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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1894
- Erscheinungsdatum
- 1894-12-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189412237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18941223
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18941223
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1894
- Monat1894-12
- Tag1894-12-23
- Monat1894-12
- Jahr1894
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.12.1894
- Autor
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Bezugs-Preis G h« Hoptixpedtttoa od« de» l« Stabt» b»»kt »ad dt» Vororte» «rrübtete» Aut- glldkiiellni abgeholt: vierteljährlich^4^0, k«i zweimalia« ttgltch« Zaftell»», tv« La»H LchL D»rch bi« Post bezogen für Leütjchlaid »d Oesterreich: viertel,»drlich X 4.—. Direct» »»glich« «r»»zbaadiead»»g t»S A>Sl«id: «oaatltch .et 7^0. Di« MorgevMutgab« «rschei-t täglich'/,7 Uhr. V, >t«,b»>»«t,b» UocheiUag» b Uhr. ReL«ctt«» »d Expedition; J»tze«»eSg«Gr 8. DieE^dttio» t^WocheMagSnnmlterbroch«» «d»d« 7ÜG. Filiale»: vtt« ««»»'s Lvrlt«. Olfre» -tt»V UitverfitätSftroh» t. Ls,»« Lßsche. E. tacherireastr. 14. Port. v»d RSaiglvlatz D UchMrIaMM Anzeiger. Organ f8r Politik, Localgcschichte, Handels- und Geschäftsverkehr. Anzeigen Preis die Sgespaliene Petitzeile 20 Pfg. ticclame» unter demRedactioasftrich (4gv» spalten) bü^z, vor de» FamUieaaachrichle» ikgeipalte») 40 >4- Arößer» Schriften laut unjerem Preis» »erzeichnib. Tabellarischer und Zifsrrnsstz nach höherem Tarif. Srtr«-Beilagen (gefalzt), »»» mit de» Morgen - Ausgabe, ohne Poftbesördernng ^4 60-, mit Postdrsürderung 70.—. Iinnatsmeschluß fir Anzeigen: Lbeud-Ausgab«: Vormittags 10 Uhr. Morgen-Ausgabe: Nachmittags 4 Uhr. Tonn- und Festtags früh '/,9 Uhr. Bei den Filialen und Annadmestellra je ein« halb« Stund» früher. Anzeigen sind stet« aa di» Gr-«»t»t«n zu richte». Druck und Verlag von E. Polz i» Leipzig ^ K54. Sonntag den 23. December 1894. 88. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Lekarinlmachung. Der Preis fllr den tu dea städtischen Gasanstalten erzeugten Koks beträgt frei Gasanstalt I und frei Gasanstalt U: für dea Hektoliter Sieinkohien-Grohkoks . . . 1 — /H, » » » zerkleinerten Steinkohlenkoks, sogenannten Meidingerkoks 1 » 05 » » » » Steinkodlea-Perlkok- . . . — - 80 « » » » Brauakohleatoks — - 50 » » - - Striakohlenkok-^Sru- . . . — « 25 - Der Preis bei der Abnahme größerer Mengen wird besonders vereinbart. Tie Marken zur Koks- und Grus-Entnahme sind gegen Baar- zahlung, soweit dir Borräthe an Koks rc. reichen, in de» Geschäfts stellen der Gasanstalten zu erhallen. Zur größeren Bequemlichkeit de- Publikums liefern die Gas- anstalleu den kok- auch in Leipzig frei inS Haus. Tie Kosten hierfür betragen bei jeder Art 15 ^ für den Hektoliter. Die Lieferung geschieht dann in plombirlen Säcken. Etwaige Bestellungen wolle man entweder mündlich oder durch die Post in den Geschäfts stelle» der Gasanstalten oder in der Rechnung-- und Lassenverwaltung der Gasanstalten, Kurprinzstraße 14, machen. Ferner haben wir folgende Sokr-Niederlage» errichten lassen: In Leipzig, Aleranderstrasze 15. bei Herrn knul Lern i/Fa. k. IV. 8vl>n»rro, » » Arndtftrahe IS, » » k. 8ol>mlckt, » » Vertmerstrahr 45 » » k. k. vcüburnt,, » - Batrischeftrahe 58 - - 6. 