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02-Abendausgabe Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1894
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-18941222022
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-1894122202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-1894122202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
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Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-22
- Monat1894-12
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Vezugs-PretS tzee tzeuptelpedittoa oder de» uv ktadS- t«kr e»d den Vororte» errichtete» «u«. «Leftelli» »tgeholt: viertrljcchrt ich 4.20, bei m-twaliaer täglicher gastell»», tr.« tz«g » üchO D»rch die Bost bezogen für Lentschlluid o»d Oesterreich: vtertrstthrlich a k.—. Direkt» täglich« Krenzbandlendnag i»D >»1Ia»h: monatlich ^4 VLÜ. D«, «or^»M»»g»b« «rschei-1 täglich '/,? Uhr, hi» Udurd-Lntgad« Wochestag» 2 Uhr. ArdilLtio, »vH Lr»eM>»: Johannes,affe 8. chieLrveditio» tftvochentaas »»»»terbroch«» ,Mut «m fräh 8 bi» «benbs 2 Uhr. Filiale»: W1» «e»»'« Sortt». («tfre» Uuiversltättstrab, 1, L«>i» Ltsche. ß^herteenstr. 14, Part, und lkönigSplatz 7» Abend-Ausgabe. Anzeiger. Organ fnr Politik, Localgeschichte, Handels- »nd Geschäftsverkehr. Anzeigen.Pret» die «gespaltme Petitzeile «0 Pstz. »eclamea unter de« Redactionsftrich (««>» spalten) 20 vor den Familirnaachricha» («gespalten) 40>4. «röstere Schritte» laut unserem WM- «erteichnch. Labellarischer und Zisirrnjatz »ach höherem Laris. Eptra-Beilagen (gesalzt), »ur «tt de« Morgen - Ausgabe, ohne PoftbrsSrder»», >4 60.—, mit Postdrsorderuag ^l A>.—. ^nnahmelchlub für Aazeize»: Lbend-Au-gabe: vonntttag» 10 Uhr- Mo rge n-Ausgad«: -iachmitlag» 4lwe. Soun- and Festtag« früh ' ,S Uhr. Vet den Filialen und «anadmestellr» je «t»a halbe Swud« früher. knzetgra sind stet« au dt» Gppehttton zu richte». Druck und Verlag von E. Holz t» Leipzig Tonnabend den 22. Dccember 1894. 88. Jahrgang. Zur gefälligen Leachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 23. Dccember, Bormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeiUtlon ü«8 I^eiprixer polittsche Tagesschau. * Leipzig, 22. Dccember. Der Gesetzentwurf wegen anderweitrr Ordnung drs AetchSftnanjwese»« befindet sich jetzt im BundeSrath und wird also Wohl, nebst der Tabakslcuervorlage, den, Reichstag alsbald zugehen. Daß aus den Finanzresorm- plan nicht verzichtet wurde, stand längst fest. Zur vollen Durchsiihrung in dem beabsichtigten Umfange, mit lieber« Weisungen an die Bundesstaaten über die Matricular- deiträge hinaus, werden freilich auch im Fall der Bewilligung der Tabaksteuervorlage die nölhigcn Mittel nicht verbanden sein. Man wird vorläufig zufrieden sein müssen, wenn Uebcr- wcisungen und Matricularbciträge sich wenigstens decke» und damit daS Reich in seinen Finanzen thatsächlich aus eigene Füße gestellt wird. Zweifellos trifft der „Hamb. Corr." daS Richtige, wenn er glaubt, der dem BundcSrathe jetzt vor liegende Entwurf bestimme im Wesentlichen Folgendes: „Stad dieAuSgaben de« Reichs höherals die Einnahmen, so soll der Reichstag sich verpflichten, de» überschießenden Be trog durch Erhöhung der Reichs st euer» zu beschossen, sind