Suche löschen...
01-Frühausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.12.1894
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941217019
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894121701
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894121701
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-17
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Bezug-Prei- W h« Hamriexpedttton oder de» im Etadt- hejirk und den Vororten errichteten Au«- oavestellea abgehalt: vierteljährlich^».^ bei »weftnoltoer täglicher Zakelln», in« Hanl ^l5.5L Durch die Post bezogen für Deutschland «nd Oesterreich: virnelitdrlich 8,—. Direct» täglich« Kreuzbandienduug ins Ausland: monaNtch 7 50. Die Morgen-Ausgabe rricheint täglichV»7 Uhr, hi» Abend-Ausgabe Wochentag» 5 Uhr. Lessartton und Erpeditioa: -»Hanne«,aste 8. DkeErpeditto» ist Wochentag» oaunterbroche» geäffuet von früh 8 bi» Übend« 7 Uhr. Filiale»: lvtt« Me««'» E»rti«. (Ulsret Hahnld llniversltütlsrrah« I, Laut« «Siche. ikatharinrnstr. 1t, pari. und Könlgsplatz 1) Morgen-Ausgabe. LMM TllgMalt Anzeiger. Organ för Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. AnzeigeuPreis die 8 gespaltene Petitzeil« 20 Pfg. hieclamen unter dem Redactionssrrich (» ge spalten) 50^, vor den Familiennachrichte» <6 gespalten) 40-H. Größer» Schriften laut nnjerrm PreiS- »erzochniß. Tabellarischer und Zifferns«tz nach höherem Laris. Extra-Beilagen (gesalzt), nur mit der Morgen «Ausgabe, ohne Poflbesördernug >» SV.—, mit PostbesSrderung ^ 7V.—. Anaatimeschluß für Auzei-ev: Abend-Ausgabe: Vormittag« 10 Uhr. Margen-Ausgabe: Nachmittags »Uhr. Sonn- und Festtaa» srüh '/,v Uhr. Bei den Filialen und Annahmestellen je ein« halb« Stund» früher. Uazeigen find stet« an dt« Expetzttta» zo richte». Druck und Verlag vo» E. Polz in Leipzig «12. Montag den 17. December 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekannlmachung. Weihnachts - Packetverkehr. Während der Zeit vom lS. bi» »inschlieblich 2» December tritt di» Lchluhzett sür die Lialieserung von Werth- und Packet- senhitnarn bei sämmtlichen Postanstalteu in Leipzig eine Ttunite früher als gewöhnlich ein. Es wird ersucht, hieraus bei Lialieserung von Sendungen zur! Post Rücksicht zu nehmen. Leipzig, den IS. December 1894. Der Kaiserliche Ober-Postdtreetar, Geheime Oder-Postrath. Walter. Gesucht wird der am 7. October 1843 in Fichtenberg geboren« Müller Ernst Augirft HänSgen, welcher zur Fürsorge sür sein« Lhesrau an« zuhaltea ist. Leipzig, den IS. December 1894. Der Rath der Stadt Leipzig» Armr»-Ämt, Adth. LI. k. IV, Abth. II, 1622b. Hentschel. Tchm. Erledigt bat sich unsere Bekanntmachung vom 9. November 1894, den Zimmermann Franz Bernhard Hertel betreffend. Leipzig, den 11. December 1894. Der Rath der Stadt Leipzig, Armrn-Amt, Abth. II. L. ».II, IV/1620e. Hentschel. Tchm. Kirchenvorstandswahl -er St. Markus- parochie. Die LrgänzunIswahl des Kirchenvorstandes wird Dienstag den 18. December, von Bormittags 10—3 Uhr und Nachmittags 5—8 Uhr in solgenden Localen stattsinden: 1) sür den sogenannlen oberen Theil der Gemeinde — alle Strotzen südlich der Noslitzstraße, incl. Eilenburger Bahnhofs — im Local des Jünglings-VereinS U, Josefinensrratze 35; 2) kür Len unteren Thetl der Gemeinde im Pfarrhaus», Ehoussee- stratze Nr. 33, und zwar: u. für alle Bewohner der Straßen, die