8elimlät, « » Vrandvanverkstr. 15, - » <?. 1'. Völimer, » » - 45, - - 4lbev1 Nildr, - » » 52, » . 41d. vodrltrael» Xaokt., - » vurgstratzr SV, - - H. 8ul>r, » - 1V, »»<.'. 8. 8cürell»«r, - » D«»idstraize S. - » IV. lloldlg. » » » 8, » » k. 4. Oilutber, - » Tisenerweg 1V, » »4. Orosuüunr, » » » » 2V, » » IV. Iiloeü«, - - Dufourftratzc SS, » - k. IVilK. IVllrälg, - - Eutritzscherftr. 1V, - - 4lder1 Dlilemo, - » ?värberstrahe 2—4» » » Vu»t.kil»!,lor>ebL - - vgtnftratze 11» » - N 8ol>lutlu«, » » kochstratzr IS» - » Lroat N«E, » » . 48, » » Llesturck Lersed, - » kiiriierstrade 28» » - k. k. li »kerburo, - » . S4. . . L. 8oiil1Il«r, » - Letzmanns-Garteu, -- - 4N»vr1 8eltmläi, - » Moltkestratze 21, - - Vuvar Veurge, » » - S8, » - H. Norxeostoro, » » » 4V, » Frau IViilioliuln« perw. kklltroer, » - Rürnbergerftr. 17, - Herrn k. Uiet»t«l>, - » Petrrssteinlvcg 2l, - «4. Ituaim, » » Müiiftädtersteinw.25 - » Karl LUppel, » - Mtttrrstratze 44, . - k. IV. 8eliut»etck, » » » 1», - » k. rrttraeiie, - » TiükiikkiiSoifsir. 2V, » » llvlorleli Luise, » » Lrrbiirgstvntze IN, » » Uerrm. 8eliu»t«i, » - Slhonienftraize 5» - » Larl Nleloe, kr. Lubr's 8,»etik.. » » Eteinftratzr 85» « - 5. krunre, - » Südftratze 24, - » 1'arl 1'l»el»«r, - - . 7v, - - L. I»orear, - - Wintmühlenwea 23, - » 0. Lltckvo«, » » »ettzerftratze 17. - - 4. tt. 8telodorn, » Leipitt»Anger -CrotlenSorf» «ellerhaujeuerftrabe 3, . - rrleckric», ller- ruunn liurue, » Leipzit-Connewitz. yornaische» ftratze, neben Restau ration Stadt Borna, . Herren Vtrleter L vieler, » « Vraiidstrake 32, - Herrn 4ugu,t Xoneü, - - - Am Vahnhaf» - - kra vurgtiuusen, » - dermannstrafzc 2V. . . I»uul, Küche, » » - ttarlftrahe 1V, - - k. L. IV»ür«, - » -Sutrttzsch, Masthos znm Anker, - » k. ?. vesdarnts, - - Teltlzscherstratze 45, - « 1'. Lurltr Llllller, » » Tnrnerftratze L, . . Orüder, » » Lurrstratze 5, - » 1VIlü«l,n Naoseli, » » Martenftratzr 5, - Herren Oebr. ONUg, . » -GohliS, Obere Blumen- slraße 108, - Herrn 0. I'rltr, - » »Arureudnit»» Larola. siraße 6, » Ouitae IVnltker, - v -Aenftaht» Gammel« bahnhoi, « - 4lder1 Lelwann, » » »PlaGMitz. Gleisftraße, - Herren Lerok. 1'ruoräeOo. » » » Nonnenstr. 17, - Herrn krlta Lllr^olk, » - «Neutnllz, Eilenburger- straße 21. Salomonstift - » 4Idin kubl«, - » «> Wilhelmstr.ll,» » Uerm. Lsuber, « » - Oststrage »0, » » L. vllb, - » rTchleuNtt» Kö ncriü« straße 85, » » Hermann Llecb- »elimiüt. » - »Thanherg» kirchweg 7, « . 4»» Leober, vtto kiecke u Xvedk., - » - Reiheahainerstr. 22, - - U. L. 8el>ttvbtlnx, » « » » « 88, » » Lmli 4vür, - » -volkmarSdorf, Elsen- bahnsir. 1l3, » » 4. 1l. Liiäler, » « » Louisenslr. 21, » , IVilüelm 8t»u«11«. « lilitz. bei Frau 1»ul»« 8ekml4t, - Ganizsch, Am Uahnhos, bei Herri, IVllli. Sieber, . Okljsch, Hauplsirane, bei Herrn IV. lieber, . - Millelstraße 37, bei Frau Sl. veredel. 