sie niedriger, so wandert der Ueberjchuß in einen Fonds, bis dessen Inhalt eine gewisse Höhe erreicht hat. Darüber hinaus wer- den die Ueberjchüsse zur Schuldentilgung verwendet, wenn der Reichstag nicht dringende Ausgabe» entdeckt, die der Bundesrath nicht gekannt hat. Tritt aber im Lause des Etats eine Verminderung der Einnahmen (gegen den Etatsvoranschlag) ein, so ist diese nicht durch Erhöhung der Matkicularbeiträge, sondern aus dem Fonds der Rcichsspar- cass» zu decken. Wenn auch die clausula Franckenstein der Form nach in Kraft bleibt, worüber der Reichsschatzsecrctair in seiner iktatsrede das Centrum zu bernhigen gesucht hat, so wird sie — wenigstens für die ü Jahre, die für den „Finanz-Automat" vor läufig vorgesehen sind — praktisch doch außer Wirksamkeit gesetzt: sie wird nichts Anderes sein, als ein Maßstab für die Berecb- nung der ans die Einzelstaaten entfallenden Eiunahmeerträgc." Ausgegcben wird und kann aber der Plan auch in seinen, weiteren Umfang nicht werden. Die wachsenden Bedürf nisse der Einzelslaalen und ihke Unfähigkeit, nach Verzicht au alle ergiebigen indirecten Steuern ;n Gunsten des Reichs aus eigener Kraft neue Einnabmen in genügendem Betrag zu beschaffen, machen aus die Dauer eine Erhöhung der Ueber- wcisungen unumgänglich notbwendig. Im Reich sind noch ergiebige Einabmequellen genug vorhanden, in den Einzel staaten sind sie gänzlich erschöpft. Darin liegt ein Zwang, dem sich aus die Dauer kein Reichstag wird entziehen können. Alljährlich wird von den verschiedensten Parteien ein ganzes Bündel von Slcuervorschlägen in Anregung gebracht, eS sind nur immer nicht die. welche die Regierung für zweckmäßig bält, und wenn man die Antragsteller beim Worte nehmen wollte, würden sie wahrscheinlich auch nickt mitmachen. Immerhin beweist die wahre Sammlung von Steuerprojecten, wie viele Einnahmequellen im Reich noch unauSgenützt vorhanden sind. ES ist auch eine ungerechte Behauptung, baß die indirecten Steuern in Deutschland bereits überangestrengt seien und unbillig auf den ärmeren VolkSclassen lasteten. Kein Staat in der ganzen Welt Kal sein Finanzwesen weniger ans die indirecten Abgaben gegründet, und dabei sind die unteren BolkSclassen im größeren Theile von Deutschland fast ganz von dirrctcn Steuern besreik. ElwaS müssen sie doch zu den AuS- . aben für öffentliche Zwecke aller Art. von denen sic größere Borthcilc als die oberen Stänke zu ziehen pflegen, beilragen, zumal wenn sie die gleichen politischen Rechte beanspruchen. Die „Köln. Ztg " macht darauf ausmerksam, daß in der ausländischen Presse wieder einmal die verschrobenste» Miltheilunge» über die innere deutsche Lage sicb finde» und daß selbst der „Temps", das sranzösische Regierungs organ, sich melden läßt, Fürst Hohenlohe habe das einzige Ziel, einen schweren Conslict zwischen dem Reichstag und den verbündeten Negierungen heraufzubeschörcn. DaS rbci- nische Blatt bemerkt dazu: „In Paris sollte man doch wenigstens den Fürsten Hohenlohe genügend kennen, um zu wissen, dag er nicht ei» Mann ist, der mit dem Kopse durch die Wand will oder der im Streit und im Hader das Ziel seiner Wünsche sieht, sondern daß er Alles auf biete» wird, mit thunlichstem Entgegenkommen und i» ruhiger sach licher Verhandlung