mit A—L beginnen, »xcl. Kronprmz-, Kuchengarteu« und Kreuzstraße, im unteren Son- sirmandensaa!; b. sür die Bewohner der Kronprinz«, Kuchengarten, und Kreuz« stratze, sowie der Strotzen, die mit I--2 beginnen, im Sitzungs zimmer des Kirchenvorstandes. Die Wahl hat durch persönlich abzugebende Stimmzettel zu erfolgen. Leipzig-Reudnitz, den 7. December 1894. Der Ktrcheiivorftand zu St. Markus. Ed. Rausch, Pastor. Sparkasse in der Parochie Schönefel- zu Leipzig-Reudnitz, Grenzftraße 3. Der Ziusenberechnung und des Bücherabschlusses halber bleibt dir Expedition unserer Sparrasse vom 17. bis:tl. December 18S4 für alle Ein- und Rückzahlungen aus Sparbücher geichloffen. Vom 2. Januar 1895 an ist die Expedition wieder für den reget- mäßigen Geschäftsverkehr geöffnet. Leipzig-Reudnitz, 27. November 1894. Lodert Diedert, Direktor. Äus vr. Llum's Lismarck-Liographie. * Von dem Werk: „Fürst BiSmarck und seine Zeit: eine Biographie sür das deutsche Volk" von vr. HanS Blum (München, Beck'sche VerlagSbandlung) ist soeben der 3. Band erschienen. Derselbe behandelt die Zeit von 1863—1867. (Lin besonders anziehendes Capitel ist da- 4. des 6. Buches „BiSmarck am Friedenswerke", worin, nachdem schon früher über den Umschlag der Stimmung gegen den bisher Ge haßten und Gefürchteten zn berichten war, am Schluß von den ersten öffentlichen Huldigungen für den großen Staatsmann erzählt wird. Wir entnehmen diesem Capitel Folgende-: Der letzte Gegenstand, über welchen BiSmarck während dieser Wochen im preußischen Abgeordnetenbause (am 25». Sep lember >866) das Wort ergriff, betras eine Creditsorderung der Regierung von 60 Millionen Thalern zur Deckung der durch den Krieg gegen Oesterreich und ,n Deutschland veranlaßlen außerordentlichen Ausgaben. Bei dem über aus sparsamen Charakter der preußischen Regierung braucht kaum erwäbnt zu werden, daß diese Forderung nur dem wirklichen Bedürsniß entsprach und schon bei der Vorlegung eingehend begründet war. Gleichwohl bemängelte die Fortschrittspartei, welche in der Commission die Mehrheit batte, die ganze Forderung und wollte in Gnaden nur 30 Millionen auf ein Jahr bewilligen. Der Berichterstatter war der alte „ConflictSvater" Hagen, der auch dieSnial dieser Haltung treu blieb. Ganz anders aber war die Stimmung im Hause, da- am 24. September die Debatte begann. Hier war der Vorlage die große Mehrheit günstig, so daß BiSmarck unter lebhafter Zustimmung am 25,. September die Mahnung an das HanS richten konnte: „Die Vorlage weniger vom rechnungsmäßigen als vom politischen Stand puncte aufzufassen. Mit dieser Vorlage richtet die Regierung rn der Hauptsache die Frage an Sie, ob Sie Vertrauen zu der bl-heriaea Führung der auswärtigen Politik haben, ob Sie Zeugniß ablcgen wollen für den festen Entschluß de- preußischen Volke«, die Errungenschaften de« letzten Kriege» sesizuhalten und zu vertdeidigen, wenn e» notbwendig sein wirk." Am nämlichen Tage noch bewilligte da< Abgeordnetenhaus die Credit» mit 230 gegen 83 Stimmen; im Herrenbanse erfolgte sie einstimmig. Am 21. September vertagte sich dann das Abgeordnetenhaus auf 6 Wochen. Der gewaltige Umschwung der öffentlichen Stimmung, der sich in allen diesen Beschlüssen de« Abgeordnetenhauses kundgab, äußerte sich auch in be-rifterten Huldigungen für BiSmarck in Berlin selbst. So »ard ihm, Roon und Moltkr zu Ehren