8cstlaältr Auch an dieien siellen, an welchen her Kaks ebenfalls in hlombirtrn Säcken gehalten wird, kann die Eninat»»« der säinmilichen koksarlen zu den obendezeichneten Preisen geschehen. Leipzig, am 22. Teceinber >i<l>4. De« Math» regutatiBN zu de« Gasanstalten. Lekannlmachuilg, die Ausgabe neuer Zinsbogen für die Lchnldscheine der Leipziger Stadtaulrihe vom 2. Iannar 18S5 (Thrateranlethr) brticfse»». Die Ausgabe neuer Zinsbogen für die Schuldscheine der Anleihe der Stadl Leipzig vom 2. Januar 1865 (Thealcranleihe) findet gegen Rückgabe der adlauseaden Zinsleisten vom 15. dieses Monats an bei unserer Stadtcasse an den Wochentagen in der Zelt von d Uhr Vormittags bis 1 Uhr Mittags statt. Bei Einreichung der nach Littera und Nummernsolge geordneten Zinsleisten ist bei Posten dis 20 Stück ein dieiclbe Ordnung ein- hallenbts Verzeichnis beizusügen, wogegen bei einer größeren Anzahl von Zinsleisten zwei gleichlaulende Verzeichnisse beizugeben find. Formulare hierzu sind in unserer Stadicasse in Emvsaug zu nebmen. Autwürlige Belheiligie haben den Umlausch periönl ch oder durch Beausiragle zu besorge», da w>r aus Zusendung der Zinsbogen, so wie überhaupt auf daraus bezüglichen Schrittwechsel nicht eingehen können. Leipzig, den 8. December 1894. Drr Rath der Stadt Leipzig. E. Schulze 1)r. Georgi. Lrekaillltuiachullg. Wir bringen hiermit zur öffentlichen Kenntuiß, Laß die Markthalle 1) Sonntag, dea 23. d. Mts., von 11 Uhr Vormittag- bi- 7 Uhr Abends und 2) Montag. Len 24. d Mts. ununterbrochen von 7 Uhr Morgens bis S Uhr Abends sür den Marktverkehr geöffnet sein wird. Leipzig, am 20. Lecemder 1894. Der Math der Stadt Leipzig i. Sch I». 5715. vr. Georgi. -chulze Lekailntmachunq. Von dem am 15 vorige» Monais hier verstorbenen Privat, manne Herrn Sari tzfduard Julius Kirtzling ist zu Guuslea der Versorgten im Armenhause zu Leipzig ein Legat von Zweitausend Mark ausgeseht worden, welüics seitens de- Testamentsvollstrecker- Herrn Rechtsanwalt Juslizrath Julius Berger hier zur Auszahlung ge bracht worden ist. Mil herzlichstem Tanke gegen den Verewigten bringen wir die- hierdurch zur öffentlichen Kennlniß. Leipzig, den 20. December 1894. Der «utt der Stadt Leipzig. Armrnamt. 3t.-R. I4Ld. Henlschel. Dittmann. Lekanntmachung. Dt» öffentliche» Hkdammrn-PrüsungkU finden Sannadrn», den 2V.» nnd l Nachm. Montag, de» Sl. lrermder d. I. / von 5 Uhr im Auditorium der Universitäie-Flouenliiiiik, Trier-Jnslilul, statt. Leipzig, de» 21. Deeember 1894. Dt« Dtreetiou der K. Hebammen-Schuie. Prof. 1-r. Zwetsel. Auffordernng. Die am 11. Mal 1849 verstorbene Frau Emilie verw. GerichtS- dlrector Wlntler aeb. Poppig hat ln ihrem letzten Willen ein Ver» mächinlß von 4000 Tdlr. mit der Bestimmung gestiftet, Vast d>e Zlnsrn davon an unbemittelte Wittwrn zweier hirsig r Advoeate» oder ttzertchlsdirertoren je fünf Jahre lang aus gezahlt werden solle». Die eine Hälfte der Zinsen dieser Winkler-Peppig'schen Stiftung ist auf die fünf Jahre 1895 bis 1889 anderweit durch Le» Ber. fassungsautschuß des Sladiverordneleii-Lollegtums zu vergeben. Es ergeht daher an diejenigen Frauen, welche daraus Anspruch machen können und wollen, die Auftorderung, ihre Gesuche bi» zum 27. lereinber 1894 im Geschäftszimmer der Stadtverordneten, ttatharinenstraße