vom Reichstag dasjenige bewilligt zu erhalten, was er zur Ersüllung der Ausgaben braucht, die ihm zunächst am Herzen liegen: jeder Conflict mit dem Reichslag wurde die Er- reichung dieses Zieles mindestens erschwere», wenn nicht ganz uu- möglich machen. Es gehört deshalb eine schon ungewöhnliche Unkenntniß der wirklichen Tdatjachen dazu, um glauben zu tön»«», daß die leitenden Kreise in Deutschland aus einen Conflict mit dem Reichstag binarbeiten." Die „Köln. Ztg." hätte hinzusügen können, daß alle diese Conflictsgerüchte aus „freisinnige" Eorrespöndeiiten zurückzu- sühren sind, die kein anderes Ziel kenne», als die Gefolgschaft des Herrn Enge» Richter rn vermehren. Aber gerate weil ein regierungsseitig berausbeschworener Conflict Wasser aus die Miiblc der Radikalen von links sein würde, wird Fürst Hobenlobe vor einem solche» Conslictc sich sorglich hüten. UeberdieS fehlt eS auch an Co»st>clS»iaterial. Nachdem der Reichstag die nationalliberalc Resolution aus Verstärkung der DiSciplinargewalt seines Präsidenten an genommen bat, würde die Regierung völlig wider ibr eigene- Interesse bandeln, wenn sic nach Schliff; der Session durch straf rechtliche VersolgungLicbknecht'SdieMöglichkeit hcransbeschworen wollte, entweder Herrn Liebknecht sreigesprochcn zu sehen, oder die Mchrbeit des ReickStagS i» Bezug aus die Inter pretation des Art. flO der Vcrsassung in Gegensatz zu dem richterliche» Erkennlniß zu bringen. Und was die „Um sturzvorlage" betrifft, so wird es immer wahrscheinlicher, daß auch sie die Handhabe zur Herbeifülnuiig eines CoufliclS nicht bietet. Der Ausschlag liegt bckaiiiitlich keim (5cul rum. Hat nun auch in dieser Partei die radicale „Weisheit", daß die Socialdemokratie in den letzten Jahren unter dem Einfluß der sreie» DiScussion weniger gefährlich geworden und im Ab sterben begriffen sei, noch Anhänger gehabt, so ist gerate das brutale Auftreten der Socialdemokraten in allerncueslcr Zeit sehr geeignet gewesen, diesen Wahn zu zerstöre». Damit soll freilich nickt gesagt sein, daß die iLhcorie der Nutzlosigkeit aller staatlichen Bekämpfung der Socialdemokratie im Centrum keinen Boden mehr hätte. Man wird kaum seht gebe» mit der Annahme, daß der „hervorragendste Socialpolitikcr" der Partei, Hitze, unentwegt bei derselben bcharrt. Aber auf die große Masse der Partei haben schon die belgischen Ersahrungen des letzten Herbstes einen tiefen Eindruck gemacht, so daß die Wahrnehmungen, zu welchen jetzt das Auftreten unserer eigenen Socialdemokratie Gelegenheit bot, aus einen wohtvorbereilcten Boden fielen. Die Abstimmung dcS Eentrums am letzten Sonnabend bewies, daß cs Werth daraus legte, gleich bei dem ersten sich bietenden Anlaß der socialrevolutionairen Bewegung gegenüber al- ein Bcstandtheil der die be stehende Ordnung vertbeidigenden Elemente zu erscheinen. I dcS wirtbschastlichcn Wohlstandes, die Valutareguliruwg — Auf diese Weise hat sich die Perspective einer aus den I die nur ein Wekerle so glücklich ins Werk zu setzen vermochte alte» Eartetparteien und dem Eentrunl bestehenden Majo-1 — und manches Andere danlt, aber eS hätte eS besser verstehen rilät gebildet, welche, trenn nickt Alles trügt, eine Lösung I müssen, im gegebenen Augenblicke Empfindungen an böchster