schon a« 18. August «in große» Festmahl im Kroll'schen Etabliffe- ment gegeben, wobei Bismarck einen Toast auf die Berliner ausbrachte. Und abermals jauchzte ganz Berlin dem großen Staatsmann in beller Begeisterung zu, als dieser am 20. Sep tember beim feierlichen Einzug der siegreichen Truppen in Berlin als Generalmajor und Chef des 7. schweren Land- wehrregimenlS neben Roon und Mollke unmittelbar vor rem Könige einderrilt. Der Eindruck der erbebenden Feier und der begeisterten Kundgebung aller Clasien der Be völkerung batte günstige Wirkung auch auf den GesundbeilS- zustand BiSmarck-, der seit dem >4. September so bedenklich geworden war, daß BiSmarck'S Betbeiligunz an den Feierlich keiten deS Einzugs noch am l9. September in Zweifel ge zogen wurde. DaS alte schmerzbafte neuralgische Fußleiden, das seinen Ursprung von jenem Iagdunfall in den schwedischen Wäldern berschrieb und BiSmarck dann in Petersburg l859 wieder befiel, war jetzt zurückgekebrt und durch die großen Anstrengungen der letzten Zeit wesentlich gesteigert worden. E« äußerte sich in bestigen Nervenschmerzen und allgemeiner Abspannung, zu deren Beseitigung nach Ausspruch der Aerzte eine längere Zeit der Rübe und Erholung dringend erforder lich war. In diesem Leiden bereitete aber nickt bloS Berlin dem gefeierten Staatsmanne stärkende und erhebende Huldigungen. Ebenso sehr fühlte sich der Leidende erquickt durch einen Brief und ein kleine- Packet, welche- ein edler und gottbegnadeter deutlchcr Dichter, ein Märtyrer deS deutschen EinbeitSdranges, Fritz Reuter, an Bismarck sandte. DaS Schreiben lautet: „ES treibt mich, Ew. Excellenz, als dem Manne, der die Träume meiner Jugend und die Hoffnungen deS gereiften Alters zur faßbaren und im Sonnenschein glänzenden Wabr- beit verwirklicht bat, ich meine die Einheit Deutschlands, meinen tiefgefühlten Dank zu sagen. Nicht Autoren-Eilelkeit, sondern nur der lebbafte Wunsch, für so viel schöne Realität, die Ew. Excellenz dem Vaterlande geschenkt haben, auch etwas Reale- zu bieten, veranlaßt mich, diesem Danke den Inhalt des beifolgenden Packeis bcizufügen. Möchten Ew. Excellenz diesen meinen etwa- zudringlichen Kindern ein bescheidenes Plätzchen in Jbrer Bibliothek gönnen, und möchten die Lummen Jungen im Stande sein, mit ibren tollen Sprüngen Sie aus Augenblicke die schweren Sorgen und barten Mühen Ihres Leben- vergessen zn lasten. Gott segne Sie sür Ihr Tbun I Sie haben sich medr Herzen gewonnen, al« Sie ahnen, z. B. auch da- Ihre« ergebensten vr. Fritz Reuter." BiSmarck antwortete am 17. September: „Euer Hoch- woblgeboren sage ich herzlichen Dank für die freundliche Sendung, mit welcher Sic Ihre inhaltsvolle Zuschrift be gleiteten. Als alte Freunde habe ick die Schaar Jbrer Kinder begrüßt und sic alle millkommengebeißen. die in frischen, mir heimaihlich vertrauten Klängen von unsere- Volkes Herz schlag Kunde geben. Nock ist, was die Jugend erhoffte, nicht Wirklichkeit geworden; mit der Gegenwart aber versöhnt e-, wenn der au-erwäblte Volk-dichter in ibr die Zukunft ge sichert vorschaut, der er Freiheit und Leben zu opfern siel- bereit war. v. BiSmarck." Trotz deS ärztlichen RatbcS wollte BiSmarck nicht eber Urlaub nehmen und Berlin verlassen, als bis auch der letzte FriedenSschluß, der mit Sachsen, geglückt wäre. Mit der Regentin Karoline von Reuß ä L. und mit dem