Nr. I, 2 Treppen, anzubringen. am 17. December 1894. er vrrsaff»»gsaueich»sz der Stadtverordnete». l)r. Schill. Leipzig Die städtische Sparkasse beleiht Wrrthpapicre unter günstigen Bedingungen. Leipzig, den 10. Januar 1894. Dir Sparcasfen-repntation. vie letzte Woche vor Weihnachten hat noch nichts von der Ruhe und Friedfertigkeit, die dieser Fcstzeil eigenthümlich sein sollte, verspüren lassen. Man siebt sich in Deutschland unausgesetzt politisch i» Athcm gehalten und dies nicht Lurch große UuternebniunHcn, sondern durch Unregelmäßigkeiten »n Gange der «taatSmaschine. Neben den Acußerungcn ge steigerter Lebhaftigkeit, die häufiger als wüiilchenswerth be merkt werden, verrälh sich Lahmbeil in den staatlichen Bewegungen. Man hat den Eindruck, als ob einem inicr- miltirentcn Th-Uendrange das Gegentbeil von Tbalkrast zur Seite stände. Das vom RegierungSIisch gefallene „Wenn nicht, denn nickt" scheint dir überall befolgte Devise der unsere Politik Leitenden geworden zu sein. War es fatal, daß die Oefsenllickkeit annehmen durfte, um nicht zu lagen mußte, die Einbringung der Umsturzvorlage vor dem Elal sei beschlossen gewesen, schließlich aber nickt gewagt worden, so ist e» noch beklagenswertber, baß der Negierungsredncr, der jene Borlage zuerst vor dem Neichstage zu verlrelen balle, nicht fest genug inS volle Leben der Socialrevolutionairc ohne Unterschied der Schalt» ung griff, daß er sich aus die Geschichte berief, wo die Gegenwart eine erschreckende Fülle von Stützpunkten für den Plan einer gesetzlichen Bekämpfung der Umsturzbestrebungeii bot. Es ist eine Thalsache, daß man in wetten Kreisen des Bürgend»»»- die socialkeniotralische Unterwüblung nickt entfernt in ibrem vollen Umfange kennt; Lader auck die bei Wal len beobackicle gegenseitige Zerfleischung der bürgerlichen Parteien im An gesichte und zum Frommen des gkinenischaslliche» Feinte». Ans diese Kreise wäre eine Borfüdrung svc>alremokral>scher, erfolgreich der Erzeugung einer zu Gewolttbaligkeiie» geneigten Stimmung dienenderPreßleistungcn aus den letzten Wochen richtiger berechnet gewesen, als die Mittbeilnng älterer und selbst neuer Proclamalionen de- Anarchismus, also rer an ihren Tbalcn von Jerermann erkannten, überdies schwächeren und ungesabrlia-eren der beiden revoluiionairen Ni cklungen. WaS geschaffen werden soll, ist la allerdings neues gemeines Neckt, aber ne»eS gemeines Neckt im Hinblick baupiiäcklick aus die socialdcmokratilckePropaganra Ta» wird in re» Berbandlnngen schärfer bervorgeboden werden müssen, al» in der Einsüvrnngsreee gesckeben ist. Daß diese Brrbanrlungen b,S nach dem Feste verschoben werde» mußten, da> einen Theit ber Presse mächtig erregt. Wir haben unsere Auffassung schon dabin gekennzeichnet, raß dieser Fall von Beschtußunfäbiglert milder zu beurrdeilen sei, als die zahllosen, in früheren Sessionen^voranzcgaiigenen l Fälle. De» NcickSlagbleibt über den „silbernen Sonn tag" höchstens zusammen, wen» es eine wichtige Bcralbung zu beenden ;>lt; zur Eröffnung einer solcher in dieser Zeit war er auch in seine» Glanzzeiten nicht zu haben. Versäumt sind köchstens vier Tage