der Umsturzgcsetzsrage ermöglichen wird. Freilich werben dis! Stelle zu schonen, die bis zu einen« gewisfen Grade wobl zn diesem Ziele noch manche Schwierigkeiten zu beseitige» I berechtigt waren. Ein Shstemwcchsel ist mit dem CabinetS- "" ... ' Wechsel nickt beabsichigt, weshalb sich auch in den liberalen Kreisen Ungarns eine größere Erregung nicht bemerkbar niackt. Selbst daS „Wiener Fremdenblatt", daS Orgcm des Grafen Kalnokn, der init der MinisterkrisiS in engsten Zu- sammcnbang gebracht wurde, siebt sich genöthigt, Befürchtungen nach dieser Richtung cntaegenzutreten. Für einen Ltffle,,,Wechsel, sagt sdos Blatt deS Wiener AuS- tein. Man tkut aber gut, die noch immer sehr absprechcntc EenlrumSpresse nicht mit der CentrumSpartei z» ver wechseln. Andererseits wird man gut lbun, die angeblich im conse rvativen Lager bestehende Absicht, au Stelle der Regierungsvorlage ein Ausnahmegesetz zu bean tragen, wodurch natürlich die enväbntc Majorität sofort gesprengt werden würde, nicht ernst zu nehmen. Ist auch die „Kieuzzeilung" ebenso conslietSlüster» wie die „Freisinnig-1 wäriigen Aiiiles, fehlen alle Voraussetzungen. Gäbe es eine Partei Ztg.", so ist doch das Blatt de« Herrn v. Hammer,lein nicht 1«» Ungar», di. derartige Veränderung h.rbnwuusch.n wüiwe ^ ^ ^ > sg wäre sie sicherlich so schwach, daß sie sich auch nicht kurze Zeit behaupten könnte. Der König Ungarn- sei »nverbrüchllch ver- sassungsireu, er würde keine Politik dulden, di« den parlamentarischen Bedingungen widerspräche. Tie Besürchtung einer durchgreifenden die conscrvalive Partei, die recht gut weiß, daß sic durch daS Dränge» »ach einem AuSnabmcgesetz in eine» Eonflict mit der Regierung känie, statt diese in eine Differenz mit den Miticlparleie» zu dringen. Es ist also eitet Geschwätz, was I Veränderung sei vollkommen gegenstandslos Zu wünschen wäre der auswärtigen Presse auszelischt wird. »ur, daß sich die liberale Partei, welche die stärksten Kräfte Ungarn« in sich vereinigt, fest zusammenschließe. Der Moiiarch muß ja selbst daS größte Interesse daran habe», daß die liberale Partei in ihrer jetzigen Stärke fort- bcstehi, denn sie bildet die sicherste Stütze deS Dualismus Der Sturz deS ungarische» Eabinels Wekerle ist jetzt Thalsache, denn die formeUe Ueberreichunz des im Princip »N.«' ,k»7mL. "m 1.»!- >>»„. m -u... ch-m :->>-» b-, eine Wahl zu treffe». Jetzt wirb auch kein Hehl mehr daraus gemacht, daß Weterle bereits vor der Sanction der kircbcn- politischen Gesetze regierungsmüde war, d. b. seitdem er erkannt batte, daß die unverhältnißmäßig lange Verzögerung der Sanctio» nickt ander«, denn als aus eine» Mangel au Ver trauen seitens der Krone dem Ministerium gegenüber gedeutet Werre» konnte. Wir haben schon wiederholt die Genesis der Krise, und wie der Gang der Dinge zeigt, richtig, geschildert, so daß wir u»S heule aus ei» kurzes Resume beschränken können. Zweifellos ist die Erschütterung dcS königlichen Ver trauens zur gegenwärtigen Regierung nicht aus die Abneigung des Monarchen gegen die kirchlichen Reformen, sondern daraus zurückzusübrcn, daß die Regierung zum Zweck der Stärkung ihrer parlamentarische» Macht sich zuweit mit den Radikalen der äußersten Linken eingelassen hat, welche man oben als gefährliche