Herzog Erich Freund von Meiningen batte BiSmarck nämlich kürzeren Proceß gemacht. Denn als Karoline noch um Mitte August ibren Frieden mit Preußen nicht geschlossen hatte und den Beitritt zum norddeutschen Bund weigerte, ließ Bismarck ihre Neichsbauptstadt Greiz mit einer HeereSmacbt von zwei Compagnien Infanterie besetzen. Diese Last vermochte selbst die Standhaftigkeit Karolinen- nur einen Monat lang zu tragen. Dann trat sie in den norddeutschen Bund und zahlte lOOOOO Tbaler an die preußische Invalidencassc. Ebensolange etwa sträubte sich der alte Herr von Meiningen (der Vater deS jetzigen Herzogs) gegen die Zumutbung, die ibm Bismarck schon von NikolSbura a»S batte zukommen lasten: durch Thronentsagung dem Lande bessere Friedens bedingungen zu verschaffen. Auch hier mußte erst militairische Execution angewendct werden. Der neue Herzog Georg, der sich „sehr correct" gegen Preußen benommen hatte, brauchte nur dem Norddeutschen Bund beizutreten und den Vertrag anzu erkennen, den Preußen wegen Abtretung deS PostwesenS mit Tburn und Taxis geschlossen batte. Mit den Sachsen, Frbrn. v. Friesen und Gras Hohentbal, konnte und wollte BiSmarck die Verhandlungen erst nach Abschluß de« Prager Frieden-beginnen, um jede Einmischung Oesterreichs zu deren Gunsten abzuweiscn... Am 26. September reiste BiSmarck zur Heilung seine- Nervenleidens von Berlin über Anklam nach Karlsburg, der Besitzung des Grafen BiSmarck-Bohlen, wohin ihm die Ge mahlin mit den Kindern am 29. folgte. Am 2. October erschien SanitälSrath vr. Struck au- Berlin in KarlSburg und empsabl dem leidenden Minister, längeren Auscntbalt in PutbuS auf Rügen zu nebmen. Am 6. October trat Bis marck in Begleitung der Seinen die Reise dorthin über Stralsund an und ühernacktete im Hotel du Nord i» PutbuS. Der dortige Gesangverein brachte ibm ein Ständchen. In der Nacht aber erkrankte er an heftigem Magenkrampf. Am solgenden Tag bezog er die ihm zur Verfügung gestellte Sommerwobnung deS Fürsten zu PutbuS und verweilte bier bis zum l. December. Der Herbst deS JahrcS 1866 war von seltener Schönbeit, Trockenheit und Wärme, und BiSmarii kehrte sichtlich gestärkt und gekräftigt am l. December nach Berlin zurück. Als er nach der langen Abwesenheit am 22. De cember zum ersten Male wieder im Herrenbanse erschien, unter brach Graf Ritlberg die eben begonnene Rede, alle Mitglieder erbeben sich von den Sitzen und der Präsident Graf Stob berg sprach: „Meine Herren! Wie Cie fehen, babrn wir den Vorzug, den verehrten Herrn Ministerpräsidenten nach längerem Unwoblsrin in unserem Hause zu seden. Ich brauche Sie nicht auszufordrrn, ibn durch Erheben von den Sitzen zu begrüßen, da wir Alle dasselbe Gesübl der Freude «heilen daß dieser preußische Staatsmann mit altem Mutbe und frischer Kraft seine Dienste unserem königlichen Herrn, den preußischen und deutschen Landen wieder widmen kann. BiSmarck erwiderte: „Ich sage dem Herrn Präsidenten und dem hoben Hause meinen bcrzlicksten Dank und hoffe, daß wir wie bisher mit einander dem Könige so treu dienen werden, wie der Herr Präsident die» eben bezeichnet hat Den Erfolg kann nur Gott geben, er wird dem redlichen Streben nicht fehlen." Wenige Monate später tagte in den selben Räumen der constituirenbe norddeutsche Reichstag. Deutsches Reich. tt Berlin, 16. December. Nachdem nunmehr dem BundeS- rathe die