worden, denn die Commissivnsberatbung bälte unter allen Umständen nicht vor dem WietcrzusaminenlriN nach Weihnachten beginnen können. Die Beschlußunsädigleit am 15. December war keine tendenziöse, wie schon die Leere ber conservativeii Bänke zeigte. Auch die anerkennenswerth großeAnzabl, in der sich die National liberalen eingesunden bauen — ihre Fraclio» war am stärksten vertreten —, wird nicht auf den besonderen Ebarakier der Tagesordnung zurück^ zusüdre» sein. Die Abgeordneten dieser Partei zeigen sich, wie sogar ein demokraliicke- Blatt anerkennt, regelmäßig Lurch fleißigen Bcsu ö der Sitzungen aus. Durch diese» Ver such einer Verlheidizuiig wollen wir nun jedock keineswegs der Verurlheilung enlgcgcntreleii, welche die Beschllißunfähigkeil des NeichSlags alö ckronische Krankheit bei dem letzten Anlaß abermals gefüllten hat. Tie dem Neichslag gewohnheits mäßig fern bleibenden Abgeordneten lade» eine fckwere Ver antwortung aus sich, nicht nur, indem sie die Geschäfte ver zögern, sondern mebr noch Lurch den Verlust an Autorität, den sie ber Volksvertretung in einer Zeit wachsender fetbst- berrlicker Neigungen zufügen. Eine gefeyliche oder geschäflv- vrdnungSlnäßige Beseitigung der Mißsiänbe wird früher oder Ipäler nicht zu umgeben je>n. Nur wird man Liese nicht aus dem Wege des Appells an taS Ehrgefühl, alio in Nngen, in der Veröffentlichung der Namen der unentschuldigt Fehlenden und tergl. suche» dürfen. In Len meisten Fällen sind die Wähler ohnehin schon unterrichtet, wenn ihr Abgeordneter seine Pflichten gröblich vernachlässigt. Wenn das Bedürft,iß der Scham vorhaneen wäre, an Gelegenheit, sich zu schämen, fehlt eS also schon jetzt nicht. Gehl man weiter und schasst die Möglichkeit, Le» Vertust des Mandats wegen fort gesetzter Nichterfüllung der Pflichten auszufprechen, so dürste die Aalst der molwirlen Urlaubsgefuche eine der jetzigen Absenz nabekcuimenbe Höhe erreichen. Eine Untersuchung der Be gründung zuzulasten, also Lchulgepslogeiiheitcn »» Parlamente einzuführen, ist selbstverständlich unmöglich. E- wird wohl nichts Andere- übrig bleiben, als der bekundeten Schwäche Nechnung zu tragen und die allzu hohe BeichtußsäbigkellS- ziffer herabzusetzcn, oder das Recht, die Beschlußfähigkeit an- zuzweifelii, weiche heute jedem einzelnen Abgeordnete» zuslehl, eiiiznfchränlen. Es ist nicht rühmlich, daß vor dem 25. Ge burtslage de« deutschen NctchSlagcö dieser Ausweg empfohlen wird, aber »olhnxncig. Die Unterhaltung über das Dieasteinkommen des Neichskanzlers, die eine recht lebhafte geworden ist, wird hoffentlich nicht fortgesetzt werten, nachdem in der Presse eure fellene Elmnülhigteil m der ^jurückweisung desGedantenö, diesen Gegenstand aus die Tagesordnung zu fetzen, hervorgetretc» ist. Die Bedürftiißfrage »st verneint worden und mußte es werden angesichts der Thatsachc, daß die Unzulänglichkeit de« Gehaltes unter zwei Kaiizlcrn nicht ossicieü behauptet worden ist. Und wer die Gewährung höherer Bezüge an sich für wünfchenswerlh und der Würde LeS Ncicheö entsprechender als de» gegenwärtigen Zustand anerkannte, hält nicht mit dem Urtbeile zurück, daß es tue