Revolution«»»- betrachtet. Tic Rolle, welche Koffutk der Jüngere im Lande bat spielen dürfe», die großartige Beerdigung Kofsuth'S des Vaters, die häufigen Strabenvemonstrationcii der radicalen Jugend gelten oben al« ebenso viele Sünde» dcS Eabinetö, welches, wie man sagt, nickt zur Genüge die Würde einer königlichen Regierung gewahrt habe. Wekerle und Hicronymi werden überdies in Wiener die Belämpsiing des bestehenden Dualismus geradezu zum Programm. Die Nationalpal tei keSGrascn Apponyi bekämpft die im Iabrc I8>',7 geschaffene ReichSversassung nicht der Form, aber dem Wese» »ach, sie bat, so weit ihre glücklicherweise schwachen Kräfte reichte», an der Einheit der Armee berciiS bedenklich gerüttelt, und dieser VeiHhilliigSpnnct mit der äußersten Linken allein bat eS ermöglicht, daß sie mit dieser gegen die ehrlich verfassungstreue» Regierungen so oft gemeinsame Tacke macken konnte. Die Dissidcnten-Gruppc dcS Grasen Szapary ist ei» Häuslein von Vereinzelten ohne Anhang im Lande. Sollte ci» l ick:er TchattirungSwecksel eintretc», so würde er »nr von vo>iibc>gcl'ender Bedeutung sein. ES heißt auch, eS solle ein Ministen»»! eingesetzt werten, dessen Mit glieder fick nach österreichischem und deutschem Muster als Beamte de» Krone auseben, nicht als Parlamentarier. Lb ein solcher Versuch in Ungarn auch »ur für kurze Zeit halt bar wäre, müßte sich freilich erst zeigen, wir glauben nicht daran. ES stellt sich immer mehr heraus, daß in dem Zoll krieg zwischen Frankreich und der 2chwrtz, den die fran zösischen Probibitionisten der Eidgenossenschaft ansgcnöthigt habe», crsiercS am Schlimmsten fährt. Die Aussichten eines Hoskreiscn als Marionetten Szilagyi'S (!) bezeichnet, dem man die I gütlichen EompromisseS schwinden alle Tage mehr. Je länger weitestgehenden, ja umstürzlcrischen Pläne zutranl. Ter König I der Zollkrieg dauert, desto mehr gewöhnt man sich in der wünscht vor Allem ein Eabinct der starken Hand, daS Lw Zügel I Schweiz an die neue Lage, lebt sich in die geänderten Vcr- ettvaS iirasicr anriebk. und dann ci» Eabinet ohne Sritaani I «iss. i,in?i» «n», ,'ck.ik»» ,'ick etwas straffer anzickt, und dann ein Eabinet ohne Szilagyi. Nach oben hin hat daS Eabinet Wekerle Widerstandskraft genug gezeigt, eS bat vor Allem, eine gewaltige That, die liberalen kirchlichen Resormgcsetze gegen die macht- und einflußreiche aristokratisch - klerikale Eoalition durchgesctzt. Nach unten verstand Wekerle nicht die gleiche Energie anzu wenden, obwohl sie in der Kossuth-Ängelegenheit gerade da geboten war. Darüber fällt das liberale Eabinet, und die Behauptung, der Kaiser wolle die zwei auSstehcnden, bättnissc hinein und schafft sich eine eigene Industrie. Diese letztere wiederum zieht neue Inlcressenkrcise um sich der und ist schon jetzt so stark, um auf Berücksichtigung ihrer Wünsche und Forderungen dringen zu können, falls etwa die kandelspolitische» AuSgleichsverhandlungen zwischen Bern und Paris in Fluß geriethen. Schon haben sich zahlreiche kleinere Industriezweige in der Schweiz angesiedelt, die ihren Nährboden biSber in Frankreich batten. Toiletteseiseiifabrikc», Webereien, Papier fabriken, Eonservensabriken haben sich etablirt und andere vom Oberhause noch nicht angenommenen Gesetze über