letzte Reibe der aus Grund de- ß 1056 der Ge werbeordnung sür die SonnlagSrube in Industrie und Handwerk zu treffenden Ausnahmebestimmungen zugegangen ist, ist eS von Interesse, einen Ueberblick Uber die sämmtlichen in der SonntagSrudesragr dem BundeSralbc vorliegenden Ent würfe zu gewinnen. Nach den letzteren werden mit Ausnahme- beslmimungeii folgende GewerbSzweige bedacht werden: die Montanindustrie, die Glashütten, Kalk- und GipSdrenncreien, Cementfabrlken, Porzellanknopssabrikcn, die Emaillirwerke, die Anlagen zur Entzinnung von Weißblech auf elektrolytischem Wege, die Fabriken sür elektrische Maschinen und Apparate, die verschiedensten Unlerabtheilungen der chemischen In dustrie, die Slearinfabriken, die BraiinkohlenIbeer-DestillationS- anstalten, die Palmkernölfabrilen, die Petroleumrasfincrien, die Anlagen zur Entfettung vo» Knochen, Leimsabriken, Samen- klenganstalten, WachSdlcickereicn. Zellstoffsabriken, Papier- unv Pappensabriken, Lederfabriken, Nobzuckcrfabriken, Zucker» rasfinerien, MclasseentzuckcrungSanstalten. Cichoricn-Darrcn, SpirituSrassinerien, Brauereien, sowie Anlagen zur Her stellung von Cbocoladen- und Zuckerwaaren, Honigkuchen und Bi-cuit. Zu diesen vom BundeSrath zu erlassenden Ausnahmebestimmungen werden sich für die Gewerbe, deren vollständige oder tbeilweise Ausübung an Sonn-und Festlagen zur Befriedigung täglicher oder an diesen Tagen besonder« dervortretender Bedürfnisse der Bevölkerung erforderlich ist, sowie für Betriebe, welche ausschließlich oder vorwiegend mit durch Wind oder unregelmäßige Wasserkraft be wegten Triebwerken arbeiten, solche der höheren Verwaltungs behörden geselle». In letzterer Beziehung wird cs sich namentlich um Bäckereien, Schlächtereien und da- Müblen aewerbe u. s. w. bandeln. Tie Zahl der inS Auge gefaßten Ausnahmen ist jedenfalls eine ziemlich beträchtliche. Im Uedrigcn darf nicht vergessen werden, daß da« Gesetz sür besonder« dringende EinzelsäUe auch Ausnabmebewilligungen seilen« der unteren Verwaltungsbehörde vorgesehen hat. * Berlin, l6. December. In seiner „Programmrede" bat der Reichskanzler Fürst Hohenlohe n. A gesagt: „Die seit Jahren angebabnlcn Maßnahmen zum Wohl der arbei renden Clafsen und zur Abwendung der Gesadreu, welche dem Lebe» und der Gesundheit der Arbeiter in den größeren Betrieben drohen, bedürfen einer Erwägung, bei welcher der GestcdtSpunct der Schonung der Concurrenzsähigkeit unserer Industrie iu> eigenen Interesse der Arbeiter nicht außer Acht gelassen werden bars." Diese Aeußerunz wird in den Kreisen unserer Industriellen mit Freuden begrüßt werden Wie die Stimmung in diesen Kreisen jetzt ist, lebrl die Papier-Zeitung", die auS der „Times" den „Stoß- euszer eine- englischen Capitalisten" mit dem Zusatze abdruckl, daß dieser Notdschrei Wort sür Wort aus deutsche Berbältnissc paffe, wenn man statt „Trade Unions „Ardeiterschutzgesetze" sagt. Der „Stoßseufzer" lautet: „Ich hin Caxitalist und habe in einem unserer bedeutendsten Industricbezirke medr al- 30 Jahre gewirkt. In den ersten 20 Jahren konnten Neubauten in der Fabrik auS den Erträgen de« Geschäft- beslrillen werden, und somit war eine allmähliche Erweiterung der ganzen Anlage möglich Jedes der letzten 10 Jahre brachte jedoch schlechtere Ergebnisse, und deute ist nicht nur kein Verdienst mehr vorhanden, sondern sogar ein allmählicher