wirthschaftlicken und socialen Ver hältnisse der Gegenwart als schweren politischen Fehler er scheinen lassen würden, wenn man ein absolut sehr Hobes Dienstcinkvminen eines Beamten verbessern wollte. Schon die pubttcistifckc Anregung war von Uebcl. Wir haben den >n englischer Sprache abgefahren Brief einer Freifrau von Nolhfchstd an den deutschen Kaiser und die Antwort mitgelheill, die der Monarch Lurch seinen Eabirieis- chrf rnheilcn ließ. Da die Briefschreiderin eine Frau ist. über die sich soeben das Grab gefckstossen hat, so glaubten wir von einer Beurtheilung ihre- Schritte« die eine abfällige hätte sein müssen, abfehen zu sollen. Das Schiciben des Herrn von Lucanus stellt übrigens bereits eine Kritik dar, welche die Berechtigung der Freifrau zu der ausgesprochenen Bitte in Zweifel zieht und da« von ihr der Gesamml- heit der deutsche» Juten, Herrn Singer inbegriffen, gespendete Lob „der neueste» und ergebensten Unterthaucn" keineswegs uneingeschränkt gelten läßt. Die „Frankfurter Zeitung" nennt diese Antwort bedeutsam und eine „große Genuglbuung" sür die Dame. Für die Freifrau von Rothschild mag sie das vielleicht gewesen sein, aber die Zufriedenheit de- Blattes ist erdeuchrlt zu dem Zwecke, die Mahnung, die in dem vom Kaijer anbefohlene» Schreiben liegt» zu eScamotiren. Wenn ber Allerhöchste Schutz „um so sicherer" ,n Aussicht steht, je mehr die Juden „bestrebt ftm werden", keiner anderen Elassi in Betbätigung wahren Patriotismus nachzusteben, — ft muß man sich in rer „Frankfurter Zeitung" unsicher sühlen Deutsches Reich. u Berlin. 22. December. Al» der Plan des Dort mund-Emsbasen-EanalS zur Erörterung gestellt wurde, war man zwar bald darüber einig, daß dieses Unternehmen nicht ein in sich abgeschlossenes Ganze bilden, sondern zu einer Rhein-Weser-Elbe-Lioie anszugestalten sei: ein Gedanke, welcher demnächst auch in dem Texte deS be treffenden Eaiialbauprojecis zum Ausdruck gelangt ist. In Bezug ans die zu wählende Linie aber gingen die Meinungen auseinander. Tie Mmellandlinie, welche jetzt regicrungS- seilig vorbereitet wird, fand damals auch an leitenden Stellen der Negieiung keinen Beisrll, vielmehr wurde einer Linie von der Ems nach der unteren Weser und der untere» Elbe ver Vorzug gegeben. Während aber nunmehr die letztgetackte Lime, foweii Preußen in Betracht kommt, zu Gunsten rer Miitellanrlinie bat zurücklreten muffen, scheint fick gleichwohl Aussicht zu eröffnen, daß wenigstens ka lbe,lstück derselben diS zur Unterweser in »aber Zen zur Au-führung gelangt. Oldenburg läßt sich lckunntlick seil einiger Zeit die Förderung seiner Wese,Häsen jebr angelegen sein. Dir Bedeutung, welche Norde,ibamm bereils für den Verkehr gewonnen, zeugt von dem Erfolge dieser Bemühungen. Neuerdings lieg« es in der ! Absicht, kiese Fürsorge auch aus die Verbesserung der B nnen- Ichiffsabrts-Zufubrwege zu erstrecken, um so den Weserbäsen ein erweiterte- Hinterland zu schaffen und sie zugleich für den V rkebr deö ganzen eigenen Landes noch ,n höherem Maße als bisher nutzbar zu machen. Dabei kommt in erster L,»w die Verbesserung der Sckifffabristraße der Hunte in Be tracht, an der die