die i GewerbSzweige sind im Entstehen begriffe». Alle diese In Religionsfreiheit mit die Iudenreccption nickt gencbmigen, I dustrieii sindc» ibr consumkrästigeS und consumbereiteSPublicum ist nur eine nebensächliche Erklärung für die Entlassung Wekerle'«. Wir sehen daS(Eabinet mit ausrichtigem Bedauern scheiden, denn eS hat sich um daS Land die größten Ver dienste erworben, daS ihm außer der Civilehe die Hebung schon vor. Sic suche» c« Lurch billigen Preis an sich zu ! fesseln, »nd sollte je daS alte Vcrhältniß zwischen Frank- reich und der Schweiz wieder Platz greifen, so werden die französischen Produccnten mit den sehr zu ihrem Nachthcilc Feuillrtsi«. Sein Erbe. 9> Eine Familiengeschichte. Bon M. von Buch. Nachdruck verdotiu. «Fortsetzung.) Er sieht in mir nur das Spielzeug für müßige Stunden, dachte Eharlotle verletzt, ehe sie erwiderte: „Du mußt bedenken wie entwöhnt ich bin, Dir Erbohlung zu gewähren, allzulang hast Du mir dazu keine Gelegen heit geboten." „Sei nicht so kindisch, Eharlotte, Du mußt die Sachen nicht ernster nehmen als sie gemeint sind", sagte er ärgerlich. Er fügte jedoch, sich beherrschend, hinzu: „Einziger Schatz, thu' mir nur den Gesallen und sei wieder gut, sicb. Du weißt gar nicht, wie sehr Dich mein Geburtstagsgeschenk über raschen wird." „Du schiltst mich kindisch", rief sie außer sich, „und doch behandelst Du mich wie ein Kind, Du beleidigst mich, und die Aussicht auf ein Geschenk soll mich trösten, wie — wie :nan ein Kind mit der Puppe tröstet. Wenn Du Erholung suchst, so fahre nach Wellstädt, gehe zu Brandow und Mell nitz, zu all denen, wo Du sie bisher gesucht und gefunden hast." Sie war schön, als sie ihm daS alle« in- Gesicht schleu derte, die Erregung blitzte in ihren Augen und bebte um die schöngeschwungenen Lippen. Er verwandte keinen Blick von ibr. „Bist Du nun fertig?" fragte er. „Ja, und wa» hast Du mir daraus zu entgegnen?" „Ich versichere Dich, Du bist viel schöner, wenn Du lächelst, «IS wenn Du schmollst", scherzte er. Schmollen nannte er ihre berechtigte Klage, er verstand sie nicht, er wollte nicht verstehen, was sie an ihm vermißte. Unter dem harten, lauten Klang seiner Stimme zuckte sie zu sammen, und sich von ihm wendend, schaute sie hinan«. Einzelne Regentropfen sprühte» gegen die Scheiben, in den Waflerpfützen aus dem Platz stiegen große Blasen aus, vom Dache deS gegenüberliegenden Flügels tropfte daS Wasser schwer und langsam hernieder. Ach. wie trübe schaute die Welt, wie grau, trübe und trostlos Ihre Erregung ließ »ach, sie glitt in einen Stuhl und bedeckte da- Gesicht mit her Hand. ,vi«h »ich an, Kind", bat Hollbracht, doch in seiner Stimme lag ein ungeduldiger, gereizter Klang. Er sprang aus und wollte ihr die Hand vom Gefickt ziehen, da merkte er, daß sie bitterlich weinte. Verstimmt hielt er innc, weil sie der harmlosen Sache solche Wendung gegeben. „Ebarlotte", sagte er nach einer Pause, „ich bin mir keine- Unrechts bewußt, höre aus. oder —" Sie schaute ihn lbränenüberströmt an. „Bist Du Dir keines Unrechts mir gegenüber bewußt, Karl? Wirklich nickt ? Siehst Du in mir denn etwas Anderes, als ein Spielzeug für Deine Launen?" Wieder Vorwürfe, stall Lächeln wieder Thränen! Ungeduldig stand er an der Thür und drückte auf