsche Staat, welcher die Ergebnisse der Strafrechtspflege sür daS Jahr 1887 veröffentlicht, ist Württemberg. Nach einer Ucbersichl. die der „Reichs anzeiger" über die Gcsammtzahl der be> den Oberämtern zur Abrügnng durch polizeiliche Slrasversügnng angezeiglen tlcberlretungeil gicbt, scheint diese« Ergebniß kein gerade günstige« zn sein. Es kamen nämlich 36 890 derartige lieber tretungen z»r Anzeige gegen 33 868 »n Jahre 1886 und 32 329 i»> Jahre 1885. Tie Zunahme gegen daö Borjahi beträgt also bcinahe 9 Procenl. Darunler befanden sich 2l 137 llebeitretuiigeil der Gesetze gegen Pie Laiidslreicherci lmv den Bellcl gegen 2l 933 i>» Jahre 1886, >8 973 im Jahre 1885, 20 083 >m Jahre 1881 u»V 2l 141 im Jahre >883 Die Zabl der Landstreicher »nd Bettler hat also gegen das Vorjahr uni 8204 oder 10,5 Procent und gegen 1885 um 5161 oder 27,2 Procent zilgenomme». * AuS Hamburg, 9. Mai, wird gemeldet: „Die Hamburger Bürgerschaft nahm dehattcloS den Antrag de« Senat«, betreffend die desinilive Ausdehnung de« nört licheu Freihaseiibezirke«, an. Der Scnal wird demnach aus Grund deS Anschlußverliagc« dem Reiche gegenüber die Er klärung abgebeii, daß das in da« Eigenthlini dcS Staate? übergegangene Areal zwischen Kleinfl clh »nd Sl. Anna einer seits, St Aiincnsieeth und Neuwandrahm andererseits, ein schließlich letztgenannter Straße, zn den: Freibasenbezirk zu gezogen werde, daß aber hinsichtlich weiterer Zuziehung dcS im Anschlnßvertragc bezeichneten Stadtlhcilcö zur Ausdehnung de« Freihafens eine Frist aus drei Jahre »ach erfolgtem An schluffe beim Buiideörath beantragt werde." » * » * Der russische „RegieruugSbote" weiidet sich geaen die jüngst in der „Nowoje Wrcmja" erschienenen ArlikelTaiinschew'- über die bulgarische Frage u»d sagt, die Ereignisse seit dem Kriege vo» 1877/78 seien »och zu frisch, um sie einer lniparleiischcil allseiligen Kritik unterziehen zu könne», WaS für eine gewissenhafte geschichtliche Forschung unerläßlich sc>. Dieselbe wäre gegenwärtig um so weniger möglich, als die Vo» der kaiserlichen Regierung verösseiittichlen Dokumente nicht zahlreich feie» und die Zeit sür die Veröffentlichung der übrigen »och nicht getoiiimcil scheine, weil der wahre Wcrlh der Doe» mente augkiiblickllch noch nicht völlig gewürdigt werden könne. Solche- verhindere insbesondere der Umstand, daß die auS dem Kriege resullirciiden Ereignisse eng mit der gegenwärtigen Lage der Politik verknüpft seien. Der „Regierungsbote" weist den Vorwurf deö Schwankens i»r Verhalten der russischen Vertreter in Bulgarien zurück und sagt, die Actio» derselben konnte schon dcöbalb keine schwankende gewesen sein, iv.il Bulgarien zu schnell auS vollständiger Unterjochung zn einer konstitutionellen RegierungSsorm gelangt sei und vatnrch zu früh politische Lelvcnschaslen geweckt wurde», die Unbeständig keit in da« bulgarische SlaatSlcbeu gebracht und Bulgarien abgebalten hätten, den woblwolletiken Absichten der russische» Regierung Vertrauen und Leidenschaftslosigkeit entgegenzu- bringen, woraus die kaiserlich- Regierung zu rechnen voll ständig berechtigt war Hierin, sowie in verschiedenen anderen liistkiiseindlichcil Einwirkungen sei die Erklärung sür die all- mälige Verschlechterung der bulgarisch-russischen Beziehungen zu suchen, in Folge deren die kaiserliche Negierung ihre Re Präsentanten aus Bulgarien abberusen hätte. Ter „Regie rung-boke" schließt: Indem die kaiserliche Regierung daraus rechnet, daß die Zeit und die Erfahrung die Leiter der bul garischen Politik endlich zur Einsicht ihrer Verirrungen bringen nerve, that dieselbe Alle-, um ihnen die Rückkehr aus de» Weg der Gesetzlichkeit und die Wiederherstellung normaler Beziehungen zu Rußland r» erleichtern. Im „Regierung« boten" sei seiner Zeit vaS Programm publicirk worbe», an welchem die kaiserliche Regierung m Bezug aus Bulgarien sestzuhalten beabsichtige; dies-- P ogramin bleibe »nv. rändert. Wenn die jetzigen unnatürlich-> B zichnngen Bulgariens zu Rußland sich bisher nicht gebessert baden, so liege dies aus schließlich an den Machtbaoern >» Bulgarien. * Wie au? Alben geineldct wirk, hält ma» -S in dortigen diplomatischeu Kieift-n nicht sür unmöglich, daß nach der nunmehr eingelrclc»en Dälente der zwischen der griechischen Regierung und rcr Pforte bestandenen Spannung die Ab reise der auß-rerdenttichen Misston, welch» »,m Sultan di, Drevratien »,« G>rßt'»»i'« »,S Erltzser-Orden« tn Brillante»
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