Stadt Oldenburg selbst liegt und die zwischen Vegesack und Brake in die untere Weser mündet. Die Hunte ist bereit- jetzt durch einen Eanal mit der EmS bei Leer verbunden, nnd eS würde nur darauf aiikommcn, die geplante Verbesserung diese« EanatS und der Hunte selbst in dem Maßstabe durckzusühren, daß die aus dem Dortmund-EmSbäfeneanal verkehrende» Fahr zeuge ibn benutzen können, um eine durchgehend leistungs fähige Wasserverbindung zwischen dem Rubrkohlenrevier und den Häsen an der unteren Weser herzustellen. Die Aus bildung der bestehenden Wasserverbindung zu einer solchen Wasserstraße, welche in der Hauptsache ein Unternehmen Oldenburgs sei» würde, steht gegenwärtig dort ernstlich und, oweit ersichtlich, mit Aussicht aus ein positives Ergedniß zur Erörterung. * Berti», 22. December. Der conservative „RcichSbote" at über Laö Vorgehe» deS StaatSanwaltS gegen Liebknecht die entgegengesetzte Ansicht wie die cvnservative Partei; er chrcibi nämlich u A.: „Tie Verletzung der Gesüblc Anderer durch eine passive Nichlbctbciligung an dem Ausdruck dieser Gefüble kan» schwerlich als ein vom Staatsanwalt zu verfolgendes Vergehen behandelt werden und eine DiSciplinar- vrtnuiiz deS Reichstag-, die verlest worden wäre, gicbt eS noch nicht; allein, wenn auch der Reichstag eine solche DiS- cipliiiarordnung macht» so wird er schwerlich hineinschrriben: Beim Hock auf den Kaiser müssen alle Abgeordneten auf- 'lebcn. WaS bleibt also für den Antrag des StaatSanwaltS noch übrig? Jeder, dem eS ernstbaft um die Bekämpfung der Socialdemokralic zu Ibun ist, kann eS nur lebhaft bedauern, daß eS so gekommen ist und die Socialtemokraten sich in die Fäuste lachen können. Wir fürchten aber, wen» die Staats anwaltschaft ihren Strafantrag an die Gerichte bringt, so wird sie, zumal angesichts der Entscheidung des Reichstags, nur eine weitereNietcrlage erleiden. Und das Alle- ist um so bedauerlicher, als eS sich dabei »m die Person des Kaiser- bandelt. Gerade bei Anklagen wegen MajestäiSbeleidizung sollte die Anklagebebörte recht vorsichtig und taktvoll sein; kenn nichts schadet dem Monarchen mehr als rin über großer Eifer im Erbeben von MajestälS- beleidigungSklagen. Ei» Monarch, der sich frei im Volke bewegt, der seine bohe Pflicht mit redlichem Eifer zum Wöhle deS Landes erfüllt, braucht nicht ängstlich zu sei» wegen der Kritik, die über ibn ergeht. Gerade Uber die Fürsten, die am meisten acliv in die Regierung rin greisen, ist die Kritik naturgemäß auch am lebhaftesten. Man denke nur an die Regierung Friedrichs des Großen; aber selbst die bekannten PaSguillc baden ihm nichts geschadet, und er konnte sic rukig niedriger hängen lassen. Je mehr man die ehrliche und ernste Kritik sich ungehindert bewegen läßt, beste weniger wird dieselbe in MajestälS- beleidigung auSarten; die letztere tritt aber ein, wenn die zurückgedrängte Kritik, wie ne eines freien und gebildeten Volke« würdig ist, sich in Aerger verbittert. Der beste Schutz derMajestät ist die sittliche Entrüstung deS Volkes über Majcstätsbeleidigungen und diese wird einem tüchtigen Fürsten, der redlich seine Pflicht erfüllt, in einem gesitteten