die Klinke. „Ich will Dir nicht lästig fallen, Charlotte", sagte er, „den Ratb, den Du mir ertbeiltcst, werde ich indcß befolgen." Bald darauf vcrnabm man VaS Rollen eines Wagens. „Nach Wellstädt", rief Hollbracht dem Kutscher zu. ES war schon spät, als er in Wellstädt anlangte, doch im Gasthause war noch viel Verkehr. Brandow, einige GutSnachbarn und verschiedene Ofsiciere saßen in heiterster Stimmung beisammen, einer der Herren brachte eine Ebam- pagnerwette zum AuStrag, und als Hollbracht eintrat, wurde er mit Gesang und lauten Rufen empfangen. Brandow räumte ihm den Platz neben dem Gastgeber, einem jungen Ritt meister ein, bald stand ein schäumender Kelch vor ihm, und er that Bescheid, lachte und schwatzte ^ wie die andere» alle. Gottlob, hier wehte ein anderer Geist, als daheim. Du liebe Zeit, da« Leben ist zu kurz, um es sich auch noch unnütz zu erschweren. Nach einiger Zeit kam der Wirth herein, um zu melden, daß ein reitender Bote, den Hollbrachl nach der nächsten größeren Stadt geschickt, soeben auf dem Rückwege cingelroffen sei. Der Bote mußie einlreten und entnahm einer Ledertasche, die er wohlverwahrt aus der Brust getragen hatte, zwei Kästchen von gleicher Form und Faroe, die, wie unschwer zu eriennen war, auS einer Goldschmiedewerkstalt stammten. Hollbracht wollte sie unbesehen rinstecken, doch er wurde be stürmt, sie zu öffnen; wobl oder übel schlug er den Deckel de- einen Kästchen« aus. Ein Halsband auS Rubinen in wundervoller Goldfaffung wurde sichtbar. Aus die pur purnen Steine siel der Helle Lichtschein, und die bochgesaßten. aneinandergereiblen Glieder der Kette glühten aus dem milch weißen Seidenkiffcn de« Polster« roth — gleich BlulStropsen. Ein allgemeiner Rus der Bewunderung ging durch die Runde, und Hollbracht wurde genöthigt, nun auch da« andere Käst chen zu öffnen. Merkwürdig, er enthielt da« gleich« Hal«> band. Doch nein, diese Aehnlichkeit war nur scheinbar, beim genauen Betrachten überzeugte man sich, daß sie nur in der Form bestand, die Fassung war einfacher und leichter, als die der ersten Kette, auch die Rubinen waren durch mindcrwerthige Granaten ersetzt. „Was sollen die beiden?" wunderte sich Brandow. „Ich ließ mir einige Schmucksachen zur Ansicht senden und habe unglücklicher — oder soll ich sagen dummer? — Weise nur diese beiden erhalten. Nun. wenigstens fällt mir die Wahl nicht schwer", meinte Hollbracht und sah auf die Rubinen. „Sie wählen die erste Kette?" fragte der Rittmeister. „Natürlich, sie soll ein Geschenk für meine Frau sein." „Auch die andere ist so übel nicht, wenn man die erste Kette nicht dagegen hält", sagte Brandow, seine Aufmerksamkeit den Granaten zuwendend. „Meinen Sir? Nun, dieser Schmuck steht Ihnen zur Verfügung, Bester", sagte Hollbracht gelassen. „Mir thun Sic sogar einen Gesallen damit» weil mir die lästige Zurück sendung abgenommeii wird." „WaS wollen Sie unverbesserlicher, alter Junggeselle niit einem Frauenschmuck?" lachte ver Rittmeister. Brandow aber stellte ihn vor sich hin, zog ihn unent schlossen durch die Finger, und die kleinen, verschwommenen Aeuglein ruhten fast verliebt aus dem bunten Tand. Belustigt sab ihm Hollbracht zu. „Wenn Sir ibn wirk lich kaufen wollen, entscheiden Sie sich bald, morgen müßte