Rückgang de» Capital». Zu gleicher Zeit breitet sich meine Geschäfts bräuche in allen Theilen der Welt auS und trägt in allen Ländern, ausgenommen in England, lO—30 Procent Nutzen. WaS die Aussicht sür die Zukunft betrisst, so sehe ich die offen ausgesprochene Absicht der Arbeitrrbevölkerung, jeden Pjennig Verdienst von mir zu erpressen, und von Seiten der Regierung jedes Jahr döbere Steuerlasten. E« ist mir ganz klar, daß England kein Platz mehr für da- Capital ist und daß e« heutzuiage mit Strafe belegt wird, sparsam und fleißig zu sein. Je eher also die Capitalisten die Lage der Tinge er kennen iind ihre Maßregeln danach ergreisea, um so besser für sie. Bei diesen Aussichten wirtb>chasie ich allmählich meine Anlage berunler, und ich kenne Viele, die es ebenso machen. Wenn die arbeitenden Clafsen sich der „gemästeten Capitalisten" entledigt haben werden und die Regierung die Arbeit- losen auf dem Halse haben wird, ohne Einkommen steuer und andere Abgaben zu erhalten, wird es sich, wie einst bei den Israeliten, zeigen, wie schwer es ist „Ziegel ohne Stroh" zu machen. Es ist Thatsachr, daß in den letzten 4 Jahren viele unserer größten Maschinenfabriken drei mal so viel Maschinen sür da- Ausland gebaut haben, als sür da- Inland, und einige dieser Maschinenbauer übeisieteln nun mit ibren Fabriken in fremde Länder. DaS Capital muß seine Rente haben, und wenn meine Ansicht richtig ist, daß eS jetzt keinen Ertrag weder in der Landwind chaft noch in der Industrie erzielt, so ist die Zeit nicht crn, wo da« Heer unserer Arbeitslosen nach Millionen ählen wird und unsere Industrien unwiederbringlich verloren ind. Regierung und Arbeiiervereinigungen (Trade Union«) cheinen miteinander zu wetteifern, wer von ihnen zuerst da« Capital au- dem Lande treiben wird. Mi« dem Capital werden Die geben, welche mehr als alle Andern zu dem Wohlstände England- beigetragrn haben, — ich meine di« Sparsamen und Fleißigen aller Stände. Geld ist äugen dlicklich sehr billig, wo die Sicherheit unzweifelhaft ist, aber die- kommt von der allgemeinen Abneigung, eS da anzulcgen, wo man auf die Verwendung von Arbeitern angewiesen ist ES wird allmählich in fremde Länder gehen in dem Maße, wie die Capitalisten von bier vertrieben werden, und wir werden, wenn eS so fortgeht, Kalo eine Zeit theuren und knappen Geldes und traurigen Elend« bekommen." * Berlin, 16. December. Wir tbriltrn dieser Tage eine Berliner Zuschrift der „Köln VolkSztg." mit, in der auf die Spannung zwischen Berlin und Stuttgart hin gewiesen und betont wurde, daß diese Spannung mit der Person de- Reichskanzler- nichts zu lbnn habe, es sich viel mehr um eine „Lockerung der Beziehungen zwischen den Souveränen handele, die anläßlich einer Meinung- Verschiedenheit über militairische Fragen bei den letzten Kaiser Manövern entstanden ist." Der Stuttgarter „Beob." bemerkt hierzu, die „Köln. BolkSztg." rrräble nur, wa« in Stuttgart die Spatzen von Len Dächern Pfeifen, und fährt dann fort: „UebrigenS muß betont werden, daß die überwiegend« Mehrzahl de« württemberglichen Volke- die heutigen Verhältnisse der Höse zu einander viel lieber sieht o>S die früheren. Man war unter der Regierung König Karl's daran gewöhnt, daß Württemberg und sein Hos die Pflichten gegenüber dem Reich gewissenhaft und treu er- stillte»; eine zu große Annäherung aber an Berlin