Volke imnicr zur Seile sieben. Um so schwerer wird dann unter der Entrüstung der öffentlichen Meinung den Menschen, der au« Robbeit oder revolutionärer Verbitterung MajestälSbeleitungen begebt, die verdiente Strafe treffen. Gerate jetzt, wo man sich anschicki, den Umsturz- bestrebuiigen schärfer zn Leibe zu gehe», muffen wir davor warnen, bei diesem Kamps gegen den Umsturz zu sehr di« Person de- Monarchen in den Mittelpunet zu stellen". * Berlin, 22. December. Wenn auch bisher eine amt liche Bestätigung noch nickt vorliegt, so scheint eS doch sestznsteben, daß der russische Botschafter Graf Paul Schuwalow schon in nächster Zeit von hier abberufen nnd ziim General-Gouverneur von Warschau ernannt werden wird. Die Abberufung de« Grasen Schuwalow wird in unseren RegicrungSkreisen wie am hiesige» Hofe lebbast bedauert werden. Seit nahezu lO Jahren war er Botschafter in Berlin. Nach dem Tode deS Fürsten Orlow kam er im Mai t885 hierher; er war kein berufsmäßiger Diplomat, sondern hatte sich dem Heeresdienst gewidmet; schon mit 43 Jahren war er Ge»eral-L>e»te»ant, und al- Eommandeur der 2.Garde- Jnsanleriedivifio» trug er viel zur Zersprengung de« türkischen Heere« bei Philippopel bei. Er wurde später comankirendcr General des GardecorpS, bis eS 1885 gelang, ihn, den Bruder de« ausgezeichneten Botschafters Grasen Peter Sckmwalow. der b>S 1879 in London Botschafter war, sür die Berliner Botschaft zu gewinnen. Sein Tact, seine umfassenden Kenntnisse, seine liebenswürdigen Formen errangen ihm in der ReickSbailpI» statt schnell gioßes Vertrauen und warme« Entgegenkommen. Er war ein überzeugter FriedenSsreund, und wenn auch die Verkälinifse manchmal Verstimmungen Hervorriesen, >hm ist c« immer wieder gelungen, auSzuglcichen und Mißverständ nisse zn heben. Seine Erfolge gipfelte» in der Ibaikräsligen und glücklichen Bcibilse zur Aufdeckung der Fälschungen, deren Opfer der verstorbene Zar geworden war, und in dem Abschlüsse deS deutsch-russischen Handelsvertrages. AlS an jenem denkwürdigen 18. November 1857 Fürst Bismarck die bekannte Unterredung mit dem Zaren hatte, fuhr er unmittelbar nach derselben zum alten Kaiser, um ibm Bericht zu erstatten und gleichzeitig eine Auszeichnung sür den Grasen Schuwalow zu erbitten. Der Kaiser wählte den hoben Orden vom Schwarzen Adler und überreichte ihm die Insignien vor dem Festessen, das zu Ehren de« Zaren im königlichen Palais statlsank. Da« belondere Vertrauen, mit rem den Botschafter damals sowohl der Kaiser, als auch Fürst BiSmarck rbrle, ist ibm auch von dem jetzigen Kaiser und dem G>afc» Eaprivi, wie neuerdings vom Fürsten Hobenlobc, zu Tbeil geworden. Ter Kaiser bat ihm wiederholt und noch neuerdings bei erneuter Ueberreichung seines Beglaubigungs schreibens die csienkundigfien Beweise seines besonderen Ver trauen« und WoblwellenS gegeben; und wenn der Gras jetzt von diesem Posten scheidet, so kann er eS in dem Bcwnßiscin tbun, in fck'wieriger »jeil im Interesse de« europäischen Frieden« und znm Nutze» der beiden Nackbarreiche seine Ausgabe durch aus erfüllt zu haben. (Köln. Zig)
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