sich mein Reitknecht sonst wieder auf den Weg machen." Brandow blinzelte unentschloffen zur Zimmerdecke binaus ; endlich brach er in die Worte au«: „Ecken Sir, Hollbrachl, Sie haben ein Interesse daran, daß ich ibn bebakte, ick ncbme ihn, jedoch unter einer Bedingung." „Und die wäre?" „Würfeln wir darum, wer ihn bezablen toll", sagte Brandow. „Die Herren hier sind gewiß so liebenswürdig, Zeugen de« Spiels zu sein." Hollbrachl stutzte zuerst, jedoch vom Wein erregt, ging er lachend aus den Vorschlag ein, und bald läge» die Würfel auf dem Tisch. Gespannt folgten die Herren dem Verlause dcS Spiels. „Dreimal kann Jeder sein Glück versuchen", sagte Brandow, den Becher schüttelnd. Er stülpte ihn um. „Sech- und sechs, zwölf", ries er, „nehmen Sie sich in Acht!" Hollbracht hatte schon beim ersten Wurf Unglück, von vorn bei ein war und blieb er im Nachtheil, er verlor, unk Brandow »ahm den Schmuck schmunzelnd an sich. Immer erregter, immer lustiger wurde die Stimmung, der Cbampagner that seine Schuidigkcit. Endlich begannen die Ofsiciere unter sich zu tanzen, und als da» nicht mehr auSrcichcnd war, mußte Rose kommen, die schöne, leichtsinnige Rose, die Tochter des Wirths, und dadurch erhielt plötzlich die Gesellschaft einen Charakter, der ihr bisher fremd ge wesen war. Hollbracht lehnte einsam an der Thür; da« Weinglas in der Hand, widmete er der Flasche mehr Aufmerksamkeit, als den. Treibe» um sich; aber Plötzlich betrachtete er an gelegentlich die schöne Rose. „Zum Donnerwetter! Was soll daS?" fragte er und hielt Brandow im Vorübergeken an. „WaS soll die Kette an Rose'S Hals?" „Sie steht ibr gut, bester Freund, meinen Sie nicht?" „Dummes Zeug, ich frage Sie, was eS bedeutet?" „Taö soll ich Ihnen auch »och großartig erklären?" lachte Brandow „Natürlich habe ich sie ihr geschenkt." „Sic hätten der Rose die Kette geschenkt?" „Nun ja. d. h., Sie haben sie bezahlt; billiger als ich kann man nicht gut Geschenke machen, das werden Sie zu- geben", kam die Antwort auS Brandow's Munde. „Tic barmlose Sache macht Ihnen doch keine Scrupel?" snbr er fort, Hollbracht'S mißmutbigeS Gefickt betrachtend. „Ich sinke übrigen«, Ihr Ehestand bekommt Ihnen nickt, früher waren Sic weit zugänglicher. Wissen Sie noch, welch' vergnügte Stunden wir »1 Ibrcr Iunggcseltenzcft verlebten, und entsinnen Sic sich noch de« Tages, da die schöne Charlotte ein Gegenstand unserer Wette wurde? lind wie glänzend haben >Lic die gewonnen »nd mit der Wette zugleich die schönste Fra»! Haka!" lachte er laut. Hollbrackt wandte sich ab, zum ersten Mal wurde ibm der Schwätzer »naugenebm. Noch ei» später Gast war derweil im WirtbSbauS eingekehrt, der im Nebenzimmer sein frugale« Abendbrod verzebrte, und dieser Gast war Engen von Schwechte». Da er mit Prinz H. in wenigen Wochen die geplante große Reise antreten sollte, wollte er sich vorher in Schwechtenkof verabschieden und batte eine« labmen Pferdes wegen Aufenthalt in Wellstädt nehmen müsse». Eugen hätte sich gern der lärmenden Gesellschaft entzogen, doch er wurde bemerkt und daher gezwungen, sich dem Kreise einzureihen. Sein ernsthafte« Gesicht wirkte jedoch plötzlich ernüchternd, man erinnerte sich jetzt, daß Mitternacht längst
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