und »ine Freundjchaft, die sür stückweise- Aufgeben der Rejervat- rechte bereit gewesen wäre, waren niemals nach dem Geichmack des wiirtleniberaischen BolksslammeS. Und darum ist inan mit der seit September eingetretenen Zurück haltung des Stuttgarter Hajes, die mit einer größeren Selbstständigkeit gepaart ist, v o I l st ä n d t g einverstanden. UebrigenS wird »eben den Vorkommnissen auf den preußischen Maiiövergefüdkn auch der bekannten Gesinnung der Königin einigermaßen ein Einfluß aus die derzeitige reservirtere Haltung dem Berliner Hose gegenüber zugeschrieben. Eine in Stuttaarlcr Kreisen überall erzählte Geschichte wird hierüber einigen Auilchluß geben können. Ein höherer schwäbischer Beamter war nach Antritt seiner neuen Stellung zur Audienz zur Königin besohlen worden. Diese fragte ihn, ob er längere Zeit auch schon außerhalb Württem bergs dienstliche Verwendung gesunden babe Der Beamte nannte eine beträchtliche Anzahl von Jahren. „Da freut es mich, äußerte lebhaft die Königin, daß Sie Ihre Muttersprache beibcbalten haben. Heuftulage meinen die jungen Lieutenants, die aus rin paar Monate nach Berlin commaiidirt werden, sie müssen nach ihrer Rückkehr in die Heimath berlinerischer reden als die Berliner leider . . ." Bei dem auch am Stuttgarter Hose mit der Zeit fast ausschließlich zur Geltung gekommenen Berliner Jargon dal diejeS Wort der Königin den freudigste» Wiederhol! in der Bevölkerung gesunden und das um so mehr, da sie selbst keine Schwäbin oder Süddeulsche ist. UebrigenS macht man in den hiesigen Hoikreiscn kein Gedeimniß mehr daraus, daß der preußische Grnerallieutenant v. Lindequist, der als treibende Krast bei jene» vorjährigen Ver änderungen aus dem Gebiete der Militairconvention betrachtet wird, nach der Entwickelung, den diese Vorgänge genommen haben, nichts weniger mehr als die Gunst deS Stuttgarter Hose- besitzt. Er wird deSdatb in nicht zu ferner Zeit Württemberg verlassen, und man wünscht ihm hier sogar von Herzen, daß es ihm zum Lommando eines preußischen Armeecorps reiche." — Zur Neujahr-gratulation beim Kaiser werden in den letzten Tagen des December sämmtiiche commandirente Generale in Berlin eintreffcn, nur das t. bayerische Armee corps (commandircnder General Prinz Arnuls von Bayern) dürste durch den ältesten Tivisionair tcS Armeecorps vcr treten sein. — Tie „Kreuzzeiliing" bestätigt die Nachricht, daß der Reichskanzler Für» Hohenlohe dem Fürsten BiSmarck einen Besuch abzustatlen gedenke, n»l dem Hinzusügen, daß dieser Besuch nach der Uebersiedclung deS Fürsten Bismarck nach FriedrickSruh slattfinden werde. — In einer Plauderei über die innere Einrichtung deS neuen Reichstag-Hause- schreibt ein Correspo»ke»t der Köln. VolkSztg": „Man könnte fragen, warum der Sitz deS Reichskanzlers nicht vor den Sitzen der übrigen Bundesralksmilglieder aus gezeichnet ist. Als jüngst bieft Frage besprochen wurde, konnte eine kleine, aber bezeichnende Begebendeil mltgethrilt werden: Eines Tages südrte Herr v. B ö t t t ch e r Bekannte von hohem Rang in seiner Eigenschaft als Präsident der Reichsiags-Bau- commission durch den neuen Reichstag und auch in den Sitzungs saal. Es war am 23. October d. I. Man fragte ibn nach dem Sitze des Reicbskanzlers. Er zeigte ihn mit den Worten: „Das hier ist sein Platz; er sitzt jetzt fester darauf, wir je." Drei C ' Tage später hatte Gras Eaprivi seinen Abschied." — Der Reichstag bat gestern bekanntlich mit 168 gegen 58 Stimmen den Antrag der Staatsanwaltschaft auf Genehmigung der Strafverfolgung gegen den Abgeord neten Liebknecht abgelehnt und dagegen mit allen Stimmen gegen die der Freisinnigen und Socialdemokraten die Resolution angenommen, welche eine Verschärfung der Geschäftsordnung sür dringlich erklärt. Dazu be merken die ,^B«rl. N. Nachr": „Die Regierung verhielt sich i» der Vertheidigung der von An fang an verlorenen Position lediglich defensiv; das Debüt des MinisierS von Köller, welcher weiter auszugreisen versuchte, verlief selbst nach Ansicht seiner engeren politischen Freunde wenig glücklich. Aus den vom Bundesralbstisch abgegebenen Er klärungen, auch der des preußischen Justizminislers, erhellt, daß die Regierung aus hem Standpunct steht, die Straf verfolgung nach Schluß der Reichstag-session auszunehmen. Wir würden daS bedauern. Wir stehen vielmehr auf hem StaiiL- puncie de- Herrn von Bennigsen, daß der Reichstag sich ei bst Helsen muß und daß ein Eingreifen der Staatsgewait in die Verhandlungen des Hauses und in Vorgänge bei demselben, die einen ausgel'prochcn politischen Charakter tragen, so bedauerlich sie an sich auch sein mögen, dem Geiste der Reichsverfassung nicht entspricht. Wohl kann zugegeben werden, daß bei der Errichtung der Ver fassung an Vorgänge solcher Natur nicht gedacht worden ist und auch nicht gedacht werden konnte; vielleicht hätte man sonst die betreffenden Artikel ander« gesaßi. In der Natur der social- demokratischen Reden wird es immer liegen, daß sie oft hart an das Gebiet der Majestätsdeleidigung streifen; aber selbst wenn solche in Reden direct verübt wird, bleibt sie straffrei, während eine stumme Demonstration strafbar werden soll. Dergleichen wirkt verwirrend auf das Rechts bewußlsein de« Volkes und es will u»S mit der gelammten Stellung einer Volksvertretung nicht vereinbar erscheinen, daß ihre Sitzungen nachttäglich von der Staatsanwaltschaft aus derartige Vergehen hin gesiebt werden. Wir hoffen, daß der Reichstag alsbald eine straffere DiSciplinargewalt seines Präsidenten herbeisühren und die Regierung dann von dem weiteren Verfolgen eines Weges Abstand nehmen wird. — Ter deutsch-englische Vertrag über die Aus lieferung der Verbrecher zwischen den deutschen Schutz gebieten, sowie anderen von Deutschland abl>ängigcn Gebieten und den Gebieten Englands wird im „Reichsgesetzblalt' veröffentlicht. — Der Generalsynodal-Borftand soll, der „Kren; zeitnng" zusolae, in naher Zeit, etwa im Januar, einberiifen werden, um sich u. A mit den Vorträgen zu beschäftigen, welche die Professoren Mein hold und Grave in Bonn in den Feriencursen daselbst gehalten haben. — Die evangelische Jerusalem-Stiftung wird Mitte Januar hier eine Sitzung abbalten, zu der auch Vertreter de« Berliner Jerusalem Verein» und reS svrischen Waisen Hause- zugezogen werden. Ibr Zweck ist, sich im Allgemeinen zu verständigen, damit man in den Plänen in Bezug aus Palästina nicht zu weit auseinandergehe oder gar sich ent- gegenarbeite. — Prinz Albert von Sachsen-Altenburg wird in Liesen Tagen in Berlin zurückerwartet. — Ter Erbprinz Ernst zu Hohenlohe-Langenbustg, bisher Legationssecretair bei der taiserlichen Botschaft in London,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite